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Tageblatt für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, Urfpmng, Kirchberg, Erlbach, Rüsdorf, Lugau, Langenberg, Falkm, Langenchmsdorf, Meinsdorf rc. Der.Hohenstcin.Erustthaler Anzeiger" erscheint mit Ausnahme der Sonn, und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bet freier Lieferung ins Haus Mk. 1.60, bei Abholung in den Geschäfte pellen Mk. 1.25, durch die Post bezogen (ausjcr Bestellgeld) Mk. 1.60. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen n-hmen die Geschäfts, und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbriesträger entgegen. Ai ... Silage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das »Illustrierte Sonntagsblatt". — Anzelgengebühr für die «gespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 16 Pfg.; tm Reklameteil die Zeile 30 Pfg. Die ^gespaltene Zeile tm amtlichen Teil 50 Pfg. 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Wir haben lange uns bezwungen, Den Frieden wahrend unsrer Zeit, Wir sind im Rechte, aufg edrun gc n Wird uns der unheilvolle Streit: Gen' unsrer Väter teures Erbe Drängt fremder Fuß voll Haß und Spott, Daß er die deutsche Saat verderbe — Doch uns lebt noch der alte Gott. Der Gott, der in den deutschen Herzen Machtvoll bei jeder Not erwacht, Und der bei Drangsal, Schmach und Schmerzen Erst recht die hcilge Glut entfacht. Fühlt ihr Nicht anch sein Wehen wieder, Das uns die rechten Pfade weist, Sinkt nicht voll Segen auf uns nieder Der einige, starke deutsche Geist? Nun schweigt das Hassen und Verschreien, Es reißt, was uns getrennt, entzwei: Bei Gott, wir brauchen nicht Parteien, Nur eine einzige Partei, Die in dem ernsten Zeitgetriebc Den Sinn für Kraft und Treue wahrt Und über alles setzt die Liebe Zu deutschem Land und deutscher Art. In diesem Zeichen gilt's zu siegen I Du starkes Volk im deutschen Land, Laß höher deine Fahnen fliegen, Entflamme der Begeisterung Braud; Daß fest sie stehn auf ihren Türmen, Die deutschen Männer, lreu geeint, Daß alle deutschen Glocken stürmen, Wenn frevelnd naht ein frecher Feind. Sei diese Zeit selbst uns zum Segen, Der kraftvoll wirke fort und fort! — Hie deutsche Ehre allerwegen! DnS sei und bleibe Losungswort! Ihr tapferen Führer, greift zur Wehre, Stoßt lauter in das Wächterhorn, O rühre dich, du deutsche Ehre, Erwache, heil'ger deutscher Zorn! Brich wie ein mächtiges Gewitter Hernieder in der Feinde Schar, Schlag' schnöde Hinterlist in Splitter! Steig' auf zum Himmel, deutscher Aar! Was sein muß, werde stark getragen! Vom Alpenrand zum Meeresstrand Schall' es, bereit zu kühnem Wagen: Mit Gott für Fürst und Vaterlandl Anton Ohorn. * * * Durch den Gang der Ereignisse ist gegen wärtig der gesamte Telephon- und Telegraphen verkehr, sowie zum Teil auch die Briefbefördcrung in bisher nie gekanntem Umfange ins Stocken geraten. Wie der Oberbefehlshaber in den Marken, Exzellenz von Kessel, mitteilt, wird diese Beschrän kung des Verkehrs nur von vorübergehender Dauer sein. Es steht zu erwarten, daß die Nachrichtenübermittelung in einigen Tagen, wenn auch vorerst noch unter Beobachtung der im militärischen Interesse erforderlichen Bestimmungen und unter Einhaltung gewisser Beschränkungen, wieder glatt funktioniert. In Anbetracht der be sonderen Umstände müssen wir unsere Abonnen ten um etwas Geduld bitten. Durch die behörd lich zum Schutze des Reiches getroffenen Maß nahmen werden wir in gleichem Maße in unserer Bewegungsfreiheit beeinträchtigt wie unsere Abonnenten. Znr Borgeschichte des KriegSznstanpeS. Kurz vor Mitternacht zum Sonnabend, in Kriegszeiten ist auch die Nacht Tag, war die amtliche Bekanntmachung des von der deut schen Reichsregierung an Rußland gerichteten Ultimatums erfolgt, worin die deutsche Mobil machung angekündigt worden war, falls Ruß- land nicht binnen zwölf Stunden seine Kriegs vorbereitungen einstellte und darüber bestimmte Erklärungen abgäbe. Die gleichzeitige amt liche Darstellung über die Vorgeschichte des Ultimatums und des Kriegszustandes war eine glänzende Rechtfertigung Deutschlands vor der ganzen Welt. Wo man nicht in gehässiger Vorein genommenheit gegen Deutschland urteilt, muß man anerkennen, daß Kaiser Wilhelm und seine Regierung das Menschenmögliche zur Erhaltung des Friedens, der für das Deutsche Reich jedoch nur ein Frieden mit Ehren sein kann, getan haben. Alle Schuld fällt Ruß land zu. Mit der amtlichen Kundgabe dieses historischen Faktums war das Tischtuch zwi schen den beiden benachbarten Kaiserreichen zerschnitten. In der amtlichen Darstellung wurde aus einandergesetzt, daß Serbien im Vertrauen auf Rußland, das den Balkanbund ins Leben ries, schon seit Jahr und Tag auf die Losreißung bosnischer Gebietsteile von Oesterreich hinarbei- tetc. Diesem verbrecherischen Treiben beschloß Oesterreich nach der Ermordung des Thron folgers ein Ende zu machen. Dabei mußte es sich zeigen, ob Rußland tatsächlich Beschützer der auf die Zertrümmerung Oesterreich-Un- garns hinarbeitenden Südslawen sein will. In diesem Falle kam ein Lebensinteresse Deutschlands in Frage: der ungeschwächte Be stand der uns verbündeten Monarchie, dessen wir zur Erhaltung unserer eigenen Großmacht stellung inmitten der Gegner von Ost und West bedürfen. Nach Festlegung dieses grundsätzlichen Standpunktes schildert die amtliche Darstellung die Vorgänge im einzelnen. Deutschland ist unter der Voraussetzung, daß Oesterreichs Streit mit Serbien eine Privatangelegenheit der beiden Beteiligten bliebe, zu jeder Ver mittlungsaktion bereit gewesen und hat Oester- rcich-Ungarn geraten, jedes mit seiner Würde vereinbarte Entgegenkommen zu zeigen, insbe sondere auch die englischen Vermittlungsbe- mübungen unterstützt. Bereits am 26. Juli wurden amtlich russische Rüstungen gemeldet. Auf die Entgegnung, daß dann auch Deutsch land rüsten müsse, wurden die Meldungen von amtlicher Petersburger Stelle für absolut grund los erklärt. Obwohl Rußland auch an den deutschen Grenzen mobilisierte, stellte sein Kriegsminister noch am 29. jede russische Rü stung in Abrede. An demselben Tage bat der Zar den deutschen Kaiser inständig, ihm zur Verhütung eines europäischen Krieges zu hel fen und auf Oesterreich im Sinne einer Mä ßigung hinzuwirkcn. Kaiser Wilhelm sagte die bereitwillige llebernahme der von ihm erbetenen Aufgabe zu und ließ sofort eine entsprechende diploma tische Aktion in Wien einleiten. Die Peters burger Antwort darauf war die Mobilmachung Rußlands gegen Oesterreich. Gleichwohl wurde die Vermittlung fortgesetzt und am Sonn abend sollte in Wien die Entscheidung fallen. Noch bevor sie fiel, kam die Nachricht von der allgemeinen Mobilmachung Rußlands. Dar auf richtete Kaiser Wilhelm ein letztes Tele gramm an den Zaren, in dem er betonte, daß er die Freundschaft für den Zaren und für Rußland stets treu gehalten habe, daß ihn aber die Verantwortung für die Sicherheit des Reiches zu Verteidigungsmaßregeln zwinge. Der Friede Europas könnte nur noch erhal ten werden, wenn Rußland aufhöre, Deutsch land und Oesterreich zu bedrohen. Eine Zu sage dahin wurde alsbald in dem Ultimatum der deutschen Reichsregierung an Rußland ge fordert, und von der Beantwortung des Ulti matums die Entscheidung Uber Krieg oder Frieden abhängig gemacht. Da Rußland nicht zu antworten für nötig befand, mußte die deutsche Mobilmachung, der Vorläufer des Krieges, folgen. Lie Sicherheit des Lande-, des Landesinnern, ist bei dem heutigen Stande der Kriegstechnik weit mehr gefährdet als sonst. Aeroplane und Luftschiffe können be kanntlich ununterbrochene Fahrten bis zu 300 Kilometern unternehmen, und dabei über Bahnhöfen, wichtigen Gebäuden rc. Bomben herabschleudern. Die sorgsamste Bewachung aller dieser Baulichkeiten ist daher ein zwin gendes Gebot. Auch im Kriege ist die Meute der Spione im eigenen Lande tätig, und zwar mit Hochdruck, wie man gestern in Chem - n i tz erleben konnte. Gott sei Dank wurde diesen feigen Schuften zunächst eine Tracht ehrlicher deutscher Prügel; aber Vorsicht er scheint mehr wie je am Platze. Daher muß die Geheimhaltung aller militärischen Vorkeh rungen gegen Auskundschaftung, Störung und unbefugte Veröffentlichungen im eigenen Lande verbürgt werden. Die Heeresvorbereitungen der bewaffneten Macht müssen auf jede Weise gefördert und gegen jede mögliche Störung sichergestellt sein. Alle Kräfte des Volkes, alle staatlichen Einrichtungen müssen in den Dienst der Landesverteidigung sich stellen. Zustellung der Pässe au de« russische» Gesandten in Dresden. Dem russischen Gesandten in Dresden, Baron von Wolff, sind vom Sächsischen Ministerium des Auswärtigen gestern vormittag die Püffe übersandt worden. Verhaftung deS russischen Kultusminister- in Deutschland. Auf der Durchreise ist in Landsberg a. W. der russische Kultusminister Kasso, der einer der ärgsten Deutschenfeinde ist, verhaftet und unter sicherer Bedeckung nach Stettin gebracht worden. Ein schändlicher Bubenstreich. Ein französischer Arzt versuchte in Metz mit Hilfe zweier verkleideter französischer Offiziere Brunnen mit Cholerabazillen zu infizieren. Er wurde standrechtlich erschossen. Der Nachrichtendienst stockt. Nur aus wenigen Hauptstädten Europas sind gestern in Berlin noch Privattelegramme der Zeitungskorrespondenten eingetroffen. Der Nachrichtendienst stockt infolge der überall streng geübten Zensur und infolge der Inanspruch nahme des Telegraphendrahtes durch die Mili tärbehörden. * Srlatz de- Unterarzt-ExameuS. Den Studierenden der Berliner Kaiser Wil- Helm-Akademie, der sogenannten Pepiniere, die jetzt vor dem Unterarzt-Examen standen, ist dieses jetzt erlassen worden, ebenso das praktische Jahr. Sie sind sofort zum Staats- Examen zugelassen worden, um dann mit Un terarztrang in die Armee eingestellt zu werden. Deutschlands populärste Heerführer. Graf Häseler und Freiherr v. d. Goltz haben trotz ihres hohen Alters dem Kaiser ihre Dienste in dieser schweren Zeit zur Ver fügung gestellt. Graf Häseler wurde am 19. Januar 1836 in Potsdam geboren, steht also im 79. Lebensjahre. Im Stabe des Prinzen Friedrich Karl machte der Graf die Feldzüge von 1866 und 1870 71 mit. Den „alten Gott lieb" nannten ihn seine Soldaten, die für ihren ebenso strengen wie gerechten Vorgesetz ten jeden Augenblick durchs Feuer gegangen wären, den „Teufel von Metz" nannten ihn die Franzosen. Seit elf Jahren lebt der Feld marschall ans seinem Gute Harnekop bei Wrie- zen in der Mark. Generalfeldmarschall Frhr. v. d. Goltz voll endet am 12. dss. Mts. sein 71. Lebensjahr. Er steht seit dem Juli v. Js. in dem wohl verdienten Ruhestand, ist aber gleichwohl eine der volkstümlichsten militärischen Erscheinungen Deutschlands geblieben. Colmar Frhr. v. d. Goltz wurde 1861 Leutnant und nahm an dem böhmischen und französischen Feldzuge teil. In dreizehnjähriger Tätigkeit formte er das türkische Heer auf neuer Grundlage nach preußischem Vorbilde um. Nach Deutschland zurückgekehrt, durchlief Frhr. v. d. Goltz meh rere Kommandostellen und wurde als 59jäh- riger an Kaisers Geburtstag 1902 Komman dierender General des 1. Armeekorps. Dort hielt er, wie Häseler im Westen, an der rus sischen Grenze treue Wacht und wurde 1912 Generalseldmarschall. Die «etreidedersorgoug deS deutsche« HeereS gewährleistet. Es war die Befürchtung ausgedrückt wor den, daß die Proviantdepots nicht genügende Getreidemengen zur Versorgung unseres Hee res im Kriegsfall haben könnten. Wie grund los die Sorge ist, lehrt ein vom B. T. be richtetes Vorkommnis. Das Berliner Pro viantamt kauft alljährlich um die jetzige Jah reszeit von den Landwirten der näheren Um gebung guten Roggen und bezahlt dafür Bör senpreise, zeitweilig sogar eine Kleinigkeit dar über, wenn die Qualität des Roggens beson- ders gut ist. Als in diesen Tagen die Bör senpreise erheblich in die Höhe schnellten, wurde den Landwirten, die ihren Roggen dem Proviantamt anboten, mitgeteilt, daß das Proviantamt nicht geneigt sei, die Börsenpreise zu bezahlen, sondern 3 bis 4 Mark pro Dop- pelzentner weniger anlegen würde. Es geht daraus zur Gewißheit hervor, daß das Pro viantamt allen Anforderungen auch ohne die neue Ernte zunächst gewachsen ist. — Daß wir in so kritischen Zeiten wie den gegenwär tigen Fleisch und Mehl nicht aus dem Lande herauslassen, ist selbstverständlich. Wie im Jahre 1870, so wurde auch jetzt ein Aus fuhrverbot für Getreide, Mehl und tierische Erzeugnisse erlassen gemäß einem Beschluß des Bundesrats, der zu diesem Zweck am Freitag zu einer außer ordentlichen Sitzung einberufen worden war. Aus dem Umstande, daß nicht die stimmfüh renden Minister persönlich erschienen waren, ging hervor, daß es sich in der Sitzung nicht um die Entscheidung über Krieg oder Frie den gehandelt hat. Keine Postseudungen während der Truppenbe- sorderung. Während der Beförderung der Truppen aus ihren Standorten in das Aufmarschgebiet findet eine Ausgabe von Postsendungen an jene nicht statt. ES empfiehlt sich daher, nicht alsbald, nach dem eine Truppe ihren Standort verlaffen hat, Sendungen an sie aufzugeben. Keilte falsche Zurückhaltung verlangen die „L. N. N.", indem sie u. a. schreiben: Unter den Maßnahmen, die schien- nigst im Einklang hiermit unserseits zu treffen sind, besteht hoffentlich auch die Einhaltung der russischen Erntearbeitcr, die noch auf deut schem Boden weilen. Zu der Zahl von weit über 50 000 Mann nicht der schlechtesten Sol daten stellen sie ein volles russisches Armee korps dar. Genau so wie man in Oesterreich alle serbischen Reservisten kurzerhand verhaftet, halte man diese russischen Reservisten bei uns sofort unter militärischer Bewachung — wozu Landsturmleute genügen — und lasse die Erntearbeiten vollenden und interniere sic dann an geeigneten Orten. Es ist das eine Pflicht der Selbsterhaltung. Nur keine falsche Zurück haltung den russischen Friedensbrechern gegenüber. Zustellung per Pässe au Pen russischen Gesandten in Berlin. Dem russischen Botschafter in Berlin, Swer- bejew, sind die Pässe zugestellt worden. Nach zwei Eeiteu also hat die russische Offensive begonnen: Ein mal gegen die Slldgrenze Ostpreußens in der