Suche löschen...
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 22.11.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-11-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191411225
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19141122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19141122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-11
- Tag 1914-11-22
-
Monat
1914-11
-
Jahr
1914
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 22.11.1914
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Eine freie ReichSta-Skommisfis« wird die Kriegskredite in einer der Plenarberatung ooraufgekenden Sitzung erörtern. Diese Kom mission, die am 1. Dezember zusammentritt, wird 36 Mitglieder zählen, damit auch den kleineren Parteien, die in der Budgetkommission eine Ver tretung nicht haben, eine solche gesichert ist. Der sozialdemokratischen Fraktion stehen zehn Sitze in der Kommission zu. Die Verhandlungen der Kommission sind allen Mitgliedern des Reichs tags zugänglick. Führer der sozialdemokratischen Partei haben Vieser Tage noch aufs neue erklärt, daß der Krieg noch derselbe und daher auch die Haltung der Sozialdemokratie zu ihm dieselbe sei und bleibe. Die Hoffnung des feindlichen Auslandes auf innere Uneinigkeit im Reich ist a'so ganz aussichtslos. Krieg gegen die feindliche Staats gewalt — nicht gegen die einzelnen Menschen. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitg." schreibt. Infolge der Erregung über das Schicksal unserer in feindlicher Gefangenschaft befindlichen Lands leute ist in einer vereinzelt gebliebenen Presse äußerung der Tod von feindlichen Ausländern in deutscher Gewalt, wie z. B. des jungen Del- c^.ssee oder des Bruder« von Sir Edward Gny, gefordert worden, wenn das Los unserer Ge fangenen sich nicht in kurzer Zeit bessere. Der Krieg wird aber gegen die feindliche Staatsge walt geführt, nicht gegen den einzelnen Menschen, welcher Angehöriger eines feindlichen Landes ist. Sogar für die gegnerischen Kämpfer gilt, sobald sie verwundet oder gefangen sind, das christliche Gebot: „Liebet Euere Feinde". So verlangt cs die Gesittung deS deutschen Volkes. Daran kann auch nichts durch den Umstand geändert werden, daß einzelne der in unsere Hand gefallenen Aus länder Brüder oder Söhne feindlicher Staatsan gehöriger sind. Die Grenze« Posens find sicher. AIS in Hohensalza die ersten Nachrichten über unsere Siege in Polen eintrafen, zog, wie die „Drsch. Tagesztg." meldet, eine große Menge vor das Gasthaus, in welcher der Gmeral von Mackensen mit seinem Stabe zu Abend aß und brachte auf den General Hochrufe aus. General von Mackensen hielt eine Ansprache, in welcher er erklärte: „Das kann ich wohl schon heute sagen, daß bewaffnete Ruffen die Grenze Posens nicht überschreiten werden. Davor braucht sich niemand mehr zu fürchten." Die Ueberlebenden der „Emden". Nach einem über Singapore in London ein- getroffenen Telegramm befinden sich 150 Ueber- lebende vom Kreuzer „Emden" in Kriegsge fangenschaft. Bestrafte Schusterei. Der Wirt Karl Trommelschläger aus Senn- Heim hatte einer deutschen Patrouille, die ihn nach den Franzosen gefragt harte, die Anwesen heit einer französischen Abteilung und das Vor- handenstin c>ne? feindlichen Schützengrabens in der Nähe seines Gehöfts verschwiegen, um die deutschen So daten den Franzosen in die Hände zu fp:clln. D.e Soldaten warben beschossen und mußten sich unter Verlust eines Toten und zweier Verwundeten zurückziehen. Der Verräter ist jetzt vom Kriegsgericht in Neubreisach zu 12 Jahren Zuchthaus und den üblichen Neben- strafen verurteilt worden. — Noch viel zu wenig! Wilson alS Friedensstifter. Die Londoner „Times" erfährt auS'Washington vom 18. d. M.: Die „Afficiated Preß" ver öffentlicht einen inspirierten Bericht über Präsident WilsonS Auffassung von seinen Pflichten als Friedensstifter. Amerika werde erst dann seine Vermittelung anbieten, wenn einer oder mehrere Kriegführende'die Bereitwilligkeit angezeigt haben, das Anerbieten anzunehmen. Eß würde nur Voreingenommenheit gegen die Vereinigten Staaten schaffen, wenn sie im gegenwärtigen Zeitpunkt mehr tun wollten. Die großen englischen Verluste. Lord Newton sprach am Donnerstag in einer Werbeversammlung in Saleford und sagte, daß er die Verluste der englischen Truppen, die nach Asquiths Schätzung bis 3l. Oktober 50000 be tragen haben, j tzt auf 80 000 schätze. Einige Bataillone hätten sämtliche Offiziere verloren. Ein Bataillon Elitetruppen habe unlängst unter dem Befehl eines Feldwebels gestanden. Zwei Divisionen, die zusammen etwa 37 000 Mann gezählt hätten, seien auf 5300 Mann zusammen geschmolzen. Englische Sorgen. In den englischen Blättern macht sich in'den letzten Tagen große Bestürzung über daS auf fällige Abflauen der Rekrutierung bemerkbar. In den ersten Tagen nach der Kriegserklärung meldeten sich in London bis zu 5000 Rekruten täglich. Trotz glänzendster Anerbieten und eifrigster Werbetätigkeit, an der sich die ersten Politiker bis hinauf zum Premierminister be teiligen, fiel die Zahl der sich Meldenden bis Anfang November auf 1200. Die Regierung erhöhte in erheblichem Maße sowohl die Bezüge der Soldaten als auch die der Angehörigen. Dieser neue Anreiz und ein großer pomphafter militärischer Umzug am Lord-Mayors-Tage brachte die Zahl der Rekrutierung an diesem Tage auf 1800 Mann. Doch schon am zweiten Tage sank die Zahl wieder auf 1200 und ist inzwischen noch geringer geworden, so daß das englische Kriegs- amt sich schämt, die Ziffern vom vorigen Sonn abend bekanntzugeben. Die gestern eingetroffene „Times" schreibt dazu: „Am Sonnabend war offenbar auf den Werbestationen sehr wenig zu tun; zum erstenmal sei seit Ausbruch des Krieges vom Werbcamt verweigert worden, die Zahlen bekanntzugeben. Es kann kaum möglich sein, sie uns so lange vorzuenihalten, denn da« ganze Land wartet mit größtem Interesse darauf." — Jetzt ist man schon dazu üdergegangen, auf den Straßenbahnkarten einen dringenden^ Aufruf wegen der Not der Nation zu bringen, und auch sonst werden Umzüge in Barnumart vorbereitet, um Rekruten anzulocken. Die Lage der Engländer in vstafrita fehr ««günstig. Im englischen Oberhause gab Lord Cleve, wie der „B. Z " aus London gemeldet wird, zn, daß die Lage der Engländer in Ostasrika bisher sehr ungüust g sei. Die englischen Verluste be laufen sich dort jetzt bereits auf 900 Mann. Man hoffe durch baldige Entsendung von Ver stärkungen die Lage verbessern zu können. OertttcheS »nd Sächsisches. *— Unsere Kriegsverluste werden an dem Gedenktag für die Toten an diesem Sonntag in manchem Auge heiße Zähren auf- steigen lassen, aber wir dürfen auch sagen, daß von Rcichswegen alles geschieht, um die Wunden, die der Krieg geschlagen hat, zu mildern. Die Witwen und Kinder von Gefallenen, unter Um ständen auch andere nahe Verwandte, deren Ernährer der Geschiedene gewesen ist, erhalten, wie erneut zur Beachtung gebracht sein mag, aus tyren Antrag für eine bestimmte Feist Gnadrn- gebührnisse und später V.rsorgungsgebü rniss. Die Anträge auf Zahlung der Gnadengebührnisse sind entweder an üiejcnige stellvenretende Korp-- intendantur, zu deren Geschäftsbereich der Truppen teil usw. des Verstorbenen gehört oder an das für den Wohn- oder Aufenthaltsort zuständige Bezirkskommando zu richten. Letzteres sor^t dann für die Weitergabe. Nach Ablauf dec Gnadenzeit erhalten die Witwe und die Kinder — letztere bis zu 18 Jahren — Witwen- und Waisengeld, sowie Knegswitwen- und K-iegs- waisengeld. Die Aatiäze auf Bewilligung der VersorgungSgcbllyrmsse sino an die OciSpoüzn- behörde des Wohnorts oder des anläßlich des Krieges gewäylien A »fen Hallsorts zu richten. Es war selbstverständlich, daß das Vaterland für die Hinterbliebenen feiner Kriegsgefallci en eintrat, aber cs ist rühmlich, daß hierüber so fortige Klarheit gegeben wird. ' — Witterung-aussicht für Sonntag, den 22. November: Teils heiter, Nils gelinde^Niedcr schläge t ei westlichen Winden. * — L a ir d st u r m p f l r ch t r g e, Ach tung! Auch an dieser Stelle sei nochmals auf die am Montag, den 23. November, früh 7 Uhr im Logenhaus zu Hohenstein-Ernstthal stattfindende Musterung der Landsturmpflichti- gcn aufmerksam gemacht. Zu erscheinen ha- ben die in den Jahren 1878 bis einschließlich 1891 geborenen und in Oberlungwitz, Herms dorf, Langenberg, Meinsdorf oder Tirschheim w ohnhasten Landsturmpslichtigen. * — Der V e r l u st l i st e Nr. 61 der sächsischen Armee entnehmen wir fol gendes: Infanterie-Regiment Nr. 104: Unter offizier Johannes Walter Baunack aus Berns dorf 's. Paul Otto Dunger aus Erlbach, leicht verwundet. Paul Wolf aus Hohenstein-Ernst thal, leicht verwundet. — Landwehr-Jnsante- rie-Regiment Nr. 104: Kurt Franz Degen hardt aus Hohenstein-Ernstthal 's. — Jn- santerie-Regiment Nr. 105: Paul König aus Gersdorf (?) 's. — Infanterie-Regiment Nr. 179: Unteroffizier Kurt Seifert aus Oberlung witz, schwer verwundet. Gefreiter Ewald Beck aus Hohenstein-Ernstthal, schwer verwundet. Kurt Hertzsch aus Mittelbach, leicht verwundet. * — Die Schrecknisse des Krie ges zeigen zwei Ansichtskarten, die uns fyeund- lichst zugestellt wurden. Es sind photographi sche Aufnahmen von zerstörten Städten auf dem westlichen Kriegsschauplatz. Die Karten liegen in unserer Geschäftsstelle zur Ansicht aus. * Hohenstein-Ernstthal, 20. Nou. Wohl zutun und mitzuteilen wird in der gegenwär tigen Zeit in unserer Stadt nicht vergessen. Alle Kreise rüsten, um deni Krieger Freude zu bereiten, ihn mit den notwendigsten Ge- brauchsgegenständen z. B. warmen Unterklei dern und Genußmitteln wie Tabak zu versor gen. Alle werden sich beim Empfang herzlich freuen, mancher wird aber an seine Kinder denken, denen es an ganzem Schuhwerk und der nötigen Winterkleidung mangelt. Warmes Unterzeug ist für gar viele Kinder der Arbeits losen und armer Krieger Luxus, und durch die dünne und fadenscheinige, teilweise zer schlissene Oberkleidung pfeift doch der kalte Wind. Hier tut ebenso wie für die Krieger im Felde Hilfe dringend not. In allen Klas sen der Altstädter Schulen sind deshalb die Kinder gebeten worden, abgelegies aber noch gutes Schuhwerk, Unterzeug und ebensolche Oberkleidung in der Schule abzugeben, wo den armen frierenden Mitschülern diese Sachen aus gehändigt werden. Neue Gegenstände sind frei lich noch angenehmer als alte und Geld wird mit größten! Danke angenommen. Dafür wer den notwendigste Ge rauchsgegenstände ange kauft und an Bedürftige abgegeben. Gern nimmt die Schule auch Strickgarn aller Far ben an, um daraus in der Handarbeit Strümp fe für die Kinder fertigen zu lassen. Noch vieles könnte angeführt werden, wie den ar men Kindern zu helfen wäre, aber das weiß jedermann selbst. Einwohner unserer Stadt, laßt Euer Augenmerk auf die armen Kleinen lenken! Eltern, führt durch Eure Kinder der Schule Gaben zu, damit Eure Lieblinge ihren armen Mitschülern helfen können. Alle Leh rerinnen und Lehrer sowie der Direktor der Altstädter Schulen sind herzlich gern bereit, bi» Weihnachten Gaben anzunehmen und zu ver teilen. Tut wohl und teilt mit! Hier ist Hil fe sehr notwendig. Haussammlungen werden nicht veranstaltet werden. * — Familienabend. Merkwür dig, wunderbar, ein Abend, an dem nur dar- geboten, nur gegeben, nichts verlangt, nichts gefordert wird. Diese staunenswerte Opferwil- ligkeit tritt in diesen großen, erhabenen Tagen erst so recht in die Erscheinung. Sie sollte uns allen ein Ansporn sein, in der von Opsergeist sprühenden Zeit auch unsererseits alles auszu bieten, dem Vaterlande und allem, was dazu gehört, darzubringen, was ihm von rechtswe- gen gebührt. Der Jugendpflege-Ausschuh hat te den Abend so recht dein Volke bereitet, das alles, was ihm geboten wird, gern und mit inniger Dankbarkeit annimmt. Auch des Vol kes Zukunft war geladen, die Jünglinge und Jungfrauen, die berufen sind, nach ihrer Reise (sie müssen jetzt schneller. xeisen als sonst!) Deutschlands Geschicke in die Hand zu nehmen. Nun, sie werden aus allem, was den Abend so schön gemacht, das Beste herausnehmen und sich's tief ins Herz schreiben. Vor allem das, was Herr Direktor Patzig sagte, dem wir wohl in der Hauptsache den Genuß des Abends zu danken haben. In seiner Ansprache legte der bekannte und beliebte Redner zunächst die Gründe und Ursachen des gegenwärtigen Welt krieges in klarer, leicht verständlicher Weise dar. Man findet, so etwa führte Herr Dir. Patzig aus, leider besonders unter der Jugend von heute eine vollständige Verkennung der jetzigen Weltlage und besonders des gewaltigen Gei stes unserer Zeit. Man betrachtet vielfach den Weltkrieg als eine hübsche Abwechselung im Einerlei des Daseins. Es dürste nicht Vor kommen, daß junge Burschen und Mädchen zur nächtlichen Stunde lärmend und johlend, ost im Banne des Alkohols, durch die Straßen der Stadt ziehen. Die Zeit erfordert Selbst zucht, Bescheidenheit, Rücksichtnahme auch von der Jugend. Geht es doch in diesem Kriege um die ganze Geschichte, uni die ganze ruhm volle Vergangenheit unseres Volkes. Sodann ließ der Redner noch einmal die uns allen wohlbekannte, aber doch immer wieder in ihren tieferen Zusammenhängen und Gründen so an ziehende und interessante Entwicklung und Ent stehung des Weltkrieges vor unseren geistigen Augen vorüberziehen. Schillers Worte gelten auch heute noch: „Die Weltgeschichte ist das Weltgericht." Nicht die Uebermacht erzwingt letzten Endes den Sieg, sondern der Wille zuin Sieg, der aufopfernde Heldenmut, der unbezwingbare Tatengeist des deutschen Vol kes. Gott mit uns, und wenn die Welt voll Teufel wär. Gott mit uns, wenn wir mit dem letzten Hauch von Mann und Rotz für das Bestehen des deutschen Reiches, für das Bestehen von Recht und Sitte unter den Men schen, ja für die Kultur der Menschheit strei ten. Danken wir unserm alten Herrgott, der unsere tapfern Truppen und voran die Hee resleitung mit dein alten Geiste der Treue und Tapferkeit ersiillte. Danken wir denen, die den Heldentod starben, gedenken wir be sonders derer, die aus unserer Gemeinde ge fallen sind. Ihre Namen werden unvergessen bleiben. Nach diesen kraftvollen, erhebenden Worten erhoben sich alle Besucher des Abends zum ehrenden Gedenken der gefallenen Helden von den Plätzen. Vorträge eines Sangescho res, gebildet aus dem Lehrergesangverein und Mitgliedern des Sängerbundes, unter geschickter Leitung des Herrn Lehrer Eidner, boten alt«, liebe Volkslieder, Frau Kleeberg und Aerr Lehrer Schneider trugen jüngst entstandene Kriegsgedichte recht schön vor. Unsere Stadt kapelle ließ ihre Weisen ertönen. Und zum Schluß wurden die Besucher durch eine Reihe hübscher Kriegs-Lichtbilder erfreut, unter de nen besonders die Bildnisse unserer Heerführer Stürme der Begeisterung bei Jung und Alt hervorriefen. Alles in allem, ein Abend, über den man — abgesehen davon, daß man unter den Besuchern die Vertreter der besseren Krei se vermißte — nur mit rechter Freude und uneingeschränktem Lobe berichten kann. Der Jugend niag er besonders das eine lehren: lieber alles die Treue! *— Geistliche Musikaussüh- i u n g. Wir machen auch an dieser Stelle nochmals auf die morgen (Totensonntag) abends 8 Uhr in der St. Trinitatiskirche statt- sindende geistliche Musikaufführung aufmerksam. Die Vortragsordnung ist auf deu Erust des Tages und die Schwere der Zeit gestimmt. Ausführende sind der Kirchenchor unter Leitung des Herrn Kantors Fischer und die städtische Kapelle. Die Aufführung wird eingeleitet mit dem ästimmigen Chor „Alle Menschen müssen sterben", von Hinze und abgeschlossen mit „Fürcht dich nicht, ich bin mit dir!", gem. Chor mit Orchester von Mendelssohn-Barthol dy. Der aus den« Programmverkauf sich er gebende Reingewinn wird zur Linderung der Kriegsnot verwendet. I. Unsere Liebesgaben stelle im Rathause hat bis jetzt in 72 Kisten und Ballen und mehreren hundert Feldpostbriefen an die Abgabestellen der beiden sächsischen Ar meekorps in Dresden und Leipzig, an bestimm te einzelne Regimenter und an hiesige Krieger direkt folgendes versandt: 59590 Zigarrön, 3740 Zigaretten, 677 Pakete Tabak, 540 ge- füllte Tabaksbeutel, 9 Sack losen Tabak,Schnups- und Kautabak, 8 Ferngläser, Zigarrenspitz- chen, leere und gefüllte Zigarrentaschen, Ta bakspfeifen, Postkarten, Stärkungsmittel, Ruck säcke, Ohrenschützer, 541 Hemden, 180 Unter hosen, 1507 Paar Socken, 40 Paar Hand schuhe, 1273 Paar Müffchen, Bürsten, Westen, Kissen, Nähzeuge, Kerzen, Waschlappen, Schwämme, Badetücher, 3 Zentner Seife in größeren und kleineren Portionen, Kniewär mer, Halsbinden, Schreibsachen, Jnsektenpul- vsr, Zahnbürsten, Brustbeutel, Taschenlampen, Lederfett, Hirschtalg, 22 SpazierfiScke, 416 Ta schentücher, 8 Schwitzer, 28 PaarmFutzlappen, 299 Schäle, 437 Leibbinden, 456 Kopfschützer, 102 Handtücher, 3 Kisten Schokolade, 720 Ta feln (einzeln) Schokolade, 25 Pfund Pflau menmus, 100 Pfund Bienenhonig, 25 Büch sen Fleischextrakt, Suppentafeln, Teegebäck, 1 Sack Reis, Messer, Gabeln, Löffel, Schlafdek- ken, 40 Hosenträger, Mundharmonikas, Laze- rettbedarfsgegenstände, Lesestoff, Bilder u. v. a. m. Von den gestifteten baren Beträgen sind verbraucht 10 215,76 Mark. — Reichlich, sehr reichlich sind von allen Seiten die Gaben geflossen, damit unseren braven Soldaten Gu tes getan werden konnte. Mindestens sehen das die ein, die in der Bewegung stehen. Aber, Brüder, lasset uns nicht müde werden im Ge ben! Der Winter steht vor der Tür. Und was sind die höchsten Gaben, gemessen an dem, was unsere Krieger für uns getan haben und noch tun werden? Wie, wenn der Feind in unseren Wohnungen, Ställen und Vorratskam mern hauste? Wie, wenn unsere Angehörigen dem Feind als Spielball dienen würden? Dars das eigene Ich auch nur einmal betont wer den, wenn soviel Blut und Leben sich für uns in die Schanzen schlägt? Wollen wir schwä cher sein, als unsere Kämpfer? Mit Nichten! Lasset uns, jeder auf seinem Gebiet, ihrer würdig sein. *— Nachahmenswert! In ane.ken- nenswertec Weise ließ gestern Herr Fabrikbesitzer Anton Haase unter den Angestellten Und Arbeitern seiner Fabrik 2l7 Zentner Kartoffeln verteilen. w. Oberlungwitz, 21. Nov. Große Freu de haben auch die aus unserem Ort den Krie gern im Osten wie im Westen zugegangenen Liebesgaben hervorgerufen, aber auch viel, sehr viel wird noch dringend gebraucht, zumal an warmer Unterkleidung, da der Winter sich schon stark fühlbar macht, besonders im Osten. Während wir abends in warmer Stube am Tische sitzen und die Erfolge unserer Krieger auf beiden Seiten in der Zeitung verfolgen und während wir des Nachts im weichen Bet te der Ruhe Pflegen, leisten unsere tapferen Krieger erbitterte Kämpfe, um unser liebes Vaterland vom Feinde und dessen Morden und Brennen fernzuhalten und ihn zu besiegen. Was sind wir ihnen für großen Dank schuldig, besonders die Grundstücksbesitzer (Landwirte u. s. w.), deren Besitztum bei einem etwaigen Einbruch des Feindes geplündert bezw. durch Brand vernichtet würde. Darum gebt den Tapferen und macht auch ihnen eine Freude. Ende der kommenden Woche sollen weitere Sendungen abgehen, die allerdings noch sehr der Erweiterung bedürfen, da die Gaben in der letzten Zeit recht spärlich eingegangen sind. Etwa zugedachte Sachen als Wollwaren, Zi garren, Zigaretten, Schokolade usw. werden lm Rathaus — Registratur — gern entgegeuge- nommen. * * Oberlungwitz, 21. Nov. Für nächt liche Patrouillengängc mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse ausgezeichnet wurde Herr Gerhard Webe.', Sohn des Herrn Kürschnermeistcrs Paul Weber hier. Der Tapfere ist seit meh reren Jahren in unserer Druckerei als Maschi nenmeister angestellt und wurde bei Ausbruch des Krieges dem Reserve-Jnfanterie-Regimcut Nr. 101 zugeteilt. Er ist der erste der aus unserer Druckerei zur Verteidigung des Vater landes ausgerückten vier kaufmännischen bezw. technischen Mitarbeiter, der mit der hohen Aus zeichnung bedacht wurde. Mit ihm freuen wir uns. Ein Heil dem Wackeren und „Glückauf" zur gesunden Heimkehr! s . MeiaSborf, 21. Nov. Zur goldenen Hoch zeit der Zimmermcister V-gelschen Ehelcme ist noch nachzutragen, daß das Jubelpaar am letzten Sonntag in seiner Behausung von Herrn Pfarrer Schmidt eingescgnet und ihm eine Ehrenbibel mit eigenhändiger Widmung Sr. Majestät dcß Königs überreicht wurde 8 t. Wkftcnbraud, 21 Nov. Auch hier ist die Errichtung einer Jugcndwehr in Angriff genom men worden. Mehrere Herren, die als Unter offiziere gedient oder den Militärdienst überhaupt mügemacht haben, sind bereit, die Hebungen zu leiten. Diese finden Sonntags vorm. >/,11 Uw zunächst auf dem Schullurnp'atz statt. An meldungen nehmen entgegen die Herren Arthur Weigel, Turnmart Kluge und die Fortbildungs schullehrer. Die erste Uebung soll am 6 De zember abgehalten werden. Als Vorbereitung ür den Militärdienst gedacht, werden sie manchem Zungen Manne nicht zu unterschätzende Vorteile Wingen. Auch ungediente Lundsturmleute seien leshalb darauf aufmerksam gemacht * Mittelbach, 21. Nov Hier ist die Maul- md Kauenseuche auch unter dem Viehbestand les WirtschaftSbesitzers Ernst Reinhold amtlich estgestM worden. Es sind die üblichen Sicher- jeitsmaßregeln getroffen. * Lugau, 20. Nov. H.rr Schuldirektor Gcn- el ist für 1. Januar 1915 in gleicher Eigeu- chaft nach dem Dresdner Vororte Leubnitz- Neuostra gewählt worden. * Leipzig, 20. Nov. Das Reichsgericht ver urteilte den Kaufmann Kart Kaut aus V rlin- Schöneberg zu 5 Jahren 6 Monaten Zuchthaus, 10 Jahren Ehrverlust und Stellung m.tcrjPolizei- aufsicht. 2 Monate der Untersuchungshaft wurden auf die Strafe angerechnet. Dem Angeklagten war zur Last gelegt: Verbrechen nach tz 1 des Spionagegesetzes (versuchter Verrat miluärischcr Gchetmniffe) Das Reichsgericht hat in der Tat des Angeklagten zwei selbständige Handlungen angenommen, die letzte zusammen begangen nut dem ehemaligen Vizefeldwebel Pohl. Bei der Tat^des Angeklagten habe es sich zwar nicht um ge heim zu haltende Dinge gehandelt, doch habe der Angeklagte dies angenommen. Erschwerend fiel ins Gewicht die gewinnsü htige Absicht des Angeklagten.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)