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MOin-CrOWerAllMl' TagebIM für Hohen stein-Ernjtthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstendrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Rüsdorf, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf rc. erschein« niit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bet steter Lieferung ins Haus Mk. 1.60, bei Abholung in den Geschäfts- m " ,, ' bezogen lauster Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen n-hmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbriefträgcr entgegen- . , .. «halten die Abonnenten jeden Sonntag das .Illustrierte Sonntagsblatt-. - Anzetgengebllhr für die «gespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 16 Pfg.; tm Reklameteil die Zeile 30 Pfg. Dte gespaltene Zeile tm amtlichen Teil 50 Pfg. 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Der soeben im belgischen Generalstabe zu Brüssel gemachte Aktenfund, nach welchem schon im Jahre 1906 für den Fall eines deutsch französischen Krieges die Entsendung einer eng lischen Armee von 100 000 Mann nach Bel gien beschlossene Sache war, klärt die tatsäch lichen Verhältnisse in jenen kritischen Jahren vollständig auf. 1904 war unter der Mitwir kung des Königs Eduard das englisch-franzö sische „herzliche Einvernehmen" abgeschlossen worden. 1905 kam der heutige englische Mi nister des Auswärtigen Grey in sein Amt, und 1906 erfolgte dann zwischen England, Frankreich und Belgien das oben erwähnte Uebereinkommen. König Eduard hat also eine direkte Kricgspolitik gebilligt, denn er wußte, daß Deutschland nicht angreifen würde, wenn nicht eine freventliche Herausforderung aus Paris erfolgte. Er stellte trotzdem mit die sen 100 000 Mani« den Franzosen die Unter ftützung seines Landes zur Verfügung. Por aller Welt wurde noch immer gesagt, England könne mit keiner kontinentalen Macht eine ini litärischc Abmachung treffen, ohne daß diese vom britischen Parlament genehmigt worden wäre. Seit langen Jahren hat . also ein Näukcspiel gegen Deutschland bestanden, das mit einem Kriege rechnete. Um diese Zeit hatte auch ein Mitglied der Londoner Admiralität eine Rede gehalten, worin der Seelord Smith sagte, bevor Deutschland sich nur besinnen könne, würde eine englische Armee in Schleswig-Holstein ge landet und die deutsche Kriegsmarine vernich tet sein. Diese Aeußerung wurde nicht für ernsthaft angesehen Heute, wo wir den Ver trag von 1906 kennen, sind wir klüger. Der britische Bramarbas hatte gewußt, wie die Dinge an der Themse standen, und wenn es zu dieser Zeit schon zu einem Kriege gekom men wäre, so würde auch der Versuch ge macht worden sein, die Drohung zu verwirk lichen. Wir sehen, welche zwingenden Gründe die Reichsregierung zur Verstärkung unserer Wehrkraft hatte. König Eduard ist 1900 zur Regierung ge kommen. Er ernannte unseren Kaiser, seinen Reffen, zum Großadmiral der britischen Flotte. Daß er jemals ein großer Freund Deutschlands gewesen ist, ist nicht anzuneh men, weil er schon 1904 die „Entente cor- diale" mit Frankreich abschloß und dann seine „Einkreisungspolitik" beharrlich fortsetzte, ob wohl es die deutsche Reichsregierung nie an Beweisen ihrer Versöhnlichkeit fehlen ließ. Im Jahre 1909 war der König mit seiner Ge mahlin in Berlin und in Hamburg und ist dort sehr gefeiert worden; mau hoffte, die Spannung sei überwunden. Hätte man das Uebercinkommen von 1906 gekannt, so wäre wohl eine größere Zurückhaltung eingetreten. Gewiß haben auch andere Bündnisse die mi litärische Unterstützung vorgesehen, aber davon waren die Interessenten unterrichtet; das Ver schweigen dieser Konvention war darauf be rechnet, uns in Sicherheit zu wiegen. Vielleicht hat der englische König s. Z. geglaubt, daß es nicht zu diesem Aeußersten kommen würde; aber zweifellos ist es, daß der Minister des Auswärtigen Grey eine Be kämpfung Deutschlands mit Waffengewalt von vornherein geplant und diese Politik unbeirrt fortgesetzt hat, bis es zum Kriege gekommen ist. Nun wird es uns auch klar, weshalb der Kaiser sich im Frühjahr 1906 wiederholt äu ßerte, daß außerordentlich ernste Wochen hin ter uns lägen, weshalb Fürst Bülow unter der Ueberanstrengung am Schluß der Reichs tagssession Ostern 1906 im Sitzungssaale des Reichstages von einer Ohnmacht befalle«, wur de. Während zwischen Deutschland und Eng land noch zahlreiche Verständigungs- und Vcr- söhnungsreisen veranstaltet wurden, war sür die Leitung der englischen Politik der Krieg nur noch eine Frage der Zeit, für den die Verhandlungen über die beiderseitige Flotten stärke und andere Dinge ernstlich kaum ins Gewicht fielen. Der Krieg wäre doch gekom men. Wenn wir heute zurückblicken, so sinden loir, wie die Reichsregierung unbeirrt ihre Bemühungen zur Verstärkung der Wehrkraft sortsetzte, die Volksstimmung sich von einem starken Mißtrauen nicht losmachen konnte, aber daneben viele theoretische Erörterungen über den Kultustaat England stattsanden, der nie seine Würde vergessen werde. Alle diese Ver geudung von Tinte und Papier wäre unter blieben, wenn die Welt gewußt hätte, Eng land ist seit I906 schon zum Kriege gegen Deutschland entschlossen. » * * Deutsche Erfolge in Md- srunkreich und Rußland. Wie schon im größten Teil der gestrigen Nummer mitgeteilt, veröffentlicht das Wolffsche Büro folgende amtliche Meldung: Großes Hauptquartier, 14 Okt., mit tags. Von Gent aus befindet sich der Feind, darunter ein Teil der Besatzung von Antwerpen, in eiligem Rückzüge nach Westen zur Küste. Unsere Truppen folgen. Litte besetzt. Lille ist von uns besetzt, 450V Gefangene find dort gemacht worden. Die Stadt ist durch ihre Behörden den deutschen Truppen gegenüber als offen erklärt worden. Trotzdem schoben die Gegner bei einem Umfassungsversuch von Dün kirchen her Kräfte dorthin vor mit dem Auf trage, sich bis zum Eintreffen der Umfaffungs- armee zu halten. Da diese natürlich nicht ein traf, war die einfache Folge, daß die zwecklos verteidigte Stadt bei der Einnahme durch unsere Truppen Schädigungen erlitt. Die Beschießung von Reims. Von der Front ist nichts Neues zu melden. Dicht bei der Kathedrale von Reims sind zwei schwere französische Batterien festgestellt, ferner wurden Lichtsignale von emem Turm der Kathe drale beobachtet. Es ist selbstverständlich, daß alle unseren Tru.open nachteilige feindliche Maßnahmen und Streitmittel bekämpft werden, ohne Rücksicht auf die Schonung der Kathedrale. Die Franzosen tragen also jetzt, wie früher, selbst die Schuld daran, wenn der ehrwürdige Bau weiter ein Opfer des Krieges wird. 11000 Russen gefangen nnd 51 Geschütze erbeutet. Auf dem östlichen Kriegsschauplatz sind in den Kämpfen bei Schirwindt die Russen gewor fen und haben 3000 Gefangene, 20 Geschlitzt und 12 Maschinengewehre verloren. Lyck ist wieder in unserm Besitz. Bialla ist vom Feinde geräumt. Weiter südlich sind beim Zurückwerfen russi scher Vortruppen auf Warschau 8VVV Gefan gene gemacht nnd 25 Geschütze erbentet. Durch die gestrige Meldung aus dem Gro ßen Hauptquartier wird di- Vermutung be stätigt, daß das englisch-belgische Heer sich nicht mehr, wie die gegnerische Presse mel dete, zu einer Schlacht sammeln kann, sondern gezwungen ist, sein Heil in einer eiligen Flucht nach Ostende zu suchen. Sehr zahl reich werden die Streitkräfte, die den retten den Hafen rechtzeitig erreichen werden, nicht sein. Bedeutungsvoller ist die Besetzung von Lille, wo 4500 Gefangene gemacht wurden, und zwar deshalb, weil dadurch die neuen Nmgehungsversuche der Franzosen, die von Dünkirchen aus unternommen wurden, verei telt worden sind. Daß Lille von dem Augen blick an, wo der Feind die Stadt besetzt und sie zum Stützpunkt für Umgehungsbewegun gen macht, nicht mehr als offene Stadt an gesehen werden kann, liegt auf der Hand. Wenn demnächst die französische und englische Presse die Beschießung von Lille in ihr Ar senal für den Lügenfeldzug aufnehmen sollte, so wird uns das wenig stören. Im neutra len Auslande aber kann nach der offenen Er klärung des deutschen Generalstabes nur noch böser Wille uns die Schädigungen, die Lille erlitten hat, als Schuld anrechnen. Dasselbe gilt in noch höherem Matze von der Kathedrale von Reims. Es bezeichnet nicht nur den Gipfel französischer Unverfroren heit, sondern auch ein Uebermaß von Kul turfeindlichkeit und Barbarentum, wenn die Franzosen wiederum die ehrwürdige Kathe drale als Beobachtungspuukt und Schutzwall sür ihre schweren Batterien benützen. Wenn der ehrwürdige Bau eines Tages in Trüm mer fällt, so trifft die Schuld nur die französische Heeresleitung, dort sind die Bar baren, dort sind die Hunnen, die keine Ehr- surcht haben vor der „Stein gewordenen Mu sil" eines früheren Zeitalters! Wir aber kön nen nur immer wieder betonen, datz uns das Leben jedes einzelnen unserer Soldaten wert voller sein muh als die Kathedrale. Die Verluste, die die Russen aus dem rechten Flügel der Grodno-Armee bei Schir windt an der ostpreutzischen Grenze erlitten ha ben, lverdcn vom Generalstab jetzt auf 9000 Gefangene und 26 Geschütze und 12 Ma schinengewehre angegeben. Der Feind hat also ganz beträchtliches Kriegsmaterial aus dem Kampsfelde stehen lassen. Auch der Einbruchs versuch der Reste der Narew-Armee über die Grenze auf Lyck ist nur ein ganz vorüberge hender Erfolg des Feindes gewesen. Lyck und Bialla sind wieder in unserem Besitz. Von weittragender Bedeutung aber ist es, datz un sere Truppen in Russisch-Polen jetzt die Rus sen in der Richtung auf Warschau zurückge worfen und ihnen dabei 25 Geschütze und 8000 Gefangene abgenommen haben. Das sind bereits Zahlen, die dem Feinde, der alle Reserven jetzt irr der Front haben dürste, all mählich doch fehlen dürften. Denn wenn sich auch aus dem unermeßlichen Schoß Rußlands nnmer neues Menschenmaterial als Kanonen futter aufbieten läßt, Geschütze und Maschinen gewehre können nicht neu beschafft werden. Denn die englischen und französischen Fabri kei« werden an Rußland nichts liefern, da sie alles aufbieten müssen, um wenigstens teil weise einen Ersatz für die verlorenen Geschütze zu schaffen. * * * Ser Misch-MW KrieMmM. „Beim Zurückwerfen russischer Vortruppen auf Warschau sind 8000 Gefangene gemacht und 25 Geschütze erobert worden". So mel det der gestrige amtliche Bericht aus dem Großen Hauptquartier. Es muß sich also um ein ganz ansehnliches Gefecht gehandelt ha ben, das unsere Truppen hier zu bestehen hatten. Und es ist daher wohl gerechtfertigt, wenn man von einem bedeutungsvollen Sieg der deutschen Truppen über die Russen spricht. Freilich bedeutet auch dieser Sieg nur ein Vorspiel der gewaltigen Schlacht, die voraus sichtlich schon in der allernächsten Zeit von der Weichsel einsetzen wird. Südlich von Warschau bis hin zur galizischen Grenze sind in den letzten Tagen an verschiedenen Punk ten Artilleriegefechte im Gange gewesen, aber zu Nahkämpfen ist es nicht gekommen. Je doch muß jetzt selbst die amtliche „Petersbur ger Telegr.-Agentur" schon zugeben, datz die deutschen Truppen bereits bis an die Weich sel vorgerückt sind. Auch der Petersburger Generalstab verbreitet die Meldung, daß die Operationen an der Front fortdauern, die sich aus der Gegend von Warschau längs der Weichsel und des San bis Przemysl und weiter südlich bis an den Dnjester erstreckte. Die Russen bereiten sich hier an der Weichsel zu einer erneuten Entscheidungsschlacht vor, die wohl einsetzen wird, sobald der russische Rückzug aus Ostgalizien vollendet ist. Warschau in Erwartung der Deutschen. Ein Oesterreicher, dem es gelungen ist, Warschau zu verlassen, sendet der „Nova Re- forma" eine Schilderung der dortigen Zustän de. Die Grundbestimmung der Stadt ist die Erwartung des Einzugs der Deutschen und Oesterreicher. Die russischen Behörden wittern in jedem Menschen einen Spion. Unter der polnischen und jüdischen Bevölkerung, die sich unter verschärfter polizeilicher Aufsicht befin det, werden unausgesetzt Verhaftungen und verschiedentlich Hinrichtungen vorgenommen. Man ging in der Spionenfurcht so weit, datz durch Maueranschläge verboten wurde, in öf fentlichen Lokalen Unterhaltungen im Flüster töne zu führen. Die Haustüren werden um 9 Uhr abends geschlossen, ^.ie Stratzen sind um diese Zeit schon menschenleer. Dagegen nimmt das Banditentum beträchtlich zu. Von Zeit zu Zeit erscheinen deutsche Flugzeuge, die Aufrufe an die Bevölkerung ausstreuen. Der Bevölkerung ist verboten, die deutschen Ausrufe aufzubewahren. Sie find sofort an den nächsten Schutzmann auszuhändigen. Ein deutscher Flieger warf etliche Male Bomben auf die Stadt. Ein Treffer siel aus den Bahnhof und tötete einen Offizier. Auch Zep peline haben der Stadt mebrere Male einen nächtlichen Besuch abgcslattel. Die Versuche, sie herunterzuschießen, mißlangen. Man berei tet sich auf eine Belagerung der Stadt vor. Die Befestigungsarbeiten schreiten fieberhaft vorwärts. Die Zeitungen dürfen von alledem nichts bringen. Zuwiderhandelnde setzen sich den härtesten Polizei- und Geldstrafen aus. An einen russischen Sieg glaubt niemand mehr. Die Kunde von der schweren russischen Niederlage in Ostpreußen ist schon längst nach Warschau durchgesickcrt. Man berechnet hier die russischen Verluste ans eine halbe Million Mann. Die Gefahr des Ausbruches einer Epidemie im Heere und in der Bevölkerung bleibt nach wie vor bestehen. Ter Sanitäts dienst, schon in Friedenszeiten mangelhaft, er weist sich jetzt als völlig unbrauchbar. Lodz unter deutscher Verwaltung. Der Vormarsch der Deutschen in Russisch- Polen hat jetzt solche Fortschritte gemacht, daß Lodz bereits innerhalb des von den deut schen Truppen okkupierten Gebietes liegt und unter deutscher Verwaltung steht. <» * * Jie deutsche Herrschaft in Antwerpen. Amsterdamer Zeitungen melden aus Sei zaete vom 13. Oktober: Die gestern hier eiu- getroffenen Deutschen stellten die von den Bel giern gestörte Brücke wieder her. Landwehr truppen waren heute morgen damit beschäf tigt, westlich von Selzaete Laufgräben auszu werfen. Einige Bahngleise waren zerstört, so wie die Telegraphen- und Telephonapparate Pom Bahnhofe weggenommen worden. In der Richtung aus Zeebrügge ist anscheinend ein Gefecht im Gange. Den ganzen Vormittag über war von dorther Kanonendonner ver nehmbar. Verlegung der belgischen Regiernng nach Le Havre. Die belgische Regierung hat, um ihre Handlungsfreiheit zu sichern, beschlossen, sich nach Frankreich zu begeben. Alle Minister, mit Ausnahme des Kriegsministers, haben sich in Ostende nach Le Havre eingeschifft, wo die französische Regierung alle zu ihrer Unterbrin- gung nötigen Maßregeln getroffen hat. Der König ist an der Spitze seines Heeres geblie ben. Nach einer Meldung der „Agence Havas" aus Bordeaux hat die belgische Regierung ge wünscht, da sie in Belgien nicht mehr Frei heit genug zrr Wahrung ihrer Autorität habe, ihren Aufenthaltsort nach Havre verlegen zu dürfen. Die Regierung der Republik antwor-