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WnWMslthckr Anzeiger Tageblatt für Hohenstein-Emstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Rüsdorf, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf rc. Der.Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger" erscheint mit Ausnahme der Sonn« und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugsprets bet freier Lieferung tns Haus Mk. 1^0, bei Abholung in den Geschäft», pellen Mk. 1.25, durch die Post bezogen (außer Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen nahmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstaltcn und die Landbriefträger entgegen. A> rilage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das „Illustrierte Sonntagsblatt". — Anzeigengebühr für die Sgespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 16 Pfg.; im Reklamcteil die Zeile 30 Pfg. Die ^gespaltene Zeile im amtlichen Teil üO Psg. Anzeigcn-Anuahme für die am Abend erscheinende Nummer bis vormittags 10 Uhr, größere Anzeigen werden am Abend vorher erbeten. Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt jedoch nur bei alsbaldiger Zahlung. Die Aufnahme von Anzeigen an vorgeschriebenen Tagen und Plätzen wird möglichst berücksichtigt, eine Garantie jedoch nicht übernommen. — Für Rückgabe unverlangt eingesandter Manuskripte macht sich LDGGGGTGGGDGGGDGGTGGGTGGDTGGTGGDTDDGGDOD die Redaktion nicht verbindlich. DGVDGDDDGGDDDDDDDGDDDGDDDDDGGDDDGDDDDDGA Rr. 201. Fernsprecher Nr. 151. Sonnabend, de« 20. Angnst ion. - u. Jahrgang Infolge der angeordneten Mobilmachung werden hiermit die Bestimmungen der hiesigen Anwohner- und Fremdenmeldeordnung vom 13. Februar 1896 wie folgt abgeändert: 1. Jeder Zuzug in den Privatwohnnngen ist binnen 24 Stunden im Einwohner meldeamte — Rathaus, Zimmer 12 — zu melden. 2. Die Abgabe der Meldezettel für die in Gasthäusern und Herbergen im Laufe des Tages ankommenden Fremden hat bis abends 10 Uhr und für die nach 10 Uhr abends ankommenden Fremden bis morgens 7 Uhr in der Polizeiwache, Zimmer 4/5 des Rathauses, zu erfolgen. 3. Alle hier zuziehenden oder in hiesigen Gasthäusern, Herbergen und Privatwohnungen absteigenden Ausländer, die Staaten «»gehören, welche gegenwärtig mit dem Deutschen Reiche Krieg führen, haben sich binnen 24 Stunden und, soweit die Zeit des Aufenthaltes in hiesiger Stadt eine kürzere ist, spätestens 3 Stunden vor der geplanten Abreise persönlich mit ihren Ausweispapieren im Einwohnermeldeamte während der Geschäftsstunden einzufinden und anzumelden. Lautet das Ausweispapier auf mehrere Personen, so haben sich alle diese Personen gleich zeitig einzufinden. Für gewissenhafte Einhaltung dieser Vorschriften sind neben den Zuziehenden verant wortlich die Vermieter, Gastwirte und Quartiergeber. Zuwiderhandlungen werden unnachsichtlich mit Geldstrafe vis zu 180 Mark oder mit Haft bis zu 14 Tagen bestraft. Stadtrat Hohenstein-Ernstthal, dm 25. August 1914. Befreiungsgesuche Landsturmpflichtiger. Unter den bisher cingegangmen Bcfreinngsgesuchen Landsturmpflichtiger befindet sich eine große Anzayl Gesuche unausgebildeter Leute um Zurückstellung hinter die letzte Jahresklasse. lieber diese Gesuche wird erst dann entschieden werden, wenn der unausgebildete Landsturm wirklich zur Aushebung gelangen sollte und zwar ist die Entscheidung Sache der Ersatzkommissionen in einem etwa stattfindenden Landsturmmusterungstermine. Es werden daher auf die bezüglichen Gesuche Bescheidungen zunächst nicht erfolgen. Glauchau, den 27. August 1914. Die Königliche AmtShauptmannschaft. Kulomvkils rum Nnsnbentnsnspoi't. Der Transport der Verwundeten vom Bahnhofe in die verschiedenen großen Lazarette, insbesondere das große Militär-Reserve-Lazarett Glauchau, macht umfassende Vorbereitungen nötig. Es wird insbesondere die Verwendung von Automobilen hierzu sich besonders empfehlen. Der unterzeichnete Zweigverein richtet deshalb an alle Automobilbesitzer die dringende Bitte, ihr Automobil an den Tagen, wo Verwundeten-Transporte in Glauchau oder anderen Stationen eintreffen, für den Transport zur Verfügung zu stellen und die Bereitwilligkeit hierzu schon jetzt dem unterzeichneten Zweigvereins-Vorsitzenden freundlichst anzuzeigen. Im Bedarfsfälle wird dann telephonisch oder auf andere Weise um Entsendung des Automobils gebeten werden. Bei der Anmeldung ist der Bedarf an Benzin zu einer zweimaligen Fahrt von Glauchau und zurück, sowie für die eigentliche Transportfahrt schätzungsweise anzugeben, damit die Freigabe des nötigen Quantums vermittelt werden kann. Glauchau, den 27. August 1914. Der Vorsitzende des Zmeigvereins Glaucha« «nd Umgegend. Graf v.?Holtzendorff, Amtshauptmann. Die Fernwirkung unserer Siege. Unsere bisherigen Erfolge im Westen — Wie es in Belgien steht. — Zum Untergang der „Magdeburg". — Ministerkrise in Frankreich. — IJtalien und der Dreibund. — Rumänien am Scheidewege. Unsere bisherigen Wlge ini Westen. Großes Hauptguartier, 27. Aug. (W. T. B.) Das deutsche Westheer ist 9 Tage nach Beendigung seines Aufmarsches unter fortgesetzten siegreichen Kämpfen in das fran zösische Gebiet von Cambrai bis zu den Süd vogesen eingedrungen. Der Feind ist überall geschlagen und befindet sich in vollem Rück züge. Die Größe seiner Verluste an Ge fangenen und Trophäen läßt sich bei der ge waltigen Ausdehnung in zum Teil unüber sichtlichem Wald- und Gebirgsgelände noch nicht annähernd übersehen. Die Armee des Generalobersten von Kluck hat die englische Armee bei Maubeuge geworfen und sie heute südwestlich von Maubeuge unter Umfassung erneut angegriffen. — Die Armeen des Generalobersten v. Bülow und des General obersten Freiherrn v. Hausen haben etwa 8 Armeekorps französischer und belgischer Truppen zwischen Sambre, Namur uud Maas in mehr tägigen Kämpfen geschlagen und verfolgen sie jetzt östlich Maubeüge vorbei. Namur ist nach zweitägiger Beschießung gefallen. Der Angriff auf Maubeuge ist eingeleitet. — Die Armee des Herzogs Albrecht von Württem berg hat den geschlagenen Feind verfolgt uud die Maas überschritte». — Die Armee des deutschen Kronprinzen hat eine befestigte Stel lung des Feindes vorwärts Longwy genommen und einen heftigen Angriff aus Verdun ab- gewieseu. Sie befindet sich gegen die Maas. Longwy ist gefallen. — Die Armee des Kron prinzen von Bayern ist bei der Verfolgung in Lothringen von neuen feindlichen Kräften aus der Position von Nancy und aus süd licher Richtung angegriffen worden. Sie hat die Angriffe zurückgewiesen. — Die Armee des Generalobersten v. Heeringen nimmt die Verfolgung in den Vogesen nach Süden vor. Das Elsaß ist vom Feinde geräumt. — Aus Antwerpen haben vier belgische Divisionen gestern und vorgestern einen Angriff gegen unsere Verbindungen in der Richtung Brüssel gemacht. Die zur Abschließung von Antwerpen zurückgelassenen Kräfte haben viele Gefangene gemacht und Geschütze erbeutet. Die belgischen Bewohner haben sich fast überall an den Kämpfen beteiligt. Auch hier sind strengste Maßnahmen zur Unterdrückung des Frankti reur- uud Bandenwesens angeordnet worden. — Die Sicherung der Etappenlinien mußte bisher den Armeen selbst überlassen bleiben. Da jedoch die zur Sicherung der Etappen- linien zurückgelassenen Kräfte in dec Front gebraucht werden, hat Seine Majestät die Mobilmachung des Landsturms befohlen. Der Landsturm würde zur Sicherung der Etappen linien und zur Besetzung von Belgien mit herangezogen werden. Dieses unter deutscher Verwaltung stehende Land soll für Heeres bedürfnisse aller Art ausgenntzt werden, um die Heimatsgebiete zu entlasten. Geueralquartiermeister v. Stein. Wie es in Belgien steht. „Die deutsche Provinz Belgien", — noch vor zwei, drei Wochen hätte man den Verkünder dieser Weisheit ein wenig von oben herab an gesehen. Aber die Weltgeschichte hat es wohl so beschlossen, und heute ist dort mit Ausnahme von Antwerpen tatsächlich alles deutsch. AIS die belgischen Soldaten und die famose Franktireur bevölkerung die deutsche Besitzergreifung nicht mehr verhindern konnten, haben sie in planloser Wut alles zerstört und vernichtet, waS irgendwie dem Verkehr hätte dienen können. Die Chaussee pflasterungen wurden alle 30 Schritt weit auf- gerissen und Barrikaden erbaut, Wälder nieder gelegt und die Bäume zu Sperrungen benutzt, Eisenbahnanlagen, Tunnels und Schiffsbrücken flogen in die Luft, das wertvollste Eigentum wurde nicht geschont, um den deutschen Truppen Hindernisse in den Weg zu legen. Und was taten die Deutschen? Sie zogen in wohlgeordneten Scharen ins Land, bauten sich die Brücken wieder auf, stellten Telephon- und Telegraphenverbindungen wieder her und mar schierten mit einer verblüffenden Ortskenntnis über feindliche Heermassen und Festungen bis zur Hauptstadt vor. Von Aachen fährt jetzt die Eisenbahn schon wieder nach Lüttich und Namur. Ueberall herrscht deutsche Verwaltung. Im Lüt ticher Justizpalast befindet sich jetzt daS deutsche Gouvernement, an den Mauern hängen Bekannt machungen in deutscher, französischer, flämischer Sprache. Die Briefkästen tragen die Aufschrift „deutsche Feldpost". Um 7 Uhr abends müssen die Einwohner in ihren Häusern sein, nur Deutsche dürfen auf den Straßen bleiben. Ueberall an den Mauern kleben die deutschen Siegesdepeschen. Die Kontrolle auf allen Wegen ist äußerst scharf, selbst die deutsche Generalsuniform bleibt nicht verschont. Wer sich legitimiert, kann passieren. So kommt man nach Namur. Noch während der Verteidigung der letzten vier Forts durch die Belgier — sie fielen bekanntlich am Mittwoch — herrschte in und bei Namur schon vollständig deutsches Leben. Eisenbahnzüge mit Truppen, Proviant und Munition fuhren aus Deutschland schon direkt bis zur Stadt. Auch hier bauen, befestigen, richten die deutschen Truppen wieder auf, als befänden sie sich mitten im Frieden. Und während überall schon die deutsche Organi sation sich fühlbar machte, dröhnten unter dem Himmel die neuen 42-Zentimeter-Geschütze lang sam gegen die letzten Forts, die im Staub unter der furchtbaren Wirkung znsammenbrachen. Wo diese geheimnisvolle Waffe auftaucht, verliert die beschossene Besatzung einfach jeden Gedanken an Verteidigung. Blöcke von der Größe einer Villa werden wie Gummibälle in die Luft geschleudert, aus einer Entfernung von 12 Kilometern kom men diese Geschosse geflogen und richten Ver wüstungen an, wie sie kein Erdbeben schlimmer anrichten kann. Die belgische Bevölkerung muß ohnmächtig zusehen, wie sie langsam verdeutscht wird. Die fluchwürdigen Franktireurs sind dank der gründ lichen Arbeit unserer Truppen im Aussterbcn be griffen, der vernünftigere Teil versucht sich mit den Eroberern anzubiedern. Man liest die deut schen Bekanntmachungen und beginnt allmählich zu begreifen. Allerdings, sie müssen jetzt begrei fen! Der deutsche Generalgouverneur wird ener gisch genug sein, seinen Anordnungen gehörig Nachdruck zu verleihen. Schon ist der Stadt Lüttich eine Kriegssteuer von 10 Millionen und der Provinz eine solche von 50 Millionen auf erlegt worden. Eine Anzahl Häuser in Lüttich sind in Brand gesteckt worden, weil aus ihnen Schüsse gefallen waren. Die Zeitungen dürfen nur noch in deutscher Sprache erscheinen. In den umliegenden Dörfern herrscht Frieden, die Bewohner sind alle verschwunden. Herrenloses Vieh, prächtige Kühe weiden in Blumengärten und herrschaftlichen Parken, Hühner laufen frei umher. Kein Mensch achtet mehr das Eigentum, es hat seinen Wert verloren. Aber schon beginnt die deutsche Verwaltung Vertrauen zu erwecken. Die Bewohner sind nicht mehr so erbittert, sie sehen ihre Fehler ein. Und das ist das traurigste für sie, denn die Mutlosigkeit ist schlimmer als die Furcht. So leben sie denn jetzt wie eingc- schüchterte Kinder unter den Deutschen. Verdienen sie Mitleid? Nein, tausendmal nein! Nur der Zwang macht sie so kleinmütig, dahinter aber lauert die Bestie. Als deutsche Truppen durch Houvenier zogen, bekamen sie