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Verbandplätze zu kümmern. Es finden sich mehrere Verwundete zusammen, die sich dann bis zur nächsten Bahnstation schleppen, um ohne Aufenthalt zurllckbefördert zu werden. Auf den Bahnhöfen sind Labestationen eingerich tet, in denen Fleisch und Suppen, Tee, Zul ker, Brot, Käse usw. verabreicht werden. Je der Mann bekommt, soviel er haben will. Nach der Speisung wird er einwaggoniert. Für die nichtmarschfähigen Verwundeten, die mit Bles- siertenwagen zur Station gebracht werden, ste hen spitalmätzig eingerichtete Krankenzüge zur Verfügung. Mit den Zügen geht es dann zu den Krankenhaltestationen, in denen die Ver wundeten auf» sorgsamste verbunden und ge pflegt und dann in die Lazarette befördert wer den, in denen sie ihrer vollen Heilung entge gengehen. Auf dem galizischen Kriegsschau. Platze sind bisweilen auch choleraverdächtig« Soldaten zu behandeln. Der leitende Stabs arzt einer galizischen Baracke erzählte dem Be richterstatter, vor drei oder vier Wochen gab es ziemlich viel Eholerakranke, die eingeliefert wurden. Die Behandlung mit Blutkohle, das heißt mit verkohltem Tierblut hat sich vorzüg lich bewährt. Selbst sehr schwere Kranke, die zwei oder drei Tage lang mit dem Tode ge rungen haben, sind wieder gesund geworden. Es sterben sehr wenige an Cholera; etwa 4 Prozent der Erkrankten. Zum Kriege. Sine amtliche Protestnote. Di« deutsche Regierung hat als Erwiderung auf den Protest der englischen Regierung gegen das Legen deutscher Minen in der Nordsee den neutralen Mächten eine Erklärung zugehen las sen, die feststellt, daß Deutschland eigentlich an das betreffende Haager Abkommen garnicht ge- Kunden ist, weil einer der Kriegführenden, näm lich Rußland, das Abkommen nicht ratifiziert habe. Trotzdem habe es freiwillig diese Be stimmungen bis jetzt aufrecht erhalten und dieselben nirgends verletzt. Die englischen Be hauptungen, daß Fischerboote unter neutraler Flagge die Minen für Deutschland gelegt ha ben, seien unwahr, nur deutsche Kriegsschiffe haben diese Minen gelegt. Auch die Behaup tung, daß durch die deutschen Minen neutrale Zufahrtsstraßen gesperrt seien, entspreche nicht den Tatsachen. Dagegen habe die deutsche Ne gierung schon am 7. August allen neutralen Mächten die Mitteilung gemacht, daß die Zu fahrtsstraßen zu den englischen Häfen deutscher seits durch Minen gesperrt werden würden. Dio Protestnote stellt zum Schluß fest, daß „der Aufwand an starken Worten und sittlicher Ent rüstung, womit der britische Protest die deut sche Regierung vor den neutralen Mächten de nunziert", in keiner Weise gerechtfertigt sei, da- gegen die andauernde Vergewaltigung des neu tralen Handels durch England den britischen Protest überall in dem richtigen Lichte erschei nen lassen wird. Die Schwarze» ««V »»sere Kriegsfreiwillige». Bon den letzten Kämpfen an der Küste er zählt ein 18jähriger Kriegsfreiwilliger: Am Abend fing französische Artillerie an uns zu beschießen, es war ein Höllenkonzert! Granate auf Granate schlug in unsere Stellungen ein, rechts und links ganz in meiner Nähe explo dierten sie und rissen meine Kameraden fort. Immer sürchterjlicher wurde eS, um Mitter nacht hatte ich ein Gefühl, als wollte die Erde bersten. An Schießen war nicht zu denken. Wir duckten uns in unsere Unterstände und warteten auf den Befehl zum Vorstürmen oder Zurückweichen. Da plötzlich schwieg das feind liche Feuer und nun sahen wir die Schwarzen auf uns vorgehen. Sie glaubten, wir Hütte« unsere Stellungen geräumt, weil wir aus ihr Geknatter nicht erwidert hatten. Jetzt wur den wir munter! Bis auf 200 Meter ließen wir sie herankommen, ohne uns zu melden, nur unsere Scheinwerfer huschten ein paar Mal über die anschleichenden schwarzen Gestalten. Nun aber ging bei uns ein Lärm los! Die schweren Geschütze feuerten fortwährend in die dichten Reihen, dazwischen tönte das Rattern unserer Maschinengewehre und Flinten. Nach 15 Minuten war das grausige Schauspiel vor über, man sah im Dunkel der Nacht, im Schein der Platzenden Geschosse nichts als die Glieder der Schwarzen, die als dunkle Körper in die Luft geschleudert wurden. Am andern Mor- gen hatte der Feind das Schlachtfeld geräumt, ein entsetzlicher Wirrwarr bedeckte den Boden. Der verurteilte „Prediger". Wie bereits seinerzeit mitgeteilt wurde, ist ein Gemeinschaftsprediger, namens Frank, auS Stras ¬ burg i. Westpr. verhaftet worden, weil er in einer Versammlung zu Stettin u. a. gesagt hatte, das Blut von unschuldigen Frauen und Kindern klebe an deutschen Schwertern. Gegen den Pre diger wurde dann ein Strafverfahren eingeleitet. Er verteidigte sich damit, daß er mit seiner Predigt nicht habe aufreizen, sondern nur zur Buße mahnen wollen. DaS zuständige Kriegsgericht verurteilte ihn unter Zubilligung mildernoer Um stände zu sechs Monaten Festungshaft. Sin franzSstfcheS OffiziertorPS feiert die Sapit«latto« vo« Metz. AuS einem Landstädtchen an der Grenze wird, nach einer Straßburger Meldung, ge schrieben: Wie die Franzosen die eigenen Trup pen und das Volk zielbewußt belügen, wird illustriert durch die verbürgte Mitteilung, daß vor einigen Tagen das OsfizierkorpS des uns gegenüberliegenden französischen Truppenteils die Kapitulation der Festung Metz mit einem Ban kett und Ballfestüchkeiten beging. — Tin amt licher Anschlag gab ausdrücklich bekannt, daß General v. Kluck mit einer Armee von achtzig tausend Mann in Gefangenschaft gegangen sei. Eine bemerkenswerte amerikanische Stimm««- -e-e« England. Die Londoner „Morningpost" meldet aus Washington: Die „Washingtonpost", die seit Beginn des Krieges mit den Verbündeten sym pathisierte, greift jetzt diese in einem mehrere Spalten langen Leitartikel, der viel Beachtung gefunden hat, unter der Ueberschrift „Englands Prestigeverlust im gegenwärtigen Kriege" heftig an. Sie schreibt: Die bisherigen dürftigen Leistungen Englands trugen dazu bei, die Ver bündeten zu entmutigen und ihm seine Freunde Ei« serbischer Kriegslager. Unser Bild wurde in einem Grenzorte ausgenommen, wo die eingezogenen Reservisten und Freiwilligen so lange im Freien und in ,Ställen kampieren, bis sie mit Waffen und Munition ver sehen sind, um dann ins Feld zu ziehen. zu entfremden. Dem britischen Volk muß der Atem ausgegangen sein bei der Beschießung von Uarmouth und der Vernichtung des Geschwaders des Admirals Cradock. Die deutschen Flotten kommandanten und Seeleute sind verhältnismäßig Neulinge, aber sie vollbringen Wunder an Wage mut und Geschicklichkeit. Wenn hie britische Flotte keine Nelsons mehr hat, warum überträgt man da» Oberkommando der verbündeten Flotte nicht dem (japanischen) Admiral Togo? Die Welt hat für Verlierende keine Zeit. Oertliches und Sächsisches. *— Weihnacht» gaben für un sere Krieger. Wie bekannt, hat die Post die Familien von im Felde stehenden Soldaten aufgefordert, zeitig diejenigen Gegenstände zur Absendung zu bringen, die als WeihnachtSgabe für die Tapferen dienen sollen. Das Wei nachtsgedenken gilt in diesem ; Jahre in erster Reihe den Kriegern, Deutschlands Gegenwart, die Jugend, unsere Zukunft, wird sich mit dem zweiten Range begnügen müssen. Und da heißt es nicht allein raten, sondern auch hel fen. In manchem bescheidenen Haushalt ist der gute Wille, dem Gatten und Vater drau ßen eine Ueberraschung zu bereiten, im vollsten Maße da, alle Finger regen sich, Wollsachen fertig zu stellen, denn nach dem Feste kommt erst der eigentliche Winter, der es hoffentlich nicht bös machen wird. Aber außer dem Prak tischen soll es doch auch ein bißchen Weihnacht liches sein. Das kostet Geld, und das Geld hat heute seinen besonderen Wert. Da werden sich teilnehmende Herzen daran zu erinnern ha ben, daß es keine höh«re Genugtuung geben kann, als die Tatsache, dazu beigetragen zu haben, den Feldgrauen eine frohe Ueberra schung zu bereiten. Es ist noch eine ganze Weile hin bis zum Fest, aber darum besteht doch Eile in dem Nachsorschen nach Familien, denen geholfen werden kann. Hier bietet sich die Gelegenheit zu eigenstem hilfreichen Han deln, zur vollsten Betätigung der Persönlichkeit. *— Auskunft über Kriegsge fangene. Angesichts der noch im Publikum bestehenden Unsicherheiten über die Wege zur Erlangung von Auskünften über Kriegsgefan gene wird bekannt gegeben: 1. Auskunft über deutsche Kriegsgefangene, das heißt die Ange hörigen des deutschen Heeres und der kaiserli chen Marine, die in feindlichen Staaten kriegs gefangen sind, erteilt in erster Linie, soweit es sich um Angehörige des Heeres handelt, di« Abteilung 5 des Zentralnachweisebureaus des Königlich preußischen Kriegsministeriums in Berlin, soweit es sich um Angehörige der Ma rine handelt, die Auskunftsstelle des Reichsma rineamtes in Berlin. Sind diese Stellen nicht in der Lage, Auskunft zu erteilen, so ist die Abteilung für KriegÄgefangenenfürsorge des Zentralkomitees der deutschen Vereine vom Ro ten Kreuz bereit, Nachforschungen über den Verbleib der Gesuchten anzustellen^ wozu ihr insbesondere die Mitwirkung des internationa- Kriegsgreuel. Nvvellette von Adalb. L. Grein. (Nachdruck verboten.) Greller Feuerschein malten den Himmel. Aus der Ferne drang wildes Angstgeschrei und nun eine krachende Salve. Das hübsche Mädchen, das aus der Dach luke eines ostpreußischen Bauernhauses angst voll nach dem Feuerschein gespäht, fuhr bei dem Knattern der Schüsse mit einem Schrei zurück. Es war kein Zweifel mehr, die Rus sen, die Ostpreußen schon zum größten Teil verwüstet und deren Greuel- und Schandtaten wie ein gewaltiger Entsetzensschrei von Ort zu Ort gedrungen und viele, viele hatten flüch ten lassen, waren ins Dorf gedrungen und übten nun auch hier ihre Zerstörungswut. Auf dem Hofe ward jetzt ein Hasten laut; angstkreisend kamen die Mägde gelaufen; wild entschlossen die Peitsche schwingend, der Stall junge. Auch auf der Dorfstraße tauchten schrei end und klagend die Flüchtlinge aus; Frauen init Säuglingen aus dem Arni, alte Männer, auf dem Rücken die wenigen Habe, die sie in der Eile hatten greisen können. Weinende Kinder, halbwüchsige Jungen mit trotzigen; Mienen, als seien sie entschlossen, nicht Feind noch Tod zu scheuen, und über den armen irrenden Scharen der feurig und feuriger er strahlende Himmel, und neue Schutzsalven und knatternder Widerhall. Aus der Stube des Bauernhauses rief jetzt eine zitternde Stimme: „Anne, komm' zu Mutter. . ." Dieser Ruf gab der hübschen Anne Wörp- ke, die eben selber gezittert, ihre Besonnenheit zurück. „Freilich komm' ich, Mutter, ich verlaß' Dich nicht!" rief sie mit gefestigtem Ton, wäh rend sie die Stiege hastig hinabkletterte. Anne war imgrunde ein resolutes und tatkräftiges Mädchen, das seit dem Tode des Vaters, dev wenige Wochen vor dem Ausbruch des Krie ges gestorben war, der stillen, kränklichen Mut ter die Wirtschaftssorgen ab- und auf ihre ;ungen Schultern genommen hatte. Noch stand der Heimgang des Vaters schmerzhaft vor ihrer Seele, als auch schon die KriegSfurie ins Land gekommen war und der Witwe Wörpke den Rest von Widerstandskraft genommen. Nun und der Großvater Wörpke mit seinen 75 Jah ren war auch kein Schutz für die Frauen. Ach, wo gab es überhaupt noch Schutz gegen diese Mordbrenner, die selbst die Frauen und Kin der nicdermetzelten, wie man erzählte! Einen, ja einen gab es freilich, unter dessen Schutz Anne Wörpke selbst die russischen Barbaren nicht fürchten würde, einen, mit dem vereint zu sterben ihr süßer deuchte, als zu leben ohne ihn . . . „Johannes . . ." flüsterte das Mädchen und trotz der Angst der Stunde flogen ihre Gedan ken zu ihm. Ob er wohl von dem schweren Unfall, den er sich beim Ausbessern seines Hausdaches zugezogen, genesen war? Er sei ein ungeduldiger Kranker, hatten die Leute erzählt, ungeduldig, weil er lieber für's Va terland mitgekämpft hätte, als untätig brach zu liegen. Ueber den Angstrufen und dem Hasten draußen, das mehr und mehr anschwoll, Hatto Anne nicht bemerkt, daß jemand ins Haus gekommen war. Erst als sie hochatmend vor der Stubentür stand, hörte sie drinnen die Mutter mit tränenerstickter Stimme rufen: „Willkommen Nachbar, Sie hat uns der Herr gott geschickt!" Mit einem Ruck ritz das Mädchen die Türe auf — „Johannes!" kam es dann wie ein Er lösungsschrei von ihren Lippen. „Sagen Sie dies Wort noch einmal, Fräu lein Anne," bat eine wohllautende Stimme und der Gast, ein großer, ansehnlicher Mann von wohl 30 Jahren, mit sympathischem männlichen Gesicht, streckte ihr seine Hand ent gegen. „In dunklen Krankheitsnächten habe ich von solch süßem Willkommensgruß geträumt, Fräulein Anne. Und wenn in der Wirklich keit der Himmel auch in rotem Schrecken flammt und wir einer schweren Stunde entge gengehen, so bin ich doch ein glücklicher Mann, denn nun weiß ich es, Du bist mir gut. „Anne . . ." seine Stimme sank, während Mut ter Wörpke leise die Stube verließ. Und er flüsterte süße, werbende Worte, Worte, d)e das Mädchen selig erbeben ließen. Und sie ver gaßen die Gegenwart, vergaßen den in düste rem Rot erstrahlenden Himmel und den na henden Feind. „Ich bin wieder gesund und werde nun bald auch in den Reihen unserer Vaterlands kämpfer stehen," sprach Johannes. „Willst Du Dein Leben an mein ungewisses Los ketten, willst Du dennoch mein sein, mein Lieb?" „Dein. . ." sagte sie nur und legte das Haupt an seine Brust. Waren es Minuten nur, oder eine Para diesewigkeit, daß sie Herz an Herz geruht? Ein eigentümlich knatternd-zischendes Geräusch, jetzt wieder, ein drittes, ein viertes Mal sich wiederholend in schneller Folge, schreckte die Liebenden auf. Gleichzeitig gellte über den Hausflur ein zitternder Schrei. Jetzt ging die Türe auf. Das eherne Antlitz aschfahl, hielt er sich wan kend am Pfosten. Er wollte sprechen, doch kein Wort kam über die zitternden Lippen. Mit dem Ruf: „Das war Mutters Stim me!" entriß sich Anne Johannes Armen und stürzte an dem Großvater vorbei, dem Schrei nach, der auf dem Hofe und auf der Straße ein vielstimmiges Echo fand. „Die Russen haben Brandraketen geschleu dert, — Wörpkes Haus brennt!" gellte es durcheinander. An allen Ecken des Gehöftes zuckelten Stichflammen auf wie feurige Ker zen. In wenigen Minuten war der Fachbau umspielt von Flammen, die mit gieriger Ge schwindigkeit an der leichten Beute emporleck- tcn und bald von Qualm, und Rauch um- schleiert waren. Am Hoftor aber rammeltenf vergebens lebende Hände; die Feinde hatten Hostor und Haus geschlossen. In rasender Geschwindigkeit war das Zer störungswerk geschehen, waren die unglücklichen Bewohner zu Gefangenen gemacht, dem Flam mentode preisgegeben. Zwischen den Qualm wolken, die aus einem der Fenster drangen, tauchte jetzt Johannes Gestalt auf, die ohn mächtige Witwe Wörpke im Arm. Es schien ein unausführbares Werk, daß der große Mann mit seiner Last durch die niedrige Fensteröffnung gelangen würde. Aber solch ein Augenblick höchster Lebensgefahr schärst die menschliche Kombinationsgabe auf s äu ßerste. So auch hier. Nach wenigen Sekunden war die Flucht ins Freie gelungen. Gleichzeitig hatte sich aus einem anderen Fenster Anne geschwungen. Und nun stützte sie den Großvater, bis auch er hinausgelangt war. Ueber das Greisengesicht breitete sich eine wunderbare Ruhe. Er wies zum Hoftor hin, an dem die Mägde noch immer verzweifelt rüttelten: „Können wir auch nicht heraus, so sterben wir doch unter freiem Himmel." Die alten Augen in Ergebung in das Geschick aufwärts gerichtet, das weiße Haar im Winde flatternd, stand der Alte da, vom Flammenschein umleuchtet. Eine donnernde Salve gegen das Hoftor, ein wahnsinniger Schrei aus dem Munde der unglücklichen Mägde, von denen zwei getrof fen zu Boden stürzten, war das Werk des nächsten Augenblicks. Im Rahmen des ge sprengten Hoftors tauchten die lehmfarbigen Uniformen der Russen auf; blitzschnell war dasselbe umzingelt von einem Rudel grim mig lachender Moskowiter. Der Ueberfall setzte sich fort auf der Dorf- straße, wo knatternde Schüsse die Flüchtlinge erreichten, einige niederstreckten, während die übrigen, vergebens um Gnade flehend, von den Soldaten gefesselt wurden. Welches Schick sal wartet ihrer? Als Anne Wörpke die Russen am Hos tor erblickte, den grimmigen Hohn in ihren Mienen sah, da wußte sie es, was kommen würde. Auf ihr junges, hübsches Gesicht trat der Ausdruck eines festen Entschlusses. Ihr Blick ward dunkel. Hinweg über die wimmernden Mägde am Boden glitt er vom Großvater, auf dessen Zügen noch die erhabene Ruhe thronte, zur- Mutter hin, die auf Stroh gebettet, noch mit halber Bewußtlosigkeit rang. Und nun blieb ihr Blick an Johannes vielgeliebter Gestalt haften, der jetzt festen Schrittes den Feinden entgegen ging — Das hieß, dem Tod entgegen . . . An Johannes vorbei flog plötzlich mehr als sie ging die junge Mädchengestalt, bis dicht vor die Russen hin. Ein heiliges Feuer in den blauen Augen, rief sie mit beschwören der Gebärde: „Schont die alten Leute, schont den Mann, den ich liebe, — erbarmt Euch und nehmt mich als Geisel!" Bevor noch Johannes das heldenmütige Mädchen erreicht und zurückgerissen, siel die Antwort unter roher Lache: „Feinsliebchen, die Geisel soll Dir schon werden, — schau her!" Damit hatte der Sprecher Anne zurück gedrängt. Ueber den nun freien Weg fegten ein halbes Dutzend Schüsse hin. Von fünf Kugeln getroffen, brach Johannes zusammen. Die sechste Kugel erreichte auch ein Ziel — ohne einen Laut zu tun, sank Großvater Wörp ke nieder. Die Schüsse hatten die Mutter aus ihrer Bewußtlosigkeit geweckt. Mit Augen voll Ent setzen die Situation erkennend, tastete die kran ke Frau nach dem Herzen . . . Als der Feuerschein sich zu der Stelle er goß, wo die Witwe lag, beleuchtete er ein Totenangesicht, — der Schrecken hatte die Schwache getötet. Mit dem Wind, der sich erhoben und die Flammen bei ihrem Zerstörungswerk unter stützte, hallte Anne Wörpkes herzzerreißendes Weinen. Sich über den sterbenden Geliebten werfend, preßte sie ihren Mund auf seine Wun den, als könne sie damit das entfliehende Le ben retten. Am Hoftor waren die lehmfarbigen Uni formen verschwunden. In der Ferne wirbelte eine Staubwolke auf und begleitete den Zug der geknebelten Flüchtlinge und ihrer Peiniger . Ja Entsetzliches hat sich aus den Fluren Ostpreußens abgespielt! Denkt alle hilfreich der Ostpreußen!