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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 17.09.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-09-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191409178
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19140917
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19140917
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-09
- Tag 1914-09-17
-
Monat
1914-09
-
Jahr
1914
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 17.09.1914
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Städtische Sparkaffe. Anmeldungen auf die Kriegsanleihen: »°/o Deutsche Reichsschatzanweisungen S °/o Deutsche Reichsanleihe, unkündbar bis 1924 Kurs 97,50 (Rcichsschuldbucheintragungen 97,30) ' nimmt die Sparkasse bis Sonnabend, den IO September d. I., entgegen. Zeichnungsscheine sind daselbst erhältlich. gesetzt und sie den Mächten mitgeteilt. Diese Verordnungen, die von den Regierungen aus freier Entschließung angenommen worden waren, sind später als Privilegien gedeutet und bis heute unter dem Namen Kapitulationen ausge beutet worden. Diese Privilegien, die den mo dernen rechtlichen Grundsätzen der nationalen Oberhoheit vollkommen widersprechen, hindern den Fortschritt der Türkei, führen zu Mißver ständnissen und stören die Beziehungen zu den fremden Mächten. Die türkische Regierung ver harrt aller Hindernisse ungeachtet weiter auf dem Wege zur Wiedergeburt und Reform des Reiches, und nimmt die Grundsätze der moder nen Justiz an, um ihren Platz inmitten der zi vilisierten Völker Europas mit gutem Recht ein zunehmen." Es folgen noch nähere Ausführun gen über die Nachteile, die der Türkei aus den Kapitulationen erwachsen sind. W W O Me Rächt M Meme. Die Schilderung einer Franktireurnacht in An- kenne an der Maas, die der „Franks. Ztg." aus der Feder eines Frankfurter Rechtsanwaltes, der dabei selbst verwundet wurde, zugeht, zeigt recht anschaulich, wie erbittert und he.mtücklsch unsere Truppen in Belgien von der Bevölkerung über fallen wurden. Die Vorgänge von Andenne bilden insofern ein Seitenstück zu Löwen, als auch in Andenne der Kampf, nachdem er an scheinend unterdrückt worden war, immer erneut mit aller Heftigkeit wieder losbrach. Es heißt in dem Briefe: Wir machten vor einem Dorfe, an dem die Landstraße nach Andenne vorbeiführt, Rast. An denne selbst war unseren Blicken durch vorge streckte bewaldete Anhöhen entzogen. Plötzlich vernahmen wir in der Richtung nach Andenne heftiges Gewehrfeuer, das etwa eine Stunde lang anhielt und von dem Donner einiger Kanonen schüsse begleitet war. Dann wurde es still. Wir zogen langsam durch das Dorf nach der Land straße. Vor einzelnen Häusern mit Brunnen standen Trinkeimer. Da wurde von vorne der Befehl durch die Truppen weitergegeben: „Nicht auS den Brunnen trinken; die Brunnen sind vergiftet." Gleich darauf pflanzte sich der weitere Befehl durch die Truppen durch: „Revolver her aus, Achiung auf Franktireurs I" Langsastl vor rückend, nänerlen wir uns bei einbrechender Nacht And-nne. Ueber dem bewaldeten Höhenrücken, dinier dem die Stadt liegen mußte, glänzte in l re.ter Ausdehnung ein Feuerschein, bald stärker, bald schwächer werdend, das sichere Anzeichen eines gewaltigen Brandes. Um 11 Uhr nachts waren wir auf der Höhe angelangt. Da bietet sich unseren Augen ein wunderbar grausiger An blick. Vor uns in der MaaSebene liegt eine brennende Stadt — Andenne —, brennend an allen Ecken und Enden. Die innere, nach der Maas zu belegene Stadt, in die wir kurz nach Mitternacht einrückten, war vom Brand zum großen Teil verschont geblieben. Die Läden der Häuser waren geschlossen. Kein Licht zeigte sich Alles schien in vollkommener Ruhe zu sein. Wir biegen gerade nach einem freien Platz ein, als unter meinem Pferd ein harter Gegenstand auf schlägt. In demselben Augenblick erdröhnt ein fürchterliches Krachen und Zischen unter mir, Feuerstrahlen schießen knatternd rechts und links an meinem Pferd empor, das noch einen ge waltigen Satz in die Höhe macht, dann nach der Seite zusammenbricht und mich zum Teil unter sich vergräbt. Das Platzen dieser Bombe war offenbar das verabredete Zeichen zum Beginn des Kampfes. Denn nun begann aus allen Häusern des Platzes ein geradezu ohrenbetäuben des Schießen auf die Fahrzeuge der Munitions kolonne, die in kurzen Abständen im Galopp über den Platz eilten, um dieser gefährlichen Zone zu entrinnen. Man schoß aus allen Fenstern, Kellerlöchern und Dachluken; man schoß von den Balkons, auS Schießscharten und aus den halb geöffneten Haustüren. Rechts und links neben mir prasselten die Kugeln funkensprühend auf das Pflaster. Die Mannschaften der Artillerie und Infanterie erwiderten das Feuer; Fenster scheiben raffeln klirrend zu Boden; Haustüren werden eingeschlagen. So entsteht in der schmalen Gaffe ein solcher Höllenlärm, daß niemand sein eigenes Wort versteht. Da im Dunkel der Nacht und bei der bedrückenden Enge die Beschießung eigener Truppen nicht ausgeschloffen ist, ergeht der Befehl, das Feuer einzustellen. Das Schießen der Franktireurs dauert aber in gleicher Heftig keit fort. Plötzlich ertönt von der Maas her, erst schwach, dann immer stärker werdend, der mit Jubel aufgenommene Ruf „Andenne" — daS Losungsworr des Tages, herrührend aus den Kehlen der zu unserem Schutz herbeieilenden Gardeschützen. Sie flankieren die Straßenseiten, schießen nach jedem Fenster, hinter dem sich eine Bewegung zeigt, und bringen auf diese Weise das Feuer der Franktireurs sehr bald zum Schweigen. Als im Morgengrauen die schweren Nebel von der Maas aufstiegen, sah man die Häuser der Innenstadt, in denen der Straßenkampf ge tobt hatte, in Flammen aufgehen. Gleichzeitig ertönte über den Fluß herüber in einzelnen ZwischenräumendaS kurze, aberfurchtbareKnattern von Gewehrsalven. Das Strafgericht über An denne hatte seine Fortgang genommen. * * * Nachtrag zur Verlustliste Rr. 10 der sächsischen Amre. Landwehr-Jnfavterie-Negimeat Nr. 102. 8. Kompagnie: 2 Mann tot, 10 verw., 45 vermißt. — 9. Kompagnie: 1 Mann verw., 13 vermißt. — 10. Kompagnie: 1 Oberleutnant tot, 10 Mann verw., 34 vermißt. — 11. Kompagnie: 2 Mann tot, 13 verw., 21 vermißt. — 12. Kom pagnie: 1 Oberleutnant und 3 Mann tot, 1 Leut nant und 11 Mann verw., 22 vermißt. Jusauterie-Regiment Nr. 106. 9. Kompagnie: 1 Mann tot, 1 verw. — 10. Kompagnie: 11 Mann verw. — 11. Kompagnie: 7 Mann verw. * V * Sie Verlustliste Rr. 11 der sächsischen Armee ist am 15. September herausgegeben worden. Sie verzeichnet folgendes: Greuadier-Landwehr-Regiment Nr. 100. Stab des 1. Bataillons: 1 Stabsarzt tot, 1 Sanitätsunteroffizier und 2 Mann vermißt. — 1. Kompagnie: 69 Mann vermißt. — 2. Kom pagnie: 2 Mann tot, 1 Hauptmann und 2 Mann verw., 54 vermißt. — 3. Kompagnie: 3 Mann tot, 13 verw., 60 vermißt. — 4. Kompagnie: 4 Mann tot, 1 Leutnant und 19 Mann verw., 24 vermißt. — 5. Kompagnie: 28 Mann vermißt. — 6. Kompagnie: 3 Mann verw., 17 vermißt. — 7. Kompagnie: 19 Mann vermißt. — 8. Kom pagnie: 6 Mann verw., 20 vermißt. — 9. Kom pagnie: 2 Mann tot, 3 verw., 16 vermißt. — 10. Kompagnie: 1 Mann tot, 1 Leutnant und 7 Mann verw, 10 Mann vermißt. — 11. Kom pagnie: 1 Leutnant und 20 Mann verw, 29 ver mißt. — 12. Kompagnie: 4 Mann tot, 1 Leut nant und 13 Mann verw., 31 vermißt. Jnfanrerie-Ne-imeat Nr. 105. 5. Kompagnie: 1 Leutnant und 5 Mann tot, 15 verw. — 6. Komgagnie: 10 Mann tot und 37 verw. — 7. Kompagnie: 4 Mann verw. — 8. Kompagnie: 1 Leutnant und 1 Mann tot, 5 Mann verw. — 9. Kompagnie: 1 Hauptmann und 20 Mann tot, 51 verw., 1 vermißt. — 10. Kompagnie: 1 Oberleutnant und 1 Mann tot, 8 verw. — 11 Kompagnie: 1 Mann tot, 7 verw., 8 vermißt. — 12. Kompagnie: 7 Mann verw., 1 vermißt. Reservl-Jofautelic-Regimeut Nr. 107. 5. Kompagnie: 1 Leutnant und 1 Mann verw. Infanterie-Regiment Nr. 182. 1. Kompagnie: 2 Mann tot, 19 verwund. -- 2. Kompagnie: 2 Leutnants und 15 Mann tot, 1 Leutnant und 35 verw. — 3. Kompagnie: 7 Mann tot, 31 verw., 3 vermißt. — 4. Kompagnie: 6 Mann tot, 23 verw. Keldartillerie-Regiment Rr. 68. 1 . Batterie: 4 Mann verw., 2 vermißt. — 3. Batterie: 1 Mann verw. Fernsprech-Abteilung Nr. 10. 2 Mann verwundet. * * * Neue Verlustliste«. Gestern sind die 25. Verlustliste der preu ßischen Armee und die 14 der württembergischen Armee ausgegcben worden. Beide Verlustlisten umfassen etwa 3200 Namen und führen 386 Tote auf, von denen 38 auf die württembergische Armee entfallen. Die preußische Liste führt u. a. folgende Namen von Sachsen an: Wehrmann Max Pohl aus Leipzig tot; Wehrmann Georg Garmann aus Reinhausen leicht verw.; Wehr mann Georg Otto aus Neustadt (Leipzig) leicht verw.; Füsilier Emil Hampt aus Radeburg verw.; Füsilier Arthur Menzel aus Oberneukirch ver mißt; Gefreiter d. Res. Arthur Hensel aus Wur zen tot; Reservist Otto Dietz aus Zittau verw.; Gefreiter d. Res. Kurt Wenzel aus Leipzig ver mißt; Kanonier Richard Rubin aus Radeburg tot; Kanonier Kurt Staub auS Altenbach (Grimma) schwer verw.; Gcfreüer Gustav Vöckler aus Dresden leicht verw; Kanonier Bruno Mühle aus Frauenstein leicht verw.; Gefreiter Max Pfeiffer aus Olbersdorf (Zittau) schwer verw. Zum Tode des Reichstagsabgeordneten Dr. Frank Die Leiche des Reichstagsabgcordneten Dr. Frank wird mit den mit ihm gefallenen beiden Mannheimern Hefner und Heckmann nach Mann heim übergeführt werden, wo alle drei in einem gemeinsamen Grabe beigesetzt werden sollen. Der Chef der deutschen Zivilverwaltung in Russisch-Polen. Der Regierungspräsident vvn Münster, Graf von Meerveldt, ist auf allerhöchste Anordnung als C ;ef der Zivilverwaltung in die eroberten russisch-polnischen Gebietsteile berufen worden. DieBermittlungSabfichten Amerikas. Die Diplomaten in Washington und die Presse diskutieren lebhaft die FriedenSmöalich- keiten. Der Korrespondent der „Frankst. Ztg." hört, daß in Washington eine Konferenz abge halten wird, um die Basis für FrtedenSverhand- lungen oder FriedenSvvrschläge zu finden. Stiftung russischer Offiziere für das Rote Kreuz. Zum Dank für die gute Pflege, die ihnen im Lazarett zu Bromberg zuteil wird, spendeten drei verwundete russische Offiziere 35 Rubel für das Rote Kreuz. SefaugeueutrauSPorte. Aus Torgau wird berichtet: In der Nacht zum Montag kamen hier wieder 400 kriegsge fangene französische Offiziere an, darunter ein General. Sie gehörten sämtlich zur Besatzung von Maubeuge. Am Sonntag nachmittag trafen 40 russische kriegsgefangene Offiziere ein. Sie machten in ihren langen, fast bis zur Erde reichenden Mänteln, ohne jedes Abzeichen, nicht den Eindruck von Offizieren. Sie sahen abge rissen und verwildert aus. Zusammen sind hier jetzt über 1100 kriegsgefangene fremde Offiziere, zumeist, rund tausend Mann, Franzosen, unter gebracht. ... Die Franzoseu im Oberelsatz. Die französische Besatzung des Oberelsaß hat vor ihren: Rückzug nach Frankreich auf Grund eines Befehls des Generalissimus Joffre sämt liche Forsthäüser der Vogesen zerstört und die Bewohner wegen Spionage kriegsgefangen nach Frankreich abführen lassen. Nach einer nach Straßburg gelangten Nachricht ist Förster Tschupke mit Frau auf Forsthaus Donon, denen man den Verlust deS Donon zur Last gelegt hat, in Belfort erschossen worden. Eine empörende Barbarei franzöfifcher Soldaten. Das „Berliner Tageblatt" meldet auS Straß burg im Elsaß vom 25. August: Im Metzer Krankenhause gaben die Landwehrleute Christophe!, Gefreiter Hain und Bruno Lehmann zu Protokoll, daß am 25. August abends französische Soldaten in ein deutsches Feldlazarett eindrangen und den Stabsarzt nieder stachen. Viele Verwundete suchten mit Hilfe des Sanitätspersonals zu entfliehen, wurden aber von den Franzosen verfolgt und zusammen mit den Sanitätern niedergemacht. Das Lazarett ging in Flammen auf. Warum die englische Flotte den Kampf scheut. Die „Times" schreiben in einem Leitartikel vom 12. September: Admiral Jellicoe leistet dem Brinschen Reich einen unvergleichlichen Dienst, indem er die deutsche Flotte von der Hochsee fernhält. Eine große Seeschlacht zwischen der englischen und der deutschen Flotte könnte genau die Lage herbeiführen, die die Einleitung des deutschen Flottengesetzes vom Jahre 1900 skizzierte. Wir würden siegen, aber der Preis könnte so hoch sein, daß wir eine Zeitlang aufhören würden, die größte Seemacht zu sein. Was England nach dem Kriege will. In der Rede, die Marinxminister Churchill am 11. d. M. in einer großen Versammlung im Londoner Opernhause hielt, betonte er die Einig keit der englischen Parteien. England müsse am Ende des gegenwärtigen Krieges große und ge sunde Prinzipien für das politische System Eu ropas erstreben. Das erste dieser Prinzipien sei die Achtung der Nationalität. Bei der Rekon struktion Europas, die auf den Krieg folgen müsse, sollten die unterworfenen Völker befreit und die nationalen Wünsche der unterdrückten Bevölkerung berücksichtigt werden. Die Gesamtzahl der englische« Verluste. . Bis zum 7. September betrugen die Ver luste der englischen Armee in Frankreich und Belgien nach Angabe des Hauptquartiers an Offizieren 73 Getölete, 225 Verwundere, 291 Vermißte, an Soldaten 273 Getötete, 1571 Ver wundete und 16 296 Vermißte. Ei« neuer Oberbefehlshaber für das englische Mittelmeergeschwader. Die „Frkf. Ztg" meldet aus Rom: Der bis herige Admiral des in den türkischen Gewässern befindlichen englischen Geschwaders hat den Ober befehl über das Mittelmeergeschwader übernom men, dessen bisheriger Kommandant abberufen wurde, wie man annimmt, wegen mangelnder Tatkraft. ' General Joffre knapp dem Tode entgangen. Das Pariser „Journal" bringt in seiner in Lyon erscheinenden Ausgabe die Nachricht, daß der französische Generalissimus Joffre in den letzten Tagen beinahe von einer deutschen Granate getroffen worden wäre. Er sei nur durch die Geistesgegenwart des Chauffeurs gerettet worden, der das Auto mit der größten Geschwindigkeit vom Platze brachte, wo die deutsche Granate zu explodieren drohte. Die Eroberung von Manbenge, die der amtliche Bericht in drei kurzen Zeilen kundtat, war eine Heldenleistung ersten Ranges. Aus den Schilderungen der Kriegsberichterstatter, die Augenzeugen der Kämpfe waren, erkennt man erst recht die gewaltigen Schwierigkeiten, die unsere Truppen zu überwinden hatten, um zu ihrem glänzenden Siege zu gelangen. Während Maubeuge bis 1870 nur die Ttadtbefestigung hatte, wurde eS nach dem großen Kriege im Um kreise von 5 bis 6 Kilometer durch sechs starke Forts und sieben sogenannte Zwischenwerke außer ordentlich befestigt. Außerdem war daS Gelände zwischen den Forts und Zwischenwerken so stark ausgebaut, daß Franzosen wie Engländer die Festung nicht ohne Grund für uneinnehmbar hielten. Verstärkte Schützeügräden, zahlreich« Hohlräume, starke Drahthindeniiffr, tief in die Erde eingegrabene Batterien und statk bewegliche Artillerie waren nach der DäMRUntz der Kriegs berichterstatters der „Voss. Ztg," üodtall einge richtet. Auf der ganzen Front war ein Panzer zug tätig; Geschütze standen aus Schienenwegen und konnten nach'Bedarf von wechselnder Stel lung aus feuern. Bei Lüttich und Namur brauchten nur ein zelne Werke niedergeltat zu werden, bei Mau- beuge mußte unsere'^Artillerie dagegen alle die zahlreichen und sehr geschickt angel-eAten Zwischen stellungen kampfunfähig machen, bevor unsere Infanterie zum Sturm vorgehen konnte. Aus einer Entfernung vön 8 bis 10 Kilometern über schütteten unsere 21-Zentimeter-Mörser und Flach- feuergeschütze sowie die modernen Steilfeuerge- schütze, unter ihnen die kostbaren Brummer, daS gesamte Festungsgebiet mit^inettr vernichtenden Hagel vyst Geschossen, so daß Maubeuge schon nach eintägiger Beschießung sturmreif war. Unsere Verluste waren noch geringer gewesen, wenn unsere Infanterie nicht zu ungeduldig dem Feinde entgegengestürmt wäre. Deutschfeindliche Stimm««- in Jtalie«. Die „Frankfurter Zeitung" meldet auS Rom: Die aufreizenden französischen Berichte über große Siege an der Marne haben deutschfeindliche Bewegungen verstärkt. Diese beschränkt sich jedoch auf Rom und Genua. - - . „Die Wilde« vor die Front!" Einst, wissend deS Boxeraufstandes in China, hieß eS: „Die Deutschen vor die Front!" Das war angesichts der versammelten Nationen eine Ehre. Atzt,heißt eS „die Wilden vor die Front!" und das bedeutet mehr als Unehre und Wahn sinn. In Frankreich wimmelt es jetzt von afri kanischen Wilden, die von Algier, Tunesien, Marokko bis herab zum Kap. der guten Hoffnung nach Europa gebracht mordest sind. .Nach der Schätzung eines in Lyon weilenden Mitarbeiters der „Rhein.-Westf. Zig." stehen bis jetzt 200000 farbige Soldaten auf französischem Boden, Lyoner Blätter sprechen schon von dreiviertel Millionen. Lyon selbst ist angefüllt mit halbnackten Hotten totten, Buschkleppern, Kongonegern, Marokkanern, die nach französischen' ZeitungSstimmen die deutschen Soldaten „beunruhigen, mürbemachen, verwirren und peinigen" sollen. Eine Afrikaner schau nach Zirkusart., .wird unserem furchtbaren Heere niemals gefährlich werdeg können! Ein ägyptischer Protest gegen England. Das ständige Komitee der Jungägypter in Europa, das seinen Sitz in Genf hat, sandte am gestrigen Gedenktage des Einzugs der englischen Okkupationstruppen in Kairo, das nach kurzer Zeit zurückzuziehen Königin" Viktoria und Glad stone versprochen hatten, ein Protesttelegramm an den englischen Premierminister. Sie heben darin hervor, daß die englische Regierung, die über di; Verletzung der Neutralität Belgiens so entrüstet sei, diejenige Aegyptens mit Füßen tritt, es jetzt in den Krieg hineinzieht und zu seinem Ruin beiträgt. Sie erinnern an daS früher wiederholt abgegebene, noch unerfüllte Versprechen Englands, den Aegyptern die Freiheit wiederzugeben. Zwei interessante JeWWese werden unS von Freunden unseres Blattes zwecks Veröffentlichung zUt Vekfügung gestellt. Sie sind beide .Post auf dem westlichen Kriegsschauplatz kämpfenden Soldatest geschrieben und lauten wie folgt: -v - „Liebe Eltern und Geschwister! Verzeiht mir, daß ich Euch noch nicht geschrieben habe. Erstens Kin ich von den großen Märschen immer kaput und schlafe bei jedem Halt, und zweitens gingen die Märsche früh im Dunkeln fort und endeten fpät abends. Wir haben bereits vier Gefechte hinter unS. Ihr glaubt gär nicht, wie schaurig es aussieht; Menn man nach einem Kampf über daS Schlachtfeld geht. Da liegen hier Verwun dete, dort Töte, da Pferde, französische und deut sche Infanterie, Artillerie, Kavallerie, Hauptleute, Leutnants, Unteroffiziere, Gemeine — also gräß- lich. Wir haben bei unserer Kompagnie 10 Tote und 60 Verwundete. Aber man fltttd da ganz kalt dabei, das stört einen garnicht. Nur immer feste drauf! Auf französischer Seite ist eS noch schlimmer, die verlieren auch noch viele Gefan gene. Die letzte Schlacht war bei N. Unsere Kompagnie war der erste Angreifer, umstände halber hatten wir nicht gleich Unterstützung; da könnt Ihr Euch denken, m waS für einen Kugel regen wir standen. Bald kamen uns Husaren, Jäger und Artillerie sowie später noch die Xer Infanterie zu Hilfe; unser Gegner war drei Re gimenter stark. Wir hatten viele Verwundete und Tote. Im größten Feuer habe ich drei Leicht- und einen Schwerverwundeten verbunden. Letz terer war ein Unteroffizier; er hatte einen Schuß ins linke Schienbein erhalten. Im Nu hatte ich den Stiefel mit meinem Taschenmesser ausge schnitten, da sah ich die Bescherung. Ich habe die Wunde verbunden und ein Stück Holz als Schiene angelegt. Nachdem mußte ich auf Befehl wieder vor. Im weiteren Verlaufe» des Gefechts bin ich viermal getroffen worden, aber — Gott sei Lob und Dank! nicht im geringsten ver letzt. Der etste Schuß saß am Traggerüstknopf und sprang ab, die Kugel habe ich aufgehoben; der zweste streifte däß Seitengewehr und sprang am Dritten ab,^ Det dritte ging durch den Tschaköfchweif und der vierte durch den MantU und Feldkessel. Endlich untetkäg UnS der Geg ner und ging zurück. So waren wir von vor- mittags '/,12 Uhr bis zMk Finsterwerden im Feuer. AIS wir nachtS Sus'ftttein Felde schlie-
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