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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 27.08.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-08-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191408277
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19140827
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19140827
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-08
- Tag 1914-08-27
-
Monat
1914-08
-
Jahr
1914
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 27.08.1914
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net. Die französische Armee wird jetzt devensiv bleiben, um die Offensive im geeigneten Moment wieder aufzunehmen. Unsere Verluste bedeutend, aber noch nicht genau anzugeben. Da« Tom» muniquö erklärt schließlich, er sei zu bedauern, daß der AnariffSplan seinen Zweck nicht erreicht habe, und sügt dann hinzu, die Defensivstellung der Franzosen bleibe gegenüber dem Feinde, der schon geschwächt, vollkommen fest. Teile einer selbständigen deutschen Kavallerieabteilung auf dem äußersten Flügel seien in das Gebiet von Roubaix-Tourcoing eingedrungen, das nur von Territorialtruppen verteidigt werde." (W. T. B.) Sogar in Paris haben Lügen keine langen Beine mehr. Angesichts der schweren Niederlagen getraut sich die französische Regierung nicht mehr, die Siegesmeldungen, die zu Beginn des Kriege- Paris in einen Taumel von Begeisterung versetzt hatten, aufrecht zu erhalten, und langsam fängt die Wahrheit an, ihre Vorboten auch nach Paris zu senden. Ihre Vorboten allerdings zunächst nur. Denn die Niederlagen in ihrer ganzen Größe zu gestehen, wagt man doch noch nicht. Immerhin wird zugegeben, daß der französische Angriffsplan seinen Zweck nicht erreicht habe, daß die eigenen Verluste bedeutend seien Ferner ist eS nicht uninteressant zu hören, daß deutsche Truppen anscheinend auf dem Marsche nach Ca lais, bereits in das nordfranzösische Gebiet von Tourcoing-Roubaix etngedrungen sind, eine Tat sache, die bisher noch nicht bekannt war. All diese Eingeständnisse bringen jedenfalls den Be weis, daß eS um die französische Sache schlimm steht; denn wäre sie einigermaßen aussichtsreich, dann würde man den Mund anders vollnehmen. » Nuhig Mut! Mit Bezug auf die Lage im Osten schreibt der militärische Mitarbeiter der „Berl. Ned.": „Wer Gelegenheit gehabt hat, die Stimmung in den leitenden Kreisen kennen zu lernen, der weiß, daß diese Stimmung auch hinsichtlich der Lage im Osten absolut zuversichtlich ist. Und man weiß, daß sich unsere maßgebenden Stellen nie mals der Schönfärberei oder einem grundlosen Optimismus hingeben. Dazu sind wir viel zu gut vorbereitet. Wir wissen schon seit Bismarck, daß wir für den Fall eines Krieges mindesten» nach drei Fronten zu kämpfen haben. Der Kampf gegen drei Fronten ist also von jeher die Grund lage der Ausbildung und Entwicklung unserer Wehrmacht gewesen. Und die Nation hat ja iSher schon Gelegenheit gehabt, zu beobachten, wie ausgezeichnet sich alle unsere Vorbereitungen bewährt haben und wie trefflich wir allen Even tualitäten gewachsen waren. Was auch in den nächsten Tagen und Wochen im Osten kommen mag, findet unS gerüstet und wird siegreich be ende! werden. Wer befürchtet, daß etwaige Kämpfe auf deutschem Boden sein Hab und Gut oder seine Existenz gefährden, dem ist umfassende Gelegenheit gegeben worden, die bedrohten Stelleg zu verlassen und sich ins Innere des Reiches zu begeben. ES mag sein, daß bei solchen Zu rückziehungen der Bewohnerschaft nach gesicherten Orten der Einzelne oft mancherlei Bestandteile feiner Habe vorübergehend im Stich lassen muß und daß der Kampf auch solche Werte vernichten wird. Aber unsere leitenden Stellen übernehmen die Garantie dafür, daß nach dem Kriege auch nicht ein einziger Flüchtling auch nur einen Pfennig Verlust zu beklagen haben wird. Jeder Verlust wird vom Feinde mit Zinsen und Zinses zinsen zu vergüten fein." * * M Vordringen der Sestmeither an der Weichsel. Wie«, 25. Aug. Das Kriegspressequartier meldet: Die Offensive unserer Truppen beider seits der Weichsel dringt unaufhaltsam vor. West lich des FluffeS überschritten unsere Kräfte im Anschluffe an den deutschen Verbündeten unter kleinen Kämpfen die Lysagora und erreichten gestern den Abschnitt des Kamionka-FlusfeS zwischen Kielce und Radom. Oestlich der Weichsel warfen unsere siegreich vordringenden Kräfte am 23. August bei KraSnik auf dem Wege nach Lublin eine starke Gruppe zweier russischer Korps zurück. Ueber 1000 Russen, darunter viele Offi ziere, fielen unverwundet in unsere Hände, eine Anzahl Fahnen, Maschinengewehre und Geschütze wurden erbeutet. Ein Vorstoß von 20000 Russen gegen die Grenze der Bukowina bei Nowosielitza wurde vollständig zurückgeschlagen und den Feinden mehrere Hundert Gefangene abgenommen. In dem überstürzten Rückzüge ließen sie auf dem Kampfplatze viele Kriegsgeräte zurück. (W. T. B.) * * * Sie ZurNwerfW der Serben ans Bosnien. Gerajewo, 25. Aug. (Amtliche Meldung). Der noch vor Beginn unserer Operationen über Uwatz Wardiste in unser Grenzgebiet eingedrun gene Feind wurde am 20. August angegriffen und auS den ebenso gut gewählten wie herge richteten Stellungen in der Richtung Uzitze über die Grenze zurückgeworfen. Bei diesen Kämpfen, an denen auch das deutsche Detachement auS Skutari freiwillig rühmlichen Anteil nahm, kämpf en unsere Truppen trotz des schwierigen Terrains und der zähen Verteidigung des überlegenen, in wohlangelegtcn Befestigungen befindlichen Geg- ners mit bewundernswertem Elan und bewiesen, daß sie von demjenigen Geiste erfüllt sind, der die österreichisch-ungarische Armee in ihrer Jahr- : Hunderte langen Geschichte zu Ruhm und Ehren führte. Die aus Truppen aller Teile der Mo narchie zusammengesetzten Armeekörper heilten mit gleichem Schneid und Todesverachtung den an Zahl überlegenen, kriegsgewohnten und er- bitterten Gegner von seinem großen Jrrtume, daß die serbische Tapferkeit unbezwinglich sei. Das deutsche Detachement bezahlte seine Tapfer keit mit dem Tode von drei Soldaten und der Verwundung von zwei Offizieren und 21 Mann. * * * Prinz Friedrich von Sachsen- Meiningen vor Namur gefallen. Das Meininger Hosmarschallamt teilt mit: Prinz Friedrich, der Bruder des Herzogs von Sachsen-Meiningen und Vater der Großherzogin von Sachsen, ist am 23. August vor Namur durch einen Granatschuß getötet worden. (Prinz Friedrich bekleidete den Rang eines General majors. D. R) DaS Eiserne Kreuz für den Kron prinzen von Bayern. Die Korrespondenz Hoffmann meldet: Der Deutsche Kaiser hat dem Kronprinzen von Bayern das Eiserne Kreuz zweiter und erster Klaffe ver liehen. Der König von Württemberg reift ins Feld. Wie das Wolffsche Tel.-Büro meldet, hat sich der König von Württemberg gestern nacht mit seinem Adjutanten auf kurze Zeit ins Feld be geben. Die Abreise des Königs wurde von einer zahlreichen Menge jubelnd begrüßt. Die Berlnftliste Nr. S. Die gestern amtlich veröffentlichte Verlustliste Nr. 9 umfaßt 938 Namen. Davon sind 17 Offiziere tot, 5 Offiziere schwer verwundet, 7 Offiziere leicht verwundet, 5 Offiziere verwundet ohne weitere Angabe, 3 Offiziere werden vermißt. An Unteroffizieren und Mannschaften zählt die Liste auf 168 Tote. 156 Schwerverwundete, 187 Leichtverwundete, 118 sind als verwundet ohne weitere Angabe aufgeführt. Die Zahl der Ver mißten beträgt 282. Unter den toten Mann schaften befinden sich der Musketier Hermann Walther 1 aus Eibenstock und der Musketier Wilhelm Lamm au) Reichenbach (Bautzen). Der Kanonier Uhlig aus Frankenberg ist leicht ver wundet (Schuß linke- Vein). Unter den ver mißten Offizieren befindet sich der Leutnant der Reserve Heinrich Steudcmann aus Altenburg. Eine Nachrichtenpause in den Kriegs nachrichten, die nach den großartigen Erfolgen der jüngsten Tage möglich ist, wird und kann heute nieman den mehr beunruhigen. Die Kriegslage im Westen, so wird dem „B T." von amtlicher Stelle geschrie ben, ist uns außerordentlich günstig. Ebenso wichtich freilich als der Sieg ist seine Ausnützung. Jede Schlacht schafft neue Situationen und wirft alte Pläne über den Haufen. Aus einer etwaigen Nachrichtenpause darf man daher keine ungünsti gen Schlüsse ziehen. Ueber die jetzigen Opera tionen muß ebenso Stillschweigen bewahrt werden wie über unseren Aufmarsch. Die Ausnutzung unserer Siege wird ebenso erfolgreich sein wie der Beginn unserer Operationen. Auf den endgültigen Sieg können wir auf dem westlichen wie auf dem östlichen Kriegsschauplätze rechnen, so heißt es in einer amtlichen Aeußerung. Unsere bisherigen Waffenerfolge geben uns dazu ein volles Recht. Ein wie hoher Anteil unserer unvergleichlichen Strategie an diesen Erfolgen gebührt, daS zeigt die Ausnützung des Metzer Sieges. Nach diesem hat eine Verfolgung des Feindes eingesetzt, die allen Lehren der KciegStheorie entspricht und die um so wertvoller ist, als die Kriegsgeschichte nur wenige wirklich erfolgreiche Verfolgungen aufzu weisen hat. Bei der Verfolgung, die der Trup penermüdung und aller sonstigen Hemmnisse ungeachtet mit Ungestüm durchgeführt wurde, gelang es laut „Berl. Ztg.", den südlichen Flügel des französischen HrereS ganz nach Süden ab zudrängen. Er har seinen Zusammenhang mit den übrigen Heerestcilen vollkommen verloren, hat seine natürlichen Rückzugstraßen aufgeben müssen und dabei 150 Geschütze verloren. Die ser Teil des französischen Heeres kann als voll kommen vernichtet betrachtet werden. Nicht viel besser steht es mit den französischen Truppen, die der deutsche Kronprinz bei Longwy schlug. Die in Belgien von Brüssel auf Maubeuge vor gerückten deutschen Truppen stoßen direkt in die Flanke und auf die rückwärtigen Verbindungen des französischen Heeres, dessen hauptsächlichsten Teile bereits geworfen sind. Die Franzosen haben nur noch geringe ungeschlagene Teile, die sie der deutschen Umfassung entgegenstellen kön nen. Das ist die große Bedeutung der bis herigen Kämpfe. Die größte Schmach des 20. Jahr hundert» nennt der Senior der berühmten amerikanischen Finanzgruppe Vanderbilt die Handlungsweise Englands gegen Deutschland und die Zahlen menschen an der Themse werden vielleicht bei dem Urteil dieses auch bei ihnen hochgeschätzten FinanzmanneS ihre Sünden deutlicher fühlen. Banderbild sagt, daß daS LebenSintereffe Nord amerikas zu sehr mit Deutschlands Wohlergehen verknüpft sei, als daß eS ruhig seiner Vernich tung zusehen könne. Auch daS englische Volk werde bald seiner Regierung die Gefolgschaft verweigern, denn selbst England habe ein natür liches Interesse an der Erhaltung Deutschlands. Rußland und das degenerierte Frankreich seien wert für den Untergang, die amerikanischen Wün sche begleiten Deutschland, daß eS sich durch die sen Ozean von Vlut und Elend hindurch die Kraft bewahre, ein neues herrliches friedfertiges Europa unter deutscher Führung zu schaffen. Ueber Englands Staatsmänner aber wird die Geschichte noch einmal ihr Verdammungsurteil sprechen I — Dem englischen Volke werden diese Worte etwas unangenehm in den Ohren klingen. In der Bogesenschlacht standen acht französische Armeekorps, wohl ein Drittel der ganzen feindlichen Armee, gegen un- im Feuer. Man kann i^re Gesamtstärke auf mindesten« 350000 Mann schätzen; die Franzosen waren mithin etwa so stark, wie bei den Schlachten von Gravelotte und Sedan Deutsche und Fran zosen zusammen, und die beiden Heere bildeten eine Zusammenballung von Streitern, größer als einstmals in der Völkerschlacht bei Leipzig. Der deutsche Konsul in Abo. Nach in Stockholm vorliegenden zuverlässi gen Meldungen ist der deutsche Konsul in Abo mit seiner Familie verhaftet und nach Petersburg gebracht worden. Die Meldung, daß der Konsul hingerichtet morden sei, ist falsch. (W. T. B.) Beschlagnahme der japanischen Staatsguthaben. Wie aus Berlin gemeldet wird, hat das Reichsschatzamt die Beschlagnahme der japani schen Staatsguthaben in Deutschland in die Wege geleitet. Einberusung türkischer Militär pflichtiger in Deutschland. Wie aus München gemelbet wird, hat das türkische Generalkonsulat im Auftrage der türki schen Negierung alle türkischen Staatsangehörigen im Alter von 20 bis 45 Jahren zu den Fahnen berufen. General Lema« in Magdeburg. Mit dem fahrplanmäßigen Berlin-Kölner V-Zug 1,50 Uhr traf nach der „Magdeb. Ztg." am Sonntag nachmittag General Leman, der Verteidiger von Lüttich, als Kriegsgefangener in Magdeburg ein. Es ist eine stattliche, militärische Erscheinung. Ein eisgrauer, dichter Schnurrbart gibt dem Gesicht etwas Strenges. Man sieht General Leman die Strapazen der letzten Tage an. Er trug den Degen, den ihm der Erstürmer von Lüttich, General Emmich, wieder zurückge- geben hatte. Ein deutscher Offizier führte den Gefangenen in einem Auto zur Zitadelle. Ueber die Gefangennahme des Generals wird der „F. Ztg." aus Aachen berichtet: Von den stürmenden deutschen Truppen wurde der Kom mandant halb erstickt unter den Trümmern eines zusammcngeschossenen Forts aufgefunden und in Sicherheit gebracht. Die deutschen Offiziere haben sich seiner in der kameradschaftlichsten Weise angenommen und labten ihn mit Er frischungen, die ihnen gerade zur Hand waren. Dann wurde der Gefangene dem General v. Emmich vvrgeführt. In Anerkennung dessen, daß General Leman die ihm übertragene Pflicht als Kommandant der Festung Lüttich bis zum Letzten erfüllt hat, ließ General v. Emmich jedoch Leman den Degen. Eine solche Ritterlichkeit hatte der Gefangene nicht erwartet, und sie er schütterte ihn tief. Nachdem sich der Komman dant von den seelischen Erregungen und den körperlichen Strcpazen erholt hatte, fand seine Abreise in die deutsche Gefangenschaft nach Köln statt. Gent vor der Uebergabe? DaS „Handelt blad" in Amsterdam meldet, die Bürgergarde in Gent sei entwaffnet und die Waffen seien nach Antwerpen geschickt worden. Gent werde sich den Deutschen ergeben. Ein französischer Ort vernichtet. Der Gouverneur der Festung Metz, v. Oven, gibt unter dem 21. August zur Warnung bekannt: „Bei dem gestrigen Kampfe um Nomcny ist bedauerlicherweise wiederum hinterrücks von Zivil- Belfort. Unser heutiges Bild zeigt einen inten ssunten Teil der französischen Festung Belfort. In der Mj^x der Festungsmauer „Der Löwe von Belfort", dem Andenken der Verteidiger von 1870 errichtet. Personen auf unsere braven Truppen, das -4. bayerische Infanterie-Regiment, geschossen worden. Ich habe daraufhin die Schuldigen erschießen, die Häuser aber völlig niederbrennen lassen, so daß der Ort Nomeny vernichtet ist. Das mache ich zur allgemeinen Warnung für alle anderen Ort schaften bekannt." — Nomeny ist ein Ort mit etwa 1200 Einwohnern, wenige Kilometer jenseits der Grenze, etwa 20 Kilometer südlich von Metz. Es liegt genau in der Mitte zwischen dem fran zösischen Pont-a-Mousion und dem deutschen Delme. Der gepfefferte Empfang der engli schen Streitkräfte auf dem kontinentalen Kriegsschauplätze durch die Deutschen bestand bekanntlich in der Besiegung einer englischen Kavalleriebrigade westlich der Maas. Man kann jetzt, so schreibt dazu der militärische Mitarbeiter dec „Berl. Ztg.", den Meldungen Glauben schenken, daß die Landung der englischen ExpedttionSarmee in Ostende, Calais und Dünkirchen stattgefunden haben soll. Bestä tigt sich das, so würde es das Bestreben der Engländer zeigen, an möglichst zahlreichen Stellen zu landen, nm möglichst schnell die Armee ans Land zu bringen. Das weitverzweigte Eisenbahn netz gab den Engländern Anlaß zu der Hoffnung, sich möglichst bald mit dem linken Flügel der französischen Aufstellung zu vereinigen. Mit die ser Absicht würde das Auftreten der englischen Kavalleriebrigade westlich der Maas stimmen. Die flotte und gründliche Arbeit der deutschen Truppen hat den Engländern indessen das Kon zept verdorben. Ihre Vereinigung mit den Fran zosen schreckt niemanden mehr und wird verhin dert werden. ES sind genügend deutsche Trup pen verfügbar, um den Engländern dasselbe Schicksal zu bereiten wie den Franzosen. Oefterreich-Ungarn ««- Japan. Dem japanischen Botschafter am Wiener Hofe wurden gestern (Dienstag) mittag die Pässe zu- gestellt. Der österreichisch-ungarische Botschafter in Tokio wurde abberufen. (W. T. B.) Die finanzielle Krifi» in England. Während das Deutsche Reich, trotzdem es auf allen Seiten sich seiner Feinde zu erwehren hat, finanziell völlig gerüstet dasteht und ohne Mora torium auskommt, wird die Lage in England immer schwieriger. DaS schon längst erlassene Moratorium hat nicht genügt, nm die drohende Krise zu verhüten, und cs bleibt jetzt, nur drei Wochen nach der Kriegserklärung, bereits nichts anderes als eine Verlängerung des Moratoriums übrig, wobei noch zu berücksichtigen ist, daß die geographische Lage Englands dessen Sicherheit viel weniger gefährdet, als es bei uns der Fall ist. Der Draht meldet aus London: Das allgemeine Moratorium, d. h. die Frist für den Aufschub aller Zahlungen, ist in ganz Großbritannien bis zum 4. Oktober verlängert worden. Seine Abreise ans England schildert uns in einem Berichte ein Frenud unseres Blattes, der bis zur Mobilmachung des deutschen Heeres in einer größeren Stadt Englands angestellt war und dein Rufe des Kaisers folgen mußte. In dem Bericht heißt es u. a.: Am Tage der Mobilmachung (Sonnabend, l. August) versammelten wir uns Deutsche in unserem Stammlokal. Die Begeisterung an diesem Abend war groß, jeder war sofort bereit, nach Deutschland zuriickzukehren, um freiwillig an dem großen Kriege teilzunehmeu. Doch hieß es erst weitere Nachrichten vom deutschen Konsulat ab zuwarten. Auf unsere Anfrage am Sonntag, 2. August, wurde uns der Bescheid zuteil, am Montag wiederzukommen. Jedoch auch an diesem Tage war der Weg umsonst. Erst am Dienstag, nachts gegen 12 Uhr, erhielt ich vom Konsulat den telegraphischen Bescheid, am Mittwoch früh 10 Uhr reisefertig zu sein. Leider händigte mir meine Wirtin das Telegramm erst am Mittwoch vormittag gegen 9 Uhr aus, sodaß mir nur eine Stunde Zeit verblieb, um die nötigsten Sachen zusammenzupackeu. Den Reisekorb mit dem Hauptbestandteil meiner „Ausstattung" mußte ich natürlich zurücklassen. Ich war nur froh, den Zug, der uns zunächst nach London bringen sollte, in letzter Minute zu erreichen. Ich möchte nun hier einfügen, daß wir Militärpflichtigen, ca. 100 Mann einschließlich der Besatzungsmann schaften der zufällig in der Tyne vor Anker liegen den deutschen Handelsschiffe, am Sonntag abend dem Gottesdienste in der deutschen Kirche bei wohnten. Während der Predigt, die dem Ernst der Zeit angepaßt war, rollten fast einem Jeden die Tränen über die Wangen. An die Predigt schloß sich dann noch eine Äbendmahlsfeier. Kurz nach dem Verlassen der Kirche hörten wir die Zeitungsjungen durch die Straßen der Stadt schreien: „XVar oättion — Oorinan^s Oosout!" (Deutschlands Vernichtung.) Wir kauften uns solche Extrablätter und konnten da lesen: „20000 deutsche Truppen versuchten bei Nancy einzu- brcchen, wurden jedoch von den Franzosen sieg reich zurückgeworfen unter Zurücklassung zahl reicher Toter und Verwundeter. Außerdem einige Tausend deutsche Gefangene gemacht." Weiter: „Die Russen sind bis Johannesburg in Hessen- Nassau (!!!) siegreich vorgedrungen." Weiter: „Der französische Flieger Garrös hat einen Zeppelin in der Luft gerammt, der mit 5'0 Mann Besatzung zerschmettert am Boden liegt. Leider hat der Flieger dabei ebenfalls den Tod gefunden." Weiter: „In der Nordsee findet soeben zwischen einem französischen und einem deutschen Ge schwader ein heftiger Kampf statt, dessen Aus gang noch nicht entschieden ist." Und so könnte ich noch eine ganze Reihe solcher Lügennachrichten mitteilen. In London auf der „Viktoria-SMon" hatten
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