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CWom östlichen Kriegsschauplatz.) Liebe Frau und Kinder I ... Ich stand in der Nacht vom 24. zum 25. auf Posten, als eS um 1 Uhr hieß, sofort abrücken. Dieser Nachtmarsch mar unheimlich. Auf den holprigen Straßen Löcher, daß man ein Pferd hinetnlegen konnte. Dazu noch Master darin. Stockfinstere Nacht. Wir sind marschiert bis früh 5 Uhr, als auf einmal die Kugeln pfiffen. Sehen konnten wir nichts, denn eS lag dichter Nebel, wir schwärmten sofort au« und schaffen eben auch. Nach einer halben Stunde etwa ließ die Knallerei nach und mir rückten nun einzeln in breiter Linie vor, bis an die Stadt heran. Dann wurde alles abgesucht, aber vom Feind nichts zu sehen, die Russen waren uns also wieder auSgerissen. Nun rückten wir in die Stadt ein, mitten auf dem Markte wurden die Gewehre zusammengestellt und wir konnten uns auSruhen. Wir hatten noch nichts im Magen, nun ging es zum Bäcker, zum Fleischer, überall hinein. Ich war bei einem Fleischer; die Leute verstehen einen doch nicht unv wir sie nicht. Da wird eben mit den Fingern gezeigt. Die Läden sehen von außen wie von innen erbärmlich aus und die Leute sind dreckig. Auf dem Marktplatz wurde bei unserem Einrücken sofort die Telephon leitung zerstört. Ueberall purzelten die Masten. Heute liegen wir auf der faulen Haut und war ten, bis das Essen fertig ist. Wir brauchen nicht mehr abzukochen, wir haben vor 14 Tagen eine von den Russen stehengelassene Feldküche erwischt und da schälen wir bloß noch die Kartoffeln dazu. * * * (Vom westlichen Kriegsschauplatz.) Liebe G . . .I .... Bor kurzem sind wir in einem Dorf gewesen, in dem der Pfarrer Sonntags in der Kirche gepredigt Halle, alle Deutschen, die den Ort passieren, zu erschießen. Der Mann ist von Mannschaften des Infanterie-Regiments Nr. ... gebunden und mitgenommen worden. Sein Haus hatte er selbst noch angebrannt. Dem Pfarrer gegenüber wohnte der Schloßherr. Der hatte sich zum Roten Kreuz gemeldet, um verwundete Deutsche zu sich zu nehmen. Einer Schwester vom Roten Kreuz hat dieser Schloßherr dann beide Hände abgehauen, auch die Augen ausge stochen. Den hat das Infanterie-Regiment auch mitgenommen. Sein Haus wurde angebrannt. In . . ., wo wir durchfuhren, bot sich ein schau riger Anblick: Menschen, Pferde, Schweine, alles lag durcheinander, das ganze Dorf abgebrannt. * * * Wom östlichen Kriegsschauplatz.) Liebe Eltern! . . . Am 26. August griffen wir die Russen an, unsere Soldaten (Der Schreiber ist Vizefeld webel. D. R.) gingen wie auf dem Exerzier plätze vor, mit gefälltem Bajonett wurden die Mordbrenner aus ihren Schützengräben geworfen, innerhalb drei Stunden war der Sieg auf unserer Seite. Am 28. August kam es wieder zu einem Gefecht. Wir muhte» zurückgehen, unsere Ver wundeten haben die Russen noch vollends ge- tölet. Unser Oberst war verwundet, die Augen sind ihm von dem mordbrennenden Gesindel ausgebrannt worden. Wer in Gefangenschaft gerät, ist verloren. Die Russen sind nun ge schlagen und ziehen sich in ihr Pestland zurück. Ueberall, wo wir hinkommen, Trümmerhaufen, rote Pferde und Menschen. Russische Unifom- stücke liegen in Massen umher. Es ist ein grauen hafter Anblick, es gehören starke Nerven dazu, dies Elend mit anzuseyen. Sämtliches Vieh ist von den Russen geschlachtet, nicht eine Henne ist zurückgeblieben, die Pumpen sind abgebrochen, um uns Nachfolgenden dem Verdursten auszu setzen. Wie die Russen in Neidenburg gehaust haben, ist unbeschreiblich, alles liegt weit und breit umher. Damenkleider haben sie wegge schleppt und mit Leiterwagen aufs Feld gefahren; dort fanden wir Unmassen solcher Sachen. Jetzt ist kein Russe mehr im Lande. Die russischen Soldaten sind zerlumpt, haben Hunger für zehn und vor allem sind sie sehr dreckig. Verwundete Sesterreiiher aus der Schlacht bei Lembeig auf dein Rück transport nach ihrer Heimat zeigt unsere heutige photographische Aufnahme. Vom östlichen Kriegsschauplatz schreibt uns ein Freund unseres Blattes: .... Am 27. August war ich als Verbin dungsmann des Bataillons auf eine Höhe un weit Tnipnau—Mühlen geraten, als plötzlich ein ganz wütende- russisches Artilleriefeuer ein setzte; die Granaten und Schrapnells schlugen 2 Meter vor mir ein! Ich warf mich in einen zum Glück tiefen Straßengraben, so daß ich durch Gottes gnädige Hilfe verschont blieb und nach 2>/zstündigem Ausharren endlich aus meiner sehr gefährlichen Lage erlöst wurde. Das Feuer war dank unserer schweren Artillerie zum Ver stummen gebracht worden. Einige Sprengstücke, die ich mir zum Andenken aufhov — mein Tor nister, Stiefeln rc waren mit solchen Dingelchen übersät —, nahm ich an mich. Im übrigen sah ich aus wie ein Müllerbursche. Von Kopf bis zu Fuß war ich mit einer dicken Staub schicht belegt. Die war aber Gott sei Dank immer noch erträglicher als ein Loch im Körper. Das Bataillon ging bei der Kanonade zurück. In der Nähe der 8. Kompagnie, bei der 11 Ho henstein-Ernstthaler stehen, schlugen gleichfalls russische Geschosse in Mengen ein; z. B. neben Otto und Bruno Müller aus der Neustadt, die auch gut durchkamen. Ein Kamerad erhielt als Einziger eilten Kopfschuß durch Schrapnellkugel, der indessen gut verheilte. Dadurch kam ich vom Regiment ab und schloß mich sofort, da die Dunkelheit anbrach, der 1. Kompagnie des . . . Regiments an, deren Hauptmann B. mich bereit- willigst aufnahm. Mil dieser Kompagnie nahm ich an dem dreitägigen erfolgreichen Ringen bei Tannenberg—Neidenburg—Ortelsburg—Hohen stein teil und besonders am Gefecht bei Nietzpo- nte. Leicht fiel es mir als Landwehrmann zwi schen den aktiven Truppen und Reservisten nicht, aber ich habe mir die Anerkennung des Kom- pagnirfUhrers als Gefecht-patrouillenführer und in der Schützelllinie erworben. Herzlich froh war ich aber doch, als ich endlich am 4. Tage wieder auf mein Regiment stieß und groß war die Freude bei Offizieren und Kameraden, als sie meiner ansichtig wurden. Der Totgeglaubte war wieder da! Doch weiter ging das Rennen, dem 92000 Russen erlagen v. Hindenburg, unser tatkräftiger und geradezu genialer Führer, wußte die Russen zu Paaren zu treiben, das war eilte Lust, und sieudig folgen wir Soldaten solcher Führung. „ES wird weiter gedroschen!" wie Exz., unser Generaloberst, sagte. Bei Wolka (Rußland) unternahmen wir einen nächtlichen Sturmangriff. Im feindlichen Kugelfeuer wurde der Ort unter Hurrarufen genommen. Die Rus sen ließen alles bei unserm Ansturm im Stich. Weiter gings nach Mlawa; auch hier kein Russe; die trieben wir ständig zurück. Donnerstag vo riger Woche vertrieben wir unter unerheblichen Verlnsten den Feind aus Ziechanow und am Sonntag marschierten wir nach Mlawa zurück. Wiederholt kamen wir noch in engere Fühlung mit dem Feinde, so ich besonders, der ich stets mit dem Hauptmann G. als Patrouille nächtliche bezw. abendliche Streifzüge unternehme. Leider nicht immer mit Erfolg. (Aus Kiel.) Sehr geehrter Herr! . . . Bin hier als Koch tätig, wir baben ca. 5000 Mann zu speisen, dazu gehören ö Küchen, um das zu bewältigen. Die Verpflegung ist sehr gut. — Eine Seltenheit, die hier auf dem Kaserneuhof dec 1. Werfldivision bei den Offi zieren und Mannschaften das größte Interesse erweckt, ist ein weißer Spatz, der schon seit Wo chen mit seinen Kameraden hier herumspringt und sein fröhliches Zirp hören läßt. Daß es ein anderer Vogel sein könnte, ist ausgeschlossen. Hätte ich ihn nicht schon öfters beobachtet, würde ich es kaum glauben. * * * (Vom östlichen Kriegsschauplatz) Lieber He.r . . .! Wir liegen nun schon an die 9. Woche im Felde. Die letzten vier Wochen, welche aus Ost- preußcn emfallen, haben bei uns sehr viel trau rige Eindrücke hiut. Aussen. Der Krieg hat hier mitunter shr tiefe Furchen gezogen. Manch blühendes Dörfchen ist der Mord- und Brand lust der Ruffen zum Opfer gefallen. Wir sind durch verschiedene Orte marschiert, wo die un glücklichen Opfer, gräßlich verstümmelt, fett 12 Tagen noch hier und da an der Straße liegen, bereit» stark in Verwesung übergegangen. Die Dörfer sind fast gänzlich von Einwohnern ver laffen. Selbst in einer Kirche habe ich ca. 20 Leichen liegen sehen; die unglücklichen Leute hat ten sich dorthin geflüchtet, aber auch hier hatten die Ruffen (Kosaken) keine Menschlichkeit walten lassen. Nach zwei Tagemärschen und schlaflosen Nächten Hamen wir bei ... . ins Gefecht, aber mals mußten wir drei Nächte mit dem Gewehr im Arme aushalten. Endlich am 10 September räumten i die Russen ihre Stellung und gingen in fluchtartigem Rückmarsch den einzigen Weg über Insterburg, Stallupönen wieder über die Grenze. Doch für uns gab eS noch keine Ruhe, wir hielten uns dem Feinde hart an den Fersen. An unserer Stelle gab es annähernd 9000 Ge fangene. Nicht allein die großen Märsche und schlaflosen Nächte hatten uns mürbe gemacht, sonderst auch Herr Schmalhans Küchenmeister, denn unsere Proviantkolonnen konnten uns nicht so schnell folgen, eS gab mehrere Tage nur trok- kenes Brot und ein wenig Kaffee. Aber noch viel schlimmer dran waren unsere Verwundeten, auf den Verbandplätzen lag alles voll. Gern wollen wir alle Strapazen und selbst noch schwerere ertragen, um unser Ostpreußen wieder von dem Russenjoch zu befreien. Bei der Ver folgung des Feindes kamen wir auch öfter an die von ihm innegehabten Stellungen, die stark verschanzt waren. Am gemütlichsten hatte es sich die russische Artillerie eingerichtet, die sogar Federbetten zum Schlafen in ihrer Artilleriedeckung hatten. Als wir nicht mehr zur Verfolgung nötig waren, gingen wir wieder nach .... zu rück; eS mußten von uns Landwehrleuten Märsche von 30—38 Kilometern mit vollem Kciegsgepäck und 150 scharfen Patronen zurückgelcgt werden; das will etwas heißen. Auch auf unserem Rück marsch ging es wieder durch niedergebrannte Dörfer, aber die Einwohner zogen nach wochen langem Fernbleiben wieder in ihre Heimstätten ein und wir waren froh, ivieder einmal Bewohner zu Gesicht zu bekommen. In ... . angekommen, gedachten wir einen Rasttag zu haben, aber es ging nur neben der Stadt vorüber, endlose Straßen entlang nach Hier mußte ich auf einige Tage in ein Lazarett. Ich fühlte mich hier wie ein Fürst, seit fünf Wochen nicht gewaschen und keinen Strohsack unter mir gehabt. Hier wurden wir gut gepflegt und sehen wir alle wieder gesund und munter aus. Morgen geht es wieder mit Hurra zur Kompagnie. Wie lange wird es noch dauern, wie viele Male werden unsere Kinder noch nach ihrem Papa rufen? Mr eisem Portion als Lebensretter. Selbsterlebtes von Unteroffizier Otto Beier, 2. Kompagnie, Rcserve-Jnfanterie-Regt. Nr. 103, beim Sturmangriff auf Sammesouis am 8. September 1914. Ein jeder, der Soldat gewesen, Weiß es im Frieden schon, Daß neben vielen and'ren Sache» Im Krieg er trägt 'ne Portio» Vo» Fleisch, Gemüse, Feldzwieback. Die „eiserne" wird sie genannt, Weil sic dm Krieger schützt, Wenn er einmal in Feindesland Oh»' Nahrungsmittel sitzt. Darob der Hauotmann streng drans sicht, Daß keiner ohn' Befehl lieber seine Portion herzieht, Da sonst ihr Zweck verfehlt. Vielmehr des öfter» kontrolliert, Ob jeder noch besitzt Gemüse, Fleisch und Feldzwieback, Was ihm gar vieles nützt. Doch nicht allein vor Hungersnot So manchen sie bewahrt, Dem Schreiber dieses blieb durch sic Sogar der Tod erspart. "Bei Sannnesouis, kurz nach Mitternacht, Wo der Befehl gegeben, Zu stürmen mit den, Bajonett, Erhielt sic ihn, das Leben. SonitStshonde. Mit dcu Sauitätshuudcu Hal die deutsche Heeresleitung im gegeuwäitigeu Kriege be sonders gute Erfahrungen gemacht. Auf Grund dieser Tatsache wird zur Zeit eine größere Anzahl dieser klugen Tiere für Kriegszwecke ausgebildet. Nebenstehende, vom Generalstab zur Veröffentlichung genehmigte photographische Aufnahme zeigt unten: das Auffinden eines Verwundeten, der jedoch nicht mehr verbellt wird (neueste Ausbildung); oben: der Hund führt zu den Verwundeten. Al« nämlich seine Kompagnie Im Vorwnrtsstürm'n begriffen, Bon drüb'n die Kugeln wie noch nie In uns'rc Reihen pfiffen. Gar fürchterlich besonders spie Schrapnells und viel Granaten Des bösen Feindes Artillerie, 's traf manchen Kameraden. Auch dem Verfasser dieser Verse Ging's beinah an den Kragen, Wenn nicht auf wunderbare Weise, Die Kugel in's Gepäck geschlagen. Sie nahm ihr',, Weg durch seinen Mantel. Setzt' ihn durch den Tornister fort, Zerriß ihn, das Konservenbüchse!, Wo er sie fand im Fleische dort. So zeigte sich, er sagt es gern, Die Portio» von Flcischkonservei, Für ihn so recht als eisern; Ohn' sie er könnt ein Toter werden. Darum ihr lieben Kameraden, Ist manchmal knapp auch die Nation, So halt't doch stets, ich kann's euch raten, In Ehr',, die „eiserne Portion". Gingesandt. Italien paßt, Rußlands das rast, Montenegro ist dumm, Serbien wird stumm, Japan macht: Miau! Belgien schreit: I uni Frankreich, das prahlt, England bezahlt! Falken. E. Kins Karte vom europäische« Kriegsschauplätze in der Größe von 94:84 om liefern wir für nur N« Pfg. GUchästsft-«« drs „Hohenstein-Erilftthaltt Anzeigers" mit Nebenausgaben „Oberlungwitzer Tageblatt" und „Gersdorfer Tageblatt". Ausschneiden! Aufheben! Für unsere braven Soldaten find erwünscht: Bellerdungsstücke: Taschentücher, Hosenträger, wollene Socken, Müffchen, Leinmund zu Fuß bekleidung, wollene Leibbinden, Halsbinden, Unterjacken, Hemden, Unterbemkleider. Gebrauchsgcgenstände: Tabakspfeifen, Zigarren spitzen, Tabakbeutel, Zigarrenlaschen, Taschen messer, Brustbeutel, Taschenlampen, Taschen feuerzeuge, Notizbücher, Briefpapier, Post karten, Bleistifte mit Schonern, Zahnbürsten, Kämme, Schwämme, Nähzcuge (enthaltend Zwirn, Stopfgarn, Knöpfe, Band, Sicher- Heils-, Näh- und Stecknadeln, Fingerhut, kleine Schere), Haarbürsten mit Futteral, Taschen spiegel, Löffel, Seifendosen. Berbrauchsgegenstände: Zigarren, Tabak, Scho kolade, Konserven, Keks, Zigaretten, Kakao, Tee, Kaffee, Bouillonkapseln, Suppenwürfel, Dauerwurst, geräucherte Fleischwaren, Mi neralwasser, trockene und kondensierte Milch, Lebkuchen, Bonbons, Gemüsekonserven. Sonstiges: Seife, Lichter, Insektenpulver, Kloscu- papier, Streichhölzer mit Metallhütsen, Zahn seise. Freundliche Gaben werden mit herzlichstem Danke entgegengenommen von der Hilfestelle in Hohenstein-Ernstthal: Rathaus, Zimmer Nr. 7 Adressen-Tafel für Hohenstein-Ernstthal. Hilfestelle. Entgegennahme von Gaben für Sol baten nnd Solrmten-Familien: Rathaus, Zimmer Nr. 7. Kriegs-Krankenpflege. Meldestelle: Rathaus, Zimmer Nr. 9. Bedürftige. Meldestelle: Nathans, Zunmer Nr 9. Arbeitsnachweis: Rathaus, Zimmer Nr. 15 Unterstützung von Familien Einberufener. Gesuche sind anznbrmgen im Rathause, Zimmer Nr. 12. Rotes Kreuz. Sammelstclle im Rathause, Zimmer Nr. 7. Sammelbüchsen für Unterstützungen an Soldaten und deren Angehörigen: Hotel 3 Schwanen, Gasthaus Börse, Altdeutsche Trinkstube, Hotels Gewerbehaus, Schweizerhans, Gastb. Deutsches Hans, Stad, kcller, Garküche, Sonne, Bad Ernstthal, Hartenstein, Bahnhofswirt schaft Hohenstein-Ernstthal, Casö Bauhütte, Drogerie Floß, Weinkellcrstr., Friseur Jcsch- witz, Colonialw.-Handlung Coust. Schmider, Kaufhaus Rosenthal <L Co, Kolonialwaren- Handlung Emil Beck Verlustliste: Aushang Rathaueflur 1. Swck. Karten der Kriegsschauplätze: Aushang im RathauLflur 1. Slvck.