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Nellas, teil Z1. Juli l»U, vormittag; ll Uhr sollen in Köhler s Restaurant t» Wüstenbrand „ , 8 Kin-erttei-er, 9 kleine Eiargdecken und 2 -roße Sarghecken versteigert werden. Limbach, den 29. Juli 1914. Der «ertchtSvollzieher des K-nigl. Amtsgerichts. demgegenüber die Wiener Regierung: .Diese Behauptung ist unrichtig. Die serbische Regie- rung war über den gegen ganz bestimmte Personen bestehenden Verdacht genau unter richtet und nicht nur in der Lage, sondern auch nach ihren internen Gesetzen verpflichtet, ganz spontan Erhebungen einzuleiten. Sie hat in dieser Richtung garnichts unternommen." La» österreichische „Memoirc", jene ausführliche Erklärung zu den Forderun gen der österreichischen Note an Serbien, wurde der Oeffentlichkeit übergeben. Das Memoire enthält eine Fülle vernich tenden Materials für die serbische Regierung und beweist klipp und klar, wie auf serbischem Boden Organisationen geduldet wurden, deren Zweck es war, in den südlichen Ländern der habsburgischen Monarchie zu wühlen. Die einzelnen Attentate, die von der „Narodna Obrana" auf österreichischem Boden versucht wurden, werden genau angegeben. Direkt verblüffend sind die Mitteilungen über den serbischen Bombenschmuggel nach Bosnien. MssW M-bilisierllvs? Die Gerüchte von einer weiteren Mobili sierung russischer Truppen, die allerdings die Lage wesentlich komplizieren würde, wollen nach einer bereits gestern durch Aushang rc. bekanntgegebenen Meldung nicht verstummen. Nach Petersburger Meldungen hat Kaiser Ni kolaus sich nach Finnland begeben nach erteil ter Ermächtigung, zunächst 14 Armee korps zu mobilisieren und im Falle der Mobilisierung des deutschen Heeres die gesamte Wehrkraft auf Kriegsfuß zu st e l l e n. — Eine ähnliche Meldung bringen die Londoner „Times", die sich aus Peters burg melden lassen, daß der Zar nach den finnischen Schären abgereist ist. Bei Schluß des Kronrats am Sonnabend habe der Zar gesagt: „Wir haben derartige Ereignisse 7)^ Jahre geschehen lassen, jetzt ist es genug." Darauf habe der Zar den Befehl für eine teil weise Mobilisation genehmigt, die sich auf 14 Armeekorps an der österreichischen Grenze be schränkt. Gleichzeitig sei Deutschland darauf aufmerksam gemacht worden, daß der Befehl zur Mobilisierung der übrigen russischen Ar meekorps unmittelbar auf eine Mobilifierung in Deutschland folgen werde. — Diese Geschichte klingt eigentlich zu dramatisch, um wahr zu sein. Auf der Bühne mag man mit derar tigen Redensarten über Krieg und Frieden entscheiden, in der Wirklichkeit ist doch die Verantwortung zu groß, um nach solchen Ge mütswallungen einen Weltbrand zu entzünden. Und so erfolgt denn auch erfreulicherweise ein Offizielle- Dementi, wonach keine Mobilisierung Ruß lands erfolgt. Auch die Abreise des Zaren blieb unbestätigt. Ferner wird gegen über verschiedenen Gerüchten darauf hingewie sen, daß kein Anzeichen vorhanden sei, daß Serbien die österreichisch-ungarische Note nun mehr bedingungslos annehmen wolle. Die Ge rüchte über die Einstellung der Mobilisierung Serbiens sind unbegründet. Vielmehr liegen zahlreiche gegenteilige Meldungen vor, u. a. aus Saloniki über das Passieren serbischer Reservisten und Freiwilliger aus der Durch reise nach Serbien. Entgegengesetzt lauten folgende Nachrichten von der deutsch-russischen Grenze: Russische Truppen besetzten den russischen Grenz bahnhof Wirballen. Es sind Pioniere, Ka vallerie, Artillerie und zwei Regimeitter In fanterie. Außerdem haben die Russen alle ihre Grenzwcgc besetzt. Eine Schwadron deutsche Ulanen ist aus Stallupöncu nach dem Grenz- bahnhos Eydtkuhnen abgegangen. — Der Pe tersburger Ministerrat beschloß, die russischen Depots bei den deutschen Banken zurückzuzie hen. Berliner Finanzleute erklärten dazu, daß die Abhebungen des russischen Staatsschatzes von diesen Guthaben bisher nicht über das normale Maß hinausgegangen seien. Die Gerüchte über die «rm,r-»»s -e- »evtschea «esau-teu in Belgrad haben bisher keine Bestätigung erfahren. Belgrad ist militärisch geräumt. Selbst die artilleristischen Vorbereitungen auf der Banyitza (gebirgige Erhöhung 6 Kilometer von Belgrad) wurden aufgelassen und die Bat terien in das Landinnere dirigiert. Die Spreuguug der remitier «iseubahubräcke sowie der serbische Angriff auf die österrei chischen Donauschiffe wird vom österreichischen Ministerium des Aeußern, das am Montag diese Nachrichten ableugnete, bestätigt. Die De sertionen serbischer Soldaten haben in den letzten Tagen einen bedeutenden Umfang an- genommen. Die Flüchtlinge kamen häufig in voller Uniform und mit Waffen auf österrei chischen Boden. Sie erzählen, daß unter den serbischer Mannschaften Unzufriedenheit herrsche. Die Truppen seien sehr schlecht ver pflegt. Herrichtung serbischer Kerteidiguug-ltuien. Die am Sonntag gekaperten serbischen Schiffe „Wardar" und „Zar Nikola" wurden unmittelbar nach der Kaperung an Serbien zu rückgegeben, da die Kaperung nur deshalb er folgt ist, weil die Schiffe auf den ersten Sig nalschuß nicht zum Stehen gebracht worden sind. In Semlin verlautet, daß wieder zwei kleine Schiffe eingebracht wurden. Gestern ' nachts wurden an den beiderseitigen Ufern bei Temeskubin Gewehrschüsse gewechselt. Die Versionen hierüber gehen auseinander. Eine Version behauptet, daß die Gewehrschüsse zwi schen der ungarischen Landwehr und serbischen Truppen gewechselt wurden, die andere wieder, daß infolge der finsteren Nacht eine Verwech selung möglich war, und daß eine ungarische Gendarmerieabteilung mit einer österreichischen Truppenabteilung Schüsse wechselte. Im Raume zwischen L>emendrija bis an die bul garische Grenze werden fieberhast feldmäßige Befestigungen auf den Höhen längs der Do nau aufgeführt. Eine zweite Verteidigungs linie wird weiter rückwärts im selben Raume vorbereitet. Stärkere serbische Kräfte von etwa einer kombinierten Division stehen bei und um Scmendrija. Der Raum westlich von Se- mendrija bis Belgrad ist streckenweise ver schanzt und wird nur von kleineren Beobach tungspatrouillen, die das gegenüberliegende Do nauufer beobachten, besetzt gehalten. Ueber weitere Konzentrierungen im Innern des Lan des sind nur vage Vermutungen zu hören. Eine neue Verteidigungslinie soll angeblich in der Linie Mladenovatz, Velika, Plana, Lasa- rewatz hergerichtet werden. Die österreichischen Sinbernfeneu ans -er Fahrt -nrch Deutschland. In den Eisenbahnzllgen, die dieser Tage die österreichischen Einberufenen von Deutsch land nach Oesterreich führten, spielten sich herzerhcbende Szenen ab. Die Züge waren überfüllt, zumal auf der Linie Berlin—Dres den—Tctschen. Die deutschen Passagiere freun deten sich schnell mit den Oesterreichern an, manchem armen Teufel wurde von den Deut schen ein blankes Markstück als Wegzehrung in die Hand gedrückt, Postkartensammler er baten sich einen Gruß von der ersten Feld station auf serbischem Boden, überall aber wnrdc der Dreibund in freudiger Stimmung besprochen. Die deutschen Eisenbahnverwal tungen hatten für die Linien Tetschen, Bo denbach und Oderberg Sonderzüge eingestellt, sodaß das deutsche Reisepublikum keine Schä digung seiner Interessen durch die starke In anspruchnahme des Zugverkehrs erfuhr, der Güterverkehr jenseits der Grenze liegt natür lich vollkommen danieder. Komische Zwischenfälle in KriczSzeiteu. In einem Hamburger Hause befindet sich unter den Räumen des serbischen Konsulats das Bureau der Hamburger Trabrenngesell schaft. Vor dem Hause hatten sich etwa 100 Serben versammelt, die das Reisegeld für die Heimat in Empfang nehmen wollten. Plötz lich gab es ein großes Geschrei. Ein Herr mit einem großen Geldsack im Arm wurde von den Serben umringt. Wild fuchtelten die Arme in der Luft. „Was ist denn los?" fragte ein hinzutretender Deutscher. Der an geredete Serbe erwiderte, so gnt cs im Deut schen ging: „Will sich Konsul unsriges mit Geld ausrickcn! Aormes Votterland Srbisa! Konsul unsriges großes Schweinehund!" Aber die serbischen Paterlandsverteidiger, die an scheinend ihrem Konsul nicht zu sehr trauen, hatten sich getäuscht, nicht ihr Konsul, sondern der Sekretär der Trabrenngescllschaft hatte das Halis mit einem Beutel Wechselgeld verlassen. — Daß der serbische Kronprinz Alexander mit d c r R e i t P e i t s ch e verprügelt und die Treppe hin ab g c w o r f c n wurde, und zwar von einem Hauptmann der eigenen Armee, weil er, der Kronprinz, gegen die Braut des Hauptmanns, eine Tochter des verstorbenen russischen Gesandten Hartwig, unverschämt ge worden war, kann nur in Westeuropa aufsal- len. In Serbien ist das so des Landes Brauch. Der Kronprinz wird die Schläge weiter nicht übel nehmen . . . Zu riesigen Radauszenen kam es in Paris, wo die Polizei Attacken gegen die Antimilitaristen reiten mußte. Die Börsen verkehrten in schwacher Haltung bei sinkenden Kursen, da die nur allzu begrün deten Vorbehalte Deutschlands in der von England angeregten Vermittlungsfrage ent täuschten. Im weiteren Verlauf beruhigten sich die Börsen und die Kurse stiegen. Das Fortdauern der Ungewißheit über die Ein mischung oder Nichteinmischung Rußlands in den österreichisch-serbischen Konflikt bildete auch am Dienstag die Hauptursache der von An fang an recht ungünstigen Börsenverfassung, die auch durch den Greyschen Vermittlungs vorschlag nicht dauernd befestigt werden konnte. Deutsche Reichsanleihen sanken mit 72,75 Prozent auf einen noch nie da- gewesenen T i e f st a n d. Bisher war 73,95 der niedrigste Kursstand, während der Kurs sich sonst stets in der Höhe einiger 80 oder 90 Prozent bewegte. * * * Der Krieg-wert -er russischen Armee wird vielfach überschätzt, wie der des österreichisch ungarischen Heeres ost unterschätzt wird. Das deutsche „Militärwochenblatt" schreibt darüber in bemerkenswerter Weise: Die Zahl der russischen Soldaten ist außerordentlich stark, entscheidet aber glücklicherweise im Kriege nicht. Als wichtigere Faktore treten hier noch hinzu die Moral des Heeres, höhere Führung, Bewaffnung, Ausrü stung, Lage und Ausdehnung des Staatsgebie tes, dessen Eisenbahnnetz, Gesinnung der Bevöl kerung und dergleichen mehr. In neuester Zeit ist es Rußland allein noch niemals gelungen, über eine ebenbürtige Armee den Sieg zu errin gen ; 1877 wäre ihm ohne die Hilfe des Fürsten Carol von Rumänien nicht einmal die Nieder werfung der Türken gelungen; der modernen japanischen Armee gegenüber im mandschurischen Kriege erlitt Rußland eine empfindliche Nieder lage. Die Nachricht von der stattgehabten Auf stellung 5 neuer russischer Armeekorps ist unrich tig. Rußlands gewaltige Rüstungen befinden sich überdies noch im Stadium der Entwicklung und werden bekanntlich erst im Jahre 1916 ab geschlossen sein. Au -ie A-resse -er Sozial-emolratie richtet die offiziös bediente „Köln. Ztg." folgende Worte: „Die Sozialdemokratie wird den Lauf der Weltgeschichte nicht hemmen können, und wenn sie sieht, daß der Krieg uns aufgezwungen wird, daß wir fechten müssen, dann wird kein Agitator, und wenn er mit Engelzungcu redete, den deutschen Arbeiter aufzuhalten vermögen, dann werden sich alle, Proletarier, Bourgeois und Edelleute, drängen, in Reih' und Glied zu treten. Aber unsere Sozialdemokratie wird gar nicht willens sein, dem ernstlich bis zum letzten zu widerstreben. Denn — der Pariser Sozia listenkongreß hat es deutlich offenbart — auch sie hat ein lebhaftes Interesse daran, daß der Krieg, wenn er nun einmal sein muß, nicht ver nichtend über unser Vaterland dahingeht, daß nicht unsere deutsche Eigenart, unsere Frciheits- liebe, alles, was wir sind in der Welt und was uns auszeichnet, etwa von der slawischen Flut überschwemmt und ertränkt werde. Darum: bei uns im Lande sind die Volksgenossen einig; man möge sich's draußen merken." * * * Viele Leute meinen: Wenn cs doch cinmal zu einem unvermeidlichen Weltkriege kommen soll, so wäre cs jetzt, wo es rechts und links von unS in militärischen Dingen so vielfach hapert, vielleicht am besten gewesen, reinen Tisch zu ma chen. Aber denken wir auch für uns daran, was selbst der siegreichste Krieg bedeutet! Die Opfer sind riesengroß, au Menschen wie an wirtschaft lichen Interessen, und was könnten wir dazu gewinnen? In Europa nichts, außer allenfalls die russischen Ostseeprovinzen, und selbst die wären eine bedenkliche Gabe. Ob Kolonialer werbungen die Kriegsopfer lohnen, ist auch noch unbewiesen. So wollen wir uns klaren Kopf wahren, zumal die kritische Zeit noch nicht vor bei ist. * * * Konfigniernug -er sächsischen Armee. Vom sächsischen Generalkommando ist an sämtliche Regimenter die Order ergangen, daß die Urlauber bis heute abend 7 Uhr bei ihren Regimentern cinzutreffen haben. An -er deutschen Grenze hegt man eine gewisse Besorgnis, seitdem bekannt geworden ist, daß von den Grcnzgarnisonen starke Jnfantcrieabteilungcn, sowie eine Maschi- nengewchrabtcilung nach Wirballen abgegangcn sind und dort in unmittelbarer Nähe des Bahn hofs Quartier genommen haben. Jin russisch- polnischcn Jndustricrevier ist gestern der Befehl cingcgangcn, sämtliche diensttauglichen Pferde cinzuziehen. Nachts wurden in Tieloe Pferde dortiger Fabriken von dcrMilitärbchördc rcgmricrt. * * * Weiter wird uns noch telegraphisch ge meldet: Berlin. Die Nachricht von der Ermor dung des deutschen Gesandten in Belgrad wird amtlich dementiert. — Der ser bische Gesandte in Wien verließ gestern seinen Posten, Frau und Kinder wegen Krankheit zurücklasscud. — Der deutsche Kronprinz trifft helite hier ein. Berlin. Der Kronprinz ist heute früh 9 Uhr in Potsdam eingetroffen nud hatte mit tags eine lange Unterredung mit dem Kaiser. Berlin. Vor Beginn des heutigen Bör senverkehrs wurde auf Veranlassung des Bör- senvorstandes der Ultimoverkehr untersagt. Neue Kurssätze auszusetzen, wurde ebenfalls unterlassen. Berlin. Nach Schluß der gestrigen sozial demokratischen Protestversammlung gegen den Krieg begaben sich tansende Versammlungs teilnehmer Unter die Linden, wo ein Demon strationsspaziergang veranstaltet wurde. Dabei stießen die Demonstranten Rufe aus: „Nieder mit dem Krieg", die jedoch alsbald durch Hochrufe auf Oesterreich und Deutschland sei tens des angcsammelten Publikums übertönt wurden. Aachen. Gestern abend haben die russi schen Offiziere, die hier zur Kur weilen, tele graphisch Gestellungsbefehl erhalten. Wien. Kaiser Franz Josef übersiedelt, sobald der Krieg im Gange ist, von Ischl nach Budapest, um dem Schauplatz der Er eignisse näher zu sein. Wie«. Die Kriegserklärung hat zu um gemein enthusiastischen Kundgebungen Anlaß gegeben. Wien. Aus Serajewo kommt die Mel dung, daß an der b o s n i s ch. s e r b i s ch e n Grenze bereits Kämpfe im Gange sind. Amtliche Nachrichten sind vielleicht erst in 8 Tagen (?) zu erwarten. Wien. Um dem Lebensmittelwucher ein Ende zu bereiten, wurden Maximaltarise für die wichtigsten Lebensmittel festgesetzt. Eger. Die hier eintreffenden Züge brin gen scharenweis zu den Fahnen eilende Re servisten. — In Karlsbad wurde der Apparat des französischen Fliegers, welcher am Sonn tag Schauflüge ausgeführt hatte, von der Militärbehörde beschlagnahmt. In Pilsen ha ben nach Aussage von Augenzeugen die Tsche che» in der Munitionsfabrik die Anfertigung von Schrapnells verweigert. Ihre Gefangen nahme wurde sofort verfügt. Alle Dcutschböh- men sind erzürnt und der Meinung, daß man in Wien doch endlich die Tschechen richtig zu würdigen lernen müsse. Auch Freiwillige eilen zu den Fahnen. Belgrad. Ueber ganz Serbien ist der Belagerungszustand verhängt worden. Der Hof und die Regierung befinden sich noch in Nisch. Belgrad. In der Skupschtina erklärte Pasitsch, die Nation vertraue auf Rußland und die eigene Kraft. Belgrad. Wie hier verlautet, ist die Neu tralitätserklärung Bulgariens auf einen pri vaten Druck Rußlands erfolgt. Petersburg. In Peterhof fand unter dem Vorsitz des Zaren gestern ein neuer Mini sterrat statt. Die meisten Teilnehmer sprachen sich für die Unterstützung Serbiens ans. Der Ackerbauminister, dem sonst großer Einfluß beim Zaren nachgerühmt wird, versuchte zur Einsicht zu mahnen, hatte aber keinen großen Erfolg. Zar Nikolaus hat an Kai ser Wilhelm ein Telegramm ge sandt. Bis zur Stunde ist aber nicht be kannt, ob eine Antwort ciugetrvffen ist. Luxemburg. An der französischen Ostgrcnze finden bedeutende Truppenbewegungen statt. Alle auf Urlaub befindlichen Soldaten wurden zurückbcrufen. Paris. Die militärische Kommission, die be auftragt war, die östlichen Gebiete, und dort insbesondere die befestigten Plätze und die Vor räte zu untersuchen, hat in der Zeit vom 17. bis 27. Juli die großen festen Lager im Osten in spiziert und nach einer Meldung der „Agcnee Havas" fcstgcstellt, daß die untersuchten Plätze mit Vorräten, Waffen und den notwendigen Vcr- teidigungsmittcln genügend versehen sind, um vollkommen die Aufgabe zu erfüllen, deren Lö sung man von ihnen verlangt. OertttcheS «nv Sächsischer. * - W i t t e v u n g s a u s s i ch t für Donnerstag, 30. Juli: Nordwestwinde, wolkig, kühl, zeitweise Niederschlag, Gewitter nicht aus geschlossen. * — Alarmierende G e r ü ch l e von deutschen Kriegsvorbcrcitungcn, von Gc- sandtcnmord in Belgrad usw. durchschwirrlen gestern abend unsern Ort. Soweit wir Aus tunst zu geben in der Lage waren, konnten wir initteilen, daß erstere einstweilen noch un zutreffend sind, die zweite Nachricht unbeswiigl blieb. Auch die von der Eisenb a h n - v e rwaItung angeordnct c B c io a ch ung der B rücke n in hiesiger Gegend, so u. a. i m H üttcngrund , wo an den vier Ecken Bahnbcamte mit geschultertem Gewehr postiert waren, gab zu den tobßcn Kombinationen Anlaß. Die B e w a ch n n g, die seit gestern erfolgt, hat mit eine r deuts ch c n Bk o b i l m a ch u n g v o r - läufig nichts zu tun; sic findet in ganz Deutschland statt und dient zur Verhü tung von Anschlägen. Auch in der Glauchauer und Zwickauer Gegend fanden solche Probe Maßnahmen Anwendung. — In Che m n i tz »'erden die Eiscnbahnbrücken ebenfalls bewacht. Nachtfelddicnstübungcn verschiedener dortiger Regimenter, die in der neuen feldgrauen Uni form ausrückten, gaben zu allerlei — sicherlich unhaltbaren — Gerüchten Anlaß. — Verein zeit wird auch die Einberufung von deutschen Reservisten gemeldet. * — An alle Mannschaften des deutschen Heeres und der M a - r i n e, die in ihre Heimat oder sonstwie be urlaubt waren, erging heute Befehl zu sofor tiger Rückkehr, nachdem solche Nückverusungcn in den letzten Tagen bereits vereinzelt statt- sanden. * — Wieviel ö st e r r e i ch i s ch - u n garischc Staatsangehörige le ben in H o h e n st e i n - E r n st thal ? Diese Frage ist im gegenwärtigen Augcnbticke äußerst interessant, und ihre Beantwortung zeigt, daß weit mehr Oesterreicher, als gemein hin angenommen wird, hier ihre zweite Hei mat gefunden haben. Nach ungefähren Er mittlungen von behördlicher Seite leben hier ca. 80—90 österreichische Untertanen, zumeist Männer, von denen in den letzten Tagen, so auch heute noch, insgesamt 65 die Stadt ver lassen haben. Im allgemeinen ist Sachsen an den kriegerischen Vorbereitungen in Oesterreich insofern interessiert, als sich in Sachsen ver hältnismäßig viele Ocsterreicher aufhallen. Nach der letzten Volkszählung 162 185, davon 82 574 männlichen und 79 611 weiblichen Ge schlechts. Gezählt wurden in Dresden 24 968, in Leipzig 15 757, in Chemnitz 16 112, in Plauen 8211, in Zittau 4288, in Zwickau