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M KrteMdt-t Urch Am«iesthl «rtnittt. „Haß -e,ex Su,l»»S" ist das Gedicht betitelt, das auf Befehl des Generalkommandos an allen bayrischen Truppen im Felde verbreitet worden ist. Der Verfasser, ein Soldat deS 10. bayrischen Jnfanterte-Regi- ments, ist zu diesem flammenden Protest aus dem tiefsten völkischen Empfinden angeregt wor den durch den Armeebefehl deS bayrischen Kron prinzen Rupprecht. Das Gedicht lautet: WaS schiert uns Russe und FranzoS? Schuß wider Sch: ß und Stoß um Stoß, Wir lieben sie n.cht, wir husten sie nicht, Wir schützen Weichsel und Wasgenpaß, Wir haben nur einen einzigen Haß. Wir lieben vereint, wir hasten vereint, Wir haben nur einen einzigen Feind, Den Ihr alle wißt, den Ihr alle wißt: Er sitzt geduckt hinter grauer Flut Durch die Wüster getrennt — die sind dicker als Blut — Voll Neid, voll Wut, voll Tücke, voll List, Wir wollen treten in ein Gericht, Einen Schwur zu schwören Gesicht in Gesicht, Einen Schwur von Erz, den verbläst kein Wind, Einen Schwur für Kind und KindeSktnd. Vernehmt das Wort, sagt nach das Wort, Es wälze sich durch ganz Deutschland fort: Wir wollen nicht lasten von unserem Haß. Wir lieben vereint, wir hassen vereint, Wir haben alle nur einen Feind: England! Nimm Du die Völker der Erde in Sold, Baue Wälle aus Barren von Gold, Bedecke die Meerflut mit Bug bei Bug, Du rechnetest klug, doch nicht klug genug. Was schiert uns Russe und Franzos? Schuß wider Schuß und Stoß um Stoß! Wir kämpfen den Kampf mit Bronze und Stahl Und schließen Frieden irgend einmal. Dich werden wir hasten mit langem Haß, Wir werden nicht lasten von unserem Haß. Haß zu Wasser und Haß zu Land, Haß des Haupte« und Haß der Hand, Haß der Hämmer und Haß der Kronen, Drosselnder Haß von siebzig Millionen. In Liebe vereint, in Haß vereint, Sie haben alle nur einen Feind: England! „Meine arme Normandie!" Auf dein Hoheuaspcrg bei Stuttgart weilt .Unzeit ein französischer Universitätsprofessor als Kriegsgefangener. Der Gelehrte, der an sei ner Heimat-Universität Dozent für deutsche Sprache und Literatur ist, hat kürzlich ein Gedicht in deutscher Sprache verfaßt, das jetzt von württembergischen Mattern veröffvntlicht wird. Die Verse lauten: Fremdes Volk und fremde Gaue, Femde -Sprache — ist's ein Traum? Ich bin wach; doch was ich schaue, Was ich höre, faß' ich kaum! Wars nicht gestern, als der wilden Feinde graue Uebermacht Auf des Vaterlands Gefilden Uns bedrängt in heißer Schlacht? Noch tönt mir der Sambre-Meuse Heller Klang im Ohre nach, Noch hör' >ch das Kampfgetöse, Der Kanonen Donnersprach' —! Und aus Feindes Veste blick' ich Jetzt hinaus in Feindesland, Tausend heiße Grüße schick ich Dahin, wo zum Waldesrand Sacht die Abendsonn' geglitten — Dort weit draußen such' ich sie, Sie, für die ich hab' gestritten: Meine teure Normandie. Gleiche Sonn' vom gleichen Himmel Leuchtet freundlich hier und dort, Sieht dort auf das Kriegsgetllmmel, Auf Zerstörung, Brand und Mord. Sieht hier aus ein Land im Frieden, Das vom Kriege unberührt! Ach, ich wollt, ihm wär' beschieden, Was mein Heimatland gespürt! Beutegierigen Barbaren! Rohes Volk von Trug und Haß? Frankreichs Untergang seit Jahren Planend ohne Unterlaß? Hier nun wohnt es: diese Städte, Diese Dörfer, dieses Feld? Nein, mit rohen Händen hätte Es sie nicht bebaut, bestellt. Stille, Fleiß und Gottvertrauen, Heimatliebe atmet sie. Diese Landschaft anzuschauen Schön wie meine Normandie. Als wir, die gefang'nen Feinde, Drunten zogen durch die Stadt — Still und ernst stand die Gemeinde, Manches Auge Tränen hatt' Für uns. Rohe Sieger hätten Wut und Hohn und bittern Spott; Doch sie achten auch in Ketten Uns als Brüder noch vor Gott. Wer ist's, der den Brand entfachte, Der dies stolze Volk umloht, Wer ist's, der uns glauben machte, Daß es frevelnd uns bedroht? — Frankreich! Deine Söhne sterben, Deine Marken sind zerstört Nicht durch Feindes Schuld, Verderben Schuf der Freund, der dich betört. Falscher Freund, er raubt für immer, Was dir Ruhm und Glanz verlieh, Und es stürzt mit dir in Trümmer Meine arme Normandie —! Kriegsallerlei. Das Licht des Auges. Eine un beschreibliche Freude widerfuhr in Dortmund auf dem Bahnhofe einem verwundeten Sol daten. Bei einem Gefechte an der belgischen Küste hatte er einen Kopfschuß erhalten, der die Nasenwurzel durchschlagen und beide De gen äußerlich stark beschädigt hatte. Man hat te den Verletzten vom Schlachtfelde mit ei nem großen Verbände um die ganze obere Kopfhälfte bald in die Heimat gesandt. Da er beim Verbandswechsel bisher immer chloro formiert worden war, hatte er immer geglaubt, er sei blind. Eine unbeschreibliche Freude faßte den Vaterlandsverteidiger, als er beim Wechsel des Verbandes diesmal bei klarem Be wußtsein sehen konnte. Auf Speise und Trank verzichtete er; er wollte immer nur in die Strahlen der untergehenden Herbstsonne sehen. Sämtliche Anwesenden waren derart gerührt, daß ihnen die Tränen in den Augen standen. Die freundlichen Franzosen. Ein deutscher Soldat, der aus einem Gehöft Milch geholt hatte, verlief sich aus dem Rück wege und kam irrtümlicherweise in die franzö sischen Schützengräben. Die Franzosen nah men ihm die Milch ab und schickten ihn mit einem Gruß zurück. Der jüngste Leutnant der Ar mee. Der 15 Jahre 3 Mon. alte Leutnant Kubasch«! aus Berlin wurde durch einen Gra- netschuß verwundet und nach Heidelberg ge bracht. Sein Bursche wurde neben ihm von der gleichen Granate zerrissen. Der jung« Leut- nant sprach die Hoffnung aus, mit 39 Iah- ren schon General zu sein. Das Eiserne Kreuz als Le - bensretter. Der 20-jährige Murketier Heinrich Müller war mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet worden. In einem Gefecht schlug eine feindliche Kugel direkt aus das Kreuz. Müller wurde nur leicht verwundet, während das Eiserne Kreuz vollständig zer- schmettert wurde. Wie Thüringer Krieger sich grüne Klötze bereiten. In einem nach Sonneberg gelangten Feldpostbrief wird er zählt, wie man im Felde die Klöße herstellt, ohne die unsere wackeren Thüringer nun ein- mal nicht leben mögen. Da man keine Reib- eisen hatte, wurde ein Stück Dachrinne mit einem Nagel durchlöchert. An die Stelle des Kartoffelsackes trat ein Damenhcmd und statt der Presse wurde eine Hobelbank benutzt. Die Klöße sollen sehr gut gemundet haben. Humor im Feindesland. Unsere Truppen in Frankreich, selbst diejenigen in der vordersten Feuerlinie, haben ihren gesunden ; Humor noch immer nicht verloren. Dies be weist folgende Begebenheit. Nach einer Gefechts- paufe begann die französische Artillerie von neuem zu feuern. Die Schüsse gingen jedoch immer fehl. Was machten unsere Soldaten? Sie steckten einen Helm auf eine lange Stange und bewegten diese hin und her, wie dies auf den Schießständen nach Fehlschüssen geschieht. Allgemeines Gelächter belohnte diesen Scherz. Kircheunachrichteu. Parochie St. Trinitatis Hohenstein-Ernstthal. Am 28. Sonntag n. Trin., den 15. November, vormittag- 9 Uhr Prcdigtgott, sdicnst: Matth. 8,13». Herr Pastor Boeßncck. Jungfrauenvcrcin: Abends halb 8 Uhr im Gemeindehaus. Männer- und Iiinglingsverein abends halb 8—10 Uhr im Gemeindehaus und Montag abend 15. Kriegsbibelstunde. Nächsten Mittwoch, den 18. November: 2. Landesbußtag. Vormittags 9 Uhr Predigtgottesdienst: Röm. 11,22. Herr Pastor Schmidt. Hierauf Feier des heiligen Abendmahls. Abends 6 Uhr Abendmahlsgottesdienst. Donnerstag abends 8 Uhr Kriegsbetstunde. Wochenamt: Herr Pastor Boeßncck. Parochie Gt. Ehristophort Hohenstein-Ernstthal. Am 23. Sonntag nach Trinitatis, vormittags 9 Uhr Hauptgottesdienst. Predigt über Phil. 3,17—21. Nach per Predigt Beichte und Kommunion. Herr Pfarrer Albrecht. Nachmittags halb 2 Uhr kirchliche Unterredung mit den konfirmierten Jungfrauen. Bitte Neue Testamente mitbringen. - Abends 6 Uhr Beichte und Kommunion für die Fort- bildungsschiiler, deren Lehrer und andere Gemeindeglieder. Ev.-luth. Jungfraucnoercin abends 8 Uhr im Vereins lokale. Ev.-luth. Jünglingsverein abends 8 Uhr im Vereins- lokale. Landeskirchliche Gemeinschaft abends halb 9 Uhr im Gemeinschaftslokale, Breitestraße 31. Am 2. LandeS-Buß- und Bettag, vormittags 9 Uhr Hauptgottesdienst, Predigt über Röm. 2,1 — 11. Herr Pastor Dybeck. 5 Abends 6 Uhr Beichte und Kommunion. Vormittags 11 Uhr Beichte und Kommunion im Waisen- hauSbetsaale. s Wochenamt Herr Pfarrer Albrecht. ZeMMtrtt fMMW KlMM. Die Kämpfe in Nordfrankreich sind be sonders heftiger Natur, hauptsächlich ist die Artillerie beider Gegner stark engagiert. Auf unserem Bilde sieht man zwei non der deut schen Artillerie zerschossene französische Kanonen, im Hintergrund einige Panzerforts. Vox O»erlxxß«iK. Am 23. Sonntag nach Trinitatis, den 16. Nove,aber 1914, vormittag« 9 Uhr Gottrsdirnst mit Predigt. Herr Pastor Schödel. Nachmittags 2 Uhr Kindergotteüdienst. Nachmittag« 3 Uhr Taufgottesdtenst. Abends halb 8 Uhr Iiinglingsverein. Wochenamt: Herr Pastor Schödel. Am 2. Landetbußtage, Mittwoch, den 18. November 1914, vormittags 9 Uhr Gottesdienst mit Predigt über Röm. 11,22. Herr Pfarrer o. DoSky. Vorm, halb 11 Uhr Beichte und Feier des heiligen Abendmahls. Herr Pfarrer o. Doskv. Beichtanmeldung von halb 9 Uhr an in der Sakristei erbeten. Nachmittags 5 Uhr Gottesdienst mit Predigt über Psalm 119,75—76 und anschließender Beichte und Feier des heiligen Abendmahls. Herr Pastor Schödel. Beichtanmeldungen von halb 5 Uhr an in der Sakristei erbeten. In allen Gottesdiensten wird für die Schristenoer- breitung in der Gemeinde gesammelt. X8. An der Kirche ist ein Geldtäschchen mit Inhalt gefunden worden. Dasselbe kann auf dem Pfarramte ab- geholt werden. Von SerSborf. Am 23. Sonntag nach Trinitatis, den 15. November 1914, vormittags 9 Uhr Gottesdienst. Herr Pastor Böttger. Danach Beichte und httl. Wendmahl. Nachm. halb 2 Uhr Kindergottesdienst. Abends halb 8 Uhr Jungfrauenverein. Abends halb 8 Uhr Jünglingsverein. Abends 8 Uhr Versammlung im Gemeinschaftssaal. Am Bußtag, vormittags 9 Uhr Gottesdienst. Herr Pastor Hildebrand. Danach Beichte und heil. Abendmahl. Nachmittags 4 Uhr Abendmahlsgottesdienst. H. Pastor Böttger. Abends 8 Uhr Geistliche Musikaufführung in der Kirche. Freiwillige Gaben zur Deckung der Unkosten werden am Eingang dankend entgegengenommcn. Der Reinertrag kommt der KriegShilfe zugute. Donnerstag, den 19. November, abends 8 Uhr Kriegs- betstunde in der Kirche. Die Woche für Taufen und Trauungen hat Herr Pastor Hildebrand, für Hauskommunionen und Begräbnisse Herr Pastor Böttger. Vs» Laxgenberg mit Meinsdorf. Am 23. Sonntag nach Trinitatis, den 15. November 1914, früh 9 Uhr Gottesdienst. Mittwoch, den 18. November, 2. Landesbußtag, stütz halb 9 Uhr Beichte. 9 Uhr Gottesdienst mit Predigt über Röm. 11,22 und anschließender Abendmahlsfeier. Nachmittag« halb 2 Uhr Kriegsbetstunde statt Donnerstag. Von LangenchurSdorf mit Falken. Sonntag, den 15. November 1914. Laugeuchnr-Vorf: Vormittags 9 Uhr Lesegottesdienst. Kalt«« : Vormittags 9 Uhr Weihe der Kapelle durch Herrn Superintendent Neumann. Weihepredigt Psarrer Zabel. Von Bernsdorf. Am 23. Sonntag nach Trinitatis, den 15. November, vormittag« 9 Uhr Hauptgottesdienst. Nachmittag« 2 Uhr Kriegsbetstunde. Mittwoch, den 18. November, Bußtag. Vormittags 9 Uhr Gottesdienst mit Predigt des Herrn Kandidat Ober länder. Nach dem Gottesdienst Beichte und heil. Abendmahl. Von Erlbach-Kirchberg. Am 23. Trinitattssonntage. Krlbach: Vormittags 9 Uhr Hauptgottesdisnst. Nachmittags 4 Uhr Geistliche Musikaufführung. Ein tritt frei. Vortragsordnunaen sind am Eingang zur Kirche zum Mindestpreis von 20 Pfg. zu haben. Der Reinertrag kommt der Kriegshilfe zugute. Kirchberg: Vormittags 9 Uhr Lesegottesdienst. 2. Bußtag, Mittwoch, den 18. November 1914. Kirchberg: Vormittags halb 9 Uhr Beichte. 9 Uhr Hauptgottesdienst mit Predigt über Römer 11,22 und an schließender Abendmahlsfeier. Erlbach: Nachmittags 5 Uhr Gottesdienst mit Feier des heiligen Abendmahls. Die KriegSbetstunde in Kirchberg fällt wegen des Buß tags aus. Vox Ursprung. Am 23. Sonntag nach Trinitatis, den 15. November 1914, vormittags 9 Uhr Prcdigtgottesdienst. Mittwoch, den 18. November, 2. Landesbußtag. Vor mittag- 9 Uhr Predigtgottesdienst und Feier des heiligen Abendmahls. Beichte halb 9 Uhr. Abends 5 Uhr Predigtgottesdienst und Feier des heiligen Abendmahls. Donnerstag, den 19. November, abends 7—8 Uhr Kriegs- betstunde. Von Wüstenbrand. Am 23. Sonntag nach Trin., den 15. November, oorm. 9 Uhr Prcdigtgottesdienst. Vormittags halb 11 Uhr Kindergottesdicnst. Nachm. >/,3 Uhr Wanderung des eo. Jünglingsvereins. Treffpunkt: Gemeindeamt. Abends 8 Uhr Versammlung des ev. Jungfrauenvereins im Pfarrhause. 2. Bußtag, 18. November 1914, norm, halb 9 Uhr Beichte. Vorm. 9 Uhr Predigt und Abcndmahlsgottesdienst. Nachm. 5 Uhr Beicht- und Abendmahlsgottesdienst. Traubibelkollekte. Abends ^,9 Uhr Bibelstunde der landest. Gemeinschaft im Pfarrhause. W M FrMnlckn. Roman von K. Deutsch. 28 Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) Bei Tisch war der alte Graf Palsy Elisa beths Tischnachbar. Endre hatte Kavalicrs- pftichten gegen eine junge Cousine zu erfüllen und Geza bot sich ihr nicht an, er hielt sich überhaupt den ganzen Abend fern und sie war sroh darüber. Seit der Geschichte der Alten konnte sie ihm kein freundliches Wort gönnen. Zwar als sie ihm jetzt bei Tische gegenüber saß, konnte sie sich trotz alledem einer lei sen Teilnahme nicht erwehren. Sein Gesicht trug Spuren eines wirklichen Seelenschmerzes und sie mußte sich gestehen, trotz der unschön regellosen Züge hatte der Kopf etwas bedeu tendes neben den aristokratischen, sein geschnit tenen, regelmäßigen Gesichtern der meisten Her ren. Die Tischzeit dauerte an zwei Stunden und als man sich zum Tanzen anschickte, war es lange nach Mitternacht. Elisabeth hatte keine Freude am Tanzen, dann wollte sie trotz aller Freundlichkeit, die man ihr erwies, nicht länger bleiben, als cs notwendig war. Endre tat es leid, als er aber ihren festen Willen sah, drang er nicht in sie. Er trug einem Diener auf, den Kutscher zu benachrich tigen, und während alles in den Tanzsaal strömte, entfernte sie sich, von allen unbemerkt und nur von Endre begleitet und ging nach der Garderobe, ihre Kleider zu holen, die sie abgelegt hatte. Doch war ihr schon jemand zu vorgekommen. Graf Geza stand, ihrer har rend, in einem Reitermantel, wie zur Abfahrt gerüstet, einen warmen Pelzmantel auf dem Arme, den er ihr schweigend hinreichte. „Entschuldigen Sie," sagte sie, „das ist nicht mein Mantel." „Ich weiß es," gab er zur Antwort, „ich hab' ihn hier im Schloß für Sie geborgt, nachdem ich mich überzeugt, wie wenig Sie sich für eine Nachtfahrt vorbereitet hatten." Sie wurde doch betroffen, dankte ihm na türlich und mit mehr Herzlichkeit, wie cs seit Wochen der Fall gewesen, und ließ sich dann schweigend den Mantel von ihm umhängen. „Du willst doch nicht auch schon fort?" fragte der Major verwundert. „Jetzt beginnt der Tanz und du bist unter den Festordnern." „Entschuldige mich bei den andern, Endre. Meine Mutter ist, wie mir Misko berichtet, nicht wohl, sonst wäre sie ja auch mit hier ge wesen. Du siehst wohl selbst, daß es Zeit ist, nach Hause zu fahren." Dagegen ließ sich natürlich nichts sagen und so verabschiedete sich Endre aus der Freitrep pe von ihnen, als schon der Wagen Unge fähren war. Geza half Elisabeth hinein, er selber schwang sich zu Misko auf den Kutscher bock. XV. Es war im März, und obwohl am Tag« schon der Tauwind über die Felder strich, so war doch um diese nächtliche Stunde die Lust schneidend kalt und der feine Sprühregen drang bis auf die Haut. Elisabeth hüllte sich fester in den warmen Pelzmantel, dabei dachte sie an den Grafen, der wie sie aus dem war men Saal gekommen und, in seinen leichten Reitermantel gehüllt, der ganzen Ungunst der Witterung ausgesetzt war. Wie leicht konnte er sich eine Erkältung zuziehen! Er hatte so treu sür sie gesorgt und der Wagen gehörte ihm. . . Elisabeth war nicht lange im Zwei fel, was sie tun sollte, wenn sie von der Ge- rechtigkeit einer Sache überzeugt war. Zwar wenn sie gewußt, wie es enden würde, sie hätte sich lieber zu Misko auf den Kutscher bock gesetzt oder wäre zu Fuß in Nacht und Finsternis den weiten, unbekannten Weg ge gangen. — Sie hatte das Wagenfenster geöff net und den Grafen aufgefordert, in den Wa gen zu steigen, und er ließ sich das nicht zweimal wiederholen. Sie rückte beiseite, um ihm Platz zu machen, aber er drückte sich in die Ecke, um nur so wenig Platz wie möglich einzunehmen, und sie nicht zu belästigen. „Fahr' nur langsam, daß bei der Dunkel heit und dem schlechten Wege kein Unglück ge- schieht," sagte der Graf. Die Vorsicht war rein überflüssig, wenig stens nach der Ansicht des grauhaarigen Kut schers, dem ein derartiges Unglück in all' den vielen Jahren, seit er die gräflich Csillagischen Pferde lenkte, nicht passiert war. Es war auch etwas anderes, das seinen Herrn so sprechen ließ und der Alte ahnte, was es war. Er wußte, daß der Herr der blonden Kisaszony gut sei, und ganz, ganz anders gut, wie es bis jetzt seine Weise war. Wie groß, wie ohne jede Grenze dies Gut sein war, wußte er freilich nicht, nicht er und kein anderer. . . Das Schicksal seines wilden Ahnherrn schien sich an Geza erfüllt zu haben. Sie war die Savolta, die mit dem Blicke ihrer Augen, mit dem Ton ihrer Stimme, durch die bloße Nähe sein ganzes Wesen be herrschte. Seine ganze Vergangenheit war hinter ihm versunken und er kam sich selber sremd vor. Ein anderes Denken, ein anderes Empsinden, ein anderes Wollen in ihm . . . Frauenachtung war ihm bis jetzt ein fremder Begriff gewe sen. Er hatte die Leichtfertigkeit in Liebes sachen bis zur äußersten Grenze getrieben und seine Persönlichkeit, sein Stand, seine Stel- lung hatten ihm die Wege darin sehr erleich tert und geebnet. (Fortsetzung folgt.) LrskslssrLstHsnksus Ltismnitr, Leke?08l- u. KwilEff.