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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 06.12.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-12-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191412066
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19141206
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19141206
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-12
- Tag 1914-12-06
-
Monat
1914-12
-
Jahr
1914
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 06.12.1914
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Sturmwind. In wilder Jagd flogen die Wol ken am Horizonte dahin. Die See rollte hö- her. Hinein in ihr dumpfes Grollen dröhnte schwer und gewaltig, wie Gewitterschlag, Ka nonendonner. Die Dämmerung hatte sich ge- senkt. Aus dem Halbdunkel tauchten c uf dem Ozean Kriegsschiffe auf. Unter englischer Flag- ge fuhren an der Küste entlang in Kiellinie hintereinander drei Schiffe — „Good Hope", „Monmouth" und „Glasgow". Aus dem ho hen Meere, gleichfalls hintereinander, das deut sche Geschwader, voran „Scharnhorst", dann „Gneisenau", „Leipzig" und „Dresden". Mit den Spitzen sich nähernd, waren beide Geschwa der nebeneinander hergefahren bis auf 6000 Meter Entfernung voneinander — kampfbereit. Bevor jedoch die Engländer Zeit gefunden, eine Kampflinie zu formieren, hatten die deut schen Schiffe das Feuer eröffnet. Ein schau- erliches Rollen, ein Knattern und Krachen durchschnitt die Luft . . . „Scharnhorst" und „Gneisenau" feuerten aus sechzehn großen Ge schützen und „Good Hope" erwiderte kräftig. Heftig und heftiger entwickelte sich der Kamps. Während „Leipzig" und „Dresden" die „Glas- gow" unter Feuer nahmen, war die „Mon mouth" der „Good Hope" zu Hilfe geeilt, die von den ungleich stärkeren deutschen Geschützen durchlöchert ward, sich aber mit großem Ntnte verteidigte. In das Donnern der Geschütze klang das Heulen des Sturmwindes. Er kämmte gera dezu den Gischt von den Wellen und trug ihn als heftigen Sprühregen über die Schiffe, so daß er wie Hagel zischend und prasselnd aus die Flammen niederfiel, die an zwei, an drei, an sechs und jetzt an zwölf Stellen auf „Good Hope" aufzuckelten. Furchtbare Sturzwellen brachen über Bord, aber doch nicht furchbar ge nug, um das hier ausgebrochene Feu-r zu lö schen. Und immer noch sandten „Scharnhorst" und „Gneisenau" ihr gewaltiges Feuer den Gegnern. Donnernd rollte der Geschützlärm über Ozean und Küste hin; dumpf hallte von Santa Maria sein Echo zurück. Tiefer sank die Dunkelheit herab, durchhellt von den Blitzen der Geschütze, von weißen Sprengwölkchen, die der zum Orkan sich ausringende Sturm am Himmel hinpeitschte, — durchzuckt und durch leuchtet von Hunderten von Geschossen. „Nur einzelne, aber doch einzelne der eng lischen Geschosse sind Treffer!" Hinter Alf Pe tersen, der aus der „Scharnhorst" stand und eben von seinem Posten bei der Bedienung der Geschütze abgelöst war, sagte es eine Stim- me. Trotz des Höllenlärms hatte er sie ver standen und erkannt. Sehen aber konnte er den Sprecher nicht. Dagegen fühlte er dessen Hand und die drückte ihm etwas in die Hand. „Ja, nur einzelne, aber doch einzelne smd Treffer", wiederholte Klaus Wienke, denn er war es, und seine Stimme klang noch gepreß ter als sonst. „Der nächste Augenblick kann mich — kann Dich — dahinraffen. Da ist es ratsam, daß ich Dir gebe, was Dir gehört. Denn eS wär« doch eine verdammte Geschichte, wenn Klaus Wienke fiele und man auf der Brust des Loden das Bild fände — von Alf Pe tersens Frau." Als habe ein Faustschlag ihn getroffen, so fuhr der Genannte herum. Während seine Rechte sich mechanisch fest und fester um den Gegenstand darin legte, fuhr seine Linke in die Dunkelheit hinein. Und nun umspannten seine Finger wie eiserne Klammern Wienkes Handwurzeln: „Jmmes Bild — das Bild — meiner — Frau!?" keuchte er. „Wo hast Du es her und mit welchem Rechte trügst Du es bislang aus der Brust?" Statt der Antwort riß der andere ihm den Rock auf. Nahm blitzschlnell den Gegenstand ihm aus der Hand und schob ihn Als Peter sen auf die Stelle, wo das Herz sich befindet. „Wo ich das Bild herhabe? Vom Schützen feste damals, wo wir es uns anfertigen ließen, — weißt Du noch? — Mit welchen« Rechte ich es trag? Mit welchem Rechte denn tragen u ir des Kaisers MKd!? — Weil wir ihn lieben . . . Jetzt aber —" Ein jähes Aufblitzen vor Wienkes Augen <— ein Knall. Und neben ihm Alf Petersens halberstickter Schrei: „Ich bin getroffen . . ." Gleichzeitig erschütterte ein Explosi msknall die Luft. Er kam von der „Good Hope" her Von Flammen umgeben, sank der Kreuzer jetzt schnell. Auch „Monmouth" rang mit dem Un tergang. Eine furchtbare Breitseite und eine plötzliche Sturmwelle brachten sie zum Ueber- neigen. „Glasgow" versuchte in der Dunkel heit zu entfliehen. Mit der hochroll n den See rangen die Schiffbrüchigen, denn bei dem ho hen Seegang und dem Sturme war dem deut schen Geschwader die Rettungsarbeit unmöglich. Verluste hatte dieses nicht: nur emige Ver wundete. Unter diesen war Alf Psnri m. Man hatte ihn ins Schifflazarett geschasst und der Arzt untersuchte den Bewußtlosen. Unweit lehnte abwartend mit festgcschlossenen Lippen Klaus Wienke. Plötzlich hob der Arzt den Kopf: „Verwundet ist der Mann garnicht, nur betäubt durch den Anprall eines Granatsplit ters. Ein glücklicher Zufall hat hier gewaltet! Das Sprengstück ist abgeprallt an einem metal lenen Gegenstände, den Petersen auf der Brust trug." Klaus Wienke nickte zustimmend. Ein tie fer Atemzug hob seine Brust und ein Leuchten verklärte sein finsteres Gesicht. Der über den Wolken hatte seinen Wunsch erfüllt. Der alte Schiffer auf der fernen friesischen Insel hatte recht: Ein Schuft war Klaus Wienke nicht! Christentum und Kirche« Wie unsere Krieger zu Gott st e h e n. Den Berichten evangelischer Felddi visionspfarrer, die sich in den „Mitteilungen der evangelischen Geistlichen der Armee und Marine" (Nr. 9/10) befinden, entnehmen wir folgende bemeckenswerte Aufzeichnungen: „Am 23. 8. gelangten wir nach Vilvorde und nah men in dem prachtvollen Chateau des trois Fontaines Quartier. Von hier aus konnte ich fast täglich mehrere Truppenteile besuchen und auch, dem allgemeinen Verlangen entsprechend, größere Abendmahlsseiern abhalten. Die 70OV Hostien, die ich mitgesührt hatte, waren bald verbraucht, trotzdem ich dieselben schließlich in der Mitte durchbrach und aus zwei Kommuni kanten verteilte. Allein am Sonntag, den 30. 8., hatte ich gegen 4000 Abendmahlsgänger. Bei den 24ern z. B. blieb, trotzdem erst ich und dann noch einmal der Kommandeur die Nichtteilnehmer zum Abtreten aufforderte, das ganze Regiment zum Abendmahl da, desglei chen die 3. Ulanen. Von den Offizieren schloß sich kaum jemand aus, ebenso von den Aerz- ten. Nicht selten wurden die gottesdienstlichen Feiern durch plötzlichen Alarm gestört und verhindert. So am 25. 8., wo wir beiden Geistlichen (der evangelische und der katholische) aus der Suche nach den Ulanen, einer feind lichen Kavallerieabteilung nur mit knapper Not entkamen. Da unsere Truppen, um den in und um Antwerpen stehenden Feind und die anmacschieronden Engländer fest- bezw. von Brüssel fernzuhalten, überall verstreut lagen und unaufhörlich die Stellung wechselten, die letztere aber nicht verlassen konnten, habe ich dieselben wiederholt in den Laufgräben aufgesucht und da ganz kurz und schlicht eine Andacht gehalten, bei der das Singen sich lei der von selbst verbot." „In dem großen Krankenhaus von Londre- zeel am 4. und 5. Septeinber bekam ich grau sige und doch auch gewaltige Eindrücke. Un- sere 35er waren in ungestümem Vorwärtsdrän gen, ohne es zu ahnen, bis dicht an ein klei nes Außenfort von Antwerpen herangekommen, aus dem sie alsbald mit Kugeln überschüttet wurden. Aber auch wieder dieselbe Opserfrcu- digkeit, Glaubensstärke und Todesbereitschaft der Verwundeten ohne Ausnahme. Es waren mehrere Arbeiter aus Brandenburg darunter, von denen ich bestimmt weiß, daß sie Sozial demokraten sind. Wo Ivar die Religionsfeind schaft? Dankbar sprachen sie die Worte des Gebets mit, das ich an ihrem Lager für sie hielt, ihre Augen leuchteten, als sie das heili ge Mahl empfingen; dann war alles vorüber. Ich habe sie, wie so manchen anderen beerdigt. Konnten auch vielfach die Regimentskameraden nicht mit dabei sein, der prächtige Führer der Sanitätskompagnie, Rittmeister Richter, sorgte für ein würdiges Geleit, und wir haben auch an den Gräbern manche erhebende Feier ge habt." An einer anderen Stelle sagt der Berichter statter über die Feldgottesdienste zu Anfang des Krieges noch im allgemeinen: „Was an äußerer Form fehlte, wurde durch die innere Bereitschaft und rührende Empfäng lichkeit der Leute reichlich ausgewogen. Ich habe beim Gottesdienst wie beim Abendmahl stets nur Andächtige gesehen, wie denn auch die Leute sich zu beiden geradezu drängen, so daß man fast täglich Gottesdienst abhalten könnte . . ." Sonntagsgedanken e i n e s S o l- baten im Felde. Welch reiche Früchte des Innenlebens Kindern erwachsen können, die in ernster Frömmigkeit und Gottesfurcht von den Eltern erzogen werden, davon legt nachstehender Brief eines schlichten Kanoniers Zeugnis ab, der in der Schlachtlinie in Frank reich steht. Der Bries lautet: „. . . . Was ich auch bis jetzt gesehen und gehört habe, es kann meinen Mut nicht im geringsten beein trächtigen. Wir vertrauen auf Gott, der uns alle beschützt. Wenn unser Heer und zumal unsere Batterie nicht unter solchem Schutze ständen, wir haben es schon alle zugeben müs sen: es »päre niemand mehr von uns am Le ben, und alle unsere Geschütze wären in Fein desland. Aber wir sind alle unverzagt und frohen Mutes, und ich bitte Euch, meinetwe gen nicht bekümmert zu sein. Sollte es aber in Gottes Rat beschlossen sein, daß auch ich zu denen gehören soll, die ihr Leben für das Vaterland lassen müssen, so tröstet Euch in Gott. Legen wir alles in Gottes Hand! Es ist heute Sonntag und nun wohl die Zeit, da Ihr, liebe Eltern, aus dem Wege zur Kirche seid, um auch unser aller vor Gott, un serem Vater, zu gedenken. O, es ist köstlich für uns, besonders für mich, zu wissen, daß wir auf den Händen des Gebetes der in der Heimat Zurückgebliebenen getragen werden. O haltet ferner an am ernsten, kindlich glauben den Gebet! Dies ist hier eine unserer uns nicht betrügenden Stützen. Trotz rings um uns dröhnenden Kanonendonners, der den heu tigen Sonntag von keinem der anderen Tage unterscheidet, ist es mir doch, als läge auf ihm eine nicht näher zu beschreibende Weihe, eine feierliche Stille." Und nun erhebt sich das Herz des Schrei bers zu einen« ergreifenden Gebet, in dem er Gott, fern vom Haufe des Herrn und von dem vor ihm betenden Volke, für allen bisher erfahrenen gnädigen Schutz dankt, um Beirei- ung seines Vaterlandes von allen Feinden ringsumher bittet, damit inan wieder alleror- ten im Frieden zu den Gottesdiensten sich sammeln könne, und um die Gerechtigkeit fleht, die allein vor Gott gilt in der erlösenden Lie be des Heilands. „So und ähnlich sind meine Gedanken", schließt hierauf der Brief, „mit denen ich im Geiste zu der Zeit, da Ihr alle im Hause Got tes weilet, unter Euch bin. O, wie mögen doch Eure Herzen brennen, wenn Eure Ge danken wiederum hier bei uns auf dem Schlacht felde weilen! Mit Dank ist mein Herz er füllt gegen Gott und gegen Euch. Ja, so wol len wir fernerhin geineinsam arbeiten und rin gen, Ihr vornehmlich im Gebet, wir hier mit den Waffen, die, Gott sei Dank dafür, sich schon des öfteren als eine unbezwingbar« Hof bei einer Brückenkompagnie unter, und suchte dann nach meinem Oberleutnant in sämtlichen Lazaretten und Hotels, aber nirgends fand ich ihn. Den ganzen folgenden Tag habe ich wieder vergeblich gesucht, bis ich einen Offizier von meinem Regiment traf, der mir sagte, mein Oberleutnant tue wieder Dienst in ... . Auf der Kommandantur erhielt ich den Befehl, am nächsten Morgen meinen Weg nach .... fortzusetzen. Es waren bis dahin noch wieder 35 Kilometer. Von einem Franzosen, einem netten Mann, ließ ich mir die Namen der zu passierenden Ortschaften aufschreiben, ließ mein totkrankes Pferd bei der Brückenkompagnie und wollte zu Fuß nach .... marschieren. Ich hatte aber das große Glück, ein Auto zu treffen, da« mich mitnahm. So erreichte ich glücklich mein Ziel und war froh, nach viertägigem Suchen meinen Oberleutnant endlich wiederzufinden. Zu dieser Schilderung des braven Burschen bemerkt derOffizier: An den genannten Tagen trieb sich eine französische Kavallerie-Division, die durch unsere Linien durchgebrochen war, zwischen Reims und Laon umher und machte die Gegend unsicher, schoß Kraftwagen an, nahm kleinere Patrouillen mit u. a. m. Als ich meinen Burschen auf die Gefahr aufmerk sam machte, in der er geschwebt habe, gab er mir zur Antwort: Er habe aber doch kommen müssen, ich hätte ihm das doch befohlen, und er habe auch gern wieder zu seinem Herrn gewollt! Ser MWche Pslaizenfnimd. Einen hübschen Zug aus dem Leben König Friedrich Augusts ll. von Sachsen, der die außerordemliche Bescheidenheit, Einfachheit und Liebenswürd gkeü dieses Monarchen in daS hellste Lrchl rückt, weiß ein Tiroler Blatt aus der zweiten Hälfte de« vorigen Jahrhunderts zu erzählen. Der König pflegte unerkannt stunden- und tagelang im schlichten Lodenrock Berg und Tal zu durchstreifen, lediglich bota nischer Studien wegen, denen der hochgebildete Monarch mit Vorliebe oblag. Eines Tage« begegneten ihm auf einer Wanderung zwei Stu denten, die bald mit ihm in ein Gespräch kamen und aufs höchste erstaunt waren, von dem schlichten Manne, der da eine Weile neben ihnen hergu.g, lo interessante und lehrreiche Auf schlüsse über ^i« Tiroler Pflanzenwelt zu er hallen. Aus die Bitte der beiden Musensühne, sich ihnen doch auf ihrem Wege anzuschließen und sie bei ihren botanischen Forschungen zu unterstützen, erwiderte der Fremde beschetdent- lich: „Gern, wenn sich die Herren in meiner 2 Gesellschaft nicht langweilen." Nun zog er mit den Studiosen den ganzen Tag umher, bergauf und bergab, und setzte seine jugendlichen Be gleiter durch die gediegenen botanischen Kennt nisse, die er gesprächsweise entwickelte, in Helles Erstaunen. Am Abend endlich, als man sich trennte, baten ihn die Studenten, von denen jeder nach damaliger Sitte ein kleine« Taschen album bei sich führte, doch seinen Namen in ihre sogenannten Stammbücher einzutragen. Der liebenswürdige Fremde erklärte sich bereit und schrieb mit flüchtigen Zügen in daS Buch: „Friedrich August von Sachsen." Verblüfft und keines Wortes fähig, standen die beiden Studenten dem Monarchen gegenüber. Dieser aber meinte gemütlich: „Nun, was ist denn daran so Erstaunliches, mein» Herren? Ich bin eben Botaniker und nebenher noch ein bißchen König, — das ist alles!" Mango und fein Herr. Mango war ein junger Elefant, der eS seinem Herrn sehr schwer machte, ihn zu zähmen. Ec war so böse, daß die anderen Elefanten gar nichts mit ihm zu tun haben wollten, und daS machte ihn erst recht wütend, so daß sein Herr ihn sehr häufig züchtigen mutzte. Schließlich wurde eS so arg mit ihm, daß sein Herr beschloß, ihn zu töten. Aber einer der anderen Elefantenbesitzer meinte, es sei doch schade um das schöne Tier. „Gib ihn mir," sagte er, „ich werde ver suchen, ob ich ihn nicht zur Vernunft bringen kann." Ein paar Tage lang schien eS auch, als ob Mango bei dem neuen Herrn vernünftiger sein wolle, aber es dauerte nicht lange, da fing er seine alten Unarten wieder an. Sein Herr ließ sich aber nicht so leicht entmutigen. „Vielleicht hat er nicht genug Beschäftigung," dachte er. „Er ist ein kräf tiges Tier und braucht Arbeit." Nun fand zu dieser Zeit gerade ein Kampf statt zwischen den Besitzern der Elefantenherde, zu der Mango gehörte, und den Eigentümern einer anderen Herde MangoS Herr mußte sich nach dem Kriegsschauplatz begeben, und er nahm Mango mit dahin. „Vielleicht," meinte er, „kann man einen guten Kriegs- elefanten aus ihm machen." Mango hatte inzwischen gemerkt, daß sein neuer Herr eS gut mit ihm meinte, und fing schon an zahmer zu werden und sich dem Willen des Herrn zu fügen, so daß dieser eS wohl wagen konnte, sich ihm anzuoertrauen. Der Kriegszug setzte sich in Bewegung, voran die Kamele mit ihren Herren, die mit Flinten und langen Speeren bewaffnet waren, dann kamen Krieger zu Fuß und zuletzt die Elefanten, die noch mehr Krieger trugen. Auf MangoS Rücken saß sein Herr mit dem langen, schwarzen Bart. Er trug ein weiße-, wallendes Gewand, und in der Hand hatte er eine lange Flinte. In der weiten Wüste tobte die Schlacht. Geschrei ertönte, Schliffe knallten, Speere klirrten. Und über all dem wüsten Lärm hörte man das Trompeten der Elefanten, und Mango trompetete lauter als alle, wäh rend er seinen Herrn durch daS Schlachtgewühl trug. Dieser kämpfte sehr tapfer, aber das KriegSglück war gegen ihn und seine Ge fährten Als der Abend bereinbrach, waren sie fast alle verwundet oder tot, wenn eS ihnen nicht gelungen war, nach ihren Zelten zu flüchten. Mango, der aus mehreren Wunden blutete, hatte den Mut nicht verloren, er wunderte sich nur, daß er schon seit geraumer Zeit keinen Zuruf seines Herrn vernommen und keinen Schuß aus dessen Flinte gehört. Er begriff, daß etwas nicht in Ordnung sein mußte, und so zog er sich vorsichtig aus dem Schlachtgewühl zurück, suchte einen ruhigen Platz auf, kniete nieder und erwartete, daß sein Herr absteigen würde. Aber nichts regte sich. Da hob Mango den Rüffel, tastete so lange auf seinem Rücken, bis er den Körper seines Herrn erreichte, faßte ihn und legte ihn sanft auf den Boden. Da lag er ganz ruhig mit geschlossenen Augen, und Mango, der glaubte, er schliefe, versuchte ihn zu wecken, denn die Schlacht kam näher und näher. Aber umsonst, der Ver wundete regte sich nicht. Da hob Mango ihn wieder auf seinen Rücken und eilte davon. Bald hatte er den Lärm der Schlacht hinter sich gelaffen und erreichte eine Felsengruppe, über die eine klare Quelle rieselte. Da legte der Elefant seinen Herrn wieder auf die Erde, und mit Hilfe seines Rüffels bespritzte er ihm das Gesicht mit dem kühlen Naß. Und siehe da, nach und nach erholte sich der Herr, schaute um sich und setzte sich auf. Dann sprach er leise: „Guter Mango, nimm mich wieder auf deinen Rücken und trage mich nach dem Lager." Mango verstand uno führte den Befehl aus, aber erst am dritten Tage erreichte er das Lager. Er war so entkräftet, daß er, als er seinen Herrn im Zelt niedergelegt hatte, gleich umfiel. Aber beide erholten sich wieder, und von der Zeit an war Mango seinem Herrn in größter Treue ergeben, und dieser behändeste 3 ihn wie einen Freund, al« den er sich ja auch gezeigt hatte. Die fünf Bokale. (Ein Gesellschaftsspiel.) Einer wird zum Vorsitzenden gewählt und stellt an die anderen der Reihe nach Fragen, die immer mit Anschluß eines Vokales beant wortet werden müssen. Z. B.: „Ißt du gern Kuchen? Antworte ohne a." Antwort: „Kuchen liebe ich sehr." Dann: „Tanzest der gern? Antworte ohne e." Antwort: „Tanz macht mir Spaß" usw. Wer nicht antworten kann oder den verbotenen Vokal in seiner Antwort bringt, gibt ein Pfand. Der Feldsoldat. Ballade von Richard Dehmel.*) Hoch am Gewehr den Blumenstrauß, so zogen feldgrau wir hinaus. Der Weißdorn trug schon rote Beern; wann werden wir wohl wiederkehrn? Durch manche Stadt marschierten wir, in manchem Dorf quartierten wir; an manchem Friedhof gingS vorbei, Der Kreuze stürzten viel entzwei. Der graue Rock ist worden fahl, das Feld liegt wüst und welk und kahl; an einem langen Massengrab stelzt eine Krähe auf und ab. Wo einst der Weißdorn hold geblüht, da wird nun rotes Blut versprüht; aus einem schwarzen Trümmerherd stiert ein verlaffnes Wiegenpferd. Bald kommt die liebe Weihnachtszeit, von Frieden träumt die Christenheit, den Menschen alln ein Wohlgefalln; wir hören die Kanonen knalln. Wohl schickt die Heimat Liebesgabn, wir sreun uns drauf im Schützengrabn; eS friert die Haut, es knurrt der Darm, ums Herze aber ist uns warm. O Weißdorn mit den roten Beern, was wird der Frühling uns Keschern?'"' DaS alles ruht in Gottes Hand: Wir bluten gern fürs Vaterland. *) Der bl jährige Dichter Kriegsfreiwilliger Unter offizier Richard Dehmel, der im westlichen Heere dem Vaterland« dient, sendet auS dem Schützengraben daS^obt,« Gedicht.
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