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Mkfühtrt. Totensomttag-Novellette von A. Hinze. (Nachdruck verboten.) War das eine häßliche Geschichte, die schlecht hinein paßte in den Totensonntag, der grau und nebelfeucht angebrochen. Wer heute nicht zu geliebten Grübern ging, oder emes teuren Toten gedachte, dessen Gedanken nahm sicherlich das „Ereignis", das sich wie ein Lauffeuer in der Stadt verbreitet hatte, vollständig in Anspruch. Ein Eisenbahnunfall, der in der letztver- flossenen Nacht Passiert war, hatte hier die Lösung zu einer unlängst sich im Ort zuge tragenen Affäre gebracht, die viel Aussehen «- regr, die verschiedensten Meinungen hervorge- rufen, vor allem aber großes Herzeleid ver ursacht hatte. Wer an diesem Morgen des Totensonnta ges bereits die „Neuigkeit" erfahren, dessen Gedanken flogen sicher hin zu dem stillen Haus der verwitweten Frau Amtmann von Roland, wo nun die Wunde aufgerissen wurde, die ein junges Mädchenherz erfahren. Allein noch bevor die Gemüter und schwatz haften Zeugen sich beruhigt, durcheilte eine neue Schreckenskunde die Stadt — das tragische Nachspiel zu dem Stückchen Lebensdrama un längst . . . Die frühe Dämmerung des Totensonntages war hereingebrochen, als Margarete von Roland den schweren Gang antrat zum Grabe ihres Verlobten, des Forstassessors Kurt von Rieben, der vor zwei Monaten im Duell gefallen war. Sie hatte die Begleitung der Mutter ab gelehnt. „Ich möchte allein sein mit ihm . . . ." hatte sie geflüstert und die Frau Amtmann hatte diesen Wunsch ihres Kindes respektiert. Es war ein rührendes Bild des Schmerzes diese seingliedrige, junge Mädchengestalt, mit dem wallenden Trauerschleier. Die Lippen waren herb geschlossen, die Augen aus die Blumen, die sie trug, gesenkt, — weiße Rosen und Chrysanthemum, die matt durch die Däm merung leuchteten. Um geschützt zu sein vor neugierigen Au gen, hatte sie diese späte Stunde gewählt. Je näher sie dem Friedhof kam, desto ein samer ward der Weg; die meisten waren schon am Morgen dort gewesen. Das war es, was Margarete wünschte. Ungesehen und ungehört wollte sie nicht allein sich ihrem Schmerz an Kurts Grabe hingeben, sie wollte an dieser ihr heiligen Stätte ringen gegen die Not ihres Herzens, seine wilden Anklagen gegen das Schicksal, das ihr an der Schwelle des Glückes seine Pforte zugeschlossen und das ihr heute, heute hohnvoll bewiese, daß .Kurt hatte sterben müssen um einer Elen den willen . . . Sie hatte geglaubt schon ganz zermürbt zu sein von dem Hin und Her ihrer -Gefühle, die sie jener Unglücksstunde, da sie an Kurts Leiche zusammengebrochen war, durchkostet, bis eine stumpfe Leere in sie gekommen, sie müde geworden des Haders mit dem Geschick. Nun aber, heute, wo ursprünglich Klarheit gekommen über den Streitpunkt, der das unselige Duell herbeigeführt, nun war es ihr, als müsse sie wie eine Irre gellend auflachen über die Grau samkeit des Schicksals. Wo war ihr Glaube an eine gütige höhere Macht? Konnte sie noch glauben, beten zu dem Lenker aller Dinge, wo doch in ihrer Seele nur «ine Frage schrie: Warum hat Kurt, der doch recht gehabt, sterben müssen, warum nicht der andere!? Trotz dieser bitteren Gedanken, stürzten Margarete plötzlich Tränen aus den Augen. Sie war in den Friedhof eingetreten. Da sah sie durch die Schleier der Dämmerung, die um die Kreuze und Gräber sich spannen, und aus denen dunkler die Cypressen ragten, an einer Stelle Lichterglanz — Heimlich und feierlich leuchteten die Ker zen; auf dein Marmor des Grabsteines brach sich der Glanz; angestrahlt von dem Lichter glanz erschimmerte das Riedgras auf dem Hü gel — Ein Schauer streifte Margaretens Seele. Das hehre Schweigen hier in dem Vorhose zur Ewigkeit, Stätte an Stätte blumengeschmückt und doch so herzerschütternd einsam; dazu der eigene wilde Seelenschmerz. Und durch Abend dämmerung und Herbstnebel nun der Lichter glanz — Wer mochte unter jenem Hügel ruhen? Wer dort liebend die Kerzen geweiht haben? Fast peinlich war es ihr, daß sie den Spender jetzt stören mußte in seiner Andacht, denn, wenn sie recht erkannte in dem Zwie licht, so brannten die Kerzen dicht neben Kurts Ruhestätte — Die Augen aus das Ziel gerichtet, war sie vorwärts geschritten. Plötzlich stockte ihr Fuß; ihr Blick ward groß, erstaunt und erregt zugleich. Nur eine Gruppe hoher Lebensbäume trennte sie noch von Kurts Grab. Ihre Augen waren durch das Geäst der Bäume dorthin geirrt, — sah sie recht? Es war Kurts Grab, auf dem die Lichter brannten! Wer — wer hatte sie dort angezündet!? Während ihr dies mit schmerzlicher Er regung durch den Sinn jagte, gewahrte sie, durch das Baumgezweig spähend, eine Hand, die einen Gegenstand hielt, einen Gegenstand, der jetzt im Lichtstrahl metallisch blinkte —" Bevor sie noch sich über diese Wahr nehmung klar geworden und einen Schritt vor wärts getan, krachte ein Schuß über den Fried hof hin, dem ein gellender Schrei aus Mar garetens Munde folgte .... „Du warst lange vom Hause fort, mein Junge," begrüßte die Mutter des jungen Po- UzeiarzteS, Dr. Han« Werner, ihren Sohn, al« er abgehetzt und verspätet zum Abendessen heimkehrte. „War es ein ungewöhnlicher Fall, Hans?" Der Arzt fuhr sich mit dem Foulard über die feuchtgewordene Stirne. Dann nickte er. „Du hast recht, ' Mutter, ein ungewöhn- licher Fall, — das tragische Nachspiel der Affäre Rieben-Schwarzbach." „Ach, das ist wohl die traurige Geschichte, die hier passierte, während ich zur Nachkur an der See war? Wie war die Sache doch? .Ich habe später nur Bruchstücke davon ge hört. Und nun ist noch ein Nachspiel ge kommen? Und dies gar heute, am Totensonn tage? Bitte' erzähle." Ernst und nachdenklich sah Hans Werner in das Helle Lampenlicht, das den traulichen Raum bestrahlte, in dem die alte Uhr im Rronzegehäuse tickte, so friedlich, als gäbe es nicht Kampf und Streit und nicht die Tränen dieser Erde. „Du wirst Dich erinnern, Mutter, daß der Forstassessor Kurt von Rieben und der Refe rendar Guido Schwarzbach von der Universi tät her Freunde waren," begann der Arzt. „Treue, erprobte Freunde, die zu einander hiel ten wie leibliche Brüder. Ja, es war im Be kanntenkreise das Scherzwort 'aufgekommen: Was ist treuer als Gold? Der Freundschafts bund Rieben-Schwarzbach. Da geschah es, daß beide fast gleichzeitig ihr Herz an ein weibliches Wesen verloren. Während nun aber des Forstassessors Wahl die hübsche und herzensreine Margarete von Noland, die Tochter der Amtmannswitwe, war, hatte Schwarzbach weniger solide gewählt, — er hatte sich leidenschaftlich in Signorina Stel la Ruperti, den Stern an unserem Theater himmel, verliebt, und da er aus reichem Hau se ist, und es sich somit leisten konnte, der Di va seine Hand angetragen. Die solide Basis dieser Verbindung hatte nun wohl die Sän gerin gelockt, denn trotz der Flut von Verehrern, die sie an ihrem Triumphwagen hatte, gab sie dem Referendar ihr Jawort. Es ward be schlossen, daß die Künstlerin nach Schluß der Winterspielzeit von der Bühne zurücktreten solle und das Paar dann heiraten werde. Diese Verlobung brachte den ersten Riß in den Freundschaftsbund. Erfreute sich doch die Sängerin keines guten Rufes, ja, tolle Ge schichten über ihr« Liebesabenteuer kursierten, als beste Reklame für die interessante Künst- lcrin. Vergebens hatte Rieben dem Freunde Vorstellungen gemacht, ihn beschworen, dieser unwürdigen Liebe zu entsagen, und vergebens wiederholte er dies; auch nachdem das Ver löbnis geschehen, drang er in Schwarzbach, das Band doch wieder zu lösen. Bürsk verbat sich der Referendar jede Einmischung, zumal die Künstlerin es verstand, ihn über den wah ren Stand der Dinge zu täuschen. Da tauchte das Gerücht auf, die Ruperti unterhalte inttme Beziehungen zu dem Bank direktor Willing" — „Zu Willing? Der seit 10 Jahren verhei ratet und Vater mehrerer Kinder ist?" ent rüstete sich die Matrone. „Ja. Rieben brachte die Sache vor die Ohren des Referendars und damit kam, was lange unter der Asche geglüht, zum Ausbruch. Es kam zu einem heftigen Wortstreit zwischen den ehemaligen Freunden, der mit der Duell forderung Schwarzbachs an Rieben endete. Ohne Wissen von dessen Braut sand der Zweikampf statt, in welchem der Forstassessor von Schwarzbachs Kugel getötet wurde. Wie furchtbar dieser plötzliche Schicksalsschlag die ahnungslose Margarete von Roland getroffen, ist stadtbekannt. Bei dem Eisenbahnunglück in der ver flosseneil Nacht nun, das viele Menschenopfer gekostet, sand man unter den Toten dicht bei einander die Leiche des Bankdirettvrs Willing und die von Stella Ruperti. Das Pärchen war heimlich entflohen. Der Bahnunsall brach te dies ans Licht." „Und um solcher Menschen willen mußte ein junges Glück vergehen," flüsterte die Ma trone. „Und der Referendar? Und das Nach spiel?" „Das ereignete sich heute in der Dämmer stunde. In einem Anfall von Verzweiflung und Reue erschoß sich auf dem Grabe Riebens der Referendar Schwarzbach, und zwar fast unmittelbar vor den Augen des Fräulein von Roland, die gekommen war, das Grab ihres Verlobten zu besuchen." „O mein Gott, welche Tragik!" ries die Matrone. „Ich ward hinzugeholt, konnte aber nur noch den Tod Schwarzbachs seststellen", schloß der Arzt. „Das war ein herber Ausklang des To tensonntages", nickte seine Mutter. lliM in üks MiMMck ksukso 8is: Uslt« «olss, Koll, Uliä türkisoks Lluslsr, ucköii bssstrt, mit r^elis jotrt 8radc MM vsiss, bunt unä sekvarr, neueste t^-suus jstrt Stiiek WU- AM I grosse kosten nette FD solivsrr, voiss uuä baut, sedS» tesetrt, mit AM AM breitem Volant unä 'kaeolm jetrt 8tvek MW- scknarr, vvies uuä bunt, iu alten OrSsssu I I ö,. jotrt 8tüok o iVisgnus Kübn, Okommtr, örücksnstrasss 21, Köni^Ltrasss. 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