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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 04.12.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-12-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191412040
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19141204
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19141204
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-12
- Tag 1914-12-04
-
Monat
1914-12
-
Jahr
1914
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 04.12.1914
- Autor
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5000 Offiziere oder Offizier-Stellvertreter sind. Bis jetzt sind etwa 1400 Lehrer gefallen. * — DL» nachsichtige F e l d P o st. Es war mitunter unendlich schwierig für die Absender von Feldpostbriefen, die genaue Höchst grenze von 250 Gramm einzuhalten. Meist bestand der Inhalt aus allerhand nützlichen Gebrauchssachen, die den Feldgrauen ins Feld nachgesandt wurden, und eS'-widerstrebte den gütigen Spendern begreiflicherweise, ihren Sor- genkinder einen Strumpf oder einen Pulswär mer zu wenig ins Feld zu schicken. Ebenso war es unseren Feldgrauen nicht immer mög lich, das richtige Postgewicht inne zu halten, weil eine Briefwage im Schützengraben ge meinhin zu den seltenen Dingen gehört. Die Feldpost will von nun an über die Ueberschrei- tung der vorgeschriebenen Gewichtsgrenze bis zu 10 Prozent des Höchstgewichtes hinwegse hen, so daß künftig bei 250-Gramm-Briefen ein Uebergewicht von 25 Gramm und bei Zu lassung von 500-Gramm-Briefen ein Ueberge- wicht von 50 Gramm gestattet ist. Es sei aber ausdrücklich davor gewarnt, nun auch noch diese nachsichtigerweise bewilligte Höchstgrenze zu überschreiten, weil selbst beim „kleinsten Bitz- chen" die Sendung nicht befördert werden kann. Briefe im Gewicht von 50 Gramm bis zu 275 Gramm kosten während der Zeit, wo auch 500-Gramm-Briefe zugelassen sind, 10 Psg. * — Burgfriede in der deut schen Turnerschaft? In der Deut schen Turnerschaft hat bisher ein scharfer Ge gensatz zwischen den in der Deutschen Turner schaft und bei den Arbeiterturnern organisier ten Turnern bestanden. Jetzt scheint die Ge legenheit einer Verständigung gegeben. Der Vorsitzende der Deutschen Turnerschaft, Dr. Ferdinand Goetz, schreibt in Nr. 43 der „Deut schen Turnzeitung" über das Verhältnis der Turnerschast zum Arbeiter-Tnrnerbund, wie es jetzt ist und wie es sich nach seiner Meinung ferner gestalten sollte, u. a. folgendes: „Es ist keine Schande, eine Aenderung seiner Ueber- zeugung zuzugeben. Der dies schreibt, hat ein langes Leben hinter sich und hat schon in jungen Jahren sich in den Dienst des Vater landes und der freien fortschrittlichen Entwick lung unseres Volkes gestellt — und ist heute noch Demokrat. Ich würde mich fast schämen, wenn ich nicht in jungen Jahren Republikaner gewesen wäre, aber das Leben lehrte mich, datz zu einer Republik auch Republikaner gehören und datz wir die nicht haben. Die Turner- schäft, die wir vor 50 Jahren gründeten, durs- le nur in den Dienst der Vaterlandsliebe und des Deutschtums gestellt werden, jede politische Parteistellung der Vereine mutzte ausgeschlos sen sein und solche nur als Pflicht des ein zelnen Mannes erklärt werden. Fühlt ihr das, ihr Männer und Jünglinge im Arbeiter-Tur nerbund, dann reicht die schwielige Hand her, wir wollen einschlagen. Der Friede soll dann nicht nur ein Frieden mit den besiegten Fein den sein, sondern ein Frieden für unser ganzes Volk und der Anfang einer grotzen gesunden Zukunft für unser deutsches Vaterland wer- den." — Man wird allgemein wünschen, datz die Hoffnung des greisen Turnvaters in Er füllung geht. * — Die diesjährige Gesamt- fitzung des Landeskulturrates findet am 14. Dezember unter Vorsitz des Ge heimrates Dr. Hänel in Dresden statt. * — Die Maul- und K l a u e n s e u- ch e im Königreich Sachsen wurde am 1. De- zcmber in 253 Gemeinden und 420 Gehöften amtlich festgestellt. Am 15. November war der Stand 161 Gemeinden und 252 Gehöfte. * Hohenstein-Ernstthal, 3. Dez. Herr Expedient Karl August Reitz hier steht seit 3. Dezember 1889 im Dienste der Firma Gebr. Säuberlich, konnte also heute sein 25jähriges Jubiläum feiern. Aus diesem Anlasse erhielt er heute vormittag durch Herrn Bürgermeister Dr. Patz an Ratsstelle im Beisein des Inha bers der Firma, Herrn Fabrikbesitzer Fahr, das städtische Ehrendiplom unter Glückwünschen überreicht. «—Erdarbeiter, Ma urer, Zimmer- leute und dergleichen Arbeiter nach auswärts werden, wie die Kgl. AmtShauptmannschaft Glauchau bekannt gibt, wiederum gesucht. An meldungen an folgenden Stellen: 1 . Rathaus Glauchau, 2 „ Meerane, 3. „ Hohenstein-Ernstthal, 4. „ Callnbcrg. D^rt ist Auskunft über die näheren Bedin gungen zu erhalten. Altzchet im Sondeizug bei freier Fahrt erfolgt tui genügender Beteiligung E ide der Woche. Lohn 4 Mk. täglich für Hand werker, 8 Mk. täglich für gewöhnliche Handar beiter und. Erdarbeiter neben sreier Kost und Unterkunft. «— Den Heldentod fürs Va - tcrland soll nach einer hierhergelangten Meldung in Rußland der im Hütlengrund woh nende verheiratete Laudwehrmann Karl Gar be, Sohn des in der Neustadt wohnenden Hauswebers Karl Garbe, erlitten haben. Wei ler soll auf dem westlichen Kriegsschauplatz der Stadtverordnete Karl Bach aus dem Hüt- tcugrund gefallen sein. Die Angehörigen er hielten verschiedene Postsendungen mit den Vermerken „vermißt", „gefallen" zurück. « — Bei dem hiesigen Kaiser!. Postamt ist der Telegraphendienst auf die Zeit von 6 Uhr vormittags bis 12 Uhr nachts beschränkt worden. Ic. Ein Kampf um Petroleum ist, wie überall, auch in unserer Stadt entbrannt.. Als gestern die hiesigen Händler wieder das übliche kleine allmonatliche Quantum geliefert erhielten, wurden ch c Läden geradezu gestürmt. Da jedoch viele Händler nur ein Pfund abgaben, andere wieder in kurzer Zeit das Oel verkauft hatten, mußten viele Käufer enttäuscht den Heim- weg antreten. War in den letzten Wochen das Talglicht wieder zu Ehren gekommen, so dürfte e- auch in den nächsten Wochen wieder in vielen Familien zu finden sein. « vera-dorf, 3. Dez. Mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse ausgezeichnet wurde der Unter offizier Max Hertelt von hier. Er kämpft in der 9 Kompagnie des Reserve-Jnfanterie-Regiments Nr. 101 auf dem westlichen Kriegsschauplatz. « Niederwiukel, 2. Dez. Einem hiesigen Ein wohner wurde ein Knabe geboren, welcher 12 Zehen, an jedem Fuße 6 und 13 Finger (an einer Hand 6, an der anderen 7) aufzuweisen hat. Da« Kind soll in Glauchau mit Röntgenstrahlen durchleuchtet und geeignetenfalls etwa in einem halben Jahre openert werden. « Hartenstein, 2. Dez. Gestern nachmittag ist in Beutha im Gemetndeteich der fünfjährige Sohn deS gegenwärtig im Felde stehenden Berg arbeiters Max Becher ertrunken. Der Knabe hatte sich unvorsichtigerweise auf die morsche Eisdecke de« Teiches begeben. « Zwickau, 3. Dez. Gestern vormittag wurde in der Mulln die Leiche eines Landsturmmannes gelandet. Wie sich herausstellte, handelt es sich um den aus Leubnitz bei Werdau gebürtigen Landsturmmann Max Wallich, der seit vorgestern abend vermißt wurde. Bis jetzt konnte noch nicht festgestellt werden, ob W. das Opfer eines Un- glückSfalle« geworden oder ob er freiwillig den Tod im Wasser gesucht hat. « Chemnitz, L Dez. Bon dem im dritten Obergeschoß nach dem Hofe zu gelegenen Küchen- balton eine« HauseS der Limbacher Straße stürzte gestern nachmittag ein 4 Jahre altes Mädchen hinab. Um nach einem Schornsteinfeger zu sehen, hatte dar Kind einen Stuhl an das Geländer des Balkons herangerückt, war auf den Stuhl ge stiegen und hatte sich mit dem Oberkörper auf einen auf dem Geländer angebrachten Blumen kasten gelegt. Der Kasten war germfcht und mit dem Mädchen hinab auf das Dach deS Waschhauses gestürzt. Hier blieb das beklagens werte Kind bewußtlos liegen. Nach Ausspruch eines herbeigerufenen Arztes hatte es einen Schädelbruch erlitten. — Als in einer Wohnung der Südvorstadt eiir junger Mann feinem gleich alterigen Freund einen geladenen Revolver zeigte, entlud sich die Waffe und dar Geschoß drang dem Freund unterhalb des rechten Auges in das Gesicht. Der Getroffene fiel bewußtlos zu Boden, er erlangte aber alsbald die Besinnung wieder und wurde hierauf in das Krankenhaus gebracht. « Freiberg, 2. Dez. Dem Handarbeiter Hertel hier, der Anfang Dezember mit ins Feld ausrücken wird, wurden Drillinge (2 Mädchen und 1 Junge) beschert. Er hat bereits 3 Kinder. Hoffentlich finden sich hilfsbereite Hände. * Dresden, 2. Dez. Im Befinden deS Kron prinzen ist, wie aus Wiesbaden gemeldet wird, wesentliche Besserung etngctreten, so datz er bereits Spaziergänge in die Umgebung von Wiesbaden unternehmen konnte. * Rochlitz, 2. Dez. Als Liebesgaben spendete ein Wohltäter im hiesigen Bezirk: 2000 Tabaks pfeifen mit gefüllten Tabaksbeutel, 2000 Fläsch chen Gesundheitsschnupstabak, 25 000 Pakete Kautabak, 1000 Kästchen mit Zigarren und Zigarretten, 1000 Flaschen Kognak und außer dem 3500 Mk. bares Geld. Ein anderer schenkte 5000 Zigarren und eine Dame 160 Weihnachts stollen. « Lrauzahl, 8. Dez. In tiefe Trauer wurde hier die Familie Schubert versetzt. Die Ehefrau wurde im benachbarten Orte Sehma von zwei Rodlern angefahren. Die bedauernswerte Frau erlitt so schwere Verletzungen, daß sie an den Folgen gestorben ist. Sie war Mutter von sechs Kindern. Kleine Ghrvnit. * Eia Schulkuabe mit der am seine Rettung bemühten Schwester ertrunken. Im Brennover See bei Jraustadt ertranken der beim Schlitt schuhlaufen begriffene Schulknabe Roman Malcher und besten Schwester Euphrosina, die ihren Bruder retten wollte. « Furchtbare vermüftaugen aus LeulaS. Auf der Insel LeukaS hat, wie au« Sofia gemeldet wird, ein Erdbeben furchtbare Verwüstungen an gerichtet. Der Berg Pefkulio ist eingestürzt. In einer Ausdehnung von 3 Kilometern drangen die Meeresfluten in das Tal Kalamitzi ein und überschwemmten eine Fläche von 50 Hektar. An mehreren Stellen der Insel bildeten sich kleine Hügel. 23 Personen wurden getötet, 50 verletzt. In der Stadt LeukaS wird der Schaden auf 1 Million geschätzt.^ AtrrS dem Gerichtssaal. 8 Chemuitz, 3. Dez. Vor dem hiesigen Schwurgericht wurde am Dienstag gegen den am 26. Juli 1870 in Rothenbach bei Glauchau geborenen, unverheiratet gebliebenen Arbeiter Julius Richard Wötzel verhandelt, der zuletzt in Pleißa bet Limbach wohnhaft gewesen ist und sich wegen vorsätzlicher Brandstiftung zu verant worten hatte. Der Angeklagte hat einmal wegen Bettelns und einmal wegen eines militärischen Vergehens geringe Strafen erlitten. Als Appre teur hat er gelernt, ist dann aber als Färberei arbeiter und zuletzt als landwirtschaftlicher Ar beiter beschäftigt gewesen. Im Juli d. I. arbei- tete er eine Woche lang bei dem Erblehngerichts besitzer Th. in Pleißa, dann drei Wochen lang bei dem Gutsbesitzer R. Dort legte er am 15. August die Arbeit nieder und blieb nun vor- läufig beschäftigungslos. Am 16. August hatte er einmal geäußert, daß im Dorfe bald „mal was brennen müsse". Er meinte damit jeden falls das Erblehngericht, denn über Th. hatte er sich geärgert, da dieser einem jüngeren Arbeiter 4t ichttge Besprechungen. (W. T. B.) Großes Hauptquartier, 3. Dez., vormittags. (Amtlich.) Se. Maje stät der Kaiser hatte gestern in Breslau eine Besprechung mit dem Oberkommandierenden des österreichisch-ungarischen Heeres, Se. Königl. Hoheit dem Erzherzog Friedrich, der von Sr. Kaiser!. Königl. Hoheit dem Erzherzog-Thronfolger Karl Franz Josef und dem Chef des Generalstabes, General der Infanterie Freiherr Konrad von Hoetzendorff, begleitet war. Später besuchte der Kaiser die Verwundeten in den Lazaretten der Stadt. Oberste Heeresleitung. Die Kriegslage. (W. T. B.) Großes Hauptquartier, 3. Dez., vormittags. (Amtlich.) Auf beide« Kriegsschauplätzen hat sich nichts Besonderes ereignet. Oberste HeereSleitnng. mehr Lohn gezahlt hatte als ihm (Wötzel). Bei dem Angeklagten, der nach dem Gutachten de« ärztlichen Sachverständigen ein geistig minder wertiger Mensch ist, hatte sich der Aerger bald in Rachsucht verwandelt. Am Abend des 17. August schlich er sich, nachdem er während des Tages etwas über den Durst getrunken hat, in das Gut Th.s ein und nächtigte aus dem Heu boden. Ehe er am 18. August früh zwischen 4 und 5 Uhr den Boden verließ, zündete er das Heu an und begab sich dann in den nahen Wald. Das Feuer griff schnell um sich und äscherte die Scheune, aus der sich der Heuboden befand, so wie das angrenzende, durch eine Brandmauer von ihr getrennte Wohnhaus vollständig ein. Der Gesamtschaden, der zum größten Teil durch Versicherung gedeckt ist, beträgt rund 50 000Mk. Da auß-r dem Besitzer noch vier Familien das abgebrannte Haus bewohnten, so waren eine größere Anzahl Menschen gefährdet. Noch am gleichen Tage wurde W. in Haft genommen. Er behauptete, es sei ihm erst hinterher zum Be wußtsein gekommen, daß er etwa« Schlechtes getan habe. Daß es so gefährlich werden könne, habe er nicht gedacht. — Der Angeklagte war nun auf G und der Bestimmungen im tz 306,2 des R -Str.-G -B.(vorsätzliche Inbrandsetzung eines zum Wuhnen von Menschen dienenden Gebäude») angeklagt. Die Geschworenen fanden ihn jedoch nur nach tz 308 schuldig (vorsätzliche Inbrand setzung eines anderen, in fremdem Eigentum stehenden Gebäudes), verneinten jedoch die Frage nach dem Vorhandensein mildernder Umstände. Wötzel wurde unter Anrechnung von drei Mo naten der erlittenen Untersuchungshaft zu drei Jahren Zuchthaus und sechs Jahren Ehrenrechts verlust verurteilt. Depeschen vom 8. Dezember. Berlin. Der „Lokalanzerqer" sagt in Be sprechung der gestrigen Sitzung des Reichsta ges: Tiefe Vaterlandsliebe erfüllt alles, was gestern im Reichstag zuging. Wenn jedoch der Sozialdemokrat Liebknecht mit dem bedenkli chen Ruhm geizte, das Vaterland in der Stun de der Gefahr im Stich zu lassen, so hat er sich eben außerhalb des deutschen Volkes ge stellt. Der leise Mißton, der dadurch immer hin in die Verhandlung gebracht wurde, konn te den Gesamteindruck nicht trüben. — Tas „Berl. Tageblatt" äußerte sich befriedigt: Schon das äußere Bild war von einer überwältigen den Großartigkeit. Nicht bloß alle Tribünen waren überfüllt, selbst in dem Sitzungssaal der sonst ausschließlich den Abgeordneten Vorbehal ten wurde, sah man zahlreiche Damen und Herren, und wie in diesen äußerlichen Bezie hungen die ganze innerliche Ordnung durchbro chen wurde, so nahm niemand daran Anstoß, daß sich in den Beifallssturm, der der Rede des Kanzlers folgte, auch lautes Bravo und Händeklatschen des Tribünenpublikums an schloß. Die Eröffnungsrede des Reichstags- Präsidenten bedeutete einen würdigen Auftakt. Er beschönigte nichts, nicht den Heldentod so vieler Braver, aber trotzdem klang seine An sprache aus in die schönen Worte: „Uns schreckt nichts!" — In der „Kreuzzeitung" heißt es: Die Rede des Reichskanzlers traf auss glück lichste den Ton, den die große Zeit erfordert. Der Kanzler benutzte nochmals die Gelegenheit, in ebenso entschiedener wie kluger Weise festzu stellen, wen die Verantwortung für ungeheuren Krieg trifft. „Deutschland läßt sich nicht ver nichten," wie der Kanzler unter jubelnder und stürmischer Zustimmung des gesamten Hauses ausrief. — Auch der „Vorwärts" wird der Rede des Kanzlers gerecht und hebt hervor die im energischen Tone der Warnung ausgespro chenen Worte an unsere Gegner, welche die in ihrer Gewalt befindlichen Deutschen in un billiger Weise behandeln. Berlin. (Amtlich.) Wie über neutrale Länder bekannt wird, suchen englische Kreise in Aegypten gegen Deutschland mit der Behauptung zu Hetzen, die türkische Armee solle Aegypten für Deutsch land erobern. Wir sind ermächtigt, dies als eine unsinnige Ausstreuung zu kennzeichnen. Budapest. Die Nachrichten vom Falle Bel grads lösten in der ganzen Stadt ungemeine Freude aus. Bald prangte ganz Budapest im Schmucke der österreichisch-ungarischen, deutschen und türkischen Fahnen. Gegen Abend begannen sämtliche Glocken zu läuten, die meisten Häuser sind illuminiert. Budapest. Die österreichisch-ungarischeu Trup pen haben nach einer Meldung deS „Magjare Hirlap" vorgestern abend im Bajonettsturm die Westseite Belgrads genommen. Heute früh war die ganze Stadt in unserem Besitz. Die Truppen hielten linier stürmischer Begeisterung ihren Einzug. Mailand. „Corriere della sera" erfährt aus London: Gestern sind die neuen vom Parlament in der Vorwoche bestimmten Normen in Kraft getreten, die unter dem Titel „Atten zur Ver teidigung deS Königreiches" veröffentlicht worden sind. Diese Bestimmung versetzt England in eine Art von Kriegszustand. Basel. Die am Sundgau am Montag und Dienstag stattgefundenen Zusammenstöße tru gen nicht mehr den Charakter von bloßen Vor postengefechten. In Basel war in der Nacht vom Montag zum Dienstag der Scheinwerfer von den Schwarzwaldbergen her bis nach Mit ternacht zu beobachten. Große deutsche Trup penmassen marschierten vom Rhein her den Vogesen zu. Die Stellung der deutschen Trup pen ist sehr gut. Zu heftigen Angriffen kam es im Münster- und Äeiserlingsrtal, wo die Franzosen zurückgedrängt wurden. Thann ist wieder in deutschem Besitz. Das deutsche Ge biet ist wieder mit Ausnahme einiger Dörfer an der schweizerischen Grenze völlig von Fran zosen geräumt. Im Jll- und Largtale tobt ein noch unentschiedener Arnlleciekamvs. Zwei Doppeldecker wurden am Dienstag im Sund gau beobachtet. Sie flogen dem Rhein zu in dec Richtung auf Weiserthal und wurden auch in Lörrach bemerkt. Geof. Nach Meldung des „TempS" au« Casablanca wurden durch daS dortige Kriegsge richt der ehemalige Konsularagent Brandt und sein GeschäflSteilhaber Zell zum Tode verurteilt, weil sie spioniert und unter den Eingeborenen Waffen verteilt haben sollen. Paris. „Petit Parisien" teilt mit, daß die Beschießung Aperns seic dem 3 November ununterbrochen fortdauert. Täglich richten die deutschen Flugzeuge in oer Stadr mit Bomben einen größeren Schaden an, als selbst schwere Artillerie. Die Stadt wird bald von den letz ten Einwohnern verlassen sein. Paris. Der „Temps" meldet: Die Ein zahlungen der Sparkassen vom 21. bis 30. No vember betrugen 509 844 Franken, die Auszah lungen 6 450 677 Franken. Die Auszahlungen übersteigen seit dein 1. Januar die Einzahlun gen um 101 084 570 Franken. Paris. Die französischen Ausgaben im Kriegsmonat November betrugen insgesamt 910 067 582 Franken. Amsterdam. Lie Z itung „Tyd" meldet aus C llais: In Belgien steht eine große Schlacht oevor. Du Deutschen haben in den letzten Tagen sehr große Truppenmassen herangezogen und die Front Ostende—Ipern verstärkt. Man spricht von 700000 Mann. Die Verbündeten, die dank ihres vorzüglichen O ieulierungsoienstes über die Vmkehrlmgen de« Feindes sehr gut unterrichtet sind, hauen gleichfalls große Reserven herange zogen, sodaß man mit einer Truppeuzahl von 1' r Milli, neu Mann in der Schlachtlinie rechne. Die Verwaltung von Calais soll in den Händen der Engländer liegen. Alles weist darauf hin, daß in den nächsten Tugen eine große Fcld- schlacht eintreien kann. Dieser Tage unternahmen Flieger der Verbündeten einen Flug über Brügge und Gent und darüber hinaus, in der Hoffnung, einen Teil des deutschen Siaates zu treffm. Rotterdam. Die „Times" meldet aus Peters burg: Man verfolgt den Gang der Ereignisse mit großer Spannung, da die Deutschen unge achtet der schrecklichen Witterungsverhältnisse in ihren Stellungen bei Lodz und Lowwz sich be haupten und augenscheinlich große Verstärkungen erwarten. Vermutlich werden die Deutschen von neuem in der Richtung des linken Weichselufers vorrücken und zugleich eine Umfassangsbewegung versuchen. Sämtliche Militärsachverständigen sind der Meinung, daß die deutsche Offensive fort gesetzt wird. Rotterdam. Nach hier wird aus Petersburg gemeldet, daß der Kam^f nordöstlich und süd westlich von Lodz der heftigste war, der bisher geliefert wurde. Alle versügbaren Teile der rus sischen Armee sind daran beteiligt. Die Deut schen verteidigen jeden Zoll an Boden. Christian»«. Der Korrespondent des „Daily Chromcle" in Amsterdam depeschiert vom 2. De zember nach London: Gestern begannen die Deutschen einen neuen allgemeinen Angriff auf die Stellungen der Verbündeten an der Wer. Den ganzen Tag hindurch tobte längs der ganzen Front eine starke Kanonade. Alles deutet daraus hin, daß die Deutschen jetzt große Verstärkungen erhalten haben und daß sie mit noch schw rcren Kanonen als bisher die Offensive fortsctzcn wollen. Man kann mit Sicherheit in den nächsten Tagen in Belgien Kämpfe erwarten, die die bish-rigen an Heftigkeit weit übertreffen werden. Loudon. Bei einer Explosion in einer Lydditfabrik in einem Dorfe bei Bradford sind sechs Personen getötet und zahlreiche verwundet worden. Konstantinopel. Die türkischen Truppen haben die Stadt Ardanutsch, 20 Kilometer östlich deS Tschorockfluffes, besetzt.
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