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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 03.11.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-11-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191411030
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19141103
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19141103
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-11
- Tag 1914-11-03
-
Monat
1914-11
-
Jahr
1914
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 03.11.1914
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feindliche Verhältnis im Osten zu entflammen. Die Regierungen der Mächte des Dreiverban des sind entschlossen, die bis zum äußersten gespannte Lage in kürzester Zeit zur Entscheid düng zu bringen. I« Italien hat die Kunde von dem Ausbruch der russisch- türkischen Feindseligkeiten wie eine Bombe ge- wirkt. Das Regierungsorgan mißt dem tür kischen Vorgehen große Bedeutung bei, zumal dann, wenn Bulgarien sich der Türkei an schließe und die Bewegung auf die islamischen Staaten Asiens und Afrikas übergreise. An dere Blätter meinen, das türkische Vorgehen werde Deutschland wenig nützen. — In Alba nien wurden italienische Truppen gelandet. Erheb««-en gegen die Dreiverba«d-Staateu ring-nm. In Algier, das die Franzosen von ihren »ordafrikanischen Kolonien für die zuverlässig ste halten, kam es zu ernsten Akten der Auf lehnung. In der Ortschaft Benigafen weiger ten sich die Eingeborenen, der Verfügung Frankreichs, wonach alle Mauren vom 19. bis 45. Lebensjahr einzuberufen sind, nachzu kommen. Die Gendarmen, die Rekruten ge waltsam ausheben wollten, wurden erschossen und ihre Leichname zerstückelt. Als eine Zu sammenrottung von etwa 3000 Eingeborenen stattfand, wurde französische Artillerie und Ka vallerie entsandt, um den Tod der Gendarmen zu rächen. Die französische Regierung unter- drückt begreiflicherweise nähere Mitteilungen darüber. * « Große Erfolge im Westen. Die Franzose« über die AiSne zurückgeworfen. Auf dem westlichen Kriegsschauplatz geht es in gewaltigen Schlägen vorwärts. Auf allen Teilen der ausgedehnten Schlachtsront haben unsere Truppen große Erfolge davon getragen. In Belgien wurden Ramscapelle und Bixschote erobert. Der zuerst genannte Ort liegt nur noch 2,5 Kilometer südlich von Nieuport entfernt. Der Angriff unseres rechten Flügels auf das heiß umstrittene Nieuport hat also sichtliche Fortschritte gemacht. Die Um klammerung Nieuports, dieses wichtigen Küstenorts, hat wesentliche Fortschritte gemacht. Auch bei Upern schreitet unser Angriff unaus- Hörlich vorwärts. Die Orte Zandvoorde, Schloß Hollebeke und Wambeke, die von den Unseren genommen wurden, liegen sechs bis sieben Kilometer südwestlich Upern, an den großen Straßenzügen, die von Lille heran- führen. Auf die Behauptung Uperns legt der Feind besonderen Wert, da ein Vordringen unserer Truppen über diesen Ort hinaus leicht zu einer Umklammerung des linken feindlichen Flügels werden kann. Bisher konnten wir nur Erfolge östlich von Upern erzielen, die südwestliche Annäherung, die wir uns jetzt er zwangen, ist daher besonders wichtig. Bei Soissons, das nur noch wenig über zehn Meilen nordöstlich von Paris gelegen ist, wurde der Gegner gleichfalls angegriffen und aus mehreren hinter einander gelegenen stark verschanzten Stellungen nördlich von Vailly hinausgeworfen. Die Erstürmung von Vailly stellt einen erfreulichen militärischen Erfolg an gesichts ihrer starken Befestigung dar. Daß der Feind unter schweren Verlusten über die Aisne nach Süden, also auf Paris zu, zurückgewor fen werden konnte, ist als ein hoch erfreulicher Sieg unserer Waffen zu buchen, der durch die Gefangennahme von 1000 Franzosen noch erhöht wurde. Die deutsche Front ist an kei ner Stelle geschwächt, und die Pariser haben infolge der Annäherung der Deutschen den Mut schon wieder verloren, den ihnen die An wesenheit des Präsidenten Poincaree und ei niger Minister eingeflößt hatte. Auch aus dem östlichen Teil des Kriegsschauplatzes in Frank reich haben wir weitere Erfolge zu verzeichnen gehabt. Im Argonner Walde hatten wir eine größere Anzahl feindlicher Schützengräben er obert und deren Schützen gefangen genommen. Der Versuch der Franzosen, die verlorenen Stellungen wiederzugewinnen, brach unter schweren Verlusten für sie zusammen. Auch westlich von Verdun und bei Toul wurden feindliche Angriffe zurückgeschlagen. Die deutschen Fortschritte bei La Bassee, wo die Engländer diesseits wie jenseits des Kanals zurückwichen, werden, wie man nach Genfer Meldungen von französischer Seite zu- gesteht, erhöhte französische Anstrengungen bei Lille und Arras fordern. Der französische Ge neralstabsbericht läßt den im Argonncnwald errungenen Erfolg unerwähnt, gibt aber die gesteigerte deutsche Tätigkeit sowohl an den Maashöhen wie im Woevregebiet und in der Umgebung von Reims zu. Eine empfindliche Hemmung durch die deutschen Angriffe erlitten die Bewegungen der verbündeten Truppen bei Upern. Von der Seeseite wurde in die jüng sten Kämpfe nicht eingegriffen. Die französi sche Kriegsmarine unterstützt zurzeit die Land armee durch 6000 Mann Marineinfanterie, 1000 Mann Marineartilleristen und durch Gruppen von Mannschaften mit Scheinwerfern. lieber die Kämpfe bei Upern schreiben die englischen Blätter, daß die Verbündeten eine gut verschanzte Stellung bei Langemarche be zogen hatten, ihrer Sache ganz sicher waren, als die Deutschen plötzlich anstürmten. Eine ganze Weile dauerte dieser Ansturm und der Kanonendonner hatte schon wieder nachgelas sen, als mitten in der Nacht erst die eigent liche Ueberraschung kam. Ein gellendes Flö- tenfignal zerriß auf einmal die Lust und an , tausend Stellen fing das Iveite Feld zu bren nen an. Die Deutschen hatten, ohne daß es bemerkt worden wäre, vorher das Heidekraut ringsum mit Petroleum überspringt und die lodernden Flammen wälzten sich mst unheim lichen Knistern den Linien der Verbündeten zu. Es war ein grausiger Anblick unter dem plötzlich hell erleuchteten Nachthimmel! Zu gleicher Zeit sprangen die feldgrauen Gestal ten, die man garnicht gesehen hatte, nur we nige'Meter vor den feindlichen Schanzen vom Erdboden auf und stürmten unter dem Ge schmetter von Hornsignalen und Gesang gegen den Feind. Die Franzosen und Engländer waren völlig verblüfft, schließlich aber nah men sie ihre Stellungen hinter den Schanzen ein und ließen die Maschinengewehre gegen die Anstllrmenden knattern. Aber als prallten die Kugeln von diesen geschlossenen Reihen ab, so rückten sie unter fortwährendem Gewehrseuer in dichten Massen an. Als sie dicht vor den Laufgräben standen, sprangen die Truppen der Verbündeten heraus und es begann ein wil der Kamps Mann gegen Mann. Die ge° spensterhaft aufzuckenden Flammen des bren nenden Gestrüpps beleuchteten diese grausigen Szenen, die wieder zu einem Erfolge der deut schen Waffen führten. O V JieRlWchtMWestflMm. Eine Schlächterei ist es, keine Schlacht mehr! lauten die Berichte englischer Blätter über die Schlacht an der Küste, wie sie die Welt furchtbarer noch nicht gesehen hat. Ueber- all stolpern Verwundete mit zerfetzten Gliedern umher, Wagen von Artillerie fahren über Tau sende von Leichen, die nicht beerdigt werden können, weil es an Menschen und Zeit dazu fehlt. In allen Häusern, die sich im Küsten gebiet finden, liegen Verwundete, andere schla fen schon tagelang in Kaffees und Geschäfts läden, wo sie, notdürftig verbunden, auf den Rücktransport warten. Die deutschen Geschütze hören manchmal mitten in ihrer Arbeit auf einige Augenblicke auf, — dann sind Belgier, Deutsche, Franzosen und Engländer im wil den Bajonettkampf zusammen. An allen We gen sind Soldaten niedergesunken, die sich mit ihren Verwundungen nicht mehr weiter schlep pen können. Sie flehen jeden Vorüberkommen den an, aber niemand kann Helsen. In der Stadt Leke macht sich gleich beim Betreten der ersten Straßen ein schlimmer Geruch von Leichen und Pulver bemerkbar, zwischen den brennenden Häusern sind ein paar Kompa gnien damit beschäftigt, die Leichen zu begra ben. An dieser Stelle haben die Deutschen drei Kilometer Boden gewonnen. Die englischen Blätter sehen ängstlich die ses Vorschreiten der Deutschen und betonen immer wieder, daß mit allen nur möglichen Opfern die Einnahme von Calais durch die Deutschen verhindert werden müßte, da Von der Besetzung Calais der weitere Gang des ganzen Krieges unstreitig abhängen müßte. Die britischen Soldaten haben nach ihren ei genen Angaben seit Bestehen des Königreiches noch nie ein derartiges Blutbad mitgemacht, ganze Regimenter von ihnen sind spurlos verschwunden; auch die Deutschen haben nach englischen Berichten ganze Bataillone geopfert. An der Aisne und User sind die verbün deten Truppen jetzt so erschöpft, daß an ein Fortführen des Kampfes kaum mehr zu den ken ist. Nach jedem kurzen Kampf fallen sie in die Schützengräben zurück, wo sie tagelang erschöpft liegen bleiben. An der User hatte der Kanonendonner einige Zeit nachgelassen, während dieser Zeit nahmen die Deutschen Truppenverschiebungen vor. Die Belgier sol- len angeblich englische Verstärkungen erhalten haben. Auch die englischen Kriegsschiffe betei ligen sich wieder am Kampf. Um den linken äußersten Flügel zu schützen, mußten die Ver bündeten das Usertal unter Wasser setzen las sen, jetzt arbeiten dort nur noch die feind lichen Artillerien. Immer wieder machten die Deutschen wütende Angriffe, ihre Stoßkraft scheint täglich größer zu werden. Einen viel versprechenden Erfolg haben sie in der Nähe von La Bassee errungen, wo es ihnen, ähn lich wie bei Antwerpen, gelang, einen Keil in die Schlachtlinie der Verbündeten zu treiben. Nördlich Ryssel stehen große deutsche Reserven, bereit, jeden Augenblick in den Kamps einzu greifen. In Blankenberghe haben sämtliche Bewohner der am Strande gelegenen Häuser ihre Wohnungen verlassen müssen, aus Brügge wurden sämtliche Engländer im Alter von 16 bis 60 Jahren von den Deutschen entfernt. * * * Ser Köhne Streich der „Emden" Fast kein Tag vergeht, der nicht eine neue Heldentat unserer „Emden" bringt! Nicht nur England wütet in ohnmächtigem Zorn gegen den kleinen deutschen Kreuzer, nicht nur Japan hat durch ihn da» deutsche Draufgängertum kennen ge lernt,jetzt eiltderSchreckenSruf auch indie französische und russische Landeshauptstadt mit einer für die beiden Länder unheilvollen Kunde. Wie schon in voriger Nummer gemeldet, wurde aus Tokio nach Petersburg die amtliche Mitteilung gerichtet, daß der russische Kieuze „Schemtschug" und ein französischer Torpedojäger auf der Reede von Pulo Pinang durch Torpedoschüsse deS Kreuzers „Emden" zum Sinken?gebracht worden sind. Die „Emden" soll nach diesen Meldungen zu einer raffinierten, aber durchaus völkerrechtlichen List gegriffen haben: sie hatte zu ihren drei Schornsteinen noch einen vierten falschen aufge richtet, fo daß sie vollkommen unkenntlich war und sich ungehindert den vernichteten Schiffen nähern konnte! Dieser neue Verlust der russischen Flotte, die ja ohnehin nur wenige wirklich vor» handene Schiffe aufzuwetsen hat, ist um so be deutender, als er sich um ein verhältnismäßig schnelles Kriegsschiff handelle, das mit seinen Maschinen von 17000 Pferdekräften eine Ge schwindigkeit von 24 Knoten erreichen konnte. Bestückt war eS mit acht 12-Zentimeter-, sechs 4,7 Zentimeter - Geschützen, sechs Maschinenge wehren und zwei Torpedorohren. ES hatte 3180 Tonnen Wasserverdrängung und eine Be satzung von 350 Mann, die wahrscheinlich er trunken ist Der Schauplatz dieser jüngsten Heldentat unserer „Emden", die nun bald eine kleine Flotte unserer Feinde fortgenommen hat, die Reede von Pulo Pinang, ist eine auch Prince of WaleS-Jnsel genannte britische Besitzung in Hinderindien, die mit einem Teil der Halbinsel Malakka und der Insel Stngapore die „Streits Settlements" bilden. Pulo Pinang, etwa 280 Quadratkilometer groß, liegt nahe dem nördlichen Eingänge der Straße von Malakka und ist durch einen dreieinhalb Kilometer breiten Kanal vom Festlande getrennt. Die Bevölkerung zählt 120000 Seelen und be steht fast nur aus Malayen, Chinesen und Eng- ländern. An der nordöstlichen Spitze der Insel liegt die Hauptstadt GeordeS Town mit einem gut auSgebauten Hafen. Die „Emden" hat eS also gewagt, unmittelbar an der stark bewachten Küste der indischen Kaiserreiches die Engländer und ihre Verbündeten aufzusuchen und ihnen vor den Augen der neugierig harrenden JndieroolkeS einen Denkzettel zu geben, der auf die ohnehin schon wankenden Indier seinen Eindruck nicht verfehlen wird! Die Angst der Engländer vor ähnlichen „Emden-Stückchen" der übrigen Schiffe der deutschen Flotte spricht deutlich auS der plötzlich ungeordneten Sperrung der Themsemündung für die gesamte Schiffahrt mit Ausnahme zweier schmaler Fahrrinnen, die vorläufig noch offen gehalten werden. Fürchten die Engländer, daß die deutschen Heere etwa in Unterseebooten plötz lich nach London kommen könnten? Inzwischen fahren die deutschen Minen in stiller Arbeit fort, auch an der irischen Küste den Engländern Verluste beizubringen. Dem Dampfer „Manchester" ist an dieser bisher für minenfrei gehaltenen Küste nach den Meldungen eines in Fleetwood angekommenen Schiffes noch ein anderer englischer Handeltdampser gefolgt, der an der Nordküste von Irland auf der Höhe von Halin Head ebenfalls auf eine Mine ge laufen und in die Luft geflogen ist. Nach angeblich zuverlässigen Feststellungen Londoner Zeitungen („Morningpost" usw ), die unlerm 26. Oktober bekannt werden, soll der deutsche Kreuzer „Emden" bisher 51 Dampfer versenkt haben, darunter 34 englische, 10 franzö sische und 7 japanische. » * * Akmals eia Mischer Kreuzer versenk. Aus London wird amtlich unter dem 31. Oktober gemeldet: Ein deutsches Unterseeboot brachte heute im Englischen Kanal den alten Kreuzer „Hermes", der von Dünkirchen zurück kam, durch einen Torpedoschuß zum Sinken. Beinahe alle Offiziere und Mannschaften wurden gerettet. — Wie von amtlicher Seite mitgeteilt wird, liegt eine Bestätigung der Nachricht deutscher seits noch nicht vor. — „HermeS" stammt auS dem Jahre 1898, hat eine Wasserverdrängung von 5700 Tonnen, eine Geschwindigkeit von 40 Seemeilen und 480 Mann Besatzung. * » * Jie Lage im Osten. Oefterreichifcher Lieg bei Stary Sambor. Wien, 1. Nov. Amtlich wird verlautbart: In Russisch-Polen entwickeln sich neue Kämpfe. Angriffe auf unsere Stellungen wurden zurück geschlagen und einige feindliche Detachements zersprengt. Die mehrtägige erbitterte Schlacht im Raume nordöstlich Turka und südlich Stary Sambor führte gestern zu einem vollständigen Siege unserer Waffen. Der hier vorgebrochene Feind, zwei Infanterie-Divisionen und eine Schützenbrigade, wurde aus allen seinen Stel lungen geworfen. Czernowitz wird von unse ren Truppen behauptet. Das namentlich auf die Residenz des griechisch-orientalischen Erz bischofs gerichtete Artilleriefeuer der Russen blieb ohne nennenswerte Wirkung. Stary Sambor liegt südlich von Przemysl. Mit diesem Sieg der Oesterreicher ist auch die russische Offensive im Süden gebrochen. Diese Tatsache ist für die weiteren Kämpfe in Ga lizien von größter Wichtigkeit. Die österreichischen Erfolge in Serbien. Wien, 1. Nov. Amtlich wird vom 31. Oktober verlautbart: Die Erfolge unserer Truppen, die bei ihrem seinerzeitigen Einbruch in die Macva dort auf starke, mit Drahthin dernissen geschützte Befestigungen stießen und in diese erst vor zwei Tagen nach langen, schwie rigen Kämpfen bei Ravnje eine Bresche schla gen konnten, haben heute eine bemerkenswerte Fortsetzung erfahren. Trotz verzweifelter Ge genwehr der Serben und ungeachtet der schwie rigen Passierbarkeit der zum Teil sumpfigen Macva drangen heute unsere sämtlichen über die Save und Drina vorgegangenen Truppen in breiter Front weiter vor und nahmen die Orte Crnabara, Banovopolje, Radenkovic, Glusci und Tabanovic. Potiorek, Feldzeugmeister. RWttKrisK NM«. Rom, 31. Okt. Der Schatzminister Rubini gab heute den Entschluß kund, von seinem Amte zurllckzutreten. Infolgedessen entschied sich das ganze Kabinett dahin, gleichfalls aus dem Amte zu scheiden. Ministerpräsident Salandra teilte dem König diesen Entschluß mit. Der König behielt sich die Entscheidung vor. Rom, 31. Okt. Das „Giornale D'Jtalia" führt als Grund, für die Demission des Ka binetts an, daß der Finanzminister Rubini in dem heutigen Ministerrat die Gründe für sei nen Rücktritt auseinandersetzte und damit leb hafte Meinungsverschiedenheiten unter den Ministern bewirkte. Rom, 31. Okt. „Giornale D'Jtalia" schreibt, der Schatzminister habe 300 Millionen neue Steuern zur Deckung der militärischen Ausgaben fordern wollen, welcher Ansicht sich Salandra und die anderen Minister nicht an schließen konnten. Das Blatt glaubt, daß Sa landra mit der Neubildung beauftragt werden wird. DaS Eiserne Krenz für den Kaiser. Wie aus München gemeldet wird, hat König Ludwig von Bayern Kaiser Wilhelm gebeten, dar Eiserne Kreuz zweiter und erster Klaffe, das jetzt die Brust so vieler tapferer deutscher Kr-eger schmückt, als oberster Bundesfeldherr zur Ehre der ruhmreichen deutschen Armee anzulegen. Der Kaiser dankte darauf und hob hervor, er werde das Kreuz von Eisen tragen im Andenken an die Entschlossenheit und Tapferkeit aller deutschen Stämme im Kampfe um Deutschlands Ehre. Der König hat außerdem dem Kaiser dar Groß kreuz deS militärischen Max-Josef-Ordrns ver liehen. König Friedrich August auf dem Kriegsschauplatz. Amtlich wird gemeldet: König Friedrich August von Sachsen begab sich am Sonnabend auf einen von ihm noch nicht besuchten Teil des westlichen Kriegsschauplatzes und dort zunächst zu einem Armeeoberkommando und dann später zu einer Ersatzdiviston. Seine Majestät fuhr im Kraftwagen längs der gegen den Feind ge richteten Front der vorderen deutschen Stellungen. Es bot sich Gelegenheit, eine große Anzahl sächsischer Truppen zu begrüßen. Seine Majestät richtete Ansprachen an seine Truppen und verlieh Kriegsdekorationen. Der König gedenkt morgen nach Dresden zurückzukehren. Ein Extra-Ultimatum an England. Die Ruchlosigkeit, mit der man in den eng lischen Gefangenenlagern, die den berüchtigten Konzentrationslagern im Burenkricge gleichen, nicht nur die Kriegsgefangenen, sondern auch die übrigen Deutschen behandelt, hat nach einer Bekanntgabe deS kommandierenden Generals des 9. Armeekorps in Altona die zuständigen deut schen Behörden veranlaßt, durch den amerika nischen Botschafter in London folgendes mitteilen zu lassen: Die in Deutschland lebenden eng lischen Männer im Alter von 17 bis 55 Jahren werden gleichfalls gefangen gesetzt werden, wenn nicht bis zum 5. November eine amtliche Mit teilung über die Freilassung der wehrfähigen Deutschen in England bekannt gegeben worden ist. Das wäre dann die erste der angekündigten Vergeltungsmaßnahmen gegen England. Allgemeine Ausweisung der Dentschen ans Rußland. Eine gegen deutscheNichtkombattanten gerichtete Maßnahme von ausgesuchter Härte hat die russische Regierung beschlossen. AuS Petersburg wird gemeldet, daß die Polizei allen Deutschen und Oesterreichern befohlen habe, Rußland inner halb vierzehn Tagen zu verlassen. Wahrschein lich sollen die Fremden nach neutralen Ländern abgeschoben werden, um sich von dort den Weg in hr Heimatland zu suchen. Vorläufig sind von dieser Verfügung Ausnahmen nur zulässig für Deutsche und Oesterreicher slawischen oder französischen Ursprungs, das soll wohl heißen für Elsaß-Lothringer, Oesterreicher italienischer Abstammung und Leute orthodoxen Glaubens. Der Angriff auf Tfiugta«. Aus Tokio wird gemeldet: Amtlich wird be kanntgegeben, daß der allgemeine Angriff auf Tsingtau von der Land- und Seeseite begonnen hat und daß ein indisches Trupp nkontingent sich mit den englischen und japanischen Swettkläften von Tsingtau vereine. Nieverleguug der Geelardschaft durch den Prinze« van Battenderg. Die unausgesetzten Angriffe und Verdächti gungen seilens der Presse und der öffentlichen Meinung Englands haben den Prinzen Louis von Battenberg veranlaßt, von dem Posten des Ersten SeelordS der britischen Marine zurückzu treten. Prinz Louis von Battenberg ist als Ge mahl der Prinzessin Victoria Schwager des regierenden Großherzogs von Hessen; sonst hat er zu Deutschland keine Beziehungen, da sich der jetzt 60jährige Prinz bereits als Vierzehnjähriger m England naturalisieren ließ und seit jener Zeit ausschließlich in englischen Diensten stand. ES zeugt aber von dem grenzenlosen Haß gegen Deutschland, daß die deutsche Abstammung deS Prinzen, der in seinen Pflichten vollkommen auf- gtng, genügte, um ihn in England unmöglich zu machen. Der zurückgetretene Seelord beklagt nicht nur den Verlust des Amtes, sondern auch den deS jüngsten seiner Söhne. Prinz Moritz starb dieser Tage im jugendlichen Alter von 23 Jahren. Er war gleich seinen beiden älteren Brüdern Offizier, eS ist aber nicht bekannt ge worden, daß er am Kriege teilgenommen und den Tod im Felde oder an dort erlittenen Wunden gefunden hat.
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