Suche löschen...
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 28.08.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-08-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191408288
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19140828
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19140828
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-08
- Tag 1914-08-28
-
Monat
1914-08
-
Jahr
1914
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 28.08.1914
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Leben gerufen werden. Die Bank will mit 3 Millionen Mark Kapital arbeiten. Die gesamten Ortschaften hätten dann Anspruch auf 6 Millionen Mark Kredit, die den Ortseingesessenen zugute kämen. Die Bank hätte für die Gemeinden ebensolchen Wert wie für den Einzelnen. Der Mindestbeitrag für Hohenstein-Ernstthal betrage 9000 Mark. Die Gründung der Bank soll nächsten Sonnabend in Dresden stattfinden. — Stdto. Wappler steht der Gründung einer solchen Bank sympathisch gegenüber. Namentlich aber den kleinen und mittleren Betrieben sollte man durch eine solche Bank auf die Beine helfen, damit die Handwerksmeister bezüglich der Lohn zahlung an die Arbeiter in keine Verlegenheit kämen. Es wäre eine gewisse Erleichterung, wenn man sicher ist, Geld — unter gewissen Voraussetzungen — zu erhalten. — Stdto. Grieß - bach tritt dafür ein, daß der gewährte Kredit nicht für rückständige Schulden bezahlt werden solle, sondern um die Gewerbetreibenden in die Lage zu versetzen, ihren Betrieb ganz oder wenigstens teilweise aufrecht zu erhalten. — Bürgermeister Dr. Patz bittet, die Vorlage anzu nehmen, er betont, daß es unmöglich sei, allen Kreisen beizuspringen. Es könnte dies schließlich nur in geringem Maße geschehen. Man habe jetzt die Sparkasse in Anspruch genommen, daß wenigstens die städtischen Bauten weiter ausge führt werden können, wodurch auch vielen Hand werksmeistern etwas geholfen sei. Was die Kriegskreditbank anlangt, so soll sie ganz Sachsen umfassen. Es kämen höchstens einige wenige Großstädte in Wegfall. Die Bank würde vom Staat mit zwei Millionen Mark unterstützt werden, der Gesamtkredit stellte sich auf 80 Mil lionen Mark. Ohne Sicherheit könnte allerdings eine Verleihung nicht stattfinden. Jur Feststellung dieser Sicherheit sollen Kreditausschüsse gebildet werden, die wieder nach Amtshauptmannschaften eingeteilt sind. Das Warenlager müsse bei der zu stellenden Sicherheit allerdings eine Rolle spielen, die bloße Tüchtigkeit des Betreffenden könnte allein nicht genügen. Der Rat habe be schlossen, einen Beitrag von 20000 Mark zu zeichnen. Von dieser Summe will man ein Viertel einzahlen. Es sei dies ein Betrag, den wir für unseren Mittelstand gem geben könnten. Von den Fabrikanten dürfte die Bank wohl nicht be sonders in Anspruch genommen werden, dagegen» aber in weitem Maße von den Handwerkern. — Stdto. Ebersbach ist ebenfalls für die Be- teiligung an der Kriegskreditbank, verkitt aber die Ansicht, daß die Bank auch von den Fabri kanten in Anspruch genommen werde, z. B. wenn die Krise längere Zeit anhalten sollte. Er halte deshalb den Betrag nicht für zu hoch, eher noch für zu niedrig. — Stdto. Grießbach ist derselben Ansicht, namentlich sollte hier auch Kredit geschafft werden für diejenigen Betriebe, deren Erzeugnisse nicht zu sehr der Mode unter worfen sind. — Die Stdtvv. Terl, Layritz, Nudelt halten den Beikag ebenfalls für zu niedrig. — Stdtv.-Vorsteher Lohse bemerkt, daß uns bei einem Beikag von 20000 Mark immerhin ein Kredit von 50000 Mark gewährt werde, eine Summe, die für unsere Stadt genügen werde. — Derselben Meinung ist Bürgermeister Dr. Patz; man wüßte noch nicht, in welchem Maße der Kredit von hiesigen Geschäftsleuten beansprucht werde, und sollte es deshalb bei 20000 Mark belassen. Nachdem noch die Stdtvv. Ebersbach und Grießbach, sowie Stdtv.-Vor steher Lohse für und wider die Erhöhung ge sprochen hatten, beantragt Stdtv. Terl, den Bei trag auf 30000 Mark zu erhöhen. Der Antrag wird einstimmig angenommen. Grundsätze für die Verteilung der Hilfsgelder. Der Ausschuß für die Verteilung der Hilfs gelder hat folgende Grundsätze beschlossen, nach denen die Verteilung der Gelder vorgenommen werden soll. Die Unterstützung soll gewährt werden 1. in den Fällen, wo keine staatliche Kriegsunter stützung gezahlt wird, 2. den Frauen der aktiven Soldaten, 3. den Müttern und den Verwandten aufsteigender Linie von Soldaten, die bisher von denselben unterstützt worden sind. 4. Der Betrag wird festgesetzt nach dem Gesetz von 1888 bezw. 1914. 5. Als Beginn der Unterstützung gilt der Einrückungstag bezw. der Zeitpunkt der Hilse- bedürftigkeit. 6. sollen Mietbeihilfen und zwar einheitlich geleistet werden. 7. sollen in beson deren Fällen auf Befürwortung der Pfleger er höhte Unterstützungen gezahlt werden. — Bürger meister Dr. Patz bemerkt hierzu, daß insbesondere auch die durch den Krieg arbeitslos Gewordenen unterstützt werden sollten, ebenso Eltern, die bis her von aktiven Soldaten mit unterstützt wurden und jetzt eine staatliche Beihilfe nicht erhalten. Die Grundsätze müßten aber dahin umgeändert werden, daß eine starke Familie, deren Oberhaupt arbeitslos geworden ist, im Verhältnis nicht mehr erhält als eine weniger starke Familie, die ihren Ernährer in den Feldzug ziehen lassen mußte und somit ihr Höchstes gab, was eine Familie geben kann. Vor allem sollen einzelne Arbeitstage mit in Anrechnung gebracht werden. Es könnte sonst vorkommen, daß die Unterstützung höher ausfiele als der volle Verdienst des Unterstützten bei Friedenszeiten. Weiter sollen die zu Unterstützen den dem Ausschuß und den Pflegern dadurch mit an die Hand gehen, daß sie über ihre Ver mögensverhältnisse möglichst genaue Angaben machen. Sollten in dieser Beziehung absichtlich unwahre Angaben gemacht werden, um einen höheren Unterstützungsbetrag herauszuschlagen, so könnte gegen die Betreffenden wegen Betrug vor gegangen werden. Der von der Stadt zur Ver fügung gestellte Betrag von 20000 Mark und die in der Liebesgabenstelle eingegangenen Beträge werden wohl nicht ausreichen. Wie man die Festsetzung der Höhe der Unterstützungen hand haben werde, müßte erst die Praxis ergeben, event. sollte dann zur Umänderung einiger Grund sätze geschritten werden. — Stdtv. Ebersbach will nicht haben, daß eine Unterstützung, die den Bedürftigen ab und zu von anderer Seite, z. B. von den Arbeitgebern, gewährt wird, mit ange rechnet wird. — Bürgermeister Dr. Patz erwidert hierauf, daß man natürlich nicht jeden Pfennig, den die Bedürftigen von anderer Seite erhalten, anrechnen werde, ebenso kleine Ersparnisse, die die Betreffenden auf der Sparkasse stehen haben. Hinweisen möchte er noch einmal darauf, daß die Unterstützungen keine Armenunter- stützungen seien, wie von manchen Familien angenommen werde und die aus falschem Stolz ihre Rechte — denn solche seien es — nicht geltend machten. Solche Familien müßten von den Pflegern ausfindig gemacht werden, um sie nicht im Elend sitzen zu lassen. — Zu dieser Sache sprechen noch die Stdtvv. Grießbach, Fankhänel, Wächter und Ebersbach, sowie Stdtv.-Vorsteher Lohse und Bürgermeister Dr. Patz. Stdtv.-Vorsteher Lohse betont, daß erst die Praxis lehren müsse, welche Maßnahmen weiter ergriffen werden sollen. — Die von dem Ausschuß aufgestellten Grundsätze werden ein stimmig angenommen. Stdtv. Lange fragt an, ob der Fußweg bei der Fabrik von Drechsel L Günther nicht aus- gebessert und gleichmäßiger gelegt werden könnte, die Arbeit könnte als Notstandsarbeit betrachtet werden. — Bürgermeister Dr. Patz bemerkt aber, daß das bek. Land nicht ganz der Stadt gehöre. Er wolle aber die Angelegenheit weiter verfolgen. Schluß der Sitzung Vj10 Uhr. OertlicheS «nd «ächfischr«. *— «in willkommener Bote im Feld und ein herzlicher Gruß aus der Heimat ist sicherlich jedem Soldaten die Ortszeitung. Mit der Zeitung aus der Heimat, mit all den kleinen Nachrichten, den bekannten Namen und den Schilderungen der lieben vertrauten Verhältnisse hat der Krieger stets wieder von neuem vor Augen, wofür er kämpft und warum wir siegen müssen. Kleinliche Klagen über häusliche Sorgen sind nichts für unsere Soldaten im Felde, die können wir zu Hause allein tragen, aber doch sollen so oft als möglich die Vaterlandsverteidiger von ihrer Heimat hören. Briefe schreiben kann man nicht alle Tage, unsere Zeitung aber erscheint täglich, und wenn uns die Adresse angegeben wird, ver senden wir die Zeitung regelmäßig sofort nach dem Erscheinen gegen die gewöhnliche Abonne- mentSgebühr. Wer seinen im Felde stehenden Angehörigen das Heimatblatt nachsenden läßt, bereitet ihm sicher eine große Freude. *— Wittoriuns-auKsicht fflr Freitag, den 28. August: Südwestwinde, imeist heiter, warm, schwache Gewitterneigung, sonst vorwiegend trocken. *— Go ist's recht. Der sächsische Kultus- Minister hat durch eine Verfügung bekannt ge geben, daß an den sächsischen Hochschulen und Staatslehranstalten mit Wirkung ab Winter semester 1914 die Aufnahme von russischen, ser bischen und japanischen Studenten verboten ist. Auch in Preußen ist ein gleiches Verbot ergangen. * Ausfuhrbewilligung. Nach einer der Handelskammer Chemnitz vom Königlichen Mini sterium des Innern soeben zugegangenen Benach richtigung hat der Reichskanzler auf Grund des tz 2 der Kaiserlichen Verordnung vom 31. Juli die Ausfuhr von Kohlen und Koks auS Schle sien nach Oesterreich und von Steinsalz nach Oesterreich-Ungarn, sowie die von Teerfarbstoffen der Zolltarifnummern 319, 320, 321 für den inne ren Bedarf neutraler Länder bis auf weiteres bewilligt. * — Züchtet Gchweiue! Da die Heereslei tung mit der Zeit voraussichtlich großen Bedarf an Schlachtvieh haben wird, wird von amtlicher Seite empfohlen, daß auch die kleineren Leute, die Platz und Futter haben, sich der Schweine zucht widmen möchten, damit sie nicht später gezwungen sind, für teueres Geld Fleisch zu kau fen oder den Fleischgenuß ganz einzuschränken. * Hohenstein-Erustthal, 27. Aug. Die ge strige Stadtvercrdnetensitzung stand wiederum un ter dem Zeichen des Krieges. Von Bedeutung war die Beteiligung an einer Kriegskreditbank, die mit staatlicher Unterstützung in Dresden ge gründet werden soll. Der Rat hatte einen Bei trag von 20009 Mark vorgesehen, wofür den hiesigen Handwerksmeistern ein Kredit voll 50000 Mark zur Verfügung stehen sollte. Die Stadt verordneten erhöhten aber den Beitrag auf 30000 Mark. Für die Unterstützung der Hilfs bedürftigen hat der Ausschuß Grundsätze festge stellt, nach denen die Auszahlung der Gelder erfolgen soll. Wie Herr Bürgermeister Dr. Patz hervorhob, ist noch vielfach die Ansicht verbreitet, die KriegSunterstützungen seien Armenunterstüt zungen. Demgegenüber müsse aber immer wie der darauf hingewiesen werden, daß die Unter stützung ein Recht ist, das den Bedürftigen znsteht. Es sei deshalb ganz verkehrt, wenn einzelne Familien aus falschem Stolz die Unter stützungen nicht beanspruchen wollten. Weiter sei hierbei auch darauf aufmerksam gemacht, daß die betreffenden Familien den Antrag im Rat haus erst stellen müssen. Ohne einen Antrag wird die Unterstützung nicht ausgezahlt. Beach tet zu werden verdient ober auch der Hinweis deS Herrn Bürgermeisters, daß solche Personen, die eine Unterstützung beanspruchen wollen und der Behörde absichtlich unwahre Angaben ma chen, um einen höheren Betrag hcrauszuschlagen, wegen Betrugs belangt werden können. —r. Unsere LiebeSgabcustelle ruft unentwegt nach neuer und wiederholter Beintignng. Die bis jetzt eingelaufenen Sachen sind dank der Mit hilfe einzelner Bürger und Damen — gestern waren vier 1856er Turnerinnen mittälig, nm 114 zum Teil von ihnen gestiftete Tabaksbeutel mit Inhalt zu versehen — geordnet, verpackt und in sechs großen Kisten versandt worden. Große Lücken sind im Lager zu sehen und der Ausschuß erwartet, daß unsere Einwohnerschaft in der Aeußerung der Dankbarkeit durch Spenden von brauchbaren Sachen nicht erlahmt. Etwas Nachdenken läßt daS Richtige unschwer erraten: Die Nächte werden schon empfindlich kühl, da sind wollene Socken, Müffchen, warme Unter kleider — letztere nicht zu dick — am Platze. Nähbeutel sind genügend da. Bürger und Bür gerinnen, vergeßt nicht in eurem geschützten Heim, daß unsere Streiter für Hof und Herd manches entbehren müssen. Sie verdienen unsere volle Unterstützung I * — 1V6V6 treue deutsche Untertaueu müssen ihre Wohnsitze im Elsaß mit dem Aufenthalte in der Provinz Sachsen vertauschen, weil dies die Kriegführung erforderlich macht. Freund schaftlichster und gastlicher Aufnahme dürften sie sicher sein. AuS dem Osten kommt dagegen die Nachricht vom Hereinfluten der slavischen Massen nach Deutschland. Beide Meldungen lasten die schwere Lage der Deutschen erkennen, die an den bedrohten Grenzen wohnen. Wir in der Mitte zwischen beiden merken nichts von den Schrecken des Krieges. Sollte uns daS nicht dazu be stimmen, auS Dankbarkeit für dieses günstige Geschick recht reichlich Unterstützungen darzu bringen für unsere Brüder draußen im Felde und ihre in Angst und Sorgen vielfach sogar in bedrängter Lage unter unS weilenden Familien? Darum wolle man der Hilseßtelle im Rathaufe, Zimmer Nr. 7, und der Gammelbüchseu in Gasthäusern und Ladengeschäften nicht vergessen beim Jubel über die Erfolge der tapferen Heere. Jede SiegeSnachricht sollte im Gegenteil für uns Anlaß sein, aufs neue in Dankbarkeit auf dem Altar des Vaterlandes zu opfern. * — Lie ersten Gefangenentransporte pastier- ten heute unseren Bahnhof. Es waren franzö sische Soldaten, die wahrscheinlich bei den Kämp fen bei Metz in unsere Hände fielen. Die Ge fangenen schien zum Teil ihre Lage nicht be sonders traurig zu stimmen, andere freilich saßen mit in die Hände gestütztem Kopf auf ihren Holzplätzen. Die Franzosen trugen noch ihre alte Uniform wie 1870: rote Hosen, blauen Rock. Auffallend viele Verwundete wurden in den Zügen mittrauSportiert. Die Wache in den ein zelnen Wagen hielten einige unserer Infanteristen. * — Eine Keldpostlarte. Ein Kriegsteilneh mer aus unserer Stadt sendet einem hiesigen Militärverein, dem er vor seinem Eintreffen an gehörte, unterm 21. August folgende Zeilen: „Liebe Kameraden! Sende Euch fern von der Heimat die besten Grüße. In der Stadt . . . wird die Kaiserglocke geläutet, gewiß keine all tägliche Begebenheit, denn das bedeutet Siegl Ihr werdet es schneller erfahren als wir, von welchem Umfange der Sieg ist. Hier haben wir strammen Dienst : Munition fahren, Pferde rei ten und pflegen von früh bis abends. Heute werden wahrscheinlich die ersten größeren Ge fangenentransporte hier eintreffen. Unsere Kano nen donnern hier den ganzen Tag, aber nicht umsonst, das könnt Ihr glauben I Nochmals viele Grüße usw." * — Der Sängerverein hielt gestern abend eine Versammlung ab, in der beschlossen wurde, die Singstunden auch weiterhin abzuhalten. Man ging dabei von der Ansicht aus, daß das deutsche Lied, das ja unseren Kriegern schon auf der Fahrt in den Kampf in den letzten Wochen Mut und Trost in reichem Maße verlieh, auch in dieser schweren Zeit gepflegt werden müsse. In den Singstunden sollen vornehmlich vater ländische Lieder geübt werden. Weiter beschloß man, d.r hiesigen Liebcsgabenstelle im Rathaus 20 Mark zu überweisen. * * Oberlungwitz, 27. Aug. Im hiesigen Ort ist wiederholt die unwahre Nachricht verbreitet worden, daß im Gemeindeamt Listen von im Krieg gefallenen Oberlungwitzern eingegangen seien, die jedoch nicht zur Kenntnis der Ein wohnerschaft gelangten. Da solche Gerüchte ge- eignet sind, die an und für sich aufgeregten An gehörigen der Krieger noch mehr zu beunruhigen, sei hiermit darauf hingewiesen, daß bis heute nicht die geringste Nachricht von einer Verletzung oder dem Ableben eines hiesigen Feldzugsteil nehmers bei der Gemeindeverwaltung eingegangen ist. Sobald eine derartige Mitteilung eingeht, werden auch die Angehörigen in Kenntnis gesetzt werden. Diejenigen aber, die als Verbreiter solcher unwahrer Nachrichten ermittelt werden, werden unnachsichtlich bestraft. o . Oberlungwitz, 27. Aug. Für unsere tapferen Soldaten sind warme Unterkleider sehr erwünscht. Viele Mädchen und Frauen könnten nun den Streitern manchen Liebesdienst erweisen, wenn sie Leibbinden strickten. Sollten sich solche Helfe rinnen bereit finden — hoffentlich find es nicht wenige — so mögen sie sich im hiesigen Rat- Hause melden. Dort wird auch Material zum Stricken ausgegeben. GerSdorf, 27. Aug. Zur Linderung der Kriegsnot hatte Herr Gemeindevorstand Scheune mann mehrere Doppelwagen neue Kartoffeln kommen lassen, die am Dienstag nachmittag am hiesigen Güterbahnhof zum Einkaufspreis von 3 Mk. pro Ztr. an die Einwohner verkauft wurden. Die schöne Ware fand lebhaften Absatz und am Abend war damit vollständig geräumt. Demnächst sollen nochmals billige Kartoffeln beschafft werden. * Dresden, 26. Aug. Eine hiesige junge Frau, die einen unverkennbaren Anflug von Schnurrbart hat, wurde zur Zeit der Spiouen- furcht einige Male angehalten, da man in ihr einen verkleideten Mann, einen Spion, vermutete. Es erregte natürlich stürmische Heiterkeit, wenn sich das Mißverständnis aufklärte. * Wteseuburg, 26. Aug. Bei der beim Post- ' amt eingerichteten Annahmestelle von Geldbeträ gen sür das Rote Kreuz wurden von russisch-pol nischen Arbeitern des Rittergutes Wiesenburg > 25 Mark eingezahlt. Depesche« vom 27. August. Dirschau. Nachmittag kamen einige hundert russische Gefangene, darunter mehrere Offiziere, hier durch. Die Begleitmannschaft der Gefangenen gehörte zu jenen braven Ostpreußen, die in denk- bar tapferster Weise an dem Kampfe gegen die Ruffen bei Gumbinnen teilgenommen hatten. Ein Vizefeldwebel erzählte dem Spezialkorrespon denten des „Berl. Tagebl.": Stundenlang waren wir der schweren Schrapnells und Granatenhagel ausgesetzt. Die russische Artillerie hatte sich auf 1000 bis 1500 Meter gut eingeschossen, uns herbe Verluste beifügend Wir gingen in dem furchtbaren Feuer tapfer vor, bis wir unS 80 Meter weit gegenübersahen. 24 feindliche Geschütze waren gegen uns oufgefahren, Tod und Verder ben zu geben. Es kam der Befehl, sie im Sturm zu nehmen. Mit Hurra ging eS los. Da öff nete sich eine Schlucht vor uns. Niemand aber zögerte hindurchzueilen. Erst eilten wir hinunter, dann bald wieder hinauf, was sehr schwierig in dem waldigen und bergigen Gelände und unter dem angreifenden Feuer des Feindes war. Aber wir kamen doch hinauf und machten nach dem harten Kampfe die sich tapfer wehrende Mann schaft der Batterien nieder. Die Geschütze demo lierten wir, so rasch es ging. Wir konnten sie leider nicht mitnehmen. Wir machten mebrere hundert Gefangene. Plötzlich begriißte mich mein Hauptmann. Ich hätte nicht geglaubt, daß wir uns auf dieser Welt noch wiedersehn. Für viele von unS gibt es hier kein Wiedersehen, denn sie sind in heldenhaftem Kampfe gefallen. Später fand noch ein Vorpostengefecht statt. Bei dem heutigen Transport befanden sich viele Polen die sich gern gefangennehmen ließen. München. (Wolffsche Meldung.) Prinz Luit pold von Bayern, der älteste Sohn des Kron prinzen, ist heute in Berchtesgaden infolge eines HalSleidenS gestorben. Prinz Luitpold war am 8. Mai 1901 geboren. Straßburg. Der „Straßburger Post" wird berichtet: Die Franzosen haben bei ihrem Rück zug eine Anzahl Einwohner von Mülhausen als Geiseln und Wegweiser mitgenommen, darunter sieben Beamte und Arbeiter des Elektrizitätswer kes, sowie einen Lehrer auS RiedeSheim, die seit her vermißt werden. Wien. Kein einziger österreichischer Soldat ist in serbischer Gefangenschaft, kein einziges Geschütz wurde von den Serben erbeutet; die serbische Artillerie versagte vollständig. Tin ganzes Regiment warf die Waffen fort und wurde gefangen genommen. Wien. Die „Südslawische Korrespondenz" meldet: Der rumänische Dampfer „Bassarab" wurde von den Serben mit einem Kugelregen überschüttet, obwohl die Rumänen jdie Flagge gezeigt hatten. Wien. Die Südslawische Korrespondenz meldet: Ein österreichischer Journalist erklärt, Rußland konzentriere in Westarabien gegen den Pruth starcke Truppenmassen. Rofeatool (Nrederland). Auf dem kürzlich zum StaatSminister ernannten Sozialistenführer van der Veite und dessen Gattin, die einen Aus flug in einem Automobil machten, wurde ein Revolverattentat verübt. Drei Kugeln trafen den verschlossenen Wagen, ohne die Insassen zu verletzen. Man nimmt an, daß der Attentäter ein Sozialist ist, der mit der Haltung der Führer der Partei in dem gegenwärtigen Kriege nicht einverstanden ist. Pari-. Der Aviatiker Bleriot erklärte, die verheerende Wirkung der vom Flugzeug aus geworfenen Bomben sei nur gering. Um be merkenswerte Resultate zu erzielen, müßte man Tausende von Apparaten zusammenziehen. Paris. Wie der „Petit Parisien" mitteilt, sind drei Söhne von Ricciotti Garibaldi,1 dar unter der „General" Joseph Garibaldi,', aus Mexiko kommend, in Paris angekommen und haben Frankreich ihre Dienste angeboten. " Sie sollen die Absicht haben, ein Heer von 30 000 Mann auf die Beine zu bringen. Rom. Aus Budapest beglaubigte und von der Zensur durchgelassene Meldungen besagen, daß die österreichisch-ungarischen Truppen am 14. August nach zweitägigem Kampfe die Höhe von Lisca an der Grenze Montenegros, Dal matiens und der Herzegowina erstürmt haben. Loudon. Nach einer Meldung des Reuter- Büros machte:: die Deutschen aus Südwestafrika einen Einfall in die Kapkolonie. Ihre Stärke sei unbekannt, doch sei bereits ein Zusammen stoß mit den Afrikanern erfolgt. (Die Deutschen Südwestafrikas wollen also ihren Brüdern im Mutterlande nicht nachstehen und gehen zum Angriff vor. Hoffentlich können auch sie Siege verzeichnen. D. Red.) Während des Druckes eingegangen: Berlin. Wolff meldet: Sr. Maj. kleiner Kreuzer „Magdeburg" ist bei einem Vorstoß im Finnischen Meerbusen in der Nähe der Insel Bodensholm im Nebel auf Grund ge raten. Hilfeleistung durch andere Schiffe war bei dem dicken Wetter unmöglich. Da es nicht gelang, das Schiff einzubringen, wurde es beim Eintreffen weit überlegener russischer Streitkräfte in die Luft gesprengt und hat einen ruhmvollen Untergang gefunden. Unter dem feindlichen Feuer wurde von dem Tor pedoboot „V. 26" der größte Teil der Be satzung des Kreuzers gerettet. Die Verluste des Kreuzers „Magdeburg" und des „V. 26" stehen noch nicht ganz fest. Bisher sind gemeldet tot 17, verwundet 21 und vermiß 8», darunter der Kommandant »er „Magdeburg".
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)