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Heiland verlangt. Was im Bruchteil einer Sekunde zwischen deinem sterben den Angehörigen dort draußen und dem all mächtigen, allgegenwärtigen, allerbarmenden Gott vorgegangen ist, — du weißt das nicht. Gott weiß es. Und Gott richtet, nicht du. Gott richtet. Die Redensart von der „ewigen Ruhe im Grabe" ist Unsinn. Sie mag schön und poetisch klingen, ist aber unbiblisch und unchristlich. Der Sohn des Menschen kommt wieder, und vor ihm werden alle Völ ker aller Welten versammelt, und wir alle müs sen vor dem Richtstuhl Jesu Christi offenbar werden. Wie, wann und wo wir gestorben sind, ob wir in deutscher Heimaterde oder im Feindesland begraben lagen, ob wir aus den Grund des Meeres versanken oder im Krema torium zu einem Häuslein Asche verbrannt wurden — wir werden alle vor Ihm erschei nen müssen (da kann keiner entrinnen) und Sein Urteil empfangen. Das gilt dann in alle Ewigkeit. Bereit sein ist alles. Bist du bereit? ? Am Totenfest. Novellette von W. Bürgel. (Nachdruck verboten.) Auf dem Weg zum Friedhof ging ihr Schatten mit ihm . . . Nein, nicht ihr Schatten — sie selbst. Auf- erstanden war sie vor seinem Geiste, auserstan den in all der Schöne ihrer 20 Jahre. Ihr federnder Schritt, ihr leuchtendes Augenpaar und ach, ihr Lachen, so jung und so klingend . . . 4 Jahre waren es her, seit es verstummt, 4 Jahre war sie tot, Helene, seine heißgeliebte Braut. Die Zeitungen hatten Helene von Kirchner einen Nachruf gewidmet — der jungen Heldin, die mit dem Einsatz ihres eigenen Lebens ein anderes Menschenleben gerettet hatte. Wir sollen nicht in unauslöschlicher Trauer in unseren Toten leben; das Leben schlägt seine Brücken über Grab und Tod, zum Heile aller, die da weinen. Doch — „wenn sich zwei Herzen scheiden, die einmal recht ge liebt ..." da bleibt ein unsichtbares Band, das sich schlingt von der dunklen Pforte, durch die wir alle einmal gehen werden, hinüber in das Erdenleben. Sie war nicht tot, die er so früh ins dunk le Erdgefilde hatte betten müssen, sie lebte fort in seinem Herzen! „Wenn die Staare wiederkehven, dann komme auch ich und hole Dich, Süße, in das fertige Nest . . ." Das waren die Abschiedsworte gewesen, mit denen der Oberlehrer Walter Henning sich von Helene von Kirchner, die seit 3 Monaten seine Braut war, getrennt, als er an eine ent fernte Lehranstalt versetzt worden war. Damals hatte der Januar seine Eisblumen an die Fenster gemalt. Aber was tut das, wenn die Liebe die Herzen warm hält! Ueber ein Kleines, dann — dann — Was denkt und hofft ein junges Herz nicht alles in solch seliger Zeit! Nicht allzu lange ward dem Brautpaar die Frist. Hatte Helene doch ihre Ausstattung zu beschaffen, hatte so viel zu prüfen und zu wählen für ihren jungen Haushalt, und dazwischen flogen Briefchen und Grüße vom Liebsten ins Haus. Und dies war ganz an gefüllt mit Lebensfreude und heißer HoMung auf eine glückliche Zukunft. Walter Henning aber richtete in seinen Mußestunden seiner Helene das künftige Heim ein. Er war der Sohn reich begüterter El tern, und hatte es sich nicht nehmen lassen, dem geliebten Mädchen das Haus zu schmücken. Ein strahlender Mann schritt er am Vorabend seiner Abreise — der März war inzwischen ins Land gekommen — durch die reizend ausgestat tete Wohnung. Das Erkerzimmer war Hele nes spezielles Reich und hier hatte seine Liebe geradezu verschwenderisch gewaltet. Liebkosend war seine Hand über die zierlichen Rokoko möbel, mit den Polstern von geblümter Seide, geglitten. Die Stutzuhr auf dem Kamin wür de nur glückliche Stunden schlagen und von dem Erkerfenster aus, das ein Blumenflor schmückte, würde Helene ihm zugrüßen, wenn er heimkehrte . . . Am nächsten Morgen langte ein Brief an den Oberlehrer an, dem bald daraus eine De pesche gefolgt war. Währenddessen saß der Adressat erwartungsfrohen Herzens in: Bahn zug; nach einer halben Tagereise würde er am Bestimmungsorte sein. Es war ein strenger Winter gewesen, Flüs- - se und Seen waren lange Wochen mit Eis bedeckt. Erst seit wenigen Tagen wehte ein wilder Hauch, aber das Eis wankte und wich noch nicht; nur an einzelnen Stellen begann es eine milchweiße Farbe anzunehmen. Der Oberlehrer hatte Reisegesellschaft. Ihm gegenüber im Abteil faßen, lebhaft miteinan der plaudernd, zwei Damen. Die Aeltere kam ihm bekannt vor. Wo hatte er sie doch schon gesehen? Richtig, in N., wohin er reiste, in Helenes Wohnort, woselbst er zwei Jahre als Lehrer gewirkt. Während er sich den Empfang ausmalte, Helenes süßes, strahlendes Gesicht und seine Gedanken sehnsüchtig weiter glitten zum Hoch zeitstage, hatte die jüngere, ihm unbekannte Dame, ein Zeitungsblatt hervorgeholt, in das sie sich vertiefte. Plötzlich hob sie den Kops und wies ihrer Gefährtin eine fettgedruckte Notiz: „Lies doch nur, Anna, was in N. pas siert ist! Und, wie da steht, kurz vor der Hoch zeit der ums Leben Gekommenen! Wie trau rig, wie unendlich traurig! Die armen Eltern, und der Jammer des Bräutigams, wenn er erfährt —" Hier legte sich die Hand der älteren Dame beschwörend auf die Rechte der Sprecherin. Verstohlen mit den Augen den Oberlehrer strei fend, legte die vor Schrecken blasse Warnerin nun den Finger bedeutsam an den Mund. Das Zeitungsblatt verschwand hastig in dem Täschchen der Jüngeren und beide Damen schwiegen sich plötzlich aus; sie schienen mit ihren Gedanken vollauf beschäftigt. Walter Henning hatte nur mit halbem Ohre hingehört, und den Blick, der aus ihn gefallen, garnicht bemerkt. Plötzlich kamen ihm die Worte, die er aus gefangen, wieder in den Sinn. Wie hatten sie doch gelautet? In N. ist etwas sehr Trauri ges passiert! Und das kurz vor der Hochzeit der ums Leben Gekommenen! Seltsam unheimlich kroch es ihm durch die Adern. Er bemühte sich, das Gefühl abzu- schlltteln, — vergebens. Das Gefühl nahm zu, es ward zur Angst. Mein Gott, er hatte doch sonst nie „Nerven" gehabt! Warum bildete er sich nur ein, die Worte ständen im Zusammen hang mit — Er vermochte den Gedanken nicht auszu denken. Vielleicht quälst du dich unnötig — frage doch die Damen nach der Notiz .... rief die Stimme seines Innern. Er setzte zum Sprechen an, aber kein Wort kam über seine Lippen. Die sonnenhelle Landschaft draußen, an welcher der Zug vorüberglitt, schien ihm dunk le Schatten zu tragen. War dies noch dassel be Koupee, in dem er noch kurz zuvor von seinem jungen Glück geträumt? Er riß das Fenster auf; er glaubte in dem engen Raum ersticken zu müssen. Sei kein Feigling, überzeuge dich, frage, was gesche hen, und alle Sorge wird zerrinnen . . . ries es laut und lauter in ihm. Gleichzeitig tauchten die Türme von N. auf. Signale ertönten. Und nun fuhr der Zug mit donnerndem Getöse in den Bahn hofsperron ein. Walter Henning entsann sich später dunkel nur, wie er den Weg durch die Straßen der Stadt zurückgelegt. Er wollte Helene über raschen und hatte ihr daher die Stunde seiner Ankunft nicht gemeldet. So ging die Hoff nung mit ihm, die Hoffnung, daß alles sich in Glück und Freude lösen würde. Aber die Angst schritt als Schatten daneben. Und diese entsetzliche, atembeklemmende Angst wuchs, je näher er dem Hause kam. Als dieses vor seinen Blicken austauchte, sah er dort eine kleine Schar Leute stehen. Andere traten hinzu. Und dann?! Noch heute gellte ihm der Schrei im Ohre wieder, der verzweifelte, nervenwehe Schrei, den er ausgestoßen damals, als er wahrge- nommcn, weshalb die Leute dort zuschauten. Vier schwarzgekleidete Männer trugen einen Sarg ins Haus. Und in diesem Blumenduft, Flüstern nur und hinter einer Türe Frauenweinen . . . Eine Freundin HeleneS, ein junges, blon des Mädchen, mit einem lieben, sanften Ge- sicht, hatte die schwere Mission übernommen, dem Ankömmling das Entsetzliche beizubringen. Dessen Ankunft verriet, daß der Bries, der ihn vorbereiten sollte und die nachfolgende De pesche mit der Trauernachricht, ihn nicht mehr erreicht hatten. Helenes Mutter aber, die ver- witwete Frau von Kirchner, war unter dem Unglück zusammengebrochen; sie Ivar unfähig, mit dem Schwiegersohn zu reden. Der wankende, totblasse Mann hatte die fremde Mädchenhand, die sich ihm entgegen gestreckt, zurückgeschlagen und in besinnungs- loser Hast die Zimmertür aufgerissen, dahinter der Sarg verschwunden war. Wie ein gefäll ter Baum war er neben der Leiche niederge- stllrzt, die man in das weiße Brautgewand gekleidet und die so still und hoheitsvoll dalag. Aber der Mann, der so jählings um sein Lebens- und Liebesglück betrogen war, wollte nicht glauben, daß niemals wieder der warme Strahl aus diesen jetzt geschlossenen Augen ihn treffen würde, daß ihr süßer Blick erloschen, daß der Mund kalt und starr, dessen warnie Lippen er so oft geküßt. Ohne ein Abschieds wort war sie von ihm gegangen in das un bekannte Land, von woher jener Frieden Weh le, der dieses bleiche Schattenbild verklärte. . . „Wie hat es geschehen können?!" hatte der im brutalen Seelenschmerz Verzweifelte hervor gestoßen und fast wild die fremde Mädchen hand ergriffen, die er vorhin zurückgestoßen. Mit sanfter Gewalt hatte das blonde Mäd chen ihn von der Leiche der Geliebten fortge führt in ein anderes Zimmer, wo das Ticken der alten Uhr im Bronzegehäuse einförmig durch die Stille tönte. Und nun eine junge, wohllautende Stim me: „Lieber Herr Henning, es war Schicksal, alles nur Schicksal . . . Helene war frisch und strahlend in Erwartung ihres Glückes, als sie gestern vormittag, wie so oft, aus unserem eisbedeckten Fluß Schlittschuh lief. Das Wet ter war allerdings umgeschlagen, nach dem langanhaltenden Frost war Plötzlich milde Lust gekommen. Aber der Fluß war noch zum Eis lauf freigegeben; das Eis daselbst schien noch vollkommen sicher. Trotzdem muß dies stel lenweise nicht gewesen sein, denn plötz lich .... Helene wollte bereits heimkehren, als plötz lich ein Schrei ertönte. Ein entsetzlicher Schrei, der von dorther kam, wo das Eis eine milch weiße Farbe zeigte. Ich selbst befand mich weit entfernt von jener Stelle. So kam es, daß ich zu spät das Unglück gewahrte. Erst das Zusammcnlaufen der Eisläuser an jener Stelle machte mich aufmerksam. Als ich hin zukam, sah ich nur noch, wie Helene, im Eise . steckend, den verunglückten, aber lebenden Kna- ! ben emporhielt. Im nächsten Moment versank sie; — ein Herzschlag hat sie getötet . . . be- - stätigte der Arzt, als man sie gefunden." 2 auch Prinzessinnen und Gräfinnen, die ganz stolz und hochmütig gucken, als wollten sie sagen: „Fi donc, was soll ich nur in diesem erbärmlichen Loch." Aber dann steht da noch in der Mitte ein weißgedeckter Tisch mit einer hübschen bunten Stehlampe darauf und einer kleinen Vase mit Herbstblumen. Auch steht ge- rade eine zarte bunte Kaffeekanne mit roten Mohnblumen aus ganz feinem Porzellan darauf. Und die Taffen sehen genau so aus, mit lauter lustigen roten Mohnblumen. Und auf ihrem Rande blitzen silberne Kaffeelöffel. Und da neben steht noch ein feiner Aschenbecher und ein hellgeschliffenes Gläschen mit goldgelbem köst lichen Kognak gefüllt. Auf einem kleinen Tisch chen an der Wand blitzen kristallgeschliffene Weingläser und feine Teller, und um den Mit teltisch herum räkeln sich zwei behagliche breite Lehnstühle, und noch einige andere feingeschnitzte, wenn Gäste kommen. In dem größten, brei testen und behaglichsten Lederstuhl mit Lehne und Armpolstern aber sitzt Euer Vater, trinkt einen kleinen Kognak und dann mal wieder ein bißchen Kaffee, und dazwischen pafft er aus seiner Zigarette. All die Herrlichkeit wird wohl nicht lange mehr dauern. Und wißt Ihr, woher das alles stammt? Aus einem Schloß, das liegt dicht bei den Franzosen, da haben unsere Kanonen hineingeschoffen, und viel ist nicht mehr stehen geblieben. Und nun sind wir losgegangen, um zu sehen, was die Engländer und Franzosen machen und haben uns all die schönen Sachen geholt. Der Herr des Schlosses ist natürlich längst über alle Berge. Damit er aber, wenn er wieder kommt, seine Sachen wieder findet, haben wir einen Zettel auf den Tisch gelegt, wir hätten uns das und das geliehen, und seine Sachen wären da und da, bloß zehn Minuten ab, wo sie viel sicherer sind, als in seinem Schloß, auf das immerzu ge- schossen wird. Ja, seht Ihr, so geht's im Kriege zu Jes armen Raten SeMchtslied. Von Friedrich Thieme. (Nachdruck verboten.) Karl hatte an die Lampe gestoßen und die Lampenglocke zerbrochen! Das ist etwas, was einem sechsjährigen lebhaften Jungen wohl passieren kann. Aber es war kein un glücklicher Zufall. Karl war im Uebermut mit dem aufgespannten Regenschirm im Zimmer umhergetanzt, und dabei hatte er mit der Schirmspitze an die Lampenglocke gestoßen, das aber konnte die Lampenglocke nicht ver tragen. So hatte eigentlich der Regenschirm die Lampenglocke auf dem Gewissen — aber der Vater wollte daS durchaus nicht gelten lassen, und Karl wurde zu Stubenarrest ver urteilt, er mußte nachmittags zu Hause bleiben, während die Eltern mit der Schwester Hanna einen Ausflug machten. Karl war darüber sehr betrübt. Schon seit drei Tagen hatte er sich auf den Ausflug gefreut. Der arme Junge! Wie entsetzlich lang ward ihm dieser Nachmittag! Immer wieder stand er am Fenster und schaute hinab auf die Straße. Gerade heute war es draußen so herrlich schön! Selbst auf der Straße herrschte eitel Sonnenschein und Sommerduft! Plötz lich drang ein leises Zwitschern an sein Ohr. Das war der Fink, den der Vater vor einigen Wochen von einem herumziehenden Händler gekauft hatte, und der nun in einem Bauer üver dem Fenster hing. Das Tierchen saß in den ersten Nachmittagsstunden meist stumm und müde auf dem Stengelchen. Nun, da Karl das Fenster geöffnet hatte und ein frischer Luftzug sein Gefieder traf, ward es lebendig und begann erst zu piepen und dann leise und verhalten zu singen. Karl lauschte. Es klang so ganz anders als gewöhnlich. Es schien ihm, als sei der Fink traurig und gebe seinem Schmerz und seiner Sehnsucht Ausdruck. Sonderbar! Karl hatte dem Bogel zwar schon oft zugehört, aber da hatte er immer nur ein Zwitschern vernommen, wie von andern Vögeln auch. Er wußte nicht, warum das heute anders war, und daß es daran lag, weil er heute selbst glühende Sehnsucht nach Freiheit empfand, weil er nach dem Sonnen schein draußen und den Bäumen und Blüten im Garten verlangte, nach dem Spiel mit den Gefährten. Er wußte nicht, daß es seine eigenen Empfindungen waren, die er aus dem Gesang deS Vogels heraushörte, weil er dasselbe Schicksal mit ihm teilte. Ja, er verstand den armen Finken, er vernahm in seiner kindlichen Phantasie sogar die Worte, die der Vogel sang: „Laßt mich hinaus, laßt mich hinaus. Warum haltet ihr mich fest in der schwülen Stube und sperrt mich hier ein in den engen Käfig, da ich doch gewöhnt bin, draußen in Luft und Sonnenschein umherzu fliegen? Meine Genoffen sind draußen und sind frei und flattern lustig von Zweig zu Zweig, und ich muß hier sitzen im engen Bauer, einsam und traurig! Laßt mich hinaus, laßt mich hinaus!" so schien ihm der gefangene Vogel zu klagen. Karl wußte nicht, wie es kam, es geschah alles fast wieder seinen Willen. Aber er stand auf einmal auf dem Stuhl, klappte das Türchen des Käfigs auf — und husch! kam 3 es wie ein Schatten an ihm vorbei und zum Fenster hinaus. Karl folgte dem Flüchtling mit weitaufgerissenen Augen. Bis hinüber nach dem Kirchplatze flog er, dort setzte er sich auf einen Zweig der alten Linde, und schmetternd klang sein Jubelgesang zu dem Knaben her über. Da strahlten und leuchteten des Kleinen Augen. Im gleichen Augenblicke jedoch dachte er darüber nach, was er getan hatte, und ob der Vater ihm wohl zürnen würde. Als die Eltern mit der Schwester dann wenige Stunden darauf hcimkehrten, fanden sie daS leere Bauer. „Wo ist der Vogel hin?" fragte der Vater bestürzt. „Ach, lieber Vater, sei nicht böse, ich hab' ihn hinausgelassen!" schluchzte Karl. „Du hast mit dem Käfig gespielt, und dabei ist der Vogel entwischt?" „Nein, Vater — ich — das Vöglein war so betrübt und sehnte sich ins Freie — es sang immer so traurig: Laßt mich hinaus, laßt mich hinaus!" Und in den Augen des Knaben lag ein so flehender, rührender, inniger Ausdruck von Wahrheit, daß der Vater mit einemmale all seinen Zorn entweichen fühlte. „Komm und erzähl' mir, Karl, wie es gewesen ist," sprach er sanft, und der Knabe erzählte. Der Vater aber erwiderte: „Daß du mit leidig gegen daS Tierchen warst, erfüllt mich mit hoher Freude, nur hättest du mich vorher fragen sollen." Zur Mutter aber sagte der Vater voll tiefer Bewegung: „Weil er selber gefangen war, hat er daS Sehnsuchtslied deS armen Finken verstanden und er hat getan, was ich schon längst hätte tun müssen." Seltsame Trinkgefätze. Von Helene Koch. (Nachdruck verboten) Vielleicht habt ihr schon einmal ein Trinket ausgeschlürst? Es war nicht viel mehr als ein Schluck, und die Eierschale wurde dann entzweigebrochen und weggeworsen. Aber es gibt so riesengroße und so hartschalige Eier, daß sie vollständig die Stelle eines Wasser behälter« versehen; mit Bändern oder Riemen umwickelt, werden sie um den Hals getragen oder auf dem Pferde mitgesührt; zuweilen wird ihnen kunstvoll ein Hals aufgeflochten, aus dem man das Wasser herauslaufen läßt, und wer e« ganz besonders gut machen will, bemalt und färbt sie wie ein Schmuckstück. Gewiß habt ihr schon erraten, welcher Vogel ganz allein solch Ungetüme von Eiern legen kann? Es ist der Strauß in der heißen Sand wüste Afrikas So ein Straußei wiegt fast drei Pfund, ist also eine ganz ansehnliche Last, und natür lich ist in solch einem Einngctüm auch ordent lich etwas drin, nämlich der Inhalt von 28 Hühnereiern. Und solcher Eier legt der Strauß bi- dreißig! Die Schale ist beinahe so hart wie Porzellan, und man muß sch.m mit scharfen Werkzeugen darangeheu, will mau ein Straußenei zu einem Wasserbehälter nm- arbeitcn. Ooen wird hübsch fauber ein Deckel abgesägt, dann Deckel und Ei bemalt mit allerlei Tier- und Menschenfiguren, Sternen, Bändern und waS die Phantasie der Schwarzen sich sonst noch auSdeukt. Soll der Wasser behälter, den das Ei jetzt vorstellt, aufrecht stehen, so wird es unten etwas äbgcpl.ttct, oder aber eS wird mit Riemen verschnürt, bekommt einen Henkel und einen Hals aus geflochtenem Stroh und wird wie eineFeldflafche benutzt und getragen. Einer derartigen Feld flasche sieht man eS dann wirklich gar rächt au, daß es eigentlich nur zum Haus und zur Wiege eines jungen Straußen bestimmt war. Eine StreiWlz-MMe. Die Streichhölzer lassen sich ihrer gleich mäßigen Länge und Stärke wegen zu allerlei hübschen Legespielen verwenden. Ww wollen euch heute einmal eine Aufgabe stellen, die sich sehr schwierig anhört, dennoch aber ganz einfach ist — wenn man die Lösung kennt. Nehmt einmal genau 13 Streichhölzer zur Hand und legt daraus einen Helm. Nun legt in der richtigen Weise noch 7 Streich hölzer dazu, und zwar so, daß das Ganze dann einen Kaiser darstellt. Wie muß man das wohl machen? Auflösung: Aus 13 Streichhölzern legt man aus lateinischen Buchstaben erst das Wort: Helm und setzt dann noch uns 7 Streichhölzern die Silbe Wil davor. So entsteht der Kaiser- Name Wilhelm. Sprich s.SMittn-WeihnachMstt«. Kricgersmann, du Unbekannter! Nimm! H'er ist ein gern gesandter Gruß zum Heiligen Christ. Kriegersmann, du Unbekannter, Du auch bist ja mein Verwandter, Weil du Deutscher bist!