Volltext Seite (XML)
ÜMM!«m HohMkiiHrBthaier Anffigkl Tageblatt. Nr. 238 Sonntag, den 11. Oktober 1314 41. Jahrgang Hrstvr OLvwi»1tL«r TTs.s^rsxs'bSr Sr»»«»r Ul'. 33. T«I»»K<>N »f. «rr. LL°nLL7)^""""" "°°- Krüsslv Spolssivlrlseksst mit «Iieiisr 8otilävktsi-sl, Viivksrsi unit Xonältorei. ^öodsotl. ca. 7 Lutlvn, SO gckvsivo, lS LLlbsr. ?»f»onL>: vk. 75 ?»rsoovo. f poKLellan-^akelxesckiri-e Hossvtd»!-, HutiotisursutSsr-, aögsr-, ^Koivss-Esbritrst« -^6in^!ä86i' 8t. l_oui8 KOotisn-Oamitufsn W38O^A686ll 11'1'6, l<3fs66§68Oll 11'1'6 in Lro-8er ^usvakl 1 k'. I^ouis Kaumann, Lkemnilr, var U«r Al»rk1I»»N«, Vkvnterntrnnn«. 1?aiLorä's Inhalator 8 »«««» La4«U xsxvo Hals- uuck dlssvulvickvo tsussuckksod dsväbrt. für /trtkmalslitsnite unsntdskrllok. krospskts xrstis unci franko. Ersatzteils rn Orixinalprsissn. Ut rmttiiii ^Lippi, Vturvr^. ^»rsn. Kronsnstrasss 17. EH g " I I DF " össts un6 bllliAsts SsruAsqusIIs ^L6IÜ6^V^2lU 1^21861^ 'risi'Iorrto»« ° sonksktlos ° krsutsurststtuiigsn VN MMIHM » »MMS WS » xzEvolIv»r«L, llarämsll, Isppiobs dl^kt, L°k« —- LrstiingssusstsNungsn o ° ° Ksform-Ssttstvllsn. Segen des Krieges. Von Paul Pasig. (Nachdruck verboten.) Die meisten der Zeitgenossen, die einen großen Krieg miterleben, sind mit ihrem Ver dammungsurteile über denselben wegen des un ermeßlichen Schadens, den ein solcher in ma terieller, sittlicher und geistiger Hinsicht im Gefolge hat, schnell bei der Hand, und die Lobeshymnen auf die Völkerverbrüderung und den „ewigen Frieden" scheinen eine gewisse neue Berechtigung zu erhalten. Allein dabei wird vor allem übersehen, daß, wer irgend ein wichtiges geschichtliches Ereignis miterlebt, niemals in der Lage ist, vorurteilsfrei zu ur teilen. Das ist immer erst aus weiterer zeit licher Entfernung möglich und muß der Nach welt Vorbehalten bleiben. Dann aber vergißt man nur allzu leicht, daß ein großer Krieg, wie er z. B. unserem deutschen Volke jetzt von neidischen, haßerfüllten Gegnern aufge zwungen wurde, stets auch reichsten Segen im Gefolge hat. Wo viel Schatten ist, da pflegt eben auch viel Licht zu sein, so kann man ein bekanntes Wort umkehren. Was zunächst die materiellen Schädigungen, die ein Krieg bedingt, anlangt, so ist es ja richtig — und wir spüren das nachdrücklich an unserem eigenen Leibe ---, daß infolge der allgemeinen Stockung von Handel und Verkehr, verursacht durch die fast vollständige Aufhebung aller Ver bindungen mit dem Auslande, Arbeits- und Verdienstlosigkeit eintritt. Aber eine weise und vorsichtige Verwaltung wird, wie das ja auch bei uns geschehen ist, hier Mittel und Wege zu finden wissen, durch Beschaffung von Ar beitsmöglichkeiten, Festsetzung von Höchstprei sen usw. einer drohenden Teuerung vorzubeu gen. Dagegen wollen wir nicht vergessen, daß auch in materieller Hinsicht der Krieg neben dem unverkennbaren Schaden mancherlei Segen stiftet. Er öffnet die vorher oft über Gebühr verschlossen gehaltenen Geldschränke und Bör sen der Begüterten und sorgt dafür, daß Mit tel zum Besten des allgemeinen Wohles zur Verfügung gestellt werden, die in Friedens zeiten meist nur privaten und persönlichen Zwecken zugute kamen. Kriegskreditbänke, de ren Beamte ehrenhalber arbeiten, werden ge gründet, und die mannigfaltigen Zweige des Roten Kreuzes finden überall bereitwilligste und tatkräftigste Förderung und Unterstützung. Selbst der Minderbemittelte, der vielleicht sonst keinen Nickel für humanitäre und sonstige ge meinnützige Zwecke übrig hatte, spendet freu dig sein Scherflein, um auch an seinem Teile die Not, die der Krieg verursachte, lindern zu Helsen. Damit betreten wir das Gebiet, aus dem der Krieg am segenreichsten wirkt, das moralische und g e i st i g e. Die edelsten Regungen der Menschenseele, die im erschlaf fenden und verwöhnenden Frieden fast cinge- schlummert waren, werden mit urwüchsiger Kraft lebendig, das Mitleid mit dem Schwä cher«, die Nächstenliebe, das milde Erbarmen. Und diese herrlichsten Blüten echten Menschen tums — sie glänzen und duften nicht nur dem Freunde und Volksgenossen, sondern auch — und das ist das Göttliche an ihnen — dem Feinde! Ihm, der uns zuvor mit bewaffne ter Hand zu vernichten suchte! So läßt der blutige Krieg das schöne Ideal echter Sittlich keit und wahrer Religiosität seiner Verwirkli chung entgegenreifen. Aber auch die Kehrseite darf nicht vergessen werden. Unser Lieblings dichter, der in seiner „Braut von Messina" dem Frieden ein so liebliches Loblied anstimmt, weitz doch auch den Krieg zu würdigen. Von ihm meint er: „Der Krieg läßt die Kraft erscheinen, Alles erhebt er zum Ungemeinen, Selbst dem Feigen erzeugt er den Mut." Die gemeinsame Gefahr, die dem Vater lande droht, führt alle zusammen, gleich viel, welches Standes und Berufes sie sind; alle Partei- und Kvnfessionsunterschiede schwirr- den, und diese vorher nie geahnte Einigkeit macht ein Volk st a r k und unüber windlich. Haben nicht gerade wir das wiederholt erfahren? Schon im heitzen Som mer des Jahres 1870, der unsere Einheit und Stärke begründete, und nun eben wieder in den Augusttagen dieses Jahres, die uns der staunenden Welt als ein innerlich machtvoll den Geschützen liegenden Mannschaften geweckt. — „Geladen! Fertig!" — Die Geschützführer werden auf die Zielrichtung aufmerksam ge macht und im Ernstfälle würde ein Granat regen die kleinen Böte aufreiben. Immer näher läßt man die Böte hcrankommen, selbst redend nur so weit, daß sie mit ihrer Waffe nichts anrichten können. An dem schon an gezündeten, jedoch durch die Jalousie verdun kelten Scheinwerfer steht ein Obermaschinisten- Maat und wartet auf daS Kommando „Schein werfer leuchten!" Jetzt sind sie nahe genug, und in der Meinung, nicht beobachtet zu werden, da ertönt das bewußte Kommando. Schnell hat der Scheinwerfer die Boote ge funden und klar liegt nun die ganze Division vor den Augen der die Geschütze richtenden Mannschaften. „Feuer!" und die Kanonen feuern, — Schuß auf Schuß fällt. Auch die andern Schiffe haben ihre Scheinwerfer ange stellt. Bald waren auch hier die Mannschaf ten an den Geschützen und munter brüllen die Kanonen sämtlicher Schiffe. Die Führer der Torpedoboote stutzen. Ihrem Ziele schon so nahe, müssen sie jetzt Kehrt machen. Hätten sie sich einschleichen können, hätte eö ein Blatt mehr in ihrem Lorbeerkranze gegeben, aber so . . . eine gründliche Nase. Mißmutig erteilen sie das Kommando „Geschlagen! Hart Steuer bord!" und mit langer Nase müssen die „nächt lichen Ruhestörer" wieder abziehen. * » «üerlei Deuksprüche. Wir träumen nicht von raschem Sieg, Von leichten Ruhmeszügen. Ein Weltgericht ist dieser Krieg Und stark der Geist der Lügen. Doch der einst uns'rer Väter Burg, Getrost, er führt auch uns hindurch! Zeige dich zu jeder Zeit Stärker als dein Herzensjammer. Sei nicht Amboß deinem Leid, Nein, sei deines Leides Hammer. Rätselecke. RM-I. Setzt einem Held einmal Zwei Zeichen vorne an, Und eins am Schluß dann noch, 'nen Fluß habt ihr alsdann. In Belgien fließt der Fluß. Nun sagt den Namen an. Scharade». 1. Die beiden Ersten können Nie deine Mutter sein, Freudig ruft drei der Schiffer, Stellt es von fern sich ein. Das Ganze, unser höchstes Gut, Verleid'gen wir mit unserm Blut. 2. Wer viel von der Ersten hat, Der ist sicherlich die Zweite; Feindesland das Ganze ist; Sagt, wie's heißt, ihr kleinen Leute. Kurzweil. * » vuchftaben-RStfel. de de de de fe de de de de Gleichllaug. Als man es den Zeugen bei Gericht, Sagt ihm der Kläger in's Gesicht: Das hält' ich gesprochen?! Keine Spur! Der Zeuge hal's gewiß sich nur. «Uder-Rätsel. (Auflösungen in nächster Nummer.) «NflSfunge« au» Nummer 4V. Des! Rätsels:! Gericht. Des Dreistlben-RätselS: Spaßvogel. Der Scharade: Rittergut. Der dreisilbigen Scharade: Uhrkette. Des Silben-Rätsels: Steinbock. Des Homonym«: Gericht. Des Bilder-Rätsels: Urkundenfälscher. Liu-cr-Zeitrsz Nr. 41. Redaktion, Druck und verlast von Horn L Lehmann, Hshenstein-Trnstthal. 1914. Die kleinen Zum Dienst für'S liebe Vaterland Rührt fleißig sich die Frauenhand. Es wird gekocht, genäht, gepflegt, Weil Kriegszeit viele Wunden schlägt. Das macht unS Mädel auch mobil, Und leisten wir auch noch nicht viel, Zur Liebesarbeit sind wir hier, Soldatenstrümpfe stricken wir. Die Nadeln klappern in der Hand, Zwei links, zwei rechts, ein langer Rand. Der Schaft dann glatt und nicht zu weit, Nun aber kommt die Schwierigkeit. Die Ferse ist das Schmerzenskind, Weil da so krumme Sachen sind. Die Nätchen, Käppchen, ach wie schwer, Wenn man nur erst vorüber wä?. Strickerinnen. Dann aber geht eS wieder trapp, Rundum, rundum," klipp klapp, klipp klapp, Bis man den Fuß fein zugespitzt, Und hofft, daß tadellos er sitzt. Und wenn mal eines micht recht glückt, Vielleicht gar Falten schlägt und drückt, Bedenkt, er ward vonjKinderhand Euch aus der^Heimat^nachgesandt. Und Strümpfe sind es! nicht allein, Wir stricken gute Wünsche ein. Gott schenke euren Waffen Sieg, Daß bald beendet ist der Krieg. Drum stricken wir ohn' Rast und Ruh Und singen unser Lied dazu. Zur Liebesarbeit sind wir hier, Soldatenstrümpfe stricken wir. 022 022 oss Von Klau In dem kleinen ostpreußischen Dorf ist man in arger Not, denn Trupps Kosaken sieht man plötzlich in der Abenddämmerung überall von Osten her auftauchen. Sie streifen durch die Felder und reiten in die großen Wälder hinein. Entsetzen ergreift die armen Leute. Es sollen zwar Deutsche im Anmarsch sein, aber werden sie früh genug kommen, ein Sengen und Brennen zu verhüten? Ganz verzweifelt ist die alte Frau Klokow, denn ihre beiden Enkelchen, der Peter und die Grete, sind vor Stunden in den Wald gegangen, Beeren zu suchen. Die Großmutter hockt vor ihrem Häuschen auf der Bank. Sie jammert nur immerzu: „Die armen Kinderchen — o Gott — wenn daS ihre Mutier, meine selige Tochter, hält' erleben müssen " „Wo sind sie denn im Walde?" erkundigt sich der Schulze, und faßt die Alte bei der Schulter. Sie schüttelt nur hoffnungslos den grauen Kopf. Und die umstehenden Nachbarn berichten: „Das weiß sie eben nicht. Es gibt Döhne. (Nachdruck verboten.) ja so viele Stellen, wo Beeren wachsen. Vielleicht sind sie nach Neudorf hinüber, viel leicht grab' nach der andern Seite." „DaS ist freilich schlimm. Da ist eS ja unmöglich, sie zu suchen." „Aoer den Tyrasihaben sie mit!" ruft ein Bub. Der Schulze hebt langsam die Achseln. „Gewiß ein braver Hund, der Tyras, aber gegen die Kosaken wird er sie auch nicht schützen können." Mit sorgenvoller Miene geht er davon, die Dorfstraße hinab, wo überall seine Dörf ler aufgeregt umherstehen und ihn mit ihren bangen Fragen bestürmen. Der Peter und die Gcete^sind weitab vom Dorfe, mitten im Walde. Aus einer Lichtung, die friedlich im roten Abendsonnenschein liegt, sammeln sie ;eifrig Beeren, in ihre Körbe. Neben ihnen im Kraut liegt TyraS, der große schwarzweiße Neufundländer. Der Hund ist daS einzige Erbteil, das den verwaisten Kin dern von ihren toten Eltern zugefallen ist