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MchMCrHAlerAnWt' Tageblatt für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Msdorf, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf re. Der.Hohenstetn-Ernstthaler Anzeiger" erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bet freier Lieferung ins Haus Mk. 1.60, bei Abholung in den Geschäfts, pellen Mk. 1.25, durch die Post bezogen (außer Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen nahmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstaltrn und die Landbriefträger entgegen. A> . eilage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das »Illustrierte Sonntagsblatt". — Anzrtgengebühr für die 6 gespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15 Pfg.; im Reklameteil die Zeile 30 Pfg. Dir ^gespaltene Zeile im amtlichen Teil 50 Pfg. 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M. der Kaiser befand sich während des Gefechts -ei der Armee des Kronprinzen und verblieb die Nacht inmitten der Truppen. Generalquartiermeister von Stein. Die siebentägige Schlacht. Wien, 2. Sept (WTB) Die einwöchige erbitterte Schlacht im Raume Zamose-Tyszowcze führte gestern zu vollständigen Siegender Armee Auffeuberg. Scharen von Gefangenen und bisher 160 Geschütze wurden erbeutet. Die Russen befinden sich im Rückzüge über den Bug. Auch bei der Armee Dankl, die nun Lublin augreift, sind ununterbrochene Erfolge zu verzeichnen. In Ostgalizien ist Lemberg noch in unserem Besitz, gleichwohl ist dort die Lage gegenüber dem starken und überlegenen russischen Vorstoß sehr schwierig. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes. Hoefer, Generalmajor. Sedan 1814. Unsere Truppen haben es sich nichl nehmen lassen, den Sedantag aus ihre Weise zu begehen, den Tag der großen Wendung des Jahres 1870 auch in diesem Kriege, wie schon gestern abend durch Extrablatt gemeldet, durch einen Sieg denk würdig zu machen. Die militärische Bedeutung der gewaltigen Schlacht läßt sich noch nicht voll erfassen. Die Verfolgung ist gestern fortgesetzt worden; von ihren Ergebnissen wird es abhängen, ob die geschlagenen zehn Armeekorps noch eine widerstandsfähige Truppen bleiben werden oder nicht. Bei der außerordentlichen Vorsicht, die der Generalquartiermeister v. Stein bei der Ab fassung seiner Depeschen beobachtet, ist anzunehmcn, daß die Verfolgung bereits erfolgreich eingesetzt hat, sonst würde er die Nachricht wahrscheinlich überhaupt noch nicht an die Oeffentlichkeit ge geben haben. Der heutige Tag wird uns vor- aussichtlich noch weitere erfreuliche Meldungen bringen. Die Folgen der entscheidenden Niederlagen, die unsere Gegner in Ost und West erlitten haben, lassen sich im ganzen noch nicht übersehen, aber eine Wirkung der gewaltigen Kämpfe, durch die die Offensivabsichten des Zweibundes zu schanden gemacht sind, tritt doch schon deutlich erkennbar hervor. Es ist dies die Tatsache, daß mit den wachsenden Schwierigkeiten, denen die äußere Verbindung und Verständigung unter unseren Gegnern begegnet, auch der innere Halt ihrer Bündnis- und Aktionsbeziehungen augen scheinlich mehr und mehr ins Wanken gerät. Bereits hat die französische Regierung erklären müssen, daß sie keinerlei Truppen zur Unterstützung des schwcrbedrängten belgischen Volkes mehr ab geben könne, weil alle irgendwie erreichbaren Kräfte der Nationalverteidigung dienstbar gemacht werden müßten. Ob die englische Regierung nach den bei Maubeuge gemachten Erfahrungen und angesichts des unaufhaltsamen Vordringens der deutschen Heere in Nordfrankreich ein zweites großes Expeditionskorps über den Kanal werfen wird, muß zweifelhaft erscheinen. Selbst wenn England ein solches Expeditionskorps noch zur Verfügung hätte und entbehren könnte, reden doch die Besorgnisfe, die sich bereits der Londoner Bevölkerung bemächtigt haben, eine bezeichnende Sprache. Den Plan der englischen Regierung könnte zudem die naheliegende und auch zweifel los zutreffende Ueberzeugung, daß die Heran ziehung neuer englischer Hilfskräfte, und wären sie selbst weit größer als die bisherigen, an der endgültigen Entscheidung auf dem westlichen Kriegsschauplatz nichts mehr zu ändern vermöchte, leicht vereiteln. Es kann auch schwerlich aus bleiben, daß durch den Verlauf der Ereignisse die Hoffnungen und Erwartungen, die Frankreich und Rußland aufeinander gesetzt haben, recht bitter enttäuscht werden. Wenn es wahr ist, daß in der Proklamation der neuen französischen Regierung von einem angeblich voll im Gange befindlichen Vormarsch der russischen Streitkräfte auf Berlin die Rede war, müssen die Nachrichten über die Ereignisse im südlichen Ostpreußen den verantwortlichen Staatsmännern der Republik und dem französischen Volke ein jähes Erwachen bereitet haben. In Rußland hat man sich die Leistungen des französischen Bundesgenossen augenscheinlich auch erheblich anders vorgestellt, als sie tatsächlich gewesen sind. Der anscheinend unvermeidliche Wechsel innerhalb der französischen Heeresfübrung wird die Eindrücke, die man im russischen Hauptquartier von den militärischen Leistungen Frankreichs empfangen hat, schwerlich verbessern können. Somit kann Deutschland, so fern es nur seine erfolgreiche Offensive fortzu führen vermag, das Weitere ruhig der Zukunft überlasten. Das Entscheidende ist aber, daß unsere Gegner, einer wie der andere, die Wehr kraft Deutschlands unterschätzt und die inneren Gegensätze und die parteipolitischen Zwistigkeiten, in voller Unkenntnis der Stärke des nationalen EinheitSgedankens, weit überschätzt haben. Das wird in Zukunft, wenn Deutschland siegreich bleibt, nicht mehr geschehen können. Denn dann wird die Stellung des Deutschen Reiches als europäische Vormacht und die Entschlossenheit deS deutschen Volkes, dies« Stellung zu behaupten, über jedem Zweifel erhaben sein. Ist das, im Verein mit neuen und verstärkten Friedensbürg schaften, die Frucht des gigantischen Krieges, den Deutschland zu sühren gezwungen ist, dann werden die Opfer, die er fordert, nicht vergeblich gebracht sein. Nicht wenig zur Vermehrung der Freude über den Sieg in Frankreich trug die Meldung von den vollständigen Siegen der österreichischen Armeen unter Auffenberg und Dankl bei. Hoffen wir, daß auch auf dem rechten Flügel der Oester reicher uns bald ein entscheidender Erfolg ge meldet werden kann l MeWelmg-er frmzSWen Regierung nach LW? Abermals deutsche Flieger über Paris. Der „Kurier de Italia" meldet aus Paris: Es sind in Frankreich bereits alle Vorbereitungen getroffen, die Behörden nach Lyon zu verlegen. Die Uebersiedlung der Regierung steht bevor. Gestern abend flog wieder ein deutscher Flieger über Paris und warf Bomben auS. Die erste explodierte beim Credit Lyonnais, eine zweite unweit der Nattonal-Bibliothek. Die dritte Bombe kostete drei Personen das Leben, während die vierte keinen Schaden anrichtete. Darauf flog der deutsche Flieger gegen den Eifelturm, wo ihn zwei Mitrailleusen begrüßten, die ihn aber nicht erreichten. Eine große Volksmenge floh unter Unruhe und mit wildem Geschrei durch die Straßen. Schließlich flog der deutsche Flie ger davon, gefolgt von einem französischen Flie ger. Kurze Zeit darauf erschien ein zweiter deut scher Flieger. Dieser flog in großer Höhe über Paris dahin. Das „Eche de Paris" beruhigt die Volksmenge und sagt, daß die französischen Flieger viel Besseres leisteten und neulich sogar apr MaaSufer durch bloßen Bombenhagel eine deutsche Batterie eroberten, da die deutschen Sol daten ausgerissen seien, als die Bomben fielen. (Diese steche Flunkerei des „Echo de Paris" wird wohl selbst in Paris kaum noch Gläubige finden. Die Red.) Weiter meldet die Kopenhagener „Politiken" aus Paris vom 1. September: Gestern abend flog ein deutscher Flieger über die Stadt. Er warf Bomben aus, von denen eine in der Nähe des St. Lazare-Bahnhofes, eine andere in der Nähe der Oper explodierte. Aus dem folgenden Mitrailleusenfeuer erkannte man, daß ein Kampf in den Lüsten stattgefunden hat. Entmutigung in Paris. Die „Neue Züricher Zeitung" meldet: Seit dem Eintreffen der Nachricht von Charleroi herrscht in Paris eine unverkennbare Entmutigung. Man sah nur noch massenhafte Flüchtlinge auS Bel- gien und Nordfrankretch einfahren, die sich in elendem Zustande befinden, in den Straßenzügen der Boulevards Wohnung suchend auf und ab wandern. Die Presse sieht ein, dar größere Zurückhaltung notwendig ist. Der Bericht deS Senators Gervais im „Matin" über die Meu tereien deS 15. Armeekorps hat beim Bekannt werden einen großen EntrüstungSsturm hervor gerufen. Die armen Teufel hatten als erste ins Feuer gemußt und waren furchtbar dezimiert worden. Den französischen Berichterstattern hat die Heeresleitung verboten, den Operationen zu folgen, zugunsten der Engländer aber wurde eine Ausnahme gemacht, was das zeitweilige Verbot der „Times" für Frankreich zur Folge hatte. Der englische Gesandte in Bern gibt in mehreren Berichten zu, daß die Engländer zurückweicheu mußten und 6000 Mann verloren. Ein Stimmungsbild aus Frankreich. Der Pariser „Matin" veröffentlicht den Brief eines französischen Soldaten, wahrscheinlich eines Angehörigen des befestigten Lagers von Paris, der interessante Schlaglichter auf die Geistesver fassung deS französischen Volkes wirft. Der Schreiber sagt: Dein Soldaten wird Zuversicht für die Zukunft eingeflößt, aber es gibt zwei Umstände, die uns mißfallen. Als unser Bataillon auf Eilmärschen und unter Strapazen durch die Ortschaften kam, zeigten die Leute immer ernste Gesichter, traurige Blicke, finstere Stirnen und hielten die Taschentücher an die Augen. Es kommt doch kein Leichenzug vorbei, sagten dazu die Soldaten. Diese hätten mit Stolz und Freude in den Krieg ziehen können und mit einem Lächeln selbst in den Tod. Aber dieses Lächeln wollen wir auch bei anderen sehen. Wer weint, soll drinnen bleiben. Die Truppen brauchen eine freudige, zuversichtliche Begrüßung beim Durch zuge. Zweiten« bedrückt die Soldaten der An blick all der schmächtigen, blassen Kinder, welche wie hungrige Hunde nach den Resten der Mahl- zetten Haschen. Bei den Quartieren fallen die Reihen unglücklicher Frauen auf, die die Ueber- reste der Suppen und das von der Brotration Weggeworfene durchsuchen in einer Weise, die das Herz zerreißt. Der Briefschreiber fragt: Gibt eS denn keine öffentliche Armenunterstützung mehr in Frankreich, reine Liebesgaben, kein Geld ? Wir marschieren frohgemut, verlang« aber, daß eS nicht mehr vor uns Frauen gebe, die weinen, und hinter uns Kinder, die hungern. (W. T. B.) Die Pariser Forts minderwertig ? Dem römischen Korrespondenten der „Frank furter Zeitung" erklärte ein italienischer General- stabShauptmann, nach guten Informationen seien die Pariser Forts nur von geringem Wert; alle feien vor 1886 gebaut. Die Werke beständen auS Erde und Backsteinen und seien unmodern. Französische Flieger auf dem Wege zum Kriegsschauplatz. „Echo de Paris" meldet, daß zahlreiche Autos mit Fliegern Paris verlaffen haben, nm sich auf den Kriegsschauplatz zu begeben. Alle Flieger seien entschlossen, den Deutschen die Beleidigun- gen heimzuzahlen, die deutsche Flieger der fran zösischen Hauptstadt angetan. Die Vehandluug deutscher Gefangener in Frankreich. Von der Begleitmannschaft eines französischen