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Niederschl. Niedrigste Höchste in Lil pro Lem- Lem- Temperatur mittags Sa.: M.: beiden Kammern des sächsischen Landtages wer- den Dienstag, den 24. November, abends 6 Uhr, zu ihren ersten öffentlichen Präliminar sitzungen zusammentreten. Auf der Tages ordnung stehen bei der Ersten Kammer: Mit teilungen, Verpflichtung der Mitglieder, sowie Wahl des Vizepräsidenten und der Sekretäre; bei der Zweiten Kammer: Teilung der Kam mer in fünf Abteilungen und Konstituierung, Wahl des Präsidenten, der Vizepräsidenten und Sekretäre, sowie Mitteilungen. — Dem Land tag sind drei königliche Dekrete zugegangen. Das Dekret Nr. 1 betrifft den Entwurf emes Gesetzes über die Ausnahme einer Staatsan leihe. Das Finanzministerium wird ermäch tigt, die Barbestände der Finanzhauptkafse um 200 Millionen Mark durch Aufnahme einer oder mehrerer verzinslicher Anleihen in dem für Beschaffung dieser Summe erforderlichen Nennbeträge zu verstärken. Das Dekret Nr. 2 betrifft eine auf Grund von 8 88 der Ver- sassungsurkunde erlassene Verordnung zur Er haltung von Anwartschaften aus der knapp- schaftlichen Krankenversicherung und zur Si cherung der Leistungsfähigkeit der Knappschafts- lrankenkassen. Das Dekret Nr. 3 betrifft einen Gesetzentwurf über die Wählerlisten für die Wahlen zur Zweiten Kammer. Danach bedarf es bei Ersatzwahlen für die Zweite Kammer, die vor Ablauf der gegenwärtigen Wahlperio de notwendig werden, einer neuen Aufstellung und Auslegung der Wählerlisten nicht. * — Die 62. sächsische Verlustliste führt».a. auf: Reserve-Jnfanterie-Regiment Nr. 101: Emil Max Thomasius aus Hohenstein-Ernstthal, verwundet. — Reseroe-Jnfanterie-Regimeut Nr. 106: G-freiter Emil Max Vieweg aus Gersdorf, bisher verwundet, ist am 28. September im La zarett gestorben. — Landwehr-Jnfanterie-Regi- ment Nr. 133: Albin Gustav Jacob aus Erlbach, bisher vermißt, ist schwer verwundet. — Infanterie- Regiment Nr. 181: Paul Richard Aurich aus Oberlungwitz, leicht verwundet. Unteroffizier Johann Kurt Stegmann aus Gersdorf, leicht verwundet. Paul Georg Richter aus Kirchberg, leicht verwundet. Leutnant Joh. Wilhelm Ende aus Hohenstein-Ernstthal, leicht verwundet Albert Alexander Wutzler aus O erlungwitz, verm ßt. Unteroffizier Robert Hermann Max Vogel aus Hohenstein-Ernstthal, leicht verwundet. Gefreiter Max Paul Lässig aus Hohenstein-Ernstthal, ver mißt. Paul Willy Sonntag aus Gersdorf, bis her vermißt, ist verwundet. Emil Richard Franke ans Hermsdorf, bisher vermiß', ist wieder bei der Kompagnie. Philipp Robert Hoppe aus Oberlungwitz, bisher vermißt, ist wieder bei der Kompagnie. Theodor Max Göckeritz aus Gers dorf, bisher vermißt, ist wieder bei der Kom pagnie. — Reservc-Jnfanterie-Regiment Nr 243: Vizefeldwebel Richard Zwiebler aus Hohenstein- Ernstthal -ß. — Reseroe-Jäger-Bataillon Nr. 25: Oberjäger Max Alfred Winter aus Langenchurs dorf, schwer verwundet. Gefreiter Paul Willy Haase aus Gersdorf -ß. Richard Paul Freuden berg aus Gersdorf, leicht v-rwundet. * — Die H ö ch st p r e i s e für Kar toffeln, deren Beschließung durch den Bundesrat angekündigt worden war, beschrän ken sich zunächst aus Speisekartoffeln; Höchst preise für Futterkartofseln sollen, wenn erfor derlich, erst später festgesetzt werden. In der Bundesratsverordnung ist der Kleinhandel laut ,Voss. Ztg." nicht einbezogen; es soll vielmehr den einzelnen Kommunen überlassen bleiben, jeweils bestimmte Ortspreise festzusetzen. Nach dem aber für den Großhandel im ganzen Rei che bestimmte Preise festgesetzt worden find, kann diese Maßnahme durch die Kommunen wirksamer als bisher durchgeführt werden. Die Verordnung des Bundesrats enthält dem ge- nannten Blatte zufolge als besonders wichtige Bestimmung die Enteignungsbesugnis, durch die die Kartoffclproduzenten verpflichtet wer den, der Behörde auf Verlangen ihre Kartvf- selbestände zu dem vom Bundesrate festgesetz ten Höchstpreise auszuliefern. Für Saatkar- löffeln werden zweifellos ebenso Ausnahmen »on den Höchstpreisen zugelasscn werden, wie solche für das Saatkorn ins Auge gefaßt wor den sind. * — Die G e w i n n l i st e der 26. Geld lotterie zum Besten des Völkerschlacht-Denk mals liegt in der Geschäftsstelle unseres Blat tes zu jedermanns Einsichtnahme aus. * Hohenstein-Ernstthal, 23. Nov. Weihe voller Kunstgenuß war es, was uns auch in diesem Jahre der Kirchenchor zu St. Trinitatis am Totenfeste bot. Mm hatte diesmal von einem großen Apparat abgesehen und nur hie sige Kräfte zur Mitwirkung herangezogen. Die einfache, schlichte Veranstaltung entsprach ganz dem Geiste der jetzigen Zeit; aber auch so wur de doch das Programm recht abwechslungs reich gestaltet: ein Bieispiel dafür, wie man mit wenigem Großes leisten kann. Herr Kan tor Fische r hat mit Hilfe seines guten Cho 2I.0 -4-3.7 36.8 35.0 2.10 -f-0.37 3.68 3.50 L a n d t a g s e r ö f f n u n g. Die *— J„ der2.DekadedeSNovember1914 stellten sich die WitterungSverhältuifse nach den Beobachtungen der meteorologischen Station im Martin Luther-Stift wie folgt: Lag 11. Quadr. Met. peratur 4.0 peratur 8.0 12 UI 8.0 12. 28 3.0 60 60 13. 2.0 1.0 50 50 14. 1.4 3.0 6.0 5.5 15. 0.8 -05 37 3.4 16. 2.0 0.0 7.3 68 17. 7.8 -f-0.5 15 1.5 18. 3.7 —2.5 0.8 0.8 19. 0.4 —2.8 —05 —1.0 20. 0.1 —30 —1.0 —1.0 res diese Aufgabe glänzend gelöst. Trotz der Ungunst der Verhältnisse, die die Not der Zeit bedingte, hat er nicht auf die Wiedergab« grö ßerer und schwierigerer Werke verzichtet, im Gegenteil stellten die dargebotenen Motetten Anforderungen, die nur ein wohlgeschulter, lei stungsfähiger Chor bewältigen kann. Das gilt besonders von den Mendelssohnschen Werken, dessen Geist überhaupt den Abend verklärte. „Siehe, der Hüter Israels schläft noch schlum mert nickt". .Wer bis an das Ende beharrt, der wird selig", „Kommt, laßt uns anbeten und knieen und niederfallen vor dem Herrn" und „Fürchte dich nicht, ich bin mit dir": das wa ren die Gaben des Lyrikers unter den Ton meistern. Der Chor zeigte sich hier auf der Höhe, durch treffliche Schattierung und glück liche Geschlossenheit in allen Stimmen wurde eine befriedigende Wirkung erzielt. Besonders kam die Vertonung des 95. Psalms in seiner unerreichten Melodik und die letzte Motette mit der wunderbar verschlungenen Stimmführung und dem zarten, beruhigten, choralähnlichen Schluß in allen Feinheiten, und Abtönungen gut heraus. In diesen Chören gab das bewährte Spiel unserer Stadtkapelle den farbigen Hinter grund. Im ersten Chor traten einzelne In strumente zeitweise zu grell hervor. In den a capella-Chören sang der Chor außerordent lich weich und ausdrucksvoll, mit klangschöner Tonbildung und vorzüglicher Aussprache. Eine kleine Schwankung, die sich im ersten Chore „Alle Menschen müssen sterben" bemerkbar mach- te, verlor sich später wieder, doch wäre sie dem Männerchore „Ach, was ist das Leben doch so schwer" beinahe zum Verderben geworden. Vielleicht wäre dieser Chor besser später gelegt worden, bis sich die Männerstimmen einge- sungen hatten. Ein Sonderlob verdient der Engelsche Chor „Dich will ich lieben, meine Stärke", die Wiedergabe war einwandfrei. Die Frauenstimmen sind wunderbar weich und si cher, besonders darf sich der Leiter zu dem prächtigen Alt gratulieren, dagegen würden die Männerstimmen noch besser zur Geltung kommen, wenn sie geschlossener und stimmlich peinlicher wären. Dann würde die subtile Ausarbeitung durch Herrn Kantor Fischer noch besser zur Wirkung kommen. Als Solist be währte sich auch diesmal wieder Herr Nestler. In dem Liede „Groß sind die Wogen" errang sich sein seelenvoller, innerlich vertiefter Tenor einen schönen Erfolg; einen sichtlichen Ein druck hinterließ auch der Gesang der Solostelle in dem 95. Psalm „Kommt, laßt uns anbe ten", die einen stimmkräftigen, edelsten Tones fähigen und selbst in höheren Lagen sicheren Tenoristen beansprucht. Mit der vollendeten Wiedergabe hat sich Herr Nestler den Dank al ler Zuhörer erworben. Es sei noch der Da- inen gedacht, die das Gebet von Remus so tapfer und ergreifend sangen, besonders die Altstimme war in ihrer ruhigen Wärme an sprechend. Herr Organist Egerland mei sterte mit geschickter Registrierung und kluger Harmonik die Orgel. Gemeindegesänge um rahmten und durchzogen die ganze Veranstal tung. So erwies sich auch die diesjährige To tenstier des Kirchenchores zu St. Trinitatis als eine künstlerisch hochbedeutsame Einrich tung, die für diele Glieder unserer Gemeinde eine wirkliche Notwendigkeit bildet. Die Kirche war wieder bis auf den letzten Platz gefüllt. Allen Darbietenden, dem Leiter, Herrn Kantor Fi scher, dem Kirchenchor, der eine ungeheure Ar beit zu bewältigen hatte, den Solisten, den Stadtmusikern gebührt die uneingeschränkte An erkennung und der herzlichste Dank aller Zu hörer. —x Den Heldentod erlitten. Aber mals ist die Zahl der Opfer der fürs Vaterland Gefallenen nm rwei vermehrt worden Nachdem am Sonnabend der als Stabsarzt im Felde stehende H'rr Dr. Lanac non hier in einem Briefe nach der Helwat d-e Nachricht brachte, daß er den auf der Schubertstraße wohnhaften Sohn Richard des Fleischermeisters Herrn Richard Schönland in Behandlung habe, traf gestern bei den Eltern des Sch. ein Brief des Herrn Dr. Lange ein, worin dieser mitteilte, daß ihr Sohn am 15. November seinen schweren Ver letzungen erlegen sei. Trotz aller Bemühungen sei es ihm nicht gelungen, den Schwerverletzten dem Tode zu entreißen. Auf dem Friedhöfe von St Andre wurde er mit allen militärischen Ehren beigesetzt. Der Gefallene, im 24. Lebens jahre stehend, kämpfte als Ersatzreservist in den Reihen des Infanterie-Regiments Nr. 104 auf dem westlichen Kriegsschauplatz. — Ferner erhielt dieser Tage die auf der Aktieustraße wohnende Familie Scheibe durch einen Kameraden die traurige Meldung, daß ihr verheirateter Sohn Max, der als Ersatzreservist den Feldzug mit machte, dort gefallen sei. * — Mit dem Eisernen Kreuz aus gezeichnet wurde der in der 11. Komp, des Infanterie-Regiments Nr. 104 dienende Paul Barth Pflegesohn des auf dem Meinsdorfer Weg wohnenden Herrn Emil Grad. Barth hatte bei einem Gefecht, bei dem die Unseren zurück gehen mußten, seinen schwewerwundeten Haupt mann mit Hilfe von einigen Kameraden im stärksten Feuer eine große Strecke zurückgetragen und so vor der Gefangenschaft gerettet. Die Begleiter Barths wurden dabei alle von feind lichen Geschossen getroffen. Der Hauptmann ist später seinen schweren Verletzungen erlegen. (Eine ausführliche Schilderung der von echter Soldatentreue zeugenden und gefahrvollen Tat werden wir in den nächsten Tagen in einem Feldpostbrief veröffentlichen.) Infolge des kalten W etters war der heutige Wochenmarkt nur wc: ig von Ver käufern und Käufern besucht. Es fehlte nament lich in auffälliger Weise der Zuzug aus den um liegenden Landorten. Es geht Schritt für Schritt vorwärts! (W. T. B.) Großes Haoptßoartter, 23. Nov., vormittags. (Amtlich.) Die Kämpfe bei Nieuport und Apern dauern fort. Ein kleines englisches Geschwader, das sich zweimal der Küste näherte, wurde durch unsere Artillerie vertrieben. Das Feuer der englischen Marinegeschütze blieb erfolglos. Im Argoouer Walde gewinnen wir Schritt für Schritt Boden. Ein Schützen graben nach dem andern, ein Stützpunkt nach dem andern wird den Fran zosen entrissen. Täglich wird eine Anzahl Gefangene gemacht. Die gewalt samen Erkundigungen gegen unsere Stellungen östlich der Mosel wurden durch unsere Gegenangriffe verhindert. In Ostpreußen ist die Lage unverändert. In Polen schiebt das Auf treten neuer russischer Kräfte aus der Richtung Warschau die Entscheidung noch hinaus. In der Gegend östlich Ezeustochau werden die Angriffe der verbündeten Truppen fortgesetzt. Die Oberste Heeresleitung. * — Landsturm-Musterung. Bei der heute im Logenhaus stattgefundensn Mu- sterung der Landsturinpflichtigen aus Oberlung witz, Hermsdorf, Langenberg, Meinsdorf und Tirschheim wurden von ca. 400 Mannschaften ungefähr 50 zurückgestellt. * — Ein Straßendahn-Son derwagen wird morgen Dienstag anläß- lich der Landsturm-Musterung im Logenhause auf der Strecke Kesselschmiede—Bahnhof Ho henstein-Ernstthal Verkehren. Die Verkehrszei len sind folgende: ab Kesselschmiede 6,04 früh, an Bahnhof Hohenstein-Ernstthal 6,40 Uhr. * — Der Sänge, verein hält am Mitt woch an Stelle des Stiftungsfestes einen Vcrcius- abcnd m SiaN'autz ab. An dem Abend sollen den neuen Enee milgliedern besondere Ehrungen bereitet weiden. * — Der Bäckergesellen - Verein „Früh ans" hä t um Mittwoch, nachmittags 5 Uhr, in seinem Vereint lokal eine außerordent liche Hauptversammlung ab. — Oberlungwitz, 23 Nov. Der Männer- gesangvcrein „Eiche" wä ltc in seiner gestrigen Versammlung an Stelle feines zum Militär ein- berufenen 1. Schriftführers Herrn Arno Böttger den bisherigen 2. Schriftführer Herrn Eifert als ersten und an d-ssen Stelle Herrn H.ms Schön feld zum zweiten Schriftführer. l t. Langenberg, 23 November. Am Toten sonntag nahm der hiesige Königl. Sächs. Militär verein gemeinsam mit Fahne am Gottesdienst teil. Nach demselben versammelten sich die Mit glieder auf dem Friedhöfe. Der Vorsitzende des Vereins, Herr G Hertzsch, gedachte hier in ehren den Worten des bereits am 9. September auf französischer Erde gefallenen Kameraden Eduard Nobis Die G> Wehrabteilung gab darauf eine dreimalige Ehrensalve ab, wobei ein halbstündiges Trauergeläut stattsand. * Langcuberg, 23. November Wie d e Königl. Amtshauptmannschaft bekannt gibt, ist der Hand- schubzuschneider Hrr Moritz Görner am Freitag als Gemeindevorstand und Standesbeamter für Langenberg in Pflicht genommen worden. * VernSdorf, 23 Nov. Am Freitag verstarb hier der Straßenwärter Karl Ernst Haupt. Der Heimgegangene, Veteran von 1870/71, war eine allgemein bekannte und geachtete Persönlichkeit, hat er doch gegen 27 Jahre sein Amt gewissen haft verwaltet. Für seine Treue wurde er mit dem Verdienstkreuz ausgezeichnet. * Dressen, 22 Nov. Um falschen Gerüchten entgegenzutreten, gibt die Kommandantur des Truppenübungsplatzes Königsbrück bekannt, daß ein in Arrest befindlicher russischer Kriegsgefangener bei dem Oeffnen der Arrestzellen tätlich gegen einen Vorgesetzten und mehrere Wachmannschaften vorging. Bei Erzwingung des Gehorsams und zur Vermeidung eines Fluchtversuches mußte von der Waffe Gebrauch gemacht werden, wobei der Russe durch einen Schuß tödlich verletzt wurde. — Ein französisches Feldgeschütz und vier belgische Munitionswagen sind als KciegSbeutestücke säch sischer Truppen in Dresden angckommen und werden demnächst hier Ausstellung finden. DaS Geschütz und zwei Wagen sollen vor dem Kömg- Johann-Denkmal auf dem Tyeaterplatz iu Alt stadt und die anderen beiden Wagen am Südende der Mittelallee dec Hauptst aße in der Neustadt nahe der Fahnenmasten ihren Platz erhalten. Depeschen vom 23. November. Werts UMHmM. Stendal, 23 Nov Wie die »Allgemeine Zeitung" erfährt, ereignete sich ein schweres Eisenbahnunglück in der Nacht zum Montag unweit der Station Schönhauser Damm auf der Strecke Berlin-Stendal-Hannooer. Ein von Berlin kommender Zug stieß auf einen Güterzug. Drei Personen wurden getötet, neun verletzt, davon drei schwer. Berlin. Nach hier eiiigetrofseuen österrei chischen Blättern macht sich in Japan eine stav- ke Bewegung gegen den Krieg bemerkbar. In Tokio wurden zahlreiche Aufrufe beschlagnahmt. Man hätte statt des Krieges gegen Deutschland die Frage der Mandschurei und der Mongolei aufrollen sollen. Die japanische Regierung stehe offenbar im Solde Englands, für das Japan die Kastanien aus dem Feuer holen soll. Berlin. Auf Bitten des Lolalanzeigers, den in der auswärtigen Presse verbreiteten Ge rüchten über Mitzhelligkeiten zwischen der deut schen und österreichisch-ungarischen Heereslei tung entgegenzutreten, sandte der österreichisch ungarische Generalstabschef Konrad von Höt- zendorf dem Lokalanzeiger ein Telegramm, in dem er unter Hinweis auf das einheitliche Zu sammenwirken der verbündeten Heere aus dem Schlachtfelde diese Ausstreuungen als lächerlich und böswillig bezeichnet. Wie». Die „Politische Korrespondenz" ver öffentlicht genaue Taten über die vielen Aus schreitungen russischer Truppm, besonders der Kosaken, gegenüber österreichisch-ungarischen Sani tätssoldaten. Trotz der Fahne mit dem roten Kreuz wurden auch bei Tageslicht Wagen mit Verwundeten und begleitenden Sanitätsmann schaften weggenommen und die Verwundeten mißhandelt. Budapest. Die hiesige Zeitung „Ujsag" veröffentlicht eine Erklärung des Großfürsten Nikolai Nikolajewitsch, die in russischen Blät tern erschienen war und auf Umwegen hicrber kam. Der Oberbefehlshaber des russischen Hee res erklärt: „Ganz Rußland hat in dem Glau ben gelebt, die russische Armee werde in eini- gen Wochen sowohl in Berlin wie auch in Wien fein. Ich leugne nicht, daß auch ich und mein ganzer Generalstab solche Gedanken ge hegt haben. Nur lag der Zeitpunkt des Ein zugstages in die beiden feindlichen Hauptstädte nach unserer Schätzung weiter. Wir haben die österreichisch-ungarische Armee unterschätzt und zu sehr auf die verschiedenen Nationalitäten der Monarchie und die Gegensätze zwischen Oesterreich und Ungarn vertraut. Diese Hoff nungen sind zerflackert. Die ungarischen Sol daten brachten uns die gleichen Ueberraschun- gen, wie seinerzeit die Japaner. Wir glaub ten fest daran, daß die Monarchie unter Franz Josef keinen Krieg führen werde, da ihre Po litik stets sriedlich war. Niemand ahnte ihre militärische Stärke. Mit Deutschland haben wir gerechnet, doch uns in der Kraft der Ver bündeten getäuscht." Basel. Hiesige Blätter lasten sich aus Mai land melden: Die englische Verlustliste weist für einen einzigen Kampftag die Namen eines Brigade generals, 8 Obersten und 14 Majore als tot verwundet oder gefangen auf. Zürich. Die englischen Flieger, die die Zeppelinwerft in Friedrichshafen angriffen, überflogen nach Baseler Meldungen sckncizeri- sches Gebiet. — Gegen 2 Uhr sah man von der schweizerischen Grenze den unverletzten Flieger wieder dem Sundgau zufliegen. Es scheint, daß die Flieger, die sich in großer Höhe hiel ten, nicht stets die dem Rhein folgende Gren ze innehielten, was zur Folge haben dürste, daß die Schweiz diesen Grenzflügen, die seit einiger Zeit unterbrochene befand: re Aufmerk samkeit im Sinne ihrer neutralen Beschlüsse wieder schenken wird. Genf. Ein neues Geschwader vrn sechs französischen Fliegern versuchte sich der Zep pelinwerft in Friedrichshafen zu nähern. Es wurde sofort mit Schrapnells beschossen und entfernte sich in der Richtung nach Westen. Genf. Im Aisnegebiet der Champagne und im Woewre-Bezirk gewinnen die Deutschen trotz hartnäckigem Widerstand anhaltend Ge lände für die Vermehrung ihrer Laufgräben. Um die Ortschaft Eparges im Woewre-Bezirk, wo gestern ein kräftiger Jnfanteriezulammen- stoß erfolgte, entwickeln sich fortgesetzt Kämpfe. Nach Privatdepeschen aus Flandern stehen die Deutschen bei Ipern und Hollebcke weit gün stiger, als es der französische Tagesbericht zu gesteht. Die französischen Batterien haben in folge des aufgewcichten Bodens bedeutende Schwierigkeiten, in Stellung zu gehen. London. Die „Times" meldet aus Newyork, die brasilianische Regierung gestatte'dem briti. schen Kreuzer „Glasgow" das Trockendock in Rio de Janeiro für dringende Reparaturen zu benutzen. Dem Kreuzer wurden 7 Tage zur Durchführung der Reparatur bewilligt. Lendo«. „Daily Telegraph" berichtet aus Dünkirchen: Durch ein falsches Signal stießen zwei Panzerzüge der Verbündeten zusammen. Es gab zahlreiche Tote. Die Panzerzüge wurden zertrümmert. "Konstantinopel. Den Höhenpunkt der Panik, die das Vordringen des türkischen Heeres auf Aserbaidschan verursachte, bildete die Bitte des russischen Generalkonsuls in Täbris, der das deutsche Konsulat um Schutz und Ueberlastung einer deutschen Fahne ersuchte. Konstantinopel. Blättermeldungen zufolge zeigt sich in der zu Rußland gehörigen kaukasischen Landschaft Georgien eine große Bewegung zu gunsten der Türkei infolge der despotischen Re gierung Rußlands. Dier Bewohner Georgiens seien bereit, der einziehenden türkischen Armee hilfreiche Hand zu bieten.