Suche löschen...
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 21.08.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-08-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191408212
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19140821
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19140821
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-08
- Tag 1914-08-21
-
Monat
1914-08
-
Jahr
1914
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 21.08.1914
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
gordischen Knoten mit dem Schwerte zu durch- hauen, um so mehr, al« an der großen psycho logischen Bedeutung eines siegreichen Kriege- für uns nicht einen Augenblick gezweifelt wer den kann. Also der Krieg muß ein schonungs loser sein. Er muß bis zu Ende zu führen ver standen werden. Und welcher müßten die Früchte unseres Steges sein? Der Kardinalpunkt der uns bevorstehenden Aufgabe ist neuerdings die Zerstückelung Mitteleuropas in eine Reihe mit einander rivalisierender unabhängiger deutscher Staaten und in Verbindung damit die Befrei ung des Slawentums von den Fesseln deS Deutschtums, Also, der Hauptpunkt unseres Programms muß die Vernichtung des Deutschen Reiches und Oesterreich-Ungarn, atS Staaten sein, in Verbindung mit dem Sturze der Habsbur gischen Dynastie und Wiederherstellung des früheren Deutschen Bundes. Die Provinz Ost- preußen, sowie alles, was rein oder zur Hälfte polnisch im Königreich Preußen ist, namentlich aber die Provinzen Posen und einige angren zende Gegenden gehen zu Rußland über. Das Königreich Hannover, sowie Kurhessen und das Herzogtum Nassau werden wieder hergestellt und bilden wie früher einen Keil zwischen dem östlichen und westlichen Teil deS Königreiches Preußen. Schließlich wird Holstein an Däne mark zurückgegeben, Elsaß-Lothringen an Frank reich. Das Hauptgegengewicht gegen Preußen jedoch muß auS einem neuen, um daS Doppelte gegen jetzt vergrößerten Bayern geschaffen wer den, an welches die von Bajuvaren bevölkerten Provinzen Oesterreichs, sowie alle Provinzen Oesterreichs fallen müssen, die von Deutschen be völkert sind, nämlich: die Provinzen Steiermark, Salzburg und Kärnten (die beiden letzteren un gefähr bis zum Donauflusse) und Tirol (unge fähr bis Bozen) Unter solchen Verhältnissen wird daS neue Bayern der räumlichen Aus dehnung nach beinahe gleichkommen dem an den Rändern beschnittenen und in zwei Teile ge trennten Preußen. UeberdieS werden die Gren- zen Preußens, wie in früheren Zeiten, abermals äußerst ungeeignet zur Verteidigung. Aus Böh men und Mähren wird ein Königreich Böhmen gegründet, und das ist kein absurder Einfall, sondern eine sehr leicht durchführbare Sache. Ob an Serbien nur Bosnien und die Herzogewina übergehen sollen, oder auch die südslawischen Gebiete Oesterreichs und Ungarns, oder ob dar aus ein besonderes Königreich Kroatien zu schas sen wäre — werden die Verhältnisse klarstellen Was Ungarn betrifft, so wird es nach Ausschei dung aller slawischen Gebiete fast zwei gleiche Hälften darstellen, eine westliche — von Magya ren — und eine östliche — von Rumänien be wohnte. Was Galizien, Rotrußland und dir Bukowina betrifft, so fallen sie natürlich an Rußland." In solcher naiven Weise denkt man sich in Rußland das Ergebnis eines Krieges mit Deutschland. Wre es in Wirklichkeit kommt und waS nachher mit Ruhland geschieht, wollen wir abwarten. Der Deutsche pflegt das Fell des Bären nicht eher zu verteilen, als bis er den Bären selber hat. Geduld. „Wir Deutschen sind doch recht verwöhnt", schreibt in einem lesenswerten „Geduld!" betitelten Artikel der bekannte Reichstagsabg. Erzberger in der „Germania". Soeben hat sich die größte Völkerwanderung der Weltgeschichte, unsere deutsche Mobilmachung, ohne Unordnung und Störung abgespielt, wie der Generalstab sie in zäher FriedenSarbeit ausgedacht hat, und schon ist man in manchen Kreisen nicht recht zufrieden damit, daß nicht in jeder Morgenzeitung ein deutscher Sieg steht. Zum Glück tst unser Generalstab nicht so nervös wie viele zeitunglesende Deutsche. Wer in dem großen roten Hause am Königsplatz heute ver kehrt, der glaubt, er betrete die Oase des Friedens und der Ruhe. Je mehr es in der Reichshaupt stadt tost und brandet, desto ruhiger ist man hier und konstatiert höchstens mit Unbehagen, daß dieser und jener Erfolg noch um einige Tage „zu früh" eingetreten ist. In dieser Zentralstelle für Erhaltung des Deutschen Reiches kennt man keine Nervosität, da triumphiert die Geduld, die kühl berechnende Geduld, die den sicheren Sieg verbürgt; Ungeduld findet keinen Platz an der Stätte des großen Schweigers. «e»»l» aber auch dem deutsche« Volk z« emPfehle«, ist eine »er Hauptaufgaben der Presse. Die bisherigen Leistungen von Heer und Flotte sind so groß und so bedeutsam, daß andere Nationen auf Wochen und Monate davon zehren könnten. Es ist gewiß ein schönes Zeichen, daß unser Volk mehr verlangt, aber die oberste Kriegsleitung schlägt ihre Schlachten auch mit Menschen, die nur eine begrenzte Kilometerzahl täglich zurücklegen können, und nicht mit Geistern, die an Zeit, Raum und Entfernung nicht ge bunden sind. Also Geduld, Karten ansehen und rechnen! Vor allem stelle die Frage: In welcher Zeit würdest du kriegsmäßig von Lüttich bis Paris marschieren? Dann kommt Geduld von selbst! . . . Geduld vor allem auch für die Marine! Sie hat in diesen anderthalb Wochen Kriegszustand genug getan. Was haben denn die Marinen anderer Länder getan? Bisher ist kein einziges deutsches Kriegsschiff vernichtet worden, wohl aber englische. Aber noch mehr: Die amtliche Presse meldete bekanntlich, daß zwar „keineswegs in der Nordsee deutsche Kontaktminen gelegt sind, wohl aber in unmittelbarer Nähe der eng lischen Küsten". In diesem knappen Satz steckt eine Heldenarbeit unserer Marine. Man lese ihn doch einmal langsam und gründlich, namentlich in den letzten Worten! Wer sie dann noch nicht versteht, der nehme eine Kriegskarte her und besehe sich einmal die „unmittelbare Nähe der englischen Küsten"; vielleicht dämmert ihm dann auf, welche Riesenarbeit unsere Blaujacken auS- führten, so lange er unzufrieden fragte: Wo steckt unsere Marine? Es muß doch jedermann im deutschen Volke einsehen, daß man nicht einem jeden sagen kann, wo das Minenschiff „Pelikan", das Torpedoboot „V 30" und da- Unterseeboot „V 24" sich befindet, damit in der Heimat ge mütliche Kalkulationen angestellt werden können, in England aber man weiß, was unsere Flotte beabsichtigt! Wie die Dinge heute liegen, könnte man England keinen größeren Gefallen erweisen, als wenn unsere Marine ihre Kraft in unnützem und unzeitgemäßem Draufgängertum verbrauchen würde. Moderne Seekriege sind ungemein schnell entschieden, wenn einmal die großen Kaliber sprechen, aber sie sind allseitig gut vorzubercitcn und cinzuleitcu. Wir werden siegen und wir müssen siegen; das deutsche Volk ist in seinem heutigen Geiste einfach unbesiegbar! Sie mderm Schlacht. Wir entnehmen dem bekannten Aufsatze des früheren Chefs des Generalstabes Graf Tchlief- fen: „Der Krieg der Gegenwart", der durch die teilweise Verlesung deS Kaisers an die komman dierenden Generäle bei der Neujahrsgratulation im Jahre 1909 die Aufmerksamkeit der ganzen Welt auf sich zog, folgende interessante Darstel- lung der modernen Schlacht: „Soviel ist gewiß, die Gesamtschlachten wie die Teilschlachten, die getrennten, wie die zusam menhängenden Kämpfe, werden sich auf Feldern und Räumen abspielen, welche die Schauplätze früherer kriegerischer Taten um ein Gewaltiges übersteigen. So groß aber auch die Schlacht felder sein mögen, so wenig werden sie dem Auge bieten. Nichts ist auf der weiten Oede zu sehen. Wenn der Donner der Geschütze nicht das Ohr betäubte, so würde nur ein schwaches Feuerblitzen die Anwesenheit der Artillerie verraten. Man wüßte nicht, woher das rollende Jnfanteriefeuer käme, wenn nicht ab und zu bald hier, bald dort eine dünne Linie sür einen Augenblick einen Sprung nach vorwärts machte, um ebenso rasch wieder zu verschwinden. Kein Reiter ist zu er blicken. Die Kavallerie muß ibre Aufgaben außer halb des Schauplatzes der Tätigkeit der beiten anderen Waffen suchen. Kein Napoleon, um geben von einem glänzenden Gefolge, lält aus einer Anhöhe. Auch mir dem besten Fernglas würde er nicht viel zu sehen bekommen. Sein Schimmel würde das leicht zu treffende Ziel un zähliger Batterien sein. Der Feldherr befindet sich weiter zurück in einem Hause mit geräumi gen Schreibstuben, wo Draht- und Funkentele- graph, Fernsprech- und Signalapparate zur Hand sind, Scharen von Kraftwagen und Motorrädern, sür die weitesten Fahrten gerüstet, der Befehle harren. Dort, auf einem bequemen Stuhl vor einem breiten Tisch, hat der moderne Alexander auf einer Karte das gesamte Schlachtfeld vor sich, vSn dort telephoniert er zündende Worte, und dort empfängt er die Meldungen der Ar mee- und KorpSführer, der Fesselballone und der lenkbaren Luftschiffe, welche die ganze Linie ent lang die Bewegungen des Feindes beobachten, dessen Stellungen überwachen. Auch die Schlach ten der Zukunft werden, den aus großen Räumen zu verwendenden Massen entsprechend, mehrere, ja viele, wenn auch nrcht 14 Tage, wie bei Mul den, in Anspruch nehmen." Verlustliste Rr. 1 der sächsischen Am« (ausgegeben am 19. August 1914). Juf.-Regt. Nr. IV6 (Garnison Leipzig), 7. Kompagnie: Hermann, Max Paul, Gefreiter, aus Mosel, Amtshauptmannsch. Zwickau, tot; Fcrn- patrouille am 7. August. V«röereiter-Negt. (Dresden), Fern-Patrouille am 7. August, 4. Eskadron: Graf v. Hohenthal und Bergen, Leutnant, aus Berlin, vermißt; Reichel, Rudolf, Gefreiter, aus Rübenau, AmtS- hauptmannschaft Marienberg, vermißt; Bartsch, Karl, Gefreiter, aus Hohndorf, Kreis Habelschwerdt, vermißt ; Schubert, Kurt Otto Reinhard, Gardist, aus Piskowitz, Amttzhauptmannschaft Meißen, vermißt; del Coude, Hugo Martin, Gardist, auS Dresden, vermißt; Schatte, Max Gottwald, Gar dist, aus Reibersdorf, Amtshauptmannsch. Zittau, leicht verwundet. * Die Verlustliste Rr. 5. Die gestern vom „Reichsanzeiger" veröffent lichte Verlustliste Nr. 5 umfaßt 268 Namen, darunter 16 von Offizieren. Von den Offizieren sind 3 tot, 7 schwer und 5 leicht verletzt, einer wird vermißt. Von Mannschaften sind 43 tot, 137 verwundet. Von den Verwundeten werden 48 als schwer, 84 als leicht angeführt, 2 haben Beinbrüche erlitten. Einer der Schwerverwunde- ten wird vermißt. Außerdem werden noch 72 vermißt. Getötet ist u. a. der Musketier Ewald Seibt auS Bertsdorf bei Zittau, leicht verwundet ist der Kürassier Konrad Schreiber aus Döbeln. Auf unsere Flotte können wir ««S Verlusten! Admiral z. D. v. Knorr, der älteste Offizier unserer Marine, der diese schon 1870/71 durch den Sieg bei Havanna zu Ehren brachte, schreibt der „Tägl. Rundsch ": Die englische Flotte wird jetzt, nachdem die englische sogenannte Expe ditionsarmee untcr ihrem Schutze auf fran zösischem Boden gelandet worden ist, wohl nicht lange zögern, an der deiuschen Nordsecküste zu erscheinen. Damit ist erst der Beginn für die Unternehmungen auf dem Wasser gegeben. Da deutsche Volk mag sich aber dessen versichert halten, daß deutsche Tatkraft und Opferfreudigkeit Herz und Seele unserer Schiffsbesatzungen er füllen, daß sie, auch erdrückender Uebermacht gegenüber, immer und überall ihre Schuldigkeit tun, zu sterben wissen werden. Darum: Ausge- schaut und Gott vertraut! Die Militärzüge gewinne« teilweise jetzt eine« andere« Charakter. Gefangenentransporte sind schon ins Reich gekommen, Geschütze und andere Throphäeu werden hereingeführt, die ersten Berwundetenzüge langen an, und der gediente Landsturm wird nach seinen Bestimmungsplätzen befördert werden. Ueberall erfolgt die Meldung der Landsturmleute prompt und pünktlich an den festgesetzten Tagen, die Freude, die Masst wieder in die Hand nehmen zu können, ist allgemein. 1870/71 hatten wir 370000 Gefangene, damals wurde der Platz knapp. Die seitdem geschaffenen großen deutschen Truppenübungsplätze mit ihren Baracken bieten heute für viele Tausende Unterkunft. Die schwer Verwundeten bleiben tunlichst nahe der Grenze. Die Angehörigen brauchen sich, wie wiederholt betont sein mag, keinen erhöhten Sorgen hinzu- geben, die Chirurgie leistet heute außerordent liches und viele Aerzte sind für Kriegszwecke in weitschauender Weise ausgebildet worden. Was geschehen konnte, ist geschehen. Zwei Millionen Kriegsfreiwillige in Deutschland und Oesterreich-Ungarn. Daß sich in vaterländischer Begeisterung 1200 000 Kriegsfreiwillige gemeldet haben, ist bekannt. Ganz ähnlich hat sich das Bild in Oesterreich-Ungarn entwickelt, wo, wie wir einem aus Wien an die „Nat.-Ztg." gerichteten Schrei ben entnehmen, alle vor der Mobilmachung ge hegten Erwartungen weit übertroffen wurden: es ist nicht nur die volle Zahl aller Einberu fenen unverzüglich zu den Fahnen geeilt, son dern es haben sich nicht weniger als 800 000 Freiwillige gemeldet, so daß auch ohne Einstel lung der letzteren die Stärke der Armee die auf dem Papier stehende Ziffer um ein ganz gewal tiges übertrifft. Es gibt zahlreiche Regimenter, bei denen die Kriegsstärke verdoppelt erscheint. Die beiden Kaiserreiche, die Schulter an Schulter kämpfen, haben zusammen also über 2 Millionen Kriegsfreiwillige zu verzeichnen. Englische Fischerboote a«f dem Minenfang. Reisende, die aus England in Dänemark ein getroffen sind, erzählen, daß Hunderte von eng lischen Fischerbooten aus den englischen Häfen ausgelaufen sind, um die von der „Königin Luise" gelegten Minen aufzufischen. Die eng- lische Admiralität hat große Belohnungen für die Auffindung von Minen ausgesetzt, und es soll bereits gelungen sein, mehrere Minen uw schädlich zu machen. Spende einer Schwester des belgische« Königs. Die Gattin des Prinzen Karl Anton von Hohenzollern auf Schloß Namedy, eine Schwester deS Königs der Belgier, stellte 10 000 Mk. für die Angehörigen der deutschen Truppen, die im Felde stehen, zur Verfügung. Znm Kapitel deutscher Schande, worunter wir die würdelose Umschmeichelung und Verhätschelung gefangener Feinde durch einzelne deutsche Frauen und Mädchen verstehen, müssen wir leider noch einiges hinzusügen. Eine Zuschrift an die „Münch. Reuest Nachr." aus der Pfalz stellt mit Entrüstung fest, daß sich an solch schamlosem Treiben auch Männer beteiligen. Wir lesen da: In Homburg gab ein Herr einem Franzosen 20 Mk. für dessen Käppi, auch sonst wurden derartige Kopfbedeckungen angekauft. Neun ge fangene französische Offiziere kamen durch Zwei brücken. Ihnen wurde im Wartesaal 1. und 2. Klaffe doppelt gedeckt und Beefsteaks usw. ver abreicht, während die deutschen Mannschaften im Freien auf rohen Bänken ihr bescheidenes Mahl verzehren mußten. Damit die Herren Franzosen innerhalb des Bahnhofes nicht zu sehr durch Neugierige belästigt wurden, mußte dieser sogar geräumt werden. Achnliche Vorkommnisse werden aus Stationen bis in die Nähe von Worms gemeldet. Demgegenüber ist festgestcllt, daß einzelne in die Heimat zurückkehrende deutsche Verwundete sich Postkarten, Selterwasser und Zigarren kaufen mußten. Mit Recht betont ein pfälzischer Blatt, daß einem angesichts dieser Vorkommnisse die Schamröte der Empörung inS Gesicht schlägt, und daß es Sache der Bahnhofs kommandanturen und der die Verpflegung über nommenen Vcreinsvorstände ist, hier sofort und energisch Wandel zu schaffen. „Patriotisch und menschenfreundlich. Wie wir der „Germania" entnehmen, ver öffentlicht die „Borkumer Badezeitung" folgende Bekanntmachung: „Während sich in ganz Deutschland opfer willige Begeisterung zeigt, während hoch und niedrig, alt und jung, reich und arm zusammen steht, um Not und Elend auch bei den Daheim gebliebenen zu lindern, hat Dr. med. Schmidt hier es fertiggebracht, an sechs arme Familien, davon zwei mit sieben und eine mit fünf Kindern, deren Väter sämtlich bei der Truppe eingezogen sind oder bei den Armierungsarbeiten beschäftigt werden, folgendes Schreiben zu schicken: „Ich kündige Ihnen hiermit die Wohnung. Wenn Sie nicht innerhalb zwei Tagen die Miete berichtigt haben, folgt die Räumungs klage. gez. Dr. Schmidt." Ich bringe dies „patriotische und wahrhaft menschenfreundliche" Verhalten des Dr. med. Schmidt hiermit zur Kenntnis. Der Kommandant: Maecker." Todessturz des französische« Fliegers Garros. Nach Berichten der ausländischen Presse steht fest, daß der französische Militärflieger Roland GarroS als erstes Flugopfer des Krieges den Tod gefunden hat. GarroS war einer der popu lärsten französischen Flieger. Sein Name ist durch daS Ueberfliegen deS MittelmeereS bekannt. Unmenschliche Gemeinheiten der Franzosen. Den „Münchener Neuesten Nachrichten" ent- nehn en wir folgende Schilderung eines Offizier in einem Briefe an seine Angehörigen: „Wir müssen wohl alle Ortschaften in Grund und Boden schießen, denn Zivil, namentlich Wei- ber, schießen auf unsere durchziehenden Truppen. Gestern schossen Zivilisten vom Kirchturm bei.... auf Infanterie und vernichteten eine halbe Kom pagnie braver Bayern. Die Kerle wurden heruntergeholt, füsiliert und die Ortschaft in Schutt geschossen. Einem verwundeten Ulan huckte ein Weib den Kopf ab. Sie wurde gepackt und mußte in ihrer eigenen Schürze den Kopf nach tragen, wo sie getötet wurde." Weiter heißt es: „Trotz alledem sei unbesorgt. Bei herr lichem aber heißem Wetter geht es vorwärts. Meine Riesenkerle sind mutig. Sie dürsten nach Rache und beschützen ihre Offiziere, und wenn sie Franktireurs erwischen, werden sie in den Alleen an den Bäumen aufgehängt." Belgische Bestie«. Ein Deutscher, der sich bis Sonntag, den 16. August, in Brüssel verborgen gehalten hat und dem es dann gelang, über die holländische Grenze zu entkommen, teilt der „Köln. Ztg." folgende Greueltaten mit, deren Augenzeuge er noch in den Tagen vom 6. bis 8. August war: Am 6. August abends sah ich, wie eine deut sche Frau von etwa 55 Jahren vom Publikum an den Haaren aus einem schon zertrümmerten deutschen Hotel gezogen, geschlagen, zu Boden geworfen und mit den Füßen getreten wurde, bis sie regungslos liegen blieb. Am Fieitng bemerkte ich 3 Uhr nachmittags, wie ein Kind von drei bis vier Jahren aus dem zweiten Stock eines Hauses auf die Straße untcr den Pöbel geworfen und von diesem so geschlagen wurde, bis eS tot war. Am folgenden Tage nachmit tags 5 Uhr bemerkte ich, wie der in meiner Nähe in der Vorstadt Anderlecht wohnende deutsche Drogenhändler Frankenberg, der sich verborgen gehalten hatte, aus seinem Haus vom Pöbel heroorgeholt und während zwanzig Minuten auf der Straße in fürchterlicher Weise mißhan delt wurde. Er wurde vom Pöbel geschlagen, getreten und auf das Pflaster geworfen, so daß ihm ein Auge auslief. Dann brachte man ihn zur Wache, wo er bis zum anderen Morgen 6 Uhr ohne jede Pflege blieb. Nach zuverlässigen Erkundigungen habe ich festgestellt, daß er dann ins Krankenhaus gebracht wurde, wo er nach mittags verschied. Man hat mir von zuverläs siger Seile berichtet, daß die eigene Frau, die Belgerin ist, ihren Mann an den Pöbel verraien hat. Der juristische Berater einer großen deutschen Firma in Antwerpen, dem es bei der Hetze ge gen die Deutschen gelang, aus dem Gefängnis nach dem Hafen und später nach Holland zu flüchten, schildert gleichfalls in der „Köln. Zig." seine Erlebnisse. Darnach sind die Gräber Dent- cher auf dem Antwerpener Zentralfiiedhofe zer stört worden. Er erzählte ferner: Flämische und französische Dirnen machten auf arme deutsche Barmädel Jagd. Wir sahen, wie diese Hyänen den armen Mädels die Kleider vom Leibe rissen und sie nackt über die Straße schleiften. Kein Mensch hatte Erbarmen. Die tierische Menge hatte vielmehr nur brüllenden Beifall, und die Polizei und die Bürgergarde beteiligten sich zum Teil selbst an den Räubereien. Wir sahen den Leichnam einer Frau, die durch Messerstiche er dolcht worden war Entmenschte Weiber spien der Toten mk Gesicht und traten sie mit Füßen. Jn-gesamt 150 Deutsche in Lüttich vom Pöbel ermordet. Wie aus Lüttich gemeldet wird, sind mehrere hundert Einwohner der Stadt unter der An schuldigung, sich an den bestialen Scheußlichkeiten gegen wehrlose Deutsche beteiligt zu haben, fest genommen worden. Einer vorläufigen Zusam menzählung zufolge beträgt die Zahl der von dem Pöbel ermordeten Deutschen in Lüttich über 150, V« davon Frauen und Kinder. Die un glücklichen Opfer der Volkswut sind zum Teil so velstümmelt worden, daß ihre Rekognoszierung nur unter größten Schwierigkeiten möglich war. Auch eine Nachwirkung der belgischen Scheußlichkeiten. Ein Belgier deutscher Abstammung, dessen Familie seit 40 Jahren in Belgien wohnt und der selbst belgischer Offizier ist, hat auf die Nach richt von den belgischen Scheußlichkeiten auf dem Düsseldorfer Konsulat seinen Degen zerbrochen und sich dem preußischen Kriegsministerium zur Verfügung gestellt. Die vielgerühmte englische „smartneß" läßt nach den vielen Berichten aus englischer Haft entkommener Deutscher, zu denen sich jetzt noch eine Autorität, wie der Generaldirektor der Bergmann - Elektrizitätswerke - Aktiengesellschaft, Geh. Kommerzienrat Bergmann, gesellt, sehr viel AU wünschen übrig und reiht sich dem Benehmen des belgischen Raubgesindels würdig an. Geh. Kommerzienrat Bergmann, der zu Beginn des Krieges in Amerika weilte, wurde vom Dumpfer weg verhaftet und nach Winchester ins Gefängnis gebracht. Alle Deutschen, auch die Frauen, wurden wie Schwerverbrecher behandelt, in Einzelhaft geworfen und durften sich nicht selbst beköstigen. Sie erhielten morgens und abends einen Krug Wasser und ein Stück trockenes Brot. Die englischen Soldaten benahmen sich im höchsten Grade roh, nahmen den Gefangenen alle- Hab und Gut weg und wiesen ihnen als
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)