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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 27.09.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-09-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191409277
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19140927
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19140927
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-09
- Tag 1914-09-27
-
Monat
1914-09
-
Jahr
1914
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 27.09.1914
- Autor
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„Die zweite Division zur Kleidermusterung an Steuerbordbatterie!" ruft der Bootsmanns maat der Wache in die Luke und geschäftig fangen die dazugehörenden Leute ihr Zeug an auszupacken. Es dauert nicht lange und ord nungsmäßig »egt jedes Stück Zeug vor dem betreffenden Manne, mit blauen Bändern das weiße, mit weißen das blaue Zeug gebunden, da. „Ordnung!" kommandieren die Koxporalschafts- fllhrer und gehen zu dem daherkommenden Divisionsoffizier, um diesem das Beisammensein der Korporalschaften zu melden. „Alles in Ordnung?" fragte er, nachdem er die Meldungen entgegengenommen. „Zu Befehl!" antworten die Unteroffiziere im Chor und freuen sich, daß der Offizier nichts sehen will, denn sonst hätte er diese Frage nicht an sie gerichtet. Sie freuen sich, daß alles so glatt abgeht, wird etwas für schlecht befunden, bekommen natürlich auch sie einen Rüffel. Der Offizier besieht sich oberflächlich das ausgepackte Zeug und als er bei dem „Divisions ferkel" angekommen ist, läßt er sich von diesem eine blaue Hose vorzeigen. Plötzlich neigt sich das Schiff nach der Steuerbordseite und durch die geöffneten Geschütz pforten dringt ein Wasserschwalg, das diesseitige Deck überschwemmend und das saubere ausge packte Zeug mit in den Wassergang nehmend. „Klar zum Manöver"! ertönt die Sümme des Wachthabenden an Deck und sämtliche Leute lassen ihr Zeug Zeug sein und stürzen an Deck, denn das Schiff ist in Gefahr. Eine Böe ist übergekommen und die Segel müssen geborgen werden. Inzwischen wäscht Neptun das Zeug der zweiten Division hübsch rein im Wassergang und wirft das Wasser alles durcheinander. Das Segelfestmachen dauert nicht lange. In zehn Minuten ist dieses besorgt und das Deck aufge klart und „Mastdivisionsweise weggetreten!" kommandiert der das Manöver leitende Offizier. Auch die zweite Division ist weggetreten und die Leute sind dabei, aus dem von derSee zusammen gewaschenen Zeuge ihre Sachen hervorzusuchen. „Morgen, oder heute nach Feierabend erzählst mir die Geschichte von der „Bulgaria", meint Hannes traurig zu seinem Freunde, im Arme sein nasses Zeug haltend, welches er jetzt zum Trocknen aufhängen will, „heut ist doch keine Zeit mehr dazu." „All right, Hannes!" meint Karl jetzt lachend, dem traurigen Freunde ins Auge blickend, indem er gerade dabei ist, sein blaues Zeug aus zuringen, „das war Zeugflicken mit Hinder nissen. Gott segne die German navy und die christliche Seefahrt." Jas Seheimais des Sieger. Die Jahrtausende und Jahrhunderte kommen uud gehen; unaussprechlich ist der Wandel der äußeren und inneren Lebensgestaltung, die sie an den Völkern und Menschen vollziehen. Aber wie in der Natur ein Ring geheimer Kräfte waltet, von deren Wucht die Aeonen kein Titelchen ab- zuschwächen vermögen, so wird die Weltgeschichte von einem Kreis eherner Tatsachen beherrscht, an denen kein Fortschritt der Kultur etwas zu ändern vermag. Zu diesem ehernen Bestand gehört der Krieg. „Der Krieg ist der Vater aller Dinge" hat schon ein weiser Mann des Altertums gesagt, und es liegt darin eine tiefe Wahrheit. Das Geheimnisvollste daran ist aber, daß sich zum Kriege rrotz seiner namenlosen Fülle von Tod, Blut und Elend auch der allmächtige Gott, der Vater und Urquell aller Liebe, bekennt und bekennen muß, wenn anders mir ein Recht haben sollen, betend die Herzen zu ihm zu erheben. Aus dem gewaltigen Ringen zwischen Nacht und Licht, zwischen böse und gut, zwischen Lüge und Wahrheit, für das kein Opfer heilig und hoch genug sein kann, wie denn auch Gott dafür das höchste Opfer in seinem Sohne brachte, steigt sieg reich die Sonne göttlicher Gerechtigkeit hervor. Es bleibt dabei: Die Weltgeschichte ist das Welt gericht, denn letzten Endes hat Gott doch immer noch zu der gerechten Sache sich bekannt. Aus diesem innersten Bewußtsein, das in jeder Menschen brust tief eingeschlossen ist, quillt schließlich auch die Kraft und das Geheimnis des Sieges: des Sieges selbst über feindliche Uebermucht. Das hat sich in dem bisherigen Verlaufe des jetzigen, des gewaltigsten Krieges, den je die Weltgeschichte gesehen, schon wiederholt aufs neue wunderbar gezeigt. Aber, daß es nicht bloß eine Einzel erscheinung ist, sondern daß es wie ein Gesetz höherer Sittlichkeit in den Herzen der Völker seit Urbeginn der Geschichte gelebt und geglüht und sie zu Heldentaten der Tapferkeit begeistert hat, dafür haben wir ein Zeugnis von über- zeugenderWucht.jenewundervolleFeldgottesdienst- Ordnung aus dem 5. Buch Mose (Kap. 20, 1—4), in der kein Wort zu wenig oder zu viel bis auf den heutigen Tag gesagt ist: „Wenn du in einen Krieg ziehest wider deine Feinde, und siehest Rosse und Wagen des Volks, das größer sei denn du, so fürchte Uch nicht vor ihnen, denn der Herr, dein Gott, ist mit dir. Wenn ihr nun hinzukommt zum Streit, so soll der Priester herzutreten und mit dem Volk reden und zu ihnen sprechen: Israel, höre zu! Ihr gehet heut in den Streit wider eure Feinde; euer Herz ver zage nicht, fürchtet euch nicht und erschreckt nicht und laßt euch nicht grauen vor ihnen, denn der Herr, euer Gott, gehet mit euch, daß er für euch streite mit euren Feinden, euch zu helfen!" So fürchte auch du nichts, deutsches Volk, denn der Herr, dein Gott, geht mit dir! Und das ist das Geheimnis deiner Siegel Lied fiir die KrieBttstMen. iJn Breslau in allen Kirchen im Gebrauch.) Melod e: „Wie schön leucht' uns der Morgenstern" Gott, du bist unsre Zuversicht! Bleibst unsre Burg, bleibst unser Licht In Not und Kriegsgefahren! Wir liegen, Herr, vor dir im Slaub Und flehen: Gib uns nicht zum Raub Den großen Fcindesscharen I Sende, wende Dein Erbarmen zu uns Armen! Hilf uns siegen! Laß uns ja nicht unterliegen! So zahlreich wie der Sand am Meer Sind unsre Feinde ringsumher, Im Osten, Norden, Westen! Willst du, Herr, uns zur Seite stehn, Dann werden unsre Fahnen wehn Bekränzt an SiegrSfesten. Eile! Eile! In der Wolke vor dem Volke ziehe streitend, Uns beschirmend, segnend, leitend! — Gerecht und heilig bist du, Herr! Du kannst darum auch nimmermehr Die Bosheit siegen lassen! Denn Lüge, Mord und Hinterlist Ist Teufels Lust, du aber bist Dem gram! Du mußt sie hassen! Wahrheit, Klarheit Sind die Waffen, die da schaffen Sieg und Frieden! Beides, Herr, sei uns beschicken! Kirchen Nachrichten. Parochie St. Trinitatis Hohenstein-Ernstthal. Am 16. Sonntag nach Trinitatis, den 27. September 1914, vormittags 9 Uhr Predigtgottesdicnst. Herr Pastor Bocßneck. Hierauf Feier des heiligen Abendmahles. Männer- und Jünglingsverein abends 8—10 Uhr im Gemeindehaus und Montag abend 8. Kriegsüibelstundc. Jungstauenverein: Abends halb 8 Uhr im Gemeindehaus Mittwoch abends halb 9 Uhr Mission«-Nähkränzchen. Donnerstag abends 8 Uhr Kriehsbetstundc. Wochenamt: Herr Pastor Schmidt. Parochie St. Christophori Hohenstein-Ernstthal. Am 16. Sonntag nach Trin., den 27. September, stich 7 Uhr Beichte und Kommunion. Vormittags 9 Uhr Hauptgottesdienst mit Predigt. Herr Pastor Dybeck. Nachmittags halb 2 Uhr kirchliche Unterredung niit den konfirm. Jimglingen. Ev.-Iuth. Jungsraueuoerein abends 8 Uhr im Vereins lokale. Ev.-luth. Jünglingsverein abends 8 Uhr im Aereinslvkale. Thema: Aus dem gegenwärtigen Krieg. Landeskirchliche Gemeinschaft abends halb 9 Uhr im Gemeinschaftslokale, Breitestraße 31. Wochenamt Herr Pastor Dybeck. Dienstag, den 29. September, abends halb 9 Uhr Kriegsbetstunde im Hütteugrundbetsaale. Donnerstag, den 1. Oktober, abends 8 Uhr Kricgs- betstunde in der Kirche. 148. 1 Gesangbuch, Kinderharfe, Klemmer, Geldtäsch chen, Hutbürste, Brillen- und Klemmerfutteral können während den Gcschäftsstunden der Pfarramtsschreibstube abgeholt werden. Bon Oberlungwitz. Am 16. Sonntag nach Trin., den 27. Septemb. 1914: Vormittags 9 Uhr Gottesdienst mit Predigt. Herr Pfarrer v. Dosky. Vorm, halb 11 Uhr Beichte und Feier des heiligen Abendmahls. Herr Pfarrer o. Dosky. Vormittags 11 Uhr Taufgottesdienst. Jungstauenverein: nachmittags 5 Uhr und anschließend um 7 Uhr Teilnahme an den Darbietungen vaterländischer Gesänge und Ansprachen im „Lamm". Montag, den 28. Sept. 1914, nachm. 4 Uhr Missions kränzchen. Da am 30. September wieder eine Sendung an die Truppen abgehen soll, wird gebeten, die fertigen Arbeiten und Liebesgaben (Zigarren, Schokolade und dergl.) gütigst mitzubringen. Mittwoch, den 30. September 1914, abends 8 Uhr Kriegs betstunde. Wochenamt: Herr Pfarrer von Dosky. inahls, insbesondere für die in das Heer neu eintretenben Rekruten und ihrer Angehörigen. Beichte halb 9 Uhr. Nachm. halb 2 Uhr Kindergottesdienst. Mit nächstem Sonntag als mit Eintritt in das Winter halbjahr beginnt der Vvrmittagsgottesdienst fortan (früh 9 Uhr. Beichte halb 9 Uhr. Freitag, den 2. Oktober, abends b bis 6 Uhr Kriegs betstunde. Bon Wüstenbrand. Am 16. Sonntag nach Trinitatis, den 27. September, Erntedankfest. Vorm, halb !> Uhr Beichte. Um 9 Uhr Predigt- und Abendmahlsgottesdienst. Musik: Du gabst uns alles, was uns not — gem. Ehor v. A. Becker. Kollekte für die kirchliche Krankenpflege. Vormittags halb 11 Uhr Kindergottesdienst. Mittwoch, den 30. September, abends '/,9 Uhr Ver sammlung des ev.-luth. Jünglingsvereins im Pfarrhause. Donnerstag, den 1. Oktober, abends 8 Uhr Kriegs- belstunde in der Kirche. Zahlungseinstellungen in Sachsen. Karl Emil Lange, Fleischermftr. s, Mittweida. Anna Nartha Knopf, Modewarengeschäft, Schmdau Ernst .oritz Knopf, Mechaniker, Schandau. Karl Herm. Drechsler. Mtlinh. der Fa. Eckardt L Drechsler, Chemnitz. Eurt Eckardt, Mitinh. d. Fa Eckarin L Drechsler, Chemnitz. Joh Alfred I hn, Gummiartikelh Chemnitz, iora v rehel. Jorke, Putzgesch., Mügeln bei Pirna Hauk Stolle st Elektrotechniker, Zittau. Marie verehel. oelmrich, Inh. der Fa Paul Helmrich, Rochlitz. Johannes Clemens H nnig, Metallgießer ibcsttzer, -cieg- nar. Carl Herm. Kelz, Kantinenpächter, Hohenfichle. Bernh. Max Seelemann Zigacrenb, Oelsnitz i. E. änna Luise verw. Schimpf geb. Roßner, Falkenstein. Karl Josei Vincent Supper, Inh e. Papier- u. Schreib- warenh., Leipzig-Gohlis. Hermann Holzsäger, Inh e. Manufaktur- u. Modewarengesch.. Leipzig. Jul. Heinr. Alfred Tischner, Zigarrenh, Glauchau. Wilh. Walter Canitz, Gärtnereibes. Weißig bet Großenhain Alfred Lösche, Bäckermstr., Zittau Max Gustav Adolf Flckert, Schuhwarenh., Plauen. Bon Gersdorf Am 16. Sonntag nach Trin., den 27. September, vor mittags 9 Uhr Gottesdienst. Herr Pastor Hildebrand. Danach Beichte und heiliges Abendmahl. Nachmittags halb 2 Uhr Kindergottesdienst. Jünglingsverein: Abends 8 Uhr Besuch der geistlichen Musikaufführung. Abends 8 Uhr geistliche Musikaufführung in der Kirche. Am Eingang werden Gaben entgcgengenommen, die unsern Kriegern und deren Angehörigen zu gelte kommen. Dienstag, den 29. September, abends 8 Uhr Bibel- und Kriegsbetstunde in der Kirchschule. Donnerstag, den 2. Oktober, abends 8 Uhr Kriegs betstunde in der Kirche. Die Woche für Taufen und Trauungen hat Herr Pastor Böttger, für Hauskommunionen lind Begräbnisse Herr Pastor Hildebrand. Von Langenberg mit Meinsdorf. Am 16. Sonntag nach Trinitatis, den 27. September, nachm. 2 Uhr Erntedankfestgottesdienst. — Chorgesang. Kollekte zum Besten der Kirche. Am Vormittag iverden .Kränze und Früchte zum Schmuck des Gotteshauses dankbar entgcgengenommen. Mittwoch, den 30. September, abends 8 Uhr Strick- abend im Psarrhause für die Krieger. Donnerstag, den 1. Oktober, nachmittags 5 Uhr Kriegs - betstunde. Von Bernsdorf. Am 16. Sonntag nach Trinitatis, den 27. September 1914, vormittags 9 Uhr Hauptgottesdienst. Nachmittags 2 Uhr Kriegsbetstunde. Von Erlbach-Kirchberg. Am 16. Trinitatissonntage. Erlbach Vormittags halb 9 Uhr Hauptgottesdienst. Kollekte fiir den Kirchenbau in Berubruch. Kirchberg: Vormittags halb 9 Uhr Lesegottesdienst. Mittwoch, den 30. September. Kirchberg: Abends halb 8 Uhr Kriegsbetstunde. Von Ursprung. Am 16. Sonntag nach Trin., den 27. September, vorm. 9 Uhr Feier des Erntedankfestes. Vor der Predigt Gesang: Danklied von Schulz: „Danket dem Herrn". Am Schluß des Gottesdienstes Einsammlung der all jährlichen Erntefcstkollekte. Gaben zur Schmückung des Gotteshauses am Erntefest, ivie Erntekränze, Garben und Früchte, werden herzlich er beten. Dieselben sind bis spätestens Sonnabend habend 6 Uhr in der Kirche oder Pfarre abzugcben. Am nächsten Sonntag Mitfeier des Michaelisfestes, sowie im Vormittagsgottesdienst Feier des heiligen Abend- Kins Karte vom europäische« Kriegsschauplätze in der Größe von 94:84 ew liefern wir für nur SO Pfg. Geschäftsstelle des „Hohensteiu-Ernstthaler Anzeigers" mit Nebenausgaben „Oberlungwitzer Tageblatt" und „Gersdorfer Tageblatt". MM in Ü8s 8Msr8n-lMik künksu 8io: Ulvitv »irtKvImfts-NIu^ein-Herkürii«« weiss, dell, äunkel mul tür^isoks Uustor, svdSn besetzt, mit Dsseb« jetzt Stück weiss, bunt aoä sekwarz, neueste Bassons jetzt 8tüo^ AM" Orosss Kosten well« sekwsrz, weiss nock daot, sodöo besetzt, mit breitem Volant null Dasobs jetzt 8t8ek IM" scdwsrz, weiss uuck bunt, io allsa Orösseo < >2^- jetzt 8tklok LS- o lVlsgnus KLMn, Obsmmir, Srüeksnstrasss 21, Köniestrssss. MM eto. Hieuerlror» Onomnitr, Könlx(8ls.Z4 Zwei Welten. Roman von O. Elster. 48 Fortsetzung. (Nachdruck ve boie») „Wodurch habe ich das verdient?" fragte er wie aus einem Traume erwachend, ihre beiden Hände ergreifend und ihr tief in die Augen blickend. „Durch deine Liebe — durch deine einfache Größe, Herbert", entgegnete sie mit bebender Sümme, die ihre innere Bewegung verriet. „In schweigendem Stolz hast du um meine Liebe ge worben — nicht fordernd und heischend, wie es dein Recht war; ich war abweisend, ja Herbert, ich liebte dich nicht, als ich dir meine Hand reichte — doch nein — ich liebte dich schon damals, ich wußte es nur nicht, ich war zu stolz, um es mir einzugestehen, daß du größer, besser warst als ich in meinem Hochmut, in meinem Trotz. — Und doch fühlte ich mich klein dir gegenüber, wenn ich daran dachte, daß mein Leben ein Geheimnis barg, das ich dir hätte mitteilen müssen . . ." „O schweig doch, Edith — schweig —" „Nein, nein, laß mich hier in dieser Stunde alles sagen. Ich litt unter dem Gedanken, nicht ehrlich, nicht aufrichtig gegen dich gewesen zu sein, der du mir mit voller Offenheit entgegen tratest, und mein Trotz, mein Stolz ward nur noch härter durch diesen Gedanken. Ich glaubte nicht an dich, Herbert — ich glaubte, du wärest wie die anderen, die mich ob des dunklen Punktes im Leben meines Vaters verwarfen und miß achteten, und ich glaubte, du würdest dich von mir abwenden, nachdem ich dir das Geheimnis enthüllt. Aber ich ertrug es nicht mehr, als Lügnerin, als Betrügerin vor dir zu stehen — deshalb kam ich zu dir, sagte dir alles — und du — du wandest dich nicht ab — du hattest nicht das leiseste Wort des Vorwurfs für mich, für meinen Vater — und da, Herbert, da geschah das Wunderbare — die Liebe, das Glück brach hervor in meinem Herzen, und nun will ich nichts sein, als dein Weib, dein liebendes Weib " Sie barg das Gesicht an seinem Herzen. Tränen erstickten ihre Stimme. „Meine Edith, mein liebes, teures Weib," flüsterte er bewegt und drückte einen Kuß auf ihr Haar. „Weshalb hast du dich und mich so gequält? Weshalb hast du nicht früher schon Vertrauen zu mir gehabt? — Doch das liegt jetzt hinter uns — weit, weit, hinter uns!" „Und willst du noch mit Herrn von Platen sprechen?" fragte sie ängstlich. „Gewiß — aber du sollst zugegen sein! Und unser Glück soll ihm beweisen, daß alle klein lichen Verleumdungen machtlos an uns nieder fallen. Komm, Edith, wir beide wollen ihm entgegentreten I" „Ja, ja, das wollen wir!" Er zog ihren Arm durch den seinigen und führte sie in den Salon. Herr von Platen erhob sich rasch und ver beugte sich ehrerbietig. „Herr Graf — gnädigste Frau Gräfin — ich hörte, daß Sie Berlin verlassen wollen . . ." „Und Sie kommen, um Abschied zu nehmen — das ist sehr aufmerksam, Herr von Platen . . . um so mehr, da wir nach den Vorfällen der letzten Tage eine solche Aufwartung nicht erwarten konnten." „Herr Graf? . . „Hatten Sie nicht vor einigen Tagen eine Unterredung mit Fräulein von Warnstedt, Herr von Platen?" „Allerdings." Es war ihm doch etwas seltsam zu Mute. Des Grafen Worte klangen so kalt und stolz, nicht einmal zum Platznehmen wurde er aufge fordert, und der Graf und Edith standen Arm in Arm in kühler, unnahbarer Haltung da. „Sie erwarten vielleicht eine Antwort von Fräulein von Warnstedt?" „Ich hoffe allerdings . . ." „Nun denn, Herr von Platen, ich bin beauf tragt, Ihnen diese Antwort zu überbringen: Fräulein von Warnstedt kann sich nicht ent schließen, Ihren Antrag anzunehmen." „Herr Graf... ich finde es seltsam, daß gerade Sie sich zum Vormund Fräulein von Warnstedts machen." Ein beschämendes, demütigendes Gefühl quoll in seinem Herzen empor. Welche Rolle spielte er dem Grafen und Edith gegenüber? „Das erscheint Ihnen seltsam, Herr von Platen? Nun, nachdem Sie meinen und meiner Gattin Namen mit Ihrem Anträge verquickt hatten..." „Das habe ich nicht getan ... es lag mir fern, Sie oder die Frau Gräfin verletzen zu wollen . . ." „Ich nehme es an, Herr von Platen, sonst würde ich Ihnen in anderer Weise antworten. Wünschen Sie diese Unterredung noch weiter fortzusetzen?" „Herr Graf — ich weiß nicht — die Art und Weise Ihrer Antwort —" „Gefällt sie Ihnen nicht? Ja, dafür kann ich nicht! Sie selbst haben Sie ja provoziert. Und nun, mein Herr von Platen, haben wir uns wohl nichts mehr zu sagen?" Er wollte hefüg erwidern, doch der ernste, kalte und stolze Blick des Grafen machte ihn verstummen. Schweigend verbeugte er sich und ging. Der Graf lachte leise auf, als sich die Tür hinter dem Davoneilenden geschlossen. „Solche Burschen sind ungefährlich, wenn man ihnen fest entgegentritt", sagte er. „Und nun, Edith, laß uns nicht mehr an ihn denken .. .„ Edith atmete auf. „Nein, Herbert, ich verspreche dir — weder er, noch sonst jemand auf der Welt soll zwischen uns treten." Sie preßte seinen Arm an ihr Herz und schmiegte das Haupt an seine Schulter. Ein Sonnenstrahl huschte durch das Fenster und küßte ihren lichtbraunen Scheitel, daß ihr Haar wie flüssiges Gold erglänzte. Und der Sonnen strahl stahl sich in ihr Herz, die Blume des Glückes erschloß ihren vollen Kelch' vor dem wärmenden Strahl und überhauchte ihr ganzes Wesen mit ihrem süßen Dufte. 20. Kapitel. Die kurze Dämmerung der Tropen senkte sich auf Schloß Jackson und seine Felder nieder. Noch einmal loderte die Sonne im Westen zu lichten Flammen empor und übergoß die weite Ebene, das Schloß und die Bergkuppen dahinter mit goldenem Licht, daß die Welt in ein Glut meer getaucht erschien, dann krochen die Schatten der Dämmerung an dem tiefblauen Himmel empor, schon nach wenigen Minuten hüllte tiefes Dunkel der Nacht die Erde ein. Eine schwarze Dienerin brachte eine brennende Lampe auf die Veranda, wo Mister Griswold in einem Sessel saß und seine Abendpfeife rauchte. Auf silberner Platte überreichte die Negerin ihrem Herrn mehrere Briefe und Zeitungen, schraubte die Lampe etwas höher und wollte sich ent fernen. Aber zögernd blieb sie an der Tür stehen, welche in das Innere des Hauses führte. „Willst du etwas, Kitty?" fragte Mister Griswold. (Fortsetzung folgt.) OrsksI^srLsiäsnksus 0tismnitL,Lek6 ?08t- u.
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