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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 23.12.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-12-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191412238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19141223
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19141223
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-12
- Tag 1914-12-23
-
Monat
1914-12
-
Jahr
1914
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 23.12.1914
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ze Meer nach einer türkischen verschanzten Stel- lung unweit Batum täglich abgehen, zu beun ruhigen, obwohl sie nur von einer kleinen An zahl leichter türkischer Kreuzer begleitet wer ten. Mehrere russische Kavallerie-Regimemer, die östlich des Wan-Sees auftauchten, sind in einen Hinterhalt gelockt und fast völlig aufge rieben worden. Der Rest wurde zu Gefange nen gemacht. Kriegsminister Enver Pascha hat selbst die Leitung der Operationen im Kaukasus übernommen, ihm zur Seite steht Generalmajor Bronsart v. Schellendorf. Lie türkischen Truppen im Kaukasus verfügen über allermodernste Kampfmittel, Panzerzüge, Pan zerautomobile, schwere Mörserbatterien und Flugzeuggeschwader. Auch haben sie in Anbe tracht des reichlichen Schneefalles große Men gen Schlittenmaterial nachgesandt bekommen. * * Sie dtlltsche Antwort 8 Edos französische GeMnch. Die offiziöse „Nordd. Allg. Ztg." bringt, Wie schon gestern kurz gemeldet, einen langen Artikel, in welchem die Behauptung des franzö sischen Gelbbuches, daß Deutschland den Krieg hätte verhindern können, wenn es seinen Ein fluß auf Oesterreich-Ungarn geltend gemacht hätte, damit dies seine Forderungen gegen Ser bien ermäßige, eingehend zurückgewiesen wird. Deutschland hat alle mit der Würde seines Bundesgenossen vereinbarten Schritte in Wien getan. Es hat sich nur geweigert, die von Rußland und seinen Freunden verlangte Pres sion auf Oesterreich-Ungarn auszuüben. Gegenüber dem Hinweis des Gelbbuchcs cuf den angeblich versöhnlichen und friedferti gen Geist der russischen Regierung erinnert die „Nordd. Allg. Ztg." daran, daß der russische Minister des Aeußeren, Sfasanow, schon bei der ersten Unterredung mit dem französischen und englischen Botschafter bemerkte, Rußland werde genötigt sein, mobil zu machen, und daß auch die russische Mobilmachung bereits am 25. Juli beschlossen und seit diesem Lage im ganzen russischen Reiche im Gange war. Für die Friedfertigkeit der russischen Regierung vermag das Gelbbuch also nur ein dürftiges Beweismaterial beizubringen. Im Hinblick auf die Behauptung, daß Oesterreich-Ungarn und Rußland im Begriff waren, sich über die Note an Serbien zu ver ständigen, als Deutschland mit seiner Kriegs erklärung alle Hoffnungen auf Erhaltung des Friedens plötzlich zerstörte, weist die „Nordd. Allg. Ztg." darauf hin, daß Rußland bereits iit der Nacht zum 31. Juli die allgemeine Mo- bilisation, also auch gegen Deutschland, befahl und dadurch das ganze Vermittlungswerk Deutschlands zunichte machte. Das offiziöse Blatt führt dann acht Punkte im französischen Gelbbuch an, die zeigen, wel cher Wert den darin veröffentlichten Aktenstük- ken beizumessen ist. Als unrichtig erkürt es die Behauptung, daß Generaloberst von Moltke in einer Unterhaltung mit dem Kaiser uns dem König der Belgier die Unvermeidlichkeit eines Krieges mit Frankreich betont habe. Es habe überhaupt nur eine Unterredung zwischen Generaloberst von Moltke und dem König der Belgier stattgefundcn, wobei Moltke, die ihm in den Mund gelegten Worte nicht gebraucht hat. Ebensowenig hat Herr von Jagow in seiner Unterredung am 30. Juli mit dem Botschafter Cambon gesagt, daß die Führer der Armeen in Deutschland auf eine Mobilisa tion drängten. Der dem Botschafter von Tschirschky gemachte Vorwurf, daß er eine ge waltsame Lösung wünsche, ist ebenfalls durch nichts gerechtfertigt. Des weiteren wird die Darstellung des französischen Botschafters Pa leologue über die versöhnlichen und friedferti gen Absichten des Zaren als unrichtig zurück- gcwiesen und darauf hingewiesen, daß die eng lische Regierung durch ihren Botschafter darauf hinwirkte, daß Herr Ssasanow seinen Vor schlag für Oesterreich-Ungarn noch unannehm barer machte. Auch die zur Rechtfertigung der französischen Mobilisation ausgestellte Behaup tung, daß Deutschland mit der eigenen Mo bilisation begonnen habe, wird zurückgewiesen. Tie „Nordd. Allg. Ztg." schließt: Ans dem Material, welches das französische Gelbbuch beibringt, ergibt sich, auf wie schwachen Füßen der von der französischen Regierung erbrachte Beweis ruht, daß Deutschland den Weltbraud entfacht habe. St« Flasche«poftgr«ß a« König Friedrich Anguß. König Friedrich August hat kürzlich einen eigenartigen Gruß durch eine Flaschenpost erhalten. Mannschaften der 8. Kompagnie deS Reß-Inf.» Regt«. Ne. 245 hatten am 14. Oktober auf der Fahrt nach dem Kriegsschauplatz beim Ueber- fchreiten der Mosel unweit Trier eine verschl. ssene Flasche in die Mosel geworfen, in der sich eine Postkarte mit folgendem Inhalt befand: „An Seine Majestät den König von Sachsen. Mit Gott für König und Vaterland ziehen die tapfe ren Sachsen nach Frankreich." Diese Flasche wurde am 24. November in der Mosel bei Mühlheim von dem Fischer Fehres aufgefunden, durch die Feldpost weiter befördert und gelangte so in die Hände des Königs. Die Absender sind jetzt ermittelt und zum Weihnachtsfest vom König durch die Zusendung von Zigarren erfreut worden. Die täglichen Gesamtkosten deS K ieges. Does Guy.4, der frühere französische Acbeits- mnüster, hat die täglichen Kriegslasten sämtlicher kriegführenden Mächte soeben mit nicht weniger als 380 Millionen Fmuken berechnet. Dieser Anschlag ist willkürlich und pl aulastisch. Der Berliner Nationalökonom Professor Julius Wolf stellt demgegenüber in einer eben veröffentlichten Schrift „Die Kriegsrechnung" (Verlag Georg Reimer, Berlin) fest, daß sie mit rund 150 Mil lionen Mark angesetzt werden dürfen. Deutsch land ist daran mit ungefähr 35 Millionen Mark beteiligt Nach Julius Wolf sind die Kosten des eisten Keie^smonuls in Deutschland 2'/r Milliarden Maik gewesen, die Kosten pro Monat weiterhin berechnen sich mit etwa 1 Milliarde Ein Unte serbootslrieg gegen alle feindlichen Handelsschiffe, besonders gegen diejenigen Englands, so lange das Londoner Marineamt Gewalt vor Recht auf den Meeren ergehen läßt, ist ein Gedanke, d.r sich ausführen läßt und der erwogen worden ist. Staatssekretär v. Tirpitz sprach sich laut „Voss. Zig." dem Vertreter eines großen amerikanischen Nachrichtenbüros gegenüber entschieden für die Durchführung einer derartigen Abwehr- und Vergeltungsmaßnahme aus, wobei er haupt sächlich betonte, daß wir an Unterseebooten, in sonderheit an solchen größeren Typs, den Eng ländern überlegen sind. In der Wiedergabe des Gesprächs wird weiter behauptet, daß Deutschland gegenwärtig 40 neue Unterseeboote vom großen 900-Tonnen-Typ baut. England kann also noch recht angenehme Erfahrungen machen. Herr v. Tüpitz, der dem grundlosen Gerede unserer Feinde vsm deutschen Militarismus treffend den eng lischen Marinismus entgegenstellte, erklärte ohne Besinnen, daß wir die englische Flotte angreisen würden, wenn diese uns dazu Gelegenheit böte. Die japanische Frage sei ein Problem für Amerika, bei dem Deutschland nur Zuschauer sei. Die englischen Schiffsverlnste bei den FalkianvSi-ifeln. Lange Zu Hal über die Starke der bei dem Kaups <>us den Fcüklandsinseltt beteiligten eng- liswen Flotte Unklarheit geherrscht. I tzl beginnt sich der Schleier über diesem Geheimnis etwas zu lüften. Nach Mitteilung eines argentinischen Blattes haben folgende Schlachtschiffe bezw. Kreuzer an den G sechien teilgenommcn: „Jnom- cwle", „Jnflcxivle", „Canopus", „Karnavon", „Cornwall", „Kent Glasgow" und „Bristol". Es ist ganz natürlich, daß unsere Sch ffe diesen modernen Kampßchiffen auf die Dauer nicht standhalien kannten, immerhin hat der Kampf doch nach den Berichten der argentinischen Blät ter von Montag mittag bis gegen Abend ge dauert. Ueber die an dem Kampf beiettiglen Schiffe hat bis jetzt der englische Admiralstub keine Verlustliste veröffentlicht. Man kann wohl mit Recht annehmen, oaß unsere tapferen Schiffe sich in dieser Zeil tüchtig gewehrt haben und wohl auch manches englische Schiff zum wenig sten schwer beschädigt haben. So neißt es denn auch weiter, daß drei englische Schiffe ichwer be schädigt sein sollen. In dem andauernden Schweigen der englischen Admiralität kann man aoer nur eine Bestätigung dieses Gerüchtes fin den, und es ist sicher, daß der Kampf für die Engländer nicht ganz ohne Verluste abgegang m ist. Daß japanische Schiffe an den Kampsen teil lenvmmen Huben, wnd an maßgebenden Süllen nicht geglaubt, wohl aber sind sie bei der G.snmloperatton, namentlich bei d m A>.strichen und Aufnöbern des deutschen Geschwaders, be teiligt gewesen. Ei« englischer Dampfer auf ei«e Mine aafaelaafe«. Die englische Admiralität teilt mit: Der eng- lische Dampfer „Pretoria" ist an der Nordküste von Irland auf eine Mine gelaufen. Man glaubt, daß der Dampfer verloren ist. Die Mannschaft wurde gerettet. Die Einwohuerverlufte Ostpreußen-. Die bedeutsame Frage für die Zukunft Ost preußens ist, so wird dem „Berl. Tagbl." aus Königsberg geschrieben, wohl die, wieviel von den Geflüchteten nach dem Krieg in die verwüstete Heimatzurückkehrenwerden. OberpräsidentBatockt beantwortete diese Frage dahin, daß man mit einem Verlust von 200,000 bis 300,000 Einwoh nern rechnen müsse. Ein franiSfifch-italienifcher Zwischenfall. Der italienische Dampfer „Savoia", der aus Libyen mit italienischen Soldaten auf der Heim reise begriffen war und nunmehr in Genua er wartet wird, ist im Tyrrhenischen Meer von einem französischen Kriegsschiff festgehalten und beschlagnahmt worden, trotzdem, wie die neue Zeuung „Concordia" ausdrücklich feststellt, der Dampfer „Savoia" unter italienischer militäri- icher Flagge fuhr. Auf sofort erfolgten erregten Telegrammwechsel zwischen Rom und Paris hat das französische Kriegsministerium die Freigabe des Dampfers „Savoia" verfügt und der italie nischen Regierung Bestrafung des Kommandanten des betreffenden Kriegsschiffes versprochen. Paris friert. Infolge cingctreteuen Kohlenmangels müssen die Pariser, und zwar nicht nur die ärmeren. Kreise, sondern auch die wohlhabenden, frieren. Die Pariser Häuser sind nicht nur leicht, sondern liederlich gebaut, Fenster und Türen schließen mangelhaft, Kamine Heizen schlecht und die kleinen eisernen Oefen, die hier und da vorhanden sind, qualmen. Doppelfenster sind im normalen Hause unbekannt. Unter diesen Umständen geht es den Parisern schlechter als es unseren Feld grauen im Schützengraben ergeht. Die Gräben sind zum weitaus größten Teil und jetzt wohl ohne Ausnahme mit brauchbaren eisernen Oefen versehen. Die zunehmende Arbeitslosigkeit er höht das Pariser Elend. Russische und französische Hilfe für Serbien. Die „Südslaw. Korr." meldet aus Sofia: Wie das Regierungsblatt mitteilt, sind in der letzten Woche starke Zuzüge russischer Hilfstruppen und Aitillerie auf dem Donauwege nach Serbien gegangen. Ebenso habe Frankreich viel Kriegs material und Bedienungsmannschaften für die Geschütze gesandt. Die Hilfstruppen seien bereits Ende November zum größten Teil in die Front eingerückt gewesen. 38 Sozialistenführer in Peter-burg v?r haftet. Wie die „Vittoria" aus Bukarest erfährt, wurden in Petersburg achluuddrechig Sazialisten- jühcer verhaftet, die sich nach der Hauptstadt regeben hatten, um wegen der Einkerkerung der sechs sozialistischen Dumamttglieder zu protestieren. Die Gärung im Reiche wachse. So habe ein revolutionäres Komitee Millionen aufrührerischer Manifeste in Volk und Armee verbreitet. Die völkerrechtswidrige Annexion Ä gypten- durch England. Das Londoner Prefsebureau teilt folgendes mit: Der Staatssekretär des Aeußeren zeigt an, daß angesichts des Kriegszustandes, der au« der Aklion dec Türkei hervorgegangen sei, Aegyp.en unter den Schutz seiner britischen Majestät gestellt wurde und Hinfort ein britisches Protektorat bilden werde. Die Souveränität der Türkei über Aegypten sei damit beendet. Die britische Regierung werde alle notwendigen Maßregeln zur Verteidigung Aegyptens und zum Schutze der Einwohner und ihrer Interessen ergreifen. Oberleu.nanl S>r A tur Henry Mac-Mahon ist zum britischen Ooerkommissar für Aegypten er nannt worden. Oertliches und Sächsisches. *— Winters Anfang. Am heutigen Dienstag, nachmittags 6 Uqr, nimmt der Kciegs- winter nach dem Kalender seinen Anfang. Das Weihnachtsfest folgt ihm auf dem Fuße, eine kurze Frist trennt uns noch vom neuen Jahre. Unsere Soldaten haben im Westen wie im Osten mit den Vorboten des unwirtlichen Gesellen be reit- Bekanntschaft gemacht und sich siegreich mit ihm abgefunden. Prahlerisch riefen die Russen uns zu, im Winter erwachse ihnen ein neuer Verbündeter. Diese Hoffnung hat vor mehreren Wochen schon unser Feldmarschall von Hinden burg eine trügerische genannt, und er hat sein Wort durch die furchtbare Niederlage der Russen, durch den eigenen glänzenden Sieg bekräftigt. Das deutsche Volk hat gejubelt und seine Ent schlossenheit bezeugt, auch seinerseits auszuharren in allen Tagen. Wir vertrauen darauf, daß der Winter wie bisher ein gnädiger Regent bleiben, uns vor Eisblumen an den Fenstern und vor Schneebergen bewahren wird. Wenn wir auch den Winter nicht zu fürchten brauchen, weil an Heizmaterial aller Art kein Mangel, auch keine Preissteigerung eingetreten ist, so werden milde Winterwochen doch da trösten, wo der Ernährer heute fehlt. Wiederholt sind in diesem Jahr hundert schon unmittelbar nach den Wethnachts feiertagen Kälte und Schnee eingekehrt, aber wir wollen uns Heuer nicht schrecken lassen. Mii dem Winters Anfang hat die Sonne bekanntlich den größten Tiefstand erreicht und beginnt jetzt den Aufstieg, der uns zum Frühling führt. Das sind geraume Wochen, in denen diesmal das Schellen klingen des Prinzen Karneval, das sonst die Ohren ergötzte, fehlen wird. Aber wo unsere Kanonen sprechen, können wir die leichte Tanz musik entbehren, und mit dem emporsteigenden Himmelsgestirn begleitet uns die Sonne des Sieges, die seit dem Kriegsausbruch nie einen Niedergang gehabt hat. In einem mittelalter lichen deutschen Kriegsspruch heißt es: „Winters zeit ist des Helden Leid, sein bester Freund wird das Tannenscheit." Heute zeigen unsere Soldaten, daß sie jedem Feind gewachsen sind, und da zu Weihnachten keine Waffenruhe eintreten wird, werden sie auch für diese Tage im Dienste der Pflicht stehen. Im Sommer begann der Krieg, wir sind durch den Herbst zum Winter gekommen. Das scheint uns eine lange Zeit, und sie ist doch so kurz bei dem Glanz unserer Siege. 1871 kämpften wir im Schnee, der Winter brachte den allgemeinen Waffenstillstand, bis der Friede zu Frankfurt am Main am 10. Mai den Krieg be endete. Heute besteht nur die Ueberzeugung: „Wir halten aus bis zum vollen Siege." ' — WitterungSaussicht für Mittwoch, den 23. Dezember: Wenig Aenderung des gegenwärtig herrschenden Wetters. *— Ueber die aktive Beteili gung der sächs. Feuerwehren am Kriege hatte der Landesausschuß des Lan- desfeuerwehvverbandes eine Umfrage veranstal tet, deren Ergebnis nunmehr vorliegt. Diese Feststellung ist für alle Zeiten ein Ruhmes blatt in der Geschichte unseres blühenden hei matlichen Feuerwehrwesens. Von 49 742 Feu erwehrleuten in Sachsen vor dem Kriege wur den 16 494 Mann zu den Fahnen einberufen. Das sind 34,62 Proz. des Gesamtbeslandes. Von den Einberufenen sind 2221 Chargierte und 12 228 Mannschaften, und zwar dienen bei der Linie 986, bei der Reserve 3754, bei dec Landwehr 5147, denn Landsturm 1024, und lei der Ersatzreserve 1458 Mann. Als Kriegs freiwillige zogen 415 Mann mit ins Feld. Der Mannschaftsbestand des Landesfeuerwehrverban des betrug am 1. Oktober d. I. noch 32 875 Mann. *— Schickt Bilder ins Feld. Von einem Ofizter wird folgendes geschrieben: Wie die Liebesgabentransporte ergeben, denken die Gabenorganisationen in der Heimat und die Angehörigen der im Felde befindlichen Offiziere und Mannschaften an alle Wünsche, die sie er füllen könnten. Ich möchte auf etwas Hinweisen, an das anscheinend recht wenig gedacht wird. Die Briefe aus der Heimat berichten uns die Erlebnisse unserer Lieben, sie würden eine schöne Ergänzung erfahren, wenn sie auch öfters neue Photographien brächten. Der Nater im Felde würde sich freuen, im Bilde seine Kinder, der Mann sein treues Weib, der Verlobte d^e liebe Braut zu sehen, vielleicht ausgenommen im Hause mit einer Ecke des HeimS. Man unterschätze die Freude nicht, die der Empfänger empfinden wird, wenn ihm seine Angehörigen wenigstens auf diese Weise ab und zu in neuer Form einen Besuch im Felde machen würden, vielleicht im Schützengraben, in dem der Krieger seit Wochen alles entbehrt. Es wird seine Strapazen er leichtern, wenn er in den Stunden der Gefahr einmal diejenigen vor Augen sehen kann, für die er sein Leben in die Schanze schlägt. Also spart nicht mit dieser Ausgabe, sie wird viel Freude ins Feld bringen. Der Siebente. Roman von Elsbeth Borchhard. 3. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) „Du hast recht, Mania — lassen wir das Vergangene und die Toten ruhen, wenn mich die Geschichte des verschollenen, unbekannten Vetters auch sehr interessiert hat. Ich für meinen Teil glaube mchr au seine Wied"rkehr. Sollte es aber dennoch der Fall sein, so ist cs um so dringender notwendig, daß ich mich vorher sichere. Dann sind wir beide aus al lem heraus, und Du ziehst natürlich zu mir. lind um Aribert, Deinen Liebling, brauchst Du erst recht nicht zu sorgen. Der Pflichtteil am Stolzenauschen Privatvermögen bleibt ihm, und er ist bedeutend genug, uni die vom Va ter ererbte Klitsche zu halten, schlimmstenfalls hält er sich schadlos an — Gerolstein." „Schweige mir von Gerolstein, Linda. Die se Heirat wäre mein Tod!" rief die Gräfin. „Nicht einmal ein pekuniärer Vorteil erwüchse daraus, denn Gerolstein ist ebenfalls Majorat und fällt an Eberhard. Ich hoffe, daß Ari bert doch nicht so töricht sein wird, sich hier ernstlich zu engagieren." während Mutter und Schwester also über ihre und seine Zukunft berieten, ritt Gras Ari bert von Stolzenau in der Kühle des sonni gen Aprilmorgens durch Wiesen, Feld i nd Wald dem Nachbargut zu. Tas vorangegangene Gespräch mit den Sei nen hatte ihn erregt. Er hatte vor ihnen ein Gefühl verleugnet, das er schon lange im Herzen und das um so mächtiger wurde, je mehr die Hindernisse zu wachsen schienen. Er liebte die junge,, schöne und schwerleidende Herrin von Gerolstein. Um ihitctwillen hatte er freiwillig die Vormund schaft über ihre Kinder übernommen, die ei gentlich dem verschollenen Vetter, laut Testa ment des Grafen Gerolstein, übertragen wor den war. Er hoffte, dadurch Gelegenheit zu haben, ihr näher zu treten. Doch alle Hoffnung in dieser Hinsicht hatte sich bis jetzt als trügerisch erwiesen. Die junge Frau verschanzte sich förmlich hinter ihr Leiden und ihrer Trauer um den Gatten. Diese letztere war wie ein Kultus, den sie trieb. Darin ging sie auf, versenkte sich hinein und machte sic gefühllos und unzugänglich gegen äußere Einflüsse. Das einzige, was sie noch mit der Außenwelt vcr- tnüpfte, war die Liebe zu ihren Kindern, de ren Wohl ihr am Herzen lag, und um die sic sich auch sorgte. Die Bewirtschaftung des Gutes lag in den bewährten Händen eines im Dienste der Ge rolsteiner ergrauten Verwalters, der treu das Seine tat. Aribert erfüllte nur eine Formsa che, wenn er ab und zu einen Einblick in das Getriebe tat. Er hatte also wenig Chancen, sich dieses von Trauer und Leiden erfüllte Herz zu ero bern, als einzig durch die Sorge für ihre Kin der. lind er hatte wahrlich keine Mühe und kei- mn Aecgcr gescheut, ibr darin in jeder Hinsicht leizustehen. Die Erziehung der wilden, in der letzten Zeit ducch den häufigen Wechsel der Erzieher arg vernachlässigten Knaben erwies sich als immer schwieriger. Um Waltraut zu schonen, vielleicht auch, um sich selbst nicht in Mißkredit zu bringen, unterdrückte er jeden scharfen Tadel, jede Rüge. Denn die Knaben waren ein mächtiger Faktor für sein Wünschen und Hoffen. Waren sie ihm nicht gewogen, konnte er sich auch der Mutter Herz schwerer gewinnen. Ein Haupthindernis, jetzt schon mit seiner Werbung hervortreten zu können, war jedoch ihre Krankheit. Wie alle liebenden und verliebten Menschen, war er von der Mög lichkeit einer Heilung und Gesundung völlig überzeugt. Wenn er sie nur erst so weit hät- W, daß sie sich in Bebandlung eines Spezial arztes begab. Heute wollte er noch einmal versuchen, in dieser Hinsicht auf sie einzuwic- ken. Steter Tropfen höhlt den Stein, und sie gab vielleicht dock nach, wenn durch einen ge- »igneten Hauslebcer wieder geordnete Zustan de im Schloß Platz gegriffen hatten und sie dieser Sorge llberhoben war. Mit solchen Gedanken beschäftigt, bog er setzt vom Waldwege ab, in die Chaussee ein, die von Gerolstein nach der nächsten Bahnsta tion führte. ? 'V (Fortsetzung folgt.)
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