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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 05.08.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-08-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191408053
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19140805
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19140805
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-08
- Tag 1914-08-05
-
Monat
1914-08
-
Jahr
1914
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 05.08.1914
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Richtung auf Johaunisburg. Diese Stadt ist ein Eisenbahnknotenpunkt an der Linie Lyck— Allenstein und liegt etwa 20 Kilometer von der Grenze direkt südlich des Spirdingsees und der masurischen Seen, die nach Osten hin eine gewisse natürliche Verteidigungslinie bil den. Die Absicht der Russen ist offenbar die, durch Zerstörung der Bahnlinien den deutschen Aufmarsch und die Mobilmachung zu stören. Daß die Russen an dieser Stelle sogar schon mit Artillerie auftreten, zeigt, wie weit ihre Mobilisierung an der Grenze schon fortge schritten ist und wie sehr sie bemüht sind, diese Situation für sich auszunützen. — Die rus sischen Grenztruppen haben auch bereits auf die ö st erreicht« schen Truppen das Feuer eröffnet. Ruß land betrachtet sich bereits im Kriegszustand befindlich und hat infolgedessen die dringende Depesche des deutschen Botschafters nicht durch gelassen. Im Hexeskeffel Petersb»rg. Die russische Hauptstadt erlebte Tage, wie sie selbst in den Tagen der Revolution nicht so leidenschaftlich gewesen waren. Das Volk schrie und tobte in den Straßen, Volksredner stachelten es immer mehr auf, und die ärgsten Lügen über Deutschland wurden verbreitet. So hieß es hauptsächlich, Deutschland habe Rußland die Mobilmachung ausgezwungen. Feine Ohren werden daraus hören, daß die Mobilmachung im russischen Volt vielfach mit Murren ausgenommen worden ist. Nach einer Meldung der Londoner „Times" haben in Kiew 3000 tschechische Reservisten die russische Staatsbürgerschaft verlangt und sich in russi sche Regimenter einschreiben lassen. DieLage der Deutschen in Rußland, deren Zahl sich auf mehrere Millionen Köpfe be läuft, wird für äußer st ernst ge- halten. Man befürchtet Ausschreitungen gegen das Eigentum der Deutschen. Teilweise Mobilisierung in der Türkei. Die türkische Regierung kündigt amtlich an, daß sie neutral zu bleiben wünsche. Sie hat die teilweise Mobilisierung angeordnet. * * * Ruhland wollte den Krieg. Die Reichsregierung hat ein Weißbuch über die Vorgeschichte des Krieges, besonders über die von Rußland in so perfider Weise durchkreuzten Friedensbemühungen veröffentlicht. Es wird darin konstatiert, daß sowohl der russische Kriegs minister dem Botschafter in Petersburg, als auch der Berliner russische Militär-Attachee verschiedene Male ihr Ehrenwort abgegeben haben, daß Ruß land nicht mobilisiere, ja daß noch nicht einmal die Reserven eingezogen wären, trotzdem bereits amtlich beglaubigte Nachrichten aus Rußland Vorlagen, daß in verschiedenen Militärbezirken die Mobilisierung in vollem Gange war. In ganz ähnlicher Weise war das Benehmen des Zaren zu würdigen. In einem Telegramm an den Kaiser und an Sir Edward Grey sprach sich der Zar noch am Nachmittag des 31. Juli in dem Sinne aus, daß ein Erfolg der Bemühungen für den Frieden in sicherer Weise anzunehmen sei. Dieses Telegramm war um 2 Uhr nach mittags aufgegeben, trotzdem der Zar selbst be reits um 11 Uhr vormittags den Befehl zur Mobilisation der gesamten russischen Streitkräfte abgegeben hatte, eine Anordnung, von der er wußte, daß sie mit der deutschen Mobilisierung beantwortet werden mußte. Aus dem und auch noch aus anderen Gründen wird es — wie das Weißbuch in überzeugender Form feststellt — zur Gewißheit, daß Ruhland den Krieg um jede« Preis wollte. Ler Verlauf der Mobilisierung. Nach den bei den militärischen Zentralbehör den eingegangenen Nachrichten ist die Mobil machung unseres Heeres und unserer Flotte bis her ganz vorzüglich verlaufen. Das Vertrauen der Bevölkerung in unsere militärische Organi sation ist glänzend gerechtfertigt. Besonders her vorgehoben zu werden verdient die Stimmung unter den Einberufenen. Die Mobilisierung in den Reichslaaden. Der Statthalter von Elsaß-Lothringen meldet aus Straßburg, daß in den ganzen Reichslanden eine stürmische Begeisterung herrscht. Die Mobi lisierung wickelt sich in geradezu glänzender Prä zision ab und die Truppenzusammenziehung voll zieht sich über Erwarten günstig. «ras Pourtales aus der Heimreise. Der deutsche Gesandte in Petersburg, Graf Pourtales, ist mit dem Personal der Gesandtschaft und des Konsulats gestern nachmittag mit einem Dampfer, der die amerikanische Flagge führte, in Stockholm angekommen und hat am Abend seine Reise nach Trclleborg mit Sonderzug fort gesetzt. Verhaftungen von Ruffen. In Berlin sind Verhaftungen von Russen unter dem Verdacht der Spionage erfolgt. Auch in Johannisthal wurden heute nacht mehrere Russen verhaftet unter dem Verdachte, ein Attentat auf die große Zeppelinhalle ge plant zu haben. — In Spandau sind drei Automobile angehalten worden und die In sassen durch Soldaten nach dem Gefängnis gebracht worden. Es handelt sich um rus sische Spione. Beschlagnahme von 80 Millionen Franks? Wie in leitenden Berliner Finanzkreisen verlautet, sind in Stuttgart 80 Millionen Franks französischer Goldmünzen, die auf dem Wege von Paris nach Petersburg waren, von der deutschen Regierung beschlagnahmt worden. Lelegrammwechsel zwischen dem -cntschen und österreichischen Kaiser. Zwischen Kaiser Franz Josef und dem Deutschen Kaiser hat ein Dcpcschcnwcchsel stattgefunden. Falsche Meldungen über eine Seeschlacht. Die im Umlauf befindlichen Gerüchte über eine Schlacht zwischen einem deutschen Schiffs« verbände und der russischen Ostseeflotte, über deren Vernichtung und den Untergang eines deutschen Schiffes sind glatt erfunden. — Ebenso sind die in London verbreiteten Ge rüchte über einen Zusammenstoß zwischen deut schen und englischen Kriegsschiffen in der Nordsee unwahr. Die heutige Reichst« gSsitzung. Zu gewaltigen Kundgebungen für den das ganze deutsche Reich bewegenden Gedanken wird die heutige Sitzung des Reichstages sich gestalten. Gestern berciis traten alle Fraktionen zusammen, um zu der die große Kceditfrage betreffenden Vorlage Stellung zu nehmen. Es wurde be schlossen, einstimmig die Vorlage anzunehmen; auch einigte man sich dahin, daß der Reichs kanzler und der Präsident keine Ansprache an das Haus richten und keine Fraknon über die Vorlage ihre Gedanken äußern solle. Nur die Sozialdemokratie wird Stellung nehmen, um zum Ausdruck zu bringen, daß auch sie bereit ist, das Vaterland zu oerieidigen in dem Wunsche und der Hoffnung, daß tue deutschen Waffen sieg reich sind. Sie DeutsW im Vormarsch. Berlin. Die deutschen Gcenzschutztruppen bei Lublinitz nahmen gestern vonnittag nach kurzem Gefecht Czenstochau. Auch Bcndzin und Kalisch wurden von deutschen Truppen besetzt. Berlin. Das 1. Bataillon des Infanterie- Regiments Nr. 57 mit Maschinengewehr-Kom pagnie und das Manen-Regiment Nr. 1 sind gestern morgen in Kalisch (Russ.-Polen) eiugerückt. * * * Telegraphisch wird uns noch gemeldet: Ser Krieg mit Frankreich beginnt. Berlin. Bisher hatten deutsche Truppen, dem erteilten Befehl gemäß, die französische Grenze nicht überschritten. Dagegen greifen seit gestern französische Truppen ohne Kriegs erklärung unsere Grenzposten an. Sie haben, obwohl uns die französische Regierung noch vor wenigen Tagen die Juu,Haltung einer un besetzten Zone von 10 Kilometern zugesagt hatte, au verschiedenen Punkten die deutsche Grenze überschrittn». Französische Kompagnien halten seit gestern Nacht deutsche Ortschaften besetzt. Bombcuwersende Flieger kommen seit gestern nach Baden, Bayern und unter Verletzung der belgischen Neutralität über bel gisches Gebiet in die Rhcinprovioz und ver suchen, unsere Bahnen zu zerstören. Frankreich hat damit den Angriff gegen uns eröffnet und de« Kriegszustand hcrgcstellt. Des Reiches Sicherheit zwingt uns zur Gegenwehr. Seme Majestät der Kaiser hat die erforderlichen Be fehle erteilt. Der deutsche Botschafter in Paris ist angewiesen, seine Pässe zu fordern. Dresden. König Friedrich August hielt an den nach dem Kriegsschauplatz abgehenden Gene ral von Lasiert folgende Ansprache: „Ew. Exzellenz rufe ich vor Abgang auf den Kriegsschauplatz herzlichste Abschiedsgrüße zu. Ich bin überzeugt, daß das 19. Armeekorps unter Ew. Exzellenz Führung seine vollste Schuldigkeit tun wird Gott sei mit Ihnen und dem ganzen Armee korps und gebe unserer gerechten Sache den Sieg." — Exzellenz von Lasiert antwortete: „Ew. Majestät sage ich für die gnädigsten Ab schiedsworte meinen alleruntertänigsten Dank. Unter jubelnder Begeisterung ziehen Ew. Maje stät Landeskinder ins Feld, gestärkt durch die Anteilnahme des opferwilligen Volkes. Gebe Gott, daß es mir gelingt, die braven Truppen, an deren Spitze ich durch Ew. Majestät Ver trauen gestellt bin, zu ehrenvollem Kampfe und Sieg zu führen." DreSpeu. In einen: bekannten Kurort in der Nähe Dresdens sind verschiedene Russen verhaf tet worden, die sich dort als Kurgäste aufhielten. Es sollen sich bei ihnen wurffcrtige Bomben vor- gefunden haben. Leipzig. Beim hiesigen Generalkommando ist von einer Mobilmachung des Landsturms des 19. Armeekorps nichts bekannt. Berlin. Die Gesetzentwürfe, die dem Reichs tag heute zur schleunigen Erledigung vorgelegt werden, betreffen fast alle wirtschaftliche Maßnah men, die durch die Kriegslage bedingt werden. An der Spitze steht der Nachtrag zum Etat, dessen wichtigste Bestimmung lautet: Der Reichs kanzler wird ermächtigt, zur Bestreitung einmali ger außerordentlicher Ausgaben die Summe von 5 Milliarden auf dem Wege des Kredites zu be schaffen. Die öffentlichen ZahlungSausschreibun- gen und Anweisungen können auf in- und aus ländische Währung lauten und auch im Auslande zur Zahlung gestellt werden. Hohensalzn. Eine russische Pa trouille wurde gestern hier von deutschen Truppen überrumpelt. 50 Russen wurden siefnnqen genommen, es sollen auch einige getötet sein. Hohensalza Hier ist aus zuver lässiger Quelle die Nachricht eingetroffen, daß deutscheTruppenabteilungen Alexan drowa besetzt haben. (Alexandrowo liegt im Gouvernement Warschau und ist die Grenzstation auf russischer Seite für die Bahnlinie Warschau—Skirni- vice.) Dortmund. Hier wurde der Bankier Lindner verhaftet, weil er Reservisten, die Papiergeld um wechselten, eine Wechselgebühr von 10*/, abge nommen hatte. Petersburg. Großfürst Nikolajewitsch ist zum Generalissimus des russischen Heeres ernannt worden. London. Im Verlaufe seiner gestrigen Rede im Unterhaus sagte Sir Edward Grey, er höre, daß, wenn England sich zur Neutralität ver pflichtet, Deutschland bereit sei, die Nordküste Frankreichs nicht anzugreifen. Dies sei eine zu eng begrenzte Verpflichtung Die Frage der Neutralität Belgiens werde jeden Augenblick ernster, denn Deutschland könne keine befriedi gende Erklärung in Bezug auf die Neutralität Belgiens abgeben. Wenn die Neutralität Bel giens verletzt werde, so sei die Situation klar. Sir Edward Grey sagte ferner, die englische Flotte und das englische Heer werden mobilisiert, England habe jedoch keine Verpflichtung über nommen, ein Expeditionskorps zu entsenden. Lissabon. Angesichts der Zuspitzung der internationalen Lage haben die deutschen Schiffe Befehl erhalten, die portugiesischen Häfen nicht zu verlassen. TageSgeschichte. Der Betbaud Sächsischer Fudustrieller hat auf Beschluß einer gestern abgehaltenen Sitzung seines cngercü Vorstandes die Bitte an das Königlich Sächsische Ministerium des Innern gerichtet, eine Besprechung zwischen Bankwclt, Industrie und Handel zur Beratung über geeig nete Maßnahmen herbeizuführen, um den außer ordentlichen Schwierigkeiten zu begegnen, welche die gesamte deutsche und die sächsische Volks wirtschaft im gegenwärtigen Moment auszu- halten hat. Die KricgSvorlageu für den Reichstag. Im Zusammenhang mit dem Kriege werden am heutigen Dienstag dem Reichstag eine Reihe von Gesetzentwürfen finanzieller, rechtlicher und wirtschaftlicher Natur vorgelegt. In erster Linie handelt es sich natürlich um die Mittel für die Kriegführung. Des weiteren sollen zwecks besserer Befriedigung des Kreditbedürfnisscs Darlehns- kassen gebildet werden. Die Vorschriften über ! die Notensteuer sowie über den Verkehr mit Papiergeld werden Aenderungen entsprechend den außergewöhnlichen wirtschaftlichen Bedürf, nisten erfahren. Ferner sind die Fristen des Wechsel- und Scheckrechtes zu verlängern. Ein weiteres Gesetz befaßt sich mit der Regelung des Arbeitsmarktes, ferner soll der wucherischen Aus beutung der gegenwärtigen Verhältnisse durch Nahrungsmittelhändler cntgegengetreten werden. Schließlich sollen die Unterstützungen für die zu rückgebliebenen Familien der Kriegsteilnehmer erhöht werden. Höchstpreise für Lebensmittel i« Berlin. Der Oberkommandierende in den Marken, Generaloberst v. Kissel, hat, um jeder künstlichen Preissteigerung für Lebensmittel vorzubeugen, nach Einholung von Gutachten durch den Magi strat und die Handelskammer für Mehl und Salz Höchstpreise festgesetzt, und zwar für ein Pfund Roggenmehl 27 Pf., für ein Pfund Weizenmehl 30 Pf. und für ein Pfund Salz 20 Pf. Diese Verordnung gilt für das Gebiet des Zweckver bandes Groß-Berlin. Für die festgesetzten Preise müssen alle gesetzlichen Zahlungsmittel, insbe sondere auch Reichsbanknoten, zu vollem Werte in Zahlung genommen werden. Verkaufsstellen, deren Inhaber diesen Bestimmungen zuwider handeln, sind von der Polizeibehörde zu schließen. Sollte bei anderen Lebensmitteln eine Preis treiberei erfolgen, so behält sich der Oberkomman dierende die gleiche Anordnung vor. Schon jetzt find die Polizeibehörden beauftragt, falls in einer Verkaufsstelle offenbar wucherische Preise für irgendwelche Lebensmittel gefordert werden, die betreffenden Verkaufsstellen sofort zu schließen. — Das Vorgehen des Oberkommandierenden der Marken ist außerordentlich erfreulich, es wird hoffentlich an recht vielen Stellen Nachahmung finden. Wie lange reicht unser Lebeusmittctvorrat? Wie aus München gemeldet wird, hält Dr. Heim, bekanntlich ein Sachverständiger ersten Ranges, Deutschland mit allen möglichen Lebens mitteln für zwanzig Monate gut versorgt. Zinsen-Diskonterhöhungen. Die Neichsbank hat den Privatdiskont von 5 auf 6 Prozent und den Lombardzinsfuß von 0 auf 7 Prozent erhöht. — Die sächsische Bank hat den Privaidiskont von 5 auf 8 Prozent und den Lvmbardzinsfuß von 6 auf 9 Prozent erhöht. — Die Bank von England hat den Diskont von 8 auf 10 Prozent erhöht. Delcassee französischer Minister deS Aeutzeren. Wie über Brüssel gemeldet wird, hat das Ministerium Viviani sich zu einem Konzentra tionsministerium umgewandelr. Viviani behielt den Vorsitz; Minister des Aeußern wurde Del cassee; das Kriegsportefeuille erhielt General Castelnau. Ribot übernahm die Finanzen, Cle menceau das Innere. Zum Generalissimus der Armee wurde General Pau ernannt. Zu JaureS' Ermordung. Nach den aus Paris vorliegenden Nachrichten hat Villain, der Mörder Jaures' zugegeben, daß er die Tat aus politischen Motiven begangen habe. Er sagte auf der Polizei beim Verhör folgendes: „Ich ging die Straße entlang und bemerkte Jaures, der mit einigen Freunden bei Tische saß. Ich zog den Vorhang zurück und schoß ihn zweimal in den Nacken, um ihn für seine Kampagne gegen die dreijährige Dienstzeit zu bestrafen. Verräter müssen stets bestraft werden!" Der Mörder ist ein gut gekleideter Mann von 35 Jahren. Man mißt in Paris dem Vorgang bei der augenblicklichen äußeren Lage große Bedeutung für die Gestaltung der Stimmung im Lande bei. Gerüchte über Unruhe» tu Pari ¬ waren an der Berliner Börse im Umlauf. Es sollten in der französischen Hauptstadt ernste Un ruhen ausgebrochen sein, die die Schlagfertigkeit Frankreichs bedrohten. Im Anschluß an die Er schießung Jaures' konnten diese Unruhen schon möglich sein, um so mehr, als in Paris bedenk liche Geldknappheit herrschte. Hieß es doch auch, daß eine Reihe erster französischer Bankhäuser, darunter der Credit Lyonnais, in größte Zahlungs schwierigkeiten geraten seien. Die Kämpfe um Belgrad. Aus Ujvidek (Neusatz) in Ungarn wird gemel det: Kulimegdan liegt in Trümmer. Die Muni- tionSmagazine von Belgrad sind vernichtet. Bei denKämpfen um die Savebrücke wurden ein Oberst, ein Hauptmann, drei Unteroffiziere und 78 Ge meine gefangen und nach der Festung Arad be fördert. Unsere Verluste betragen fünf Tote, da runter Kapitän Eberling von der Donau-Dampf- schiffahrtsgesellschaft. Außerordentliche Stadtverordnetenfitzung z» Höhenstein-Ernstthal am 3. August 1914. Vorsitzender: Stadtverordnetenvorsteher Lohse. Am Ratstische sind erschienen Bürgermeister Dr. Patz, Stadträte Anger, Beck, Bohne, Lange, Layritz, Müller und Kommerzienrat Reinhard so wie Ratsaffeffor Dr. Darschau. Vom Stadtoerordnetenkollegium sind 22 Mit glieder anwesend; es fehlen die Stadtv. Anke, Meyer und Layritz In ernster Stunde hatten sich die Väter un serer Stadt zusammengefunden, um über die Matzregel« der Stadt zur Versorgung mit Lebensmitteln zu beraten. Nach Verlesung der Niederschrift über die vorige Sitzung wird in die Tagesord nung eingetreten. Vorsteher Lohse leitete die Sitzung mit dem Hinweis, daß man zu unge wöhnlicher Stunde, wo unsere Söhne und Brü der in den Krieg ziehen, zusammengekommen sei, um der vornehmsten Aufgabe, die zurückbleiben den Familien, die ihrer Ernährer beraubt, die Lage nach Möglichkeit zu erleichtern. Das Mineralbad al- Hospital. Der Landesverein vom Roten Kreuz hat an die Stadt ein Gesuch um Ueberlassung des Mi neralbades gerichtet, welchem Wunsche einstim mig entsprochen wurde. Wir werden in unserer Gegend mehrere derartige Gebäude, wie Turn hallen rc., für solche Zwecke hergeben. Eine ErfrischnugSstation für unsere Krieger. Einstimmig bewilligte man zunächst ein Bc- rechnurigsgeld von 500 M. für die Einrichtung einer Erfrischungsstation für Militärtransporte auf dem Bahnhof. Die Eiustelluug vou sicht dringlichen Arbeite». Alle im Haushaltplan vorgesehenen und sonst beschlossenen Arbeiten sollen eingestellt werden, soweit eine Notwendigkeit zur Ausführung nicht gegeben ist. Hierunter fallen z. T die Jnstand- sctzungsarbeiten am Mineralbad, der Treppeubau im Rathaus, die Zentralheizungsanlage im Rat haus, die Kläranlage, vorgesehene Trottoirbau ten, der Schulneubau rc. Der Gasanstaltser- weiterunHsbau, der sich als unbedingt erforder lich erweist, soll möglichst erfolgen. Finanzielle Gründe veranlassen möglichste Einschränkung, doch sollen verschiedene Notstaudsarbeitea in Angriff genommen werden, wie z. B. Schleu senbauten an der Nobiswiese und Wiesenstraße, Beschotterung von Straßen, Steineschlagcn rc. Die Vermittlung von Erntearbcitcrn, wie über haupt die Regulierung des Arbcitsmarktes, wo bei in erster Linie die älteren Leute, die als Er nährer von Familien gelten, berücksichtigt werden, soll in die Wege geleitet werden. Die dringend erforderlichen Reparaturen im Mineralbad sollen später erfolgen. Einstimmig wurden die vor läufigen Maßnahmen gutgeheißen. Die Beschaffung von Lebensmitteln ist in den gegenwärtigen Zeitläuften eine schwie rige Aufgabe, da zunächst die Militärverwaltung ihren Bedarf eindeckt. Es wurde einstimmig ein Berechnungsgeld von vorläufig 10000 Mk bewilligt, das zur Beschaffung von Gebrauchs- Mitteln und Mehl, Reis, Hülseufrüchtcu, Kohlen, Kartoffeln usw. dienen soll. Ein gemischter Aus schuß, dem vom Rat Bürgermeister Dr. Patz und Stadträte Anger und Beck, vom Stadtocrordne- tenkollcgium Vorsteher Lohse, Stadtv. Ebersbach, Lange, Stützner und Grießbach angehöreu und der durch Zuwahl aus der Bürgerschaft verstärkt werden kann, soll über die Verteilung rc. be schließen. Scharf kritisiert wurden die auch von uns schon energisch zurückgewiesenen Preis treibereien verschiedener Händler, die die Situation zu einem ganz »«angebrachte« Wucher auszunützen beabsichtigen. Man erhofft von der Regierung und dem Reichstag entsprechende Maßnahme». Die Verleihung der Penfiousberechtignng an die treuverdientcn Hilfswaffermeister Scheibe und Müller, die zu den Fahnen einberufen wer den, wurde einstimmig genehmigt. Die Fortzahlung Ser Gehälter «ab Löhne an die städtischen Angestellten und Arbeiter, die zu den Fahnen einberufeu werden, soll, soweit es das Gesetz vorschreibt, auch an die Nichtun^er- Haltungspflichtigen erfolgen; an alle übrigen Ein,
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