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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 11.09.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-09-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191409114
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19140911
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19140911
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-09
- Tag 1914-09-11
-
Monat
1914-09
-
Jahr
1914
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 11.09.1914
- Autor
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18. öffentliche Stadwerordneten-Sitzung Freitag, den 11. September 1914, abends 8 Uhr im Sitzungssaals de- Rathauses. Hohenstein-Ernstthal, am 10. September 1914. E. Lohse, Stadtverordneten-Vorsteher. Lage-ordnung. 1. Kenntnisnahmen. 2. Uebertragung der Mittel für den Fußsteig des MeinSdorfer Weges. 3. Einstellung von Hilfsschutzleuten. 4. Ein Gesuch um Herat setzung des Preises für Jndustriega«. 5. Kosten für die Neubereifung des Krankenwagens. 6. Nachverwilligung von Kosten für den Umbau einer Wasserleitung. 7. Arealerwerb in der Limbacher Straße. 8 Fußwegherstellung in der Schönburg- und Goldvachstraße. 9. Nachverwilligung von Kosten für die Verwahrung des LampertuS- und Drei-Brüderschachtes. 10. Klempner- und Dachdeckerarbeiten im Mineralbade. 11. Kläranlage. 12. Weitere Notstandsarbeiten und Bewilligung von Mitteln hierfür. 13. Richtig- sprechung einer Rechnung. eingerichteten Depot erhielten, wobei zu beachten ist, daß das englische Gewehrkaliber nicht mit dem französischen identisch ist, also speziell für englische Truppen bereitgestellt worden war. Bet englischen Soldaten wurden große Mengen von Dum-Dum-Geschossen vorgefunden. In die Gegend zwischen Sambre und Maas kehrten, nachdem dort erbitterte Kämpfe stattge funden hatten, die Bewohner zurück und über zeugten sich, daß der deutsche Soldat, solange man ihm nicht ans Leben geht, der friedlichste Mensch der ganzen Welt ist. Im Tal der Maas ist Dinant total zerstört worden, weil unsere Truppen nach friedlicher Kapitulation der Stadt und mehrtägigem Aufenthalt plötzlich von allen Seiten her von den Einwohnern beschossen wurden. Aus dem gleichen Grunde mußte die Zerstörung eines großen Teils der Sladt Andenne erfolgen. Den meisten übrigen Orten des be völkerten MaaStaleS ist von den Schrecken des Krieges nichts anzumerken. Der Gesamteindruck ist, daß unsere Truppen nur dort zerstört haben, wo die bittere Not wendigkeit des Gefechtes es verlangte, oder wo das Verhalten der Einwohnerschaft die schwersten Repressalien nötig machte. An zahlreichen Stellen ist klar ersichtlich, daß unsere Truppen geradezu bemüht waren, die Zerstörung auf den notwen digen Umfang zu beschränken, und alles zu schonen, was geschont werden durfte. Eine der wichtigsten Aufgaben des deutschen General gouvernements wird sein, den Wirtschaftsbetrieb, die Landwirtschaft, die Industrie und das kauf männische Gewerbe wieder in Gang zu bringen. Mische Vestim. Im „General-Anzeiger für Stettin und die Provinz Pommern" gibt Rektor Kaeker, der als Freiwilliger dem Noten Kreuz zugeteilt ist, fol gende Schilderung über Greueltaten britischer Soldaten: „Kein Stimmungsbild, dafür fehlt nach fünf zigstündiger Bahnfahrt und nach dem eben Er lebten die Stimmung. Nur ein kurzes Wort der Aufklärung und Warnung. Keine halbe Stunde ist es her, da wurden uns in Mons etwa 300 g.fungene Engländer vorgeführt, und dabei wurde uns amtlich durch einen Major bekannt- gegeben, welche unglaublichen und unmenschlichen Greueltaten sich die Träger der britischen Huma nität gegen unsere braven Truppen und vor al lem gegen unsere Verwundeten haben zuschulden kommen lassen. Nicht genug, daß sie die Hände aufhoben, weiße Fahnen schwenkten, um beim Annahen unserer Soldaten hinterrücks zu schießen; viel schlimmer sind die Entsetzlichkeiten gegen die Verwundeten, denen sie mit Korkziehern die Augen auSgebohrt, mit Hakenmessern die Wun den aufgerissen haben. Und das sind behördlich beglaubigte Tatsachen, nicht Gerücht und Gerede. Unsere Wut war grenzenlos, und hätte man uns freies Spiel gelassen, das Rote Kreuz, das auS- gezogen, Wunden zu verbinden, hätte diese eng lischen Bestien, die unS mit unverschämt frechen Gesichtern angrinsten, mit Knüppel und Beil niedergeschlagen. Der deutschen Ansprache unseres mächtigen MajorS folgte eine zwar recht deutsch tilisierte, aber dafür um so verständlichere eng- ische an die britischen Bestien: Bei der geringsten llussäsfigkeit Maschinengewehre in 60 Meter Ent- ernung, und niemand von Euch bleibt am Leben, lnbeschreiblich ist die Erbitterung unserer Aerzte, )ie selbst unsere verstümmelten Verwundeten ge- ehen haben: Mit Knüppeln totschlagen, daß das Hirn verspritztll Warum ich Ihnen das schreibe? Damit un sere deutschen Frauen und Mädchen wissen, wel che Bestien in Menschengestalt diese Engländer sind, damit sie das an sich so schöne deutsche Mitleid aus ihrem Herzen bannen, wenn es sich um Engländer handelt, damit sie nicht — um ihr bißchen Englisch an den Mann zu bringen — diesem Auswurf der Menschlichkeit mit Liebes gaben nahen, die unseren braven Jungen ent zogen werden, damit sie sich nicht unwürdig zeigen ihres großen Vaterlandes und ihrer großen Zeit. Wir Leute vom Roten Kreuz würden ih nen tns Gesicht spucken, wenn sie diese Schmach auf sich lüden. Ich schreibe in behördlichem Auftrage; denn wir sind ausdrücklich ersucht worden, für weiteste Verbreitung der britischen Greuel zu sorgen. Daher bitte ich die deutschen Zeitungen um den Nachdruck dieser Zeilen." Wir haben es bisher vermieden, alle die schauerlichen Einzelheiten der Greueltaten unserer Feinde mitzuteilen, um nicht unnötige Besorgnisse zu erwecken. Da die Behörde aber die Weiter gabe der obenstchenden Schilderung wünscht, so halten wir es für unsere Pflicht, unsere Leser davon in Kenntnis zu setzen. Telegrammwechfel zwischen König Friedrich August und dem Kaiser. Zwischen dem Könige von Sachsen und dem Kaiser hat folgender Telegrammwechsel stattge funden : „An Se. Majestät den Kaiser im Felde: Ich und Mein Volk begleiten die Kämpfe und Siege der deutschen Wacht im Osten mit unseren heiße sten Wünschen. In solcher Anteilnahme hat Meine Regierung dem Dankesopser des deutschen Volkes für die treuen Ostmarken 250000 Mark überwiesen. Gott führe Unsere braven tapferen Truppen auch weiterhin zum Siege. Friedrich August." Der Kaiser antwortete: „Sr. Majestät dem König von Sachsen, Wach witz. Die hochherzige Beteiligung Deines treuen Sachsenvoikes an dem vaterländischen DankeS- opfer für die schwer heimgcsuchten Ostpreußen hat Mich tief gerührt. Dir und Deiner Negie rung Meinen innigsten Dank dafür. Welch er hebendes Bild: Die deutschen Stämme Schulter an Schulter im blutigen Kampfe gegen die Feinde des Vaterlandes unerschütterlich zusammenstehend, hinter den Schlachtfeldern Hand in Hand bemüht, gemeinsam die traurigen Folgen des Krieges zu lindern und auszugleichen. Tm Volk von solchem Einheitswillen zum Siegen und zum Fortwtrken für deutsche Kultur und deutsches Wesen erfüllt, darf des Beistandes des Allmächtigsten Lenkers der Schlachten und der Geschicke der Menschheit gewiß sein und kann nicht untergehcn unter dem Neid und Haß seiner Gegner. Wilhelm, l. U" Der Kaiser und die ostpreutzifchen Verwundeten. Ein vom Kaiser über den Fall von Mau- beuge an die Kaiserin nach Danzig gelangtes Telegramm schließt mit den Worten: „Grüße mir die braven ostpreußischen Verwundeten. Gott hat wieder sichtlich geholfen." Die 8. sächsische Verlustliste betrifft, ebenso wie die 7., zumeist das Infanterie- Regiment Nr. 105 (Straßburg). Aus hiesiger Gegend werden genannt: Fritzsche, Richard, Sol dat aus Röblitz, tot. Göpfert, Hermann Emil, Soldat d. R., aus Mülsen St. Niklas, vermißt. Weiland, Walter Oskar, Soldat aus Niederraben- stein, vermißt. Winkler II, Paul Albert, Soldat aus Lichtenstein, vermißt. Im ganzen werden aufgezählt: 1. Kompagnie: 9 Vermißte; 2 Kompagnie: 13 Tote, 57 Ver mißte; 3. Kompagnie: 97 Vermißte; 4. Kom pagnie: 2 Verwundete, 11 Vermißte; 5. Kom pagnie: 1 Verwundeter, 8 Vermißte; 7. Kom ¬ pagnie: 10 Tote, 13 Verwundete, 6 Vermißte; 8. Kompagnie: 1 Toter, 18 Verwundete, 8 Ver mißte; 9 Kompagnie: 6 Vermißte; 10. Kom pagnie: 10 Vermißte; 11. Kompagnie: 11 Ver mißte; 12. Kompagnie: 6 Verwundete, 14 Ver mißte. Infanterie-Regiment 133 (Zwickau): 8. Kom pagnie: 2 Tote; 10 Kompagnie: 1 Toter (sämt lich Hitzschlag). Infanterie-Regiment 134 (Plauen i. V.): 1. Kompagnie: 3 Verwundete; 2. Kompagnie: 8 Verwundete; 4. Kompagnie: 2 Tote, 13 Ver wundete. Infanterie-Regiment 139 (Döbeln): 4. Kom pagnie: 1 Toter, 1 Verwundeter. Maschinengcwehrabteilung Nr. 8 (Leipzig): 1 Verwundeter. Husaren-Regiment 19 (Grimma): 5. Eskadron: 1 Toter. Neue Kämpfe vor Antwerpen. Aus Ostende wird vom 7. September ge meldet: Die Deutschen gingen gestern nordwest lich von Brüssel zwischen Gent und Antwerpen vor. Alle Verbindungen zwischen diesen beiden Städten sind unterbrochen. Bei Cordegem in der Nähe von Wetteren fand gestern ein Gefecht statt. Die Belgier mußten sich vor der feind lichen Uebermacht zurückziehen. Der Komman dant Comminek ist gefallen. Nach holländischen Meldungen ist Gent von den deutschen Truppen besetzt worden. Der Bürgermeister zog den Truppen entgegen und bat, man möge die Sladt schonen. Gestern sind in Ostende englische Truppen gelandet. Nach belgischen Nachrichten zerstörten die Deutschen die Stadt Dinant an der Maas, weil von den Höhen um die Stadt geschossen wurde. Angeb lich sind die Frauen in ein Kloster gebracht worden, während Hunderte von Männern füsi liert wurden. Ein neues Seegefecht? Der kleine Kreuzer „Karlsruhe" hatte, wie die „B. Z." nach engl scheu Blättern meldet, ein kleines Scharmützel mit englischen Kreuzern. Einzelheiten fehlen noch. Ein Nachkomme von Ernst Moritz Arndt gefallen. An den Folgen einer schweren Verwundung ist der Oberstleutnant und Bataillonskommandeur Ernst Moritz v. Arndt verstorben. Er war ein l i ekter Nachkomme von Ernst Moritz Arndt und ältester Sohn de« verstorbenen Generals der Infanterie Arno v. Arndt. PoiueareeS Hilferuf a« de« Zaren. Nach der Meldung eines bayerischen Offiziers teilt die „MUnchen-AugSburger Abendzeitung" mit, daß bei Nancy einige französische Flieger heruntergeschofsen wurden. Unter diesen befand sich auch ein Pilot, der einen Bericht an den Zaren von Poincaree bringen sollte, in dem der Präsident den Zaren ersucht, die kräftigste Offen sive zu ergreifen, damit Frankreich für acht Tage ruhen könne, da eS sich sonst nicht mehr halten könne. Die Sorge« der französifche« Regierung. Im Ministerrat am 3. September in Bordeaux berichtete Millerand über die militärische Lage. Dann wurde eine R^ihe von Fragen beraten, besonders über die Lebensmittelzufuhr. Die Session der Kammer ist geschlossen. Viviani wies in einen Brief an den Präsidenten der Kammer darauf hin, daß zahlreiche Abgeordnete im Felde stehen und daß die Nöte, welche Frank reich drücken und die sich täglich häuften, der Kammer die Möglichkeit des Zusammentrittes nehmen. Ferner sei Frankreich durch höhere Gewalt und die Ereignisse gezwungen gewesen, den Sitz der Regierung zu verlegen, um den Widerstand des Landes zu verstärken und aus zudehnen. Differenzen im französischen Kabinett. Der Mailänder „Corriere della Sera" will auS bester Quelle wissen, daß der Entschluß der französischen Regierung, nach Bordeaux überzu- sicdeln, auf persönliches Eingreifen Lord Kitcheners zurückzuführen sei. Der Vorschlag dec Uebersied- lung sei auf Widerspruch bei den sozialistischen Ministern Guesde und Sembat gestoßen, die den Ausbruch von Unruhen in Paris befürchteten, wenn die Nachricht von der Verlegung des Regie rungssitzes bekannt würde. Es habe schon eine Ministerkrisis gedroht, als K tchener am 31. August in Paris mit French, Joffre und Gallieni im Ministerrat erschienen sei, der schließlich die lieber- siedlung genehmigt habe. Joffre «nd Kitchener flößen sich Zuversicht ein. General Joffre hat an Lord Kitchener ein Telegramm gesandt, in welchem er ihm herzlich für die dauernde Unterstützung dankt, welche die britischen Truppen der französischen Armee wäh rend des ganzen Verlaufes der Operationen gewährt hätten. Diese Unterstützung sei in die sem Augenblick von höchstem Werte und sie komme aufs kräftigste in dem Kampfe zum Ausdruck, der jetzt gegen den deutschen rechten Flügel im Gange sei. Lord Kitchener sagte in seiner Antwort, die britische Armee freue sich, mit der französischen Zusammenwirken zu können und England sei stolz auf die hohe Aufgabe, seine Unterstützung gewähren zu dürfen, auf die General Joffre stets vertrauensvoll zählen könne. General Joffre hat zur Ermutigung der Pariser folgenden Ar meebefehl an die Truppen gerichtet: „Es ist jetzt nicht mehr der Augenblick, rück wärts zu schauen, sondern anzugreifcn, den Feind zurückzudrängen und das gewonnene Terrain, koste es, was es wolle, zu behaupten." Kurz und bündig ist dieser Tagesbefehl ja im Gegensatz zu dem Wortschwall sonstiger fran zösischen Proklamationen. Und General Pau weiß im Anschluß daran auch bereits von Er folgen zu berichten. Die Londoner „Evcning-News" melden aus Boulogne: General Pau berichtet, daß unter Leitung von French und D'Amade die Franzosen Pcecy sur Oise, 25 Meilen nördlich von Paris, einen großen Sieg über die Deutschen errungen hätten. Die britischen Truppen sollen hier die deutsche Garde völlig geschlagen haben. An zwei Stellen kann nun aber die deutsche Garde unmöglich geschlagen und vernichtet sein. Zu der Beschlagnahme französischer Flugzeuge in Reims wird der „Vossischen Zeitung" gemeldet: In Reims, das einen großen, ausgezeichnet unterhaltenen Flugplatz mit einer Oifiziersflie- gerschule besaß, war in Friedenszeiten eine Kom pagnie Flieger stationiert. Neuerdings wurde die Zahl der Flieger vergrößert und nicht weni ger als drei Kompagnien mit allem Zubehör dort untergcbracht. Die französische Flugkom pagnie ist in 6 Einheiten geteilt, das sogenannte Geschwader, deren jedes wieder acht Flugzeuge umfaßt. Davon sind 6 für den beständigen Bedarf bestimmt, die restlichen 2 für den Mobil machungsfall und als Reserven. Für jeden Flugapparat wird ein Auto gehalten, an das der Apparat gehängt und mit einer Geschwin digkeit von 30 bis 40 Kilometer über die Land straße gezogen wird. Das Automobil enthält auch einen Neservemotor, Reservezubehörteile und eine kleine Werkstatt. Jedes Geschwader hat außerdem ein großes Werkstattautomobil. Die Detachements des Reimser Fliegerregiments sind in Verdun, Tvul, Epinal und Belfort, umfassen also den äußeren Festungsgürtel Durch die Einnahme von Reims sind also die wichtigsten Festungen von der Zentrale getrennt und können weder Mannschaften noch Material usw. beziehen. Auch der nicht unerhebliche Autopark, den unsere Truppen erbeuteten, wird ihnen gute Dienste lei sten können. Man nimmt an, daß die Flugzeuge für uns sehr wohl verwendbar sein werden. Französische Verluste. Aus England wird gemeldet, daß der Kriegs» korrespondent des „Manchester Guardian" die französischen Verluste an der Nordgrenze auf 80 000 geschätzt hat. Vor Paris ei« Vild deS Jammers Der Korrespondent des „Corriere della Sera" beschreibt seinen Besuch in der Umgegend von Paris, die heute ein Bild des Jammers biete. Die durch belgische Grcuelmärchen gemehrte Angst vor den Deutschen ist furchtbar. Alle fürchten den Augenblick, die schrecklichen Ulanen herantrappeln zu hören, und alles flieht oder will fliehen, aber die Transportmittel fehlen. Auf der Landstraße hinter den Schanzgräbeu sah der Korrespondent Truppen und dichte Flüchtlingsschwärme entlangziehen. Die Solda ten sind von langen Märschen, Kämpfen und Hunger völlig erschöpft. Sie machen in den Ortschaften halt, um Essen und Trinken zu be kommen. Der Korrespondent unterhielt sich auch mit französischen Soldaten: „Wir verlieren bei unseren Märschen immer Terrain, weil die Deut schen weit besser marschieren als wir," erklärten sie. Wie eS i« der Festung Montmedh ausfieht. Der Spezialberichterstatter der „Franks. Ztg." vom westlichen Kriegsschauplatz meldet: Die Festung Montmedy ist von den Franzosen ver lassen worden, ohne daß auch nur ein Schuß abgegeben wurde. Der Kommandant der Festung machte mit einem großen Teile der Besatzung einen Ausfall, wurde dann aber von den deutschen Truppen gestellt, so daß die Ueber- gabe erfolgte. Die Festung ist in Schmutz und Unrat eingehüllt. Große Mengen Lebensmittel wurden oorgefunden, von denen unsere Truppen mehrere Monate leben können. Die Vorgefundenen Konserven sind außerordentlich sauber. Ferner wurden in der Festung ganze Pakete mit Dum- Dum-Geschossen aufgesunden, die sorgfältig ver packt und zur Ausgabe an die Truppen bereit lagen. Die Zahl der gefangenen Engländer in Maubevge wird auf etwa 30000 angegeben, da die vorge sehene Besatzung der Festung nur 10000 Manu betrug. Da das englische Expeditionskorps bereits am 27. August bei St. Quentin verschiedene Tau send Gefangene verloren hatte, so ist von ihm nicht mehr viel übrig. Mit Maubeuge ist wahr scheinlich auch das Munitionslager der Engländer in unsere Hände gefallen. Die englische Armee hat andere Munition für ihre Artillerie und Infanterie als die französische. Der längere Widerstand Maubeuges, es hielt sich länger als andere Festungen, ist nach Ansicht des militäri schen Mitarbeiters des „Tag" der Anwesenheit englischer Soldaten zuzuschreiben, die im offenen Felde keinen großen Wert haben, vermöge ihrer Ruhe und Dickköpfigkeit zur Verteidigung fester Punkte jedoch vorzüglich geeignet sind. Keine ruffifchen Truppentransporte nach Frankreich. Die meisten italienischen Blätter behaupten immer noch authentische Bestätigungen dafür zu besitzen, daß die Meldung von dem Seetransport russischer Truppen nach Frankreich auf Wahrheit beruht. Darüber macht sich die „Stampa" lustig. Sie sagt, die ganze phantastische Geschichte sei ihr schon vor einigen Tagen zugetragen worden, aber von zuständiger Seite dementiert worden. Darauf habe sie die Nachricht dem Papierkorb übergeben. Eine derartige Expedition, setzt das Blatt hinzu, würde jedem, der ein bißchen Geo graphie kennt, als Heller Wahnsinn — weil tech nisch unmöglich — erscheinen Diese Geschichte, die über einen 4000 Kilometer langen Wasserweg derRusfen durch das bekanntlich unendlich schwierig zu passierende nördliche Eismeer am Nordkap vorüber bedingt, sei eines Jules Berne würdig. Ruffifcher Wahn. Nach einer Kopenhagener Meldung aus Pe tersburg soll 1 Million Soldaten in Wilna kon zentriert sein. Sie würden durch Extrazüge an die Grenze befördert, und sollen von dort nach Berlin marschieren. Wir möchten annehmen, daß sie bei dieser Gelegenheit einigen Aufenthalt haben und dann für die Dauer des Krieges zwangsweise irgend wo festgesetzt werden. Russische Soldaten Plündern die eigene Regimentskaffe. Die Schlesische Korrespondenz meldet au-Z Siriegau: Zwei russische Kriegsgefangene gcrietrn miteinander in Streit, wobei das Mesfer eine Nolle spielte. Der eine hatte nämlich verraten, daß der andere an einer Plünderung der Regi mentskasse beteiligt war. Die Untersuchung, welche von den Bewachungsmannschaften recht ein gehend vorgenommen wurde, förderte tatsächlich 10000 Mark in russischem Papiergelde bei dem Angeschuldigten zutage. Die übrigen Gefangenen verfügten über reiche Geldmittel, die sie vor dem Kriege sicher nicht besaßen. Wie lange wird der Krieg dauer». Ein Berichterstatter des „Esti Uisag" hatte eine Unterredung mit dem ehemaligen österreichisch- ungarischen Botschafter in Berlin, Grafen Szö- gyeny-Marich, in welcher dieser u a. auf die Frage der wahrscheinlichen Dauer des Krieges sagte, eine bestimmte Meinung könne niemand aussprechen, es scheine aber, daß der Fall von Paris nicht das Ende des Krieges bedeute. Darauf lasse wenigstens die Verlegung der Regierung von Paris schließen. Erst empfindliche Nieder lagen der Russen würden die Geneigtheit zum Friedensschluß beschleunigen. Japanische Flieger über Tsingtau. Wie aus Tokio unterm 9. Sept, gemeldet wird, haben japanische Flieger Bomben auf Tsingtau geworfen.
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