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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 10.09.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-09-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191409101
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19140910
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19140910
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-09
- Tag 1914-09-10
-
Monat
1914-09
-
Jahr
1914
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 10.09.1914
- Autor
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Franzosen geräumt worden war. So forderte Rittmeister v. Humbracht zu einem Patrouillen ritt nach Fort VUry auf, um eventuell von dort auS Reims durch einen kühnen Handstreich zu nehmen. Von den vielen sich Meldenden wurden folgende auSgewählt: Oberleutnant v. Steinäcker, die Leutnants Martini und v. Waldow, Fähnrich Jäckel, Unteroffizier Dr. Arnholdt, Trompeter Zwahlen und die Husaren Knappe, Krause, Buse, Reinelt, Rohne und Stöbe. Durch dichte Waldungen hindurch wurde das Fort Vitry, welches leer war, erreicht. Abends 9 Uhr kam die Patrouille an die Stadtgrenze. Einige In fanteristen wurden festgenommen, und nun ging es durch überfüllte Straßen im Galopp zum Rathaus, wo der mit einigen Ratsherren herauS- tretende Bürgermeister als Geisel festgenommen wurde. Leutnant Martini ritt zurück zum Ober kommando, während die übrigen zwölf allein in der Stadt, die ungefähr so groß wie Plauen ist, blieben. Zwei davon, v Waldow und Arnhold, verbrachten die Nacht wachend mit dem Bürger meister im Sitzungszimmer des Rathauses. Am nächsten Morgen um 5 Uhr zog die Patrouille den heranziehenden Truppen ihrer sächsischen Brigade v. Luckow entgegen. Nunmehr erfolgte der Einzug mit RegimentSmusik in die Stadt Unter der Beute, die unsere Truppen in Reims machten, befanden sich mehrere Flugzeuge, Benzin und Autos im Gesamtwerte von einer Million Mark. Die Zerstörungen in der Stadt sind gering. Von der weltberühmten Kathedrale ist nur ein Fenster durch eine Granate beschädigt. Die berühmten Sektkellereien wurden unversehrt vorgefunden. * * * Wettere Einzelheiten über die Einnahme von ReimS finden wir in nachstehendem Bericht des Kriegsberichterstatters Pietsch im „DreSdn. Anz.": Am Sonnabend, 5. September, sind wir nach mittags mit den ersten sächsischen Besatzungs truppen in Reims eingerünt, das von der fran zösischen Armee ohne Kampf verlassen worden ist. Die Forts sind geräumt. Da nach dem Abzug der französischen Truppen keine sofortige Uebergabe stattfand, ist die Stadt am 4. Sep tember von 9 Uhr 30 Min. bis 10 Uhr 50 Min. vormittags mit etwa 60 Schüssen bombardiert worden, bis die weiße Flagge auf der Kathedrale gehißt wurde. Der angerichtete Schaden ist nicht allzu bedeutend. Durch einen Schuß in eine Seitenkapelle der Kirche Sankt Andree wur den die Mauern und Fenster zerschlagen und der Boden aufgewühlt. Die Kathedrale ist kaum merkbar beschädigt. Die Wände mehrerer Häuser und einige Dächer wurden durchschlagen. Ein Haus wurde in Brand gesteckt. In den engen Straßen wurden durch die von krepierenden Gra naten verursachte Erschütterung viele Fenster zer trümmert. In einer Straße wurde die Gasleitung beschädigt. Die sächsischen Truppen zogen singend in die Siadt ein und besetzten sie und die verlasse nen Forts. Die Kasernen und die Hauptplätze wurden mit Truppen besetzt. Vor der Kathedrale biwakieren Truppen auf Stroh. Die Läden sind zum größten Teu geschlossen. Die Bevölkerung verhält sich etwas ängstlich, ist dabei zuvorkommend und freundlich und verkehrt mit den lagernden Truppen in freundschaftlicher Weise. 30 französische Flugzeuge in Reims erbeutet. Der Kriegsberichterstatter der „Köln. Ztg." stellt fest: Bei Durchsuchung nach französischem Flugmaterial fand man in der Fabrik von Deper- dussin in ReimS in einem Schuppen verpackt zehn französische Doppeldecker und zwanzig Ein decker mit der französischen Trikolore und mit gefüllten Benzinbehaltern. Augenscheinlich waren alle Apparate flugbereit. In einem Nebenraume wurden 30 bis 40 Gnome- und andere neue Motoren gefunden. Alles ist in gutem Zustande, dabei zahlreiche Ersatzteile. Der Wert der ge fundenen Aeroplane beläuft sich auf eine Million Mark. Eine fürchterliche Greneltat -er Mffen meldet der „Tag" aus dem Kirchdorf Abschwangen im Kreise Pr.-Eylau. Sämtliche Dorfeinwohner wurden unter der Beschuldigung, auf ein russisches Auto geschossen zu haben, in zwei Hälften zu beiden Seiten des Dorfes aufgestellt. Dann mußten die Frauen in einer Ecke Aufstellung nehmen, während alle männlichen Bewohner über 15 Jahre sich in Reth und Glied hinstellen mußten. Den Frauen wurde nun eröffnet, Satz die Männer erschaffe« würden und sie Zengen dieser „Grelntinn" zu sein hätten. Der Amts vorsteher, der mit seinem 15jährigen Jungen bei der einen Hälfte der zum Tode Verurteilten war, gab eindringlichst sein Ehrenwort ab, daß von den Dorfeinwohnern nicht geschossen war, und zeigte die Bescheinigung eines höheren russischen Offiziers vor, der sich über eine frühere gute Verpflegung lobend geäußert hatte. Daraufhin wurde dieser einen Hälfte Männer das Leben geschenkt, im gleichen Augenblick krachte aber eine Salve vom anderen Ende des Dorfes, wo die fürchterliche Hinrichtung a« über 40 Mäunern outer de« Augen der Krauen erfolgt war! Als eine junge seit vier Wochen verheiratete Frau die blutigen, zuckenden Körper ihres Mannes, ihres VaterS und ihres Schwiegervaters sah, stürzte sie den Russen zu Füßen und bat, sie ebenfalls zu erschießen. Unter den Erschossenen befand sich auch ein 80jähriger Greis, der gleich, falls sich hatte aufstellen müssen. Da« Maß ist voll zum Ueberlaufen! Russische Tücke. Dem Briefe eines Berliners von der Ostgrenze entnimmt der „Berl. Lokalanz." folgendes: Die Russen hatten bei dem Gefecht etwa zweihundert Tote und Verwundete. Unter ihnen befand sich auch ein russischer Leutnant, der an der linken Hand verwundet war. Er hatte noch einen Revolver in der Tasche. Zwischen den Verwundeten bewegte sich ein deutscher Oberst, der die Russen ausfragte. Ec wurde hinterrücks von dem russischen Leutnant erschossen. Jetzt mußte der russische Leutnant sich selber sein Grab graben und wurde von uns erschossen durch fünf Schuß. * » * Verlustlisten. Gestern sind die 21. Verlustlist» der preußi schen Armee, die 10. und 11. Verlustliste der württembergischen Armee und die 3. Verlustliste der Kaiserlichen Marine erschienen. Die preußische Liste umfaßt 2135 Namen. Sie führt auf: 24 Offiziere und 350 Unteroffiziere und Mannschaf ten tot. Von Offizieren sind außerdem 30 schwer, 14 leicht verwundet; 8 werden nur als verwun det aufgeführt, 2 werden vermißt; es sind das Angehörige der Fliegerabteilung. — Die würt- tembergische Liste umfaßt 260 Namen, darunter 6 Offiziere und 107 Unteroffiziere und Mann schaften tot. Von Offizieren sind 5 schwer und einer leicht verletzt. — Die Verlustliste der Kaiser lichen Marine umfaßt 232 Namen mit 52 Toten, an der Spitze Korvettenkapitän z. D. Franck tot. Außerdem sind noch ein Marine-Ingenieur und ein Stabsarzt getötet, ein Oberleutnant verwundet, ein Leutnant schwer und 3 Leutnants leicht ver wundet. Die preußische Verlustliste enthält folgende Namen von Sachsen: Hilfshoboist Johannes Steinicke aus Plauen, tot, Musketier Ernst LoniS Graslaub aus Gelrnau (Chemnitz), leicht ver wundet, Musketier Max B.rz g aus Burkersdorf (Zittau), tot, Mul kelier Albert Eichwald aus Rei chenbach (Zwickau), leicht verw, Musketier Her mann Klotz aus Marienthal (Zwickau), schwer verw., Musketier Paul Lindner aus Steindöbra (Zwickau), tat, Musketier Richard Heinrich I auS Hainewalde (Zilian), tot, Musketier Max Hahne wald aus Zadel (Meißen), leicht verw., Muske tier Paul Petzold aus Oberreichenbach (Plauen), tot, Musketier Martin Schulze aus Oberneukirch (Bautzen), vermißt, Resirvist Ernst Müller aus Cainsdorf (Zwickau), leicht verw., und Jäger zu Pferde Gerhard Saupe aus Leipzig, schwer verw. Der Gefreite Friedrich Heim auS L-Eutritzsch, der bisher vermißt wurde, befindet sich im Lazarett. — Die württembergische Liste enthält den Na men des Muskct ers Er ch Huhn aus Gerings walde (Leipzig), der gefallen ist. Endlich enthält die Verlustliste der Kaiserlichen Marine folgende Namen aus Sachsen: Matrose Willy Kretzschmar nutz Kleinwideritzsch (Leipzig), tot, Obermaschi nistenmaat Karl Schönherr aus Saida (Dresden), vermißt, Fähnrich z. S. Wilhelm Hirschberg aus Dresden, tot, Heizir Martin Zimmermann aus Kleinwaltersdorf (Dresden), tot, Matrose Max Heinritz aus Bodenneukuchen (Plauen), schwer verw., Heizer Hermann Nielschke auS Wurzen, leicht verw., Matrose Kurt Hegener auS Plauen, leicht verw., Feuerwerker Kurt Dix aus Klein zschocher (Leipzig), tot, Obermaschinistenanwärter Arthur Ruckdäschel aus Dresden, leicht verw., Obertorpedomaat Kurt Zieger aus Leipzig-Reud nitz, tot, Minenobermatrose d. Res. Georg Lieber auS Dresden, tot, MinenoberbootSmannSmaat Max Rehn aus Oberpesterwitz (Dresden), leicht verw., Torpedoobermaschinist d. Res. Oswald Schulz aus Dresden, leicht verw., Minenober. Heizer d. Res. Gustav Meyh auS Dresden, schwer verw, und Zivilmaschinist Richard Jentzsch aus Wildberg (Meißen), leicht verw. Auf dem Felde der Ehre gefallen sind weiter von sächsischen Offizieren: Oberregierungsrat Max Zobel, Hauptmann d. Res. im 32. Feld artillerie-Regiment (30. Aug.); — Leutnant d. Res. im 105. Jnfanteric-Regiment Clemens Erhard Keller (20. Aug.); — Leutnant Hans Bielig im 133 Infanterie-Regiment (30. Aug); — Haupt mann Alfred Fabian, Kompagniechef im 182. In fanterie-Regiment (30. Aug.); — Offizier-Stell oertreter Curt Förster aus Dresden. Der Kaiser an den König von Sachsen. Der Kaiser hat an König Friedrich August unterm 7. September folgendes Telegramm ge richtet: Ich habe heute dem Generaloberst von Hausen folgendes telegraphiert: Seit Beginn deS Kriege? hat die 3. Armee durch anstrengende Märsche und oieltägige, verlustreiche, noch an- dauernde Kämpfe mit feindlichen Truppen und verräterischen Landescinwohnern große Erfolge erreicht und es allen anderen Armeen an Aus dauer und Tapfeikcit gleichgetan. ES ist mir ein Herzensbedürfnis, Ihnen und Ihren braven Truppen meine höchste Anerkennung und meinen kaiserlichen Dank auszusprechen. Ich ersuche Sie, dies Ihrer Armee bekauntzugeben. Es gereicht mir zur besonderen Freude, Dir dies mitzuteilen. Wilhelm. Prinz Ernst von Sachsen-Meiningen als Kriegsgefangener in Maubeuge. Prinz Ernst von Sachsen-Meiningen, der schwer verwundet und gefangen genommen wor den sein sollte, ist, wie cs jetzt heißt, unverletzt und soll sich in der Festung Maubeuge in fran zösischer Gefangenschaft befinden. Die Weima- rische Zeitung „Deutschland" veröffentlicht fol gendes Telegramm des Prinzen Georg von Sachsen-Meiningen an die Großherzogin von Sachsen-Weimar: „Ernst wurde bei Feldwache nördlich Maubeuge Pferd erschossen. Er anschei nend uuverwundet in Händen der Franzosen in Festung Maubeuge." Mit dem Fall der Festung Maubeuge wird hoffentlich auch dem Prinzen Ernst von Meinin gen die Stunde der Befreiung geschlagen haben. Berwuuduug des Prinze« Friedrich Wilhelm von Hessen. Prinz Friedrich Wilhelm von Hessen, der mit den Hanauer Ulanen als Leutnant in den Krieg nach Frankreich zog, ist durch einen Brust- schuß verwundet worden. Sein Befinden ist den Umständen nach gut. Prinz Friedrich Wilhelm ist der älteste Sohn de« Prinzen Friedrich Karl von Hessen und der Prinzessin Margarethe, der jüngsten Schwester des Kaisers, und steht im 21. Lebensjahre. Wiedereintritt des Prinzen z« Wied in das deutsche Heer. Wie eine Korrespondenz erfährt, hat sich der bisherige Fürst von Albanien, der Prinz Wil helm zu Wied, der bis vor seiner Thronbestei gung der Potsdamer Garde angehörte, der deut schen Militärbehörde zum Wiedereintritt in daS Heer zur Verfügung gestellt. Prinz Eitel Friedrich als Tambonr. Verwundete Gardisten, die in einem Sanitäts zug in Solingen einlrafen, erzählten einem Mit arbeiter der „Düsseldorfer Ztg." über die Kämpfe um St. Ouentin, wo sie ihre Verletzungen er litten, folgendes: Drei Tage standen wir in ununterbrochenem Gefecht, am 28., 29. und 30. August, schließlich haben wir aber doch den Feind gründlich geschlagen und geworfen. Da hätten Sie mal unseren Prinzen (Eitel Friedrich) sehen müssen! Beim letzten entscheidenden Sturm ergriff der Prinz die Trommel eines gefallenen Tambours, schlug sie selbst und rief uns zu: „Vorwärts, Kameraden, vorwärts!" DaS gab frischen Mut, und wie ein Donnerwetter stürzten wir uns auf den Feind. Die Schlacht wurde gewonnen. Graf Zeppelin. Graf Zeppelin ist Montag abend in Frank furt a. M. angckommen und weitergereist. Er wurde von der zahlreichen Menschenmenge, die ihn am Bahnhof erkannte, mit stürmischen Hoch rufen begrüßt. Vian fragte ihn, ob cs nicht bald nach England gehe, worauf er erwiderte: „Habt nur ein bißchen Geduld, wir werden schon noch hinkommen." Das Opfer eines Franktireurs. Leutnant Freiherr von Saurma, der bekannte Herrenreiter, ist auf schreckliche Weise das Opfer eines Franktireurs geworden. Graf Saurma er hielt bei einem Nckognoszierungsritt eine Kugel in den Oberschenkel. Wahrscheinlich fiel er dann vom Pferde oder konnte auch noch selbst ab steigen Kurz darauf wurde er von der Patrouille tot aufgefunden Man hat ihm die Zunge ab geschnitten, die neben ihm am Wege lag. Meuchlings erschaffen. Wie die Kreuzzeitung meldet, ist der Ritter gutsbesitzer Dr. Brandes in Althof bri Inster burg, der konservative Kandidat bei der letzten Reichstagswahl für den Wahlkreis Gumbinnen- Insterburg, durch einen russischen Offizier meuch lings erschossen worden. Bier Söhne starben den Heldentat! In Heidenheim (Mittelfrankcn) sind der Brauercidirektorswilwe Köhler sämtliche vier Söhne im Felde gefallen. militärischen Ehren bei Baccharat in, der Nähe von Luneville beerdigt. Sine« TadeSritt algerischer Jäger im Oberelsaß bei Taasdorf schildert die „Frkf. Ztg." Ein deutsches Landwehrbataillon lag dort in Schützenlinie einer gesicherten französischen Stellung gegenüber. Langsam wogte das Ge plänkel hin und her, da zeigten sich plötzlich dem deutschen Zentrum gegenüber 7—800 Mann Ka vallerie, algerische Jäger. Eine Attacke I ging es durch die Reihen der Deutschen, im nächsten Augenblick war der Befehl ausgegeben: Ruhig schießen, immer zuerst auf da« Pferd zielen. Da raste auch schon die feindliche Wetterwolke heran. Die deutschen Landwehrmänner lagen ruhig hinter ihren Gewehren, als die vordersten Reihen auf 500 Meter heran waren, fing das deutsche Ma schinengewehrfeuer an, bei 350 Meter Entfernung auch das Kleingewehrfeuer. Die Wirkung war fürchterlich, der ganze Kampf dauerte nur zwei Minuten! Immer die vorderen Reihen wurden weggeschossen, die darauffolgende stürzte dann gleichfalls über die zusammenbrechenden Reiter zu Boden. Ein Umwenden war nicht möglich, sie rasten alle in das deutsche Gewehrfeuer hinein. In zwei Minuten war aus der anstürmendcn Truppe ein großer breiiger Fleischhaufen geworden. Bordeaux die alleinige Hauptstadt Frankreichs. Die Blätter berichten auS Marseille: Das amtliche französische „Journal", daS gleichfalls nach Bordeaux übergesiedelt ist, veröffentlicht in seiner Ausgabe vom 5. d. M. eine von sämtlichen Ministern unterzeichnete Kundmachung des Prä sidenten, wonach Bordeaux an Stelle von Paris zur alleinigen Hauptstadt Frankreichs erhoben wird, und zwar für die Dauer des Krieges. Die Mailänder Blätter bezeichnen als Zweck der Ver fügung, die moralischen Wirkungen der Aufgabe von Paris oder der etwaigen Einnahme von Paris durch die Deutschen abzuschwächen. Kriegssteuern für französische Städte. Die deutschen Behörden haben, wie „Bcr- linske Tidende" gemeldet wird, Lille 7 Millionen, Amiens Million, Lens Million und Armcntieres >/, Million Franken Kriegskontri- bution auferlegt. Bestrafte Unverschämtheit. Szene: Ein großer Bahnhof in Leipzigs Nähe. Verwundete Franzosen fahren in langem Zuge ein. Die Unteroffiziere und Gemeinen dritter und vierter, die Offiziere stolz in der zweiten Klasse. Ein französischer Capitaine steigt heraus und verlangt, die Hände in den Hosentaschen, die Zigarette im Munde, den Bahnhofsvorsteher zu sprechen. Es sei ein Skandal, herrscht er diesen an, natürlich in französischer Sprache, daß man ihm solch elendes Kupee anweise, er verlange einen Durchgangswagcn. Nachdem der Bahn hofskommandant ihn zunächst energisch Anstand gelehrt und ihn veranlaßt hatte, die Hände ans der Tasche und die Zigarette aus dem Munde zu nehmen, erfüllte er auch höflich den Wunsch des Gefangenen nach Veränderung: Ec ließ durch seine Leute einen Viehwagen an den Zug an schließen und verstaute den Unzufriedenen dort mit dem Wunsche: „Glückliche Reise". Bor Paris. Aus Paris wird unterm 7. September, 11 Uhr nachts berichtet: Seit heute früh hört man den Kanonendonner, den man in den letzten Tagen wie fernes dumpfes Rollen vernahm, klar und deutlich, Schlag auf Schlag, als stünden die Geschütze an der äußeren Linie der Forts. Am intensivsten ist das Feuer in der Richtung von Meaux. Meavx liegt an der Marne, etwa 25 Kilo meter östlich von Paris. Vielleicht daß dort schon ein Gesicht zwischen unseren Truppen und Teilen der bei Renns geschlagenen französischen Armee stattgcfundcn hat. 1000 Russen von der schlesischen Landwehr gefangen. Vom stellvertretenden Generalkommando in Breslau wird unürm 8. September mitgeteilt: Unsere schlesische Landwehr hat gestern nach siegreichem Gefecht 17 Offiziere und 1000 Mann vom russischen Gardekorps und 3. kaukasischen Korps zu Gefangenen gemacht. Samoa von den Engländern besetzt. Amtlich wird gemeldet: Nach nunmehr cin- getroffenen zuverlässigen Meldungen ist Samoa am 29. August von den Engländern ohne Kampf besetzt worden. Der Heldentod des Abg. Frank. Ueber die näheren Umstände, die znm Tode des Reichslagsabgeordneten und Führers der badischen Sozialdemokratie Dr. Frank geführt haben, wird der „Volksstimme" in Mannheim von zwei Augenzeugen berichtet: Am 31. August rückte Dr. Frank mit seinem Ersatzbataillon ins Feld. Am 3. September traf er an der lothringischen Grenze im Biwak ein, und zwar bei Blämont. Am 4. September kam das Regiment, dem Dr. Frank als Flügelmann der 1. Kompagnie ange hörte, ins Gefecht. Nach einem zweistündigen Schießen kam um 2 Uhr nachmittags der Befehl zum Sturmangriffe auf die feindlichen Stellungen. Frank eilte als Flügelmann seiner Kompagnie einige Schritte voraus und erhielt einen Schuß in die linke Schläfe. 1'/z Tage mar e« nicht möglich, die Leiche Dr. Franks aus der Schuß linie zu bergen. Erst am Sonnabend gelang es zwei Mannheimer Landwehrleutcn, die Leiche aufzufinden. Dr. Frank wurde unter den üblichen Radom von den Deutschen besetzt. Wie aus Krakau gemeldet wird, hatten die russischen Truppen am 20. August Radom in Russisch-Polen verlassen. Am 27. August mor gens kehrten sie aber in Stärke von 2000 Mann wieder zurück. Als sich die Nachricht verbreitete, daß deutsche Truppen heranuahten, cnlstand un ter den Russen eine fürchterliche Panik. Sie ver ließen in großer Hast und Unordnung die Siadt. Die russische Infanterie hielt sich sechs Werst hinter Radom und überschüttete russische Kaval leriepatrouillen, die sie für Feinde hielten, mit einem Hagel von Geschossen. ES gab viele Tote und Verwundete. Am 28. August besetzten die Deutschen Radom. Neber die Strapazen der öster reichischen Truppen bei Lemberg berichtet der Kriegsberichterstatter der Wiener „N. Fr. Pr." : Seit zehn Tagen liegen ; unsere Infanteristen rm Kamps, stecken seit zehn > Tagen in ihren Kleidern, ebensoviel Nächte schlafen sie aus bloßer Erde, stehen Stunde um Stunde auf dem Quivive, unter Gottes freiem Himmel, unter einem Wolkenbruch von Geschossen, im An gesicht des Feindes und des Todes. Zehn Tage tragen sie in Marschadjustierung Tormster mit Feldgeräten. Sie zu verpflegen, ist bei Tages licht sicherlich nicht möglich, wenn cs angeht, fährt, wenn es dunkel wird, die Feldküche zu den Re serven vor. Den Reserven liegt dann die Menschen pflicht ob, die Kameraden in der Schwarmln.ie mit Nahrung zu versehen, vielleicht abznlöscn. Da und dort mag einer die Konservenbüchse seiner Eisernen Ration aufgcbrochen, das kalte Fleisch gierig verschlungen haben, kein Schlaf für die Müdesten. Ein großer Teil der kämpfenden Regi menter wird auch bei Nacht auf Gefechtsvorposten liegen in der Schwarmlinie mit dem Gewehr in der Hand, ewig aufgescheucht durch Trugbilder, in steter Erwartung feindlicher Ueberfälle. Hinten, ein-, zwei-, dreitausend Schritt- weit hält die Ar tillerie, die Geschütze sind für den Nachtschutz ein- gerichtet. Treu bis in den Tod. Bon dem Untergang des kleinen österreichischen Kreuzers „Zenta" wird jetzt folgende Episode bekannt: Als er bereit« im Sinken begriffen war, ließ der Kapitän in einer Entfernung von andert halb Kilometern die Front der feindlichen Schiffe entlang fahren, notierte die Namen und Stärke der Schlachtschiffe und übermittelte diese Angaben mit dem letzten Gruß radiotelegraphijch nach Pola.
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