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WM M HohMm-KWM Anfflgn Tageblatt. Nr 277. Tonnabrud, den 28. November UU4 Al. Jahrgang Feldbriefe, die sie nicht erreichten. Eine wertvolle, für den Charakter der heute ztrieg führenden Nationen sehr interessante Fundgruben bilden die Feldbriese. Soviele von ihnen in den Zeitungen auch veröffent licht sind, so erschöpfen sie doch nicht das We sen der Briefschreiber, denn die eigentlichen Eeelenstimmungen sind nicht für jedermann be rechnet und bleiben daher der Oefsentlichkeit vor- cnthalten. Aber die Empfänger der Feldbriese' wissen, >vie ihre Lieben draußen in der Front suhlen. In den Zuschriften unserer Feldgrauen kommt überall die feste Zuversicht auf den Sieg, das herzliche Gedenken an Weib und Kind und an die Eltern zum Ausdruck, und gern wird warmherziger Dank für alles Gute gespendet, das die Briesschreiber erhalten ha ben und noch empfangen. Auch in französi schen Feldbriefen, die bei Gefallenen gefunden sind, findet sich die Familiensympathie recht häufig, während von einer wirklichen Popula- rilät des Krieges wenig zu bemerken ist. In diesem Sinne haben sich bekanntlich schon viele Franzosen ausgesprochen. Französische Gefan gene führen in ihren Mitteilungen nach Hause in der Regel an, daß sie gut behandelt wer den. Sie sind auch zu Protesten zusammenge- ireten, in welchen sie die Lügen der heimischen Zeitungen über die schlechte Behandlung der gefangenen Franzosen in Deutschland bekämp fen. Im Gegensatz zu diesen vorwiegend Teil- nähme erweckenden Feldbriesen stehen nun sol che, die von Engländern herstammen. Die Offiziere legen sich in ganz hervorragenden! Maße aus die Kritik, deren Form in der Re gel eine wenig liebenswürdige ist. Die Ka meradschaftlichkeit findet bei diesen englischen Herzensergüssen nur einen schwachen Ausdruck, um so mehr tritt aber der englische Dünkel her vor. Mit derselben Naivität, welche die Lon doner Zeitungen beseelt, halten es auch die englischen Armeeangehörigen für selbstverständ lich, daß sich die verbündeten Franzosen und Belgier nach Kräften für sie totschießen lassen, und sie finden es unerklärlich, vag bei diesen die Lust schwindet, in den Käinpfen an der Küste für die Engländer die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Wenn die Kritik dieser englischen Feldbrie- sc sich auf die Tatsachen beschränkte, so könnte man sich damit abfinden. Aber es ist der iro nische, ja böhnische Ton, der sie so abstoßend macht. So wirft ein Offizier den Franzosen Panik unter der Wucht des schweren deutschen Artilleriefeuers vor, ohne daran zu denken, daß auch bei den britischen Truppen keineswegs alle Stunden gleich gewesen sind. Mann kann überhaupt keinem Soldaten einen Porwurf ma chen, wenn er unter der Wucht der feindlichen Uebermacht einmal stutzt. Dieses zeitweise französische Stocken berührt immer noch mensch licher, wie die englische Art von Kriegssport, welche die farbigen Kolonialleute als brutales Kanonenfutter verwendet. Wenn die Briten von der Kriegskritik zur persönlichen Kritik ihrer Verbündeten übergehen, so werden sie noch bissiger. So wird in einem englischen Feldbriefe den Franzosen der Vorwurf gemacht, sie wüschen sich zu wenig. Das bedeutet unter den gegebenen Verhältnissen beinahe Klatsch- weiberei. Wie die Briten bei den harten Kämpfen Zeit und Lust für solche Beobach tungen haben, ist nicht recht erfindlich. Bei Apern zeigen uns die englischen Ba taillone gewiß, daß sie sich zu schlagen ver stehen, und wir respektieren sie. Es hat auch nicht an trefflichen Urteilen der deutschen Kriegführung durch englische Offiziere gefehlt. Aber eben deshalb stößt dieser britische hämi sche Feldbriefston, der uns Deutsche natürlich noch mehr wie die Franzosen mitnimmt, ab. Der hier auftretende Dünkel zeigt sich ja auch bei den englischen Gefangenen in Deutschland, so daß er ihnen zuweilen handgreiflich abge- wöhnt toerden muß. Dem gemeinen Mann ist die Schmalzstulle, die er bekoinmt, nicht gut genug, er verlangt das Butterbrot des deut schen Soldaten und hält es womöglich für angebracht, daß dieser Schmalz essen soll. Es ist, - wie erwähnt, neulich vorgekommen, daß solch Britenkerl einem deutschen Wachposten seine Stulle aus der Hand ritz, woraus ihm natürlich der Status klar gemacht wurde. Aus allem ergibt sich, datz wir uns mit dem Eng länder menschlich vielleicht noch weniger leicht abfinden können, wie politisch. Schilderungen ans meinem Kriegstagebuch. (Zur Veröffentlichung zugelassen von der Presse» abteilung des stellvertretenden Generalkommandos des 19. Armeekorps.) 1. Brief. Da bei der 3. und 4. Kompagnie Res.-Jnf. Rgt. . . . sich seh« viele Oberlungwitzer u. Gers- dorser befinden, überhaupt der Bezirk Hohen stein-Ernstthal stark vertreten ist, will ich mir erlauben einige Miterlebnisse unserer schwerge prüften 4. Kompagnie mitzuteilen, was den nächsten Verwandten und Bekannten gewitz von Interesse sein wird. Auf der Hinfahrt berührten wir die L>tädte: Plauen, Bamberg, Hahfurt, Schweinfurt, Würz- bürg, Gemünden, Aschaffenburg, Hanau, Frank furt, Coblenz und Trier. Das Volk war zahlreich aus den Beinen und begrützte die frischen Truppen mit nie endenwollendem Ju bel. Eine überaus grotze Begeisterung herrsch te auch unter uns und das Hurraschreien woll te fast kein Ende nehmen, wenn wir die grö ßeren deutschen Städte durchfuhren und vom Roten Kreuz aus das Beste verpflegt wurden. Nach 3)^ tägiger (82stündiger), in Feindes land sehr verlangsamter Eisenbahnfahrt brach ten 3 Züge unser Regiment über Luxemburg, Namur ins feindliche Belgien. Ueberall hielt hier unser strammer Landsturm strenge Wacht und sicherte die Bahn, welche am meisten be droht war. Wir konnten das Glauchauer Ba taillon mit großer Genugtuung begrüßen und manchem bekannten Kameraden ein begeistertes Hurra zurusen. In Ligne (Belgien) wurden wir am 17. Oktober nachts s^1 Uhr im tiefsten Schlaf durch Signal geweckt und ausgeladen. Von Trier bis hierher hatten wir schon die Schrek- ken des Krieges in mannigfach niedergebrann ten Ortschaften kennen gelernt und höchstens eine lange Nase war der Gruß noch vorhan dener Bewohner nach unserem Militärzug. In kurzer Zeit stand unser l. Bataillon marschbe reit und fort gings mit geladenem Gewehr aus der Schuller :.nd.schwerem Assen auf dem Rük- ken in das stockfinstere Ungewisse. Man rief ab und zu seinen Nachbar links und rechts an, damit man sein Glied nicht verlor; denn sehen konnte man niemand. Ein lautloser, aber stramm militärischer Marsch führte uns über Leuze, wo wir ein paar Schluck warmes Was ser tranken, nach Hacquequies. Nach kurzer Rast in Scheunen ging es weiter nach Renaix, wo wir nachmittags Halt machten. Es brannte die Sonne mächtig und nach 12stündigem Mar sche hatte es die schweißtriefende Landwehr ..auch tüchtig satt, denn auf der langen Bahn fahrt war ja von Schlafen und Ausruhen kei ne Rede. In 3 Gehöften wurde unsere Kom pagnie untergebracht. Der Besitzer mit seinen ' Leuten wurde zutraulich zu uns, indem wir Kaffee, Milch und dergleichen Sachen mehr glatt bezahlten und dafür das Lob braver deutscher Soldaten ernteten. ' Es wurde hier die 3. eiserne Portion abgekocht und nachher aus Stroh, dicht aneinander geschichtet, die Nacht verbracht. Am Sonntäg morgen ging es zeitig auf nach Audenarde, wo uns und noch verschiedene andere Regimenter der Gou verneur von Belgien, Generalfeldmarschall Freiherr von der Goltz, herzlich begrüßte. Trotz des Belagerungszustandes herrschte hier ein Leben und Treiben wie toll. Am Montag, den 19. Oktober, vormittags suchten wir Ober lungwitzer ein belgisches Kaffee auf, tranken I Tasse Kastee und leisteten uns das Vergnü gen, auch einige Minuten unsere Kirmes in bescheidensten Verhältnissen zu feiern, wozu noch für 32 Centimes Kuchen herhalten mutz te. Bis mittag ausgeruht und die Nacht auf einem Tanzsal schlafend verbracht, ging es nun in reinsten Eilmärschen weiter über Vichte, Ar lebecke, Leudelete nach Ledoghem. Die Be völkerung sprach hier vorwiegend flämisch. Un sere Kompagnie bezog ein großes Gehöft. Ein herrschaftlich eingerichtetes Landhaus mit gro ßen neuen Scheunen war vom vermögenden Besitzer (dummerweise) im Stich gelassen wor- den. Das Vieh lief herrenlos herum: an die 60—80 Schafe, 20—25 Schweine und unzäh lige Rinder neben vielem Geflügel. Die Pfer de waren von unseren Kameraden (gewitz von der Kavallerie) schon requiriert worden oder hatte sie der Besitzer zur schleunigsten Flucht benutzt. Da niemand da war, erteilte der Hauptmann die Erlaubnis zur Selbsthilfe. An die 20 Hühner wurden abgewürgt und fein ge braten mit Reis verspeist. Die Nacht über wurde ein fettes Schwein geschlachtet und in den herrschaftlichen Gemächern veranstaltete die Kompagnie das feinste Nachtschlachtfest. Es konnte sich jeder Kamerad wieder mal so rich tig satt essen und außerdem noch ein gut Stück auf dem Marsch im Feldkessel mitnehmen. Früh ging es zeitig weg, um noch im Finstern zu entkommen, denn wir waren schon dem Fein de sehr nahe, was die ganzen Wachtfeuer rings um verrieten. Der Bataillonsbefehl lautete: Das Batail lon steht morgen früh 6 Uhr abmarschbereit in der Nähe des heutigen Abkochplatzes. 4. Kompagnie und Bagage fädeln sich in die Marschkolonne ein. Marsch geht wahrschein lich über Slypskopell auf Zannebcke. Schrei ber dieser Zeilen war diese Nacht Befehlsschrei ber und Ueberbringer vom Bataillon zur 4. Kompagnie. Kaum 10—12 Kilometer mar schiert, kamen wir ins Gefecht, nachdem wir den Kanonendonner schon längst grollen ge hört hatten. Unser 1. Zug, dem ich auch an gehörte, machte den Anfang. Es kam Befehl, auszuschwärmen. Das Gewehr in der rechten Hand und geduckt ging es rasch vorwärts. Die Truppen vor uns waren schon im wütenden Kampfe und wir kamen rechtzeitig zur Unter stützung, um den Feind zum Rückzug zu zwin gen. Vor uns etwas bergan lag ein Dörfchen, aus dessen Häusern die Franktireurs feste auf uns knallten. Nach kurzer Zeit war aber al les in Brand geschossen und der Feind floh. Das 1. Bataillon sammelte schnell wieder, während das 2. und 3. Bataillon schon 1 Tag schwer im Gefecht lagen und denen wir nun zu Hilfe eilten. Da ging es an unserer Riesaer Artillerie vorbei, schnell noch manchen bekann- ien Kameraden grüßend, zum Sturm mit aufge pflanztem Seitengewehr ausgeschwärmt vor. Ein vor uns liegender Wald wurde nach Fein den abgesuckü, bis es am Ende rechts heraus auf freies Feld ging. Ein gewaltiges Feuer von vorn und von der rechten Flanke zwang uns, in den nächsten Schützengraben zu stür zen und Deckung zu suchen. Wir hatten hier die Feuertaufe erhalten und die ersten Toten und Verwundeten unserer Kompagnie wurden von Krankenträgern weggeholt. Ganz beson ders unerschrocken waren die Schwaben, die an unserer Seite kämpften. 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