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Tageblatt für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorfs Bernsdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Rüsdorf, Lugau, Langenberg, Fallen, Langenchursdorf, Meinsdorf re. Der »Hohknslcin-Erustthaler Anzeiger" erscheint mit Ausnahme der Sonn« und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bet freier Lieferung ins Haus Mk. 1.50, bei Abholung in den Geschäfte pellen Mk. 1.25, durch die Post bezogen (außer Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen nehmen die Geschäfts« und Ausgabestellen, di« Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbriefträger entgegen Au Silage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das »Illustrierte Sonntagsblatt". — Anzetgengebührfür die «gespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15 Pfg.; im Reklameteil die Zeile 30 Pfg. Dir 2gespaltene Zeile im amtlichen Teil 50 Pfg. 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Den Russen hat kaum daran gelegen, zu den Schwierigkeiten, die sie im Felde haben, sich neue Mühsal zu schaffen, auch die Franzosen haben gerade Arbeit genug, aber die Englän der haben so lange geputscht, bis sie Russen und Türken glücklich aneinander hatten. Die Russen haben der türkischen Flotte die Aus fahrt in das Schwarze Meer sperren wollen, »vorauf die letztere prompt die feindlichen Mi nenleger in den Grund bohrte. Der Konflikt ist da, und zwar ein Zusaminenstoß, der in seiner Entwicklung für den nahen und fernen Orient voll nicht weniger großen Folgen be gleitet sein wird, wie der Krieg im Westen. Aber wirklich sensationellen Entscheidungen ge genüber ist die Ruhe des Abwartens geboten. Was ist die Hauptsache? Konstantinopel. „Den Finger drauf, das nehmen", so denken schon längst alle Russen. Aber für die heutige türkische Hauptstadt sind noch viel mehr Be werber da. England mag zeitweise Konstanti nopel den Russen überlassen, für die Dauer sicher nicht. Und die Balkanstaaten, die alle gern die altberühmte Stadt hätten- gönnen sie im innersten Herzen schließlich lieber dem Sul tan, wie dem Zaren, wenn sie selbst nicht da zu kommen können. Es bleibt darum fraglich, ob Konstantinopel im Falle eines allgemeinen Orientkrieges sofort ernstlich angegriffen wird, und die zu Bombardements bereite englische Mittelmeerflotte wird zu solchem Vorgehen schwerlich einen schleunigen Befehl erhalten. Drohen heißt nicht immer schießen. Ein Krieg im Osten braucht nicht sofort umfangreiche militärische Operationen im Ge folge zu haben. Den Russen liegt hieran in ihren Nöten sicher nichts; aber die würden nicht befragt. Die Türkei kann bei kräftiger Energie viel, darf aber, wenn sie in Asien den Russen beim Kragen nimmt, ihre europäischen Nachbarn nicht vergessen. Das bisher neu trale Rumänien hat in dieser Nolle sich so wohl befunden, daß es sie wohl nicht sogleich völlig aufgebcn wird. Bulgarien sieht in Griechenland und Serbien, die ihm im Som mer 1913 seinen Hauptkriegsgewinn wieder ab- gcnvmmen haben, seine Todfeinde und geht darum mit dem Türken. Serbien liegt am Boden, Griechenland steht frisch da. Muß es schlagen, wird es wahrscheinlich unter dem Zwange der englisch-französischen Flotten ge gen die Türkei fechten, hat dann aber die Bul garen im Nacken. Die Türkei hat den größ ten Nutzen durch die Muselmanen im gan zen Orient. Ob diese mit gewaltiger Wucht sich gegen Russen und Briten im Nu erheben werden, ist nicht zu sagen. Ein Krieg aller oder der meisten Orient staaten unter einander wird ferner unabhängig von den Ereignissen auf dem europäischen Kriegsschauplatz mit der einzigen heute noch neutralen europäischen Großmacht zu rechnen haben, mit Italiens gefechtsklarer Flotte und mit seinem marschbereiten Heer. Auf Anwei sung der Regierung in Rom sind bekanntlich vorige Woche schon sechs Schlachtschiffe und andere Fahrzeuge nach der albanischen Küste zu „Sanitäts- und Polizeizwecken" abgesandt, die zur angemessenen Zeit ihre Tätigkeit be ginnen werden; aber bei der heutigen Kriegs konstellation im Orient erwächst für die italie nische Politik eine viel hervorragendere Auf gabe. Sie kann schließlich nicht darauf war ten, was Engländer und Franzosen für das Mittelmeer bestimmen werden, sondern muß ihre eigenen Lebensinteressen wahren. .Die Zeit für eine Entscheidung hierüber steht nahe bevor. Das jetzt angebrochene neue Kriegsviertel jahr führt uns aus dem Beginn der eu ropäischen Abrechnung in den der Weltabrech nung ein. Sie wird ebensowenig wie die erstere im Galopptempo vor sich gehen, aber sie wird das Kriegssundament unserer Geg ner immer mehr erschüttern. Vielleicht erleben wir es infolge davon sogar, daß im äußersten Osten Japan an seinen Freund England mit neuen solchen Ansprüchen herantre ten und sie herausschlagen wird, daß die nord amerikanische Union, welche die japanische Ex pansion sehr sorgsam überwacht, erklärt: „Jetzt mache ich auch mit!" * * * Ser ruW-tSrWe Krieg. Grenzgefechte am Kaukasus. Kvnstauliaopel, 2. Nov. Ein offizielles, durch die „Agence Ottomane" veröffentlichtes Kommu« niquee besagt: Nach amtlichen Nachrichten von der kaukasischen Grenze haben die Russen an mehreren Punkten unsere Grenztruppen ange griffen, sie wurden aber gezwungen, sich zurück zuziehen, wobei sie zum Teil dank dem ener gischen Widerstand, der von den türkischen Truppen ihnen entgegengesetzt wurde, Verluste erlitten. Im Mittelmeer haben englische Kreuzer das Feuer eröffnet und ein griechische- Lorpe-ü- b»»t z«« Sinke» gebracht, das sich ihnen näherte, da sie eS für ein türkisches Torpedoboot hielten. Diese beiden Ereignisse zeigen, daß unsere Feinde zu Lande und zu Wasser die Feindseligkeiten gegen unS eröffnet haben, die sie seit langer Zeit gegen uns vorhatten. Die ganze Ottoma- nische Natton ist bereit, vertrauend auf den Schutz Gottes, deS einzigen Schützers von Recht und Billigkeit, auf diese Angriffe zu antworten, die darauf abzielen, unsere Existenz zu vernichten. England «nd Frankreich gegen die Türkei. Nach deni Vorgehen Rußlands haben auch England und Frankreich ihre Botschafter aus Konstantinopel abberufen und mit Feindselig keiten gegen die Türkei begonnen. Nach Kon stantinopeler Meldungen lief eine englisch-fran zösische Flotte in den Golf von Tschesme ein, der in der asiatischen Türkei an der Küste des Aegäischen Meeres liegt, um ein türkisches Ka nonenboot und einen türkischen Dampfer o.nzu- greifen. Der Kommandant des Kanonenboo tes versenkte den Dampfer, um ihn nicht vom Feinde vernichten zu lassen, und sprengte sein eigenes Fahrzeug in die Luft. Türkischer Einfall in Aegypten. Aus Mytilene auf der Insel Lesbos wurde nach Athen gemeldet, daß 15 000 Türken be- reils aus ägyptischen Boden stehen. Die gegen Rußland gestellte Heeresmacht der Türkei wird aus MO 000 Mann geschätzt. — Der Mitarbei ter eines italienischen Blattes, der soeben aus Aegypten zurückkehrte, erzählte, daß dort die Stimmung dermaßen englandseindlich sei, daß eine Explosion täglich zu erwarten ist. Selbst die indischen Truppen sympathisieren mit der Bevölkerung und sind ganz unzuverläs sig. Die Regierung steht diesen« Zustand der Dinge machtlos gegenüber. England droht mit der Annexion Aegyptens. Lord Kitchener, der als Kriegsminister jetzt allerdings unabkömmlich ist, hat, wie Londo ner Blätter betonen, seine Vorbereitungen zur Verteidigung Aegyptens gegen dessen recht mäßigen Besitzer getroffen und kann eine be trächtliche Streitmacht in das Nilland verle gen. Wie er dies Kunststück fertig bringen soll bei dem notorischen Mangel Englands an Sol datenmaterial ist sein Geheimnis. In London heißt es, sobald die Türkei England bekriegt, fallen die Verträge und Vereinbarungen weg, die den Stand Aegyptens zwischen England und der Türkei regeln. Die englische Regie rung wird die bisher als türkisch anerkannte Souveränität übernehmen. Die bisher an die Türkei für Aegypten und Cypern gezahlten Tribute fallen fort. Die Behandln«- der Deutsche« in Aegypten nimmt an Schärfe und Roheit täglich zu. Alle Deutschen, darunter die angesehensten Män ner, die seit Jahren in Aegypten geweilt ha ben, wurden gleich nach Kriegsausbruch ge fangen genommen und nach der 18 Stunden von Kairo entlegenen Verbrecherkolonie in der Wüste Karga verschickt. Sie waren vorher zwangsweise photographiert worden, jedes Bild mit einer Nummer versehen und diese Bilder in die Pässe, eingeklebt. Die ganze rozedur erinnerte an die Behandlung von chwerverbrechern, sämtliche Postsendungen, die für Deutsche ankommen, werden geöffnet und verbrannt. Es muß betont werden, daß die eingeborenen Verwaltungsorgane diese Drang salierung der Deutschen nicht mitmachen. Von der Bevölkerung stehen 95 Prozent geschlossen gegen die Engländer, die mit derselben Strenge auch gegen ^alle Eingeborenen vorge hen. So wurden be« zwei Prinzessinnen des regierenden Hauses Wohnungsdurchsuchungen vorgenommen, auch der Vetter des Khediven, Prinz Assiz, der bekanntlich als Heerführer in türkischen Diensten bei. Kirkilisse geschlagen wurde, konnte sich dagegen nicht retten. Das Gepäck des Khediven selbst, das ihm nach Konstantinopel nachgesandt worden ist, etwa 150 Kolli, wurde vorher vor« den Englän dern erbrochen und durchwühlt. In Kairo stehen jetzt 15 000 englische Truppen, dagegen ist den ägyptischen bewaffneten Soldaten die Munition abgenommen worden. Libye« bleibt Vs« der islamische« Beweg««- ««berührt. In Italien suchten die Mächte des Drei verbandes Beunruhigung zu errege» und da mit den Anschluß des Königreichs an den Dreiverband zu veranlassen, indem sie aus streuten, daß die in Aegypten entfachte isla mische Bewegung auf das jüngste afrikanische Schutzgebiet Italiens übergreifen würde. Eine solche Gefahr ist indessen ausgeschlossen. Die türkische Regierung hat amtlicher Meldung zu folge bereits die offizielle Zusicherung gege ben, daß sie in Berücksichtigung der italieni schen Interessen alle erforderlichen Maßnahmen getroffen hat, um die Bewegung, die sich in Aegypten zu vollziehen beginnt, von Libyen fernzuhalten. Die beruhigende Zusicherung der türkischen Regierung wird von deutscher Seite amtlich bekannt gegeben, sie ist offenbar auch auf Deutschlands Veranlassung gemacht wor den. So zeigt der italienische«« Regierung auch dieser jüngste Vorgang wieder, wo die In teressen Italiens am besten geborgen sind. Russischer UMM« au Bulgarien. Oft«-Pest, 2. Nov. Der „Az Eft" meldet au- Bukarest: Der Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen Rußland und Bulgarien steht unmittelbar bevor. Eine befristete Note Rußlands an Bulgarien lautet wie folgt: 1. Die bulgarische Regierung soll sich von jetzt an jeder feindseligen diplomatischen Aktion gegen Serbien enthalten. 2. Die bulgarische Regierung hat sich formell zu verpflichten und Garantien zu geben, daß sie zukünftig in keinerlei Weise Banden unterstützt, KomitatschiS für Macedonien nicht duldet und die vandensührer ohne Aufschub vor ein Kriegs gericht stellt. 3. Bulgarien läßt eine strenge Zensur in Kraft treten gegen die Zeitungen bezüglich der Mitteilung von Nachrichten über Vorgänge be treffend Rußland und Serbien. 4. Bulgarien fischt sofort jene Minen auf, die den Berkehr nach Warna und BurgaS ver hindern, ja sogar unmöglich macken. Pie bulga rische Regierung ist verpflichtet, die Häfen sofort sttr den Durchgangsverkehr nach Dedeagatsch und Saloniki zu öffnen. Fallt Bulgarien diese Forderungen, die mit Zeitfrist unterbreitet werden, nicht erfüllt, wäre Rußland aezwungen, dat Bombardement auf Warna und Burga» zu eröffnen. Man wird abwarten müssen, schreibt dazu der „Berliner Lokalanzeiger", ob die Bukarester Meldung des ungarischen Blattes sich bestätigt, zumal über einen solchen Schritt der russischen Regierung noch nichts bekannt ist. R«tzland, der grStzte Feind des Slawentums. Sofia, 2. Nov. Der liberale Politiker Jokin Wladikin schreibt in der „Kambana": Die Liberalen haben bloß die Interessen Bulgariens und die Einigung aller Bulgaren vor Augen, sie würden selbst mit dem Teufel ein Bündnis eingehen, um dies Ziel zu erreichen. Sie würden daher auch nötigenfalls gegen Rußland kämpfen, falls sich dies der Einigung der Bulgaren wider setzt. Rußland hat den Krieg der Balkanstaaten untereinander hervorgerufen, eS ist der größte Feind des Slawentums, weil es Polen geknechtet hat und heute gegen Oesterreich kämpft, wo jeder zweite Soldat Slawe ist. Rußland handelt als Mörder am Slawentum, als Brudermörder. Die Peter-Pauls-Festung, Sibirien, Sacchalin, die russischen Spione und die schwarzen Hundert er füllen die Südflawen und die ganze Menschheit mit Entsetzen und Ekel. Das russische Regime und der B«udermord sind Taten, von denen wir uns mit Abscheu abwenden. G » 1 O Weitere MWitte im Weste». Nach der amtlichen Meldung des Großen Hauptquartiers schreiten unsere Operationen bei Apern sehr erfolgreich fort, während sie bei Nieuport durch weite, von« Feinde ver ursachte Ueberschwemmungen erschwert werden. Bei Apern, das der Hauptpunkt unserer nörd lichen Front ist, haben wir weiter Gelände ge wonnen und den Wegeknotenpunkt Messines in unseren Besitz gebracht. Dieser Ort liegt acht Kilometer von Upern entfernt Halbwegs zwischen Uperu und Armentieres. Unser An griff zwischen Apern und Lille ist an dei« bei den letzten Tagen urn etwa fünf Kilometer weiter nach Weste«« vorgetragen worden, um diese,« Raum ist die Umklammerung der Eng länder uu« deren Hauptstützpunkt forgeschritten. Auch im Argonner Wald hat unser Angriff leine Stockung erfahren; wir kommen durch beständiges Vordringen nach Süden der Säu berung dieses Waldgebirges, die für die Um klammerung der Festung Verdun bedeutungs voll ist, immer näher, zunial der Feind auch bei unserm jüngsten erfolgreichen Vordringen wieder starke Verluste erlitt. Die Inder, die zunächst in großen Lagern zusammengehalten wurden, um sich an das Klima zu gewöhnen, nehmen jetzt an den Kämpfen teil. Nach der Meldung unseres Großen Hauptquartiers kämpfen sie jedoch nicht in eigenen Verbänden, sondern sind auf die ganze Front verteilt. Der Gründe für diese bemerkenswerte Erscheinung sind mehrere. Die Engländer setzen keine großen Hoffnun gen auf die militärische Leistungsfähigkeit der Inder und glaube«« nicht, daß diese den deut schen Angriffen auch nur mäßigen Widerstand entgegensetzen würden. Dann aber mißtraue«« die Engländer auch den unglücklichen Opfer«« ihrer Herrschaft und befürchten, daß die In der die erste, beste Gelegenheit ergreifen könn ten, um ihren Zwingherrn zu entrinnen. Mit diesen Hilfskräften, denen jede Begeisterung fehlt und die nicht anders sind als die russi schen Asiaten, die mit Knute und Revolver ins Feuer getrieben werden, können unsere Feinde Siege über unsere mit höchster Begei sterung und Opferwilligkeit kämpfende,« Trup pen niemals erwarten. Sie haben die Hoff nung darauf auch wohl schon selber aufgege ben. Die französischen amtlichen Berichte iiber die Lage auf dem westlichen Kriegsschauplatz« werden immer kleinlauter. Sie erwähnen die Erschwernis der Operationen bei Nieuport durch die dortigen Ueberschwemmungen gleich falls, müssen aber zugeben, daß die Deutsche««