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MWMnWerAllMr Tageblatt für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbmnd, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, ErLLmG Rüsdorf, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf rc. Der „Hohenstein-Ernstthnlcr Anzeiger" erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Haus Mk. 1.60, bei Abholung in den Geschäfts stellen Mk. 1.25, durch die Post bezogen solcher Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen n-hmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbrtcsträger entgegen A> eilage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das „Illustrierte Eonntagsblatt". — Anzetgengebühr für die ögespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15Pfg.; im Reklamcteil die Zeile 50Pfg. Dv rgespaltene Zeile im amtlichen Teil .D Pfg. Anzeigcn-Annahme für die am Abend erscheinende Nummer bis vormittags 10 Uhr, größere Anzeigen werden am Abend vorher erbeten. Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewähr- jedoch nur bei alsbaldiger Zahlung. Die Aufnahme von Anzeigen an vorgeschriebenen Tagen und Plätzen wird möglichst berücksichtigt, eine Garantie jedoch nicht übernommen. — Für Rückgabe unverlangt eingesandter Manuskripte macht sich LGGDDDDGTDGGGGDGGGGGTGGDDGGGGDTDGGDDDDOD die Redaktion nicht verbindlich. GDGDGGGDGGGDDDTDDGTDDGGTGDDDTTGDDDky<N<?)«HHK Nr. 23S. F-rnspr-q-r Nr. lbl. Freitag, den 2. MM 1814. S-Mstsst-L- B-Hnftraß- z. 41. Iahrgasg W slWWer MW M WM WM zMMWen. (W. T B.) Großes Hauptquartier, 30. Sept., abends. (Amtlich.) Nördlich uud südlich von Albert (30 Kilometer nordöstlich Amiens) vorgehende überlegene feindliche Kräfte find unter schweren Verlusten für sie znriickgeschlagen worden. Aus der Front der Schlachtlinie ist nichts Neues zu melden. An den Argonnen geht unser Angriff stetig, wenn auch langsam vorwärts. Vor den Sperrforts an der Maaslinie keine Veränderung. In Elsaß-Lothringen stieß der Feind gestern in den mittleren Vogesen vor. Seine Angriffe wurden kräftig zurückgeworfen. Bor Antwerpen find zwei der unter Feuer genommene» Forts zerstört. Vom östlichen Kriegsschauplatz ist noch nichts Besonderes zu melden. Die drei MeWnstister. Als die geistigen Urheber des Weltkrieges sind bekanntlich der englische Minister des Aus- wärtigen Grey (geb. 1862), sein französischer Kollege Delcassee (geb. 1852) und der russische Botschafter in Paris Iswolski, früher Minister des Auswärtigen (geb. 1856), nnzusehen. Der gewissenloseste Mensch unter ihnen ist Iswolski, gegen den sich selbst viele Franzosen beim Kriegs ausbruch wandten, und der es vorzog, eine Weile nach der Schweiz zu verschwinden, bevor er sich in dem heutigen französischen Regierungssitze Bordeaux wieder sehen ließ. Er ist ziemlich kleinlaut geworden und vermeidet alles Vor- drängcn. Daß er in Paris so zum Kriege schüren konnte, wie es geschehen ist, obwohl der heutige Münster des Auswärtigen Sasonow als ein friedlicher Mann galt, erklärt sich daraus, daß er im Solde des Führers der russischen KciegS- partei, des Großfürsten Nikolaus Nikolajewitsch, stand, von dem behauptet morden ist, daß er wenigstens moralisch den Zaren zur Untcrzeich- inmg der Mobilmachungsorder gezwungen hat, bevor Kaiser Nikolaus die Antwort des Deutschen Kaisers auf seine Zusicherung, noch nicht mobil machen zu wollen, erhalten hatte. Iswolski hat den Sieg als zweifellos be trachtet und die französischen und englischen Staatsmänner zu der gleichen Auffassung ver leitet. Mehr noch, ec hat sie auch zu der politischen Unredlichkeit verführt, die ihn selbst beherrschte; denn sowohl für Frankreich wie für Rußland ist heute schwarz auf weiß festgestellt, daß sie bereits Kriegsmaßnahmen getroffen hatten, als sie noch allerlei Ausflüchte machten. Der französische Minister des Auswärtigen Delcassee urteilt leicht fertiger über den Krieg, wie die französischen Generale selbst, denn nicht anders ist seine zur Schau getragene Zuversicht auf einen schließlichen Sieg zu nennen. Er wartet, Rußland und Eng land sollen Frankreich aus seinem militärischen und wirtschaftlichen Zusammenbruch heraushauen. Er ist und bleibt der unverbesserliche Chauvinist, wie sie Frankreich schon so viele zu seinem eigenen Schaden gehabt hat, aber er vergißt ganz, daß heute in Deutschland ein einziger unbeugsamer Wille besteht, der französischen Republik ihre Leidenschaftlichkeir zu legen. Mögen Millionen Franzosen gegen den Krieg gewesen sein, sie haben zu tragen, was ihnen ihr eitler Präsident Poincarce und der arglistige Delcassee eingcbrockt haben. Ohne eine weitere Bemerkung wollen wir hinzufügen, daß Herr Delcasse während seiner Ministerzcit von 1898—1905 ein Freund König Edwards von England geworden und bis zu dessen Tod geblieben ist. Der englische Minister des Auswärtigen Grey ist in dem für sein wichtiges Amt jungen Alter von 43 Jahren zur Leitung der englischen Politik gekommen. (Bismarck war 47 Jahre alt.) Ec hatte im letzten Jahre vom Könige Georg den höchsten britischen Orden erhalten, was als ein Vorzeichen für seine „Kaltstellung" angesehen wurde. Diese Ordens-Verleihung hat, wie man nachträglich gesehen hat, das Gegenteil bedeutet. Das politische Verhalten des englischen Staats mannes gegenüber Deutschland war unwürdig, wenn er auch darin Recht gehabt hat, das; Deutschland ohne die britische Einmischung schnell mit Frankreich fertig gewesen wäre. Aber diese Anschauung kann unser Urteil nicht ändern, selbst dann nicht, wenn Londoner Zeitungen, die Grey nahe stehen, heute leise andere Töne anzuschlagen beginnen. Sie gebrauchen die Wendung, wenn Deutschland das Prinzip „Leben und leben lassen" hochhalte, brauche nichtauf alle Zukunftshoffnungen verzichtet zu w.rdcu. Auf welchem Grundsatz wir fußen, haben der Reichskanzler und andere hervorragende Autori täten Deutschlands wiederholt ausgeführt. „Kein fauler Friede, sondern ein Fliedensschluß, der Deutschland vor neuen Angriffen nach Möglich keit sichert." Das ist es, worum es sich für uns handelt. Das Prinzip „Leben und leben lasten" ist von unseren Gegnern verworfen worden, wir haben keinen Anlaß, es mit aller Gewalt in den Vordergrund zu ziehen. Die drei Kriegsmacher standen alle Drei im Alter der Besonnenheit; sie hätten sich nicht von den Prinzipien der ruhigen Vernunft entfernen sollen, als es soweit war. G O O Ein Armeebefehl des österreichischen SberkMWlldos. Wie«, 30. Sept. Amtlich wird verlautbart: Das k. k. Armee-Oberkommando hat nachstehen den Armeebefehl erlassen: Die Situation ist für uns und für das verbündete deutsche Heer günstig. Die russische Offensive ist im Begriff, zusammen zubrechen. Gemeinsam mit den deutschen Truppen werden wir den Feind, der bei Krasnik und Zamosk, bei Jnsterbmg und Tannenberg ge schlagen wurde, neuerdings besiegen und ver nichten. Gegen Frankreich drang die deutsche Hauptmacht unaufhaltsam tief in daS feindliche Gebiet ein. Ein neuer großer Sie, steht dort bevor. Auf dem Balkan-Kriegsschauplatz kämpfen wir gleichfalls in Feindesland. Der Widerstand der Serben beginnt zu erlahmen. Innere Un zufriedenheit, Aufstände, Elend und Hungersnot bedrohen unsere Feinde im Rücken, während die Monarchie und das verbündete Deutschland einig und in starker Zuversicht dastehen, um diesen uns freventlich aufgezwungenen Krieg bis anS siegreiche Ende durchzukämpfen. Dies ist die Wahrheit über die Lage; sie ist allen Offizieren zu verlautbaren und der Mannschaft in ihrer Muttersprache zu erörtern. Erzherzog Friedrich, General der Infanterie. Diesem Armeebefehl des Erzherzog- Friedrich ist die Gewißheit zu entnehmen, daß die ver bündeten österreichischen und deutschen Truppen in Galizien zu einem gewaltigen Schlage gegen die russischen Streitkräfte ausholen, dessen Wirkungen die Russen voraussichtlich veranlassen werden, Galizien wieder zu raumen. Auch die Mitteilung, daß in Frankreich ein neuer großer Sieg der deutschen Waffen bevor steht, wird allenthalben ungeheure Freude auS- lösen. AuS den letzten amtlichen Meldungen deS deutschen Großen Hauptquartiers war ja ebenso wie aus den spärlichen französisch-eng lischen Nachrichten zu erkennen, daß sich in dem Raume zwischen Maas und Oise die Dinge für uns durchaus günstig entwickelt haben. Wenn jetzt der österreichische Oberbefehlshaber in einer amtlichen Kundgebung den Sieg bereits anzu- kündigen in der Lage ist, so tat er dies zweifel los im Einverständnis mit der deutschen Heeres leitung. Demnach dürfen wir jeden Tag auf hochwillkommene Kunde aus dem Westen rechnen. Die Rüssen in Nordungarn Miichgeworse». Budapest, 30. Sept. Laut amtlicher Meldung waren die Kämpfe, welche gestern und vorgestern um Uzsok stattfanden, erfolgreich. Die Russen wurden zurückgedrängt. Der Uzsok-Paß befindet sich wieder in unseren Händen. Die Rusten erlitten sehr schwere Verluste. * Mf neue Opfer der „Emden". Wie schon im größten Teil unserer gestrigen Nummer gemeldet, gibt die englische Admiralität bekannt, daß während der letzten Tage der Kreu zer „Emden" im Indischen Ozean die Dampfer „Tumerico", „Kinglud", „Riberia" und „Toyle" weggenommen und in Grund gebohrt und ein Kohlenschiff weggcnommen hat Die Bemannun gen der Schiffe wurden auf dem Dampfer „Gy- fedale^, der ebenfalls genommen, aber freigelassen wurde, nach Colombo gebracht, wo sie gestern früh eintrafen. Der wackere Kreuzer „Emden" wird von den Engländern bereits der „Fliegende Holländer" genannt. Rasch erscheint er, rasch erledigt er ein englisches Handelsschiff und dann ist er wieder spurlos verschwunden. Zu den sechs Opfern, die ihm vor längerer Zeit zur Beute fielen, sind nun weitere fünf englische Schiffe gekommen. Mit Grauen werden die englischen Krämerseelen die Verluste berechnen, die ihre Habgier im Golf von Bengalen durch ein einziges deutsches Schiff erleidet, und mit Stolz und Freude grüßen wir die wagemutige „Emden" und ihre tüchtige Be satzung, die den Feinden in empfindlichster Weise zu Gemüte führt, was es heißt, dem deutschen Volk einen Krieg aufzuzwingen. Den deutschen Seehandel dachten die Engländer in ihrer ge spreizten Ruhmredigkeit lahmzulegen. Gewiß, er ist gestört; aber noch viel schwerer ist der eng lische Seehandel getroffen, und schon stöhnt das geschäftstüchtige Krämervolk aus unter der er drückenden Last. Für die Stimmung in England ist folgende Prehnachricht sehr bezeichnend: Basel, 30. Sept. Laut „Nationalzeitung" bringen englische Blätter immer mehr Nachrichten über die Gefährdung des englischen SeehandelS durch deutsche Kriegsschiffe. Die „Daily Post" in Liverpool teilt mit, daß die HandelSkreise bei der Regierung vorstellig wurden und verlangten, die englische Marine müsse die größten Anstren gungen machen, um die deutschen Kriegsschiffe im Atlantischen Ozean megzunehmen. In dem „Times" klagen Kaufleute, daß die 200 gekauer ten oder festgelegten und in 150 neutralen Hafen liegenden deutschen Schiffe fast ausnahmslos englische Ladungen an Bord hätten, worauf der englische Kaufmann nun vergebens warte. Nasche Abhilfe sei geboten, sei es, daß man die Schiffe mit englischer Besatzung weiterfahren lasse oder sie an Neutrale verkaufe. „Westminster Gazette" weist auf die gewaltigen Schädigungen hin, die der Einfuhrhandel mit gefrorenem Rindfleisch durch den Krieg erleide. Die Highland Linie werde demnächst nicht mehr verkehren. Damit würden wöchentlich sechs Millionen Pfund ge frorenes Fleisch aus Argentinien fortfallen. Aehn- lich stehe es mit der Einfuhr aus Australien.'Das sei bedenklich, da viel Fleisch an die Truppen im Felde abgegeben werden müsse. Und diese Herrschaften wollten das Deutsche Reich aushungern! Wer weiß, ob dem bisher so stolzen Jnselreich nicht das Schicksal «tilüht, daS die lieben Vettern so freundlicherweise uns zugedacht hatten. M W O Furchtbare Greueltate« an dentschen Bcrwundeteu. GrotzeS Hauptqaartier, 30. Sept. Der Ge neralstabsarzt der Armee und Chef des Fcld- sanitätswesens v. Schjerning hat dem Kaiser folgende Meldung erstattet: Vor einigen Tagen wurde in Occhies ein Lazarett von Franktireurs überfallen. Bei der am 24. September gegen Orchies unternommenen Strafexpedition durch das Landwehrbntaillon Nr. 35 stieß dieses auf überlegene feindliche Truppen aller Gattungen und mußte unter Verlust von 8 Toten und 35 Verwundeten zurück. Ein am nächsten Tage auSgesandtes bayrisches Pionierbataillon siieß auf keinen Feind mehr und fand OrchieS von den Einwohnern verlassen. Am Orte wurden 20 beim Gefecht am vorhergehenden Tage verwundete Deutsche grauenhaft verstüm melt aufgefunden. Ohren und Nasen waren ihnen abgeschnitten und man hatte sie durch Ein führen von Sägemehl in Mund und Nase erstickt. Die Richtigkeit des darüber aufgenommenen Be fundes wurde von zwei französischen Geistlichen unterschriftlich bestätigt. Occhies wurde dem Erd boden gleichgemacht. Orchies hat 4300 Einwohner und liegt in Nordfrankreich an der Eisenbahn Valenciennes— Lille. * » * Der „Min" will die Ermordung der dentschen Gesungenen. Der Mitarbeiter des Mailänder Sozialisten blattes „Avanti" in Bordeaux bespricht die Hand habung der ZeitungSzensur in Frankreich und zitiert den Pariser „Matin", der offen zur Er mordung der deutschen Gefangenen auffordcrt, während die Zensur den Tatel der „Humanitcc" Iber solche Roheiten gestrichen habe. Der be treffende Satz des „Matin" lautet nach dem „Avanti" wörtlich: „Und kein Mitleid in den nächsten Kämpfen, wenn wir diese nichtswürdigen Verbrecher