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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 30.10.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-10-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191410304
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19141030
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19141030
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-10
- Tag 1914-10-30
-
Monat
1914-10
-
Jahr
1914
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 30.10.1914
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ungeheuren Truppenmassen, die Rußland in» Feld führen kann, eine andere Kriegstaktik an- gewandt werden mutz, wie gegen andere Feinde. Es gilt hier, den Gegner aus Ge biete zu locken, die die zahlenmäßige Ueberle- genheit möglichst wenig zur Geltung kom men lassen. DaS war der Fall in Ostpreußen, wo man die Russen zuerst Vordringen ließ, um ihnen dann an den masurischen Seen ver nichtende Niederlagen zu bereiten; das war auch der Fall in Galizien, wo die bedeutend schwächere österreichische Armee bei Lemberg den Russen große Verluste beibrachte und sich dann in Stellungen begab, die für die Rus- sen uneinnehmbar waren, so daß sie nach neuen großen Verlusten Westgalizien räumten, und die Belagerung von Przemysl, die ihnen viele Tausend Tote gekostet hatte, ausgeben mußten. Ebenso wie in Ostpreußen und Ga lizien muß jetzt in Polen gegen die Millionen- starke russische Hauptmacht mit äußerster Vor sicht und Klugheit operiert werden, um den russischen Vorteil der zahlenmäßigen Ueber- macht auf andere Weise auszugleichen. Wenn man von diesem Gesichtspunkte ausgeht, so versteht man, warum sich im Krieg gegen die Russen das Bild so ost ändert, und es bleibt dem die Vorgänge verfolgenden Laien nichts übrig, als auf die vollzogene Entscheidung zu warten, was man mit um so größerem Ver trauen tun darf, als geniale Heerführer wie Hindenburg und von Hötzendorf dort ihres Amtes walten. Die Schlacht in Polen. Aus Petersburg wird gemeldet: Der Große Generalstab teilt folgendes mit: Die Kämpfe an den Straßen, welche nach Petrikau und Radom führen, haben den Charakter einer gro ßen Schlacht angenommen, die sich über eine Front von mehr als 100 Kilometer erstreckt, und zwar von Rawa (etwa 55 Kilometer öst lich Lodz) über Nowemjasto (etwa 50 Kilo meter nordwestlich Radom) und Bjalobrzcghi (30 Kilometer nördlich Radom) bis zur Ein mündung des Jljankaflusses in die Weichsel. Am Abend des 24. Oktober kämpften wir süd lich Rawa erbitterte Bajonettkämpfe aus. In gewaltigem Kampfe wurde um die Stadt Kasi- mersjew und im Remalowos-Walde südöstlich von Rawa heftig gefochten. In den Wäldern zwischen Rawa und Kosenlzy tobt die Schlacht. Auf den Wegen bei Nowoalcxandria (südlich Iwangorod) hatten wir an einigen Punkten etwas Terrain gewonnen. — In Galizien rück ten unsere Truppen in der Richtung südlich von Sambor und Siare Miasto (südlich Prze mysl) vor. (?) Die Kämpfe in Galizien. Wien, 28. Okt. Amtlich wird verlaut bart: In Galizien ereignete sich auch gestern nichts wesentliches. An manchen Teilen der Front haben sich beide Gegner eingegraben. Unsere schweren Geschütze vernichteten mehrere feindliche Batterien und Stützpunkte. Der stellvertretende Chef des Generalstabes: v. Höfer, Generalmajor. Oesterreichische Erfolge in Serbien. Wien, 28. Okt. Am 27. Oktober haben wir in Serbien erneut Erfolge errungen. Der Ort Ravanje und die stark befestigten feind lichen Stellungen an der Dammstraße nördlich Cruabara in der Macva wurden nach tapferer feindlicher Gegenwehr von unseren Truppen erstürmt. Hierbei wurden 4 Geschütze und 5 Maschinengewehre erobert, 5 Offiziere und 500 Mann gefangen genommen und viel Kriegs material erbeutet. Potiorck, Fcldzcugmeister. * * * Skt- Md Luftkrieg. Die „Emden"! Auch Japan verspürt die un ermüdliche Tätigkeit des geheimnisvollen „Ge- spensterschiffeS", wie der deutsche Kreuzer „Emden" von unseren Feinden allgemein genannt wird. Der große japanische Dampfer „Kamasata Maru", der von Kope nach Singapore unterwegs war, ist mit seiner wertvollen Ladung von der „Em den" versenkt worden, ohne daß es den zahl reichen Verfolgern bisher gelungen wäre, sie irgendwo abzufangen. Durch diesen neuesten Streich hat das „Gespensterschiff" nun auch die japanische Handelsschiffahrt vollständig lahmge legt, denn die Schanghaier Versicherungs-Agentur Jangtsekian hat, wie wir schon vorgestern mel deten, erklärt, für Fahrten über Singapore keine Versicherung mehr annehmen zu können. Die „Emden" hat also bereits 20 große Dampfer mit einem Gesam.inhalt von 100 000 Tonnen ver nichtet! Auch die würdige Schwester des „Ge spensterschiffes", der deutsche Kreuzer „Karlsruhe", hat schon 13 Schiffe mit 50000 Tonnen Inhalt zerstört. Eine Unmenge englischer, französischer und japanischer Kriegsschiffe machen auf die beiden Kreuzer Jagd und das englische Marine ministerium kann kaum mehr die aufgeregten Engländer beruhigen. Man sucht sie damit zu trösten, daß gegenwärtig 70 Kriegsschiffe der Verbündeten hinter den neuen deutschen Kreuzern herseien, die noch im Meere verstreut seien, und man fühlt in England gar nicht, daß diese feindliche Uebermacht ein trauriges Geständnis der eigenen Ohnmacht ist! Inzwischen fahren die „Beherrscher des Meeres" fort, Schiffe neutraler Staaten, die harmlos ihres WegeS ziehen, wie zu den Zeiten der Seeräuber gegen alles Völkerrecht anzuhalten und vom Kiel bis zur Mastspitze zu durchsuchen. So wurde der holländische Dampfer „Nicolaus", der mit einer Ladung von dem Tyne-Fluß in Schottland nach Rotterdam unterwegs war, mitten in der Nordsee dreimal von englischen Kriegsschiffen angehalten. Ständig sah er sich von zwei großen Flottillen englischer Torpedoboote, die von einigen Unterseebooten unbekannter Nationalität begleitet waren, bewacht. Zu den Protesten, die bereits von Holland und Amerika gegen dieses verkappte Freibeuter- tum Englands erhoben worden sind, gesellt sich nun auch Italien, das die englische Verdächtigung, Italien lasse bewußt verbotene Konterbandetrans porte nach Deutschland und Oesterreich zu, energisch Stellung nimmt und im Gegenteil den Engländern nachweist, stets ein Auge zugedrückt zu haben, wenn eS sich um Konterbande handelte, die von englischen Schiffen nach neutralen Häfen gebracht worden ist. Es sei Sache der Engländer selbst, den Ueberseehandel in Konterbande zu überwachen, die neutralen Mächte könnten nicht gezwungen werden, ihren Handel zugunsten eines kriegführenden SlaateS einzuschränken. Diese derbe Abfuhr Italiens, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig läßt, wird den Engländern zu denken geben! Vergewaltigung eine- italienischen Handelsschiffes durch Frankreich. Aus Rom wird der „Deutschen TageSztg." gemeldet: Nach Berichten der Mannschaft deS italienischen Hande IS Kampfers „Po" aus Malla wurde der italienische Handelsdampfer „Enrico Millo", mit Oel, Pappe und Baumwolle be stachtet, auf der Reise nach Venedig innerhalb der italienischen Terrüorialgewäffer angesichts der italienischen Leuchttürme von Castro durch einen französischen Kreuzer angehalten, durchsucht und dann unter Androhung der Erschießung deS protestierenden Kommandanten und der gesamten Besatzung gezwungen, die italienischen Territorial gewässer zu verlassen und nach Malta zu fahren. In Malta angekommen, wurde der Dampfer vollkommen isoliert. Jede Verbindung mit dem Lande und dem italienischen Konsulate war ihm verwehrt. Schließlich erhielt er ungeachtet des Protestes des italienischen Konsuls den Befehl, nach Biserta zu reisen. Die englischen Behörden in Malta entsprachen in keiner Weise dem Er suchen deS italienischen Konsuls, der französischen Vergewaltigung dieses absolut konterbandefreien neutralen Dampfers entgegenzutreten Das „Giornale d'Jtalia" erklärt, daß die italienische Regierung, falls diese Nachrichten sich als richtig erwiesen, eine derartig grundlose Mißhandlung der italienischen Flagge ebenso wie die Verletzung der italienischen Neutralitätsrechte, zumal in italienischen Gewässern, nicht dulden dürfe, sondern Genugtuung fordern müsse. IerB«maGa«d in Südafrika. Die „Köln. Ztg." veröffentlicht eine Londoner Meldung des „Amsterdamer Telegraaf", wonach die letzten Telegramme aus Südafrika sehr mr- günstig lauten. Augenscheinlich hat General Dewet gegen Botha Partei genommen, während man sich über die Haltung vieler anderer ein flußreicher Mitglieder der Hertzog-Partei in Lon don viel Sorge macht. Mehrere hohe englische Beamte sollen durch aufständische Buren gefangen genommen worden sein. Das Amsterdamer Blatt bemerkt, da die englische Zensur die auf die süd afrikanischen Ereignisse bezüglichen Telegramme einer strengen Prüfung unterwirft, ist eS un möglich, nähere Einzelheiten über die Ausbreitung deS Aufstandes zu erhalten. Des weiteren wird der Kopenhagener „Ber- linSke Tidende" aus London gemeldet: Während der Ausstand des Obersten Maritz unterdrückt sein soll, ist im Oranjestaat und in Transvaal eine Burenrebellion unter der Leitung der Ge nerale Christian Dewet und Beyers ausgebrochen. Die Aufständischen eroberten die Ortschaft Heil bronn, wo sie die Regierungsbeamten gefangen nahmen. Bei Ritz hielten sie einen Bahnzug an. Ueberall, wo sie vorrücklen, entwaffneten sie die Mitglieder der bewaffneten Macht. Der Aufstand von Dewet und Beyers veranlaßte den General gouverneur zu einer Kundgebung, in der die vorstehend geschilderten Vorgänge amtlich be stätigt werden und die Mahnung daran geknüpft wird, daß die Regierung sich gezwungen sehe, mit stärkerer Hand einzugreifen. König Friedrich August auf dem Kriegsschauplatz. Amtlich wird gemeldet: König Friedrich August begab sich am Dienstag nach einem französischen, von sächsischen Truppen eroberten Sperrsort und hierauf nach einer belgischen Stadt und deren Umgegend, wo Ende August sächsische Truppen siegreich gekämpf hatten. Der König besuchte hierbei sächsische Truppenteile und verweilte an Gräbern gefallener Sachsen. Vergeltungsmatznahme« gegen unsere Feinde. Wie der „B. P I." erfährt, haben die Bun desregierungen Verhandlungen eingeleitet, sämt liche Maßnahmen des feindlichen Auslandes ge gen deutsche Staatsangehörige und gegen deut- scheS Privateigentum im Ausland mit gleichen Maßnahmen des Reiches gegen die Angehörigen der feindlichen Staaten Hinfort zu erwidern. ES wird bereits eine Vorlage in dieser Angelegen heit ausgearbeitet, die dem BundeSrat oorgelegt werden soll. Rückkehr von 2V0V0 Zivilgefangeue« aus Frankreich. Die „Vossische Zeitung" meldet auS Karls ruhe: Der Reichskanzler hat dem Zentralausschuß des Roten Kreuzes mitgeteilt, daß etwa 20000 deutsche RcichSangehörige, die in Frankreich als Ztvilgefangenc zurückgehalten wurden, die Rück- wanderunaSerlaubniS erhalten haben und dem nächst in Baden eintrcffen werden. Internierung der Deutsche» «ud Oesterreicher i« Aegypten. Wie die Londoner Zeitungen melden, haben die ägyptischen Behörden beschlossen, alle Deutschen und Oesterreicher dienstpflichtigen Alters zu inter nieren. Die Bewegungsfreiheit der übrigen soll noch mehr beschränkt werden. Rene Verlustliste«. Die gestern ausgegebenen Verlustlisten, und zwar die 62. der preußischen Armee, die 42. der sächsischen Armee und die 44. der württember- gischen Armee, umfassen etwa 9500 Namen. Deutsche Mine« an der irländische« Küste. Reuter meldet auS London: Das Kauffahr teischiff „Manchester" ist an der Nordküste von Irland auf eine Mine gestoßen und gesunken. Der Kapitän und 13 Mann sind ertrunken. 13 andere Mann wurden durch ein anderes Schiff gerettet. Die Schiffsbehörden in Liverpool raten den Reedern, nicht innerhalb 60 Meilen an den Toryinseln (Nordirland) vorbeizufahren, da dort das Wasser infolge deutscher Minen unsicher sei. Man sieht daraus, daß die deutschen Minen leger nicht nur an Englands Ostküste, sondern auch an der Westküste und um Irland fleißig gewesen sind. '' Der frühere Kommandant von Manbeuge Arrestgefangener. AuS Halle wird gemeldet: Der Kommandant der Festung Maubeuge, der als Gefangener in Torgau ist, ist aus Gründen, die geheim gehalten werden, aus dem Gefangenenlager am Brücken kopf in die Torgauer Arrestanstalt übergesührt worden, wo er sich jetzt in Einzelhaft befindet. Belgiens Unverschämtheit. Das Amsterdamer Blatt „Nieuws van den Tag" meldet auS Rosendaal: Als deutsche Truppen nach der Station Eßchen zurückkehrten fanden sie die deutsche Flagge durch die belgische ersetzt. Der Täter, ein Zolleinnehmer, wurde ins Gefäng nis abgeführt. Der Bürgermeister mußte wegen des Vorfalls eine Bürgschaft von taufend Francs hinterlegen. Die Minengefahr in der Nordsee. Das englische Hafenamt Hull gibt die dritte Verlustliste der in der Nordsee durch Auslaufen auf Minen gesunkenen Schiffe bekannt. Sie um- faßt die Zeit vom 1. bis 15. Oktober und weist 17 Schiffe einschließlich 8 kleinerer Fischdampfer auf. Die Nationalität der Schiffe wird nicht mehr angegeben. Rückkehr der franzöfischc« Regierung «ach Paris? AuS Paris wird gemeldet: Die Rückkehr der französischen Regierung nach Paris soll angeblich bereits Mitte November erfolgen. Die Sitzung der Deputicrtcnkammer soll schon dort am 21. Dezember stattfinden. (Gestern hieß eS, die Re gierung werde in dem sicheren Bordeaux bleiben. Offenbar ist sich Poincaree selbst noch nicht klar darüber, was er zu tun gedenkt. D. Red) Wie die Engländer die Franzosen behandeln. Ein Landwehrmann der Feldartillerie schreibt aus dem Feldlager in Frankreich: Unsere Infan terie liegt der französischen auf 30 Meter in Schützengräben gegenüber, dazwischen Berge von Leichen von drei Wochen, meistens TurkoS und Franzmänner, entsetzlicher Geruch! In den feind lichen Schützengräben liegen im ersten TurkoS und Zuaven, im zweiten Franzosen, im dritten Engländer. Letztere lasten die Franzosen nicht zurück und schießen alles nieder, was zurückgeht. Eine Wiener Stimme über Englands Mißerfolge. Bei einer Besprechung der bisherigen Mißer folge Englands sagt das „Fremdenblatt": Die ganze Kurzsichtigkeit und Unfähigkeit der leiten den englischen Staatsmänner und ihr leichtsinniger, frevelhafter Dilettantismus treten nun klar zu tage. Die moralischen Niederlagen, die Groß britannien bereits ei litten hat, lasten sich nicht mehr gutmachen. DaS Gefühl der Sicherheit, das das englische Volk infolge der insularen Lage bisher besaß, ist verschwunden. Der Schrecken, den die englische Armada der Welt einslößte, ist durch die deutschen Kreuzer und Unterseeboote verjagt worden. Das Ringen um die Vernichtung der Existenz Deutschlands ist zu einem Existenz kämpfe für England selbst geworden. Der Zu sammenbruch der englischen Vorherrschaft zur See und daS Ende des Glaubens an Groß- britanniens Unantastbarkeit ist eins der aller wichtigsten Ergebnisse von weltgeschichtlicher Be deutung, die der Weltkrieg bisher gezeitigt hat. Das Urteil gege« die Mörder des ErzherzogsPaareS. Wie aus Serajewo gemeldet wird, ist gestern in dem Hochverratsprozeß gegen die Mörder deS österreichischen Erzherzogspaares folgendes Urteil gefällt worden: Die Angeklagten Jlic, Weljko, Cubrilowic, Nedo, Kerowic, Jowanowic und Milowic wurden zum Tode durch den Strang verurteilt. Mitarkerowic wurde zu lebensläng lichem schweren Kerker, Princip, Cabrinowic und Grabez zu je 20 Jahren, Vasv Cubrilowic zu 16 Jahren, Popowic zu 13 Jahren, Kranjerewic und Gjuttc zu je 10 Jahren, Äjepanowic zu 7 Jahren, Zagkorac und Perin zu je 3 Jahren schweren Kerker verurteilt. Die übrigen Ange- klagten wurden freigesprochen. Der Mörder Princip konnte wegen seines Alters — er war noch keine 20 Jahre, als er die Tat beging — nicht zum Tode verurteilt w«rden. Griechenland gibt die Besetzung de- Epirus amtlich bekannt. Wie daSjReuterbureau erfährt, haben die 11. öffentl. GemeinderatS- Sitzung zn Oberlungwitz am 28. Oktober 1914. Mitteilmtge». Herr G.-V. Lieberknecht gibt bekannt, daß von den hiesigen Schulen fünf Lehrer zum Kriegsdienst einberufen worden sind und daß zwei weitere Lehrer diese Woche eintreffen müssen. Außerdem sind aus der Gemeindeverwaltung zwei Herren eingezogen worden, sodaß sich die Einstellung von Hilfskräften notwendig macht. — Wegen Verringerung der Wache bei derHUt- tengrundbrücke hatte sich der Gemeinderat an daS Generalkommando gewandt. Für die Wache muß die Gemeindeverwaltung ca. 200 Mark wöchentlich verlegen. ES wird dies von der Gemeindeverwaltung, da eine baldige Zurücker stattung durch die Militärbehörde vorläufig nicht erfolgen wird, als eine gewisse Last empfunden. DaS Generalkommando hat zugesagt, die Ein gabe zu prüfen. — Von der Gemeindeverwal tung sind bei hiesigen Gutsbesitzern 700 Zentner Kartoffeln angekauft worden, die an die Ein wohnerschaft zu angemessenen Preisen abgegeben werden sollen. Bausachen. Herr G.-V. Lieberknecht teilt mit, daß die Schleusenyrbeiten auf der Nutzung beendet seien und daß man jetzt dieselben Arbeiten auf dec Werkstraße begonnen hätte. Die Schleusen legungen waren als Notstandsarbeiten gedacht. Durch die regnerische Witterung in den letzten Tagen sind nun die Ausschachtungen zum Teil zusammengebrochen, sodaß die Arbeiten — bis besseres Wetter eingetreten ist — eingestellt werden mußten. — Herr Riedel wünscht, daß die Arbeiten keine Unterbrechungen erfahren, da sie ja den Arbeitern den einzigen Verdienst in der jetzigen Zeit bieten. Beschlußfassung über Errichtung eines OrtSgesetze- für KleinhauSbauteu. Bei diesem Punkte war man sich allgemein darüber einig, daß die jetzige Zeit nicht geeignet sei, ein Ortsgesetz für Kleinhausbauten zu er lassen. Die Vorlage soll nächstes Jahr zur Beratung kommen. Beschlußfassung über die Oeffeutlichleit eine» Wege» bet ber Gasanstalt Hohensteia-Krnstthal. Der Stadtrat Hohenstein-Ernstthal beabsichtigt die Gasanstalt erweitern zu lasten und den bei den jetzigen Werken vorbei nach Oberlungwitz führenden Weg einzuziehen. Dieser Weg scc bei der Erweiterung der Gasanstalt hinderlich. Der Fußgängerverkehr könne sehr bequem über den in der Nähe befindlichen Marktsteig geleitet werden. — Herr Kunze ist gegen eine Ein ziehung des Weges. Sie würde von vielen Personen unangenehm empfunden werden. Wenn gesagt würde, der Weg werde wenig begangen, so sei die» ein Irrtum, der Weg sei seit vielen Jahren die beste Verbindung zwischen einem Teil von Oberlungwitz und der Stadt, vor allem nach dem Bahnhof. — Herr Voitel hat nichts gegen die Einziehung des Weges einzuwenden; wenn der Gemeinderat nicht damit einverstanden sei, müsse er dann auch für Instandhaltung des Weges und namentlich der Brücke sorgen, was der Gemeinde wieder nur ständige Kosten verursache. — Den Ansichten des Herrn Kunze und des Herrn Katzsch, der eben falls für Bestehenlassen des Weges ist, tritt auch Herr Ried el bei. Der Weg werde jedenfalls sehr vermißt werden, namentlich für in Hohen stein-Ernstthal und in Chemnitz arbeitende Leute. Durch Einziehung des Weges könne man nicht mehr in gerader Linie Gasanstalt—Schützenstraße nach dem Bahnhof gelangen, sondern müßte einen bedeutenden Umweg machen. Der Vorlage wurde schließlich gegen die Stimmen der Herren Kunze, Katzsch und Dost zugestimmt. Beschlaßsassunz über die neuen Stenerorbnnugen. Das Ministerium des Innern hat eine An frage an die Gemeinden und Städte gelangen lasten, wie sie sich zu der Einführung dec neuen Steuergesetze für nächstes Jahr stellen. Nach längerem Für und Wider trat man dafür ein, daß die neuen Steuerordnungen im nächsten Jahre, wie ursprünglich beabsichtigt, in Kraft treten sollen. Beschlußfassungen über ArbeitSlusenunterftützun- Vom GewerkschastSkartell ist ein Schreiben eingegangen, in dem um Einführung von Ar beitslosenunterstützung gebeten wird. Die Ein gabe enthält eine längere Begründung. Das Gewerkschaftskartell schlägt folgende Sätze vor: Für verheiratete männliche Personen wöchent lich 5,60 Mark und für jedes Kind unter 14 Jahren weitere 1,40 Mark. Ferner soll den Verheirateten ein Mietsbeitrag gewährt werden. Die unverheirateten Personen sollen wöchentlich 4 Mark erhalten. — Herr Boitel ist nicht gegen eine Einführung von Arbeitslosenunter stützung, will aber vorher Unterlagen haben, um sich über den Umfang oer Unterstützung ein un gefähre« Bild machen zu können. — Herr Rie- o e l kann eine genaue Zahl der Arbeitslosen nicht angeben, schätzt sie aber auf ungefähr 50 Mann. Außerdem könnten ca. 200 Personen nur 2—3 Tage in der Woche arbeiten. Es sei hierbei jedoch eine große Zahl von Arbeitslosen noch nicht einbegriffen. Durch Vermittlung von Arbeitern nach Ostpreußen durch die Gewerk schaften, durch die Notstandsarbeiten der Ge meinde und auch dadurch, daß jetzt einzelne Ju ¬ bel den Großmächten beglaubigten Gesandten diesen gestern abend amtlich mitgeteilt, daß Griechenland wieder beabsichtige, EpiruS zu be- setzen. Die Besetzung sei nur „zeitweilig , um die Ordnung wieder herzustellen, da die Zustände an der Grenze unhaltbar seien. Bezüglich ValonaS versicherte Griechenland Italien aufs neue, eS betrachte diese Stadt außerhalb seiner Interessensphäre liegend.
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