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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 08.11.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-11-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191411081
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19141108
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19141108
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-11
- Tag 1914-11-08
-
Monat
1914-11
-
Jahr
1914
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 08.11.1914
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mehr nach Ansicht der englischen Marinebehörden bald zu erwarten, sie haben bereit» die ent sprechenden Vorsichtsmaßregeln getroffen. Im ganzen Jnselbereich Großbritanniens sind Ber- teidtgungSwerke erbaut worden, und däs englische Volk ist über diese Verteidigungsmaßnahmen, welche die bevorstehende Katastrophe in ihrer ganzen Größe zeigen, so verwirrt, daß die oberste englische Heeresleitung, das Londoner KriegSamt, eine Beruhigungsnote an das Publikum erlassen mußte, worin die aufgebauten Verteidigungs werke nur als Vorsichtsmaßregeln bezeichnet werden. Trotzdem rechnet jetzt jeder in England sehr ernsthaft mit der Möglichkeit einer deutschen Truppenlandung. Schmerzliche Tatsache« für England. Die „Wiener Allgemeine Zeitung" schreibt: Nicht« kann die große Tatsache aus der Welt schaffen, daß deutsche Kanonen an Englands Küste donnerten. Statt daß die britischen Kriegsschiffe die deutschen Häfen bombardieren, fallen deutsche Geschosse auf englischen Boden. Deutsche Unterseeboote im Kanal, deutsche Kriegs schiffe an der Ostküste Englands, deutsche Minen an der Nordküste Irlands. Für England ist jetzt das Furchtbarste Ereignis geworden; eS wurde an den heimischen Küsten von Deutsch, land in die Verteidigung gedrängt. Amtliche Mitteilung über be« Angriff anf die englische Küste. »rotze» HauPtqaartier, 6. Noo. (Amtlich.) Am 3. November machten unsere großen und kleinen Kreuzer einen Angriff aus die englische Küste bet Darmouth. Sie beschossen die dortigen Küstenwerke und einige kleinere Fahrzeuge, die in der Nähe vor Anker lagen und augenscheinlich einen Angriff nicht erwarteten. Stärkere englische Streitkräfte waren zum Schutze dieses wichtigen HafenS nicht zur Stelle. DaS unseren Kreuzern scheinbar folgende englische Unterseeboot „D 5" ist, wie die englische Admiralität bekanntgibt, auf eine Mine gelaufen und gesunken. Der Chef des Admiralstabes: von Pohl. Weitere Erfolge iN Westen. In Ucbereinstimmung mit dem englischen Schwächebekenntnis konnte unser Großes Haupt quartier auch in seinem jüngsten Bericht von weiteren guten Erfolgen unserer Waffen auf dem westlichen Kriegsschauplatz berichten. Die Lon doner Blätter jammern Uber das erschöpfende Ringen in Frankreich und Flandern, über die ungeheuren Verstärkungen, die fortgesetzt die deutschen Truppen erhalten und über die schweren Verluste der Engländer. Sie brechen in den Klageruf aus, wie lange werden die verbündeten Engländer und Franzosen noch imstande sein, die Lücken in ihren Reihen auszufüllen, wie lange werden cs ihre Truppen noch in den Schützengräben aushalten I Das englische Er wachen ist eingetretcn und sieht ungeheure Schreckn sse vor sich. Der Bericht des Großen Hauptquartiers stellt die guten Fortschritte, die unsere Offensive auch weiterhin nord- und südwestlich Dpern macht, an die Spitze. Die Deutschen verfolgen also, wie der militärische Mitarbeiter der „Vvss. Ztg." heworhcbt, auch weiterhin den Plan, zu beiden Seiten von den größten Stützpunkten und Ortschaften vorzugehen und zunächst das seitwärts davon gelegene Gelände in Besitz zu nehmen, in der Annahme, auf diese Weise die Ortschaften von allen Seiten einzuschließen, sodaß sie sich von selbst ergeben müssen. Es werden auf diese Weise die verlustreichen Frontalkämpfe gegen die befestigten Ortschaften vermieden. Auch bei La Bassee, das 15 Kilometer nust» lich von Lille, genau nördlich von Arras gelegen ist, wurde Boden gewonnen, desgleichen nördlich Arras und in den Argonnen. Einen wichtigen Stützpunkt eroberten die Unseren unter schweren Verlusten für die Franzosen südöstlich St. Mihiel im BoiS Brule. Dort liegt bekanntlich das Fort Camp de Romains, das unsere Truppen schon vor einigen Wochen nahmen. Die in der Nähe befindlichen Forts wurden damals nicht erobert, jedoch wurde ihr Artilleriefeuer nieder gekämpft. ES gelang nicht, den Angriff an dieser Stelle über die Maas hinwegzutragen, weil die Franzosen die Höhen des westlichen MaaSuferS besetzt und zu einer Feldstellung ausgebaut hatten. Die Eroberung des vom Feinde hartnäckig verteidigten Stützpunkte- im Bruler Wald eröffnet unseren Truppen günstige Aussichten auf große Erfolge. Die schwere« Berl«ste der Engländer i« Fla«der«. Die „Times" schreiben: Wir müssen im Ernste die Aufmerksamkeit der Nation auf die furchtbaren Anstrengungen lenken, welche der in Flandern fortdauernde Kampf von unseren Truppen fordert. Die neuen deutschen Truppen sind den Eliteregimentern, mit welchen wir zu kämpfen hatten, nicht ebenbürtig, aber ihr Mut ist über jedes Lob erhaben und nahezu über menschlich. Wir haben schwere Verluste erlitten. ES hängt alles davon ab, wie lange wir imstande sein werden, die Lücken in unseren Reihen aus- zufüllen und unsere Angriffe zu erneuern. Der Kampf ist der größte, den England jemals ge führt hat. Von seinem Ausgang hängt alles ab. Auch andere englische Blätter betonen die Notwendigkeit einer schnelleren Vermehrung de» Heeres. » G Vom türkischen KrlegsWuM. Im kaukasischen Grenzgebiet hatte türkische Kavallerie ein Gefecht mit Kosaken, die geschlagen wurden und sich zurückziehen mußten. Bei Smyrna an der kleinasiatischen Küste stehen 70000 Mann türkische Truppen bereit zum An griff. Bei Sebastopel im Schwarzen Meer bohrte ein türkischer Kreuzer ein russisches Schiff in Grund, dessen Mannschaft und Passagiere nach Konstantinopel gebracht wurden. Ein zweites großes russisches Transportschiff soll gleichfalls vernichtet worden sein. Drei große englische Schiffe, ebenso mehrere kleinere englische und französische Dampfer, die sich auf der Reede von Smyrna befanden, wurden beschlagnahmt und ihre Bemannung gefangengesetzt. Die Türken in Fühlung mit dem Feinde. Das türkische Hauptquartier meldet: An unserer östlichen Grenze sind unsere Truppen auf der ganzen Front in Fühlung mit dem Feinde. In Smyrna wurden mehrere englische und französische Dampfer und Schiffe beschlagnahmt und deren Besatzungen gefangen genommen. In dem eng lischen und russischen Konsulat wurden weitere 16 Gewehre, 32 Revolver, 1020 Patronen sowie 15 Bajonette beschlagnahmt. Auf der englischen Botschaft, sowie auf der hiesigen französischen Schule wurden Apparate für drahtlose Telegraphie gefunden. Frankreich» Kriegserklärung an die Türkei. Der englischen ist die französische Kriegser klärung an die Türkei auf dem Fuße gefolgt. Der französische Minister des Aeußern Delcassee veröffentlichte eine Note, in der erklärt wird: Die feindseligen Akte der türkischen Flotte gegen ein französisches Handelsschiff, durch die zwei Fran zosen getötet und dem französischen Schiffe schwere Beschädigungen zugefügt wurden, geböten der Regierung in Bordeaux, der Türkei den Krieg zu erklären, da die türkische Regierung die ge forderte Entfernung der deutschen Militär- und Marinemission, durch die allein sie sich von ihrer Verantwortlichkeit hätte entlasten können, unter lassen habe. Rußland lehntPerfiensFsrderungen ab. Die russische Regierung hat beschlossen, die Forderungen Persiens abzulehnen und die russischen Truppen in Persien unverzüglich auf den Kriegs zustand zu erhöhen. Sämtliche als russenfreundlich geltenden Beamten sind entfernt. An der Spitze der Bewegung steht Salar ed Dauleh, ihm zur Seite der Kurdenhäuptling Dschav. Die Geistlich keit predigt den heiligen Krieg gegen Rußland und England. Die sofortige Ausweisung aller Russen und Briten wird gefordert. Russische und englische Waren werden boykottiert. » W O Die Einziehnng der ««««»gebildeten Wehrfähigen im 12. Armeekorpsbezirke. Aus Dresden wird amtlich gemeldet: Die Beorderung des Bedarfes an Unaus gebildeten für; die Ersatzformationen der Feld-, Reserve- und Landwehrtruppen erfolgt beim 18. Armeekorps nach nachfolgenden Gesichts- punkten: Für die Feldtruppe werden etnberufen der noch vorhandene Bestand an Ersatzreserve, an- schließend die Rekruten, sodann die durch Kriegs ersatzgeschäft Ausgehobenen. Für die Reserve- und die Landwehrtruppen wird der unausgebildete Landsturm, mit der jüngstert JabreSklaffe beginnend, einberufen. Bei den BezirkSkommandoS vorhandene ausgebildete Mannschaften werden bei befohlener Beorderung Unausgebildeter an erster Stelle in dieser Zeit mit etngezogen. Die Einziehung der einzelnen Klaffen und Jahrgänge richtet sich nach dem für das Feld erforderlichen Nachersatz, der sich im voraus nicht übersehen läßt, so daß feste Termine sich nicht angeben lasten. Anfragen an Militärbehörden nach solchen finden in Zukunft keine Beant- wortung mehr. Der kommandierende General, gez v. Broizem. 400 Millionen Reichskriegshilfe. Wie aus bester Quelle gemeldet wird, beträgt die dem Reichstag vorzulegende Etatsforderung der Reichsregierung auf außerordentliche Hilfs leistungen deS Reiches, die durch die allgemeine Kriegslage notwendig geworden sind, 400 Mil lion Mark. „Leipzig" versenkt ei« englisches Handelsschiff. Wie aus Rotterdam gemeldel wird, versenkte der Kreuzer „Leipzig" im Stillen Ozean den englischen Dampfer „Vine Branche", der von England nach Ecuador unterwegs war. Der österreichische Generalstabsbericht. Wie«, 6. Nov. Amtlich wird verlautbart: Gestern wurde im Norden nicht gekämpft. Un behelligt vom Feinde nehmen unsere HeereSbe- wegungen sowohl in Russisch-Polen, als auch in Galizien den beabsichtigten Verlauf. Wenn den Rusten an einzelnen Teilen der Front trotz der örtlichen günstigen Situationen gewonnener Boden wieder vorübergehend überlasten wird, so ist dies in der Gesamtlage begründet. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes: v. Höfer, Generalmajor. Was will Spaniens König in Bordeaux? Aus Madrid wird vom 6. November nach Christianis gemeldet: Der König wird morgen nach Bordeaux abreisen. Französische Fliegerossiziere abgestürzt. Bei Jstyles Moulineaux sind die französischen Fliegerhauptleute Faure und Remy aus noch unbekannter Ursache mit ihrer Flugmaschine töd lich abgestürzt. Englischer Munitionsmangel. Unsere Truppen haben nach einer Meldung auS Brüste! am 3l. Oktober zwei englische Flie ger herabgeschossen, die eine Botschaft bringen sollten, worin General French um sofortige Sen dung von Munition bittet, da sonst seine Trup pen nicht wüßten, waS sie tun sollten. Der vraujestaat z«r Republik erklärt. In Antwerpen geht daS Gerücht herum, daß die Buren im ganzen Oranjestaat sich dem Auf stande angeschlossen haben Dewet hat den Oranjestaat zur Republik erklärt. Oertliches und Sächsisches. " — Wirrevunasan »sicht für Sonntag, den 8. November: Teilweise bedeckt, wärmer und trocken. *— Die 51. sächsische Verlustliste führt u. a. folgendes auf: Grenadier-Regiment Nr. 101: Reinhard Schulze aus Hohenstein-Ernstthal, leicht verwundet. — Infanterie-Regiment Nr. 133: William Kurt Groß aus Langenberg, vermißt. — Pionier-Bataillon Nr. 22: Gefreiter Emil Zehl aus Hohenstein-Ernstthal, leicht verwundet. *— Ein neuer Bischof. Zum Nachfolger des verstorbenen Bischofs Schäfer wurde vom Domkapitel des katholischen Domstiftes Bautzen Oberschulrat Dr. Löbmann zum Domdekan und damit zum Bischof beider Diözesen des König reichs Sachsen gewählt. ki« M KuMt«. Roman von K. Deutsch. 22 Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) „Es ist kein Geheimnis, liebe Kisaszony," versetzte die Datka mit traurigem Lächeln. „Es kennt ein jeder die traurige Geschichte, nicht nur hier im Dorf und in der Gegend, sondern im ganzen Komitat, ja im ganzen Land. Und meine gnädige Gräfin weiß ja auch, daß sie jeder kennt, sie will nur nicht davon sprechen, sie will nur nicht daran erinnert werden. — Wenn Sie mir zuhören wollen, will ich sie Ihnen erzählen, die Geschichte, liebe Kisaszony, damit ... Sie auch einmal von meiner armen Irma hö ren sollen, von der armen, gnädigen Komtesse, die ich mehr geliebt hab', als mein eignes Blut." Elisabeth tat keine Einsprüche mehr. Es drängte sie ja selber einen tieferen Blick in die Verhältnisse des Schlosses zu tun, nicht aus Neu gier, sondem aus wahrem Interesse an dem Schicksale der Menschen, in deren Mitte sie lebte; besonders drängte es sie, von der Mutter der Kleinen etwas Näheres zu erfahren, aus der — ein besonders schweres Schicksal zu ruhen schien. So nickte sie nur stumm Bejahung und die Alte rückte sich einen Schemel zu dem Ofen, worauf sie sich niederließ, Ort und Stunde eig neten sich zum Erzählen. Draußen war das Wetter nicht besser geworden. Schnee und Re gen schlugen prasselnd an die Fensterscheiben, und von Zeit zu Zeit zog es dumpf und schwül durch die Luft, wie ein langgezogener Pfiff; es war der Wind, der in kurzen Pausen um das Schloß fuhr. Drinnen im Zimmer war es behaglich und warm; das bedeckte Licht der Lampe ließ den oberen Teil des Zimmers im halben Däm mer, während es das Gesicht des Mädchens und das welke, zusammengeschrumpfte der Alten hell beschien. „Was Sie sich heute wohl gedacht haben, liebe Kisaszony, als sie Uns alle so trübe umher schleichen sahen! Daß etwas schwer auf allen lastete, werden Sie wohl geahnt haben, aber was, aber was? Und eigentlich werden Sie sich wohl schon oft im Süllen gefragt haben, was es mit der Mutter unserer Kleinen ist; ob sie noch lebt oder tot ist, und warum nie von ihr gesprochen wird? Doch ich wollte Ihnen ja erzählen, und der Reihe nach, erst von dem seligen Herrn, dann von ihr... von meinem Liebling. Meine Gnädigste ist aus dem fürstlichen Hause Clary und hat den seligen Herrn aus Liebe geheiratet. Er war ja auch der schönste Kavalier des Landes, feurig und muüg, daß sein Name mit. Stolz genannt wurde. Sie waren ein schönes Paar, meine Gnädige und der Herr Graf, und wenn sie sich auf der Straße zeigten, blieben die Leute stehen und blick ten ihnen nach. Sie führten aber auch ein Le ben, wie die Engel im Himmel, er ihr jeden Wunsch an den Augen absehend, sie keine Freude außer ihm kennend. Und erst als Geza geboren wurde und sechs Jahre später die Irma ... Gott, dieses Glück, dieser Jubel! Ich glaube nicht, daß es im ganzen Lande glücklichere Menschen gegeben hat, als die beiden es waren. Und o, meine Gnädige, sie war damals ganz anders als jetzt! Fröhlich und glücklich und hatte ein Herz für «ndfre.. Nie ging das Unglück ungetröstet von 4ht. Stütz war sie immer, und warum sollte sie es üicht sein? So jung, so schön, aus dem fürstlichen Hause, angebetet von den Eltern, de ren einziges Kind sie war, und vergöttert von ihrem Mannel Eine Kaiserstochter hatte es nicht besser als sie. So gingen die Jahre hin, der Geza war acht, die Irma zwei Jahre alt, da brach die Revolu tion aus. Der Adel erhob sich und hielt mit dem Volke, um Rechte und Freiheit zu retten, und an der Spitze dieser Bewegung stand unser Herr. * Hohensteiu-Srnstthal, 7. Nov. Bekanntlich war beabsichtigt, mit dem Eintritt der längeren Abende wieder die so beliebten Hutzenabende auf dem Berghause Bismarckhöhe abzuhalten. Den veränderten Zeitverhältnissen entsprechend, wird der Erzgebirgsverein diesen Abenden ein die kriegerische Gegenwart berücksichtigendes Gepräge geben. Der erste dieser Abende wird Sonnabend, den 14. November, also diesmal nicht wie früher am Sonnabend nach dem 15., stattfinden. Ein Bortrag mit Lichtbildern wird die Besucher zeit gemäß unterhalten. Näheres hierüber wird noch bekanntgegeben werden. —i. Unser alter Eduard Just ist nicht mehr! Vielen wird es undenkbar sein, daß der Mann, der wie eine einsame Säule aus der Bergangenheit in die Jetztzeit hineinragte, der vom Allbezwinger Tod wie gemieden erschien, nun doch den Weg alles Irdischen gegangen ist. Er hat wirklich gelebt, denn so lange er lebte, war er lebendig, täüg auf allen Gebieten des Gemeinlebens — wir nennen nur Turn-, Gesang- und Gewerbeverein und Feuerwehr, auch dem Frauenverein der. St, Trinitatis-Parochie diente er in 30jähriger Tätigkeit mit unermüdlichem Eifer - , er war zeit seines Lebens auf der Schanze, immer hilfsbereit, immer treu, stets zu verlässig. So bettachtet, war Eduard Just so recht eigentlich der unsere. Nicht im engeren Sinne, denn er diente allen. Unvergeßlich wird es sein, wenn der durch ein langes, wechselvolles Leben mit reicher Erfahrung Ausgestattete bei Festfeiern durch Ansprachen und Rückblicke den Tag be lebte. Spannend lauschte jedermann den Be richten aus den Brausejahren der deutschen Naüon — die Der, 50er und 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts —, und ehrfürchtig sah jeder auf den alten Kämpen, der das Leben von drei Generationen mitlebte und verkörperte. Mit Fleiß schuf sich Eduard Just aus kleinen An fängen heraus seinen Erwerb, den Buchhandel, der ihn bis zum Lebensende nährte. Gelassen, wie ein Mann, den das Leben schulte, trug er die unvermeidlichen Wechselfälle des Kleinlebens, füll ist er hinübergegangen. Sein Andenken wird nie verlöschen. X— Den Heldentod hat wieder ein hiesiger Krieger gefunden. Vorgestern erhielt die auf der Logensttaße wohnende Familie des Nadel fabrikanten Legere die Nachricht, daß ihr Sohn, der den Feldzug als Gefreiter in Frankreich mit machte, bei einem Nachtgefecht durch einen Kopf schuß gefallen sei. L. wollte einen verwundeten Kameraden verbinden, als ihn der tödliche Schuß traf. Der Gefallene, der verheiratet und im Chemnitzer Stadtkrankenhaus angestellt war, war erst vor kurzem nach dem Kriegsschauplatz abgegangen. *— Schreib st ube. Wie in der Neustädter Schule, so wird auch in der Altstädter Schule von Montag, den 9. November an eine Schreib stube eröffnet. Dort sollen hiesige Einwohner in der Herstellung schriftlicher Arbeiten, z. B. Mitteilungen an Krieger, Gesuche an Behörden usw., unterstützt werden. Die Schreibstube be findet sich in Nr. 7 des mittleren Schulhauses und ist Dienstags und Donnerstags nachmittags von 5 bis 7 Uhr geöffnet. *— Eine Iusammenkunst für die Ehe frauen und Mütter unserer Krieger findet nächsten Dienstag abends 8 Uhr im Gemeindehaus statt. —v Die militärische Ausbildung der Jugend vom 17. bis 20. Lebensjahr, die der Ortsausschuß für Jugendpflege von nächster Woche ab vorzunehmen beabsichtigt, wird vor allem die körperliche Durchbildung und Kräfügung be tteiben. Doch ist auch der Unterricht in rein militärischen Sachen in den Lehrplan eingcfllgt, damit der junge Mann, wenn er früher oder später dem Vaterlande als Wehrmann zu dienen hat, seinem Ausbildner nicht ganz unerfahren entgegentritt. Wir geben in gedrängter Kürze einiges aus dem Gesamtlehrplan zum besten, um denen, die sich zu melden gedenken, anzudeuten, was an Lehrstoff ihrer wartet. Es soll gelehrt und geübt werden: Antreten in den verschiedensten Formen, Richtung, Wendungen, Bewegung in Linie und Kolonne, Hindernislaufen, Marschier übungen, Einteilung in Rotten, Gruppen, Zügen usw., Schützenlinie, Zielen, Anschlag, Schieß übungen, Marschregeln, Hilfeleistung, Körperpflege, Geländelehre, Kartenlesen, Feld-, Wach- und Lagerdienst; Gewehrkenntnis, Schießlehre, Heer und Flotte, die Kriegsschauplätze, Ordnungs übungen, Freiübungen, Laufen, Springen, Heben, Klettern usw., Geräteübungen, Spiele. Möchten sich recht viele von den jungen Deutschen, die Wie sie ihn liebte, meine Gnädige, ich kann es nicht sagen! Und doch, wie sprach sie zu ihm, als er Abschied nahm, um zu dem geworbenen Heere nach Preßburg zu stoßen. Die Irma auf den Arm, den Geza an der Hand, so stand sie vor ihm, und glaubte nicht anders, als das Herz breche ihr vor Jammer. „Geh' mit Gott," sagte sie, „geh' mit Gott! Wie kann ich dich von dem zurückhalten, wozu alle deine Standesgenossen Mut und Aufopfe rungssinn haben? Das Land ruft, geh' und Gott beschütze dich!" Er ging, und sie sah ihn nim mer wieder." Die Alte hielt eine Weile inne und fuhr dann fort: „Sie haben studiert und kennen die Geschichte jenes unglücklichen Jahres besser als ich ; Sie misten wie es begann und wie es endete. Unseren armen Herm ereilte das Verhängnis früh. Er war von den wilden Scharen des Heynan geschlagen und gefangen genommen wor den und sollte in Preßburg gehängt werden, ge hängt, denken Sie sich, der stolze Graf Csillagi, der edelste Kavalier des Landes, gehängt wie ein gemeiner Dieb! (Fortsetzung folgt.)
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