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die den ganzen Kram sortierte. Gewehre lagen in großen Haufen da. Noch am Morgen legten etwa 400 Mann Infanterie, die sich noch in der Stadt Herumtrieben, die Waffen ab. Es waren darunter recht freche Kerls, die sich ost sehr widerspenstig zeigten. Hier wollten uns auch die Engländer mit belästigen, wir kamen ihnen aber zuvor und nahmen die Stadt ein, ehe die Windhunde sie erreichten Sie hatten sich schon angemeldet, daS Telegramm war aber von unS abgefangen worden und wir erreichten Lille, wenn auch unter größten Anstrengungen und Entbehrungen. Die Majore und Hauptleute hatten das Eiserne Kreuz 1. Klasse bekommen. Unser Bataillonsführer bedankte sich bei uns. Wir danken Gott, daß wir alle wieder so heil durch einen solchen Kugelregen gegangen sind. Dachten doch auch hier wieder viele von uns, bei einer solchen Stellung der Franzosen kann keiner unverletzt durchkommen. Aber auch hier hat Gott wieder geholfen. Den Verhältnissen entsprechend hatten wir ganz geringe Verluste. Nun liegen wir nördlich Lille in le Quesnoy und erwarten hier die Engländer. Auch die Armee von Antwerpen soll hier mit eintreffen. Zivilbevölkerung muß hier Schützengräben aus- heben für uns, denn nach solchen Märschen ist eine längere Ruhe von wohltuender Wirkung. Wir liegen hier in einer großen Mühle auf Stroh und Mehlsäcken, jedoch seit 5 Tagen ohne Pust. Hoffentlich kommt sie heute noch. Krieg und Sozialversicherung. Der gegenwärtige Krieg, der auf so viele Verhältnisse des bürgerlichen Lebens seinen Einfluß geltend macht, hat manchem auch schon die Frage vorgelegt, ob und inwieweit unsere soziale Versicherungsgesetzgebung! irgendwelche Abänderung erfahren habe. Einschneidende Aenderung haben diese Gesetze zwar im großen und ganzen nicht erlitten, immerhin werden die Beteiligten gut tun, wenn sie sich darüber klar werden, wie sie sich in den durch den Krieg veränderten häuslichen lind Erwerbsverhältnis sen zu verhalten haben, und zwar einerseits der im Felde stehenden Versicherte, anderseits seine zurückgebliebenen Angehörigen. Es kom men die Invaliden-, die Kranken-, die Unsall und die Angestelltenversicherung in Betracht. Zunächst die Invalidenversicherung. Vor al lem sollen die Angehörigen nicht unterlassen, die Ouittungskarte bei der Ausgabestelle ge gen eine Aufrechnungsbescheinigung abzugeben und letztere sorgfältig aufzubewahren, da auf Grund derselben nach dem Kriege eine neue Quittungskarte ausgestellt wird. Beitragsmar ken sind für die Einberufenen während der Kriegszeit nicht zu verwenden, die beitrags- freie Zeit wird trotzdem bei späterer Renten- festsetzung angerechnet. Daß die nicht ins Feld Gezogenen während des Krieges weiter kleben müssen, ist selbstverständlich. Was die Krankenversicherung anlangt, so sind die bis herigen Bestimmungen während des Krieges dahin geändert, daß die Beträge aus 4jH Pro- ;ent vom Grundlohn festgesetzt und die Vor schriften der Reichsversicherungsordnung über hausgewerbliche Krankenversicherung außer Kraft gesetzt sind. Die Leistungen seitens der Kosse sind so ziemlich dieselben geblieben. Streitig ivar bisher, ob Verwundete Anspruch aus Kran- lcngold haben, da sie ja nicht erwerbstätig seien und ihnen kein Arbeitsverdienst entgebe, nach 8 184 der Reichswersicherungsordnung auch das Krankengeld zu versagen sei, wenn der Versicherte im Krankenhaus verpflegt werde, was auf Verwundete in Militärlazaretten eben falls zuträfe. Indessen sind diese Gründe nicht stichhaltig; denn nicht die Erwerbstätigkeit ent scheidet, ob man Krankengeld bekommt, son dern lediglich die Tatsache vorliegender Arbeits unfähigkeit. Die Verpflegung des Verwunde ten durch die Militärverwaltung ist aber nicht gteichzustellen der Verpflegung desselben in dein Krankcnhause einer Krankenkasse. Nur diese würde den Anspruch des Verwundeten auf Krankengeld beseitigen. Die Reichsversichernngs- ordnung hat den Kriegsfall überhaupt nicht vorgesehen. Demnach hat auch der verwunde te Soldat Anspruch auf Krankengeld. Diese Ansicht hat auch bereits das Karlsruher Ver- sicherungsamt in einem Streitfälle ausgespro chen. Der Einberufene, welcher Kassenmitglied bleiben will, kann sich freiwillig weiterversi chern. Er oder seine Angehörigen müssen dies der Krankenkasse binnen 8 Wochen nach Aus scheiden aus dem Arbsitsverhältnisse anzeigen, oder in gleicher Frist die Beiträge voll, d. h. auch dasjenige Drittel, das sonst der Arbeitge ber zu zahlen hat, entrichten. Ist die Kassen- Mitgliedschaft des Einberufenen wegen unter lassener Beitragszahlung erloschen, so hat der Einberufene trotzdem das Recht, binnen 6 Wo chen nach der Rückkehr in die Heimat die Mit gliedschaft wieder zu erwerben. Die Rente aus einer Unfallversicherung geht für einen Kriegs teilnehmer im Auslande selbst dann nicht ver loren, wenn er der Berufsgenvssenschaft seinen Aufenthalt mitzuteilen unterlassen hat- Die nicht abgehobenen Renten können nachträglich erhoben werden. Doch empfiehlt es sich, uni bei der Rückkehr aus dem Felde keine Weite rungen zu haben, wenn der Einberufene oder seine Angehörigen der Genossenschaft beizeiten Mitteilung von dem Aufenthalt des Versicher ten im Auslande machen. Der im Felde ste hende Rentenempfänger kann auch im Interesse seiner zurückgebliebenen Angehörigen die Rente an diese auszahlen lassen. Er hat alsdann nur eine Vollmacht für die Frau, Mutter, Va ter, Schwester, erwachsene Kinder usw. uuszu stellen, was das Kriegsministerium von amts- wegen gern vermittelt. Hinsichtlich der Ange stelltenversicherung haben dis eingezogenen Ver sicherten Beiträge während des Krieges nicht zu entrichten, gleichwohl wird ihnen die Kriegs- zeit als Beitragsmonate angerechnet. Bezieht aber der Einberufene sein Gehalt weiter, dann müssen die Versicherungsbeiträge geleistet wer den. Bei Gehaltskürzungen ermäßigen sich natürlich die Beiträge entsprechend. Der hin terlassenen Witwe oder Kinder steht ein Anrecht auf Rückerstattung der Hälft« der eingezahlten Beiträge zu. OertticheS und Lächsisches *— Unsere Zeitung im Felde. Von einem Hohenstein-Ernstthaler Krieger, dem Gefreiten P. W. von der Reserve-Infanterie- Munitions-Kolonne Nr. 1, erhielten wir dieser Tage einen Feldpostbrief, in dem u. a. die Stelle oorkommt: „UebrigenS Ihnen zur Mitteilung, daß sich Ihre Zeitung im Kreise meiner Kame raden wie auch bei mir selbst sehr beliebt macht. Dank der günstigen Feldpostoerbindung gelangt sie fast täglich in unseren Besitz, so daß eS uns möglich ist, mit unseren Lieben das Neueste zu wissen. Ein mancher unter uns, dem bis jetzt Hohenstein-Ernstthal vollkommen fremd war, wird bei event. gesunder Rückkehr dem schmucken Bergstädtchen ein besonderes Interesse schenken." — Unsere Zeitung wird sitzt in weit über 200 Einzelnummern an die Krieger im Felde, in deutschen Festungsorten, Lazaretten, auf Kriegs- schiffen, in sonstigen Garnisonorten und auch nach Oesterreich-Ungarn gesandt. Angehörigen von unseren Tapferen bietet sich jederzeit Ge legenheit, unsere Zeitung als Feldpostabonnement zu bestellen. Die Kosten stellen sich auf nur 60 Pfg. für den Monat. Die Nummern werden jeden Abend zur Post gegeben. *— Ueber sicht über die Regelung deS PostdiensteS an den Sonn- und Feiertagen während der Weihnachtszeit 1914. ») Schalter- dienst: Sonntag den 20. Dezember von 8—9 und 11—12 Uhr vorm. für sämtliche Sendungen, von 1—7'/, Uhr nachm. Annahme und Ausgabe von Paketen; Freitag, Sonnabend und Sonntag wie an Sonntagen, d) Briefbestellung: an allen 4 Sonn- und Feiertagen wie an Sonntagen, o) Geldbestellung: ruht am Sonntag den 20. und Sonnabend den 26. Dezember, am Freitag den 25. und Sonntag den 27. Dezember erfolgt je 1 Bestellung vormittags, ä) Paketbestellung: am Sonntag den 20. und Freitag den 25. Dezember wie an Werktagen, am 26. Dezember ruht sie und am 27. Dezember erfolgt 1 Be stellung vormittags, e) Landbestellung: 1 Be stellung am 20. Dezember vormittags ohne Aus tragung von Geldbriefen und Postanweisungen, am 25. Dezember ruht sie, am 26. Dezember erfolgt 1 Bestellung vormittags, ebenso am 27. Dezember, jedoch ohne Austragung von Paketen, Getdbriefen und Postanweisungen. * — Zur Förderung der VolkSer- uährung. DaS König!. Finanzministerium hat die Absicht, geeignete Schlagflächen in den Staatsforstrevieren zur landwirtschaftlichen Be- Nutzung an Gemeinden oder auch an einzelne Personen unentgeltlich auf etwa zwei Jahre zu überlassen, um zur vorübergehenden Vergrößerung der der Volksernährung dienenden Flächen auch seinerseits mit beizutragen. Bewerberum solche Flächen können sich an die ihnen zunächst gelegenen Staatssorstreoier-Verwaltungen wenden. * — Die Petroleumnot wird, wie eS scheint, bald ihr Ende haben, da dem Vernehmen nach die Ausfuhr von Petroleum auS Rumänien in für uns geregeltere Bahnen kommt. * Wüftenbr»V, 19. Dez. Die Ende Oktober hier festgestellte Maul- und Klauenseuche ist wieder erloschen. * Ehemuttz, 19. Dez. Ein rührendes Bei spiel von Mildtätigkeit hat eine hiesige Witwe gegeben. Sie betreibt eine Pfefferkuchenhandlung. Kommt da eines Tages an das LandeSmuseum für Sächsische Volkskunst in Dresden ein Brus und eine große Kiste an. In dem Schreiben teilt die Frau mit, daß ihr einziger Sohn in Belgien den Heldentod für sein Vaterland ge storben sei Ihr Herz blute. Sie sende nun im Gedenken an ihren Sohn zur Verteilung an Kriegsinvaliden hundert Pfefferkuchenherzen. Und in zierlicher Schrift steht auf den großen Herzen zu lesen : Werdet gesund. In Dankbar keit. Aus Liebe. * Oberwürschnitz, 18. Dez. Im Wassereimer ertrunken ist hier der zweijährige Sohn des Tage arbeiters Fr. Kcätzel. Das bedauernswerte Kind war auf kurze Zeit, während die Mutter Holz zum Feuerwachen holen wollte, allein in der Wohnung gelassen worden. * Laura, 18. Dez. Einen Selbstmordversuch untemahm in Schwcizerthal ein junges Mädchen mit seinem noch nicht 2 Jahre alten Kinde. Die junge Mutter hatte aus noch unbekannten Grün den mit dem Kinde den Tod im Wasser gesucht, daS Vorhaben wurde aber rechtzeitig bemerkt und beide noch lebend aus dem Wasser gezogen. * Laugeustricgis, 18. Dez. In einem hie sigen GutSgehöft war ein Ziegenbock in das 2. Stockwerk hinaufgeklettert und in ein Z mmer geraten, in dem auf dem Tisch ein offenes Käst chen mit 86 Mark in Papier stand. Der Ziegen bock erachtete daS Papiergeld als leckeres Mahl und fraß eS. Nach vier Stunden wurde der Verlust des Geldes bemerkt, und der Verdacht richtete sich auf den Ziegenbock, der seine Frevel tat mit dem Leben bezahlen mußte. Das Papier geld wurde noch ziemlich unversehrt im Magen des TiereS vorgefunden. * Dresden, 18. Dez. Im Maria-Anna-Kin- derhospital war am Mittwoch abend der 12jäh- rige Sohn dek Wagenrückers Tischer von der Weinbergstraße, Curt Walter Tischer, der dort durch Hausarbeit sich nützlich machte, auf eine im Mafchinenraum stehende Kohlenlori gestiegen, die sich plötzlich in Bewegung setzte und mit dem Knaben in den Keller hinabrollte. Hierbei wurde dem Knaben der Kopf zerquetscht. Er war sofort tot. * Leipzig, 18. Dez. In der Schenkendorf straße fand am Mittwoch nachmittag eine Frau ihren 12jährigen Sohn an der Klinke der Küchen- tür erhängt vor. Der Knabe war beim Spiel mit seinenHnoch nicht schulpflichtigen Geschwistern auf den unglücklichen Gedanken gekommen, diesen das Erhängen vorzumachrn. D:e Schlinge hatte sich dabei zugezogen und den Tod des Knaben herbeigefllhrt. * Zittau, 18. Dez. Treue Kameradschaft über das Grab hinaus hat die 1. Kompagnie des Reserve-Jnfanterie-Regiments Nr. 101 be wiesen. In den Kämpfen bei Chalon war der Landwehrmann Max Pretschner aus dem Nach barort Kleinschönau gefallen. Sechs unerzogene Kinder und die Frau trauern um den Braven. Um die Not der Hinterbliebenen zu lindern, veranstalteten dessen Kameraden im Felde eine Sammlung, die den stattlichen Betrag von 268,80 Mk. erreichte, obwohl in der Kompagnie zumeist nur wenig bemittelte Geber waren. Durch den Kompagnteführer Oberstleutnant Gruß dorf ist jetzt der Witwe der Sammlungsertrag überreicht worden. Wir und die Welt. Eine Dame in Salzwedel hat von ihrem im Großen Hauptquartier befindlichen Neffen das nachstehende Gedicht mit folgendem Schreiben zugeschickt erhalten: „Als ich neulich zum zwei- ten Male bei Seiner Majestät dem Kaiser war, fragte mich Seine Majestät, ob ich das Gedicht, welches von einem unbekannten Deutschameri kaner verfaßt sein soll und welches in einer Ber liner Zeitung erschienen war, kenne. Als ich diese Frage verneinte, ließ Seine Majestät es kommen, laS es selbst vor und schenkte mir das Blatt." DaS Gedicht lautet: Wir haben geschwiegen im Völkerrat Einmal und zweimal und mehr; Und standen zur Seite und mieden die Tat — Einmal und zweimal und mehr. Wir haben uns nimmermehr beeilt, Als man die Erde aufgetetlt, Wir hörten der andern heiseren Schrei, Wir wollten den Frieden und standen dabci Zweimal und dreimal und mehr. Und dennoch gaben sie keine Ruh, Keinen Tag und nimmermehr, Und sahen uns scheel und neidisch zu E nmal und zweimal und mehr. Sie haben gehöhnt und haben gehetzt Und Säbel geschliffen und Messer gewetzt, Den Deutschen zu schimpfen war keiner zu faul. Wir wollten denFrieden — wirhielten das Maul — Einmal und zweimal und mehr. Sie trieben durch Jahre daS frevle Spiel Mehr noch und immer mehr, Bis der Tag anbrach, der Gott gefiel Einmal und nimmermehr. Bis d e Erde war von Lügen krank, Bis der Deutsche sprach: „Nun ist es genug, Nun duld' ich die Lügen und dulde den Trug Nimmer und nimmermehr!" Und er fuhr empor wie ein Wetterstrahl, Und er blick-e rings umher, Und er sah seiner Neider Ueberzahl, Einen und manchen und mehr. Sah im Ost den Feind und im West den Feind, Mit dem Russin den Franzmann eng vereint, Und den Serben dann, und den Belgier dann, Und den Briten und alles, was lügen kann, Mehr noch und manche mehr. Der Feinde Hohn und der Uebermacht Spott Rast durch die Welt daher. Und der Deutsche betet: „Nun helfe mir Golt Einmal, nur einmal mehr!" Und es fiel seine Faust, und es fiel sein Streich, Da sank der Belgier zu Boden gleich, Und ein neuer Tag, und ein neuer Schlag — Bis daß der Franzos auf den Knien lag. Recht so! Und mehr noch! Noch mehr! Nun zittere, Brite! Wie ein Taifun stark Ist des Deutschen blanke Wehr, Es trifft sein Schlag und er trifft ins Mark Einmal und zweimal und mehr! Nun zittere, Russe I Und denke daran : Auch deine Stunde naht schon heran, Nur ein Atemholen, nur Zeit, nur Zeit, Auch dir ist ein heißes Süpplrin bereit, Einmal und zweimal und mehr! Ein Schlag erdröhnt durch die ganze Welt Einmal und zweimal und mehr. Wo der Deutsche trifft, ist ein Heer zerschellt, Eines und noch eins mehr. Still lauscht die Welt und atemlos, Denn dies Ringen ist so gewaltig groß, Und in dem wilden, dem letzten Krieg, Pflückt sich der Deutsche den ewigen Sieg; Ec allein — und keiner mehr! Bestellungen aus unsere Zeitung werden jederzeit entgegengenommen. 8!tt86t1 ZslmMk IVI Ms! °u° k°r 13 18'° 8!s86S 8!b8M >50 ?üll und Nsicks kür . z7° 3° Icsrrivrt WvIIs k»r . . ss« 8 8°iä° kür . . 1Z" Iss« lMftisklö MM XIsiMMM -u. 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