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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 11.10.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-10-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191410115
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19141011
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19141011
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-10
- Tag 1914-10-11
-
Monat
1914-10
-
Jahr
1914
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 11.10.1914
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geeintes und darum nach außen unüberwind lich starkes Volk zeigten? Und nun, da es um das Höchste geht, das Sein oder Nicht sein des teuern Vaterlandes, ist das einige, starke Volk auch der höchsten Krastanstrengung sähig. „Wie eine Flutwelle brausten die Deut- scheu heran", mutzten unsere grimmigsten Feinde, die englischen „Vettern", nach der Schlacht bekennen, und jeder einzelne unserer Wackern Streiter weiß, datz sein Sieg des Va- terlandes Triumph bedeutet und somit seinen eigenen. Und in dieser selbstlosen Dahingabe des einzelnen an den einen, grohen Gedan ken: das Vaterland, liegt schon die Gewähr des Sieges. Es ist der gewaltige Wille zum Siege, der siegen lätzt! Und indem der Krieg die verschiedensten Volkselemente zu einem einheitlichen Großen und Ganzen zu sammenschweißt, allen den einen, unerschütter lichen Willen zum Siege einhaucht, stärkt er zugleich das Selbstbewußtsein jedes einzelnen, macht sie stolz auf ihr Volkstum und ent flammt die Vaterlandsliebe, die Liebe zur heimatlichen Scholle zur lodernden Fackel. Man lernt es endlich, st o l z zu sein aus sein eige nes schönes Vaterland, dem kein anderes Land sich vergleichen kann an Heldensinn, Tapfer keit, Hingebung und Mannesmut. Man be sinnt sich wieder auf sich selbst und erkennt zu seiner tiefsten Beschämung, wie das Fremde, Welsche, das man in blöder Verkennung seit her nachahmte oder nachäffte, neben dem Va terländischen doch nicht aufkommen kann. Die ses Erwachen des Volksbewußtseins ist eine der köstlichsten Früchte, die ein Krieg reisen läßt. Haben wir das nicht auch bei uns er fahren? Wohin waren wir geraten mit un serer Ausländerei! Zum Gespötte anderer Na tionen waren wir geworden. Die Moden mit ihren oft so unverständlichen Bezeichnungen entlehnten wir den Franzosen und Englän dern, unser gesamter Sportbetrieb war engli- siert, ganze Industrien hatten sich zu sklavi- scher Abhängigkeit von unsern erbittertsten Feinden erniedrigt, das Gasthosswesen war durchseucht von Französelei bis auf Küche und Speisekarte, kurz, es schien, als seien wir im Grunde doch ein geistig und moralisch recht armes, unbeholfenes, unselbständiges Volk, das sich nur auf Auslandskrücken notdürftig im Wettbewerbe der Völker fortzuhelsen vermag. Das ist nun mit einem Male anders gewor den und soll noch anders werden, gründlich anders! Weg mit aller Ausländerei in Mode, Sitte, Brauch und Sprache! Deutsch sind wir und wollen stolz darauf sein, daß der Krieg uns das so nachdrücklich gelehrt hat. So gleicht der Krieg einem Frühlingsstur me, der mit elementarer Macht über die er wachenden Gefilde dahinbraust. Das Dürre, Flaue, Abgestorbene reißt er hinweg, das Schwache festigt und stärkt er und macht es widerstandsfähig, die Luft reinigt er von schädlichen Dünsten, und wenn er vorüberge- segt ist, läßt er alles in vergnügter Kraft zu neuem, fröhlichem Leben erstehen. Altweibersommerfädeu Zwei Betrachtungen von Berthold Karl Krause. (Nachdruck verboten.) Nun ist es nahezu ein halbes Jahrhundert her! Ich war damals ein Knabe von acht Jahren. Wohl wußte ich, daß sich etwas Großes dort draußen auf den Schlachtfeldern Frankreichs abspielte, wo auch mein Vater stand. In der Schule hatten sie uns erzählt, daß man den Franzosenkaiser und sein Heer gefangen genommen habe. Tränenden Auges hatte mir die Mutter glückstrahlend diese Mel dung bestätigt. Und dann waren jene herr lichen Herbsttage gekommen, die Sieg aus Sieg meldeten und den Aufmarsch der Deutschen vor Paris verkündeten, so daß alles voll von Erwartungen war. Herrliche Herbsttage waren es. Die Alt weibersommerfäden flogen schwingend durch die blauen Lüfte. Wir Jungen gaben uns ganz der herrlichen Naturstimmung hin und hatten sogar das „Drachensteigen" vergessen, das doch sonst in der zeitgemäßen Saison lag. Aber es gab ja ganz andere Siege und Ge schehnisse zu bedenken. Sie erfüllten unsere jugendliche Phantasie und ließen unsere begei sterte Knabenfeele in Hellen, jauchzenden Ju beltönen schwingen und klingen. . Die Altweibersommerfäden waren es, die uns in dem herrschenden Siegestaumel doch ein wenig nachdenklich stimmten. Und wenn die Sonne früh und blutrot am westlichen Ho rizont versank, dann mußten wir unwillkürlich an die Wunden derjenigen denken, die aus den Schlachtfeldern Welschlands für die Freiheit der deutschen Heimat strebten und stritten, kämpften und litten. Man hörte ja fo unend lich viel von den Verletzten und Verwundeten, daß einem doch mitunter ganz weh ums Herz wurde, und daß einem die Knabenaugen heiß und feucht wurden. Wir aber meinten, daß die Altweibersommerfäden an dieser wehmütig stimmenden „Verweichlichung" schuld wären. ll. Nun sind schon über zwei Monate in's Land gegangen und der Krieg tobt noch im« mer. Viele Freunde und Verwandte habe ich im Felde stehen. Einer aber steht mir beson ders nahe. Er hält die Wacht im Osten, und ist mein Jüngster — mein achtzehnjähriger, kriegsfreiwilliger Sohn, den ich hinausgesandt habe: seinem Wunsche gemäß und zum Heile der Heimat. Auch draußen im Felde werden dort nun wohl die Altweibersommerfäden segeln, wie hier. Ich kann mir das lebhaft vorstellen, wie das ausschaut, wenn er auf einsamer Wacht steht oder als Patrouille ausschwärmt. Und mit diesen Herbstgespinnsten werden meine Ge danken bei ihm und um ihn sein, als könn ten sie ihm Schutz bieten vor den Gefahren, die seine achtzehnjährige Jugend tückisch und lauernd ständig umdrohen . . . Und so habe ich Tag um Tag sein liebes Bild um mich, das sich tifer und fester mei nem Geiste einprägt, als sonst, da ich ihn stündlich um mich habe und seine lieben ju gendlichen Züge anschaue. Nun steht er mitten in Feindesland. Man ches Gefecht hat er bereits unverletzt mitge macht, kühn und unerschrocken. Ja, ich kann stolz auf ihn sein. Wieviel Freude, wieviel Lebenshoffnungen verbürgen sich nicht in dem einen, der mir jetzt da draußen im Felde steht! Wie rasch ist der blondköpfige Knabe zum Jüngling herangewachsen! Und nun hat ihn das Schicksal von mir gerissen, das Krie gesschicksal mit harter und rauher Hand! Aber ich habe ihn gern ziehen lassen! Und noch immer muß ich an die Worte seines Briefes denken, den er mir vor weni gen Tagen aus dem fernen Osten schrieb. Ju gendliche Siegeszuversicht sprach aus diesen Zeilen, aber auch eine gewisse Wehmut schim merte daraus, namentlich aus jenen Worten, die da sagten: „Mitunter hängen die Tage doch schon recht herbstgrau. Die Wildgänse ziehen. Nebel wallen über den Niederungen und Altweibersommerfäden schweben durch die feuchte Luft. . ." In diesen Worten stand mir mein Junge leibhaftig vor Augen. So war er: verträumt und kouragiert zugleich, empfänglich für jede künstlerische Feinheit, wie es ein deutscher Jüngling in seinen Jahren sein muß! Und nun erst verstehe ich auch die Heldengestalt Theodor Körners voll und ganz. Er wird manches Verwandte mit meinem Jungen, meinem lieben Blondkopf, sicherlich gehabt haben! Und das macht mir das Herz so froh und voll, und füllt meine Seele mit Sonnenschein: unbedenklich, auf den ersten Augenblick ist er als Kriegsfreiwilliger für die Gesamtheit, für sein Vaterland eingesprungen. Und mit ihm haben Hunderttausende das gleiche getan. Wohl dem Volke, das sich solcher Söhne rühmen kann! Und wohl dem Manne, der sich stolz als Angehöriger eines solchen Volkes fühlen darf! Die Natur liegt im Sterben; über das deutsche Volk aber ist ein großer, brausender Frühling gekommen, mögen auch draußen Alt weibersommerfäden in grauen Gespinnsten ihr Spiel treiben. . . Und so wehen denn die grauen Altweiber sommerfäden wieder um mein Fenster, vor dem buntgefärbtes, welkendes Herbstlaub leise raschelt. Die Zeit des Sommerscheidens ist wieder gekommen. Hoffentlich bringt der Herbst nur Gutes. Gutes uns, die wir daheim ge blieben, und Gutes denen, die draußen im Felde stehen. Oft wird einem gar wund und weh um's Herz, wenn man der Drautzenste- henden gedenkt. Aber diese eiserne Zeit muß durchgehalten und zum guten Ende geführt werden. Das ist jedes guten Deutschen Wille und Absicht. Und dafür haben Millionen ihr Leben hinausgetragen auf die blutgetränkten Schlachtfelder des Ostens und Westens. Altweibersommerfäden geistern in den Lüs ten, ziehen ihre Gespinnste durch den sonnigen Herbsttag. Und ich denke der Zeiten vor vier undvierzig Jahren und heute. . . Und da kommen mir folgende Worte in den Sinn: Altweibersommerfäden In ernster Kriegeszeit, Um manche Fensterläden Spinnt ihr gar Gram und Leid, Doch bringt ihr uns auch Grüße Und tragt die Grüße fort Gen Westen und gen Osten, Gen Süden und gen Nord! So grüßt mir herzlichst Jeden, Der sich gestellt im Feld, Altweibersommerfäden In herbstlich-bunter Welt! Und so mögen sie denn auch ihn grüßen, an dem meine ganze Seele in diesen herr lichen Herbsttagen hängt! Nicht voll Weh mut und Bangen soll mein Gruß sein, son dern sonnig und klar, wie die Luft, durch die die Altweibersommerfäden flattern. . . Deutsche GlMtusWersicht. In großen Zeiten des eigenen und des Völ- kcrschicksals, wenn alles Kleine und Kleinliche abgestreift wird, ist noch von jeher wie eine neue Offenbarung eine ganz anders geartete Otto Knoi'i', SLenLirLlL, im nvusn UkUftklus, »IN ^srnsprsotisr 4849. llvrvorrsxeocks 4n8iv»b1 aparter Asudeitvll. "MV LriNkmItzll, 6oLä- uuä Ukrsv, Ho6k26il8- Ullä O6l6Df6llk6it8-b686ktznIr6. 8pvr.: Lrreaxalsie äor tVUrttembsrx. Uytall'varsll-k'adrlk t4s>8lliixsn-8t. 2 Plötzlich hebt TyraS den Kopf und knurrt dumpf. Gleich darauf springt er auf die Füße mit Hellem Gebell. Die Kinder schauen sich um. „Der Förster wird da sein," meint die kleine blonde Grete. Aber Peter, der schon zehnjährig ist und ein verständiger Junge, wird plötzlich von großer Angst befallen. „Ruhig," raunt er hastig dem Hunde zu, der auch sogleich gehorcht und sich niederlegt. Nur leise knurrt er noch vor sich hin. „Duck dich — da zwischen die Wachholderbüsche," flüstert der Bub dem Mädel zu. Dann schleicht er selbst, gebückt und vorsichtig, über die Lichtung hin in der Richtung, nach welcher Tyras bellte. Es dauert nicht lange, das Herz steht ihm vor Entsetzen still — da be merkt er am Rande der Lichtung, zwischen den Stämmen, kriegerische Gestalten. Es ra schelt dort auch, man kann deutlich Pferde tritte und gedämpfte Männerstimmen vernetz- men. Kosaken sind es. Wie ein Pfeil, und doch überall sich deckend, schießt Peter zu der Stelle zurück, wo Schwe sterchen und Hund sind. Er macht dem Tyras eine Faust, denn er will schon wieder bellen. Die Grete nimmt er an die Hand, raunt ihr zu, ganz still zu sein. Dann geht's über die Lichtung nach dem entgegengesetzten Wald saum. Vielleicht gibt's dort ein Entkommen. Und dort ist auch, gegen einen kleinen steilen Hang angelehnt, ein dichtes Dorngestrllpp. Als die Kinder es erreichen, hören sie auch hier in der Nähe Stimmen und Pferdetritte. Rings um die Lichtung herum scheinen die Russen zu schwärmen. „Schnell hinein!" Der Bub schiebt die kleine Grete in eine Lücke des dornigen Gebüschs. Vom Spiel her weiß er, daß sich in dem hohen, wirren Strauchwerk eine Art Höhlung befindet, zu der es nur einen einzigen schmalen Eingang gibt. Die Dorfjungen haben dafür gesorgt, daß Zugang und Höhlung nicht ganz verwachsen, mit Messern haben sie immer wieder das bißchen Raum frei geschnitten. Bald sind die Kinder im Gestrüpp verschwunden. Auch Tyras ist mit hineingekrochen. Sehr unmutig, weil er nicht bellen soll, liegt er vornan in dem en gen Gang. Und dann sind mit einemmale die Kosaken ganz nahe. Sie lagern sich auf der Lichtung. Die Kinder können sie aus ihrem Versteck heraus freilich nicht sehen, aber deutlich hören sie ihr Sprechen, die rauhen fremden Laute aus heiseren Männcrkehlen. Bebend kauern sie dicht beieinander. Und die Augen des Hundes, der vor ihnen liegt, glühen vor schwer verhaltener Streitlust. Die Kosaken wollen sich ein Mahl bereiten. Um Feuer anzumachen, sehen sie sich nach trockenem Zweigwerk um. Und dann entdecken sie, daß gerade das Dorngebüsch ein gutes Brennen verspricht. Da vernehmen denn die Kinder zu ihrem Entsetzen, wie plötzlich mit Säbeln auf das Gesträuch eingehauen wird. Sie hören das Losreißen ganzer Strauchbün del, wilde Angst packt ihre kleinen Herzen, ihre Glieder fliegen. Sie wollen weiter zurück weichen, aber das ist unmöglich. Zu dicht ist um sie her das Geäst verwachsen. Und näher kommt das Säbeln und Reißen — da springt Tyras auf die Füße, denn hart vor ihm saust cs blitzend nieder. Er steht nun da, der brave Hund, die vier Beine kräftig aufgestemmt, und bellt gewaltig. In dem Bellen liegt ein tiefer, zorniger Ton, als rufe er: „Nur über meine Leiche hinweg geht es zu den Kindern." Das Säbeln und Reißen hört wieder auf: die Russen scheinen ganz verblüfft über das Auftauchen des Hundes. Aber dann dringen sie auf ihn ein. Das folgende alles spielt sich blitzschnell ab. Der Hund ist halb noch im Gestrüpp, halb schießt er, von Säbelstößei' gereizt, wütend hervor. Und jäh verbeißt et sich in das Zeug eines Kosaken. Er liegt über dem niedergeworfencn Mann — zahllose Säbelspitzen zucken auf ihn nieder, daß das Blut an vielen Stellen aus seinem schönen Fell aufspritzt. Röchelnd verendet der treue Hund. Aber der Kosak, in den er sich eingc- bissen, kommt doch nicht los. Noch im Tode hängen die Hundezähne fest im Rock und zum Teil im Fleisch des Mannes. Da müssen sie schließlich ihren Kameraden losschneiden. Mit schwerer Wunde schleicht sich der Mann stöh nend beiseite. Der tote Hund bleibt im Strauch werk liegen, aber man hat die Lust verloren, dort Zweige zu brechen. Sie holen aus dem Walde sich Holz. Bald lodert das Feuer hoch, sie lagern dabei. Die Kinder verbringen die Nacht im Versteck, hinter ihrem treuen toten Hunde. Am andern Morgen ist dann der Wald plötzlich voller deutscher Soldaten. Die Retter sind da. Da kehren Peter und Grete heim ins Dorf, das sie unversehrt finden, zu der über glücklichen Großmutter. — Hart Steuerbord!" Marine-Skizze von Paul Waldt. (Nachdruck verboten.) Die Geschwaderübungen hatten begonnen. Längs der ganzen deutschen Ostseeküste hörte man den Kanonendonner der manövrierenden Schiffe. Ein schönes Schauspiel ist es, Deutsch, lands Flotte an sich vorbeiziehen zu sehen. 3 Jedoch selten oder garnicht bietet sich für einen Binnenländer Gelegenheit dazu, und sieht man sie auch wirklich einmal, so ist es nur auf Augenblicke. Es könnte gerade von einem passierenden Schiffe sein, sonst nie. Wenn man sieht, wie die Schiffe Formationsübungen ma chen, in Kiellinien, in Staffelformation oder auch nebeneinander einherfahren, Kehrt machen wie eine exerzierende Truppe, aufmarschieren und mehrere andere Uebungen ausführen, dann bewundert man wohl die Umsichtigkeit und Seetüchtigkeit eines deutschen Marineoffiziers. Trotz dieses Wirrwarrs doch selten ein Un glücksfall kollidierender Schiffe. — Die Matro sen laufen an Deck herum, um ihren an den Geschützen stehenden Kameraden die Munition zuzubringen. Die Takler arbeiten in den Ge fechtsmasten, um beim Gefecht entstanden ge dachte Schäden auSzubessern; und so gehtS weiter, jeder ist beschäftigt mit seiner Rolle, die er bei der Verteilung erhalten hat. — Die Signalgasten sind am allerschlimmsten dran, denn die Flaggensignale fliegen auf und nieder. DaS Flaggschiff will jede Kleinigkeit gemeldet haben, damit der Dioisionschef, meistens ein älterer Vizeadmiral, auch von allem unterrichtet ist. Ebenso arbeiten die Semaphorapparate unun terbrochen. In der Nähe läßt sich nämlich durch diesen Apparat ein Signal schneller übertragen. Alles in allem, jeder Mann muß bei den Ge schwaderübungen auf dem Posten sein. Die Geschwaderübungen sind für den Matrosen daS, waS für den Infanteristen oder Kavalleristen die Manöver sind. Die Leute werden bis aufs Aeußerfte angestrengt, um im Ernstfälle die Strapazen auch durchsetzen zu können. Das Interessanteste bei diesen Uebungen sind die Torpedobootsdivisionen. Vor dem Angriffe fahren sie in Kiellinie hinter den größeren Schiffen divisionsweise, zu 5 Böten gerechnet, her. Geht eS aber zum Gefecht, so verstecken sie sich hinter letztere, um den feindlichen Ge schossen nicht so ausgesetzt zu sein, schießen dann mit einem Male vor, zwischen den Schif fen durch und suchen den feindlichen Schiffen einen Torpedo beizubringen. Hoch auf spritzt dann daS von den mächtigen Schrauben ge peitschte Wasser, der Gischt jagt über das mit äußerster Kraft fahrende Boot, der Torpedo wird abgeschossen und „Hart Steuerbord!" und verschwunden ist daS Boot hinter einem der es vor den Geschaffen schützenden Schiffe. Wie würde ein solches Boot wohl im Ernst fälle nach einem solchen Manöver auSsehen? — Eigentlich werden sie ja auch jetzt weniger zu Angriffen bei Tage verwandt, sind aber des Nachts dem ankernden oder auch fahren den Geschwader höchst gefährlich. Einen sol chen Angriff bei Nacht zu schildern, soll dies mal unsere Hauptsache sein. Gerade fängt es an zu dunkeln. Noch fahren die Schiffe, und sehnsüchtig warten Offiziere und Mannschaften auf das Signal zum Ankern, denn sie sind in einer sehr geschützten Bucht und ist diese ein guter Ankerplatz — Mit einem Male steigt vom Flaggschiff das Signal: „Klar zum Ankern" hoch. Offiziere und Mannschaften freuen sich, denn wenigstens ein bißchen Ruhe gibt es doch nun. Die Anstrengungen des Tages haben sie auch schwer mitgenommen. Der Bootsmann hält den sogenannten „Schlipp- Haken" fest und wartet auf das Kommando „Fall Anker". Endlich ertönt es, er läßt los und rasselnd saust die Kette mit dem daran befindlichen Anker in die Tiefe des Meeres. Das Schiff liegt jetzt vor Anker. Eine Schnur könnte man ziehen, vom ersten bis zum letzten Sch ffe, und man würde staunend bemerken, daß die Schiffe mit dem Bug auSgerichtet liegen. In dieser Zeit wurde es so dunkel, daß die Lampen angezündet werden mußten. Der Himmel ist bewölkt und dazu Neumond, eine stockfinstere Nacht verspricht es zu werden. Das feindliche Geschwader ankert ungefähr 10 Meilen von diesem in einer anderen Bucht und haben diese ihre Torpedoböte ausgeschickt, um einen nächtlichen Angriff zu unternehmen. Jedoch haben sie sich verrechnet, denn auch der Gegner hat seine Vorkehrungen getroffen. Die Schiffe sind vollständig abgcblendet. Das kleinste Löchchen, wodurch auch nur ein kleiner Lichtstrahl schimmern könnte, ist verstopft. Die Mannschaften sind in die sogen. „Torpedo wachrolle" eingeteilt und liegen an den Ge schützen. Es darf nicht geraucht, nicht laut gesprochen oder gar gesungen werden. Die Kommandos werden ganz leise erteilt. Kein Laut ist zu hören. In Deckung, wie eine Statue, steht der wachthabende Offizier mit zwei Signalgasten auf der Brücke und der Ausguck auf der Back regt und rührt sich nicht. — Auch die angreifenden Torpedoböte haben abgeblendet, eng aneinandergeschmiegt fahren sie langsam auf daS schon gesichtete ankernde Geschwader zu. Auch hier ist kein Laut zu vernehmen. Nur noch ein paar Schiffslängen und sie haben ihre Aufgabe ge löst, da ereilt sie das Geschick. Der mächtige Zug, der durch die Feuerungen streicht, hat ein Fünkchen mit durch den Schornstein ge nommen und sofort hat dieses dec auf dem ersten Schiffe befindliche Ausguck bemerkt. Lautlos eilt er zu dem wachthabenden Offizier und macht ihm Meldung davon, worauf dieser, durch das Nachtglas sehend, auch gleich die Torpedodivision bemerkt. Schnell sind die bei
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