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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 20.12.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-12-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191412207
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19141220
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19141220
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage; vorlagebedingter Textverlust
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-12
- Tag 1914-12-20
-
Monat
1914-12
-
Jahr
1914
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 20.12.1914
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Vergeblich! Mit einem Wutgeschrei wurde der Antrag abgelehnt, der Kamps die ganze Nacht fortgesetzt. Als tags daraus die beider seitige Erschöpfung die Einstellung des Ge fechtes erzwang, waren die Hunderte non Vc» wundsten zwischen den beiden Schützengräben in Ermangelung ärztlichen Eingreifens rerdor- ben und gestorben. So grausam kann der Franzose sein. Die dritte Geschichte: Wieder im Argonner Walde. Und wieder ein Heitzer Gefechtstag. Die Deutschen sparen im Vorteil und es schien, als ob der Anlauf zum Sturm von deutscher Seile jeden Augen blick losgehen müßte. Ja, ein deutscher Unteroffizier meinte, der Augenblick wäre bereits da, fing an, auf den französischen Schützengräben loszustürmen, lief bis dahin und sprang mit einem Satze hinein — immer in der Meinung, datz seine Kame raden mit ihm kommen würden. Mitten im feindlichen Schützengraben sah er sich plötzlich allein. Allein nähmlich als Deutscher in Gesellschaft von vierzig bewaffne ten Franzosen. Donnerwetter, das war keine bequeme Si tuation. Was tun? Zurückklettern und zu rücklaufen? Das ging nicht an. Er wäre so- fort von den Bajonetten der Franzosen im Schützengraben durchbohrt oder von den ver folgenden feindlichen Schüssen erlegt worden. Da hieß es bleiben und sich auf irgendeine Art heraushauen, irgendwie diese vielen Feinde Le- jchäjtigen, bis die Kameraden doch Nachfolgen würden. All diese Ueberlegnngen waren in einem Bruchteile einer Sekunde getan. Auf der Soh le des französischen Schützengraben- angelangt, hatte der deutsche Unteroffizier feinen Kriegs plan bereits fertig. Er regte sich empor, warf den Kops zurück, ließ sein Auge im Zorn sprühen und brüllte mit Sentorstimme: „Ihr seid meine Gefangenen!" Die Franzosen, offenbar in dem Glauben, daß wenigstens noch neunundncunzig Deutsche oben am Rande des Schützengrabens stünden (wie sonst wäre diese Tollkühnheit möglich ge wesen), sahen die Hoffnungslosigkeit ihrer La ge ein, ergaben sich und legten dem deutschen Unteroffizier alle Waffen zu Füßen. Ja, die vertrackte Hilfe wollte aber noch immer nicht kommen. Da mußte die Zeit irgendwie ausgefüllt werden. Der deutsche Un teroffizier war um Auskunft nicht verlegen. Er zog sein Notizbuch aus der Tasche und brülste- die Franzosen an: „Kerls, jetzt werde ich euch .verhören!", und fragte jeden einzelnen nach seinem Namen, nahm ihnen das Nationale ab und notierte alle Daten, die er ihnen abge fragt, mit furchbacem Ernst in sein Nrtitzbuch. So verrann eine halbe Siunde. Dein deut schen Unteroffizier war es im Grunde seines Herzens ein wenig ungemülich geworden, und während er sein 'verhör fortsetzte, spitzte er immer nervöser die Ohren nach oben und nach drüben, ob noch immer nichts käme. Da kam es endlich. Nach einer starken hal ben Stunde hatte sich die deutsche Linie bis an den Graben gewälzt. Nun sprangen auch die übrigen Deutschen zu ihren Kameraden hin- ab, umzingelten die Franzosen und machten sie dingfest. So naiv kann der verblüffte Franzose sein. Christentum und Kirche. Erlebnisse in der freiwilli gen Krankenpflege. Einer der Ge neralsekretäre des Evangelischen Bundes, Pa stor von der Heydt, schreibt über seine Tätig keit in der freiwilligen Krankenpflege, die er seit Beginn des Krieges auf dem westlichen Kriegsschauplatz ausübt, folgendes: „Die freiwillige Krankenpflege im Kriege ist eine Organisation, um die uns unsere Feinde beneiden. Nirgends ist sie so ausgebaut, wre bei uns. Bisweilen verraten es die feindli chen Zeitungen, immer erzählen es die gefan genen Verwundeten. Bei uns sind jetzt Tau sende von freiwilligen Pflegern daheim und im Etappengebiet, gleich hinter der Front und in den Reservelazaretten der Heimat tätig. Der Dienst bietet vielerlei Abwechselung. An dieser fehlt es auch dann nicht, wcnn m-m, wie unser Zug, fast nur im Lazaretidienst ver wandt wird. Jeder Krankensaal bietet cin anderes Bild. Das eine Mal Hatta wir 6 Deutsche, 7 Franzosen und 5 Engländer in Pflege. Das war sprachlich nicht ganz ein- fach. Aber wir fanden uns hinein und konn ten bald den gefangenen französischen Stabs ärzten als Dolmetscher dienen. Die schönste Beobachtung war die, datz unsere deutschen Kameraden auch auf dem Krankenlager und dem Operationstisch unter allen die tapfersten sind. Ein andermal pflegten wir in der Ka- - wa 35 Franz is m, davon waren etwa ein Dutzend Tunesier, Mo hammedaner. Sie erzählten selbst, daß sie an den Händen aneinandergefefiett nach Frankreich transportiert worden seien. Zwischen den ge- n rinwien und Zuaven tommt's oft zu Eifersüchteleien und Zank. Noch weniger mögen Engländer und Franzosen sich leiden. Unsere Kameraden in der freiwilligen Kran kenpflege sind alles solche Leute, die ans ir gendeinem Grunde nicht mit der Waffe hin auskonnten oder durften; teils ältere Leute, die schon über 45 Jahre alt sind, oder auch Laiidstürmer, teils solche niit geringen körper lichen Fehlern, die deshalb vorn Militärdienst befreit waren, teils junge Leute, die als Frei willige bei keinem Truppenteil mehr ankamen; wir haben in unserem Zuge mehrere Studen ten und Abiturienten, die zum Kriegsbeginn ihr Noterainen gemacht haben. Dann sind auch eine ganze Reihe Pastoren darunter. Wir letzteren haben nun die Freude, neben unserer Pflegetätigkeit vielfach noch unseres Amtes Wal- ten zu dürfen. Gleich am ersten Sonntag bat mich unser Delegierter, einen Feldgottesdienst zu halten. Wir lagen auf dem Verschiebebahnhos Lies bei Lüttich, einen Kilometer von dem gleichnami gen Fort entfernt. Seitdem habe ich noch mehrfach Gelegenheit gehabt, Gottesdienste ab zuhalten, einmal sogar in einer protestantischen französischen Kirche. In Cambrai, wo wir eine ganze Reihe von Lazaretten hatten^ fehlte es zeitweise sehr an Seelsorgern. Darum bat mich unser Dele gierter, die Verwundeten zu besuchen. Ich habe diese Arbeit gern übernommen und bin dann von einem Hospital zum andern, von einem Saal zum andern und von einem Bett zum andern gegangen. Wieviel Elend gibt's da doch und wieviel Verlangen, in der Zeit der Not ein ernstes Wort zu hören. Alle haben sich gefreut, auch mancher, der lange keine Kirche von innen gesehen "ünd der viel leicht oft über sie geschimpft hatte. Jetzt ist alles ganz anders. Unsere deutschen Männer sind ernster geworden, viel ernster. Wenn ich mit allen einzelnen gesprochen hatte, habe . ich dann meist abends oder am Sonntag nach mittag eine Andacht gehalten. Wie lauschten sie da auf die Seligpreisungen, die sie so oft gehört und doch nie recht verstanden hatten; nun verstanden sie sie, denn nun waren sie ar- me, leidtragende, hungernde. Solchen Leuttu konnte ich etwas sagen von der rechten Freu de in dem Herrn. Unsere Soldaten sind trotz i'rer Wunden ruhig und geduldig, zufrieden und guten Muts. Las Gemeine ist mit we nigen Ausnahmen verschwunden. Man muß unsere Tapferen lieb haben. Und keiner fragt da nach dem Bekenntnis. Einmal traf ich auf einem Saal einen Militärseelsorger; ich Ivar sehr froh und wollte ihn gerade um seine Hil e bitten, da stellte er sich als katholischen Geistlichen vor; das hatte ich bei seinem kräf- tiarn Vollbart nicht vermutet; wahrscheinlich Ivar es ein Ordensgeistlicher. Der Pater be grüßte mich mit großer Herzlichkeit und freute sich, datz ich auch vielen katholischen Kamera den schon gedient harte: umgekehrt versicherte er, daß er schon vielen evangelischen Soldaten Andachten gehalten hätte. Und dann haben wir unsere Arbeit geteilt. Aber wie horchren auch die Kameraden, auch Katholiken und Ju den, auf, wenn sie ein Wort aus unserer Lu therbibel und ein paar Gedanken zu seiner Er läuterung hörten, und wie haben sie ihre Hän de gefaltet zu dem freien Gebet und wie Ha ven sie alle unsere Choräle mitgesungen! Was die Leute so packte, war das Tiefpersönliche, das Herz zu Herz sprechen läßt, war die deut sche Frömmigkeit und Innigkeit. Es war der deutsche Glaube Luthers und Arndts, der Geist von 1813. Es ist nicht leicht, als Krankenpsleger und Pastor zugleich tätig zu sein. Die Unruhe der täglichen Arbeit mit all ihren kleinen Pflich ten und einzelnen Diensten läßt einem wenig Zeit zur Besinnung und zur Sammlung. Da ist's denn vorgekommen, daß ich plötzlich zu einem sterbenden Offizier gerufen wurde, um ihm noch das Abendmahl zu reichen. Gleich nach der tiefernsten Feier ging's dann wieder in die Arbeit hinein. Dieser Wechsel ist schwer, aber es hat doch auch sein Schönes, datz bei des so nebeneinandersteht und man nicht nur in amtlicher Eigenschaft als Geistlicher dienen kann. Das sollte ich durch ein Erlebnis be sonders erfahren. Eines Tages sollte wieder ein Lazarettzug in die Heimat gehen. Die Aerzte machen die Runde durch die Säle und suchen die trans portfähigen Leute aus. Unter ihnen ist auch ein Landwehrmann. Ein Jnsanteriegeschoh halte ihm linke Backe und Gaumen durchschla gen, sämtliche Zähne des Oberkiefers wcgqe- nommen und die rechte Backe bis zum Ohre aufgerissen. Er aber hatte unentwegt weiter gefochten, bis die letzte Patrone verschossen war. Als er die Kameraden um Munition bat, waren alle rechts und links von ihm tot; da bekam er noch einen Schulterschutz, der ihm den rechten Arm lähmte. So kam er zu uns. Ohne Betäubung ließ er sich die Kno- cbensvlitter entfernen und die Backe zunähen. Da er Abstinent war, heilten seine Wunden schnell. Nach 14 Tagen war das Gesicht heil, und den Arm konnte er wieder bewegen. Er durfte in die Heimat. Als die Aerzte heraus waren, rief er mich an: „Herr Pastor, beute geht's weg, erst muß ich aber mal mit Ihnen reden!" „Nun, was gwt's denn?" „Ja, unter vier Augen!" „Na, erst mutz ich hier fertig geworden sein." Nachher habe ich ihn dann beiseite genommen. Da bekannte er, er babe immer gegen Gott und Kirche, gegen Pastoren und Schwestern eine Abneigung gehabt und sie auch betätigt. Jetzt im Kriege, besonders in den letzten Tagen, in denen er uns an der Arbeit gesehen habe, wäre er aus andere Gedan ken gekommen. Und da ich nun der erste Ver treter der Kirche war, der ihm begegnete, tat er bei mir Abbitte. Ich habe dem Kamera den die Hand geschüttelt und noch lange mit ihm geredet. So tut man manchen Blick in deutsche Her- /zeu, und was man darin findet, ist Treue und Glauben, selbst wenn man es nach der äuße ren Schale nicht erwartet." Der letzte Wille unserer Lo ten. Wir entnehmen dem dritten Flugblatt §>cs Stadtpfarrers Fikenscher-Nürnberg an sei ne Gemeinde folgende ergreifende Erlebnisse: „Im verdunkelten Zimmer liegt ein Schwcr- oenvundeter auf dem Sterbelager. Die schöne, strgendträstige, durchschossene Gestalt hingestreckt inTodesnot! Er betet mit mir in lauten Wor ten die alten Lieder aus dem 30jährigsn Krie ge, die uralten Kernsprüche aus hl. Schrift für die Not aller Zeiten. Sie haben an Kraft nicht eingebüßt. Wie ihm das alles gegenwär tig ist: „wenn ich einmal soll scheiden, so schei- 2 Ach ja, nun besann er sich, daß der Pfört ner immer erst Zahlen hmeinrief So ant wortete er aufs Geratewohl: „1, 2, 3, 4 " — „Amt 1?" klang es dann fragend zurück. — „Ja, Amt 1," wiederholte Rudi, obgleich er gar nicht wußte, was das etgemlich bedeutete. Und nun horchte er mit klopfendem Herzen, ob daS Christkind mit ihm sprechen werde, oder, wenn es nicht daheim war, vielleicht der liebe Golt selvst. Und wirklich, jetzt fragte jemand, was er wolle. „Bist du das Christkind?" rief Rudi. „Nein." „B st du der liebe Gott?" fragte Rudi weiter. „N.in auch nicht, aber der Knecht Ruprecht. Was möchlest du denn?" „Ach Ville," sagte nun der Rudi, und er nahm all seinen Mut zusammen, „sage doch dem Christkind, es möchte meiner armen kranken Mutter Fleisch und Wein bringen. Der Dvkior sagt, sie muß das haben, damit sie wieder gesund wird, aber sie hat kein Getd und kann sich's nicht kaufen. Und ich will lieber keine Aepfel und Nüsse haben, wenn das Eqrlstkind nur alles für mein krankes Mütterchen bringt." „Schön, mein Kind, ich will alles aus- richten," sagte die Sümme, „aber nun muß ich auch wissen, wie du heißt, wo du wohnst und wie alt du bist." „Ich heiße Rudi Werner, und wir wohnen Ankerstraße 10 im dritten Stock, und ich bin sechs Jahre alt." In diesem Augenblick hörte er ein Geräusch im Nebenzimmer. Bl tzschnell rutschte er vom Stuhl wieder herunter, schlüpfte in den Flur und lief dann rasch die Treppen hinauf, bis er wieder bei seiner lieben Mutter war. Ec war so froh, daß Knecht Ruprecht mit ihm durch« TAephon gesprochen hatte; der wird's gewiß gut besorgen und dem Christkind alles sagen. Seinem Mütterchen aber sagte er nichts. Die Nummer, die Rudi durch das Tele phon angerufen hatte, gehörte einem reichen Herrn, und diesen rührte es sehr, daß der kleine Knabe so eifrig für seine kranke Mutter bat. Und da er ein guter Mann war, so schickte er gleich seinen Diener nach Fleisch und Wein und noch manchen andern Dingen. Dann tat der Herr all, 8 in einen Korb, legte auch noch Aepsel, Nüsse, Pfefferkuchen, eine Schachtel Soldaten und ein Bilderbuch für Rudi dazu, und der Diener trug nun den Korb in die Ankerstraße. „Ich soll das hier vom Christkind abgeben, hat mir Knecht Ruprecht aufgetragen," sagte er, als er in das Stübchen der kranken Frau trat, „und dieser Brief ist für Rud Werner." „Das bin ich!" rief Rudi, mit strahlenden Augen nach dem Brief greifend; da aber fiel ihm ein, daß er sich doch erst bedanken müsse, und so bat er den freundlichen Mann, dem Christkind zu sagen, daß er vielmals danke und daß er auch immer sehr brav sein werde. Die Mutter hatte das alles staunend mit angchört, und als Rudi ihr nun stolz erzählte, wie er ans C iristkind telephoniert und mit Knecht Ruprecht gesprochen habe, damit das Christkind ihr Fleisch und Wein bringen möge, da schloß sie den Kleinen zuerst in ihre Acme. Und dann las sie ihm den Brief vor, da Rudi ja noch nicht lesen konnte. In dem Brief stand: „Mein lieber kleiner Rud ! Das Christ kind läßt dich vielmals grüßen und schickt dir alles, was du für dein krankes Mütterchen gern Haven wolltest. Und weil dir so brav bist, hat es auch für dich etwas in den Korb gelegt. Bleibe immer so lteb und gut, dann besuche ich dich nächste Weihnacht auch wieder. Knecht Ruprecht." Zwei deutsche Helden. Ausländische Blätter erzählen von einer Heldentat zweier deutscher Soldaten, die in dem Kampf zwischen Laoentie und Bethune die rückhalilose Bewunderung ihrer Feinde er rangen. In diesem Gebiet, dessen Boden und Verteilung der Häuser die Auflösung der Schlacht in einzelne Gefechte sehr begünstigt, wurde um jeden Zollbreit Erde gekämpft, und es entspannen sich die hitzigsten Einzelkämpfe. So wUidcn an einer Stelle deutsche Schützen gräben von überlegenen englischen K-ästen, von indischen Truppen und zwei schottischen Regimentern angegriffen. Die Deutschen muß ten sich zurückziehen, denn das Srück des Schlachtfeldes, auf dem sie stritten, war völlig abgeschlossen, und keine Hilfe konnte ihnen von ihren Truppen kommen. Alle hatten ihre Stellung veclafsen, nur zwei deutsche Soldaten schossen noch immer. Als die feindlichen Massen sich auf sie stürzten, stellten sie sich Schulter an Schuller auf und brauchten ihre Bajonette mit einer so todesmutigen Ent schlossenheit, daß sie 15 der Feinde außer Gefecht setzten. Keine Zurufe, daß sie sich er- geben sollten, fanden bei ihnen Gehör; sie schienen fest entschlossen, an Ort und Stelle zu sterben. Immer näher rückten die Feinde, schon waren ihnen die Helme vom Kopf ge schlagen, und zahlreiche Bajonette richteten sich 3 gegen ihre Brust. Da sprang im letzten Moment ein englischer Offizier, dem diese übermenschliche Tapferkeit Bewunderung ein- flößte, dazwischen und rettete ihr Leben. Ser Ted »mi Wer». Schon seit sechs Jahrhundert-« kennt mau in Holland und Flandern die Redensart: du siehst ja aus wie der Tod von Upern, die mau schwächlichen, blassen Menschen beizulegen pflegt. Diese Redensart ist durch die fürchter liche Pest entstanden, die im Januar 1349 mit einer Labung Stoffen aus Kleinasien m die damals durch Verfertigung von Sp tzen und kostbaren Geweben in vollster Blüte stehende Siadt Apern eingeschleppt wurde. Vpern, im Mitt'läster «eben Brügge der be deutendste Scapelort Europas für orientalische Gewebe, schmolz damals von 200000 Ein wohnern auf 20000 zusammen, zumal Graf Ludwig von Mala, der Herr von Flandern, die Gelegenheit benutzte, um die mächtige Stadt, die bisher seinen Ecoberuugsgelüsten standgehalten hatte, mit Krieg zu überziehen. Nie hat sich die aste Handelskapitale von diesem Schlag erholen können und noch heute scheint er wie ein Fluch auf den unglücklichen Häusern zu lasten, die in diesem Kriege bis aus die Grundmauern zerstört wurden. Me sich msm Feldgrauen aus de« Winter Mbereitcii, schildert der Gefreite einer SaniiälLkompagnie. Da werden die ausgebrannten Dörfer wieder ausgebessert, neue Wände angebaut und Torwege gezimmert, die Hygiene kommt wieder zu ihrem Recht, die Schmutzhaufen werden entfernt, es wird desinfiziert und ge strichen, genagelt und gehämmert, so daß die alten Brandstätten kaum noch zu erkennen sind. Alle Tage wird, so lange die Witterung das noch zuläßt, geerntet, gedroschen und Dung gefahren, geschustert und geflickt. Was der eine nicht kann, weiß der andere, und so ent stehen in jedcm Quartier völlig neue Gegenden. Die oberste Heeresverwaltung unterstützt all die Bemühungen der Feldgrauen, sich für den Winter in Feindesland heimisch zu machen, mit den weitgehendsten Mitteln, liefert Oefen, Matratzen, Decken, Handwerkszeug und stellt sogar einzelne Handwcrkerkolonnen zusammen. Große, ungastliche Speicher und Scheunen werden so gemütliche Behausungen für 50 bis 60 Mann, die in ihren dienstfreien Stunden zusammen um die großen Tische sitzen und vor den unangenehmsten Begleitern des Winterfeldzuges, dem Frost und nassen Schnee, geschützt sind. Siebe« bieine Mägdelein. Sieben kle ne Mä„delein' der t. Klasse der IV. Gcme «beschule zu Reinickendorf baden nach der Ber. Morg." ihren Wechnachcs- pakeien für „die lieben Feldgrauen" folgendes reizende (Sedicht beigelegc: Sieben kleine Mägdelein, die kamen überein: „Wer noch einmal ein Fremdwort sagt, zahlt in die „Pinke" rein!" Sieben kleine Mägdelein, die haben nun „gepinkt", und haben das zusamm'ngespart, was Euch die Feldpost bringt. Sieben kleine Mägdelein, die strickten spät und früh; denn wenn man an Euch Feldgraue denkt, spürt Müdigkeit man nie. Sieben kleine Mägdelein, die hab'n zu Euch Verträum Ihr laßt den Feind schon nicht ins Land, Ihr werd't ihn schon verhaun I!! Sieben kleine Mägdelein, die fassen sich jetzt Mut, und sagen's Euch ganz leis' ins Ohr: „Wir sind Euch schrecklich gut!" Sieben kleine Mägdelein, die beten Tag und Nacht: „Der liebe Gott beschütze Euch in jeder heißen Schlacht!" Ec führ' Euch glücklich wieder heim zu Euren Lieben dann, die wohl voll Sehnsucht denken heut' an Bräut'gam, Bruder, Mann. Sieben kleine Mägdelein vergessen Euch auch nicht, wenn hell der Weihnachtsbaum erstrahlt im bunten Kerzenlicht. Sieben kleine Mägdelein voll Inbrunst bitten werden: „Dir, Gott, sei Ehre in der Höh'! Herr, gib uns Fried' auf Erden!" Sieben kleine Mägdelein, die wären hochbeglückt, wenn Ihr vom Schlachtfeld ihnen mal ein Lebenszeichen schickt! Sieben kleine Mägdelein, die Euch das hier geschrieben, die grüßen Euch herzinniglich L.alS Eure „lust'ge Sieben!"
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