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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 22.09.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-09-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191409220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19140922
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19140922
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-09
- Tag 1914-09-22
-
Monat
1914-09
-
Jahr
1914
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 22.09.1914
- Autor
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„Sie haben eine harte Nuß zu beißen", sagte der Korrespondent zu einem Soldaten, der auS einem feuchten Schützengraben an die Sonne kroch, um sich zu trocknen. „Ja, Monsieur, diese verdammten Kerle haben ein Fell, womit sie sich verbergen können. Man sieht sie gar nicht. Dagegen schreien unsere roten Hosen meilenweit ins Land, und wir können sie doch nicht ausziehen." Marokko in Aufruhr? In Haager Blättern werden die Meldungen bestätigt, daß in Marokko Unruhen ausgebrochen ind, zu deren Bekämpfung französische und panische Kriegsschiffe dorthin entsandt wurden. Den Spaniern gelang eS nach schweren Kämpfen, Kudia und Bujajill zu besetzen. AuS Tanger sind Tausende nach Algeciras geflüchtet. Die Japaner vor Mautfcho«. Die Wiener „Zeit" meldet aus Tschifu über Rom: Die Japaner brachten vor Tsingtau viele schwimmende Minen zur Explosion. Starke Regen hindern das Vorgehen apanischer Truppen. — Nach in Rom eingetroffenen Meldungen haben die Japaner auf chinesischem Gebiet eine Eisenbahn gebaut, wären au diese Weise hinter Kiautschou gedrängt und hätten mit der Be- schießung dann begonnen. Sie Verlustliste Rr. 18 der sächsischen Am« ist am 19. September herausgegeben worden. Sie verzeichnet folgendes: Generalkommando de- 12. Reserve-Armeekorps. 3 Mann verwundet. Infanterie-Regiment Nr. 106. Stab des 1. Bataillons: 1 Oberarzt verw. — 1. Kompagnie: 19 Mann tot, 38 verw., 18 vermißt. — 2. Kompagnie: 1 Mann tot, 15 verw. — 3 Kompagnie: 1 Hauptmann und 12 Mann tot, 1 Leutnant und 19 Mann verw., 22 vermißt. — 4. Kompagnie: 2 Mann tot, 7 verw. — 5. Kompagnie: 2 Mann tot, 27 verw., 6 vermißt. — 6. Kompagnie: 1 Leutnant und 7 Mann tot, 28 verw., 13 vermißt. — 7. Kompagnie: 3 Mann tot, 1 Leutnant und 18 Mann verw., 24 vermißt. — 8. Kompagnie: 5 Mann tot, 34 verw., 9 ver mißt. — 9. Kompagnie: 2 Mann tot, 2 verw., 1 Oberleutnant, 1 Leutnant und 2 Mann ver mißt. — 10. Kompagnie: 1 Mann verw. — Durch Krankheit starb ferner von demselben Re giment 1 Mann. Referve-Keldarttllerie-Regimcnt Nr. 24. Regimentsstab: 1 Arzt verw. — 2. Batterie: 1 Mann verw. — 3. Batterie: 1 Mann verw. — 5. Batterie: 3 Mann tot, 1 Oberleutnant und 2 Mann verw. Derlustzissern ms—im. Unwillkürlich schweifen namentlich bei den Nachrichten vom westlichen Kriegsschauplatz die Gedanken immer wieder rückwärts zu den Er- innerungen an die Ereignisse von 1870. Nament lich wird immer wieder sorgenvoll erwogen, ob nicht dieser Krieg von 1914 unsäglich viel blu tiger und opferreicher für uns sei als der von 1870. ES ist merkwürdig, eine wie große Un- unterrichtetheit fast ganz allgemein über die hier zum Vergleich heranzuztehenden Zahlen aus dem Kciegsjahre 1870/71 herrscht, obgleich es eigent lich sehr leicht ist, sie zu erfahren. Hier eine Auswahl und die Hauptdaten daraus: Es betrugen die deutschen Verluste 1870 in dem Gefecht bei Weißenburg 91 Offiziere und 1460 Mann; bei Wörth; 489 Offiziere und 10 000 Mann; bei Spichern: 4871 Mann; bei Colombay-Nouilly: 5000 Mann, darun ter 200 Offiziere; bei Vionville-Mars la Tour: 16000 Mann; daS 24 Regiment allein verlor hier 1000 Mann und 52 Offiziere, das zweite Bataillon des 20. Regiments alle Offiziere, die Brigade Wedell von 95 Offizieren und 4546 Mann 72 Offiziere und 2542 Mann; bei Gravelotte-Saint Privat: 20159 Mann, darunter 899 Offiziere. Die ersten 14 Tage des August — am 4. August fand das erste Gefecht, daS bet Weißen burg, statt —, also die ersten zehn Tage seit Eröffnung deS Kampfes, kosteten nach der Be rechnung des Generalfeldmarschalls v. Moltke in seiner Geschichte des Krieges von 1870/71 den Deutschen in sechs Schlachten 50 OM Mann. Sedan kostete uns 460 Offiziere und 8500 Mann, eine für die meisten nach dem Vorange gangenen sicherlich überraschend geringe Zahl. Die Gesamtopfer des Krieges von 1870/71 be trugen nach Moltke 6247 Offiziere und 123 453 Mann. Alles in allem Summen, hinter denen daS weit zurückbleibt, was uns die Verlustlisten des Krieges von 1914 bis jetzt zu erzählen hatten. Feldpostbrief eitler WsWers. Ein Hohenstein-Ernstthaler, der bei der Luft- schiffcrabteilung dient, schreibt an den Militär- verein „König Albert" in Hohenstein-Ernstthal: Werte KameradenI Endlich habe ich mal Zeit, an Euch zu schreiben. Wir haben heute Rasttag, da gestern das Fort A. gefallen und die feindliche Armee nach SUdost eingeschlossen ist. Wir, die Luftschiffer-Abteilung, haben gestern einen Gaul geschlachtet, ein ganz junges Tier. Es gab eine großartige Bouillon. Unsern Ballon haben wir entleert, da trübes Wetter. Wir müssen den Ballon mit größter Schnelligkeit hochbringen, wenn ec gebraucht wird. Die Franzosen wollen ihn auf keinen Fall dulden, denn sie wissen schon, sobald er oben ist, dauert es keine drei Minuten, so haben wir die Artillerie genau un terrichtet, wo die feindlichen Batterien verschanzt sind. Wir sind mit der Artillerie und den Kom- mandostellen durch Telephon verbunden. Un zählige Schrapnells gehen über den Ballon her, aber bis jetzt hat noch kein« getroffen, da ein Ballon, der . . . Meter hoch steht, in der Ent fernung kolossal täuscht. Wir verkriechen uns schnell und liegen so lange auf dem Bauch, bis wir unsere Aufgabe erledigt haben. — Wir haben ein Schachbrett mit, außerdem in unserem Wa gen Zigarren, Tabak, in Kellern aufgefundenen Rotwein und geräuchertes Fleisch verstaut. Alles ist bei uns guter Laune. Gestern haben wir einen katholischen Priester als Geisel im Zelte gefangen gehalten, bis wir die Stadt verlaffen hatten. ES war nämlich des Nachis aus Häu sern auf unk geschossen worden. Die Schießerei war aber dann gleich alle. Unter den gefallenen Franzosen sieht man zahlreiche Neger. Ich will nun schließen, daS Pferdefleisch ist weich... In der Hoffnung, daß ich bald wieder unter Euch sitze, was ich stark hoffe, da die Franzosen bei jedem Hurra auSreißen, verbleibe ich usw. OertNcheS und Sächsisches. * — Witter! ung-aussicht für Dienstag, den 22. Sept: Nordwind, wolkig, Temperatur wenig geändert, kein erheblicher Niederschlag, schwache Gewitterneigung. *- Die Verlustliste Nr. 15 Per sächsischen Armee verzeichnet die Namen folgender aus hie siger Gegend stammender Krieger: Finsterbusch, Paul, Gefreiter der Reserve von der 1. Kom pagnie des Infanterie-Regiments Nr. 106, aus Hohenstein-Ernstthal, leicht verwundet. — Riedel, Edwin, Gefreiter der Reserve von der 3. Kom pagnie desselben Regiments, aus Callnberg, -s. — Berger, Karl Arno, Reservist von der 3. Kom pagnie desselben Regiments, aus Grüna, -s. — Chmel, Paul Johannes, von der 3. Kompagnie desselben Regiments, aus Callnberg, leicht ver wundet. — Berger II, Karl Arno, Reservist von der 3. Kompagnie desselben Regiments, aus Grüna, vermißt. — Friedrich, Ernst Alwin, Re servist der 5. Kompagie desselben Regiments, aus Grumbach, schwer verwundet. — Die Ver lustliste Nr. 26 der preußischen Armee verzeichnet die Namen des Musketiers Kurt Ebert der 1. Kompagnie des Infanterie-Regiments Nr. 19, aus Lugau, leicht verwundet, und de§ Reservisten Kurt Müller der 12. Kompagnie des Infanterie- Regiments Nr. 143, auS Callnberg, verwundet. *— Die Zahl Per i« Sachsen «nter-ebrachten Krie-S-efangene«. Von der großen Zahl ge- fangener Feinde sind im Bereich der 12. Armee korps in Königstein, Königsbrück, Bautzen und Zittau untergebracht: 23 französische Offiziere, 1 englischer Offizier, 9 russische Offiziere, 12 148 russische Gefangene, 8720 französische Gefangene, zusammen 20896 Gefangene, darunter über 1000 Verwundete in Lazarettbehandlung. * — BezirkSauSfchuhfitzung. In der am Freitag unter dem Vorsitze des Amtshauptmanns Graf v. Holtzendorff in der Königlichen Amts hauptmannschaft Glauchau stattgefundenen 7. dies jährigen BezirkSausschußsitzung gedachte vor Ein tritt in die Tagesordnung der Vorsitzende in tiefen, warmempfundenen Worten des Hinscheidens des im Kampfe fürs Vaterland gefallenen Fürsten Otto Victor von Schönburg-Waldenburg und teilte mit, daß er namens des Bezirks der ver- witweten Fürstin die tiefgefühlteste Teilnahme ausgesprochen habe. Die Versammlung ehrte das Andenken des Verblichenen durch Erheben von den Plätzen. Sodann nahm der Bezirksausschuß die Wahl von 14 landwirtschaftlichen Sachver ständigen und Stellvertretern für die Einschätzung zur Staatseinkommensteuer vor und bewilligte u. a. eine Beihilfe der Sachsen-Stiftung im Kgl. Sächsischen Militärvereinsbund. Stattgegeben wurde einem Verpfleggelder-ErmäßigungS-Gesuch der Gemeinde Langenchursdorf. Genehmigt wurden u. a. die Nachträge zu den Ortsstatuten für Langenchursdcrf und Hermsdorf, die Unterstützung der in den Ruhestand versetzten Bezirkshebammen betreffend, sowie die Gesuche der Gemeinden Callnberg, Gersdorf, Rödlitz, Altstadt Walden burg und Mülsen St. Niclas um Gewährung unverzinslicher Staatsdarlehne. Die übrigen Gegenstände (Gewerbesachen und Abtrennungen) wurden abgesetzt. Beraten wurden dann eine große Anzahl Familienunterstlltzungsgesuche ein berufener Krieger. * — Uchlachtverbot. Das Ministerium des Innern veröffentlicht eine Verordnung, betreffend das vorzeitige Schlachten von Vieh, wonach das Schlachten von Kälbern, die weniger als 75 Kilogramm Lebendgewicht haben, verboten ist. Eine weitere Verordnung des Finanzministeriums betrifft das Verfahren bei Notschlachtungen, ins besondere bei dem Verdacht von Milzbrand. * Hshevfteiu-Ernftthal, 21. Sept. Kurz nach Ausbruch des Krieges hatte bekanntlich der Stadtrat einen Aufruf zur Teilnahme an einem Krankenpflege-Kursus erlassen, zu dem sich er freulicherweise zahlreiche hiesige Einwohner mel deten. Unter Leitung der Herren Dr. Sommer und des Kolonnenführers Dost aus Wüsten brand wurde eine Kolonne von 22 Manu ge bildet, die öfters zusammenkam und fleißig übte. Die Ausbildung der Samariter erstreÄe sich hauptsächlich — den gegenwärtigen Verhältnissen angepaßt — auf Wundbehandlung, Anlegen von Verbänden, Krankenpflege und Krankentransport. Gestern konnte nun die Prüfung abgehatten werden. Sie fand unter Leitung des Herrn Dr. Sommer in der Turnhalle der Altstädier Schule statt. Der Prüfung wohnten u. a. bei die Her ren Chefarzt deS Chemnitzer Luzurctt Dr. Uhle, Stadtrat Eberhardt aus Chemnitz als Vorsitzen der deS ZweigoereiuS deS Sächsischen Roten Kreuzes, Generaloberst Richelmann aus Dres den als stellvertretender Vorsitzender deS Direk toriums des Landesverbandes deS Roten Kreuzes, ferner die Herren Bürgermeister Dr. Patz, Stadt- verordneten-Vorsteher E. Lohse, Stadtrat Bohne und mehrere Stadtverordnete. Die Kolonne wurde zunächst im Theoretischen geprüft. Hieran schloß sich eine praktische Prüfung. Die Kranken bezw. Verwundeten, die durch Mitglieder der Feuer- wehr markiert wurden, wurden von den Sama ritern verbunden, auf Tragbahren gelegt und zur Sammelstelle getragen. Die Transporte gingen zum Teil unter schwierigen Wegeverhältniffen vor sich. So mußten die Verletzten über Grä ben, Treppen usw. getragen werden, ferner wurde auch das Verladen in TranSportwagen geübt. Die mündlichen Befragungen sowohl wie die teilweise schwierigen praktischen Uebungen zeug ten von einer gründlichen Ausbildung und von einem großen Interesse der Samariter an der guten Sache. Herr Stadtrat Eberhardt sprach sich sehr anerkennend über die in kurzer Zeit er reichten Leistungen aus und dankte Herrn Dr. Sommer sowie dem Kolonnenführer Herrn Dost für die gute Ausbildung. An die Samariter richtete er anerkennende Worte für den gezeigten festen Willen, an der Verpflegung unserer ver wundeten Soldaten mitzuarbeiten, und ermahnte sie zu treuer Pflichterfüllung, besonders auch zur Vaterlandsliebe. Nachdem die neuen Sama riter durch Handschlag treue Erfüllung ihrer Pflichten gelobt hatten, schloß Herr Stadtrat Eberhardt die Prüfung mit einem dreifachen, begeistert aufgenommenen Hurra auf Kaiser und König. ev. Oberlungwitz, 21. Sept. Auf dem Felde der Ehre starb der in Reichenbrand wohnhaft gewesene, von hier stammende Kaffenbote beim hiesigen Elektrizitätswerk, Herr Albin Fischer, Sohn des Strumpfwirkers Albin Fischer hier. F. stand als Landwehrmann beim Infanterie- Regiment Nr. 181. Wie eine Ende voriger Woche bei den Angehörigen eingegangene Nach richt besagt, hat ihn am 25. August beim Postenstehen eine feindliche Kugel erreicht, die sofort tödlich wirkte. Der Tapfere, um den der Vater, sowie die Frau und drei schulpflichtige Kinder trauern, liegt in französischer Erde be graben. Besonders tragisch ist der Fall noch dadurch, als die Mutter des Gefallenen dieser Tage an einer Operation verschieden ist und gestern begraben wurde. vt. Oberlungwitz, 21. Sept. Den Heldentod starb auf dem westlichen Kriegsschauplatz der Sohn Otto des Gutsbesitzers Herrn Ernst Sonn tag hier. Der Gefallene kämpfte als Reservist beim Reservc-Jnfanterie-Regiment Nr. 181 und wurde am 30. August durch einen Schuß in den Arm verletzt. Obwohl die Krankenschwester den hiesigen Angehörigen die Verwundung als nicht lebensgefährlich mitteilte, starb der Krieger doch am 10. September in dem Lazarett eines fran zösischen Dorfes. Der für das Vaterland Ge storbene fand seine letzle Ruhestatt auf dem Friedhof derselben Ortschaft. Sonntag, der einzige Sohn seiner Eltern, sollte demnächst das väter liche Gut übernehmen. Außer dem Vater trauern die Gattin und 2 Kinder um den Gefallenen. * — Kür -as Vaterland gestorben ist, wie die Verlustliste Nr. 33 der preußischen Armee mitteilt, der Sohn Fritz des Schuhgeschäftsinhabers Herrn Paul Winkler hier. Der Gefallene diente als Musketier bei der 3. Kompagnie deS Jnfan- terie-Regimentt Nr. 132 (Straßburg). Den Eltern ist eine direkte Benachrichtigung noch nicht zuge gangen. * — Auf dem Wochenmarkte wurden heute seitens des Publikums Beschwerden laut über zu hohe Butterpreise. Einzelne Verkäufer mußten durch die Polizei auch veranlaßt werden, den Preis für ein Stück Butter um mehrere Pfennige herabzusetzen. * — An da- Telephonuetz angeschloffen wurde das Restaurant und Cafö „Reichshof", Ecke Bis marck- und Hüttengrundstraße, unter der Nr. 369. * — Die Maul- und Klauenseuche ist unter dem Viehbestand des Grundstücke- Badstraße Nr. 6 ausgebrochen. * Waldenburg, 20. Sept. Die städtischen Behörden hielten eine gemeinschaftliche Sitzung ab, die dem Gedächtnis des im Felde gefallenen Fürsten Otto Viktor gewidmet war. Es wurde beschlossen, dem Heimgegangenen im Goldenen Buche der Stadt Waldenburg ein Blatt zu wid men und die Flaggen während der Tage der Trauer halbmast zu hissen. * Hartha, 20. Sept. Am Freitag nachmittag wurde auf hiesigem Bahnhofe das zum Teil aufgestellte Fachwerk eines GüterschuppenneubaueS durch den herrschenden Sturm umgeworfen, wobei von den Arbeitern ein Zimmermann einen dop pelten Beinbruch erlitten hat. * DreSbe«, 20. Sept. Ein Großfeuer brach am Sonnabend früh '^3 Uhr im umfangreichen Gute des Oekonomen Jentzsch in Lausa-Weixdorf aus. Dort verbreitete sich der Brand mit solcher Schnelligkeit, daß Wohnhaus, Stallung und Scheunen mit sämtlichen Erntevorräten ein Raub der Flammen wurden. W * Zwickau, 20. Sept. Bei der Einkleidung der Kriegsfreiwilligen fügte es der Zufall, daß zwei Heeresfceudige gleichen Namens, aber ver schiedenen Alters zusammenstanden und nach kurzer Aussprache der Vater seinen Sohn erkannte. Durch besondere Verhältnisse hatte sich die Mutter mit dem Sohn vor ungefähr 12 Jahren von ihrem Manne getrennt, der erst jetzt durch seinen wiedergefundenen Sohn über das Schicksal seiner Familie aufgeklärt wurde und anscheinend nun mehr eine Wiedervereinigung mit seiner Frau herbeigeführt hat. So hat in diesem Falle der Krieg auch einmal seine guten Seiten entwickelt. — Durch einen Granatsplitter verletzt wurde der Kommandeur des Infanterie-Regiments Nr. 133 in Zwickau, Oberst v. Kotsch. * Altenburg, 20. Sept. Herzog Ernst von Sachsen-Altenburg, der als Regimentskomman deur mit dem Infanterie-Regiment Nr. 153 im Felde steht, hat, wie die „Altenburger Zeitung" meldet, da- Eiserne Kreuz erhalten. Außerdem sind bisher noch 33 Eiserne Kreuze an Angehö rige des 153. Infanterie-Regiments verliehen worden. Depeschen vom 21. September. Berltu. Unter der Ueberschrift: „Ein un blutiger Sieg" heißt es in der heutigen „Voss. Ztg.": Der großartige Erfolg der Anleihen hat gezeigt, über welche Mittel das Vaterland ver fügt und welche Bereitwilligkeit und Opfersinn in den weiten Kreisen Deutschlands herrscht. Wie Deutschland Milliarden Mark für die Kriegs führung bereitstellt, so wird eS, wenn der Ruf ergeht, aufs neue Millionen Soldaten ins Feld stellen können. Der Erfolg der Kriegsanleihe ist ein gewaltiger moralischer Sieg. V erli«. Die deutsche Reichsregierung ist, wie dem „Leipziger Tageblatt" angeblich zuverlässig mitgeteilt wird, in den Besitz sämtlicher Beweis tücke gelangt für den von Belgien lange vor )em Kriegsausbruch begangenen eigenen Bruch einer Neutralität. Es handelt sich um die Be weise für den Abschluß einer geheimen Militär- konvcntion Belgiens mit Frankreich und England, die in den ersten Apriltagen 1914 in Brüssel abgeschlossen worden ist. Die Veröffentlichung der Dokumente ist bereits für die nächste Zeit in Aussicht genommen. BreSla«. Bei gefangenen Rusfen, die auf dem Transport durch Breslau kamen, sind wie derholt Dum-Dum-Geschosse gefunden worden. Man hatte bisher geglaubt, daß diese Art ver brecherischer Kriegführung Privileg der Fran zosen, Belgier und Engländer sei. Es zeigt sich nun aber, daß die Russen von ihren zivilisierten Verbündeten bereits etwas gelernt haben. Wie«. Wie jetzt bekannt wird, sind die 4 Großmächte, die gegen die Aufhebung der Kapitulation durch die Türkei Einspruch erhoben haben, Rußland, Frankreich, England und die Vereinigten Staaten. Deutschland, Oesterreich und Italien haben keinerlei Einspruch erhoben. Wie«. Die „Südslawische Korrespondenz" meldet aus Konstantinopel von unterrichteter Seite: Die in Täbris stehenden russischen Truppen beschlossen vor einigen Tagen, die dortige deutsche Kolonie aus Rache für angeblich von deutschen Soldaten begangene Greueltaten zu lynchen. Der russische Generalkonsul riet daher den Deutschen zur sofortigen Abreise. Der deutsche Konsul wurde bereits von einem russischen Zivilisten tätlich angegriffen. Zum Schutz der in Täbris lebenden Deutschen wurde die Ver mittelung der Vereinigten Staaten angerusen. Wie«. Ein Kenner Indiens erklärt in der „Neuen Freien Presse" Englands Politik geradezu als selbstmörderisch. Die Einstellung der Damp ferlinien nach Bagdad, Pompeji und Buchir lassen nämlich vermuten, daß eine mohamedanische Bewegung in Indien und Persien bestehe. Die Einstellung des Schiffsverkehrs dagegen werde herzlich wenig nützen. In Indien erfahre man alles, was vorgehe, aus den Gerüchten, die sich wie ein Lauffeuer auf noch unaufgeklärte Weise über das ganze Land verbreiten und die oft Dinge mitteilen, die nie in einer europäischen Zeitung erschienen sind; so sei der große Auf stand im Jahre 1857/58 ohne Post und Tele graph wunderbar vorbereitet worden. Kopenhagen. Der Korrespondent der „Daily News" telegraphiert von dem Kampfplatz in Frank reich: Chateau Mondemont wurde von Freund und Feind viermal erobert und zurückgewonnen. Die Stadt wurde abwechselnd von Deutschen und Franzosen beschossen. DaS Bombardement dauerte 3 Tage. Die Stadt ist jetzt ein Trüm merhaufen. Das wertvolle Schloß, das lange Zeit den Mittelpunkt des Kampfer bildete, ist vollständig von den Granaten zerstört. An die Mauer deS Stadtkirchhofes hatte ein Zuave mit Kreide geschrieben: Auf diesem Kirchhofe liegen 30 deutsche und französische Offiziere begraben. Paris. Das französische Kriegsbulletin vom 19. September lautet: Wir halten alle Hügel gegenüber dem Feinde, der sich durch aus Lothringen kommende Truppen zu verstärken sucht, besetzt. Im großen und ganzen führen beide Teile, die stark verschanzt sind, Teilangriffe auf der ganzen Linie aus, ohne daß irgendwo ein endgültiges Ergebnis eingetreten wäre. Die Heftigkeit der Schlacht läßt allmählich nach. Lo«öo«. Die Blätter melden, daß der hollän dische Dampfer „Helvia", der von Rio de Janeiro nach Amsterdam unterwegs war, von einem englischen Kreuzer nach Falouth gebracht wurde. Die an Bord befindlichen 100 deutschen Reser visten wurden gefangen genommen. Rom. Die französische Botschaft hat nunmehr hier einen ähnlichen Schritt wie in Washington unternommen, indem sie in einer Verbalnote die Deutschen beschuldigt, Dum-Dum-Geschosse zu gebrauchen und gegen den deutschen Vorwurf, die Franzosen hätten dies getan, protestiert. Rom. Aus Paris wird gemeldet: Minister präsident Viviani ist in Begleitung seines Sekre tärs Etienne vorgestern in Paris eingetroffen und hatte mit dem General Gallieni und dem Bürger meister eine mehrstündige Umerredung, die der Frage galt, ob Paris als offene Siadt zu er klären sei oder nicht. Dann reiste Viviani wieder nach Bordeaux zurück. Bakarest. In einem unter dem Vorsitz des Königs von Rumänien abgehaltenen Kronrat wurde neuerdings der Beschluß bekräftigt, daß Rumänien sämtlichen Mächten gegenüber auch weiterhin die strengste Neutralität bewahren werde.
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