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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 08.11.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-11-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191411081
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19141108
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19141108
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-11
- Tag 1914-11-08
-
Monat
1914-11
-
Jahr
1914
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 08.11.1914
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mit den Kreuzen. Auf dem VahnhofSplatz in Genf konnte man einen Hund sehen, dem ein Eisernes Kreuz um den Hals gebunden war. Nirgends herrscht eine so deutschensetndliche Stimmung wie am Genfer See. Reue Verlustliste«. Die gestern herausgegebenen Verlustlisten, und zwar die 69. der preußischen, die 42. der bayrischen und die 50. der württembergischen Armee, umfassen insgesamt wieder etwa 8000 Namen. Die Listen reichen bis Mitte Oktober. ES handelt sich um Kämpfe sowohl im Osten als auch im Westen. Der gefürchtete deutsche Einfall iu Eugland Das englische Kriegsamt teilt mit, daß nichts in der gegenwärtigen Lage die Annah me rechtfertige, daß eine Invasion wahrschein lich sei oder bevorstehe. Verschiedene Vertei digungswerke, die im vereinigten Königreich errichtet seien, bedeuteten nur notwendige Vor sichtsmaßregeln, die jede Seemacht in Kriegs zeiten ergreife. Die Behörde werde ent sprechende Weisungen erteilen, wenn der Feind eine Invasion versuchen würde. Der englische Oberkommandierende in Frankreich schwer verunglückt? Ein aus Helgoland nach Berlin zurückge- kehrter Herr berichtet dem „Lok.-Anz.", daß nach zuverlässigen Meldungen der Oberkommandierende der englischen Armee in Frankreich, Feldmarschall Sir John French, vor einiger Zett bei einem Automobilunfall schwer verunglückt und noch zur zeit an der persönlichen Ausübung des Ober kommandos verhindert ist. Vittere Tatsache«. Die Londoner „Daily Mail" schreibt: Die bittere Tatsache besteht, daß alle Landstreitkräftr der Verbündeten weitaus unzulänglich waren, um die Deutschen aus Belgien herauszutreiben, Ostende ihnen wieder zu nehmen und sie aus der Linie an der AiSne herauszuwerfen, wo sie immer noch in einer Entfernung von 60 Meilen vor Paris stehen, sowie den Rückzug vom pol nischen Boden zu erzwingen. Der Geschützdonner eines deutschen Geschwaders wurde au der eng lischen Küste gehört. Das Erscheinen der Türkei im Felde als Verbündeter Deutschlands enthält neue Gefahren für das Britenreich. Größere Anstrengungen sind vonnöten. Selbst Kitcheners Million könnte sich als unzureichend erweisen. DaS Blatt klagt sodann über die Zensur, die verhindere, daß das britische Volk die Notwendig keit weiterer Anstrengungen erkenne. Das Prinzip des Freiwilligendienstes sei unter diesen Umständen unhaltbar. Die Regierung müsse das Volk die Wahrheit über den Krieg wissen lasten oder die allgemeine Wehrpflicht werde bald unvermeidlich sein. A«Sweis«»g ei«eS Franzose« a«S der Schweiz. Ein Franzose namens Grousset, der in ver schiedenen Städten der westlichen Schweiz Schmäh schriften gegen den Deutschen Kaiser vertrieb, wurde auf Beschluß des Bundesrats ausgewiesen. Der „Erfolg" der Rordseesperre. Aus Kopenhagen wird der „B. Z." gemeldet: Die Erregung der verschiedenen neutralen Länder, durch die „Sperrung" der Nordsee seitens Eng lands hervorgerufen, ist im Wachsen. Selbst in Dänemark werden scharfe kritische Stimmen gegen England laut. Stärker als in Dänemark kommt die Verstimmung der norwegischen und schwe dischen Presse zum Ausdruck. Wie das „Morgen- bladet" und andere norwegische Blätter betont auch die Stockholmer Presse, daß Englands Proklamation der Nordsee als militärisches Ge biet die Aufforderung an die neutralen Staaten enthält, durch Zusammenwirken ihren Handel zu schützen. Die Halt««g R«mä«ie«S ««d Bulgariens. Die bulgarische und die rumänische Regierung haben bisher in Rom keinerlei Erklärung über ihre Stellungnahme zum türkisch-russischen Kriege abgegeben. Eine Neutralitätserklärung liegt von keinem der beiden Staaten vor. Dagegen haben sowohl Rumänien wie Bulgarien am Tage des türkisch-russischen Kriegsausbruchs die allgemeine Preß- und Telegrammzensur eingeführt und gleichlautende Verbote über Veröffentlichungen von Nachrichten über Truppenbewegungen erlasfen. Warum die Türkei loSfchlug. Nach einem Züricher Telegramm der „Köln. Ztg." erklärte ein in den letzten Tagen aus der Türkei zurückgekehrter Schweizer, die türkische Heeresverwaltung habe seit Anfang August fieberhaft an der militärischen Bereit stellung gearbeitet. Ein hoher türkischer Be amter ercklärte vor 14 Tagen, eine Beteiligung der Türkei am europäischen Kriege sei notwen dig und unabwendbar; denn wenn die um England sich gruppierenden Mächte den Frie den diktierten, sei die Türkei verloren. Die wirkliche Hebung des Orients und seine An näherung an die europäische Kultur könne aber nicht durch Unterjochung, sondern nur durch friedliche Verbindung der selbständigen Völker Europas und des Orients erreicht werden. Nach Ansicht dieses Schweizers sei der unter den Mohammedanern angehäufte Zündstoff durch eine eindringliche weitreichende Propa ganda politisch-religiöser Sendlinge tief in Indien eingedrungen; sie habe ganz Aegypten durchzogen, was schon die nächstfolgenden Er eignisse unbedingt zeigen müßten. Mi« Nachrichten vom 6. November. Berli». General Pearson, Generalquartier meister der Buren während ihres Kampfes gegen England, erklärte einem Vertreter der „Tontinen- ml Times", daß die Dinge für die Engländer in Südafrika sehr schlecht stünden. Gan- Süd afrika werde die verhaßte englische Herrschaft ab- werfen. Eine provisorische Regierung sei bereits eingesetzt, ein Beweis, daß die Aufständischen nicht die geringste Befürchtung für den Erfolg ihrer Sache hegen. Köln. Ueber den jüngsten deutschen Flie gerstreich, der die kühnen Piloten sogar bis nach England führte, wird der „Kölnischen Zeitung" berichtet: Am 26. Oktober über flog ein deutsches Flugzeug von den in Nord frankreich stehenden deutschen Truppen, Füh rer Leutnant der Reserve Kammer vom Dra gonerregiment Nr. 5, Beobachter Oberleutnant Roos vom Infanterieregiment Nr. 75, den Kanal und warf nördlich von Dover mehrere Bomben ab. Nach 5stllndiger Fahrt kehrte das Flugzeug unversehrt zu seinem Truppen teil zurück. Stratzburg. Nach der „Straßburger Post" haben die Franzosen mit ihrer Artillerie die Bahnhofsanlagen in Markirch beschossen. Ein Weichensteller wurde dabei bei Ausübung seines Dienstes durch ein französisches Geschoß getötet. Mülhausen i. Elf. Infolge der an der Grenze herrschenden Unsicherheit wegen der Kriegs lage war im Oberelsaß der Wiederbeginn des Schulunterrichts bis auf weiteres verschoben worden. Da sich nunmehr in der letzten Zeit die Lage wesentlich gebessert hat, wird der Schul unterricht am 9. November wieder beginnen. Auch die Reichsbankstelle, die seit Einbruch der Franzosen geschlossen war und nach Freiburg t. B. übersiedelte, nimmt ihren Betrieb in Mülhausen wieder auf. Wien. Die „Südslawische Korrespondenz" meldet aus Konstantinopel, der Emir von Afghanistan habe eine Armee von 170 000 Mann mit 135 Geschützen an die englische Grenze vormarschieren lassen. Die Bahn Herat-Puschk sei zerstört, um den englischen Aufmarsch zu verhindern. Kriegerische indi sche Grenzstämme haben sich dem afghani schen Heere angeschlossen. An der Grenze herr sche volle Revolution gegen England. Basel. Zu dem Seegefecht bei Darmouth schreiben die „Baseler Nachrichten" : Das See gefecht an der englischen Küste war ein Husaren streich der deutschen leichten Kreuzer, welche es darauf abgesehen hatten, die Verfolger auf sich zu ziehen, um ihnen Minen in den Weg zu werfen. Dies gelang ihnen. Der Verlust eines weiteren Unterseebootes des bei der englischen Marine noch nicht so zahlreich vertretenen Offcnsiv- typs ist fühlbarer, als es der eines älteren Kreuzers gewesen wäre. Der moralische Erjolg des Uebersalles erscheint bedeutungsvoll. Rotterdam. Die Londoner Blätter veröffent lichen, wie hierher gemeldet wird, eine Extraaus- gäbe mit der Kriegserklärung Englands an die Türkei. Reuterbureau meldet, daß der türkische Botschafter in London gestern früh mit dem Personal der Botschaft nach Vlissingen abgereist ist. Auf dem Bahnhofe war Sir Edward Grey bei der Abfahrt zugegen. Laptza». Wie hierher gemeldet wird, sollen die Türken bei Smyrna eine Armee von 70000 Mann zusammengezogen haben, die augenblicklich mit der Verstärkung der Befestigungen beschäftigt OertlicheS ««d TLchfifch-S. Hoheafteta-Srustthal, 7. Noo. *— Aus Belgien ging einer Schülerin der 2. Bezirksschule von einem Landwehrmann folgende Dankkarte zu: „Bei Verteilung der Liebesgaben hatte ich das Glück, diejenige zu er halten, die du gespendet hast. Es ist geradezu rührend, wie die Heimat für uns svrgr. Dadurch wird aber der Geist in uns 1000fach angeregr und wir werden alles dafür einsetzen, daß wir den Sieg voll und ganz erringen. Gottseidank steht hier alles recht gut usw." * BeruS-orf, 6. Nov. Aus St. Couplet in Frankreich wurde den hier wohnenden Eltern des zurzeit im städtischen Krankenhaus zu Wies baden zur Genesung weilenden Fahrers der 9. Batterie des Reserve - Feldartillerie - Regiments Nr. 24 Kurt Georg Landrock die freudige Mit teilung gemacht, daß ihr Sohn am 17. Oktober mit dem Eisernen Kreuz zweiter Klasse ausge zeichnet worden ist. Mn dem Dekorierten stehen noch zwei Brüder im Felde, während der vierte gestern eingetroffen ist. * Zwickau, 6. Nov. Mit Rücksicht auf die bisherige, nn Vergleich mit den andern sächsi schen Städten ganz außerordentlich hohe Quar tierbelastung unserer Stadt zieht d er Rat derStadt die Umwandlung hiesiger Kirchen in Massenquartiere, die nach dem Kriegsleistungsgesetz zulässig ist, in ernste Erwägung. Der Stadt Zwickau werden bis Ende des Jahres 1914 über eitle Million Mark Ein quartierungsausguben entstehen. * Dresden, 6. Nov. Eilten Beweis heldenhafter Tapferkeit har der Vizefeldwebel Sullon im Infanterieregiment 85 geliefert. Er hat mit 21 Mann 507 Franzosen gefangen, darunter 2 Haupt leute und 3 Leutnants. Für diese glänzende Tat erhielt er das Eiserne Kreuz 1. Klasse, das Eiserne Kreuz 2. Klaffe hat er bereits früher verliehen erhalten. Er wurde leider später ver wundet und liegt jetzt im hiesigen Carolahaus. * Leipzig, 5. Nov. Bei der Leipziger Kriminalpolizei gingen am 4. November meh rere Telegramme der Hamburger Polizei ein, in denen uni Fahndung auf den aus Dom mitzsch gebürtigen 26jährigen Dienstknecht Friedrich Ernst Meißner ersucht wurde, der dort wegen Doppelraubmordes verfolgt würde. Durch die in Leipzig sofort getroffenen erfor derlichen Maßnahmen gelang es, den Gesuch ten schon in der letzten Nacht, früh gegen^b Uhr, in Leipzig auf der Straße sestzunehmen. Bei seinem Verhör gab Meißner zu, am 3. d. M., vormittags gegen 9 Uhr, in einem kleine ren Orte aus Hamburger Gebiet, wo er als Knecht beschäftigt war, seine Dienstherrin Stef fens und deren Magd durch Beilhiebe ermor det zu haben, um sodann ungestört stehlen zu 2 Feierabendstunde, dann reden sie noch oft von ihrer Flucht, und war sich da ereignete. Ganz plötzlich hat man damals das Dorf verlasfen müssen. Ein berittener Gendarm war in den Ort gesprengt, am Hellen Mittag, hatte gerufen: „Fort, ihr Leute, fort! Die Ruffen sind in den Wäldern. Dort nach Westen müßt ihr hinüberlaufen — da kommt ihr vielleicht noch durch." Das war eine Aufregung und eine Eile. Der eine wollte noch sein Pferd anspannen, der andere die Kuh mittreiben. Schließlich liefen die meisten zu Fuß, nur ein ganz kleines Bündel in der Faust. Zum Anspannen war keiner mehr gekommen, einige aber waren auf ihre Ackerrosse gesprungen und hoben die Frauen und die Kinder zu sich hinauf Und so ritten sie davon, von den zu Fuß Flüchten den gefolgt. Nach Westen ging der traurige Zug, dort hin, wo durch den tiefen, dunklen Tannenforst sich der einsame, ausgefahrene Sandweg schlängelt. Bald war das Holz erreicht, und man zog hin zwischen den schweigenden Stämmen. Oftmals hielten sie an und lausch ten in den Wald hinein. Alles war still, ganz still. Nur das Wipfelmeer rauschte leise, verschlafen. „Es scheinen hier wirklich keine Russen zu sein," meinte der Schulze, der an der Spitze des Zuges ritt, seine beiden Kleinsten vor sich auf dem Pferd. „Aber wir müssen doch ganz ruhig bleiben, man kann nicht wissen —" Er sprach selbst nur gedämpft. Seine Vorsicht war am Platze. Als man wieder einmal hineinhorchte in den Forst, ver nahm man Geräusche. Wahrhaftig Menschen stimmen — wie dumpfes Murmeln klang es — auch Klirren. Dies Klirren — entsetzlich — das konnte nur von Waffen sein. Russen! „Weiter — so schnell wie möglich — aber ganz leise!" gebot der Schulze flüsternd. Sie nickten und taten, wie er gesagt. Sie bissen die Zähne zusammen, keiner sprach ein Wort. Fester hielten die Frauen die Händchen ihrer stumm dahtnhastenden Kinder. Sogar die Kinder begriffen, was not tat, und weinten nicht. Ein Glück war es, daß der Weg so tiefen Sand auswies. Da ver nahm man nicht die Tritte der Pferde. Aber dann — dann — da lag etwa« voraus am Weg, halb gegen einen Baum stamm gelehnt — ein Mensch — ein Mann in graugrünem Rock, daS Gewehr im Arm — ein russischer Soldat. Die Mittagsonne brütete über dem Walde und fiel breit und heiß aus den Waldweg. Diese Mittagsonne hatte den Ruffen müde gemacht — er hatte die Augen geschloffen — der Kopf war etwas nach vorn gesunken. Und als die Flüchtigen wie gebannt am Platze verharrten, da vernahmen sie seine tiefen, regelmäßigen Atemzüge. „Ein Posten," murmelte der Schulze, kaum hörbar, „aber er schläft. Leise — ganz leife vorbei!" Aber es kam nicht dazu; sie mußten noch stehenbleiben, denn da hob der Russe gerade die Hand — hieb in der Gegend seiner Nase durch die Luft — schrrr — da schwirrte es um ihn — ein kleiner Fliegen- schwarm hatte sich sein Gesicht als Tummel platz erwählt." „O Gott — o Gott —" hauchte die Schulzin matt, „nun wecken ihn die Fliegen gerade auf — und dann — und dann — alarmiert er das Ruffenlager im Wald —" Niemand vernahm die ganz schwach geflüsterten Worte, nur ihr Aeltester, der neben ihr stand. „Pscha!" Wieder hieb der Ruffe bei seiner Nase in die Luft hinein, dabei rückte er ein bißchen hoch und brummte etwas. Halb war er schon wach. Im nächsten Augenblick riß der Schulzcn- bub einen großen Farnbusch am Wegrande auS, lief lautlos vorwärts — dann stand er auch schon neben dem Russen und — fächelte ihm die Fliegen fort. Und er fächelte mit der rechten Hand, zu gleich aber winkte er mit der Linken seinen Leuten heftig zu. Das hieß ganz deutlich: „Vorbei — schnell vorbei — ich sorge, daß er nicht aufwacht." Sie begriffen. — Und während der Bub dem russischen Posten die Fliegen verjagte, schlichen sie sich vorüber. Auch die Mutter ging mit, so sehr ihr Herz um den Aeltesten vor Angst auch pochte. Die Brave, und ihr Mann, des Knaben Vater — alle verstanden, daß es hier kein Ueberlegen gab. Sie kamen glücklich vorbei. Noch immer fächelte der Bub. Zu ihrem Heil war eine Weabiegung nahe — der Junge winkte ihnen, sie sollten nicht auf ihn warten, sollten um die Biegung gehen. AIS sie dort herum waren, warf er seinen Farnbusch hin und lief ihnen nach. Der Posten mag hernach, durch die bösen Fliegen gestachelt, bald aufgewacht sein. Aber von den Flüchtlingen hat er da nichts mehr gesehen. Plauderwiukel. Die reitende Schwad»««. Wir wollen uns heute einmal ein kleines Karussell fertigen, auf dem sich eine Schwadron kleiner Pappreiter befindet, die lustig in die 3 Runde reitet. Zuerst schneiden wir uns die Reiter selbst zurecht. Auf saubere weiße oder gelbliche Pappe — einer der bekannten weiß gelben Aktendeckel wäre für unsern Zweck am besten geeignet — zeichnen wir mit Blei stift eine Anzahl Reiter auf, die natürlich von der Seite zu sehen sind, jeden etwa 3 Zentimeter hoch. Als Vorbild dienen uns Bleisoldaten oder Bildchen aus einem Buch. Wer nicht freihändig zu zeichnen vermag, paust nach einer Buchvorlage durch. Die kleinen Kavalleristen werden dann ausgeschnitten und nun auf beiden Seiten bunt angetuscht. Da bei erhalten die Reiter hübsche deutsche Uni formen, die Pferdchen natürliche Farben. — Jetzt gehen wir an dieHerstellung des Karussells. Einen möglichst langen, festen Weinkork durch bohren wir der Länge nach; am besten dient uns hierzu ein Holzbohrer. Wir bohren daS Loch so lange aus, bis es etwa V, Zenti meter weit ist. Dann stellen wir den Korken aufrecht hin, legen auf die obere Oeffnung des gebohrten Loches ein flaches Stückchen Glas, überkleben dieses aber mit Papier. Das Papier klebt oben auf dem Korken und dem Glas; es hält somit daS Glasstück an seinem Platze fest. Danach kleben wir aus festem weißen Papier über einem runden Bleistift eine Papierröhre. Der Bleistift muß in seiner Dicke gerade in das Loch des Korkens hinein- paffen, damit auch die Papierröhre in da« Korkenloch paßt. Die Papierröhre soll etwas länger sein, als der Korken. Sie wird nach dem Kleben vom Bleistift abgezogen, außen herum mit Gummi arabicum bestrichen und nun in das Korkenloch hineingeschoben, wo sie festklebt. Das obere Ende der Papier röhre geht innerhalb des Korks bis zu dem GlaSverschluß hinauf, das untere steht etwas hervor. Jetzt schneiden wir aus weißer Pappe eine runde Scheibe van 20 Zentimeter Durch messer. Genau in die Mite der Scheibe bohren wir ein kleines Loch, danach bestreichen wir die Papierröhre des KorkS an ihrem untern vorstehenden Ende mit Gummi arabi cum, setzen sie auf die Mttte der Pappsckeibe, über das kleine Loch. Dort leimen wir sie fest. Nun gilt es noch, den Kork mit einer Art Windmühlenflügel zu versehen. Dazu brauchen wir sechs dünne flache Holzstäbchen, etwa von der Form der Zahnstocher. ES können auch richtige Zahnstocher benutzt werden. An einem Ende muß jedes Stäbchen ange spitzt sein, damit es hernach in den Kork ein gesteckt werden kann. Wir schneiden uns nun aus der weißen Pappe sechs Streifen von je 14 Zentimeter Länge und 5 Zentimeter Breite. Auf je eines der Holzstäbchen leimen wir der Länge nach ein Pappstück; doch soll das an gespitzte Ende des Hölzchens 2 Zentimeter lang unter der Schmalseite der Pappe hervor- ragen. Da die Pappe 14 Zentimeter lang ist, so erhalten wir mit der 2 Zentimeter langen Holzspitze einen Flügel von im ganzen 16 Zentimeter Länge. Sechs solcher Flügel werden aus den sechs Hölzern und sechs Pappstücken zurechtgeklebt. Dann bohren wir ringsum in die Außenseite des Korks nahe dem oberen Korkrand, sechs feine Löchlein und stecken hier die sechs Flügel mit ihren Holzspitzen fest ein. Alle sechs Flügel sollen aber etwas schräg stehen; zu einander aber müssen sie alle dieselbe Richtung haben. Nun nehmen wir die kleinen bunten Pappreiter zur Hand, befestigen sie auf der Pappschcibe, ttngsum nahe am Rand. Das Befestigen erfolgt am besten, indem in die Scheibe von oben kleine Löchlein gebohrt und in diese die Beine der Papppferdchen gesteckt werden. So stehen die Pferdchen aufrecht. Jetzt brauchen wir für das Kavallerie-Karussell noch einen Ständer. In irgendeinen festen Gegenstand, vielleicht einen kleinen Holzklotz, wird eine Stricknadel eingebohrt, so daß sie aufrecht steht, und der kleine Holzklotz ihr als Fuß dient. Auf die hochragende Spitze der Strick nadel wird dann unser Machwerk gesteckt. Die Nadelspitze geht durch das Loch in der Pappscheibe und in die Papierröhre des Korks hinein; oben stößt sie gegen den Glasver schluß. Damit ist unsere „Reitende Schwadron" fertig. Wir stellen nun das Ganze auf einen kleinen geheizten eisernen Ofen oder auf die Herdplatte in der Küche. Die Platte darf nicht so heiß sein, daß unser Karussell ansengt, doch muß von unten ein guter Hitzestrom auf steigen. Er trifft die sechs windmühlenartigen Flügel und setzt sie in Bewegung. Nun dreht sich der Kork aus der Stricknadel, was mit Hilfe der glatten Glasfläche gut von statten geht. Das ganze Karussell dreht sich, und unsere Schwadron reitet munter in die Runde. Kriegs«»« ter Kinder. „Du lieber Gott in Himmelshüh'n, Du hörst auch auf der Kinder Flehn. Ach gib den deutschen Waffen Sieg, Daß bald zu Ende ist der Krieg! Und unser Vater (Bruder, Kaiser) kommt nach Haus, Dann ist ja alle Sorge aus."
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