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Tageblatt für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstendrand, Mittewach, Ursprung, Kirchberg, MWmG Rüsdorf, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf rc. M,- - Der »Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger" erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bet steter Lieferung tns Haus Mk. 1LO, bei Abholung in den Geschäfts stellen Mk. 1.25, durch die Post bezogen (außer Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen n-hmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Laudbriefträgrr entgegen. A> etlage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das .Illustrierte Eonntagsblatt". — Anzeigengebühr für die «gespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15 Pfg.; im Reklameteil die Zeile 30 Pfg DK ^gespaltene Zeile im amtlichen Teil 50 Pfg. 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Der Chef des Admiralstabes: von Pohl. (W.T.B.) Berlin, 16. Dez. Nach englischen Meldungen sind in Hartlepool über 20 Personen getötet, 80 ver wundet und beträchtlicher Schaden angerichtet worden. Der Gasometer brennt. Die Beschießung der Festung Westhart lepool begann zwischen 8 und 9 Uhr früh. In Scarborough siud 2 Kirchen beschädigt und mehrere Dächer eingestürzt. In Whitby soll die historische Abtei teilweise zerstört sein. Die Bevölkerung flieht in das Innere des Landes. Hartlepool liegt 40 km südlich Newcastle, Tearborough 50 km südöstlich Middlesborough und Whitby 25 km östlich Middlesborough. Jie Kriegslage. Verschiedentlich waren in der letzten Zeit in der Presse unserer Gegner Andeutungen zu bemerken, wonach der Zeitpunkt für die Auf nahme der Offensive in Belgien und Nord- frankreich nun siir Herrn Joffre gekommen sei. Man ging in Frankreich und England von der Annahme aus, das; infolge der gewaltigen Kämpfe in Nordpolen die Deutichen kaum in der Lage sein würden, den Ansturm der Fran zosen, Engländer und ihrer Verbündeten auf zuhalten. Ein weiteres, politisches Moment kam noch hinzu. In diesen Tagen tritt die französische Kammer zum ersten Male seit Kriegsausbruch wieder zusammen. Die Beratungsgegenstände der französischen Volksvertreter sind wenig er freulicher Natur; zur Hebung der Stimmung zum mindesten wäre es sehr erwünscht gewe sen, wenn Herr Joffre Erfreulicheres hätte melden können, als ihm bisher trotz heißen Bemühens möglich war. Das sind wohl die Beweggründe, die für die Aufnahme der Of fensive auf der ganzen Front von den Voge sen bis zum Kanal bestimmend waren. Die Angriffe brachten den Franzosen aber an kei ner Stelle einen Erfolg, das geht aus den klaren Berichten unserer Heeresleitung hervor, das ist selbst aus dem Joffreschen Tagesbe richt zu entnehmen, in dem, außer „leichtem Vordringen" an einzelnen, bezeichnenderweise nicht genau angegebenen Punkten, keine Aende- rung der Lage festgestellt wird. Wir wissen, daß sich die Lage an einzelnen Punkten doch geändert hat, und zwar nicht zum Vorteil für unsere Gegner. In den Vogesen scheiterten ihre Vorstöße ebenso wie bei Ipern und Nieu- port, wo auch wieder einmal englische Kriegs- schiffe eingegrifscn haben. NeberaN hatten sie schwere Verluste und waren bei Sennheim so gar gezwungen, ihre festen Stellungen infolge des deutschen Gegenangriffes zu räumen. Auf deni ö st l i ch e n Kriegsschau plätze entwickeln sich „unsere Angriffsbewe gungen normal." Schon wird auch von der gegnerischen Presse zugegeben, daß die „russi- sche Dampfwalze", die die deutschen Heere zer malmen sollte, nicht recht funktioniert. Tat sächlich ist das russische Heer in Polen überall in die Defensive gedrängt. Die russischen Heer- sichrer, die zu Weihnachten in Berlin sein wollten, sind nun gezwungen, ihre Hauptauf- merksamkcit darauf zu richten, ihre Streitkräfte vor einer Umklammerung zu schützen und ihnen sdie Nückzuoslinien nach der russischen Fe stungslinie Iwangorod--Warschau offen zu halten. Die eiserne Mauer der Deutsche». Die „Neuen Züricher Nachr." melden über die Kriegslage: In gut befestigten Stellungen werden die Russen sich zwar noch immer eini- ge Zeit zu halten vermögen. Aber alle Sym ptome des kommenden Zusammenbruches sind bereits da. Dann wird es eine Debacle wer den, wie ein gleiches die Kriegsgeschichte nach nicht gesehen hat. Aus dem Millivnenheer ivird ein Millionenchaos werden. Mit dem er wähnten Zusammenbruch aber sieht man der Kriegslage bereits auf den Grund, denn die russische Kriegsmacht sollte ein tragender Bal len des Landkrieges aus dem Kontinent sein. Berstet er, ist die Sache des Dreiverbandes auf dem letzteren verloren, denn aus dem west lichen Kriegsschauplätze ist sie auch nicht mehr zu retten. Vom Westen sind zwar keine ir gendwie entscheidenden Berichte angelangt. Aber die letzten Meldungen von dort setzen der Lage doch einige Lichter aus. Die Ersigniste auf dem rechten Flügel der Eanzösischen Front offenbaren alles. Das Bemühen der Verbünde ten, die deutsche Front zu durchbrechen, ist umsonst, während umgekehrt die Waffengänge bei Ipern, Arras und am Iferkanal ein ge wisses Versagen des linken Flügels der Pha lanx der Verbündeten (Franzosen, Belgier. Far bige usw.) künden. Im ganzen genommen sieht man eine eiserne Mauer der Deutschen von den Vogesen bis Flandern, die in nicht zuni Wanken zu bringender Festigkeit dasteht, während, umgekehrt, die französisch-englische Gegenmauer an ihren wichtigsten Stellen sich bereits brüchig zeigt. Die Bresche wird kom men. Vielleicht schon, ehe der Zusammenbruch der Russen vollzogene Tatsache ist. V » O Vm westlichen Kriegsschauplätze. Dem „Berl. Lokal-Anz." wird aus Genf vom 16. gemeldet: Die Schlag auf Schlag ein ander folgenden Zerstörung französischer Bahn höfe durch deutsche schwere Geschütze werden im Joffreschen Hauptquartier schmerzlick empfun den. Nach den am Bahnhof von Commereiet angerichteten Verheerungen wird heute die durch das Bombardement verursachte Zerstö rung des Vogesenbahnhofes Sst Leonhard, südlich St. Die, und die daraus notwendig sich ergebende Unterbrechung des Truppennach schubs gemeldet. Dagegen verschweigt die Joffresche Note die gründlich mißglückten, sür die Franzosen sehr verlustreichen Versuche nörd lich Verdun und südlich St. Mihiel, größere Bewegungsfreiheit zu gewinnen. Die Militär presse sieht einen neuen Vorstoß aus der Rich tung Toul voraus, ferner Operationen aus den Steinbach im Elsaß umgebenden Höhen, wo die Franzosen Verstärkungen erwarten, und in Flandern die Fortsetzung des unerfüllt geblie benen Bestrebens, bis zu den festen deutschen Stellungen bei Zillebeke südöstlich Ipern vor zudringen. Amtlicher frauzöfischer Schlacht bericht. Der amtliche französische Schlachtbericht vom 15. Dezember nachmittags 3 Uhr meldet: Zwischen dem Meere und der Lys nahmen die Engländer ein kleines Gehölz westlich von Wytschoote. Wir behaupteten das gestern ge wonnene Terrain. Zwischen der belgischen Grenze und der Somme ist nichts vorgesallen. In den Argonnen machten wir einige Fort schritte und behaupteten die Fortschritte vom Vortage. In den Vogesen wur de der Bahnhof von St. Leonhard auf weite Entfernung heftig beschossen. Im Elsaß war die Artillerie des Feindes sehr tätig. Außer in Steinbach, wo ein Angriff der deutschen In fanterie Fuß fassen konnte, behaupteten wir überall die früheren Fortschritte. Der englische Mißerfolg bei Nieuport. Wie die „Daily Mail" über das neue Bom bardement der belgischen Küste am Sonntag nachmittag noch meldet, erfolgte der Angriff zwischen Nwuport und Ostende. Das Flotten manöver war verbunden mit einem Vorstoß englischer Truppen über Nieuport hinaus ge gen die Deutschen, um dem drohenden Angriff der Deutschen zuvorzukommen. Die strategische Bewegung der Engländer mußte jedoch zuWas- scr wie zu Lande aufgegeben werden, da die deutschen Küstenbatterien das Feuer auf die englische Flotte prompt aufnahmen und mit großer Sicherheit schossen. Sie wurden dabei von schweren deutschen Mörserbatterien unter stützt, deren Standort jedoch nicht erkundet werden tonnte. Die Landtruppen stießen aus so überlegene Streitkräfte, daß sie. sich nach kurzem Feuergefecht vom Feind loslösen mutz- ten. Belgien bis auf 4V Quadratkilometer besetzt. Der Pariser! Korrespondent von „Aftenposten" meldet: Der „Matin" macht folgende Angaben über die Ausdehnung der französischen Front: Sie erstreckt sich von Armentieres bis zum Col Samte Marie in den Vogesen und beträgt 440 Kilometer in der Luftlinie. Das französische Gebiet, das von den Deutschen besetzt ist, hat 20 I00 Quadratkilometer Flächeninhalt. In Belgien sind nur noch 40 Quadratkilometer > von 29 456 Quadratkilometer nicht besetzt. ! Belgische Rekrutierungsverfuche. ! „Corriere della Sera" erfährt aus Paris: Belgien will ein neues Heer aufstellcn. Die belgische Regierung in Verbindung mit den französischen Behörden beschäftigt sich mit der Organisation der Volkserzählung und der Re- lrutierung der belgischen Flüchtlinge in Frank reich. Alle Belgier vom 18. bis zum 30- Le bensjahre, welche nicht dem aktiven Eisenbahn dienst in Belgien oder Frankreich angehören, müssen sich zu dem ihrem Aufenthaltsort nächstgelegenen Rekrutierungsamt begeben, um sich vom Militärarzt untersuchen zu lassen. Die Kräftigen werden je nach ihrer Fähigkeit und Dauer des Krieges in die Armee eingereiht oder zu militärischen Arbeiten nach Calais ge- jchickt und zwar in Begleitung der Gendarme rie. Die belgische Gendarmerie und die fran zösischen Behörden werden diejenigen belgischen Untertanen, welche sich diesen Vorschriften wi dersetzen, verhaften. Englische Weisheiten über den Ausgang des Krieges. Die „Times" schcestn in einem Leitartikel über die Dauer des Krieges: England, Frank reich und Rußland haben in der Führung des Krieges alle Fehler begangen und wenn wir diese Fehler nicht werlerhin unterlaßen, kann die Kriegsdauer endlos werden. Selbstver ständlich werden die Verbündeten gewinnen (?), weil, von Indien, den Kolonien und Ja pan ganz abgesehen, 2:50 Millionen Menschen über 115 Millionen Menschen eben siegen müs sen. Das ist anders gar nicht möglich Aber wenn wir '.ns m.ckt beeilen, dann wird uns der Krieg sc viele Qvfer gekostet haben, daß ein Sieg keinen Gewinn mehr abwersen ivird. Der von den Engländern begangene Fehler ist hauptsächlich mangelhafte Vorberei tung. Diese Dinge müssen am Ende des Krie ges untersucht werden. Wenn gewisse Leute das erhalten, was sie verdienen, werden sie ge hängt. Wenn alle Ziele des Krieges erreicht werden sollen, kann uns das mehrere Jahre kosten. Wir können von unseren neuen Re kruten vor Februar keinen Gebrauch machen. In diesem größten aller Kriege k mmen vier Monate nach Ausbruch fünf Mann in Eng land auf jeden Kämpfer an der Front. So lange wir dieses Verhältnis nicht umkehren können, vermögen wir den Krieg nicht so kräftig zu führen, wir wir sollten. Der Feld zug in Ostafrika war besonders armselig. Es ist eine Enttäuschung, daß der Krieg gegen die deutschen afrikanischen Kolonien nicht besser geplant und durchgefllhrt wurde. Der Ver fasser glaubt, daß Frankreich nicht so viele Soldaten in die Kampflinie brachte, wie es tatsächlich besitzt, und führt das auf den Man gel an Ausrüstungsgegenstände zurück. Die Russen wiederum seien infolge mangelhaften Verbindung sehr im Nachteil. Die Verbünde ten müßten mehr tun als bisher und miißten es besser tun. Fortsetzung des russischen Mznges. Aus Wien wird unterm 16. Dezember ge- meldet: Nach dem heutigen amtlichen Kriegs bericht wird der in Galizien und SUdpolen zu-