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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 20.08.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-08-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191408208
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19140820
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19140820
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-08
- Tag 1914-08-20
-
Monat
1914-08
-
Jahr
1914
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 20.08.1914
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Ausnahme gesehen, alle marschieren in taktfester Disziplin, glücklich in ihrem festen Glauben an Deutschlands gute Sache zu den Grenzen vor. Ich sprach die verschiedensten Menschen: sie sind alle zusammen gleich, der Arbeiter, der Mittel stand, kein Unterschied. Bei jedem Feind, der sich tagtäglich meldet, werden sie nur noch sicherer, noch fester in ihrer Kampfeslust. Bei den Zurück bleibenden derselbe Eindruck, keine Verzweiflung, eine imponierende Ruhei Das ist das große Volkl So gehen sie in diesen Krieg, den größten der Weltgeschichte, den je ein Volk auf einmal durchzukämpsiu hatte. Björnson schließt: Gesetzt den Fall, Deutschland und Oesterreich sollten verlieren, da sind es England und Frankreich, die dem Henker seine Opfer geben. Mein Herz blutet. Portugal für England. In der portugiesischen Kammer erklärte der Ministerpräsident einer amtlichen Meldung zu folge unter allgemeinem Beifall: Portugal wird in keinem Falle den Pflichten des Bündnisses mit England untreu werden. Der Minister fügte vorsichtigerweise jedoch hinzu, daß Portu gal einstweilen aus seiner neutralen Stellung nahme nicht heraustreien würde. Ein englischer Wortbruch. Die englische Regierung hat die Bekannt machung vom 4. August widerrufen, wonach feindliche Handelsschiffe bis 14. August einschließ lich die britischen Häfen verlassen dürfen. Als Grund des Widerrufs wird angeführt, Deutsch land habe nicht rechtzeitig die entsprechenden Zugeständnisse gemacht. Hierzu ist folgendes festzustellen: Die englische Regierung hatte der deutschen bis zum 7. August zur Antwort Frist gegeben, aber erst am 8. August ging die Mitteilung in Berlin ein Deutschland hat dann sofort seine Zustimmung erklärt. Es handelt sich also um einen glatten Wortbruch. Mannschaftsmangel bei der englischen Flotte. Von der Nordseeküste erhielt ein Binger Bürger von einem Verwandten, dec enge Be ziehungen zu Matrosen und der Küstenbevölkerung unterhält, einen Brief, aus dem folgende bemer kenswerte Stellen wiedergegebcn werden: „Vor den Briten ist an der Wasserkante niemand bange. Sie haben ja anscheinend nicht einmal genügend geeignete Leute für ihre Schiffe Unseren Fischern haben sie noch kürzlich in Aberdeen 800 Mark geboten, wenn sic sofort in englische Dienste treten. Wir haben ihnen aber etwas gepfiffen." Einen Peitschenhieb gegen Lord Haldane führt ein deutscher Professor aus Florenz in ei nem von der „Franks. Ztg." veröffentlichten Briefe gegen den englischen Lordkanzler. Er er innert den englischen Staatsmann an die Worte, die dieser während seines Berliner Besuches als Kriegsminister aus freien Stücken sprach: „Eng- land bedarf, um nicht intellektuell zu verdorren, einer innigen geistigen Berührung mit Deutsch land, einer fortdauernden Auffrischung durch Zu führung deutscher Kultur". Da sich Lord Hal dane dennoch unter den Räten der englischen Krone befindet, die den Krieg in der Absicht ei ner Vernichtung Deutschlands beschlossen, ruft ihm der deutsche Professor zu: Der Staatsmann, bei dem ein so schneidender Widerspruch zwischen Worten und Handeln, zwischen Gesinnung und Politik besteht, kann als eine Persönlichkeit von Charakter und von Ernsthaftigkeit nicht betrach tet werden. Russische Siegesfeier über eine — Poftfahne. Aus Darkehmen wird gemeldet: Die Russen feiern in lauter Weise die Eroberung einer deut schen Fahne, die sie im Gefecht bei Marggrabo- wa (Oletzko) erobert haben wollen. Es handelt sich dabei um eine Fahne, die bei feierlichen Ge legenheiten am Postgebäudc aufgezogen wird. Bon den eigenen Soldaten geknebelte russische Offiziere. In einem dem „Leipz. Tgbl." zur Verfügung gestellten Brief, der aus den Grenzbezirken des Ostens stammt, ist folgendes zu lesen: „. . . In dem russischen Grenzorte X. harrte unserer Soldaten noch eine besondere Ueber- raschung. Die Bevölkerung, die sich anfangs als sehr unterwürfig und ängstlich erwies, wurde allmählich beruhigter. Auf die unter ernstlichen Androhungen gestellte Frage, ob noch irgendwie russische Dragoner oder Soldaten sich in dem Nest oder in der Umgebung versteckt hätten, wurden wir in einen Keller geführr, aus dem Stöhnen und Hilferufe hervordrangen. Man fand zwei Podparutschiks (Leutnants) und einen Korporal gefesselt vor. Die Hände waren ihnen mit Riemen und Pferdezaumzeug auf den Rücken gebunden, und alle drei hatte man mit Stricken so fest zusammengeschnürt, daß sie sich buchstäb lich nicht rühren konnten und starke Einschnitte am Körper aufwiesen. Natürlich wurden sie gefangen genommen. Aus ihren Erzählungen ging hervor, daß sie von ihren Dragonern des halb unschädlich gemacht worden wären, weil sie daraus bestanden hätten, daß sie absitzen und den Ort gegen den Feind verteidigen sollten. Nach längerem Streit hatten die Dragoner in ihrer Mehrzahl sich über sie hergestürzt und sie in dieser Weise unschädlich gemacht. Unter furchtbarem Gefluche ergingen sie sich dann in den gröbsten Ausdrücken gegen ihre Soldaten, die ausgesuchte Feiglinge und nicht wert seien, daß die russische Erde sie ernährte. Mit dieser Ernährung speziell scheint es aber eine besondere Bewandtnis gehabt zu haben. Nach den Aus sagen der Ortsbewohner haben gerade die Ossi ziere ihre Leute und deren Pferde hungern lassen, da sie selbst die Gelder nicht auszahlten, sondern vertranken. Die Leute mußten sich so ihr Essen und das Fressen zusammenstehlen, um überhaupt notdürftig versorgt zu werden. — Eine nette Probe für die Disziplin bei den russischen Grenz truppen l Die Offiziere, die die Gchwadronsgelder veruntreuen, und die Mannschaften, die die handgreifliche Rache mit offenbarer Feigheit vor dem Feinde verbinden, denn es wurden nicht einmal die kleinsten Anstalten gemacht, um den Ort irgendwie zu verteidigen, der sich ganz gut dafür geeignet hätte ..." OeEch«» «n» LächstscheS. * — Witter! ungsaussicht für Donnerstag, den 20. August: Nordwestwind, wechselnde Bewölkung, etwas wärmer, kein er heblicher Niederschlag. * — Die Natur hat dem August 1814 ein großes Schauspiel Vorbehalten. Auf den 21. fällt die totale Sonnenfinsternis, auf die schon seit vielen Monaten die Aufmerksamkeit gerichtet wor den ist. In unseren Breiten freilich ist sie nicht in ihrer Totalität zu sehen; doch liegt die Tota litätszone höher, als in der Mehrzahl dieser Fälle. Deutschland hatte eine Reihe vyn Expe ditionen zur Beobachtung dieses gewaltigen Na- turschauspieleS vorbereitet, von denen eine in Nordnorwegen und mehrere andere in Südruß land ihre Arbeiten anstcllcn wollten. Jetzt ha ben freilich alle wissenschaftlichen Forschungen der Kriegssurie weichen müssen. * — Dem Roten Krenz sind im Bezirke der Amtshauptmannschaft Glauchau folgende Laza rette zur Verfügung gestellt: 1. Das Genesungs heim im Rümpfwald bei Glauchau mit 60 Bet ten, 2. das Bethlehemstist im Hüttengrund bei Hohenstein-Ernstthal mit 80 Betten (eventuell 160 Betten), 3. das Stadtkrankenhaus zu Glau chau mit 100 bis 150 Betten. Ueberdies würde im Notfälle 'auch eines der Beztrkssiechenhäuser in Lichtenstein mit 60 Betten zur Verfügung ge stellt werden können. * Hohenstein-Ernstthal, 19. Aug. In Gast häusern und Ladengeschäften unserer Stadt sind 20 Sammelbüchsen ausgestellt worden für milde Gaben zum Besten unserer tapferen Soldaten und ihrer Familien. Es gilt, jedes Scherflein aufzufammeln. Die Büchsen sind allen zugäng lich, ihre Standorte verzeichnet die ab und zu veröffentlichte Adrefsentafel. Trete jeder herzu, der seine Gabe unbesehen darbringen will, und sei sie noch so gering. Viele Wenig machen auch ein Viel und den Wenigerbegüterten ehrt sein Scherflein genau so wie den Reichen seine größere Gabe. Wie heißt es doch? „Und es kam eine arme Witwe und legte 2 Scherflem ein, die ma chen einen Heller. Und er ries seine Jünger zu sich und sprach zu ihnen: Wahrlich ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in den Gotteskasten gelegt denn alle, die eingelegt haben. Denn sie haben alle von ihrem Uebrigen eingelegt, diese aber hat von ihrer Armut alles, was sie hatte, ihre ganze Nahrung, eingelegt." * — Die Zahl »er Einberufenen. Um eine Uebersicht über die Zahl der zur Fahne eingezo- gencn hiesigen Einwohner und über die einge- tcctene Not zu erlangen, hatte der Sladtrat am 13. und 14. August eine Zählung der Einberufe nen vornehmen lassen. Die Zählung hatte fol gendes Ergebnis: Einbernfcn wurden bis 14. August 383 Familienväter und 85 Ledige, in den letzten Tagen dürsten noch hinzugekommen sein 40 Familienväter und 15 Ledige. Die Zahl der hierdurch ihres Ernährers beraubten Frauen be trägt 378, hinzu kommen noch 40 Frauen durch die Einberufungen in den letzten Tagen. 603 bezw. 654 Kinder sind ohne Vater. Wenn man nun noch die aktiv dienenden Soldaten aus un serer Stadt hinzurcchnet, so ist es eine beträcht liche Zahl hiesiger tapferer Männer, die ihr Le ben für das Vaterland einsetzen. * — Die Aumcldungen zur öandsturmrolle, die im Stadtverordnetensaal des hiesigen Rat- h.iuses zu erfolgen haben, setzten am Montag, als am zweiten Landsturmtage, so lebhaft ein, daß zwei Beamte voll zu tun hatten. Der Andrang war (auch am Dienstag) so stark, daß viele längere Zeit warten mußten, ehe sie abge fertigt werden konnten. Dem Aufruf wurde von allen Seiten mit größter Freude nachgekommen, hat man doch jetzt endlich Gelegenheit, mal „ein Wörtchen mitreden zu können". Morgen Donners tag ist der letzte Anmeldetag; wer also seine Anmeldung noch nicht besorgt hat, beeile sich, dies zu tun, sonst sind strenge Strafen zu gewärtigen. Bemerkt sei nochmals, daß vom Aufruf des Landsturms nicht betroffen werden diejenigen Personen, die noch nicht 20 Jahre alt sind und solche unausgebildete Landsturm pflichtige, die in diesem Jahre das 39. Lebens jahr vollenden oder bereits vollendet haben. NvtstandSarbeitcn Die Notstandsarbeiten an der Wüstenbrander Wasserleitung sind in den letzten Tagen beendigt worden. Um den dort Beschäftigten wieder neue Arbeit zu verschaffen, hatte der Stadtrat Schleusenarbeiten, die sich auf der Logenstraße notwendig machen, in Vorschlag gebracht. Die Kosten in Höhe von 1700 Mark wurden in der gestrigen Stadtver ordnetensitzung bewilligt. Außerdem sollen weitere Arbeitslose, die bisher in einer Zahl von ca. 150 auf dem Rathaus angemeldet sind, mit Stöcke ausroden auf dem ca. zwei Hektar großen Wassergrul dstück auf Langenberger Flur be schäftigt werden. Man hofft, dadurch der Not wenigstens einigermaßen wieder etwas steuern zu können. * — FelötziebftShle. Da in letzter Zeit mehr fach Anzeigen über Felddiebstähle, besonders von Kartoffeln, eingegangen sind, macht der hiesige Stadtrat darauf aufmerksam, daß jeder Straffall »nnachsichtlich streng geahndet iverden wird. Auch das Betreten von Wiesen und bestellten Aeckcrn vor der Ernte ist streng verboten. Die Schutzmannschaft und der städtische Sicherheits dienst sind angewiesen, jeden Fall unnachsichtlich zur Anzeige zu bringen. * — Neue Waffermetster. Anstelle der ins Feld gezogenen Wassermeister Scheibe und Müller wurden in der gestrigen Stadtverordnetensitzung der Schlosser Krist und der Sohn des Mafler- meisters Lange gewählt. * — Sei» 25jShrigeS GeschstftSjubtl«»« beging heute Herr Malermeister Louis Nudelt. Der Obermeister der Maler-Innung, Herr Zschau- Frankenberg, sprach dem Jubilar persönlich die Glückwünsche der Innung aus. * — Der Mietervereio hielt gestern eine Ver sammlung ab, in der man einstimmig beschloß, jeder Familie der ins Feld gezogenen Vereins mitglieder einen Scheffel Kohlen ins Haus fahren zu lassen. Weitere Maßnahmen bleiben Vorbe halten. Ferner wurde ein Beschluß gefaßt, der ein Handinhandgehen mit der Baugenoffenschaft in finanzieller Hinsicht Gewähr leistet. Auch stimmte man der Errichtung einer Auskunftsstelle für Mielssachen zu. Ersatzwahlen wurden nicht vorgenommen, die Geschäfte des Vorstehers und des 2. Kassierers werden bis auf weiteres von anderen Vorstandsmitgliedern besorgt. ) ( Oberlungwitz, 19. Aug. Die hiesigen Landsturmpflichtigen seien nochmals darauf auf merksam gemacht, daß die Anmeldung zur Land sturmrolle bis spätestens morgen Donnerstag abends 6 Uhr im hiesigen Rathause zu erfolgen hat. Meidepflichtig sind alle diejenigen, die beim AuShebungsgeschäst dem Landsturm überwiesen wurden, ferner diejenigen Ersatzreservisten, die zum Landsturm übergetreten sind. Die nichtge dienten Landsturmpflichtigen, die in diesem Jahre das 39. Lebensjahr vollendet haben bezw. noch vollend n, sowie die jungen Leute bis zu 20 Jahren sind nicht meldepflichtig. r . Gersdorf, 19. Aug. Auch in unserer Ge meinde ist für unsere Krieger und deren Ange hörige eine freiwillige Sammlung veranstaltet worden. In den verschiedenen Sammelstellen sind viele Gebrauchsgegenstände für die Solda ten abgegeben worden; außerdem noch 992 Mk. 5 Pfg. An den Anschlagstafeln sowie am Rat haus sind genaue Verzeichnisse über die einge gangenen Gaben ausgehängt. ES kann sich also jeder selbst davon überzeugen, was gegeben wor den ist. Etwaige Irrtümer bittet man auf der Pfarre zu melden. Diese 1. Quittung bezieht sich auf Gaben, die bis zum Nachmittag deS 18. August in dcn Sammelstellen eingegangen sind. Später werden weitere Quittungen erscheinen. Es wird herzlichst um weitere Gaben für unsere Krieger und deren Angehörige gebeten. Denn gebraucht wird viel, ja sehr viel. Erfreulich ist, wie die Gaben aus allen Kreisen der Bevölke rung eingehen, auch Kiudersparbüchsen fehlen nicht. Sogar ein Soldatenkind, dessen Vater schon vor dem Feinde steht, brachte seine Spar büchse. Hier ist uns allen Gelegenheit geboten, ein kleines Dankopfer für unsere Krieger zu bringen. k8. LasgenchurSdorf, 19. Aug. Vergangene Nacht gegen 3 Uhr brach im Gehöfte des Guts besitzers Richard Wolf Großfeuer aus. DaS ganze aus vier Gebäuden bestehende und mit Getreide dichtgefüllte Anwesen wurde ein Raub der Flammen. Die Ursache des Brandes ist unbekannt. Von den auswärtigen Feuerwehren erhielt die Falkener Wehr den ersten und die von Langenberg den zweiten Preis. Außer diesen waren zur Hilfeleistung noch erschienen die Wehren von Rußdorf, Reichenbach und Bräunsdorf. * Glauche«, 19. Aug. Gestern früh gegen 4 Uhr brannte die Maschinenfabrik von Rucks u. Sohn in der Auestraße vollständig nieder, nur das Wohnhaus ist erhalten geblieben. * Chemnitz, 19. Aug. Heute früh gegen 7 Uhr stürzte im Hause Maxstraße 14 ein sechs Jahre alter Knabe aus einem Fenster des vierten Stockwerkes in den Hof und fand den sofortigen Tod. Sie neueste» Meldungen lauten: Berlin. Amtlich wird bekannt gegeben: In manchen Schichten der Bevölkerung machte sich in letzter Zeit eine gewisse Beunruhigung geltend, die dadurch veranlaßt wurde, daß Nachrichten vom Kriegsschauplatz nicht mehr eingetroffen sind. Es ist durchaus kein Grund dazu vor handen, sich bei dem Mangel an Nachrichten in dem jetzigen Stadium des Krieges zu beun ruhigen. Es wird darauf aufmerksam gemacht, daß zurzeit mit Nachrichten zurückgehalten werden muß, um den Gegner nicht darüber aufzuklären, in welcher Weise deutsche Truppen aufmarschieren. Die Gesamtlage ist zurzeit eine derartige, die zn guter Zuversicht berechtigt. Berlin. Dem „KuryerLwowski" zufolge haben die deutschen Truppen auch Petrikan an der Bahnlinie Czenstochau—Warschau, SO Kilo meter südlich von Lodz, einge nommen. Berlin. Wie aus Brüssel gemeldet wird, ist eine deutsche Ulanenabteilung in Hasselt eingerückt und hat in der dortigen Postanstalt iebzehntausend Franken und in der National- rank zwei Millionen Franken beschlagnahmt. Berltu. Das Berliner Polizeipräsidium ord- lete gestern abend an, daß die japanische Bot- chaft mit einem starken Polizeikordon zu um- ;eben sei. In der 11. Nachtstunde waren alle ftäume des Botschafterhotels hell erleuchtet. Man konnte von der Straße aus sehen, wie in allen Räumen gearbeitet wurde. Die Räume res Berliner Nipponklubs sind schon seit mehreren Tagen gänzlich verwaist. Im Interesse der in Ostasien lebenden Deutschen muß dem dringenden Wunsche entsprochen werden, daß die in Deutsch land lebenden Japaner vom Publikum unbehelligt bleiben. Halle. Entgegen dem Ableugnungsver suche des japanischen Konsulates inZBerlin steht es fest, daß die Japaner, die in^großer Anzahl in Halle studierten, schon seit 10 Tagen ihren Einberufungsbefehl erhalten haben. Marburg. Die Japaner, die an der hiesigen Universität studierten, und trotz ihrer nicht unbe deutenden Anzahl in den Straßen sehr bekannt waren, sind seit einigen Tagrn plötzlich unsichtbar geworden. München. An der hiesigen Universität waren im vergangenen Semester 46 Japaner als Medizinstudierende eingeschrieben. Diese sind in den letzten Tagen, nachdem sie bisher die klinischen Institute fleißig besucht hatten, abge reist. Sie haben den Weg über Holland gewählt. Köln. Der „Kölner Zeitung" zu folge hat der belgische Pöbel im Klo ster Jesuit bei Lüttich 20 Kloster brüder und einen Pater ermordet. Der Pöbel zündete dann das Kloster an allen Ecken an. Den in acht Au tomobilen auf Anruf ankommenden deutschen Truppen war es nicht mehr möglich, das Kloster zu retten. Sie geleiteten 350 Klosterbrüder an die Grenze unter Mitnahme der ziemlich beträchtlichen Schätze des Klosters. Hamburg. 200 Amerikaner sind im Sonder- zuge gestern abgereist. Bei ihrer Abfahrt sangen sie die deutsche Nationalhymne. Ein Senats kommissar war auf dem Bahnhof anwesend. Eine Unmenge deutscher Zeitungen wurde von den Amerikanern mitgenommen. Karlsruhe. Bei einer Sitzung des badischen Roten Kreuzes wurde mitgeteilt, daß ein franzö sischer Flieger, der den Jsteiner Klotz, eine 7 Ki lometer lange Befestigung am Oberrhein, über flogen hatte und über Schweizer Gebiet nach Frankreich zurückkehren wollte, von dem schwei zerischen Grenzschutz heruntergeschossen worden ist. Man darf diese Tatsache als einen Beweis dafür ansehen, daß es die Schweiz mit der Wah rung ihrer Neutralität ernst nimmt. Wien. Von den vor dem Kriegsausbruch gemachten Goldsendungen ins Ausland sind größere Beträge, die ihren Bestimmungsort nicht mehr erreichen konnten, hierher zurück- gekehrt; so 10 Millionen an die Landbank und mehrere Millionen an die Anglo-Bank. Wie«. Ueber die Mission der türkischen Staatsmänner Talaat Bei und Halil Bei in Sofia und Bukarest schreibt die „Ncichspast" : Ein neuer Balkaubuud ist wirklich im Entstehen, aber nicht als Werkzeug Rußlands, sondern zur Verteidigung gegen Rußland, zur Wahrung dec Freiheit der östlichen Balkanstaaten, zur Siche rung Konstantinopels und der Meerengen. Die Aktion ist weiter gediehen, als es heute nach den vorliegenden Nachrichten den Anschein hat. Wie«. Das „Wiener Abendblatt" teilt mit, daß der Oberleutnant Weiß vom 30. Lemberger Husaren-Regiment mit seinem Zuge von einer 10fach überlegenen Kosakenabtcilung angegriffen und beschossen wurde. Hierbei erhielt der 2. Offizier eine Kugel in den Unterleib, der Ober leutnant gab Schnellfeuer und brachte die Russen in eine derartige Verwirrung, daß sie die Flucht ergriffen. Budapest. Ein Teilnehmer an dem Kampfe bei Sabac teilt einem Blatte mit: Der erste Sturm auf die serbischen Truppen wurde von sechs Bataillonen österreichischer Infanterie ans- geführt. Die regulären serbischen Truppen flüch teten landeinwärts. Die Verteidiger von Sabac, mit denen wir wiederholt ins Handgemenge kamen, waren ausschließlich mit Handgranaten und Dolchen bewaffnet, sodaß die österreichischen Soldaten zumeist an den Händen verwundet wurden. Weiter verteidigte man die Stadt durch Bombenwürfe und meuchlerische Ueberfällc. Unsere Truppen fanden in einer fünfstöckigen Dampfmühle gegen 600 KomitatschiS verborgen, die auf unsere Truppen schossen. Alle Insassen der Mühle wurden niedergeschossen oder fanden den Tod in der in Brand gesteckten Mühle. Durch den Sieg von Sabac ist der Weg in das Innere von Serbien gesichert. Marseille. Frankreich zieht starke Truppenmaffen aus seinen afrikanischen Ko lonien, hauptsächlich Chasseurs d'Afriques nach Europa. Die hier gelandeten Truppen werden sofort zur Verstärkung der Garnison von Belfort entsandt. Amsterdam. Der belgische König und seine Familie sind nach Schloß Antwerpen übergesiedelt. Die Uebersiedelung der Regierung von Brüssel nach Antwerpen hat begonnen. Die Umgegend von Brüssel wird durch die Bürgerwehr der Stadt zur Verteidigung vorbereitet. Sofia. Die Nachricht von dem Einmarsch der Oesterreicher in Serbien wurde in Bul garien mit großer Genugtuung ausgenommen. Das Publikum besprach lebhaft den Sieg und kann die volle Niederlage der Serbelt kaum erwarten. Sofia. Hier sind vertrauliche Nachrichten eingetroffen, nach denen unter der Mannschaft der russischen Schwarzen-Meerflotte eine Meu terei ausgebrochen sein und Odessa in Flam men stehen soll.
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