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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 24.11.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-11-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191411243
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19141124
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19141124
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-11
- Tag 1914-11-24
-
Monat
1914-11
-
Jahr
1914
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 24.11.1914
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Päischen Kriegsschauplatz abgeschnitten worden Doch nicht nur die indischen Truppentrans. Porte, vor allem auch die Zufuhr von Lebens- mitteln aus den asiatischen Kolonien nach dem englischen Mutterlands wird unterbunden. Der türkische Erfolg am Suezkanal wird somit eine unmittelbare Wirkung auf die Kämpfe in Frank reich zu Deutschlands Gunsten ausüben. Gegen die Russen rücken die türkischen Heere weiter erfolgreich vorwärts. Es handelt sich hier um das Bor- gehen der Türken von Lafistan, dem nördlich sten Punkte der türkischen Provinz Trapezunt, nach Batum in Russisch-Kaukasien ain Schwar zen Meer. Bei Liman, das bereits aus rus sischem Boden unmittelbar nördlich der Grenze an der Küste und der einzigen großen Straße nach Batum gelegen ist, fanden heftige Kämpfe mit der Hauptmacht der russischen Lrnvpen statt. Die Russen flohen, nachdem sie große -Verluste erlitten hatten. Bei Artwin, das 40 Kilometer östlich von Liman im Innern des Landes liegt, wurden die Russen gleichfalls in die Flucht geschlagen, nachdem ihnen schwere Verluste an Toten, Verwundeten und Kriegs material beigebracht worden waren. Sämtliche Blockhäuser in der Umgegend von Artwin wur den von den Türken im Bajonettangriff ge nommen. Die zweite Linie, in die sich die Russen vor der türkischen Verfolgung zurückzogen, be findet sich zehn bis fünfzehn Kilometer von der Grenze in dem breitesten Teile des Ara- zestales. Wenn der Feind, so sagen die Kon- stantinopeler Blätter, auf der Linie von Kö- priköi in dem engsten und abschüssigsten Teile dieses Tales nicht Widerstand zu leisten ver mochte, so steht außer allem Zweifel, daß ei auf der zweiten Linie nicht lange wird wider- stehen können. Der Heilige Krieg breitet sich weiter a«S. In Afghanistan und im nördlichen Indien bewaffnen sich Tausende von Muselmanen, um in den Reihen der türkischen Truppen gegen Rußland, England und Frankreich zu kämpfen. Eine große Kriegskundgebung fand in Jeru- salem statt. In der dortigen Osmarmoschee wurden Gebete für den Sieg der Türkei, Deutschlands und Oesterreich-Ungarns gespro chen. Vor den Konsulaten der befreundeten Mächte wurden großartige Sympathiekundge bungen veranstaltet. * Ein feindlicher Flieger angriff ans die ZeMlilmerst. Wie schon in einem Teil der vorigen Num mer gemeldet, erschienen am Sonnabend mit tag zwei englische Flugzeuge über Friedrichs- Hafen und versuchten, einen Angriff auf die Luftschiffwerft auszuführen. Einer der Flie- ger, der in etwa 400 Meter iiber der Halle kreiste, konnte alsbald von dem Ballonabwehr kommando mit Schrapnell- und Maschinenge wehrfeuer herabgeschossen werden. Dem ande ren Flieger, der sich in ziemlich großer Höhe hielt und wiederholt die Halle umkreiste, ge- lang es, zu entkommen. Die Flieger warfen fünf Bomben ab, welche teilweise in allernäch ster Nähe der Halle einschlugen. Zwei Häuser in der Stadt wurden beschädigt, ein Mann wurde getötet und zwei Frauen und ein Kind verletzt. Der Insasse des herabgeschossenen Flugzeuges ist ein englischer Marineoffizier. Er wurde schwer verletzt ins Krankenhaus ge schafft. Die Anlagen des Luftschiffbaues sind unbeschädigt geblieben. Weiter wird noch gemeldet: Die beiden englischen Flieger wurden am Sonnabend mittag 12 Uhr von Konstanz aus gesichtet, als sie in der Richtung gegen Friedrichshafen flo gen. Die Militärverwaltung wurde sofort ver ständigt. Als die Flieger um j^1 Uhr über Friedrichshafen erschienen und einen Rundslug iiber der Stadt unternahmen, begann sofort Schrapnell- und Maschinengewehrfeuer von dem Ballonabwehrkommando unter Oberleutnant Holzer. Es waren englische Zweidecker, lieber der Zeppelinhalle kam der erste im Gleitsluge auf 30 Meter herab und warf Bomben aus, ohne Schaden anzurichten. Der Benzinbehälter des Flugzeuges wurde durch Maschinengewehr- feuer durchlöchert, so daß das Benzin auslief und der Flieger sich zur unfreiwilligen Lan dung auf dem Zeppelingelände, nur 100 Me ter von der Halle entfernt, entschließen mußte. Die Zeppelin-Mannschaften und die Militär wache sprangen auf den Flieger zu, hoben ihn aus dem Flugzeug und nahmen ihn fest. Sie führten ihn zum Portierhaus, wo er bewußt- los zusammenbrach, jedoch bald wieder zum Bewußtsein kam. Ein Arzt stellte leichte Ber- wundungen am Kopfe des Fliegers fest. In einem Automobil wurde er nach der Gesänge- nenstelle des Krankenhauses gebracht. Der Apparat des Fliegers trug die Bezeichnung „Auro" an dem Vorderteil des Rumpfes und die Nummer 874 am Schwanzsteuer, auf der unteren Seite der Tragfläche zwei große rote Ringe. Der andere Flieger warf eine Bombe in der Nähe des Stadtbahnhofes herab Ein Arbeiter des Luftschiffbaues Zeppelin wurde von einem Bombensplitter ins Herz getroffen, so daß der Tod auf der Stelle eintrat. Einer Dame wurde der linke Arm abgeschlagen und eme Frau und ein Kind erhielten Kopfverlet zungen. Drei Häuser wurden beschädigt. Auch der zweite Flieger näherte sich der Zeppelin werft und warf Bomben ab, ohne jedoch Scha den zu verursachen. Er entkam den« Feuer der Abwehrgeschütze und flog seeinwärtS. Der Flugapparat des ersten Fliegers wurde abgerü stet und nach Manzell gebracht. Der zur Landung gezwungene englische Flieger ist der 30jährige Oberleutnant der Marine Bliggs aus Bristol. Er versuchte bei der Landung durch einen Revolverschuß sich der Gefangennahme zu entziehen, wurde aber von den Landsturmleuten gefangen genommen. Seine Verletzung ist schwer, aber nicht lebens gefährlich. Die beiden englischen Flieger sind zweifellos in Belfort aufgestiegen. Noch nicht aufgeklärt ist, ob sie das neutrale Gebiet der Schweiz überflogen haben. Einpeitscher Vertrag M den Baren. Der Amsterdamer „Tclcgraaf" meldet: Das in Pretoria erscheinende Blatt „Volksstem" ver öffentlicht einen zwischen dem Ooersten Maritz und der Regierung von Teutsch-Slldwestafrika geschlossenen Vertrag. Dieser enthält 7 Punkte. 1. General Maritz hat die Unabhängigkeit von Südafrika erklärt. Der Krieg mit England hat begonnen. 2. Der Gouverneur von Deutsch-Slldwest- afrika erkennt alle afrikanischen Streitkräfte, die gegen England operieren, als Kriegführende an, und sie werden nach weiteren Besprechungen den Krieg gegen England unterstützen. 3. Falls Britisch Südafrika für unabhängig erklärt wird, soll dec kaiserliche Gouverneur von Deutsch-Südwestafrika alle tunlichen Maßregeln treffen, daß der Staat oder die Staaten mög lichst bald durch das Deutsche Reich als solche anerkannt und in die allgemeinen Frtedensver- handlungen eingeschlossen werden. 3. In Anbetracht dieser Unterstützung wird der neugebildete Staat oder die Staaten keine Einwendungen dagegen erheben, daß die deutsche Regierung von der Walfischbai und den Deutsch- Südwestafrika gegenüberliegenden Inseln Besitz ergreift. 5. Der Talweg des Oranjeflusses wird fort an die Grenze zwischen Dcutsch-SÜdw.stasiika und der Kap-Provinz bilden. 6. Das Deutsche Reich wird keinen Einwand erheben, daß die obengenannten Staaten von der Delagoabai Besitz ergreifen 7. Wenn der Ausstand nicht glückt, werden die Ausständischen, die auf deutsches Geo el über- geh'N, als deutsche Untertanen anerkannt und als solche behandelt werden. Oberst Maritz schickte am 16. Oktober dies Abkommen mit einem Begleitschreiben an den Oberst Brits, den er als alten Afrikaner auf forderte, mit ihm gegen England zu kämpfen. (Anmerk, des W. T. B.: Die Verantwortung für die Richtigkeit voi stehender Veröffentlichung muß der „Volksstem" in Pretoria überlasten bleiben) Generaloberft Freiherr v. Haus n ans dem Wege der Besserung. Generaloberst Freiherr o. Hausen befinde sich auf dem Wege der Besserung nach seiner schweren Erkrankung, die er sich im Felde zuge zogen hatte. Er hat Wiesbaden verlassen und sich zur Wiederherstellung seiner Gesundheit nach Partenkirchen in Oberbayern in ein Sanatorium begeben. Der Antomobilvnfall des Prinzen August Wilhelm, bei welchem dieser auf einer dienstlichen Fahrt einen komplizierten Unterschenkcldruch und eine Kieferkontusion erlitt, hat den dritten KaisirsvhN in diesem Kriege auf das Schmerzenslager ge worfen. Als erster erlitt bekanntlich der jüngste Sohn des Kaisers, Prinz Joachim, auf dem Schlachtfelde an der Spitze seines Regimentes einen Schuß durch den Oberschenkel, als zweiter erkrankte der nächstälteste Sohn, Prinz Oskar, an einem Herzleiden, das er sich bei den Strapazen dcS Feldzuges zugezogen hatte, und als dritter, auch dem Alter nach, folgte jetzt Prinz August Wilhelm. Kriegsstatistisches. Von den 1800 Millionen Menschen der Erde sind nach einer englischen Statistik über 1000 Millionen unmittelbar an dem gegenwärtigen Kriege beteiligt. In Europa sind von den 475 Millionen Bewohnern 380 Millionen von dem Kriege in Mitleidenschaft gezogen, also fast 80 Prozent. Von den 980 Millionen Asiaten sind 475 Millionen oder 48,5 P ozent an dem Kriege beteiligt; noch höher, nämlich 90 Prozenl ist der Satz in Afrika, von dessen 137 Millionen Be wohnern 125 Millionen in Ländern leben, die den Kriegführenden gehören. Australien ist mit 94 Prozent seiner 5 Millionen Köpfe zählenden Bevölkerung in Mitleidenschaft gezogen. Am glücklichsten ist Südamerika daran, von dessen 52,5 Millionen Bewohnern nur 350000 oder 1 Prozent den kriegführenden Staaten angehören. Neber deutsche Kriegslieserungen an das feindliche Ausland bringt die „Nordd. Allg. Ztg." bemerkenswerte Angaben. Danach ist amtlich festgestellt worden, daß unsere Feinde durch Vermittlung neutraler Geschäftsleute in Deutschland Waren einzukaufen suchen, welche sie zur Kiiegführung oder zur Aufrechterhaltung ihrer Volkswirtschaft benötigen. Viele deutsche Geschäftsleute geben sich leider dazu her, teils aus Unwissenheit, teils aber auch aus Profitgier, diese anzunehmen und dadurch den Feinden Vorschub zu leisten In letzter Zeit mehren sich die Anzeichen, daß tatsächlich auS Deutschland an die feindlichen Regierungen Kriegsartikel, wie «eschoßdrehbänke, Stahlrohre zur Schrapnellfabrikatton, Geschoßpreffen, Militär- stiefelleder re. geliefert werden. Abgesehen von der traurigen GesinnungSart dieser Geschäft«, leute wird darauf hingewiesen, daß ein solcher Verrat am Baterlande durch die Kriegsgerichte mit aller Strenge bestraft wird. Immer «och die „Emden". Bekanntlich! war eine an Land gegangene Ab teilung unserer „Emden" von dem Ueberfall deS Kreuzers „Sydney" auf den deutschen Kreuzer so überrascht worden, daß es ihr nicht mehr ge lang, rechtzeitig an Bord zurückzukehren. Die Mannschaften besetzten dann den an der KokoS- insel verankert liegenden Dreimastschoner „Ayesha" und fuhren mit dem kleinen Schiff in die See hinaus. Man hielt sie für verloren. Jetzt kommt die Meldung, daß sich die wackeren Ueberlebenden der „Emden", 44 Offiziere und Mannschaften, noch in voller Freiheit befinden und in ihrer Begleitung als Kohlendampfer bereits wieder einen englischen Dampfer mit deutscher Prisen- Mannschaft haben. So wandelt der Schatten der „Emden" noch auf dem Meere umher und hält die alten Traditionen des Heldenschiffes hoch. Ein Gefecht zwischen dentfche« «nd portugiesischen Truppe« in Afrika? Aus Lissabon wird dem „Daily Telegraph" gemeldet: Am 17. Oktober hat bei Cuamato an der Grenze von Angola ein Gefecht zwischen deutschen und portugiesischen Truppen stattge funden. Am 31. Oktober fand ein weiteres Ge fecht bei Tuamato statt. Von Lissabon aus wurden Verstärkungen nach der Kolonie entsandt. Eine schwere Minenexplofion an der holländischen Küste. Aus Amsterdam wird berichtet: Eine Explosion, die bedeutenden Materialschaden anrichtete, er eignete sich am Sonnabend mittag beim Un- schädli chmachen von vierMinen, die an den Strand von Domburg gespült waren. Eine Reihe von Gebäuden und Hotels am Strande erlitt großen Schaden, zahlreiche Fensterscheiben wurden zer- trümmert. Ihre Splitter bohrten sich metertief in die Erde ein. Eine Reihe von Türen wurden durch die Gewalt der Explosion eingedrückt. Die Explosion einer Mine in Westcapelle, bet der neun Personen ums Leben kamen, hat die „Times" zu der Behauptung veranlaßt, daß diese Mine wahrscheinlich eine deutsche gewesen sei Demgegenüber I.at daS holländische Marine- ministerium erklärt, die Herkunft dieser Mine sei unbekannt. Nach Angabe von Personen, die die Mine vor der Explosion sahen, hatte sie die Farbe der englischen Minen. I» zwei Wochen dreizehn englische Dampfer vermißt. Aus Amsterdam nurd berichtet: Nach Meldungen aus London werden für die Zeit vom 1. bis 15. Novem'-er 13 englische Dampfer als vermißt ge- meldrt. Ein englisches Z ugniS gegen Eng land, das ein englischer Geistlicher in der Londoner Arbeiterzeitung ablegt, trifft den Nagel auf den Kopf. Es heißt darin: Wir kämpfen gegen das wissenschaftlichste, unternehmendste und fort schrittlichste Volk in Europa, welches in der Chemie, in wissenschaftlichen Unternehmungen und Entdeckungen, in der Anwendung der Wissen schaft auf Industrie, Geschäftslcben, Erziehung, Gesundheitspflege und soziale Organisationführend war, welches die größten Philosophen, Theologen, Gelehrte und Musiker und eine Reihe der be deutendsten Schriftsteller hei vorgebracht hat, daS Volk, welches uns die Druckerpresse, das Kindcr- garrensystem, die soziale Versicherung, den inter nationalen Sozialismus und die protestantische Reformation geschenkt hat Um diese Nation zu besiegen, haben wir uns mit dem scheußlichsten, widerwärtigsten und grausamsten Despotismus dec modernen Zeil verbündet und suchen so Europa mit einer Horde von Barbaren zu über rennen. Dazu haben wir die europäischen Ueber- licferungen verletzt und Mohammedaner, Götzen diener und Teufelsanbeter herübergebracht, um für uns zu kämpfen. Abgeblitzt! Den Engländern ist eine Freude verdorben worden. Da war, w e sie in ihren Zeitungen unter Fettdruck berichteten, das amerikanische Kriegsschiff „Tennessee" bei dem Versuch, in den Hafen von Smyrna einzufahren, von den Türken be schoffen worden, und nun fing das heimliche Hetzen in England an, das sich schon in der stillen Hoff nung wiegte, Amerika würde der Türkei den Krieg erklären Zum größten Leidwesen der Engländer erklärten die Amerikaner, daß sie die Angelegenheit in aller Ruhe abwickeln würden, weil sich der Zwischenfall weit harmloser herauS- gestellt habe und nur eine Schaluppe versehentlich beschaffen worden sei. Schade, denken die Eng länder. Eine heimliche Konferenz russischer Revolutionäre. Die Petersburger Telegraphenagentur meldet: Im Oktober erhielt die russische Regierung Kennt nis von den Plänen, eine heimliche Konferenz von Abgeordneten der sozialistischen Organisa tionen zusammenzurufen zur Beratung von Maß nahmen, die auf den Zusammenbruch des russischen Staates und schnellere Verwirklichung der sozia listisch-revolutionären Pläne abzielte Die Kon ferenz fand in einem Hause an der Straße nach Wyborg, 12 Werst von Petersburg entfernt, statt. Eine Polizeiabteiluug traf am 17. November in dem Versammlungslokale ein und fand dort 11 Personen, darunter mehrere Dumamitglieder, vor. Da die regierungsfeindliche Absicht der Konferenz außer Zweifel stand, wurden die auf frischer Tat ertappten Teilnehmer der Versamm lung nach einem Verhör verhaftet, außer den Dumamitgliedern, die auf stetem Fuß gelaffen wurden. Nachdem der Untersuchungsrichter m n den beschlagnahmten Schriftstücken Kenntnis ge nommen hatte, beschloß er, alle Teilnehmer au der Konferenz wegen Vergehens gegen tz 102 des Strafgesetzbuches in Anklagezustand zu ver setzen. Er erließ einen Haftbefehl gegen sie. Unruhen auf Eyper«. Auf der Insel Cypern, die seit 1570 türkischer Besitz ist, 1878 von den Engländern in Ver waltung genommen und fitzt von ihnen annek tiert worden ist, sind Unruhen ausgebrochen, weil die englischen Behörden den mohammedani schen Gottesdienst verboten und den Scheichül- Jslam, den höchsten muselmanischen Geistlichen, durch dessen Fetwa soeben der Heilige Krieg ver kündet wurde, nicht mehr als richterliche Instanz anerkennen wollen. Zur Unterdrückung des Auf standes riefen die englischen Behörden die von Cypern nach den Dardanellen abgegangenen Kriegsschiffe nach der Insel zurück. Die Ursachen des Aufstandes werden den Engländern zu denken geben, die darin einen neuen Beweis für die Treue der Mohammedaner zu ihrem Glauben erkennen werden. Das religiöse Moment aber verbindet alle Bekenner des Islams aufs stärkste mit einander. Dewet und Beyers vereinigt. Der „Dtsch. Tagesztg." wird aus Rotterdam gemeldet: Wie verlautet, haben die unter Dewet und Beyers bisher getrennt kämpfenden Burcn- abteilungen östlich von Bloemfontein ihre Ver einigung vollzogen. Die Angaben über die Stärke der aufständischen Buren widersprechen einander, man schätzt sie aber auf 15 000 Mann. — Wie weiter aus Amsterdam gemeldet wird, befindet sich die englische Regierung in Besoig- nis vor einen Angriff der aufständischen Buren auf Bloemfontein. In der Umgebung der Stadt sind gegen 3000 Buren versammelt. Zur Vertei digung Bloemfonteins sind lediglich 500 Mann Regieruugstruppen vorhanden, die nur üb.r einige Maschinengewehre aber keine Artillerie verfügen. Japan in der Klemme. Nachdem es den raublustigen Japanern ge lungen ist, unser Tsingtau den treuen dem scheu Wächtern forizunehmen, sieht es zu seinem Schrecken, daß das warme Nest, in welches es sich ohne Anstrengungen zu setzen gedachte, gar- nicht so behaglich ist. Die Chinesin verlangen ganz energisch, daß die japanische Regierung ihr bei Kriegsbcginn gegebenes Versprechen, Tsingtau und die Schuntung Bahn an China wieder abzu treten und daS von japanischen Truppen besetzte chinesische Gebiet zu räumen, nun endlich erfülle. Zur Beilegung dieser Differenzen wird jetzt in Peking eine Konferenz stattfinden, an der die ersten chinesischen und japanischen Würdenträger terlnehmen sollen. Geistliche MWanWmg in der Kirche zu Oberlungwitz. , Oberlungwitz, 23. Okt. Die St. Martiu?- kirche öffnete anr gestrigen Totensonntage ihre Pforten zu eurer geistlichen Musikaufführuug. Die Vortragsfolge enthielt einen Gang durchs Kirchenjahr. Kein Tag im Jahr ist wohl so geeignet, einen Rückblick zu halten, wie gerade das Totenfest. Wir durchlebten noch einmal im Lied die vergangene Zett, den Jubel der hohen Feste, aber auch das Leid und die Klage dec Passionszcit und des Totengedcnktages. Dank bar rückwärts, freudig aufwärts, war dec Grund ton des abwechslungsreichen Ganzen. Die Vortragsfolge wies tu den Chören eine große Mannigfaltigkeit auf. 2- und 3stiinmige Lieder für Kindcrchor, Gesänge des Kirchenchores und Männerchöre der vereinigten Gesangvereine wechselten miteinander ab. Herr Oberlehrer Dippmann übt straffe Zucht unter seiner Sängerschar. Sicherheit, sorgfältige Behandlung des Textes sowie feine Ausarbeitung der musi'a- lischen Gedanken waren Vorzüge der Chöre. Am wirksamsten gestaltete sich das harmonisch abwechslungsreiche Neujahrslied „Führe mich", ein Werk des gegenwärtigen Leipziger Thomas- Kantors Schreck. Leider fehlte dem Soloquartelt die innere Einheit, der völlige Ausgleich. Sehr erfrischend wirkte die velschiedenaruge Bearbeitung des PassionSchorales „O H.inpt voll Blut und Wunden". Meister Bach war unübertrefflich. Die fiischen Kmderchöre ließen zuletzt etwas in der Reinheit nach, hier mag aber Temperatnr- wechsel die Ursache sein. Frau Pfarrer v. Dosky und Herr Lehrer Wolf stellten auch diesmal ihre reichen Gaoen in den Dienst der guten Sache. Herr Oberlehrer Dippmann meisterte selbst die Orgel. Er leitete den Abend mit einer Mendelssohnschen Choralbearbeitung ein und be gleitete die Solisten. Der Orgel fehlen die so nötigen zarten Stimmen, hier tut Aendecung sehr not. Die sorgfältige Ausarbeitung des Mendelssohnschen ChoraleS vonseiten des Spieles mußte natürlich unter der Kraft der begleitenden Stimmen verblüffen. Dem Leiter der Aufführung, Herrn Oberlehrer Dippmann, gehört unstreitig die Palme des Abends. Eine gewaltige Arbeitslast ist von ihm bewältigt worden. Wir danken ihm von Herzen für die Stunde innerer Erbauung, d.ren wir in der ernsten Zeit so dringend brauchen. Möge auch der klingende Erfolg nicht minder reichlich sein, zumal der Reinertrag der hiesigen Ortskasse für Kriegshilfe zufließt. H. E Oertlicheö und Sächsisches *— Witterungsa ursicht für Dienstag, den 24. November: Windig und Niederschläge bezw. Schnee.
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