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VMM mm Hihkißri« EniWiiln LNkign Tageblatt. M 266 Sonnabend, den 14 November 1614 41. Jahrgang Briefe ms dem Alde. (Zur Veröffentlichung zngelaffen von der Presse- abicilung des stellvertretenden Generalkommandos des 19. Armeekorps.) IV. (Vom westlichen Kriegsschauplatz.) Mein lieber F.! Gestern um Mitternacht erhielt ich Deine famosen Zigarren, wofür ich Dir tausendmal danke. Wir befinden uns seit dem 14 d. M. in der Schlacht ChalonS—Epernay und will ich versuchen, Dir eine kleine Skizze von unserem Treiben zu entwerfen. Ich hoffe damit Dein Interesse zu erregen und dir gleichzeitig eine Vorstellung davon zu geben, was es heißt, nun bald zw.i Wochen dem Feinde gegenüber in einem Schützengraben zu liegen. Nachdem uns vom Oberkommando das Gelände zur Besetzung angewiesen worden war, mußten wir einem e'wa 200 Meier langen, einen Meter liefen und ebenso breiten Graben ausheben, um eine Deckung gegen feindliche Angriffe zu haben. Viel Zeit war uns dazu allerdings nicht gelassen, da der Feind in drei Stunden erwartet wurde. Dies trat aber nicht ein. Vielmehr ist der Feind erst in der Nacht gekommen und hat sich, gleich wie wir, häuslich eingerichtet. Etwa 1000 Meter vor uns, vor einer Allee, hatten die Franzosen ebenfalls Schützengräben ausgeworfen und sogar mit Drahtverhauen versehen. Hinter ihrer Stellung haben die Gegner den Ort P. besetzt, wo sie sich, dem aus den Schornsteinen aufsteigenden Rauch nach, ihre warme Verpflegung zurecht machten Wir liegen oder richtiger kauern nun von früh bis abends in dem Graben, jeder mit etwas andereni beschäftigt, um die Zeit tot zu schlagen. Die einen spielen Skat, ein anderer liest zum 20 Male den Brief oder die Karte von seinen Lieben in der Heimat, der dritte ver folgt mit Spannung die ihm aus der Heimat zugegangcnc allerdings schon 14 Tage alte Zeiiung. Jener hält kcanipfhast den Bleistift in der Hand, um seinen Angehörigen sein „Noch-am-Leben" mitzuteilen und so vertreib! sich eben jeder nach seiner Art die Zeit. Der Dienst erstreckt sich hierbei nur auf die Beobachtung nach vorn, was abwechselnd von einem Manne in der Gruppe zu geschehen hat. Tagsüber liegen wir beiden Jnfantcricabtcilungen ziemlich friedlich gegenüber, höchstens, daß ab und zu einmal ein Schuß fällt, wenn die feindlichen Schützen sich gar zu sehr aus ihrer Bedeckung herauswagen, uni nach uns auszuspähen. Weit inchr hält uns dagegen die feindliche Artillerie in Schach. So werden wir an manchen Tagen stundenlang mit Schrapnells und Granaten bedacht, die aber im Vergleich zu ihrer Menge herzlich wenig Schaden anrichlcn. Opfer verlangen sie natürlich jeden Tag, und wenn eine Granate im Graben einschlägl, kostet es fünf bis sechs Menschenleben. Wir können uns leider gegen die „Zuckertüte" gar nicht schützen, während dies gegen Schrapnellseuer eher möglich ist. Zn diesem Zwecke gräbt sich innen im Graben noch jeder ein Loch nach vorn, wo er, wenn der Teufel losgcht, wenigstens Kopf und Hals darin verschwinden lassen kann. Im übrigen wird der Körper fast an den vorderen Schützengrabenrand gedruckt, sodaß man wenig ¬ stens einigermaßen gegen die 350 Kugeln ver streuenden Schrapnells geschützt ist. Vielleicht habe ich es dir schon einmal geschrieben, daß ich in dem Sturmangriff bei S. bereits einmal Be kanntschaft mit solch einem Dingelchen gemacht habe, ohne Schaden zu erleiden. Gerettet hat mich dabei mein Tornister, der die Kugel aufge- fangen hat, sodaß ich sie dann in der Fleisch konservenbüchse vorfand. Doch zurück zu meiner Beschreibung. Selbstverständlich ist die Ver pflegung in dem Schützengraben, wo tagsüber niemand heraus darf, eine sehr primitive. Früh um 4 Uhr, wenn es also noch stark dunkel ist, ertönt leise das Kommando: „Kaffeesaffen an treten!" und lautlos steigen von jeder Gruppe zwei dunkle Gestalten hervor, nichts weiter von sich gebend als höchstens ein leises Geklapper mit den Kochgeschirren. Reichlich eine Stunde hinter dem ersten Schützengraben befindet sich die Feldküche, die die Nacht über Kaffee oder Suppe für die Kompagnie, manchmal auch beides fertiggestellt hat. Mligst gehen die Leute mit der hetßersehnten Last zurück, um noch vor Tagesanbruch wieder in ihrem Loche zu liegen. Die Verteilung des inzwischen kaltgewordenen Kaffees erfolgt dann gruppenweise im Graben, sodaß auf jeden Mann etwa '/< Liter Kaffee und ebensoviel Suppe kommt, worauf dann jeder mit seinem Mahle beginnt. Da, vom rechten Flügel einer Gruppe, hört man einen leise sagen: „Emil, lang mal die Butter rüber I" Aller sieht gespannt und interessiert nach dem Sprecher hin, doch bald folgt ein leises Gelächter. Denn die gewünschte Butter ist eine Büchse Salz, denn Butter haben wir seit unserem Abmarsch in Bautzen nicht wieder gesehen. Der meiste Betrieb herrscht, wenn in die Schützengräben die einge gangenen Postsachen gegeben werden. Da geht es dann durcheinander: „Max, schenk mir 'ne Zigarre!" oder: „Paul, gib mir eine Zigarette!" unv im Handumdrehen ist der Empfänger einer Paketes den Inhalt los. Hier zeigt sich die echte Kameradschaft, denn kein einziger wird seinem Nachbar das Erbetene oorenthalten und eben so lange austeilen, bis er selbst nichts mehr hat. Das ist so dar Bild, das sich im Schützen graben entwickelt. Einige Abwechslung bildet die Ablösung, die aller 24 Stunden erfolgt, wo wir aus dem 1. in den 2., aus diesem in den S. Schützengraben kommen, was sich stets wieder holt. Nachts kann man ein ständiges Gewehr feuer vernehmen, da der Feind immer durchzu brechen versucht, was ihm natürlich bis jetzt noch nicht gelungen ist. Ueberhaupt beschränkt sich der Franzose nur auf Verteidigungsstellungen und nächtliches Borgehen, da ihm am Tage von unserer schweren Artillerie mächtig zugesetzt wird. Ich hatte z. B. Gelegenheit, von einem gefangenen, etwas deutsch sprechenden Franzosen zu hören: „Deutsche Infanterie nicht fürchten, aber deutsche Artillerie fürchterlich!" Soeben beginnen die feindlichen Granaten über unsere Köpfe zu sausen, weshalb ich meine Erzählung beenden muß . . . (Vom Landsturm in Belgien.) Geliebte Frau und Kinder! .... Der Kanonendonner nimmt kein Ende, es zittert mitunter die ganze Erde, trotzdem wir doch noch weit weg sind. Ich war kürzlich drei Tage auf Wiche in Lüttich, da sieht eS schrecklich aus, viele, viele Straßen gleichen einem Schutt haufen, ganze Dörfer sind der Erde gleichgemacht, eS ist ein schrecklicher Anblick. Neulich war ich mit 12 Mann von unserer Kompagnie und 12 Mann vom bayrischen Land sturm auf Wache. Des Nachts wurden plötzlich acht scharfe Schüsse auf unsere Wachtbude ab gegeben. Ich schlief neben einem Bayern, der von zwei Kugeln getroffen wurde: eine in den Oberschenkel, eine in den Unterleib. Der arme Mann wird wohl ins GraS beißen müssen. Am andern Tag haben wir den Wald abgesucht und fanden dabei in einem Versteck den Hauptmann von der Sckützengesellscha t in Jemell, einige Gewehre und viel Munit on. Ec wurde nach N. transportiert und dort standrechtlich erschossen. Zur Besitzergreifung von Wern durch die Eugliiuder punkt aller Anmut und Lieblichkeit. Cypern bedeutet für die Türkei mancher Beziehung. zeigen wir im Bilde eine Ansicht der Stadt Larnaka auf Cypern. Die Insel hat einen Flächeninhalt von 9282 qkm und ist reich an Bodenerzeugniffen. DieHauptstadtvon Cypern ist Nikosia, der vorzüglichste Hafen- und Handelsplatz ist Larnaka. Im Altertum blühte die Insel unter einem außerordentlichen Kulturreichtum. Der Aphro dite heilig, die hier aus dem Schaum des MeereS aufgestiegen sein sollte, und in Paphos einen prachtvollen Tempel hatte, galt Cypern der damaligen Welt als Vereinigungs- einen fühlbaren Verlust in Die Einwohner sind hier sehr falsch und hinterlistig. ... Kia Brief aus dem Oste«. In einem Mannheimer Blatt steht folgende Schilderung eines russischen Schlachtfeldes: Wir schliefen auf einem Schlachtfeld, wo tausende von toten Russen um uns lagen: soeben führten sie 2000 Gefangene an uns vorüber von den 6000, die wir machten, und zwar mit 32 ihrer Geschütze, welche sie selbst an Tauen mitziehen mußten. Der Kot geht uns, ohne zu übertreiben, oben zu den Stiefelschäften rein. So müssen die schweren Geschütze und Munitionswagen 30 bis 40 Kilo meter bergauf, bergab, durch Sümpfe und Bäche gezogen werden. Bei Gumbinnen, Stallupönen und Eydtkuhnen, da sah es aus: 20 Russen auf einem Haufen mit halben Köpfen. Die deutsche Artillerie fürchten sie; sie sagen es sind Teufel. Ruffen, welche deutsch können, erzählen uns: Ihr könnt siegen, wie ihr wollt, und Abertausende Gefangene machen, alle werden wir nicht. Tausende stehen hinter den Frontsoldaten und warten auf Gewehre von Gefallenen, um in die Front zu können." Wir schlagen aber alle Gewehre kaput, daß sie nicht gebraucht werden können. Es liegen Tausende auf den Feldern. In Eydtkuhnen hatten die Ruffen Lebensmittel, Munition und Waffen für eine ganze Armee vorbereitet, ganze Züge mit geraubtem Zeug, Stiefel, Pelze, Gold waren, Klaviere, kurzum alles, um es nach Ruß land zu schaffen. Wir haben ihnen aber alles «bgenommen. Die Offiziere hatten ihre Weiber bei sich und hielten die schönsten Zechgelage ab. Maskenanzüge hatten sie auch bei sich, wahr scheinlich wollten sie in Berlin einen Karneval mitmachen. Als sie aber die erste deutsche Kanone krachen hörten, sagten sie: „Das waren Preußen, jetzt sind wir verloren!" und dann liesen sie zuerst davon. Sonesdieuft im Feindesland. Dom französischen Kriegsschauplatz schreibt uns ein Hohenstetn-Ernstthaler unterm 3. November: Der Korpstagesbefehl lautet: „Am 1. No vember 9 vorm. katholischer, 11 vorm. evange- I lischer Gottesdienst." Also 11 Uhr auf zum Kirch- l gang. Von allen Seiten strömen die Offiziere und Soldaten nach dem kleinen turmlosen, in gotischem Stile erbauten Kirchlein. Das Innere, ein hohes, dreiteiliges Kreuzbogengewölbe, ist überaus einfach gehalten, ist aber trotzdem nicht wirkungslos. Der Feldprsdiger tritt vor den Altar und vermeldet, daß zunächst das Lied: „Ein' feste Burg ist unser Gott" gesungen werde. Wuchtig setzt die Regimentsmusik ein und ebenso wuchtig klingt das Trutzlied von rauhen Männer stimmen gesungen in den hohen Räumen wieder. Dann folgt die Predigt. Kaum 20 Minuten währt sie und doch übt sie einen tiefen Eindruck auf die Zuhörer aus. Sie handelt von dem Glauben an den Erlöser. Mancher Kopf ist ge senkt und Tränen rollen über vieler Wangen. Währenddem dringt durch die weit geöffneten Türen der Donner der schweren Geschütze, das Surren einer Flugmaschine und das Rattern der Autos, die die Straße entlang jagen. Der Predigt Kill ckts Amnlckn. Roman von K. Deutsch. 27. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) Zugunsten der Witwen und Waisen der Honved-Gefallenen, deren Anführer der ge mordete Graf gewesen! . . . Welche Erinnerun gen mochten in der Seele der unglücklichen Frau aussteigen, und wie mußte sie mit allen Empfindungen dafür sein! Dieser Gedanke entschied bei Elisabeth. Anfangs hieß es, die Gräfin würde mit fahren, als aber der Abend des bestimmten Tages kani, fühlte sie sich so sehr angegriffen, daß sie zu Hause bleiben mußte, und so fuhr Elisabeth allein. Graf Geza war schon vor mittags hingeritten, da er einer der Festord ner war. Elisabeth wußte, daß man sie nur ihres Spieles wegen geladen, und welchen Anspruch konnte sie auch machen, auf andere Weise in den Kreisen zu erscheinen! Sie nahm die Sache auf, wie sie aufzunehmen Ivar, mit ei ner kühlen Ruhe, wie eine Pflicht, die man Jemanden zu Liebe übernommen und die man erfüllen will. Welche Kämpfe es gekostet, bis die zwei Freunde, Geza und Endre, es durchgesetzt, ihr eine Beteiligung bei dem Konzerte anzu- weisen, ahnte sie freilich nicht. Die ganze große Zahl der Mitwirkenden, die aus lauter Adeligen bestand, war dagegen, am meisten Endres eigene Schwester, Komtesse Vilma, die die Königin des Festes sein sollte. Die Freunde hatten es aber doch durchgesetzt, denn abgerechnet alles andere, was sie dazu bewe gen mochte, waren sie davon überzeugt, daß die Leistungen Elisabeths den Glanzpunkt des Festes bilden würden. Sie selber ahnte und merkte es auch nicht, daß sie als Eindringling, als ein fremdes Ele ment unter all diesen hochtönenden Namen be trachtet wurde, denn die angeborene Gast freundschaft ließ es nicht zu, in erster Linie vor den Gastgebern ihr fremd und kalt zu be gegnen. Sie war ein geladener Gast, und Vor dieser Tatsache schwand alles. Man begrüßte sie herzlich, besonders die Mutter Endres, der der Sohn wie aus den Augen geschnitten war. Der Majvr war voller Herzlichkeit und Lie benswürdigkeit, und auch Komtesse Vilma, die stolz und unnahbar dreinschaute, gönnte ihr einige freundliche Worte. Und die Gäste, besonders die Herren, die ein viel zu ritterliches Wesen besaßen, um an ders als höflich gegen eine Dame zu sein, rich teten sich nach den Gastgebern. Und es war auch unmöglich, anders als auf diese Weise der edlen Erscheinung des Mädchens zu be gegnen. So wie sie sich durch die Einfachheit ihres Anzuges von all den Damen unterschied, so überragte sie sie fast alle durch den Adel ihres Wesens. Sie konnte sich zwar Anfangs schwer zurechtfinden. Ihr Sinn war auf das Stille und Große gerichtet, darum liebte sie auch einfache Farben. Der Reichtum und Glanz um sie blendete sie und verwirrte sie fast. Sie glaubte sich in eine Zauberwelt ver setzt. Welch' auserlesene Pracht in den Sälen und nichts als Gold und Sammet bei den Herren und Damen! Ein schlichter schwarzer Frack wäre ein wohltuender Ruhepunkt für ihr Auge gewesen, statt dessen blitzten und flim merten die golddurchwirkten rot- und blau- sammtnen Dollmans und Attilas der Herren und die goldverbrämten Atlas- und Sammet schleppen der Damen in dem füllenden Licht meere. Selbst die aufwartenden Diener tru gen silberverschnürte Livreen. Die vielen Säle waren schon vollgedrängt und noch im mer rollten neue Kutschen heran, die Gäste brachten. Es war ein reichhaltiges Pro gramm: Vorträge, Gesang, Spiel, und die letzten Stunden sollten durch Tanzen ausge- süllt werden. Um neun Uhr begannen die Vorträge. Sie wurden in ungarischer Sprache gehalten, und Elisabeth konnte nichts davon verstehen; was sie aber dabei interessierte, war dar lebendige Gebärdespiel der Vortragenden, das Feuer und die Kraft des Ausdruckes. Ebenso erging es ihr bei den Deklamationen. Es waren Gedichte von Petösie und Vörös Marty, aber welcher Wohllaut, welches Feuer lag in den fremd- : klingenden Lauten: sie berührten mit seltsamem Zauber die Seele. Und das interessante Schau- I spiel, das das Publikum bot, die blitzenden Augen, die feurigen Mienen, das Eljenrusen nach jedeni Stücke! Nach den Deklamationen sang Komtesse Vilma ein ungarisches Lied. Sie war ein kleines, zierliches Figürchen, fast sylphidenartig, in weißen Atlas und roten Krepp gekleidet, von Blumen und Diamanten fast übersäet. Wie sie sang, mußten einst die Sirenen gesungen haben, als sie, an dem un heilvollen Abgrunde sitzend, Odysseus mit sei- ner Schar lockten. Sinnberückend und herzbe törend, voll sinnlicher Glut und Leidenschaft klang ihre Stimme und der Applaus, der ihr gezollt wurde, war den Stürmen des Meeres zu vergleichen. Nach ihr betrat Elisabeth die Bühne. Welch' ein Gegensatz! Wie wohltu end berührte die edle Erscheinung das Auge. In einfache, schwarze Seide gekleidet, das Kleid keusch bis zum Halse reichend, die dicken, goldblonden Flechten wie gewöhnlich in schlich tem Kranz um den herrlichen Kopf gelegt, kei nen Schmuck als ein Sträußchen Vergißmein nicht an der Brust, die ihr auch erst die Grä fin aus dem Treibhause hatte holen lassen, mit der Bemerkung, so ganz ohne jeden Schmuck dürfte sich eine junge Dame in einer solchen Gesellschaft nicht sehen lassen, so sland sie da, und der Eindruck, den Komtesse Vilma hinter- lasjen, schwand vollständig, und hätte sie jetzt neben der hohen Gestalt des deutschen Mäd chens gestanden, sie wäre etwa . . . wie ein Wachsfigürchen, oder eine von Pracht überla dene Puppe neben der erhabenen Figur einer antiken Statue erschienen. Und so verschieden, wie das Aeußere, war auch Gesang und Spiel. Es waren Mendelssohnsche Lieder, die Eli sabeth spielte. Wie eine reine Priesterin der Kunst stand sie dort oben. Welch' ein stilles, warmes Licht war über ihr ganzes Gesicht ge breitet! Und wie quollen die Töne aus den Saiten . . . wie ein verklärter Hauch, ver söhnend, erhebend und zugleich die tiefste See le erschütternd. Vor solchen Tönen schwand alles Gewöhnliche und Gemeine und nur war mes und reines Empfinden blieb in der Men schenbrust. Kein Eljenrusen schnitt den letzten Ton, das letzte Wort ab, wie es bei Komtesse Vil mas Gesang der Fall gewesen. Als sie ge endet, war eine Stille, daß man ein Blatt hätte fallen hören können. Es war wie in einer Kirche. Und als sich später der Applaus los rang, war auch er der Stimmung angemessen, fast weihevoll. Es waren noch einige Vorträge zu hören, aber die Lust daran war den meisten vergan gen. Man verteilte sich in den verschiedenen Sä- len und bildete bis zum Souper Gruppen. Elisabeth war fast der Mittelpunkt geworden, denn viele kamen und sprachen ihren Dank aus, aber zu einer rechten Unterhaltung konnte es doch nicht kommen, da die meisten ein sehr schlechtes Deutsch sprachen. (Fortsetzung folgt.)