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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 17.12.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-12-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191412179
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19141217
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19141217
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-12
- Tag 1914-12-17
-
Monat
1914-12
-
Jahr
1914
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 17.12.1914
- Autor
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Schützengräben waren nur 60 Meter voneinan der entfernt und die deutsche Artillerie mutzte, um nicht die eigenen Leute zu treffen, ziemlich hoch zielen. Dadurch richtete sie bei den im Anniarsch befindlichen gegnerischen Verstärkun gen ungeheuere Verluste an. In den franzö sischen Schützengräben klammerten sich die Ueberlebenden dicht an die Vorderwände ihrer Linien, aber die Deutschen warfen einen dich ten Hagel von Handgranaten in die vorder sten Gräben, die schreckliche Verluste zur Folge hatten. Dann kam wieder eine neue Qual: ein Schwarm von Deutschen kam aus den vor dersten Laufgräben herausgestüczt und ging mit dem Bajonett vor. Inzwischen waren die französischen Verstärkungen herangekommen und es entstand ein so furchtbarer Kampf zwischen den feindlichen Schützenlinien, datz der Boden vollkommen mit Toten und Verwundeten be deckt war. Dazwischen dröhnten fortwährend die deutschen Geschütze und überall explodierten Handgranaten. Nach mehrmaligem Sturm ge lang es der erstaunlichen Tapferkeit der Deut schen, die so hartnäckig verteidigten Schützen gräben zu nehmen und sich darin sogleich sest- zusetzen. Die englischen Berichte, die so an schaulich die Tapferkeit der Deutschen hervor heben, bemerken zwar zum Schluß, daß die Verbündeten die Stellung wieder zurückerober ten, doch wird man diesen „Schlußeffekt" rich tig zu würdigen wissen. Enorme Offiziersverluste der Franzosen. Die Verluste an Offizieren sind bei der französischen Infanterie so ernorm, datz sie aus regelmäßige Weise auch nicht annähernd mehr gedeckt werden können. Bereits vor einiger Zeit mutzte man sich zu der ungewöhnlichen Maßregel entschließen, Kaoallerieosfizicrc in die Infanterieregimente!: zu versetzen. Doch auch dies Verfahren läßt sich nicht mehr länger durchführen, ohne eine gefährliche Schwächung des Kavallevieoffizierbestandes herbeizusllhren. So hat man denn zum letzten Notbehelf ge griffen und anamitische Offiziere der eingebore nen Armee aus Anam auf französische Linien regimenter verteilt. Ein Anamit, der Oberst leutnant Do-Hun-Chan, ist sogar zum Befehls haber eines französischen Infanterie-Regiments ernannt worden. Es ist dies wohl das erste Mal, daß weiße Soldaten Farbige zu Vorge setzten erhalten. Wo bleiben «ifere Skimmer? Dieser Frage begegnet man jetzt vielfach, da seit den Tagen, an denen die Festungen Lüttich, Namur, Maubeuge, Antwerpen und eine Anzahl Sperrforls in schneller Folge durch unsere 42-Zentimeter-Geschütze genommen wur den, von diesen kaum noch die Rede gewesen ist. Nun, sie sind da, unsere lieben Brummer, und sie werden ihre wohlbekannte Stimme er schallen lassen, wenn ihre Zeit gekommen ist. Der artilleristische Angriff auf eine Festung läßt sich begreiflicherweise nicht ohne weiteres aufnehmen, sondern ist von dem Zusammen hang der Operationen auf dem gesamten .Kriegsschauplatz abhängig. Dieser Zusammen hang der Operationen stellt die Vorbedingung dar, ohne die zum artilleristischen Angriff nicht übergegangen werden kann- Außerdem ist der Angriff einer Festung durch die schwere Artil lerie noch von einer Reihe örtlicher Vorberei tungen abhängig. So lange diese Vorausset zungen nicht vorhanden sind, können auch un sere stets bereiten Brummer, die jeden Panzer zu brechen wissen, nicht in Aktion treten. Nach den gewaltigen Anstrengungen und den großen Erfolgen unserer Truppen in den Argonnen ist der Augenblick jedoch hoffentlich nicht mehr fern, in dem unsere 42er Mörser ihr dröhnen des Wort wieder sprechen und kurzen Prozeß machen werden. Von den Schwierigkeiten, die unsere Hel den im Gebiete des französischen Festungsgür tels von Verdun bis Belfort zu überwinden haben, kann sich der Uneingeweihte kaum eine Vorstellung machen. Zwischen den beiden ge- nannten Festungen ist die Kette, abgesehen von der Einnahme der Camps des Romains, auch noch nicht durchbrochen. Und es sind nicht die Werke allein, die von den Franzosni mit einem Aufwande von Milliarden und aber Milliarden sorgfältig ausgebaut und ausgerü stet wurden, um den Vormarsch feindlicher Hee re aufzuhalten. Ihre ganze Umgebung wur de, wie die „Köln. Ztg." in einem längeren Aufsatze darlegt, zu einer befestigten Region umgestaltet, die das gesamte Vorgelände und die Zwischenräume umfaßt, um den Aufmarsch einer Belagerungsarmee nach Möglichkeit zu verzögern und aufzuhalten. Unterstände, Mu- nitionsgelasse, betonierte Bettungen für schwe re Geschütze, Stellungen für Artillerie und In fanterie, Brunnen, Schinalspurgeleise, unterir dische Telegraphen- Telephonanlagen, genaue ste Vorbereitung der Einwohnerschaft für die Nachrichtenübermittlung durch Brieftauben und Signale; all dies und noch mehr waren Mit tel, die schon im Frieden bereitgestellt oder so weit vorbereitet waren, daß sie beim Erschei nen des Gegners sofort in Tätigkeit treten konnten. Auf sie und deii Kern der Region, die ei gentlichen Werke, gestützt, kann ein willensstar ker und entschlossener Befehlshaber den Beginn des artilleristischen Angriffs längere Zeit hin ausschieben, wenn die Gefamtlage die Kräfte des Gegners zum großen Teil an anderer Stelle fesselt. In dieser Lage befindet sich jetzt der französische Oberbefehlshaber der Li nie Verdun und Toul. Nur unter schweren Kämpfen schieben sich unsere Truppen vor wärts, Schritt für Schritt müssen sie Boden auf die Festung zu gewinnen suchen, aus de ren Raum heraus immer wieder der Feind Vorstöße versucht, um die deutschen Ein schließungslinien zu sprengen. Aller Schwie rigkeiten ungeachtet kamen wir vorwärts. Un- sere ganze Lage ist durchaus befriedigend; nur fordert sie Zeit zur Erreichung des Zieles, und wir müssen uns an das Warten gewöh nen, wie man es 1871 während der Einschlie ßung von Paris lernen mußte, bis endlich der erße Schuß fiel, dem dann schnell die Ein nahme der Festung folgte. * » * Ei« Kaiserwort. Auf da8 Huldigungstelegramm, das die brandenburgische Provinzialsynode an den Kaiser gerichtet hat, ist eine Antwort eingegangen, in der der Kaiser seiner Zuversicht Ausdruck gibt, daß GotteS Güte die gegenwärtige Heimsuchung uns allen zu innerer Läuterung gereichen lassen und da« deutsche Volk zu dem ihm von der Vorsehung gewiesenen Ziele durch Kampf zum Siege führen werde. Ein Sohn deS Reichskanzler- schwer verwundet. Der älteste 24jährige Sohn deS Reichskauz. lerS v. Bethmann Hollweg, der als Student beim Ausbruch des Krieges zu den Fahnen geeilt war, während der jüngere Bruder noch das Gymna- sium besucht, wurde bei einem Patrouillenritt im Osten verwundet und geriet in russische Gefangen- schäft. Die Verwundung ist ziemlich schwerer Natur, da es sich außer um eine Verwundung am Bein um einen Kopfschuß handelt. Wir wünschen dem Kanzler, der im Mat d. I. die Gemahlin verlor, vom ganzen Herzen die ganze und völlige Genesung deS ältesten Sohne«, auf den in russischer Gefangenschaft hoffentlich die gebührende Rücksicht genommen wird. Außer den beiden Söhnen besitzt Herr v. Bethmann Hollweg noch eine Tochter. Abreise des Fürste« Bülow «ach Rom. Fürst und Fürstin von Bülow verließen Berlin und befinden sich auf der Fahrt nach Rom. Der Fürst hat die letzten Tage seines Aufenthaltes in Berlin noch zu den notwendigen Besprechungen und zum Studium deS diplo matischen Materials benutzt. Kurz vor der Ab reise empfing er den Besuch des italienischen Botschafters Bollati, der mit dem Fürsten und der Fürstin seit langem in freundschaftlichen Be ziehungen steht. Den Ma«« wollen wir «nS merke«. Der Erfinder unserer 42-Zentimeter-Kanone, der furchtbarsten Waffe dieses Krieg-, die das sprachlose Entsetzen der ganzen Welt hervorrief, ist der Professor Dr. Fritz Rausenberger, Mit glied des Direktoriums der Firma Friedr. Krupp in Essen. Die Beschießung von Kirchtürmen. In der Londoner „Times" schreibt ein Ar tillerieoffizier: Die Beschießung von Kirchtürmen und allen hohen Gebäuden ist unerläßlich. Es ist unsinnig, sich über die Zerstörung von großen Gebäuden zu beklagen, gleichgültig, ob e- Rat häuser, Kirchen oder Fabriken s nd. Wir be schießen sie gerade so wie die Deut chen. Osftziere beider Parteien benutzen sie für Beobachtungs zwecke. Jetzt geschieht eS in Frankreich, später kann eS dem Kölner Dom ebenso ergehen. Wir sollten lieber laute Klagen vermeiden, um nicht später für Scheinheilige zu gelten. Russische Gemei«heite«. Unter den in Orenburg, dem russischen Kon zentrationslager, gefangen gehaltenen 8000 Deutschen wurden eines TageS beim Appell ge ragt, wer russischer Untertan werden wolle; dann olle er beim nächsten Appell beim Abtreten tehen bleiben. Die Leute, durch falsche Mel- tungen über Deutschland, dem sie infolgedessen hr ganzes Elend zuschrieben, innerlich nicht mehr ganz gesestigt, glaubten, daß ihre Lage sich nicht verschlechtern könne, und beim nächsten Appell blieben 600 junge Deutsche stehen. Sie wurden zu ihrem Schrecken gleich vereidigt und in Ka sernen gesteckt, von wo sie als russische Soldaten in die Front geschickt wurden! S400 MiM-ne« Fra«kS KriegSschöden i« Belgien. Nach einer Pariser Meldung aus Brüssel werden der Materialschaden und die Verluste Belgiens infolge des Krieges bis zum 24 Okto ber 5400 Millionen Franks geschätzt. Davon entfallen auf Löwen 186, Charleroi 525 und Lüttich 173 Millionen. Die Waffe«abgabe der belgischen Bevölkernng. Das holländische Blatt „Tijd" meldet aus Gent: AuS Thielt wird durch die deutsche Mili tärbehörde der Bevölkerung eine letzte Warnung über den Besitz von Waffen und Munition erteilt. Alle Personen, ?ci denen nach dem 15. Dezember noch Waffen gesunden werden, sollen zum Tode verurteilt werden, ebenso diejenigen, die vom Waffenbesitz anderer Kenntnis haben und dies nicht angeben. Die Bewachung der Grenze wurde auf das schärfste durchgeführt. Gestern sind auf der ganzen Grenze von Selzaete nach Affenede von Baum zu Baum Stacheldrähte gezogen worden. Also doch. Vor kurzem ging die Nachricht durch alle Zeitungen, daß der englische Gesandte in der Schweiz, Grant Duff, an die Schweiz das An sinnen gestellt habe, die funkentelegraphischen An lagen auf dem Gotthard für die Dauer des Krieges England zur Verfügung zu stellen. Die schweizerische Regierung hat diese aussehener regenden Mitteilungen der allgemein als vor sichtig bekannten „Frankfurter Zntung" mit merk würdiger HeßigkcU dementieren lassen, aber die „Frankfurter Zeitung" hatte sofort darauf erwidert, daß sie die Antwort nach nochmaliger Prüfung des Sachverhalts nicht schuldig bleiben werde. Und nun ist sie mit aller wünschenswerten Klar heit eingetroffen und hat allen schweizerischen Dementis zum Trutz einwandfrei fistgestellt, daß der ehrenwerte englische Gesandte in der Schweiz auch ein Spion ist. Die „Frkf. Ztg." gibt auch den Namen ihres amerikanischen Gewährsmannes bekannt: eS ist der bekannte Militärschriftsteller Edwin Emerson, Oberstleutnant 'm 1. Newyorker Feldartillerie-Regiment, stellvertretender General adjutant, der noch einmal den Dementis der schweizerischen Gesandtschaft gegenüber „als Offizier und Gentleman" versichert, daß er bereit ist, die Wahrheit seiner Behauptungen durch Eid zu bezeugen. Man kann es wohl vom schweize rischen Standpunkt verstehen, daß die für ein gutes Einvernehmen mit England peinliche An gelegenheit dort dementiert wird, das ändert ab.r nichts an der unabänderlichen Tatsache, daß der Gesandte Englands in der Schweiz ein Spionage spiel gröbster Art getrieben hat. WaS will Rumänien? Alle in Paris wohnenden weh pflichtigen Rumänen erhielten den Befehl, sich sofort bei der rumänischen Gesandtschaft zu melden Erweiter«ng der Dienstpflicht in Frankreich. Der französische KriegSministcr wird in der Kammer ein Gesetz vorlegen, wonach jeder Mann im Alter von 18 bis 52 Jahren, der Militär dienst zu tun vermag, zu den Fahnen einberufen werden soll. Die Verluste der englischen Flotte im November. Es liegen zuverlässige Angaben über die Verluste vor, die die englische Flotte im Verlauf des Monats November erlitten hat. Es handelt sich hierbei nicht um die Gesamtverluste einschließ lich solcher durch Strandung oder Unglücksfälle, sondern ausschließlich um solche Schiffe, die ent weder auf Minen gelaufen, durch deutsche Unter seeboote oder durch deutsche Kreuzer zum Sinken gebracht worden sind. Nach den bisherigen Er mittelungen beträgt die Zahl solcher Schisse genau 25. Hierzu kommen noch zwei französische Schiffe, deren Untergang ebenfalls auf dos Konto der deutschen Flotten zu setzen ist. Mißglückter Fl«chtvers«ch ei«eS Deutsche« in England. Ein Deutscher namens Otto Köhn, der ver sucht hatte, in einer Kiste aus England zu ent kommen, wurde bei der Einschiffung in Tilbury auf einem Dampfer der Batavia-Linie entdeckt und nach dem Konzentrationslager in Dorchester gebracht. E« heißt, daß Köhn Osfizier der deut schen Handelsmarine ist. Ei« Protest Serbien-. Die serbische Regierung übersandte den Drei verbandsmächten und den neutralen Staaten einen Protest, daß die Oesterreicher aus den be setzten Teilen Serbiens alle Knaben zwischen 14 und 16 Jahren als Gefangene nach Oesterreich überführen. — Der Führer der serbischen Sozia listen, Tutskowttsch, ist als Kriegsfreiwilliger in der Schlacht an der Miutza gefallen. Niederlage der Russe« i« Armenien. An der Grenze der Provinz Wan dauern die Kämpfe zwischen türkischen und russischen Streitkräften erfolgreich für die Türken fort. Ein Angriff der russischen Kavallerie bei Sarai, hart an der Grenze der persischen Provinz Aserbeidschan, wurde von der türkischen Kavallerie abgeschlagen. Die Ruffen wurden völlig zer sprengt. Ei« neuer Angriff auf die Dardanellen in Sicht? Aus Rom wird gemeldet: Ein auf der Rückreise von Bengashi in Brindisi eingetroffmes Schiff sichtete drei starke englische Geschwader, die in der Richtung auf das ägäische Meer zu fuhren. Sächsischer LanderkulMrat. In der in Dresden abgehaltenen Sitzung des Landeskulturrats, über d'e mir bereits in unserer gestrigen Ausgabe berichteten, erklärte Dr. Forgwer-Dresden lei Erstattung des Be richts des Ständigen Ausschusses, daß der Be darf an Pferden, da in Sachsen schätzungs weise 40- bis 50 000 Pferde zum Militärdienst eingezogen seien und die Bemühungen des Landeskulturrats mm die Beschaffung von Er satz wenig Erfolg hatten, noch sehr groß sei. Aus diesem Grunde sei na Einvernetnuen mit der Staabsregierung und der Militärbehörde vom Landeskulturrat Kne PserdevcrkaufZielte für Landwirte errichtet worden, wo im Fein desland erbeutete Pferde zu angemessenen Prei sen zum Verkauf kommen. Was die Verwer tung von Abfällen der Haushaltungen als Futtermittel anlangt, so konnte der Lnndes- kulturrat an das Ministerium des Innern be richten, daß in Sachsen die Molkereien, Milch. Händler und Gutsbesitzer aus den Haushaltun gen, Hotels usw. diese Abfälle schon in reich licher Menge abnehmen, um sie zur Schweine mast zu verwenden. Weiter berichtete Geh. Oekonomierat Andrä-Braunsdorf im Namen des Ständigen Ausschusses über die Abände rung des § 17 des Gesetzes vom 30. April 1906, die Umgestaltung des Landcskulturra- rates betr. und beantragte, daß der 2. Satz des ß 17 des Gesetzes, die Umgestaltung des Landeskulturrates betreffend, vom 30. April !90> folgende Fassung erhält: „Diese Bciträ gc sind nach dem Gesamtaufwand des Bc> lriebes an Lohn und Sachbezügen umzulegen, mit denen die beitragspflichtigen Unternehmer in den Unternehmerverzeichnissen der landwirt schaftlichen Berufsgenossenschaft veranlagt sind." Der Antrag fand einstimmige Annahme. Nachdem dann noch Wirkt. Geh. Rar Dr. Meh nert über die Erhebung von Beiträgen der Wahlberechtigten im Jahre 1915 berichtet und der vom Geh. Oekonomierat Andrä erstattete Bericht über den Voranschlag des Landeskul- turrats für 1915 gutgeheißen worden war, er- folgten die Wahlen, wobei in den Ständigen Ausschuß für 1915 Geh. Oekonomierat Andrä Braunsdorf und Geh. Oekonomierat Schubart- Euba, als Sachkundige ist das Königl. Lau desgesundheitsamt auf das Jahr 1915 Oeko- nomierat Neichel-Seitschen und Oekonomierat Schade-Gärtitz, und in den Vcrwaltungsaus- schnß der Anstalt für die staatliche Schlachtvieh- Versicherung auf die Jahre 1915 17 Geh. Ocko nomierat Steiger-Leutewitz und Oekonomierat Neichel-Seitschen gewählt wurden. Darauf wurde die Sitzung mit einem Hoch auf Kaiser und König und die starke deutsche Wehrmacht zu Wasser und zu Lande geschlos sen. ki« M KamMn. Roman von K. Deutsch. 64 Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) „Dein und sein Elend frißt mir das Herz ab. Ich hab' Dich mit meinem Herzblut er nährt, auf meinen Händen getragen. Du hast mir Dein erstes Liebesglück anvertraut, früher als Vater und Mutter. Ich hab Deine Kin der auf den Armen gewiegt, wie ich Dich groß gezogen und auch die Kinder Deines Kindes. Ich hab' redliches Leid mit Dir geteilt und darf zu Dir reden. Unterdrücke treue Liebe nicht, sie kommt vom Himmel selber. Und so wie Du nicht zwei Berge auseinanderrcißen, zwei Flüsse trennen kannst, die ineinanderlau fen, ebenso wenig vermagst Du zwei Mcnschen- herzett zu lösen, die zu emander gehören. Denk' an die unglückliche Irma und laß Dich erwei- chen! . . . Was willst Du Deinem Gotten sagen, wenn er fragt, warum seine Kinder in solch' jungen Jahren zu Grunde gingen? O, Jlonkam, erbarm' Dich, gib nach und laß des Elends genug sein." Die Gräfin befand sich in einer Gemütser schütterung, die wem vergebens suchen würde mit Worten wiederzugeben. Ihr ganzes inne res Gleichgewicht war wie aus den Fugen ge rückt. War es Zorn, Entrüstung über diese unerhörte Kühnheit? War es Staunen, Ver wirrung? Hatte ihr die Alte wiederholt, was sie sich wohl selber ost genug im innersten Herzen gefragt? Würde ihr Gatte, der die Kin der so abgöttisch liebte, auch so fest und be harrlich geblieben sein, sie lieber haben rück sichtslos untergehen lassen, als seine Vorurteile aufgeben? Konnte er das, da er für das Volk gestorben war? Nicht der Sache des Adels allein hatte er sich geweiht, für dieieS war er gestorben. Konnte und durste es nach denr großen Freiheitstode ihres Gatten eine solch weite unausfüllbare Kluft zwischen ibr und dem Volke geben? Und dann weiter, dies Mädchen selber? Durfte sich die Edelda me, die Tochter eines Fürstenhauses, so von einem bürgerlichen Mädchen verdunkeln, so über bieten lassen an Größe und Hochherzigkeit der Gesinnung und des Charakters. Als Gleich beteiligte standen sie vor einander, sie, die Mutter, mit allen Rechten, das Mädchen mit jüngeren, aber vielleicht nicht minder starken. Und sie hatte von ihr verlangt, ihrem Anteil zu entsagen, auszugeben Liebe, Ehre, Reich tum, und das Mädchen hatte voll Herzensgute dies Opfer gebracht, sie war vor der Mutter zurückgetreten. Sie hielt ihr 'Wort mit einer Wahrhaftigkeit und Treue, die beim Keimen ohne Wirkung, für den stolzen, aber noblen Sinn der Gräfin etwas Achtunggebietendes hatte. Ja, keiner wußte, wie viel Beschämen des gerade in diesem Bewußtsein für sie lag, und wie dieses mehr als alles andere ihre stolze, starke Gesinnung unterwühlte und mehr an ihren adeligen Prinzipien rüttelte, als es jeder äußeren, noch so gewaltigen Macht mög lich gewesen. Nach einer langen Zeit beugte sie sich zu der weinenden Dienerin und sagte mit güti gem Tone: „Ich kenne Deine Treue und zürne Dir nicht, flehe zu Gott, daß er Deinen Herrn wie ¬ derlehren läßt und . . ." Sie sprach nicht aus, laut und donnernd fuhr ein Wagen in den Schloßhof. 23. Wären sie nicht so sehr von ihrem Gegen stand in Anspruch genommen gewesen, so hät ten sie trotz Sturm und Wetter das Rollen von Rädern gehört, deshalb tönte es ihnen plötzlich laut und dröhnend entgegen. Die Gräfin fuhr auf: „Heiliger Gott, wer kann das sein?" Wie der Blitz war die Datka aufgesprungen und schon draußen. Die Gräfin konnte keinen Schritt machen, ihr Gesicht war totenbleich, während ein heftiges Zittern ihren ganzen Kör per erschütterte. Auf der Treppe wurde cs lebendig, ein wirres Durcheinander von Stim men und Tritten, lautes Hin- und Herrcnnen und noch lautere Ausrufe. Die Stimmen und Schritte kamen näher nnd näher, jetzt hörte sie die Stimme der Datka, sie schien ihr so selt sam verändert, war cs vor Jubel oder Ent setzen? Da, endlich ein wohlbekannter Schritt und eine Stimmel (Fortsetzung folgt.)
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