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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 13.10.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-10-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191410130
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19141013
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19141013
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-10
- Tag 1914-10-13
-
Monat
1914-10
-
Jahr
1914
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 13.10.1914
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Festung gefluchtet hatte, hat aufgehört zu existieren. Denn wenn versprengte Teile auch entkommen sollten, so fehlen ihnen alle Ausrüstungssachen, jede Möglichkeit des Ersatzes, TrainS und Ko lonne. Mit einem großen Teil der deutschen Belagerungsarmee sind auch unsere 42-, 30- und 21-Zentimeter Mörser vor Antwerpen frei ge worden, die nun bei Verdun und Toul ihr Werk sortsetzen können. Die allgemeine militärische Lage hat sich für uns wesentlich günstiger ge staltet. Und wenn wir trotz der großen Schlachten in Frankreich, trotz der Offensive gegen die Russen in Südpolen und Galizien, trotz der Abwehr des russischen Vormarsches nach Ostpreußen die Er oberung von Antwerpen siegreich durchzuführen vermochten, so ist daS ein solches Zeichen von militärischer Stärke und Kraftbewußtsein, daß darin allein schon die beste Gewähr für die sieg reiche Durchführung des ganzen Krieges liegt. Das Schicksal der belgischen und englischen Besatzungsarmee von Antwerpen bat sich wahr scheinlich schon erfüllt, wenn diese Zeilen in die Hände unserer Leser gelangen. Die militärischen Sachverständigen waren einhellig der Meinung, daß diese Armee unschädlich gemacht werden würde. Sie versuchte in westlicher Richtung nach Ostende durchzubrechen, nachdem Holland erklärt hatte, in Wahrung seiner Neutralität einen Truppentransport auf der Schelde nicht zulassen zu können. Deutsche Truppen wärest nach dem Fall Antwerpens von Termonde sofort gegen St. Nikolas vorgerückt, das in der Nähe des äußersten Westforts Antwerpens etwa Halbwegs auf der 20 Kilometer betragenden Strecke von Termonde zur holländischen Grenze gelegen ist. Obwohl die Besatzungsarmee über 100000Mnnn stark war, war das Gelingen ihres Flankenmarsches an den deutschen Truppen vorbei nicht wahr scheinlich. Ein deutscher Vorstoß müßte die in langer Marschkolonne befindlichen Truppen in ihrer empfindlichsten Stelle, tn der Flanke, treffen, sic am Weitermarsch verhindern und sie unter für sie ungünstigen taktischen Verhältnissen zum Kampf zwingen. Der Besatzungsarmee bliebe dann nur übrig sich zu ergeben oder aus holländisches Gebiet zu entkommen zu suchen, wo sie gleichfalls kriegsgefangen gemacht werden würde. Sie MW ArstelW der Einnahme non Antwerpen GroßesHaupt quartier, 10. Okt. abends. Nach nur zwölftägiger Belagerung ist Antwerpen mit allen Forts in unsere Hände gefallen. Ain 28. September fiel der erste Schuß gegen die Forts der äußeren Linie, am 1. Oktober wurden die Forts erstürmt, am 6. und 7. Oktober der starke angestaute meist 100 Meter breite Nethe-Abschuitt von unserer Infanterie und Artillerie überwunden. Am 7. Oktober wurde entsprechend dem Haager Abkommen die Beschießung der Stadt ange kündigt. Da der Kommandant erklärte, die Verantwortung für die Beschießung überneh men zu wollen, begann Mitternacht vom 7. bis 8. Oktober die Beschießung der Stadt. Zu gleicher Zeit setzte der Angriff gegen die innere Fortslinie etn. Schon am 9. Oktober früh waren 2 Forts der inneren Linie ge nommen und am 9. Oktober nachmittags konnte die Stadt ohne ernsthaften Widerstand besetzt werden. Die vermutlich sehr starke Be satzung hatte sich anfänglich tapfer verteidigt. Da sie sich jedoch dem Ansturm unserer In fanterie und der Marinedivision, sowie der Wirkung unserer gewaltigen Artillerie schließ lich nicht gewachsen fühlte, war sie iw voller Auflösung geflohen. Unter der Besatzung be fand sich auch eine unlängst eingetrosscne eng lische Marinebrigade. Sie sollte nach eng lischen Zeitungsberichten das Rückgrat der Ver teidigung sein. Der Grad der Auflösung der englischen und belgischen Truppen wird durch die Tatsache bezeichnet, daß die Uebergabever- haudlungen mit dem Bürgermeister geführt werden mußten, da keine militärische Behörde aufzufinden war. Die vollzogene Uebergabe ivurde am 10. Oktober vom Chef des Tages des bisherigen Gouvernements von Antwer pen bestätigt. Die letzten noch nicht übergebe nen Forts wurden von unseren Truppen be setzt. Die Zahl der Gefangenen läßt sich noch nicht übersehen. Viele belgische und englische Soldaten sind nach Holland entflohen, wo sie interniert wurden. Gewaltige Vorräte aller Art sind erbeutet. Die letzte belgische Festung, das „uneinnehmbare" Antwerpen, ist bezwun gen. Die Angriffstruppen haben eine außer ordentliche Leistung vollbracht, die von Sr. Majestät damit belohnt wurde, daß ihrem Führer, dem General der Infanterie v. Bese- ler, der Orden pour le merite verliehen wurde. DaS Eindringen der Deutschen in Antwerpen ist mit fürchterlichem Gemetzel verbunden ge wesen. Als die Besatzung sich schon anschickte, die Stadt zu räumen, stieß sie in der Vorstadt Berchem mit den eindringenden Deutschen zu sammen. Eine Abteilung Engländer suchte die Deutschen aufzuhalten, es entstand ein fürchter licher Bajonetlkampf, der mit dein Rückzüge der Engländer endete. Die ganze Nacht wüteten tn der Stadt die Brände. Dre Belgier brachten beim AuSbruch des ersten Feuers Frauen, Kin der und alte Männer in Sicherheit und fingen an, das Feuer zu bekämpfen. Aber immer neue Brände brachen hervor. Der Glutschein war so gewaltig, daß man in diesem Flammenmeer mitten m der Nacht hätte die Zeitung lesen können. Um 2 Uhr nachts war der Höhepunkt erreicht! In der Luft erschienen plötzlich Zep peline und brachten die Petroleumbehälter zur Explosion. Das schreckliche Feuerwerk der ex plodierenden Bomben ließ die Erde erzittern. Zwischen den unermeßlichen Rauchwolken, die über den brennenden Straßen Hintrieben, sah man plötzlich die gespensterhaften Umrisse von sechs Zeppelin-Luftschiffen, die sich über dem Justizpalast aufhielten und ihre Feuerströme auf die Stadt hinunterschleuderten. Da öffne ten die Belgier die Riesenpetroleumreservoirs und ließen das Petroleum in den Fluß lau fen. Alle Vorräte von Benzin, Oel rc., die den Deutschen nützen konnten, wurden zerstört. Dann erst begannen die Engländer als die letzten in westlicher Richtung abzuziehen. Sie sprengten vorher noch das Fort St. Anne in die Luft, versenkten zahlreiche Leichter mit Getreide und sperrten den Durchgang nach der Schelde. Alle Schleusen wurden gesprengt. Die Engländer haben mit wahnsinniger Zerstö rungswut gehandelt. In den Kellern des Hos pitals der Luisenstraße lagen 150 Verwun dete, meistens Deutsche. Auf dem Eiermarkt und Handschuhmarkt stehen alle Häuser in Flammen. Es ist ein vollkommener Unter gang! Nur die mit besonderen Flaggen ver sehenen Gebäude vou kunstgewerblichem und historischem Wert sind stehen geblieben. 60 OVV Engländer, die noch in der Nacht von Ostende in Ant werpen anlangten, sanden nichts anderes mehr zu tun, als sich an dem allgemeinen Zerstö rungswerk zu beteiligen. Die völlige Vernich tung des Forts St. Anne, von dem auch nicht eine Mauer mehr steht, haben die Bel gier ihnen zu danken. Die Raubtiere des Zoologischen Gartens wurden von den Eng ländern ebenfalls getötet, aus Furcht, daß sie während des Bombardements entschlüpfen könnten. Die gewaltigen Einwirkungen der sich überstürzenden Ereignisse, der ohrenbetäubende Lärm der platzenden Granaten machte viele Soldaten, die in den äußersten Fortslinien und Schützengräben kämpften, bewußtlos, ob wohl sie nicht verwundet waren. Unter die sem gewaltigen Tosen vollzog sich langsam das Schicksal der stolzen Schelde-Königin! Die Antwerpener Besatzungsarmee flieht nach Holland und läßt sich entwaffnen. An zahlreichen Punkten der holländischen Grenze begaben sich belgische und englische Soldaten auf holländisches Gebiet, um sich entwaffnen und internieren zu lassen. Bei Bath allein wurden 2000 Engländer inter niert, bei Putten 520 belgische Artilleristen, auch werden viele Verwundete über die Grenze geführt. Auch bei Terneuzen über schreiten Belgier und Engländer zu Hunderten die Grenze. Alle diese Helden gelten als Kriegsgefangene und fcheiden siir die Dauer des ganzen Feldzuges aus den Reihen der Kämpfenden aus. Die Uederga-e von Antwerpen. Die förmliche Kapitulation der Stadt Aut- iverpen war nach holländischen Zeitungsberich ten ergreifend. Um 2 Uhr wurde die belgi sche, französische und englische Fahne nieder geholt und dafür die deutsche Flagge gehißt. Die Zuschauer in den Straßen weinten oder ballten die Fäuste. Die deutschen Truppen ka men still und ohne Gesang einmarschierl. Die Artilleristen als eigentliche Sieger hatten Blu men iui Knopfloch. Berichte aus Antwerpen versichern, daß die Beschädigung der Stadt verhältnismäßig unbedeutend ist. Oeffentliche Bauten und Kunstwerke sind kaum betroffen. DaS Schicksal der Antwerpener Besatzung. Nach den neuesten Meldungen von der holländischen Grenze ist die Zahl der entkom menen Belgier und Engländer nicht sehr groß. Die Deutschen hatten frühzeitig von Dender- monde den Marsch angetreten, um den Abzug der belgischen und englischen Truppen nach Ostende zu verhüten. Sie eröffneten auf die Fliehenden ein mörderisches Granatfeuer, das eine große Panik, vor allem unter den Eng ländern verursachte. Besonders schlugen die Schrapnells mit großer Sicherheit ein. Die Engländer konnten es unter dem Feuer des unsichtbaren Feindes nicht aushalten. Die Of fiziere ermahnten sie, die Ruhe zu bewahreu. Als sie aber sahen, daß ihnen nichts übrig blieb, als zu sterben oder aus holländisches Gebiet überzutreten, zogen sie das letztere vor. Die Zahl der in Holland entwaffneten Belgier und Engländer ist noch nicht festzustellen. Sie zählt nach Tausenden. Die Zahl der belgi schen Flüchtlinge in Holland wird auf 500 000 geschätzt. Freude in Wien über den Fall von Antwerpen. Die Wiener Blätter begrüßen den Fall Antwerpens als ein hochbedeutsames militäri sches und politisches Ereignis und betonen, daß die Stadt ihr Schicksal England zu ver danken habe. Das „Fremdenblatt" schreibt: Die Katastrophe von Antwerpen wird in der britischen Geschichte stets ein Denkmal der Schande bleiben und ein Beispiel für die Völ ker, die auf England hoffen und vertrauen. Aehnlich spricht sich auch die „Neue Freie Presse" aus. Das „Neue Wiener Journal" sagt: Belgien fällt als erstes Opfer Greys. Vielleicht wird es Frankreichs und Rußlands Machthabern noch klar werden, daß sie nichts anderes sind als die Opfer der perfiden'eng lischen Politik. AsimMMlW- in SmiM haben unsere Truppen in der mittleren Front die Offensive wieder stärker ausgenommen und mit einem neuen Bombardement auf Reims begonnen. Der amtliche Pariser Bericht am Wochenschluß wußte nichts Neues zu melden, außer einem heftigen Gefechte bei Roye. Ob wohl der Fall von Antwerpen in den amt lichen französischen Berichten nicht erwähnt wird, ist seine Wirkung auf die Heeresleitung unserer Feinde doch unverkennbar. Die fran zösische Reiterei, die in Verfolgung des Um gehungsplanes bis zur Meeresküste ausschwär men sollte, wurde bei Arras zurückgehalten. Joffres großer AktionSPlan gescheitert. Ein geflüchteter Antwerpener Regierungsbe amter erklärte in Brüssel: Das Los Antwer pens war aufs innigste verknüpft mit dem Ausgang des großen Kampfes an der Aisne. Wurde die deutsche Armee geschlagen, so hätte sich der Fall Antwerpens verhindern lassen. Gelang es den Verbündeten nicht, sich mit unseren Besatzungstruppen in Verbindung zu setzen, so mußte der große Aktionsplan des französischen Generalissimus Joffre und des englischen Feldmarschalls French als geschei tert betrachtet werden. Deutsche Verstärkungen in Nordsrankreich. Die französischen Blätter berichten mit äu ßerster Bestürzung, daß unerwarteterweise, noch während die Belagerungsarmee vor Antwer pen kämpfte, bedeutende deutsche Verstärkun gen auf dem Kriegsschauplätze Nordsrankreichs eingetrosfen seien. Mit dem Fall Antwerpens werden ansehnliche Teile der Belagerungsar mee frei, wenn auch ein Teil zu Besatzungs zwecken zurückbleiben mutz. Die frei werden den Truppen gelangen selbstverständlich aus schnellstem Wege nach Nordfrankreich und kom men dort gerade noch zurecht, um an der be vorstehenden Entscheidung Mitwirken zu können. Die Kämpfe aus dem rechten Flügel werden bei Noyon dem „B. T." zufolge mit einer ungeheuren Erbitterung geführt. Ein Bild voll grausigen Schreckens bot ein im Morgengrauen von den Franzosen gewagter Angriff auf versteckt liegende deutsche Schützen gräben. Sie glaubten, datz die Deutschen noch der Nachtruhe Pflegen würden und schoben sich lautlos heran. Ihre Infanterie kommt in breitem Schwarm herangesprungen. Nichts regt sich in den deutschen Schützenlinien, aber alle Augen blitzen gespannt durch die Morgendäm merung den anschleichenden Rothosen entge gen. Bis auf 150 Meter sind sie schon her an, da sperren deutsche Drahtverhaue den Weg. Lautlos werden die ersten genommen, noch immer blieb es still in den Schützengrä ben. Da, als die ganze breite Masse in den engen Drahtmaschen verwickelt ist, klingt ein schrilles Kommando durch die Lust: Feuer! und nun pfeift der Tod aus tausend Schlün den in die Menschenmasse hinein, die sestge- bannt in den Drahtverhauen hängt! Hunderte laufen, vor Angst geschüttelt, zurück, aber im Drahtverhau hängen noch Hunderte von Fran zosen, können nicht vor und zurück, und den ganzen Tag bis zum Abend ertönt ihr Schreien und Wimmern über das Schlacht feld. Die deutschen Soldaten treibt schließlich das Mitleid, die unglücklichen angeschosscnen Soldaten aus ihren Fesseln zu befreien, aber sofort überschüttet sie feindliches Artillerieseuer, und sie miissen die Aermsten vor ihren Augen langsam abstcrben lassen! Glänzende bayerische Waffentatcn. In fünf Minuten fing ein bayerisches Ba taillon aus Lindau ein ganzes französisches Kavallerie-Regiment aus folgende Weise: Ein bayerischer Vorposten fand die Franzosen ohne Sicherungsposten abgesesscn in einer Mulde auf. Er benachrichtigte sein Bataillon, die Leute schlichen sich leise heran und fingen plötzlich ein rasendes Feuer an. Die wild ge wordenen Pferde rasten sofort reiterlos davon, und die Franzosen, die anfangs zu Fuß da vonrennen wollten, waren in einem Augen blick so dezimiert, daß sie um Uebergabe ba ten. Es waren Kürassiere, Dragoner, afrika nische Retter und versprengte Engländer, die vor Schreck so gelähmt waren, datz sie mit hocherhoben^n Händen aus dem Talkessel her- auskamcn. In. fünf Minuten war alles ge schehen. Die Bayern hatten nicht einen Mann verloren. G G Vom östlichen Kriegsschauplätze lauten die Nachrichten sortdauerud günstig. Der Zar ist vom Besuche der Armee, wobei er in Kowno und Wilna auch die Verwundeten be grüßte, nach Petersburg zurückgekehrt. Au die Stimmung der Truppen hat die kurze Anwesen heit des obersten KliegSherrn keinen bemerkbaren Einfluß ausgeübt. Die Belagerung der russischen Festung Ossowetz durch die deutsche Ostarmee unter General von der Goltz schreitet rüstig^vorwärtS. Wenn auch die Bedeutung dieser Festung nicht über die eines französischen Sperrforts mittlerer Größe hinausgeht, so ist ihre Einnahme deshalb be sonders wichtig, weil sie eine der Eugen sperrt, über welche der Weg nach dem Zartum Polen geht. Infolge der künstlich vorgenommenen Ueberschwemmungen ist eine Umgehung rechts oder links nicht möglich, die Operationen können nur auf den wenigen vorhandenen Wegen'vor- genommen werden. Die Befestigungen von Grodno und Lomscha sperren noch dazu^die nächsten Eugen. Die Festung ist verhältnis mäßig modern gebaut, aber bereits seit ein paar Tagen ist der eiserne Ring um sie geschlossen worden und die aufgebauten Batterien donnern mit gutem Erfolg gegen seine Mauern. Die von Prostken bis in die Höhe von KaSprowo- Ruda führenden russischen Bahnlinien sind auf deutsche Spurweite gesetzt worden und deutsche Eiseubahnzüge fahren das Belagerungsmaterial bis 16 Km. vor die Festung. Ein paar unserer Brummer würden ihr in ein paar Tagen den Garaus machen können, aber auch unsere anderen Feldgeschütze werden sie bald zum Fall bringen. Im Innern Serbiens ist es zu erneuten heftigen Kämpfen gekommen. Trotz.der unleugbaren Tapferkeit der serbischen Truppen scheiterten deren ^Versuche, die von unseren Verbündeten besetzten strategisch günstigen Positionen wiederzugewinnen. Wiederholte serbische Stürme wurden blutig abgewiesen. In den Kämpfen, die sich's in den letzten Tagen erneuten, erlitten die Serben abermals schwer« Verluste an Offizieren, Mannschaften und Kriegs material. Die Serben erweisen sich auch in den gegenwärtigen Kämpfen als zügellose Gegner, deren Vorgehen unmenschlich ist. * * * Ein merikalW- jnpnnischer Konflikt? Stockholm, 10. Okt. Den Blättern wird aus Newyork gemeldet: Fast die ganze Flotte der Vereinigten Staaten im Stillen Ozean ist nach den Philippinen abgegangen. Seit der Besetzung der Marschallinseln durch die Japaner fand ein sehr lebhafter Depeschenwechsel zwischen den Ne gierungen in Washington, London und Tokio statt. Als Japans heimtückischer Ueberfall auf Kiautschou erfolgte, konnte sich wohl hier und da die Meinung bilden, daß die Vereinigten Staaten dem nicht tatenlos zusehcn würden. Ewe Verschiebung in den ostasiatischen Macht verhältnissen, ein neues Uebergreifen der Japaner nach China hinüber mußte auch die amerikanischen Interessen aufs schwerste treffen, seine wirtschaftliche Ausbreitung in China stark gefährden. Diese Meinung sah sich enttäuscht, die Union blieb ruhig und unternahm nichts. Nun haben aber die Japaner ihre militärischen Aktionen weiter ausgedehnt, Jaluit und Jap besetzt, angeblich nur vorübergehend und aus rein militärischen Gründen, um den deutschen Kreuzern im Stillen Ozean diese Stützpunkle zu nehmen. Damit griffen aber die Japaner unmittelbar auch in die politischen Interessengebiete der Vereinigten Staaten Hinern. Mit dir Samoainseln Tntuila und Manua, mit der Schutzherrschaft über Hawai und mit dem Besitz der Philippinen ist die Union an der Gestaltung der politischen Dinge im Stillen Ozean aufs stärkste interessiert und hier lag ständig eine Stelle ihres, wenn auch bislang latenten Gegensatzes zu den japanischen Expansionsbestrebungen. In Washington wird man den japanischen Versicherungen, daß es sich bet Jaluit und Jap um eine vorübergehende Inbesitznahme handele, wohl nicht s mitMnge- mischtem Vertrauen gegenüberstehen und, falls die Stockholmer Meldung zutrifft, in einer un zweideutigen Kundgebung und Vorsichtsmaßregel, wie sie die Entsendung eines starken amerikanischen Geschwaders nach den Philippinen ist, mit Recht eher eine Sicherung der eigenen Intel essen sehen, als in den japanischen Zusicherungen. Daß cs, jetzt wenigstens, zu einer kritischen Zusp tzung zwischen der Union und Japan kommen könnte, glauben mir nicht. Auf beiden Seiten dürfte aus verschiedenen Gründen gegenwärtig wenig Neigung dafür vorhanden sein. * O O Neuer MW aus dem emMsHen Kriegsschauplatz- Wie von zuverlässiger Seite gemeldet wird, wollen jetzt auch die Japaner den europäischen Kriegsschauplatz bevölkern helfen. Rußland hat sich von Japan eine größere Anzahl Geschütze gekauft als Ersatz für die gewaltigen Mengen, die es in den Schlachten gegen Generaloberst von Hindenburg verloren hatte. Diese Geschütze sollen von Japanern bedient werden, da Ruß land anscheinend seinen Offizieren nicht zutraut, sich in naher Zeit damit bekannizumacheu. Der japanische Mannschaften- und Geschütztransport wird mit der sibirisch n Bahn nach Rußland be fördert, um danach im Kampfe gegen Deutschland und Oesterreich-Ungarn unsere Kriegsführung aus eigener Anschauung kennen zu lernen. Man rechnet insgesamt mit etwa 1000 bis 1200 Ja panern, die als neue Elemente arif der Bildfläche erscheinen werden. Billig kommt diese Expedition England, das letzten Endes doch die Zeche be zahlen muß, sicherlich nicht zu stehen, denn Bruder JapS benutzt Englands und Rußlands Notlage, um sich nach Möglichkeit für die^beim Frieden von Port Arthur entgangene Kciegskofteu- entschädtgung lschadlos zu halten. Nachgerade wird man gespannt darauf sein dürfen, ob es England oder den anderen kriegsverschworenen feindlichen Mächten gelingen wird, noch eine
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