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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 22.11.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-11-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191411225
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19141122
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19141122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-11
- Tag 1914-11-22
-
Monat
1914-11
-
Jahr
1914
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 22.11.1914
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Und nun leise: „Wäre ich doch an Helenes siatt gestorben, denn — ich — lasse niemand — zurück, der um — mich weint . . ." Walter Henning fuhr aus seinen Grübeleien auf — er stand an der Friedhofstüre. Die Chrysanthen,en in seiner Hand, die er aus He- lenes Grab legen wollte, leuchteten wie Sterne und ihr mildes, keusches Bild rief ein anderes Bild vor seine Seele — Er war ein einsamer Mann geblieben, aber sein Herz krankte nach dein Sonnenschein des Lebens. Wenn er je daran gedacht, Helene eine Nachfolgerin zu geben, so hatte er dabei an das blonde Mädchen gedacht, das niemand zu rücklassen würde, der um sie weinte. Helenes Freundin ... Er war jetzt so völlig mit seinen Gedanken bei ihr, daß er auch nicht erschrak, als er jetzt an das Grab herantrat und die Gedachte hier antraf. Das blonde Haupt gesenkt, stand sie in stillem Ge denken da . . . Wo zwei Menschen sich begegnen in der Liebe zu einer Toten, bedarf es vieler Worte nicht. Als die Lichter'auf den. Grabe brann ten, die sie gemeinsam dort angebracht, da fanden sich ihre Hände und Waller Henning fragte: „Hilde, könnten Sie sich entschließen, die Wnndc zu heilen, die dieses Grab mir geschla gen? Sie sollen es niemals bereuen — nie mals . . ." Sie muß wohl eingewilligt haben, die blon de Hilde, denn jetzt zog der Oberlehrer ihre Hand an seine Lippen und flüsterte: „Aus dem Reich der Toten erblüht mir junges, warmblütiges Leben . . . Was kann es Bes seres geben?" Mr England zurück. Wie wir bereits in Nr. 268 unserer Zeitung mittcilten, ist eine junge Hohenstein-Ernstthaler Dame, Fräulein Z, in den letzten Tagen aus England zurückgekehrt, wo sie sich seit längerer Zeit — noch vor Ausbruch des Krieges — be fand. Ende voriger Woche hatte die Dame ihre Abreise von England über Holland angetrcten, die in der Heimatstadt ein glückliches Ende fand. Hervorgehoben muß werden, daß die Zurückge. kehrte auf Englands Fluren unbehelligt gelassen wurde — seltsamerweise. Diese immerhin ange nehme Lage verdankte Fräulein Z dem Umstand, daß sie nicht als Deutsche erkannt wurde. Als Ausländerin ist sie wohl angesehen worden, aber nicht als eine Deutsche In den meisten Fällen erkennt nämlich der Engländer den Deutschen sofort und die en Acmen ist es auf den Straßen nicht gut ergangen. Schimpfwortc gemeinster Art mußten sie über sich ergehens lassen, wobei sich namentlich der Pöbel in hervorragendem Maße hervortat. Bis kurz vor Ausbruch des Krieges — so erzählte uns Fräulein Z. — war die Stimmung in England für Deutschland nicht ungünstig Man erkannte allgemein an, daß Kaiser Wilhelm wirklich versuchte, den Frieden zu erhalten. Diese Sachlage änderte sichKaber bei Eröffnung der Feindseligkeiten zwischen Deutschland und Rußland und Frankreich mit einem Schlage. Es setzte jetzt der gewaltige Haß gegen Deutschland ein, der durch die Zeitungen noch geschürt wurde. So berichteten die englischen Blätter, die in Deutschland aufhältlichen englischen Staatsangehörigen seien interniert, Frauen und Kinder unmenschlich behandelt worden. Der Haß gegen das Deutsche wuchs' ins Ungeheuerliche Kaiser und Kronprinz wurden auf das gemeinste beschimpft. An einem Tage wurden schließlich ungefähr 2000 deutsche Kellner aus den Hotels usw. entlassen und eine Woche später festge- nowmen, obwohl die amerikanische Gesandtschaft jeden der Entlassenen mit tO Mark unterstützen wollte, damit'sie über'die erste Not hinwcgkamen. Gleichwohl befinden sich aber noch zahlreiche Deutsche auf freiem Fuß, die sich allerdings bei der Polizei melden müssen.'und sich nicht über fünf Meilen von ihrem Wohnort entfernen dürfen. Die Erklärung dürfte man darin finden, daß — absolut kein Platz mehr für die internierten Deutschen vorhanden ist Die Konzentrations lager sind vollgestopft von unseren bedauerns- Kill Äes ßmeckben. Roman von K. Deutsch. 33 Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) Die Gräfin wollte die Schuld des Sohnes gut machen, sie behandelte Elisabeth während der ganzen Krankheit mit einer fast mütterli chen Sorgfalt, so daß bei dieser das Gefühl des Fremdseins, welches mehr als alle Physi schen Schmerzen die Seele bedrückt, gar nicht zum Bewußtsein kam. Elisabeth wieder dach te keinen Augenblick daran, daß es Pflicht der Gräfin war, daß die Mutter nicht zu viel tun konnte, um den ungeheueren Frevel des Sohnes wieder gut zu machen. Es war überhaupt von jener Schreckensnacht nichts in ihrer Erinnerung zurückgeblieben, nichts als seine Verzweiflung, sein Schmerz. Das Franenhcrz ist ein Rätsel, ein großes Geheimnis, das wie die Natur un ergründlich wie diese ist. Wer kann die Grün de und Ursachen erforschen, die es zum Blü hen bringen? Ereignisse, so klein und unschein bar, manchmal zn den umgekehrten Folgerun gen berechtigend, sind oft der Blitzstrahl, der das göttliche Feuer in einer Menschenseele ent zündet, und nicht nur unter dem warmen Kus se des Sonnengottes, auch unter dem rauhen Totensonntag. Tränenschwer und schmerzensbang Kam der Tag der Toten wieder. Wie verklungner Chorgesang Tönen neu die GrabeSlieder. Zwischen Grab und Urnenhain Sucht er auf, was hingestorben, Und ein milder TrosteSschein Rankt um das, was erdverdorben. Wieviel Herzeleid im Jahr Bringt und schließt der Tod im Leiden, Wenn er an der Leichenbahr Uns gemahnt zum letzten Scheiden. Da ist Trost und Hoffnung schwer, Doch es gibt ein Goitvertrauen, Das im Glauben hinterher Uns läßt in die Zukunft schauen. Groß zu jeder Jahresfrist War die Zahl, die von uns gingen, Und doch keine größer ist, AIS die, was uns Feindesklingen Und waS Kugeln wutentbrannt Unserm guten Volk genommen, AIS die Wehr für'« Vaterland Mit dem Heldentod gekommen. Chemnitz. Kraftverjüngt der Ahnen Geist Drohend steigt aus alten Gräbern, Sieggewohnte Bahnen weist Er im Feld den tapfern Strebern. O, daß doch der Schnitter Tod Unsrer Feinde Haupt erfasse, Und im nächsten Morgenrot Schmählich sie erbleichen lasse! Seele, sieh in Kreuz und Kranz Einen Gottesschimmer leben, Der mit seinem stillen Glanz Deine Schmerzen will umweben. Jeder Zweig vom LebenSbaum Atmet seinen sel'gen Frieden, Träume still den lieben Traum Derer, die von dir geschieden. Heute sind sie unser Gast, Dem Gedenken keimt kein Sterben, Und der lieben Toten Rast Will Erinnerung erwerben. Tod und Leben! Wechselstreit I Eine« kannst du uns nicht rauben: Der Verklärung heilig Kleid Lebt lebendig fort im Glauben! Ferd. Willy Hähnel. werten Landsleuten. Mangelnde Verpflegung und Unordnung haben viele krank gemacht und eine Anzahl sind auch bereits an Typhus ver schieden. Ueberschreitungen der Vorschriften werden streng bestraft. Ein junges Mädchen, das sich über fünf Meilen"von seiner Wohnung entfernt hatte, wurde in eine Geldstrafe von 20 Mark genommen. Sämtliche Waffen, photographische Apparate, Benzin und Automobile mußten ab geliefert werden. Haussuchungen wurden über raschend vorgenommen. Bei einer solchen wurde in dem Hause eines Deutschen ein photographischer Apparat gefunden, — drei Monate Zuchthaus war die Strafe, in die der wohlhabende und angesehene Mann genommen wurde. Dabei war der Apparat nicht sein Eigentum und konnte eS sich dieser Mann auch nicht erklären, wie er in sein HauS gekommen war. Er vermutete einen Racheakt. Daß die englischen Zeitungen im Fabrizieren von Lügen eine besondere Ueüung haben, dürfte unseren Lesern schon hinreichend bekannt sein. Aber interessant ist es doch, auch darüber etwas aus dem Munde der jungen Dame zu hören. Die Wirkung von dem Fall Lüttich'suchte man dadurch abzuschwächen, daß man von 45000 Toten d>>r Deutschen schrieb. Am'andern" Tage sollten wieder 32000 gefallen sein, dann 21000, 9000. In großen fetten Ueberschriften meldete man die Gefangennahme von deutschen Soldaten, und wenn man genauer hinsah, waren eS ganze — acht Mann. Die englischen Truppen waren stets im Vorschreiteu, und je weiter die Deutschen in Belgien cindrangen, desto weiter rückten — die Engländer vor. Merkwürdigerweise brachten aber die Zeitungen keine Karten und die bekannt lich an Größenwahn leidenden Engländer hegten nie einen Zweifel an den Erfolgen ihrer Truppen. Dabei wurden den Leuten Märchen schlimmster Art von den Gremltaten deutscher Soldaten vorgesetzt. Frauen und Kinder sollten hinge- mvrdet worden sein, Kindern die Hände abge hackt, in Brüssel Kinder geschlachtet worden sein. Für die Deutschen hatte mau nur den Ausdruck „Hunnen" oder „Barbaren". Als unser rechter Flügel vor Paris wieder zurückgehen mußte, brachten die Zeitungen auch wieder Landkarten. Vor der Belagerung Antwerpens wurde ge schrieben, daß die Festung uneinnehmbar sei Als die Deutschen ernst machten, die Festung zu belagern, meinte man, es müßte mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß die Deutschen die Festung einnehmen würden. Kurz vor dem Fall wurde Antwerpen überhaupt nicht mehr er wähnt und nach dem Fall nur mit ein paar Worten und dabei gleichgültig bemerkt, daß der Besitz von Antwerpen den Deutschen wenig nützen werde. So werden die Engländer von ihren „Staats"leitcrn ständig unterrichtet. Ein Kriegs- schiff, ganz gleich welcher Gattung, das von einem deutschen Unterseeboot in den Grund ge bohrt wird oder einer Mine zum Opfer fällt oder sonstwie einen Untergang findet, ist stets ein Schiff älteren Jahrganges, daS nächstes Jahr „sowieso auSrangiert worden wäre". Troße Hoffnungen setzen die Engländer aus die russische Armee, sie glauben fest, daß sich die Kämpfe schon weit in Deutschland abspielen und der Tag nicht mehr fern sei, wo sie in Berlin einziehen werden. Ein Vergleichen der Meldungen ihrer Zeitungen mit der Landkarte kennt man dort nicht. Ueberhaupt, was Geographie betrifft! Fräulein Z. ist von der Familie, in der sie sich aufhielt und die sich loyal verhielt, mehrfach befragt worden, ob denn Bayern wirklich zu Deutschland gehöre! Wie weit die englischen Truppen vorgerückt sind, wird auf keiner Karte gesucht. Stimmten die Meldungen von dem Vorrücken — die Engländer könnten Deutschland längst durchguert haben. Es gibt keine Kenntnis der Sachlage, nur blinder, fanatischer Haß gegen alle«, was deutsch heißt. Fräulein Z. wurde bei ihrer Abreise von der obengenannten Familie befragt, ob sie denn wirklich nach Deutschland wolle, sie müßte doch dort verhungern, da in Deutschland längst Hungersnot ausgebrochen sei! Die Helden von der Welt sind natürlich die Engländer selbst. Ihre Flotte beherrscht alle Meere, ihre Truppen sind unübertroffen an Mut. Die illustrierten Zeitschriften leisten hierin selbst Heldentaten. So brachte die Zeit schrift „War Pietures" ein Bild, aus dem ein englischer Flieger dargestellt ist, der aus einem Kampf mit einer deutschen lllauenpatrouille siegreich hervorgeht. Dte Erklärung besagt das Nähere: Ein englischer Flieger wird infolge Benzinmangels gezwungen, auf deutschen Bo den eine Landung vorzunebmen. Eine deut sche Ulanenpatrouille bemerkt dies und reitet auf den Flieger zu. Dieser steckt das noch vorhandene Benzin in Brand, um sein Flug zeug zu vernichten und es den Deutschen nicht in die Hände fallen zu lassen, ergreift sein Ge wehr, schießt den ersten Reiter herunter, faßt dessen Pferd, schwingt sich darauf und ergreift die Flucht, von den anderen Ulanen vergebens verfolgt. In langem Ritt erreicht der Flieger wieder eine englische Truppe — und sein Leben ist gerettet!! . . . Respekt haben die Engländer vor deutschen Atem des Windes erschließt sich oft der Kelch einer Blume. Als bei Elisabeth die Dumpfheit der Krank heit wich, ihr die Klarheit des Denkens wie- dcrkam, überkam sie zu gleicher Zeit das Be wußtsein jener Schreckensstunde; an was sie aber dachte, das war nicht seine leidenschaftliche Er klärung, nicht der Sturz des Wagens, nicht ihre Schmerzen, das waren seine verzweiflungsvol len Worte: „Erbarmen Sie sich und lassen Sie sich retten!" Nie hatte sie bis dahin solch' ei nen Ton tödlicher Verzweiflung gehört, und es war, als habe er sich mit unauslöschlichen Zü gen in ihre Seele geprägt. Das Erbarmen, jener große göttliche Him melsfunke, der in der Seele eines wahren Wei bes lebt, hatte ihm den Weg zu ihrem Herzen gewiesen. Es war ein warmer Julitag, als Elisabeth zum ersten Male ihr Zimmer verließ und in den Garten geführt wurde. Zwischen zwei Kastanienbäumen, deren dichtes Laub keinen Sonnenstrahl durchließ, stand eine Bank, mit Kissen belegt, darauf ließ sie sich nieder. Die Datka umhüllte sie sorgsam mit warmen Dek- ken und ließ sie dann allein. Und so saß sie da und blickte nach dem blauen Himmel, mit einem Gefühle, als sähe sie ihn zum ersten Male, und atmete mit vollen Zügen die wei ¬ che, würzige Luft ein, wie etwa ein Gefan gener, der lange das Sonnenlicht entbehrt. Und von der köstlich erquickenden Empfindung er weiterte sich ihre Brust, frischer floß der Strom des Lebens durch ihr Herz, in ihre Auge>: trat ein Heller Glanz und ein leises holdes Rot in ihre bleichen Wangen. Die Balkone des Schlosses hatten sich mit Epheu und wilden: Wein umsponnen, Rosen und Veilchen blühren zu des Mädchens Füßen, die Bäume des Par kes rauschten grüßend zu ihr hinüber und aus der Ferne winkte ihr Lieblingsanblick, das Karpathengebirge. Hoch oben auf einen: Balkone, ganz von wilden: Wein verdeckt, stand Graf Geza und sah auf Elisabeth hernieder. Er war den Tag vorher im Schlosse angelangt, sein Aus sehen war während der ganzen Zeit ein der artig schlechtes und sein Benehmen so verän dert, daß es seine Vorgesetzten auf ihn auf merksam machte, und der Regimentsarzt, eine schwere Krankheit befürchtend, ihm einen noch maligen Urlaub erwirkte. Nach einer fast vier monatlichen Abwesenheit sah er Elisabeth n ie- der; ihn überwältigte der Anblick der geliebten Züge, zugleich erschütterte ihn aufs Tiefste ihr bleiches, krankes Gesicht. Nach einer kurzen Zeit verließ er den Bal kon und betrat ungesehen durch eine Seitentür Ulanen und grenzenlose Furcht vor — Zep peline. Daß in London nachts Licht nur in geringem Maße gebrannt werden darf, ist ja schon bekannt. Man muß sich aber erst vor stellen, was das in einer solchen Riesenstadt bedeutet. Sämtliche Lichtreklamen sind verbo ten, die sonstigen notwendigen Lichter sind stark gedämpft, so die Bogenlampen aus den Straßen, in Straßenbahnwagen usw. Aus jeder Plakattasel befinden sich mit großen Buch staben bedruckte Reklamezettel mit der 'Auffor derung zum Beitritt in Versicherungen gegen Zeppeline oder Bombenwürfe. Von belgischen Flüchtlingen ist England ge radezu überschwemmt. Aber auch bei dieser Gelegenheit erkennt man wieder den Krämer geist der feinen Gesellschaft. Wie nämlich Fräu lein Z. bei ihrer Ankunft in Holland von gut unterrichteter Seite erfuhr, sind auf die engli schen Schiffe nur finanziell gut gestellte Belgier genommen worden. Die ärmere Bevölkerung, die also aus Staatskosten hätte ernährt wer den müssen, hat man über die holländische Grenze abziehen lassen. Die Sache ist aber in Holland auch durchschaut worden und die Sympathien für England sind dort infol gedessen nicht gerade stark. Bei der immer weiter um sich greifenden Deutschenhetze hat Fräulein Z. natürlich er leichtert aufgeatmet, als sie den englischen Bo den nicht mehr unter den Füßen hatte. Vor ihrer Abreise benachrichtigte unsere Landsmän nin zur Vorsorge einen holländischen Pfarrer, der einer Gesellschaft zur Unterstützung aus der Reise befindlicher junger Mädchen ar.gehört. In Vliffingen nahm sich der Geistliche der jun gen Dame fürsorglich an und brachte sie zum Bahnhof. Erst hier war es Fräulein Z. ver gönnt, die Wahrheit über ihr Vaterland zu hören. Ter Zug sauste durch die Lande der deutschen „Barbaren", durch das Land, wo die „Hungersnot" ausgebrochen war, und groß war die Freude, als die Tochter wieder im Elrernhaus weilte. Ser sterbende Krieger. O Gott, wird mir das S'erben schwer: Schau meine Lieben nimmermebr, Kann reichen ihnen nicht die Hand; Zerrissen nun das liebe Band, Zerronnen nun des Lebens Traum! Jetzt fällt das letzte Blatt vom Baum, Doch dort, dort seh ich Helles Licht, In letzter Stund' mir nichts gebricht. Wahrhaftig, schau ich'nicht den Herrn, Den hell erleuchtet dort Sein Stern? Er winkt mir freundlich, freundlich zu, Daß nur bei ihm ist süße Ruh. O komm, mein Heiland, nimm mich auf, Und segne meines Lebens Lauf, Segne die Lieben all zu HauS, Sag, daß das Leben hier nicht aus, Daß wir unS wiedersehen droben, Wo wir vereint den Herrn dann loben. Drum komm, mein Heiland, führ mich aus In Dein verhciß'nes Vaterhaus. Ich sterbe doch als deutscher Held, Dies jubelt mir die ganze Welt. Für meinen Kaiser sterb ich gern, Für den geliebten deutschen Herrn. Drum, Kameraden, kämpft nur zu, Bis dir, mein Vaterland, wird Ruh! Oberlungwitz, 15. Nou. 1914. Bertha Scheffler Bon Bernsdorf. Totenfestsomitng. den 22. November, vormittags 9 Uhr Hauptgottesdienst mit Predigt und Gedächtnisfeier für ein im Kampf fürs Vaterland gefallenes Gemeindeglied. Kirchenmusik: „Selig, die vollendet." Geistl. Lied für stimmigen Männerchor von Franziskus Nagler (Gesang von Orpheus:. Nach dem Gottesdienst Beichte und' heiliges Abendmahl. Kollekte für die kirchl. Bersorgnng der evang. Deutschen im Ausland. Nachmittags 5 Uhr Abendkommunion. Von Erlbach-Kirchberg. Am Totensonntage. Erlbach: Vormittags halb 9 Uhr Beichte. 9 Uhr Hauptgottesdienst mit anschließender Abendmahisseier. Ktrchverq: Nachmittags 5 Uhr Gottesdienst mit Feier des heiligen Abendmahls. Donnerstag, den 2ti. November 1914. Kirchberg: Nachmittags 5 Uhr Kricgsbetstunde. den Garten, es trieb ihn mit unaussprechlicher Gewalt zu ihr hin, sie um Verzeihung a: zu flehen für das lange schwere Leiden, das er über sie gebracht; er fand aber nicht den Mut dazu. So durchschritt er den Garten nach al len Seiten; wie aber die Magnetnadel nur nach einer Richtung strebt, so zog es ihn im mer wieder nach dein Punkte hin, Ivo sie saß. In kurzer Entfernung ihr gegenüber stand zwi schen blühenden Rosensträuchern, von einer Palme überschattet, die Statue eines betenden Knaben, an diese lehnte er sich und sah zu ihr hinüber. Fühlte sie den heißen Strom der aus seinen Augen ging? Sie sah auf, gewahr te ihn und ein leises Not trat in ihr Gesicht. Sie war nicht überrascht, ihn zu sehen, denn sie wußte, daß er gekommen war. Er trat aus der Rosenhecke hervor, machte einen Schritt auf sie zu und blieb wieder ste hen, sie sah ihm den Kampf an, das Verlan gen, ihr sich zu nähern und die Mutlosigkeit, die ihn daran hinderte, auch ergriff sie unwill kürlich sein verändertes Aussehen. Wie bleich war die Färbung seines sonst so dunklen Ge sichtes. „Nun, Herr Graf!" sagte sie mit einem freundlichen Aufblick, „Sie begrüßen mich ja gar nicht und es ist heute mein erster Aus gang." (Fortsetzung folgt.) Orsksl6srLSi6sn1isus vlismnitL, Leire?08l- ll. kwneiE
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