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EiM<mg zur 12. Sffentl. SemMMsMW in AerlnuM Mittwoch, de» 30. September 1914, abends 8 Uhr im Sitzungssaale deS Rathauses. Tagesordnung: 1. Mitteilungen * 2. Bausachen. 3. Gesuch um Entschädigung für Einquariierung. 4. Wahl des EinschätzungsauSschüffes. 5. Gesuch um Erhöhung der Pension für Hebammen. Ein „Zeppelin" über Warfchart? Wie das Reutersche Bureau meldet, über flog am Sonnabend früh ein Zeppelin die Stadt Warschau und warf zwei Bomben herunter. Der angerichtete Schaden sei nur gering gewesen. Der Luftkreuzer soll nachher bei Modlin herun- tergeschofsen und die Besatzung gefangen genom men worden sein. Eine Bestätigung des letzten Teils der Mel dung, daß der Zeppelin heruntergeschossen wor den sei, muß abgewartet werden. Bisher war es bekanntlich Gepflogenheit unserer Heereslei tung, über derartige Verluste sofort zu berichten. Das ist in diesem Fall noch nicht geschehen. Es ist nicht ausgeschlossen, daß es sich um keinen Zeppelin, sondern um ein Schütte-Lanz-Luftschiff handelt; ein solches hat vor kurzem bekanntlich über Russisch-Polen gekreuzt. Deutsche Truppen in «nglisch-Südafrika. Das Reutersche Bureau meldet aus Prätoria vom 24. September: Die Polizeistation Rietfon- tein wurde am 19. September von einer deut schen Abteilung von etwa 200 Mann genommen. (Es handelt sich hier um die ziemlich bedeutende englische Station Rietfontein, die östlich von Keetmannshop liegt.) Auch die Franzosen räubern in den Kolonien. Aus Bordeaux wird gemeldet: Augagneur teilte im Ministerium mit, daß das französische Kanonenboot „Surprise" während der Operationen gegen Kamerun und Deutsch-Kongo Cocobeach besetzt habe. (Cocobeach ist der frühere Name der Station Ukvko im deutschen Muni-Gebiet, das durch den Vertrag von 1912 von Frankreich an Deutschland abgetreten wurde.) Ein deutscher Flieger über Paris. Ueber den deutschen Flieger von der Decken, der, wie gestern gemeldet, über Paris kreuzte, wird dem „Berl. Lok.-Anz." aus Genf noch telegraphisch gemeldet: Von der Deckens erste B mbe schlug gesttrn auf der Rue de Frcycmet unweit des Palastes des Fürsten von Monaco und in der Nähe einer Uniformfabrik ein. Andere Bomben fielen in der Umgegend des Triumph bogens und auf dem R nnfeld von Longchamps inmitten einer Viehherde nieder. Ehe er die Pariser dann verlassen, warf von der Decken eine Fahne herab mit der Inschrift: „Tie Pariser grüßt ein deutscher Aviat-ker. v. d. Decken." Eine deutsche Fürstenvilla als französisches Lazarett. Wie aus Nizza gemeldet wird, ist die dem Herzog von Sachsen-Meiningen gehörende Villa in ein Lazarett sür französische Verwundete um gewandelt worden. Der Dank verwundeter Franzosen. Wie die „Magdeb. Ztg." mitteilt, haben 154 französische, im Reservelazarett Konzerthaus untergebrachte Verwundete ein Schreiben an den Leiter des Lazaretts, Medizinalrat Dr. Keferstein, gerichtet, in welchem sie für die aufopfernde Be handlung und liebevolle Pflege ihren tiefgefühlten Dank aussprechen. Sie erkennen besonders an, daß es ihnen gestattet ist, ihren Angehörigen in der Heimat Nachrichten zukommen zu lassen Was der Deutsche im Tornister trägt! Der Pariser „Matin" schreibt unter der Ueberschrift „Die andere Gefahr" : Jeder Deutsche trägt im Tornister ein Paar wollene Socken und warme Fausthandschuhe, nicht zu sprechen von Zeltbahn, Mantel und Wolldecke. Den Grund hierfür glauben wir in der Absicht zu sehen, die Franzosen schnell zu besiegen, um nach Rußland zu gehen. Jedenfalls sind, wenn der Winter kommt, die Deutschen gewappnet, und wir? Ohne Zweifel beschäftigt sich unsere Leitung mit dieser Frage. Schon beim Aus bruch des Krieges war es sehr schwierig, genug Leinen für Soldatenhemden und Verwundeten pflege zu beschaffen. Jetzt kommt der Winter täglich näher. Vergessen wir nicht, was wir im Tornister der Deutschen sahen. Frankreich hat nicht solch einen Vorrat an Menschen, daß es das Leben seiner Söhne ohne Interesse für sie und ohne Nutzen für sich selbst aufs Spiel setzen kann. Das entführte Auto. Welche verzweifelten Schritte unsere Soldaten oft unternehmen, um aus feindlicher Gefangen schaft zu entkommen, zeigt ein Feldpostbrief eines preußischen Offiziers. Er war von den Franzosen gefangen genommen und in einem geschlossenen Raum eines Bauernhauses untergebracht worden, aber trotz seiner Müdigkeit verließ ihn keinen Augenblick der Gedanke an Rettung. Er prüfte hinter den Gardinen seines Fensters den Platz vor dem Hause, überall französische Soldaten, die Wache hielten. Als ein Wachtposten einen Augenblick die Zimmertür öffnete, warf sich der Gefangene schnell aufs Bett und stellte sich schlafend. So vergingen Stunden, da plötzlich vernahm er ein Rattern, es kam näher und hielt direkt vor dem Hause, ein französisches Automo bil I Vom Fenster aus sah er, wie die Soldaten ausstiegen und ins Haus traten, auch auf der Straße schien niemand mehr das Haus zu be wachen. Bl tzschnell faßte er seinen Entschluß. Aus den Bettüchern wand er in fliegender Hast ein Seil, band es am Fensterkreuz fest und war im nächsten Augenblick auf der Straße. Jetzt rein ins Auto, aus dem Hause und von allen Seiten stürzten bereits die Verfolger, da zieht der Motor an, ein paar mächtige Sätze, und schon ist er mitten auf der Straße. Ein Höllen feuer prasselt ihm nach, der rechte Arm sinkt schlapp vom Steuerrad, aber mit der Linken lenkt er den Wagen weiter. Nach 50 Kilometer Fahrt ist er wieder bei den Seinen, drei Finger hat es gekostet, aber er war freil Die hungrigen Franzofen. Einem Feldpostbriefe von der Marne entnimmt die „Voss. Zig." nachstehende Schilderung: Etwas sehr hübsches passierte jüngst in unserer unmittel baren Nähe. Es war dunkel geworden, und die Franzosen hatten uns bereits mit ihrem „Abend segen" beehrt — so nennen wir nämlich ihre Gewohnheit, das Gefecht ungefähr um 6 Uhr abzubrechen —, nachdem sie uns mit einem Hagel von ungefähr 500 schweren Granaten bedacht hatten, der sich überall hin richtete, wo sie uns vermuteten. Eine Kompagnie war im Begriff, in der Feldküche zur Mahlzeit anzutrcten, als plötzlich über den feindlichen Schützengräben eine Gestalt erschien und mit einem weißen Tuche winkte. Es war ein französischer Kapitän, dcr sich langsam näherte. An einen Offizier, der ihm entgegenging, richtete er in gebrochenem Deutsch die Frage: „Haben Sie genug Essen, um auch meinen Leuten etwas abzugeben?" Auf die Gegenfrage, wieviel Leute er hätte, erwiderte er: „Ungefähr 100 " Nun wurde ihm bedeutet, seine Mannschaft herbeizuholen, und das tat er denn auch gleich. S e legte, der Rest einer Kompagnie, die Gewehre fort und nahm an dem Essen der deutschen Kameraden in dcr Feldküche teil. Der Kapitän entschuldigte sich damit, daß sie seit vier Tagen nichts im Leibe hätten und unter solchen Umständen jedes weitere Kämpfen unmöglich wäre. Später erzählte er den deutschen Offizieren, seine Soldaten, die schon cinmal im Gefecht gegen die Deutschen gestanden hätten, wären nicht wieder aus den Schützengräben zum Angriff vorwärts zu bringen gewesen. RnffifcheSMitztrauen gegen England. Für die Stimmung unter den Verbündeten ist laut der „Köln. Ztg " ein Artikel des russischen Blattes „Semschtschina" sehr bezeichnend, wonach man dort die Nachricht, daß man in England von der langen Dauer des Krieges überzeugt sei, mit lebhaftem Unbehagen aufnimmt. Das Blatt ist fast geneigt, an eine Tücke Englands zu glauben. Für England ist es tatsächlich von Vorteil, den Krieg lange auszudehnen. Je länger der Krieg dauere, desto mehr würden alle Kon tinentalmächte geschwächt. Frankreich und Ruß land müßten ihren Waffengefährten von dieser für sie unvorteilhaften Absicht abbringen. Die „Köln. Ztg." erklärt hierzu, dat Verhältnis zwi schen den DreiverbandSmächten müsse schon nicht mehr auf Brüderlichkeit bestehen, wenn ein russi sches Blatt es straflos wagen darf, großem Miß trauen gegenüber England so deutlich Ausdruck zu geben. Grenzgefechte mit den Russen. Das Ungarische Telegraphen-Korrespondenz bureau ist von kompetenter Seite ermächtigt worden, folgendes bekannt zu geben: Beim Uzsoker Paß drang am Sonntag eine mehrere tausend Mann starke russische Truppenabteilung ein, die geschlagen wurde. Im Maramaroser Komitat sind bei Tvrnya ebenfalls Plänkeleien zwischen den dort eingebrochenen russischen und unseren Truppen im Gange. Von Munkacs und Huszt sind größere Truppenabteilungen unter wegs, um die Unseren zu unterstützen. Alle diese Grenzplänkeleien geben keinen Anlaß zur Be- sorgnis. Englische Sirenenstimmen. Die angesehene englische „Westminster Gazette" schlägt Friedenstöne an. Englands Ziel sei nicht, Deutschland zu vernichten. Jeder Friede, der Anlaß zu einem Revanchekrieg bilde, ver fehle seinen Zweck. Darum sei auch England zur Verständigung bereit, sofern Deutschland leben und leben lasse. Dem internationalen Abkommen gegen die Verwendung von Dum-Dum-Geschossen war England auf der vom Zaren einberufenen ersten Haager Friedenskonferenz nicht beigetreten. Dieser Umstand hat vielfach zu der Auffassung geführt, daß England zur Anwendung der betref fenden Geschosse völkerrechtlich berechtigt sei. Das trifft indessen nicht zu, denn auf der zweiten Haager Konferenz im Jahre 1907 ratifizierte auch England den Artikel der Konvention, worin der Gebrauch von Waffen, Geschossen oder Stoffen verboten wird, die geeignet sind, unnötig Leiden zu verursachen. Die Dum-Dum-Geschosse, die englischen Namen tragen, sind eine englische Erfindung, sie wurden in der Munitionsfabrik Dum-Dum bei Kalkutta, der Hauptstadt von Britisch-Jndien, zuerst hergestellt. Die ersten, die das Maschinengewehr, die Erfindung deS amerikanischen Technikers Maxim, anwendeten, waren gleichfalls die Engländer, die mit ihren Maximkanonen koloniale Aufstände unterdrückten. Da das Maschinengewehr nicht verboten wurde, so waren auch die Nationen, die sich nicht nur Kulturträger nennen, sondern solche auch sind, zur Einführung der Waffe gezwungen, deren ver heerende Wirkungen unbeschreiblich sind. Der Juda- der germanische« Raste. Wie die Haltung Englands auf das Ausland wirkl, beweist am besten ein Artikel im „Argen tinischen Wochenblatt", überschrieben: Der JudaS dcr germanischen Raffe. Darin wird ausgeführt, daß Englands Politik einen Schlag gegen die menschliche Zivilisation bedeutet. Was England getan hat, ist das äußerste. Sein Verrat an der weißen Raffe muß gesühnt werden, sonst gibt eS überhaupt keine ausgleichende Gerechtig- reit mehr. Den Schandfleck, den England jetzt auf sich geladen hat, wird es nie wieder rein waschen. Bisher haben die Engländer im Pi ratenhandwerk Glück gehabt. Aber was Eng land getan hat, bleibt an ihm hängen, solange es noch eine englische Nation gibt. Der Dreiverband lehnt Japans Hilfe in Europa ab. „Giornale d'Jtalia" meldet aus London, daß auf Drängen von England das Angebot Japans, in den europäischen Krieg mit einer halben Million Mann, die über die transsibirische Eisen bahn geschafft werden sollen, cinzugreisen, von den Verbündeten abgelehnt worden ist. Die Gefahr einer mongolischen Invasion in Europa haben alle militärischen Bedenken der Verbün deten zum Schweigen gebracht. * Kriegsbeute aus Frankreich. Die aus Frankreich heimgebrachte Kriegsbeute eines deutschen Offiziers, und zwar: die Fahne eines Pionierbataillons, Offiziersdegen, Trommel init Stöcken und Bajonett mit Scheide. * * Die Verlustliste Nr. 20 der sächsischen Armee >st am 28. Septem! er ausgcgeben worden. Sie verzeichnet folgendes: Infanterie-Brigade Nr. 48, Stab Leipzig. 1 Hauptmann und Brigade-Adjutant -f. Vrigadc-Ersatz-Vataillon Nr. 89. 1. Kompagnie: 1 Mann verw. — 2. Kom pagnie: 9 Mann vermißt. Reserve-Jnfanterie-Regiment Nr. 101. 7. Kompagnie: 1 Mann -ß. — 9. Kompagnie: 1 Mann -j-, 2 Leutnants und 23 Mann verw. — 10. Kompagnie: 2 Mann -s, 2 verwundet. — 11. Kompagnie: 1 Hauptmann und 4 Mann -s, 1 Leutnant und 26 Mann verw., 1 vermißt. — 12. Kompagnie: 14 Mann verw. Infanterie-Regiment Nr. 104. Stab des 3. Bataillons: 2 Mann verw. — 9. Kompagnie: 1 Mann-s, 3 verw. — 10. Kom pagnie: 21 Mann -ß, 1 Hauptmann, 4 Leutnants und 50 Mann verw. — 11. Kompagnie: 2 Mann verw. — 12. Kompagnie: 5 Mann -ß, 1 Leut nant und 43 Mann verw., 9 vermißt. Maschiucn-Gcwehr-Abtestuug Nr. 8. 3 Mann verw , 3 vermißt. Husarcu-Regimcnt Nr. 19. 1. Eskadron: 2 Mann verw — 2. Eskadron: 2 Mann verw., 6 vermißt. — 5 Eskadron: 3 Mann -s, 1 Rittmeister und 7 Mann verw., 6 vermißt. Reserve-Keldartillerie-Regiment Nr. 23. 7. Batterie: 2 Mann -s, 1 verw. — 8. Bat terie: 1 Mann -ß, 11 verw. — 9. Batterie: 1 Mann verw. — Leichte Munitionskolonne: 1 Mann vermißt. Reserve-Aeldartillerie-Regiment Nr. 24. 1. Batterie: 4 Mann verw. — 4. Batterie: 2 Mann verw. — Stab: 1 Mann -j-, 4 verw. — 7. Batterie: 1 Mann ch, 4 verw. — 8. Bat terie: 2 Mann -s, 13 vcrw. — 9. Batterie: 1 Mann 's, 3 verw. Keldartillerie-Regimeut Nr. 68. Abteilungtzstab: 1 Mann -s, 1 verwundet. — 1. Batterie: 2 Mann -ß, 24 verw. — 2. Batterie: 4 Mann ch, 2 Leutnants und 18 Mann verw. — 3. Batterie: 1 Mann -s, 3 Leutnant« und 14 Mann verw. — Leichte Munitionskolonne 1: 7 Mann verw. — 4. Batterie: IMannch, 1 Haupt mann und 17 Mann vcrw. — Stab: 4 Mann verw. — 5. Batterie: 1 Mann ch, 5 verw. — 6. Batterie: 6 Manu -f-, 1 Hauptmann, 1 Ober leutnant, 1 Leutnant und 40 Mann verw., 2 ver mißt. — Leichte Munitionskolonne 2: 3 Mann verw. Keldartillerie-Regimeut Nr. 78. Regimentsstab: 1 Mann vermißt. -- Stab der 1. Abteilung: 1 Major und 2 Mann verw. — 1. Batterie: 1 Leutnant und 1 Mann -s, 1 Hauptmann, 1 Oberleutnant, 1 Leutnant und 6 Mann verw. — 2. Batterie: 1 Leutnant und 7 Mann -s, 1 Hauptmann, 1 Leutnant und 10 Mann verw., 1 vermißt. — 3. Batterie: 1 Mann verw. — 4. Batterie: 2 Mann -ß, 16 perw. — 5. Batterie: 26 Mann verw. — 6. Batterie: 1 Mann -ß, 14 verw., 4 vermißt. Fuharttllerie-Regiment Nr. 19. MunitionSkolonnen-Abteilung, 8. Kolonne: 1 Mann -ß. Pionier-Vataillo» Nr. 22. 2. Feldkompagnie: 1 Oberleutnant und 9 Mann -s, 17 verw., 24 vermißt. * * Höchstpreise für Getreide. Von geschätzter Seite wird uns geschrieben: Zu dem Artikel „Höchstpreise" in Nr. 226 Ihres gesch. Blattes möchte ich folgendes bemerken: Eine Festsetzung von Höchstpreisen für Ge treide und Futtermittel wird zur zwingenden Notwendigkeit, wollen wir uns nicht der Gefahr auSsctzen, daß die Vetreidevorräte von Spekulan ten aufgekauft werden und dann eine künstliche Preistreiberei und Brotverteurung entsteht. Die Höchstpreise müßten für die ganze Dauer des Krieges Geltung haben und würden sofort alle preistreibenden Machenschaften ein Ende nehmen. Auch müßten die Höchstpreise für ganz Deutsch land in einheitlicher Weise festgesetzt werden und zwar so, daß in Gegenden, in welchen Getreide im Ueberfluß vorhanden ist, dasselbe billiger sein müßte als dort, wo Getreidemangel herrscht. Nur in einzelnen Bezirken Höchstpreise f>st- setzeu, wird unwirksam bleiben, dafür bietet die Kccishauptmanuschaft Leipzig ein typisches Bei spiel. Hier wurde gleich nach Erlaß des Gesetzes vom 4. August d. I. der Höchstpreis für die Tonne Roggen auf 195 Mk. und für die Tonne Weizen auf 220 Mk. festgesetzt. Dadurch wurde für den Bezirk der Preistreiberei mit einem Schlage ein Ende gemacht. Da die angrenzen den preußischen und sächsischen Bezirke jedoch keine Höchstpreise festsetzlen, stiegen hier die Preise für Getreide immer höher, fo daß schließlich das Getreide aus dcr Kreishauplmannschafi Leipzig nach diese» Bezirken abfloß Die Könrgl. Kreis hauptmannschaft zu Leipzig sah sich daher ge zwungen, tue Höchstpreise sür Getreide wieder aufzubeben. Die Folge war, daß gleich am 1. Börseniage nach der Aufhebung dcr Preis für Roggen auf 210 Mk. und sür Weizen auf 233 Mk. stieg. Werden keine Höchstpreise festgesetzt, so ist bestimmt mit weiter steigenden Preisen zu rech nen, wodurch notgedrungen im Verhältnis auch die Mehl- und Brolprerse steigen müssen Dies müßte jedoch in dieser ernsten Zeit aus wirt schaftlichen Gründen auf alle Fälle vermieden werden. O. G. Michaelisfest. Wenn nicht nach ihm die Ferien benannt wären und Umzugs- und Zinszeiten den Namen trügen, we' weiß, ob noch jemand etwas vom Michaelisfeste wüßte. Und doch ist es ein Fest, an dem die Christenheit nicht vorübergehen sollte und gerade dieses Jahr nicht vorübcrgehen soll. Das Michaelisfest ist ein Kampfesfest. In dcr alten Michaelisepistel (Offenb. Joh. 12, 7—12) heißt es: Es erhob sich ein Streit im Himmel: Michael und seine Engel stritten mit dem Drachen. Das ist der alte Kampf zwischen den Fürsten der Welt und den Heeren des Himmels. Er spielt nicht nur im Himmel, sondern auch aus Erden. Wir Kämpfen ja auch jetzt nicht nur gegen Menschcngewalt, teuflische Mächte stehen uns gegenüber: Haß, Grausamkeit, Lüge. Gott sei Dank, unser deutsches Volk vermag.nicht mit solchen Mitteln zu Kämpfen; aber daher kommt für manchen die Sorge, ob wir den Streit be stehen können. Doch nur getrost: gegen die höllischen Mächte wird uns der Herr im Himmel seine Heerscharen zum Beistand senden. So ist das Michaelisfest auch ein Fest des Trostes sür unser Volk, für unsere Heere, für jeden Einzelnen: der Herr hat seinen Engeln befohlen über dir, daß sie dich behüten auf allen deinen Wegen (Psalm 91, 11). Wer kennt nicht die Bilder, die man so viel in den Häusern findet: ein Kind am Rande des Abgrundes und der Schutzengel hinter ihm; wer erinnerte sich nicht der Konfir mationskarten, wo ein Engel den Jüngling oder der Jungfrau das Geleit gibt. Und sollte nicht, anstatt daß man in dieser Zeit Abschied von diesem Engel nimmt, diese Reihe fortgesetzt werden bis dahin, wo der Engel den müden Greis stützt bei den letzten Schritten zur Himmcls- tür, müßte sich nicht gerade jetzt ein neues Bild dieser Kette einstigen: das Bild des Kriegers, umtobt vom Schlachtengewühl, aber über ihm der Engel, der wehrt, daß der Feind ihm keinen Schaden tut? Wieviel Trost liegt in diesem Bild. Nur eins gilt es zu bedenken: Gott schickt seine Scharen nicht überallhin, nur zu denen, welchen es Ernst ist auch mit dem heiligen Kampf gegen das Böse, die aus tiefstem Herzensgrund sich sehnen nach der Zeit, da das Heil und die Kraft und das Reich und die Macht unseres Gottes und seines Christus geworden ist. Wer darum ringt, wer darum betet, zu dem werden die Engel des Herrn treten, ihm und den Seinen zu dienen. OertlicheS und Sächsisches. * — Wittevungsaussichl snr Mittwoch, den 30. September: Nordwestwind, wechselnde Bewölkung, etwas wärmer, kein er heblicher Niederschlag. *— Ueber die Einberufung deS ungedienten vaudsturm- ist, wie das „Chemn. Tagebl." von zuständiger Stelle erfährt, für den Bereich de»