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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 25.09.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-09-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191409253
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19140925
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19140925
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-09
- Tag 1914-09-25
-
Monat
1914-09
-
Jahr
1914
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 25.09.1914
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Gersdorf. Abschätzung zur Grundwertsteuer. Wegen Einführung der neuen Gemeindesteuerordnung gelangen in den nächsten Tagen die HanS-oge« für Abschätzung der Grüudwextfteuer zur Austragung. ES wird nochmals darauf aufmerksam gemacht, daß die Bogen gewissenhaft auszufüllen und zur Abholung vom 11. Tage nach der Behändigung des BogenS bereit zu hatten find. Ueber etwaige Zweifel bei der Ausfüllung des HauSbogenS wird im Rathause — Zimmer Nr. 1 — jederzeit Auskunft erteilt. , Gersdorf, Bez Ehtz, am 23. September 1914. Der Gemeindevorstand. Beweis für ihren Wert erbrachten. Das ist ein Beitrag zu dem noch vor Monaten herrschenden Streite, ob die Hauptaufmerksamkeit auf den Bau großer Schiffe oder der Entwickelung der Unterseeboote und der Torpedoboote zuzuwenden sei. Der bekannte englische Admiral Percy Scott sei ein eifriger Vorkämpfer der Unterseeboote. Einzelheiten ans dm Kampfe. Rotterdam, 23. Sept. Die bei dem Unter gang der drei großen Kreuzer durch holländische Schiffe Geretteten sind durchweg Matrosen und Heizer. Unter den 1300 Ertrunkenen dürsten auch viele Offiziere sein. Die Geretteten haben drei Stunden im Meer getrieben. Nach der Schlacht machten fünf englische Torpedos Jagd auf das deutsche Unterseeboot, das aber entkam. Eins der englischen Torpedoboote soll nicht zurückgekommen sein Ferner sanken zwei eng lische Hilfskutter. Die Geretteten. Rotterdam. 23. Sept. In Hoek van Holland tras der Dampfer „Titan" aus Leith ein. Er hatte 20 Tote und Verwundete an Bord, welche zu der Besitzung der drei englischen Kreuzer ge hörten, die in der Nordsee durch ein deutsches Unter seeboot versenkt wurden. Sechs englische Kriegs schiffe, die aus die Hilfesignale herbeigeeilt waren, sollen noch rund 100 Mann aus mehreren Booten gerettet haben. Ein anderer Dampfer „Flora" traf mehrere Boote der englischen Kreuzer „Hogue" und „Aboukir" im Meere an, welche mit 287 Ueberlebenden besetzt waren. Ein Mann starb später. Sie erzählten, daß ihre Schiffe von deutschen Unterseebooten — angeblich waren es fünf — angegriffen und torpediert worden seien. Um 8 Uhr sichtete die „Flora" den Kreuzer „Cressy", welcher sich in diesem Augenblick zur Seite neigte und unterging. „Flora" brachte die Ueberlebenden nach Dmuiden, wo sie in Hospitälern ausgenommen wurden. Es waren mehrere Offiziere unter ihnen. Die Engländer werden interniert. Die Helden von „v 8". Dir gesamte Besatzung des Unterseebootes betrug 26 Mann, und zwar: Kapitänleutnant Wekdigen (Kommandant). Oberleutnant z. See Spieß, Marimingenieur Schön, Obersteuermann Ti ädert, Obcrmaschinist Heinemann, Bootsmanns maate Schrppe, Hoer, Matrosen Geist, Rosemann, Schenker, Schulz, Ooermaschinistenmaate Marlow, Stellmacher, Hinrichs, Maschinistcnmaate März, Reichardt, Obermaschinistenanwärler Wollenberg, von Koslowski, Oberheizcr Eisenblätter, Schüschke, Heizer Karbe, Schobert, Lied, Köster, Vollstelt rind Funkenhcizer Sievers. Kapitänleutnant Weddingen (Otto), aus Her ford in Westfalen gebürtig, ist am 15. September 1882 geboren und trat im Jahre 1902 in die Marine ein. In den letzten Jahren hat er als Unterseebootsoffizier bezw. -Kommandant und auch als Flaggleutnant bei einer Unterseeboots- flotlMe Verwendung gefunden. Die Besatzung der drei englischen Panzer kreuzer beträgt pro Kreuzer 755 Mann, das sind im ganzen also 2265 Mann; von ihnen sollen drei Viertel umgekommen sein, das wären also 1700 Mann. Eia deatsches Unterseeboot hat dea „Pathfinder" zerstört. Wie von amtlicher Stelle mitgeteilt wird, ist der Verlust des englischen Kreuzers „Pathfinder", der am 5. September vor dem Firth of Forth unterging, ebenfalls auf ein deutsches Untersee boot zurückzuführen. Es handelt sich um „II 21". Kommandant: Oberleutnant zur See Hersings. Zuerst wurde, wie ergänzend bemerkt sei, ge meldet, der englische Kreuzer „Pathfinder" sei bei Tyne auf eine Mine gestoßen und untergegangen. Zu gleicher Zeit und fast an gleicher Stelle sank anch ein englischer Pafsagierdampfer. Man ver mutete damals, daß der „Pathfinder" untcrging, als er Passagiere vom sinkenden Dampfer „Runo" der Wilson-Linie retten wollte. Der Kreazerkampf bei Sansibar. Londoner Blätter vom 22. September ver öffentlichen nähere Schilderungen des Kampfes zwischen dem englischen kleinen Kreuzer „Pegasus" und unserem kleinen Kreuzer „Königsberg" vor Dar es Salam. Die „Königsberg" fuhr am Sonntag um 5 Uhr nachmittags auf den „Pega sus" zu, machte zuerst mit drei Schüssen ein britisches Wachtboot unschädlich und eröffnete darauf in einem Abstand von 8000 Metern das Feuer gegen den „Pegasus", das sie bis 6500 Meter fortsctzte. Die ganze Breitseite des „Pe gasus" beteiligte sich an dem Gefecht. Nach einer Viertelstunde waren die englischen Kanonen sämt- lich unbrauchbar, worauf das Feuer eingestellt wurde. Aber schon nach fünf Minuten eröffnete die „Königsberg" wieder das Feuer Und setzte es eine Viertelstunde lang fort, ohne daß der „Pegasus" erwidern konnte. Die englischen Ver luste entstanden an den Geschützen und auf dem Oberdeck, wo viele Treffer zu verzeichnen waren. Da« Schiff bekam in der Wasserlinie starke Schlagseite. Die englische Flagge wurde zwei mal heruntergcschossen, aber jedesmal von den Matrosen wieder mit der Hand hochgehaltcn. Die „Königsberg" hat auglnscheinlich gar keine oder nur geringe Beschädigungen eelitten. Der Kreuzer „Emden". Nach einer Meldung des „Daily Telegraph" aus Kalkutm hat der deutsche Kreuzer „Emden" dem Lande und der Schiffahrt im Golfe von Bengalen einen Schaden von 18 Millionen zu gefügt. * G * Die Eätscheidung in der Millionenschlcht auf dem westlichen Kriegsschauplatz reift heran; alle Vorbedingungen, daß sie zu unseren Gunsten ausfällt, sind gegeben. Langsam aber sicher ge winnen unsere tapfere Jungen Terrain. Beim Vorgehen gegen Reims, das der Brennpunkt der gegenwärtigen Kämpfe geworden ist, wurden be kanntlich die festnngsartigen Höhen von Craonelle und der Ort Betheny genommen. Daß die Höhen trotz ihrer natürlichen Stärke erobert wurden, so sagt der militänsche Mitarbeiter der „Voss. Ztg ", zeigt die hccvmragendc Kncgstüchtigkeit unserer Truppen, die auch solche Stellungen mit stürmender Hand nehmen. Bethei y liegt innerhalb des Reimser Befestigungsgürlcts, dessen ForlS in dem gegenwärtigen Kriege also keine Rolle mehr spielen. Die Sperr forts südlich von Berdun liegen ans dem Cote Lorraine genannten Hoch plateau am rechten Maasufcr. Dieses Plateau fällt ziemlich steil gegen die Lothringer Ebene ab und beherrscht sie und deren Annaherungs- wege. Der Ostrand des Plateaus wurde von dem 8 französischen Armeekorps verteidigt, das sich eingcgraben hatte. Es war eine schwierige Aufgabe, die steilen Höhen unter dem Hagel des feindlichen Feuers zu nehmen. Aber sie wurde glücklich gelöst, sodaß der Angriff auf die Sperr forts selbst, die das gefürchtete Bogesenloch decken sollen, begonnen werden konnte. Auch Verdun wird, wie der abgcwiescne Ausfall seiner Besatzung beweist, von Norden und Osten her angegriffen. Auch vor Toul donnern bereis die deutschen Kanonen. Toul bildet den südlichsten Stützpunkt der Fortslinie bis Verdun. Obwohl die Strecke in der Luft linie nur 50 Kilometer mißt, sind auf ihr doch sieben Sperrforts zusammengedrängt, so daß die Forts sich gegenseitig mit ihrem Artilleriefeuer unterstützen können. Wenn unsere Artillerie nördlich von Toul feindliche Truppen im Biwak überraschen konnte, so war das nur bei mangel haftem Sicherheitsdienste möglich. Unwachsamkeit ist ein alter Fehler der Franzosen. Die Schlacht von Vionville am 16. August wurde mit der Beschießung der französischen Kavallerie in deren Biwaks eröffnet und in ähnlicher Weise wurde die Armee Mac Mahons am 30 August bei Beaumont überrascht. Wird die Sperrfortlinie zwischen Verdun und Toul bald genommen und für den Vormarsch d:r deutschen Truppen ge öffnet, so kann das für di.: Kämpfe der Haupt heere von entscheidender Bedeutung sein. Berdnn, das nun auch mit unseren „Brummern" Bekannt schaft machen wird, ist eine Festung erster Klasse, die stellenweise einen doppelten Fortsgürtel be sitzt und zu einem großen Waffenplatz ausgebaut ist. Der Umfang beträgt etwa 50 Kilometer. Die Festung ist in den letzten Jahren ständig vergrößert worden, in den Zorischen Feldern sind ständig neue Werke und Batteric stellungen entstanden. Man zählt etwa 17 große Forts, 21 selbständige Werke und über 50 permanent ausgebaute Batteriestellungen. Zahlreiche Panzer werke finden sich vor. Die vorgeschobenen Forts sind auf Höhen angelegt, die das Vorgelände beträchtlich erhöhen und schon dadurch eine große natürliche Stärke besitzen. Die einzelnen Werke liegen sehr nahe aneinander. Der doppelte Forts gürtel soll die Dauer des Widerstandes verlängern, hat aber den Nachteil, daß er leicht zu einer Zersplitterung der Kräfte führt. Die zahlreichen Werke erfordern eine sehr starke Besatzung, die der Feldarmee verloren geht. In den bis herigen Kämpfen ist die Besatzung sehr aktiv auf getreten und hat durch verschiedene Ausfälle, die sich namentlich gegen die Armee des deutschen Kronprinzen richteten, versucht, die Operationen der Feldarmee zu unterstützen Diese Ausfälle sind bisher immer abgeschlagen worden. Nächtliche Arbeit. Bei den letzten Kämpfen zwischen Oise und Marne haben sich laut „Berl. Z'g" viele Nacht kämpfe abgespielt, weil es ost nur im Schutze der Dunkelheit möglich ist, näher an den Feind heranzukommen. Wenn die vorderste Infanterie Linie in der Nacht Vorgehen soll, muß das Ge lände vorher durch Patrouillen genau erkundet wordeu sein. Sie liegen bereits mit abgeblendeten Laternen in der neuen Linie. Auf etn Zeichen erheben sich lautlos die Mannschaften aus der alten Stellung und eilen ohne Kommando oder Geräusch vorwärts Kein Säbelraffeln, kein Klappern von Kochgeschirren oder Werkzeugen ist hörbar. Sowie die neue Linie erreicht ist, wirst sich alles hin, die Spaten werden herauLgeho t und das Eingraben beginnt. Dq, ein Blitz! Der Verteidiger sucht mit dem Scheinwerfer das Ge- ände ab. Alles hört auf zu graben und wirft ich platt auf die Erde. Keine Bewegung mehr! Ind jetzt kriecht der flackernde Lichtkegel über die am Boden Liegenden hin, — aber das Feldgrau macht sie unsichtbar. Wie tote Klumpen Erde sehen sie aus. Neben jedem Mann liegt da« Gewehr, sie sind alle bereit, aufzuspringen, falls sie entdeckt werden; aber das unheimliche Licht wandert ahnungslos weiter und wieder beginnt die lautlose Arbeit. Das Artillerieduell an der Aisne. Die „Times" veröffentlichen aus Soissons, 19. September, eine anschauliche Schilderung der Kämpfe in den letzten Wochen. Der Bericht ent hüllt die furchtbar schwierige Lage der verbündeten Engländer und Franzosen und gibt die entsetzlichen Verluste zu, die unsere meisterlich operierende Artillerie ihnen zugefügt hat. Der Kampf war im wesentlichen ein Artillerieduell, welches das uanze Flußtal zu einer wahren Hölle machte. Sehr wirksam erwiesen sich die deutschen Schein werfer, welche der Artillerie die feindlichen Be wegungen verrieten. Die ganze Nacht ans den 14. September fiel ein Granatregeu über die Verbündeten. Am Montag beschoß die deutsche Artillerie die Hö ren. An vielen Stellen mußte der Feind zurück. Jetzt erst begriffen die Ver bündeten, daß sie sich täuschten, als sic in den neuen Kämpfen ein deutsches Rückzugsgefecht vermuteten. Der Bericht schildert die ausgezeichnete Ver schanzung der Deutschen. Ohne die Aufklärung der Flieger hätten die Verbündeten niemals die Stellung der deutschen Kanonen festznstellen ver mocht. Die mangelnde Orientierung machte den Verbündeten die Lage besonders schrecklich. Bis Donnerstag dauerte der Kampf fast ununter brochen fort. In der Mittwoch-Nacht war der Angriff besonders entsetzlich. Lange Eisenbahn züge Schwerverwundcter legen dafür Zeugnis ab. Lawinengleich stürzten die Deutschen auf die Feinde, unaufhaltsam und mit vollkommener Todesverachtung. Erfahrene Soldaten erklärten, bei den Operationen an der Aisne bewährten sich die Soldaten des Kaisers als Meister der Kriegskunst. Ein französischer Verwundeter be kannte, während dieser Kämpfe habe er die furcht barsten Stunden verbracht. Der Berichterstatter gibt ein packendes Bild des Schlachtfeldes während dieser Tage: Regen und schweres Gewölk ver dunkeln den Himmel. Flieger durchstreifen die Luft, über mcilenweite Fronten hört man Ka nonendonner, Granaten krepieren mit eintöniger Regelmäßigkeit, Truppen ziehen hin und her, der Boden ist mit Toten besät, die im Verein mit Pfirdcleichcn und zerbrochenem Kriegsgerät einen entsetzlichen Anblick gewähren, und über den in ihren Erdlöchern nicht ganz verborgenen Leuten platzen unaufhörlich Granaten. Lunge VelMW. Wir sind durch die Siegesnachrichten, die uns in den ersten Kriegszeiten der Generalyuarticr- meister täglich auf den Frühstückstisch legen konnte, etwas verwöhnt worden. Weil Lüttich, Namur usw. so rasch durch die unheimliche Tätigkeit der großen „Brummer" sich ergaben, will man es nicht verstehen, daß andere Festungen nicht auch auf den ersten Ansturm genommen werden. Diesen Unzufriedenen möchten wir ein paar Daten vor- führcn, die zeigen, wie lange früher die Belagerung von Festungen dauerte Im letzten deutsch- französischen Kriege wurde Paris vom 19. Sep tember 1870 bis zum 25. Januar 1871, also fast vier Monate, von den Deutschen belagert. Den Längenrekord in neuerer Zeit stellt die Belagerung vonPortArthur im russisch-japanischen Kriege 1904 dar, die volle 210 Tage dauerte. Im russisch-türkischen Kriege erstreike sich die Belagerung des heldenmütig verteidigten Plewna auf 144 Tage. Im Jahre 1855 leistete die tür kische Festung Kars den feindlichen Belagerern 8 Monate Widerstand. Die Belagerung Seba- stopolS und die von Karthum dauerte 11 bezw. 10 Monate. 1848/49 wurde Venedig über ein Jahr belagert. Im amerikanischen Sezessions kriege mußten die konföderierten Truppen 1485 Tage, also länger als 4 Jahre warten, bis sich die von ihnen belagerte Stadt Richmond ergab. Vergleicht man damit die staunenswerten Erfolge unserer braven Soldaten in diesem Kriege, dann ist die Bitte an das Publikum, etwas mehr Geduld zu zeigen, sicher nicht unberechtigt. Wir werdens schaffen. Das sollte doch genügen und das Verlangen, daß uns an jedem Tage etn Sieg auf den Tisch des Hauses gelegt werde, verstummen machen. * » * Kriegsopfer. Bekanntlich hat der englische Kriegtzminister Lord Kitchener seinem Könige beglaubigen müssen, der Kronprinz Edward Albert (geboren am 23. Juni 1894) könne nicht mit dem englischen Expeditionskorps nach Frankreich ziehen, weil seine militärische Ausbildung noch nicht beendet sei. Bei uns sind jüngere Prinzen gefallen oder verwundet, andere haben sich wegen ihrer Tapfer keit vor dem Feinde das Eiserne Kreuz verdient. Ursprünglich ist Kronprinz Edward Albert Sce- mann, er hat als solcher die weite Uebungsreise der britischen Midshipmen mitgemacht; heute aber steht er bei der Garde und als Gardeoffizier blieb er zu Hause. WaS seine Kameraden wohl dazu gesagt haben? Um so mehr sollen sich alle Deutschen, die zu Haus geblieben sind, mit Stolz klar werden, welche Opfer der Krieg aus allen Kreisen fordert. Ein genaueres Studium der Verlustlisten zeigt, daß nicht allein zahlreiche Berufsoffiziere vor dem Feinde geblieben sind, sondern auch viele Männer, die im bürgerlichen Leben längst in Amt und Würden standen. Der Lehrstand, der Nährstand, die Justiz und andere Beamtenkreise haben eine (erhebliche Zahl von Angehörigen vor dem Feinde verloren, und es geht besonders dem deutschen Bürger nahe, daß Bürgermeister und Kommunalbeamte verschiedener Städte, die zum Teil die Vierzig bereits über schritten hatten, den Heldentod gestorben find. Das erinnert an die Blütezeit der deutschen Städte im Mittelalter, in denen die Bürgermeister in Kriegszeiten die Schreibfeder mit dem Schwert vertauschten und im Harnisch hoch zu Roß dem städtischen Heerbann voranritten. Manches sieg reiche Treffen knüpfte sich an den Namen des Bürgermeisters an. Auch die Jugend wicd manchen Lehrer, die Studentenschaft manchen Führer in der Wissenschaft betrauern. Am härtesten sind die eigentlichen Soldatenfamilien betroffen, die oft alle Söhne ins Feld sandten. Zwei, drei Söhne werden da nicht selten als gefallen gemeldet; der kommandierende General des 12. (sächsischen) Armeekorps d'Elsa, der selbst leicht verwundet ist, hat vier Söhne zu beklagen. Helden sind sie alle, gleichviel aus welchen Volkskreisen; wir dürfen mit Stolz sagen, daß keiner zauderte, wo eS galt, sein Blut hcrzugcben. Wo Fürstensöhne die Trommel zum Sturmmarsch schlagen, da gibt es kein Halten. Vielleicht brennen dem englischen Prinzen selbst die Wangen wegen Lord Kitcheners Worte. Taktvoll waren die nicht. Die Zeichnungen auf die Kriegsanleihe. Aus die Kriegsanleihe« find gezeichnet worden 1318199899 Mk. Reichsschatzanwetfungen, 1117 205 99« Ml. Reichsanlcihe mit Schuld- bnchetntragnng und 1894171299 Ml Reichs anlethe ohne Schuldbucheintragung, zusammen 4389 579 999 Mk. Eine nnerhörte Brntalität. Der obersten Heeresleitung liegt folgende Meldung eines Infanterie-Regimentes vor: Bethencourt, 10. 9. 14. Am 8. September sind zwei Automobile mit Verwundeten, welche die Genfer Flagge führten, im Foröt Dominiale von einer französischen Radfahrerabteilung unter Führung eines Offiziers überfallen worden. Verwundete und Führer wurden ermordet und beraubt. Nur zwei Mann sind verwundet ent kommen und haben diese Angaben dem Stabs arzt ihres Bataillons gemacht, der sie der Sani- tätSkolonne in Gondreoille am 9. übergab, (gez.) . . ., Regimentskommandeur. Wilson will noch nicht vermitteln. Aus Washington wird gemeldet: Im weißen Hause erklärt man, daß Präsident Wilson vor läufig keinen Versuch unternehmen wird, um den Frieden zwischen den Kriegführenden zu vermitteln, sondern zunächst eine bestimmtere Aeußerung des einen oder andern abzuwarteu, da es mit der Neutralität der Vereinigten Staa- ten unvereinbar sei, auf die Kriegführenden mit Friedensvorschtägen einen Druck zu versuchen. Reue Verlustlisten. Die gestern zur Ausgabe gelangte 32. Ver lustliste der preußischen Armee, 13. Verlustliste der bayrischen, 14. Verlustliste der sächsischen und 19. Verlustliste der württembergischen Armee umfassen zusammen etwa 10000 Namen. Die schnelle militärische Laufbahn des Fliegers Hirth. Die Ernennung Hellmuth Hirths, des be rühmten Fliegers, zum Leutnant stellt, so schreibt eine Korrespondenz, die schnellste Beförderung, die bisher im Deutschen Reiche oorgekommcn ist, dar. Hellmuth Hirth war überhaupt vor dem Kriege nicht Soldat und" stellte sich bei Ausbruch des Krieges als Freiwilliger. Er wurde schon in vierzehn Tagen zum Gefreiten, nach weiteren vierzehn Tagen zum Unteroffizier und dann nach acht Tagen zum Leutnant befördert. Wie der kommandierende General des 13. russischen Armeekorps in deutsche Hände fiel. Nach einem Bericht von einem Augenzeugen, der die große Schlacht im Osten unter Hinden burgs Führung, wo die Deutschen die russische Armee zertrümmerten, mitmachte, spielte sich, wie die „Germania" mittcilt, dec Vorgang folgendermaßen ab: Ein Felddienst tuender Vizefeldwebel war mit 13 Berittenen und zwei Ulanen bei Muschaken auf Patrouille. In einem Walde stieg die kleine Truppe ab und stellte sich gedeckt zur Beobachtung hinter die hohen Bäume. Bald darauf hallte durch den Wald das Motorgeknatter eines Autos, das sich rasch von der Ostseite näherte. Unsere Soldaten eilten auf die Landstraße und riefen dem Kraftwagen ein lautes Halt zu. Da der Führer des Autos sich nicht daran kehrte, wurde Feuer kommandiert. DaS half, — daS Auto hielt. In der rechten Hand den Revolver, sprang der Feldwebel heran und riß den Schlag des Wagens auf. Ehe er es verhindern konnte, erschoß sich der ältere Offizier. Der jüngere von beiden, der den Rang eines Majors hatte, überreichte dem Deutschen
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