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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 14.08.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-08-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191408147
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19140814
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19140814
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-08
- Tag 1914-08-14
-
Monat
1914-08
-
Jahr
1914
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 14.08.1914
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OerMche» ««» «üchfischeS. * — Soviel blanke- Geld und tadellose Baukuote« wie gegenwärtig hat es noch nie ge geben. Namentlich in den deutschen Münz stätten, Berlin, München, Dresden rc., zahlen die Postanstalten und die Kassen sehr viel neues Geld aus. Die Münzen mit dem Bilde des Kaisers sind plötzlich in reicher Zahl im Umlauf, meist natürlich beim Silber, es wird eben Lag und Nacht geprägt. Aber auch neue Goldmün zen bekommt man schon wieder mehr zu sehen. Dieser Strom von neuem Geld wird sich vor aussichtlich bald noch mehr zeigen und den letzten Befürchtungen von einer Geldnot, die in der Hauptsache schon seit vorigem Wochenschluß beseitigt sind, ein Ziel setzen. Bei den ausge gebenen, bisher nicht im Verkehr gewesenen Zwanzig- und Zehnmarkscheinen merkt man es ganz auffällig, daß man eine hübsche Summe in der Hand haben kann, ohne daß man die Menge der Scheine recht spürt. So elegant sind sie und so wenig wirkt die tadellose Glätte. Leider ist es nicht vielen Geschäftsleuten ver gönnt, einen größeren Posten davon heute in der Hand zu behalten. Hoffentlich bessern sich Zahlungen und Umsatz bald wieder, denn die Verkehrserschwerungen dürften in der allernäch sten Zeit wieder beseitigt sein. So viel schönes, blankes und neues Geld! Wenn bloß der An laß für die Prägung nicht so traurig wäre! * — Witte pungsaussicht für Freitag, den 14. August: Nordwestwinde, wech selnde Bewölkung, Temperaturrückgang, Gewitter neigung, sonst kein erheblicher Niederschlag. * — Allgemeine Kirchenkollekte für das Rote Kreuz. Nachdem die evangelische Kirche am Kriegsbuß- und Bettag ihre Glieder zu brünsti gem Gebet für unser schwer bedrohtes Vater land gesammelt hat, rust sie nun auch zu Opfern für die Pflege der fürs Vaterland verwundeten Söhne unseres Volkes auf. Mit Genehmigung der in Kvanx«liei8 beauftragten Herren Staats minister schreibt das evangelisch-lutherische Lan deskonsistorium in seinem soeben ausgegebenen Verordnungsblatte eine allgemeine Kirchenkollekte für das Rote Kreuz aus, die bereits am kom menden Sonntag in allen evangelisch-lutherischen Kirchen des Landes eingesammclt werden soll. Diese Anordnung entspricht nur einem Bedürf nis, daß alle Besucher der Gottesdienste in die ser Zeit unwillkürlich empfinden, und es wird darum ein reicher Ertrag der Kollekte mit Sicher heit zu erwarten sein. * — Von der Straßenbahn. Der Halbe- Stunden-Verkchr, der durch die Mobilmachung aufgehoben und durch Stuuden-Verkehr ersetzt worden war, wird vom 15. August ab wieder eingeführt. Wie die Betriebsleitung weiter be kannt gibt, fällt der Frllhzug ab Betriebsbahn Hof 4,42, ab Kesselschmiede 5,17 Uhr aus. * — Pservemarkt. Um den Landwirten Ge legenheit zu geben, ihren Bedarf an Pferden zu decken, beabsichtigt die Königliche Amtsbaupt- maunschaft in der zweiten Hälfte nächster Woche in Glauchau einen Pferdcmarkt zu veranstalten. Das Nähere wird noch bekannt gegeben werden. Es steht zu hoffen, daß bis dahin die Zahlung der Entschädigungen für die ausgehobenen Pferde erfolgt ist. * — Was ist Landsturms lieber diese Frage besteht in Laienkreisen vielfach noch Unklarheit. Die Deutsche Wchrordnung vom 22. November 1888 gibt über den Begriff Landsturm ganz klare Auskunft. K 20 Absatz 1 dieses Gesetzes lautet: Der Landsturm hat die Pflicht, im Kriegs fälle an der Verteidigung des Vaterlandes tcil- zunehmcn; er kann in Fällen außerordentlichen Bedarfs zur Ergänzung des Heeres und der Marine herangezogen werden. Absatz 2. Der Landsturm besteht aus allen Wehrpflichtigen vom vollendeten 17. bis zum vollendeten 45. Lebensjahre, welche weder dem Heere noch der Marine angehören. Absatz 3. Der Landsturm wird in zwei Aufgebote eiugetcilt. Die weiteren Bestimmungen lauten: Zum Landsturm ersten Aufgebotes gehören die Landsturmpflichtigen bis zum 31. März desjenigen Kalenderjahres, in welchem sie ihr 39. Lebensjahr vollenden, zum Landsturm zweiten Aufgebotes von dem eben bezeichneten Zeitpunkte bis zum Ablauf der Land sturmpflicht. Personen, welche gemäß 12 ä vor dem im vorigen Absatz bezeichnelen Zeit punkt ihre Dienstpflicht in der Landwehr zweiten Aufgebots abgeleistet haben, treten sofort zum Landsturm zweiten Aufgebots über. Der Auf ruf des Landsturms erfolgt durch Kaiserliche Verordnung, bei unmittelbarer Kriegsgefahr inr Bedarfsfälle durch die kommandierenden Gene rale, die Gouverneure und Kommandanten von Festungen. Der Aufruf des Landsturms ersten Aufgebots beziehungsweise zweiten Aufgebots er folgt nach Jahresklassen, mit den jüngsten be ginnend, soweit die militärischen Interessen es gestatten. Dem Aufruf unterliegen nicht solche Wehrpflichtige, welche gemäß § 38 wegen kör perlicher und geistiger Gebrechen dauernd un tauglich zum Dienst im Heere und der Marine befunden und ausgemustcrt sind. Nach Erlaß des Aufrufs bis zur Auslösung des Landsturms findet ein Uebertritt vom ersten zum zweiten Aufgebot, sowie ein Ausscheiden aus dem Land sturm nicht statt. * — Die erste Kriegs-Verlustliste weist, soweit das sestzustellen ist, auch den Namen eines Sach sen auf des Dragoners Paul Oskar Heinz aus Untermarxgrün, dessen Garnison Kolmar war. Heinz ist tot. * — Reiche Kartoffelernte. Unser wichtigstes Dolksuahrungsmittel, die Kartoffel, verspricht in diesem Jahre wieder eine reiche Ernte, so daß eine außergewöhnliche Preissteigerung, die nament lich die ärmere Bevölkerung fühlbar treffen würde, glücklicherweise nicht zu erwarten ist. Jni Durch schnitt der letzten drei Jahre betrug unsere Kar toffelernte 900 Millionen Zentner für das Jahr, von denen 270 Millionen Zentner zur mensch lichen Ernährung gebraucht und etwa 300 Millio nen Zentner für Viehfutter verwendet wurden. In diesem Jahre rechnet man mit einem Ernte ergebnis von mindestens 15,75 Tonnen auf den Hektar. Da insgesamt etwa 3'/, Millionen Hektar als Kartoffelland dienen, haben wir, ge ring geschätzt, mit einer Ernte von mehr als einer Milliarde Zentnern zu rechnen. Unser Be darf dürfte also mehr als gedeckt sein. * — Die Getreidepreise fallen. An der Ber liner Getreidebörse waren Weizen, Roggen und Hafer zirka 10 Mark pro Tonne billiger wie am Sonnabend Schluß. Bei Eröffnung der Mittag börse nahmen die Preisrückgänge größeren Um fang an. Infolge großer Angebote fiel Hafer bis 200 Mark, Weizen bis 215 Mark, Roggen bis 190 Mark. * — Beförderung von Lebensmitteln als Ex preßgut mit der Eisenbahn. Wie uns die Kgl. Generaldirektion der Sächsischen Staatseisenbahnrn mitteilt, können im Sächsischen Binnenverkehr LebeuSmittelsendnugen als Expreßgut zur Be förderung mit MilitSr-Lolalzügen aufgegeben werden, vorausgesetzt, daß es sich um kleinere, leicht zu verladende Stücke handelt. Da jedoch durch diese Sendungen der Militärverkehr in kei ner Weise beeinträchtigt werden darf, können sie den Militär-Lokalzügen nur insoweit mitgegeben werden, als dazu nach Unterbringung aller Mi litärgüter und aller Privatgütcr für die Militär verwaltung im Zugfüherwagen noch Platz ist. Auch dürfen durch die Verladung keine Zugver spätungen entstehen. Eine Gewähr für pünkt liche Beförderung kann unter diesen Umständen die Eisenbahnverwaltung allerdings nicht über nehmen. * — Erloschene Schweinescuche. Die unter dem Schweinebestande des Gutspächters Herrn E. Fuchs in Hüttengrund, Kuhschnappeler An teil (Bad Hohenstein-Ernstthal) ausgebrochene Schweineseuche ist erloschen. * Hohenstein-Ernstthal, 13. Aug. Wie wir bereits früher mitteilten, habm alle Zurückstel lungen beim diesjährigen Aushebungsgeschäft ihre Gültigkeit verloren. Der hiesige Stadtrat macht nun in einer Bekanntmachung darauf auf merksam, daß alle Militärpflichtigen in hiesiger Stadt der Jahrgänge 1894 und 1893, die beim diesjährigen Musterungsgeschäst zurückgestellt worden sind, sowie diejenigen der Jahrgänge 1894, 1893, 1892 und allere, die noch nicht zur Vorstellung gekommen sind, sich sofort im Zim mer 12 des Rathauses zur Stammrolle anmel den müssen. Vvrznlcgen sind die Militärpapiere. * — Wehrbcitrag zahle»! Alle diejenigen, die zum Wehrbeitrag veranlagt sind, seien auch an dieser Stelle darauf aufmerksam gemacht, daß der Beitrag uugesäumt zu bezahlen ist. Durch pünktliches Zahlen dieses Beitrages unterstützt man auch das Vaterland! * — Für Krankcnlasscnmitglieder. Die hie sige Ortskrankenkasse richtet an die Kassenmit- gliedcr die Bitte, die Inanspruchnahme der Kasse auf das notwendigste Maß zu beschränken, da infolge des Krieges die finanzielle Kraft der Kasse geschwächt ist. Beachtet zu werden verdient auch, daß die Vorschriften der Reichsoersicherungsord- nuug über die hausgcwerblichc Krankenversiche rung während des Krieges außer Kraft gesetzt wird. Weiter soll versucht werden, von einer Beitragserhöhung auf 4'/z vom Hundert zunächst Abstand zu nehmen. Im übrigen verweisen mir auf die Bekanntmachung in heutiger Nummer. * — Walbbumwlcr. Die gegenwärtig schöne Witterung lockt viele von unserer Bevölkerung in die Wälder. Namentlich von den Arbeitslosen wird die Gelegenheit, sich im Walde zu erholen — wenn auch unfreiwillig —, in weitem Maße wahrgenommen. In den letzten Tagen waren die Wälder auf unserer Höhe von Spaziergän gern dicht bevölkert. Um das Nützliche auch gleich mit dem Praktischen zu verbinde», sam melten viele Beeren und Pilze, welch letztere sich infolge der günstigen Witterung ziemlich zahl reich vorfinden. * — Der Turnverein von 1856 hat, nachdem die örtlichen Wogen des Krieges sich etwas ge legt haben, den Turnbctrieb wieder ausgenommen. k . Oberlungwitz, 13. Aug. Die Verwaltung des hiesigen Elektrizitätswerkes beschloß, den Frauen ihrer zur Fahne einberufenen Angestellten das halbe Gehalt bis auf weiteres zu bezahlen. Die Frauen der einberufenen Arbeiter werden bis auf weiteres mit 6 Mark pro Woche (für jedes Kind 1 Mark extra) unterstützt. - s- Gersdorf, 13. Ang. An hiesiger Schule hat der Unterricht am 10. August wieder be gonnen, freilich unter anderen Verhältnissen, als er am 15. Juli geschlossen wurde. 6 Lehrer sind zur Fahne einbcrnfen worden, weitere Gestellungs befehle werden erwartet. Natürlich mußte der Unterrichisbetrieb hiervon beeinflußt werden. Es hat zunächst eine Zusammenlegung von Schul klassen stattgefunden unter Aufhebung der ver waisten Klassen I, II und IVb Kn., 5b, 6a und b M., 7o und 8o gemischt, daß die Klassenstärken auf 52 gestiegen sind, doch freuen wir uns, auf diese Weise den vollen Unterrichtsbetrieb aufrecht erhalten zu können. Fre'lich wie lange? — Die beiden beurlaubten Lehrkräfie haben von ihrem einwöchigen Nachurlaub keinen Gebrauch gemacht. Die Nadelarbeits- und Turnlehrerin ist wegen Krankheit bis 22. August beurlaubt. Vom Erntc- urlaub haben die Kinder nur mäßigen Gebrauch gemacht. * * Gersdorf, 13. Aug. Alle hiesigen Mili tärpflichtigen der Jahrgänge 1894, 1893 und 1892, die bei der letzten Musterung zurückgestellt wurden und die noch nicht gemustert sind, sowie üejenigen der älteren Jahrgänge, über die noch nicht endgültig entschieden ist, seien darauf auf merksam gcmacht, daß sie sich laut einer amt lichen Bekanntmachung bis späiestens Sonntag, den 16. d. M., mittags 12 Uhr inr Zimmer 8 des hiesigen Rathauses zwecks Anmeldung zur Stammrolle vorzustcllen haben. Mitzubringen sind die Militärpapiere. Das Rathaus ist an diesem Tage von V,11 bis 12 Uhr mittags ge öffnet. V Gersdorf, 13. Aug. Dem Ruf zur Fahne mußten aus unserem Ort auch mehrere Schutz leute folgen. Der Gemeindevorstand sah sich des halb genötigt, Hilfsschutzleute einzustellen. Wie derselbe im amtlichen Teile der heutigen Num mer bekannt gibt, sind hierzu verpflichtet worden die Herren pens. Schutzmann Hermann Mehl horn, Straßenarbeiter Karl Körner, Schneider meister Louis Uhlemann und Berginvalid Her mann Vogel. * Bernsdorf, 13. Aug. Wie sich jetzt in den Zeiten der Not überall Ausschüsse bilden, um Gaben für die durch Einberufung des Ernährers in Bedrängnis geratene Familien zu erbitten, haben auch in der Kirchgemeinde Bernsdorf die Frauenvereine von Bernsdorf, Hermsdorf und Rüsdorf sich in den Dienst dieser guten Sache gestellt. In vorliegender Nunimer erlassen die Vereine einen Aufruf, in dem auch die Stellen bekannt gegeben werden, die Liebesgaben ent gegennehmen. Es sind dies in Bernsdorf die Damen Hanna Klempau!, Meta Helm, Ber tha Rockstroh, Minna Vogel, Ida Thost, in Hermsdorf die Damen Selma Oehmichen, Marie Lenke, Wilhelmine Müller, in Rüsdorf die Damen Pauline Fritzsche und Pauline Sieber. * Waldenburg, 12. Aug. Fürst Otto Viktor von Schönburg-Waldenburg hat zur Einrichtung von Lazaretten die Schlösser Waldenburg, Lich tenstein und Belgershain zur Verfügung gestellt. * Chemnitz, 12. Aug. Allgemeines Mitleid erregte am Sonntag abend in dem Zuge, der Chemnitz 8,35 Uhr in der Richtung Frankenberg —Hainichen verläßt, das traurige Geschick einer jungen, gutgekleideten Frau. Der Säugling, den sie mithatte, schrie unaufhörlich — vor Hunger. Erst nach langem Suchen konnte einer von den Mitreisenden etwas Eßbares finden, worauf sich das Kind sofort ruhig verhielt. Die junge Mut ter ist die Tochter einer Hainichener Familie und mit einem Deutschen in Warschau verheiratet. Da ihr Mann vorige Woche Order zum Eintreffen nach Deutschland erhielt, wurde es in Warschau bekannt, daß auch sie eine Deutsche sei. Seit dieser Zeit war sie ihres Lebens nicht mehr sicher. Außerdem war in Warschau die Revolu tion ausgebrochen. Auf einer Strickleiter mußte sie nachts ilnter Zurücklassung aller ihrer ganzen Habe aus ihrer Wohnung flüchten. Sie konnte nur ihr Kind retten. Unter unsäglichen Schwie rigkeiten erreichten sie und ihr Bruder, der mit geflohen war, die Grenze. Ein Kosak'machte sich erbötig, die drei über die Grenze zu schmuggeln, indem er händeringend bat, ihn selbst mitzu nehmen, da er dem Hungertode nahe sei. Leider war die selbst ohne alle Mittel Geflohene nicht in der Lage, für den Mann zu sorgen. Mitten in der Nacht, als sie die Grenze auf Schleich wegen unier Führung des Kosaken bereits über schritten hatte», krachte ein Schuß und der Bruder lag sterbend in seinem Blute. Was aus ihm geworden ist, weiß die Frau, da sie mit dem Kinde trotz vielfacher Schüsse von russischer Seite weiterfloh, nicht. Die Grenzbehörde versorgte ihr einen Fahrschein »ach der Heimat, der sie jetzt, die Minuten zählend, die d^r Zug noch bis Hainichen brauchte, nahe war. * Dresden, 12. Aug. Die gemeldete Kriegs affäre im Stadtwaldschlößchen hat mit den Vor gängen am Sonnabend noch keineswegs ihren Abschluß gefunden. Das Lokal war zwar am Montag, trotzdem der Wirt »och immer schwer- krank im Stadtkrankenhause liegt, wieder geöff net worden, doch kam es abends gegen 9 Uhr wieder zu neuen Krawallen, sodaß die Militär behörde das Etablissement für immer schließen ließ. * Pirna, 12. Aug. Sitzt da bei einem hiesigen Friseur die ganze Stube voll, um sich verschönern zu lassen. Der Geschäftsinhaber, ein guter Redner, spricht vom Kriege und kommt dabei auf die Russen zu reden. Ec macht sie, wie es ihnen gebührt, ordentlich herunter und läßt sich dabei aus, daß er jedem Russen, den er unter das Messer bekommt, die Gurgel durch- schneiden würde. Plötzlich ein Schrei — es springt jemand auf, ergreift seinen Hut — und hinaus war er. Die Zurückgleibenden haben herzlich gelacht. * Zwickau, 12. Aug. An der scharfen Kurse der auf dem Brückenberge stark abfallenden Zwik- kau-Chemnitzer Straße ereignete sich heute vor mittag ein schwerer Automobilunfall. Das Last automobil der Maschincn-Ziegelwerke von Luis Langer in Niederwiesa bei Chemnitz, das mit Maschinenteilen für Plauen beladen war, durchbrach das eiserne Geländer an der Böschung und stürzte diese hinunter, wobei es sich zwei mal überschlug. Der Kraftwagen wurde zertrüm mert. Der Chauffeur und ein Ingenieur der Firma erlitten leichte Verletzungen. Zwei Hand- wcrksburschen, die von den beiden mit auf das Automobil genommen worden waren, erlitten dagegen so schwere Verletzungen, daß an ihrem Aufkommen gezweifelt wird. * Zwickau, 12. Aug. Laut einer Bekannt machung des Rates ist in einem Bezirke der Reichenbacher Vorstadt infolge Genusses verseuch ter Milch der Typhus ausgebrochen. Etwa 40 typhuskrunke und typhuSverdächttge Personen wurden ins Stadtkrankenhaus eingeliefert. * Kamenz, 12. Aug. Ein herzerhebendes Vorbild opferwilliger Vaterlandsliebe bietet ein bei einem Infanterie-Regiment eingetretener Kriegsfreiwilliger. Er zählt schon 54 Jahre und zwei seiner Söhne, die ebenfalls dem hiesigen Regiment angehören oder zugeteilt wurden, sind bereits mit ins Feld gerückt. „Was soll ich da heim," äußerte der im Untcroffizierrang stehende alte Soldat, „meine Frau gestorben, meine Söhne in den Krieg gezogen, da will auch ich dem Vaterlande nützen, soviel ich kann." — Bravo! * Giri, 12. Aua. Als sich die Kriegsgefahr bei uns im Reiche stündlich zuspitzte, da bekam ein hiesiger wohlhabender Einwohner Angst, eS möchten ihm seine zwei Pferde bei eintretender Mobilmachung genommen und zu gering bezahlt werden. Er fand einen Käufer für die Pferde und glaubte damit eine besondere Schlauheit an den Tag gelegt zu haben. Wie groß war aber sein Erstaunen, als die Pferde dem neuen Be sitzer, der sie naturgemäß zur Pserdemusterung bringen mußte, mit 1000 Mk. mehr bewertet wurden, als er für beide Tiere bezahlt hatte. Kleine Chronik. * Ein 72 Jahre alter VaterlandSverteidiger. Der 72 Jahre alte Trompeter Voigt aus Ham- bürg, der in den Kriegen 1864, 1866 und 1870/71 dreißig Schlachten mitgemacht hat, wurde auf seinen Wunsch bei der 1. Ersatzbatterie des 45. Feldartillerieregiments wieder eingestellt. * Vom Wachtposten erschossen. Nach einer beim Bürgermeisteramt in Bingerbrück einge laufenen Nachricht sind der Kraftwagenführer eines Herrn Störkel aus Bingerbrück und der Brauereivertreter Adolf Ritz unweit von St. Ing bert in der Rheinpfalz von einem Posten er schossen worden. Der Führer war sofort tot, während Ritz nach kurzer Zeit starb. Sie brachten für militärische Zwecke eingezogene Autos an ihren Bestimmungsort, sind wohl von einem Posten angerufen worden und haben den Ruf überhört. — Aus Lauf (Bayern) wird gemeldet: Der hier beheimatete Ernst Steinhart hatte Vik- tualien im Automobil nach Röthenbach bei Lauf zu liefern. Bei der Röthenbacher Brücke wurde ihm von dem Posten Halt zugerufen. Da er nicht darauf achtete, gab der Posten Feuer. Der Schuß ging Steinhart in den Kopf, so daß er sofort tot war. * Bestrafung wegen Leben-mittelwncher-. Wie das „Schrodaer Kreisblatt" mitteilt, ist ein Kaufmann in Wieschen, der für seine Kolonial waren unerhört hohe Preise nahm, von dem dortigen Bataillonskommandeur mit 2000 Mark Geldstrafe belegt worden, die sofort eingezogen wurde. * Selbstmord eines VizefeldwebelS. Auf dem Bahnsteig des Bahnhofs in Hof hat sich der Vizefeldwebel der Reserve Eule durch einen Schuß in die Stirn aus unbekannter Ursache ge tötet. * Schlagwetter-Explosion. Aus Essen a. d. Ruhr wird gemeldet: Auf der Zeche „Bruchstraße" der Deutsch-Luxemburgischen Bergwerksgesellschaft wurden durch eim Explosion schlagender Wetter vier Bergleute getötet. * Grubenunglück. Auf Zeche „Freie Vogel und Unverhofft" bei Dortmund gerieten mehrere Bergleute unter hereinbrechende Gesteinsmaffen. Einer konnte nur als Leiche geborgen werden, ein anderer wurde schwer verletzt, die übrigen kamen mit leichteren Verletzungen davon. * Der Tod in den Berge». Aus Mailand wird gemeldet: Ein schweres Alpenunglück er eignete sich am Großen Paradies. Sechs Per sonen stiegen an der Nordwand auf, als die an der Spitze marschierende Frau eines Rechtsan walts aus Wien ins Gleiten geriet und einen hinter ihr gehenden Advokaten mit in die Tiefe zog. Als das Seil brach, stürzten auch von den übrigen Teilnehmern noch ein Pfarrer und der Führer in die Tiefe, wo sie tot liegen blieben. Weitere zwei Teilnehmer konnten sich durch Ein graben ihrer Hacken in den Schnee retten. * Ei» Stadion eingeäschert. Wie aus Stutt- gart gemeldet wird, ist das Stadion auf dem Cannstätler Wasen, das in den letzten Tagen zu einem Feldlager für die vielen Tausende nach der Heimat ziehenden Italiener diente, niederge brannt. Der Brand entstand dadurch, daß die Italiener beim Rauchen fahrlässig mit Feuer um gingen. Schlachtlied. Auch z» singen nach -er Meise i „Flamme empor l" wild tobt die Schlacht. Feurige Blitze zucken, Flammende Mäuler spucken Tod aus und Nacht. Donnerschlag kracht. Dumpf brüllt der Hölle Rachen, Glut zischen erz'ne Drachen. Schaurige Pracht! Kämpfer, gib acht! Blutige Säbel klirren, pfeifende Kugeln schwirren, Dir zugedacht. LH' du's bedacht, Hat dich dein Schicksal gefunden, Blutend aus Todeswunden Hast du vollbracht. Himmlische Macht, Du hast Gewittersturm gesendet, Drei Völker wider uns verblendet, Kampf uns gebracht. Halt gnädig wacht! Hilf, daß die Waffen siegen, Neid, Trug und Arglist unterliegen. Feind in die Acht! Mut angefacht! taßt hell die Schwerter klingen, taßt grell die Kugel singen: Gott lenkt die schlacht! Philipp Mehnert.
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