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Tageblatt für HnyenMn-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Rüsdorf, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf re. und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Haus Mk. 1.60, bei Abholung in den Geschäfts-, »l ' ^ "^lne Nummern 10Pfg. Bestellungen n-hmen die Geschäfts« und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbriefträger entgegen. '.'"7^'' '7.°" ^"77 d°s .Illustrierte Eonntagsblatt'. - Anzetg eng ebllhr für die «gespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12Pfg, für auswärts ISPfg.; im Reklameteil die Zeil. NPsg. Di. , ' 7 n/,cigcn-Aiinahme für die am Abend erfchrinende Nummer bis vormittags 10 Uhr, größere Anzeigen werden am Abend vorher erbeten. 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Gersdorf, den 5. November 1914. Der Kirchenvorstand. k. Böttger Vors. As Land ohne König. Vom „Könige ohne Land", von Albert von Belgien, ist seit Kriegsbeginn viel geschrieben worden. Mit Recht hat sich die öffentliche Auf merksamkeit ihm zugewendet, denn gerade er Ivar im Gegenteil zu seinem Vorgänger und Oheim Leopold für einen gerechten Beurteiler deutscher Kultur gehalten worden. Als das deutsche Kaiscrpaar vor fünf Jahren Brüssel besuchte, traten ihm der König und die Köni gin von Belgien in der liebenswürdigsten Weise entgegen, wie sich denn auch die Be völkerung damals recht enthusiasmiert zeigte; im Herbst 1913 besuchte der König noch sein Kavallerieregiment in Hannover, wobei ihn der General von Emmich, der Eroberer von Lüttich, begleitete. König Albert tat aber praktisch nichts als gerechter Nachbar Deutsch lands; er hat den Geheimvertrag mit England übernommen, er hat bei Kriegsausbruch die Neutralilätsanerbietungen Deutschlands abge wiesen und in seinen Erlassen, wie in den al- lcrlehten Tagen an die Armee, einen unüber brückbaren Gegensatz gegen Deutschland betont. Das war nicht erwartet worden, aber wir ha ben uns damit abgefunden. Nach dem Kapitel „Der König ohne Land" ist jetzt das Thema „Das Land ohne König" im verstärkten Matze zur. Erörterung gekommen. In verschiedenen deutschen Zeitun gen ist die Notwendigkeit betont worden, das Deutsche Reich müsse sich in einem Friedens- schluß unbedingt eine Stellung am Meere sichern, die es England unmöglich mache, uns mit seiner Flotte einzukreisen. Während die Wahl dieser Stellung offen gelassen wur de, ist in anderen Zeitungsartikeln direkt eine Annektion Belgiens durch Deutschland als not wendig bezeichnet worden. Solche Preßäuße- rungen decken sich wohl mit weitverbreiteten Volkswünschen, können aber natürlich heute noch nicht als bestimmte Forderung der Reichs- regierung selbst gelten. Daß diese nichts un berücksichtigt lassen wird, was im Reichsin- tcresse liegt, dürfen wir als selbstverständlich betrachten. Eine ganze Reihe von englischen Zeitungen und einige französische Blätter haben sich das Vergnügen gemacht, mitzuteilen, was ihre Re gierungen in London und in Paris als Vor bedingungen für einen Frieden bezeichnen wür den. Sie haben dabei, was s. Zt. sofort be tont worden ist, vergessen, datz, wenn von Friedensbedingungen einmal die Rede sein sollte, Deutschland derjenige Teil ist, welcher diese Bedingungen aufzustellen hat, datz wir aber vorerst nur daran denken, den Krieg siegreich zu beendigen; dann wird für andere Dinge Raum geschaffen sein. Das Kriegs- theater umfaßt heute die ganze Welt, in allen Erdteilen, in denen wir Kolonialbesitz haben, ist dieser von unseren Feinden angegriffen worden, und wenn einmal Frieden zu schlie- tzcn sein wird, haben wir für diese Territo rien unsere Schadenerfatzforderungen aufzustel- lcn. Das wird eine so umfangreiche Rech« nung, datz sie heute auch nicht annähernd zu übersehen ist. Großes Mitleid mit dem Lande ohne Ko-- nig, dessen Bewohner sich zum starken Teil ebenso bestialisch wie die Kosaken im Osten be tragen haben, brauchen wir nicht zu empfin den, Belgien, das ohne alle Anfechtung den Krieg hätte überstehen können, hat sich sein Schicksal selbst bereitet. Ist es heute noch ver siegelt, so wird es doch einmal klar werden. Der König Albert, oder seine Ratgeber glaub ten mit neuen Proklamationen die Bevölkerung aufregen zu können, aber wir dürfen erwarten, datz diese nun doch etwas durch Schaden klug geworden ist. Jedenfalls ist von den Belgiern, ihrem König ohne Land und von seiner Re gierung in der französischen Hafenstadt Havre nicht anzunehmen, datz das Deutsche Reich und seine Soldaten sich irgendwie durch Worte beeinflussen und abhalten lassen werden, zu tun, was sie als Notwendigkeit ansehen müs sen. Eine ganze Anzahl von belgischen Städten sind durch Verschulden der Belgier hart mitgenommen worden; es ist ja auch der Versuch, am meisten aus den Vorgängen in der Universitätsstadt Löwen, gemacht worden, unserer Kultur einen Strick zu drehen. Die vetreffcnden Lügen haben kurze Beine gehabt. Einstweilen beginnt in dem Lande ohne Kö nig die bürgerliche Tätigkeit unter deutschem Schutz wieder aufzuleben. Wir haben es als unsere Pflicht angesehen, auch dafür zu sor gen, ohne zu beachten, ob wir Dank erhalten werden oder nicht. Weitere Fortschritte in Frankreich. Der jüngste Bericht des grohen Haupt quartiers ist kurz, aber erfreulich. Unsere An griffe auf Apern, nördlich Arras und östlich Soissons schreiten langsam, jedoch erfolgreich vorwärts, während südlich von Verdun und in den Vogesen feindliche Angriffe mit Nach druck abgewiesen wurden. Unsere Fortschritte bei Apern beunruhigen die Franzosen im höchsten Matze. Sie stell ten fest, datz die Deutschen bei Apern einen enormen Kräfteaufwand entwickeln, und datz der linke französische Flügel zum Rückzug ge zwungen werden würde, wenn die Deutschen bei Apern durchdringen. Wenn ihr gewaltiger Ansturm aber an dem zähen Widerstand der Verbündeten scheitern sollte, so heiht es in den Pariser Berichten, die über Genf eintra fen, so werde das von neuem wieder eine je ner Schlachten bedeuten, die so lange dauern, bis einer der Gegner vollständig erschöpft ist und das Hervortreten neuer Kräfte dem an dern den endgültigen Sieg verschafft. Zu unseren erfolgreichen Kämpfen bei Apern, Arras und Soissons sagt Major a. D. Moraht im „B. T.", daß diese Orte natürlich nur Gegenden bezeichnen, in denen taktische Entscheidungen heranreiften. Bei Apern han delt es sich um das Abdrängen des englischen Heeresflügels gegen das Meer und um Frei heit zum Vormarsch gegen einen breiteren Küstenstrich am Kanal. Bei Arras haben wir den linken französischen Heeresflügel augesaht und suchen ihn zurückzubiegen oder zu durch brechen. Bei Soissons handelt es sich um den Besitz des Aisnetals und seiner südlichen Höhen. Wozu dieses Ziel angestrebt wird, mutz sich in nicht ferner Zest zeigen. Datz um scr Erfolg, der an sich hoch erfreulich ist, nur langsam fortschreitcn kann, Erklärt sich hin reichend aus der Ueberwindung der starken Verteidigungsbauten, die seit vielen Wochen von den Gegnern verstärkt wurden. Eine Hauptsache für die folgenden Ausga ben unserer Truppen ist, datz während ihres langen vorhergegangenen Stellungskampfes der Gesundheitszustand und der Verpflegungsnach schub nichts zu wünschen übrig ließen. In die ser Beziehung braucht man sich keine Sorgen zu machen. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt darüber amtlich: Nach Meldungen aus zuver lässigen Quellen ist die Stimmung der Trup pen andauernd ausgezeichnet. Sie zeigt sich im Ertragen unvermeidlicher Erschwernisse ebenso wie in dem bei jeder Gelegenheit bewährten Kampfesmut. Nicht selten sind auch jetzt noch wie in den ersten Wochen des Krie ges die Fälle, in denen das Verlangen nach Betätigung des Kampseseifers zurückgehalten werden muß. Der Gesundheitszustand ist nach wie vor vorzüglich und die Verpflegung gut. Wenn auch gewiß große Verluste zu verzeich nen sind, so ist deren richtige Bewertung doch nur durch Vergleich mit den Verlusten des Feindes zu gewinnen. Diese sind aber bis jetzt in allen Kämpfen weit größer gewesen als unsere eigenen. Das deutsche Volk kann da nach der Entwickelung der Kriegsereignisse auch weiterhin mit Zuversicht entgegensehen. Ei« Schwei-er Militär über die Schlacht an der AiSne. Nach einer Meldung der „Köln. Ztg." stellt der militärische Mitarbeiter des „Berner Bund" erneut fest, es ergebe sich bei der mi litärischen Betrachtung der Lage im Westen, daß die größere Wahrscheinlichkeit eines end- gültigen Erfolges auf deutscher Seite liege, die aus der defensiv begonnenen Schlacht an der Aisne längst ein großzügiges strategisches Unternehmen gemacht hätte, um den Feind zu ermüden, hinter sich alle Verbindungen aufs sorgfältigste auszubauen, die Bahnen wieder- hcrzuftellen, die eroberten Festungen zu armie ren und die beim Beginn dieser Feldschlacht unbezwungenen zu Fall zu bringen. Nach einer weiteren Meldung der „Köln. Ztg." wurde auf der Straßenbahn Sluis— Knocke—Brügge vorgestern durch die deutsche Behörde der Verkehr stillgelegt. Erneute Beschieß««- vo« Reim-. Der Pariser „Temps" meldet: Die Deut schen haben am Sonntag und Montag von neuem begonnen, Reims heftig zu beschießen. Der Berkehr zwischen Belgien «nv Holland unterbrochen. Das „Allgemeen Handelsblad" meldet, datz jeder Verkehr zwischen Sluis und Belgien un terbrochen und niemand gestattet sei, Belgien zu betreten oder zu verlassen. Snglisch-sranzSfische Besprechungen. Präsident Poincaree traf mit Millerand und Ribot am Sonnabend in Dünkirchen ein. Ri bot begab sich nach Pas He Calais, während die llbngen Minister mit Bropueville, Kitche ner und General Joffre konferierten. Kitche ner reiste nachts nach England ab. Poincaree begab sich am Sonntag vormittag nach Bel gien, um dem König und später auch der Kö nigin einen Besuch abzustatten. Die beiden Staatsoberhäupter begaben sich dann nach Furnes, wo sie unter den Klängen der Mar seillaise eine Parade abnahmen. Dann fand eine lange Konferenz statt. . Poincaree und Millerand brachten den Nachmittag bei Apern, inmitten der Truppen zu, die eine gute Ver fassung zeigten. G G Vm östliche« KriegsschWlT Die Russen scheinen erschöpft zu sein, denn auf dem östlichen Kriegsschauplätze haben sich neuerliche Ereignisse von irgendwelcher Bedeutung nicht zugetragen. Die Sümpfe i« Russisch-Pole« «ub Galizien. Wie«, 4. Nov. Amtlich wird verlautbart: Die Bewegungen unserer Truppen InA Russisch. Polen wurden gestern vom Feinde nicht gestört. Eins unserer Korps nimmt aus den Kämpfen auf der Lysa Gora 20 Offiziere und 2200 Mann als Gefangene mit. An der galizischen Front ergaben sich bet Podbuz, südlich Sambor, über 200, heute früh bei Jaroslau 300 Russen. Der Stellvertreter des ThefS des Generalstabes: v. Höfer, Generalmajor. Die Sümpfe bei Czernowitz. AuS Ofen-Pest wird unterm 4. November gemeldet: Die bei Kuty, sowie nördlich von Czernowitz bei Kootyornik geschlagenen russischen Abteilungen haben sich gegen Sniatyn zurückgezogen. Sie versuchten, sich dort zu vereinigen, was jedoch mißlang. Die Verluste der Russen sind sehr be deutend. Sniatyn wurde von uns wieder besetzt. Bor Czernowitz blieben die Russen ruhig. Da- erfolgreiche Bordringen in Serbien. Wie«, 4. Nov. Vom südlichen Kriegsschau platz wird amtlich gemeldet: Im weiteren Vor rücken sind unsere Truppen südlich und südwest lich Schabatz neuerdings auf den Feind gestoßen. Der sofort angesetzte Angriff schreitet günstig fort. Währe d der Kämpfe auf der Nomanja wurden insgesamt 7 Offiziere und 647 Manu gefangen, 5 Geschütze, 3 Munitionswagen, 2 Maschinen gewehre, viel Munittons- und Kriegsmaterial erbeutet. Den Montenegrinern wurden über 1000 Stück Vieh, daS sie aus Bosnien mitnehmen wollten, abgenommen. * * * Der Krieg gegen die Türkei. Russen, Engländer und Franzosen haben die Feindseligkeiten gegen die Türkei eröffnet und diese damit zum Verbündeten des Drei bundes gemacht. Im Kaukasus erfolgten rus sische Landangriffe, an der kleinasiatischen Küste, vor den Dardanellen und im Roten Meere kriegerische Maßnahmen der Engländer und Franzosen. Der Einfall der Russen an der kaukasischen Grenze, der gleichzeitig an drei Punkten erfolgte, wurde von den türkischen Truppen überall zurückgeschlage». Die Türken haben in dem kaukasischen Grenzgebiet etwa 300 000 Mann Truppen versammelt, denen Rußland weder der Zahl noch der Kricgstüch- tigkeit nach auch nur annähernd eine gleich wertige Streitmacht entgegenstelleu kann. Den Kriegsschauplatz des Grenzgebietes bildet das etwa hundert Kilometer breite Gelände, das von den Bezirken Batum, Kars und Eriwan eingenommen wird. Die Feindseligkeiten im RoteuMeer wurden von einem englischen Kriegsgeschwa der eröffnet, das am 1. November Akaba an der ägyptischen Grenze bombardierte und ei nen Landungsversuch unternahm. Nachdem bei diesem Versuche jedoch vier Engländer gefallen waren, warfen sich die übrigen in die Boote und steuerten eilends den rettenden Schiffen zu. Der Hagel der englischen Schisfsgeschütze richtete ganz geringfügigen Schaden an, nur ein einziger türkischer Gendarm wurde von den Tausenden von Geschossen, die die Engländer abfeuerten, getroffen und getötet. — Akaba liegt an dem nordöstlichsten Punkte der Halb insel Sinai und an dem nördlichsten des gleichnamigen Meerbusens, der die Halbinsel auf der Ostseite abgrenzt, während auf der Westseite das Rote Meer die Grenze bildet. Die mit Palästina organisch verbundene Si nai-Halbinsel betrachtet die Konstantinopeler Regierung als türkisches Gebiet, während Eng land sie zu Aegypten zählt. 1906 kam es we gen dieser Meinungsverschiedenheit zu einem heftigen Konflikt zwischen der Türkei und Eng land, in dem letzteres Sieger blieb, nachdem es mit einer Flottendemonstration gedroht hatte. Die Verjagung der Engländer aus Akaba hat die Sinaifrage bis auf weiteres zu gunsten der Tiiükei entschieden.