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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 23.07.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-07-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191407233
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19140723
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19140723
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-07
- Tag 1914-07-23
-
Monat
1914-07
-
Jahr
1914
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 23.07.1914
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laologne erhielten hohe Ordensauszeichnungen. Es überrascht, daß auch der Pariser Botschaft ter Rußlands, Herr von Iswolsky, der große Deutschenhasser, in Petersburg weilt. Sasonow bat-e eine längere Besprechung mit Iswolsky, der in Begleitung des Marineattachees Grafen Jg-natiew in Petersburg weilt. Man spricht von bevorstehenden wichtigen Beratungen, an denen auch der Botschafter in Berlin Swerbe- jew teilnehmen wird. Der Eindruck der Peterhofer TrinIsprSche. Von halbamtlicher Berliner Stelle wird be merkt: Auf konkrete Fragen der internationalen Politik gehen die Trinksprüche nicht ein. Ab sichtlich scheint man bestrebt gewesen zu sein, 'eine neuen politischen Momente in die öffent liche Diskussion der gegenwärtigen europäischen Lage zu tragen, was angesichts der jetzigen allgemeinen Spannung nur angenehm berühren kann. Die Zurückhaltung, die insbesondere die Worte des Zaren auszeichnet, kann nur geeig net sein., die allzu pessimistischen Auffassungen über bevorstehende internationale Verwicklungen als ungerecht ertigi erscheinen zu lassen. Zu den in Petersburg ausgetaufchten Trink sprüchen erklärt ein Berliner Telegramm der „Köln. Ztg": „Es ist das erprobte Schema der Selbstverständlichkeiten, nach dem die Aus führungen zugeschnitten waren. Wenn wir das seßsteNen, so soll es das Gegen eil eines Vor wurfs bilden. Von der zweistimmigen Beto nung dec Friedensliebe im Zweibund wird d»e Welt gern Notiz nehmen und den naheliegen den Gedanken daran setzen, daß zur Betäti gung der Friedensemission, welche beide Ne gierungen so beredt für sich in Anspruch neh men, in ibrer Stellungnahme zu dem aktuellen Problem der europäischen Poli ik, der öster- reichischZeü ischen Frage, die beste Gelegenheit gege en ist." Die Zeitung „Petersburgski Kurier" bemerkt in Fetischrift zu dein Artikel des „Temps" mit der Ue erschrift: „Lül.erhochzeit des Bündnis ses": Wir können nicht der Meinung des „Temps" völlig zustmimen. Bisher bat Eng land absolut keinen Beweis du Bereitschaft, für die Dienste Frankreichs und Rußlands mit gleichwertigen Diensten zu zahlen, gege. en. Wir erwarten solche Beweise. Arbeit« rlrawalle ix Petersburg stören die Festtage des Besuchs. Die Ausstän digen, deren- Zahl auf 110 000 angeschwollen ist, trugen rote Fahnen, sangen revolutionäre wieder, rewarsen die Polizei mit Steinen und verletzte» zahlreiche Schutzleute. In einigen Fällen mußte die Polizei Nevolverschüsse a-b- seuern, um die Menge zu zerstreuen. Es wurde da ei niemand verletzt, 45 Arbeiter wurden ner-astet. Abends wurden an verschiedenen Puwten der Stadt von einer etwa 2000 Köpfe starken Arbeitergruppe im ganzen zwanzig L traßeni ahnwagen umgestürzt. Ta von der Menge Steine geworfen und Nevolverfchüsse a'gefeuert wurden, schoß auch die Polizei auf die Demonstranten und aus die offenen Fenster. Oesterreich und Serbien. Der diplomatische Schritt Oesterreichs in Belgrad wird in den allernächsten Tagen er- folgeu. Serbien ivird ach Grund der Ergeb nisse der amtlichen Untersuchung- aufgefordert werden, sofort auf serbischem Boden das Un- tersuchungsergebnis von Serajewo zu vervoll ständigen, uud im Königreich Serbien unbe dingt alle Vorkehrungen zur Unterdrückung von Vereinigungen zu treffen, die großserbische Ziele verfolgen und i r Agitationsgebiet nach Oester- rcilpUngarn erstrecken. Die Veröffentlichung der Serajewoer Untersuchungsergebnisse wird am morgigen Donnerstag erwartet. Der ge meinsame Minister des Auswärtigen, Gras, Berchtold, bat bei seiner Dienstag-Audienz in Fschl das Einzelne darüber mitgeteilt und die Genehmigung des Kaisers eingeholt, die im Tert feststehende Note, nachdem der Nachweis ihrer Berechtigung- völlig erbracht ist, zu über reichen. Die Note wird bei aller Höflichkeit in der Form die Forderungen Oesterreichs in sehr bestimmter Weise ausstellen. Ter Vorwurf der Saumseligkeit, den man Oesterreich in der Verfolgung der Serajewoer Verbrecher gemacht hat, ist grundlos. Die Un- lersuchung förderte täglich neue Tatsachen zu tage und war im Handinndrehen nicht zu er ledigen. Bevor das volle Untersuchungserge - nis nicht vorlag, konnte die österreichisch-unga- ri'che Negierung jedoch über die in Belgrad zu treffenden Maßnahmen keine Entscheidung tref fen. Das Aktionsprogramm der leitenden Staatsmänner Ha sburgs mußte auch erst den Negierungen der meiden verbündeten Mächte, zur Kenntnisnahme und Beurteilung vorgelegt werden. Das alles ist mit äußerster Beschleu nigung geschehen; angesichts der hohen Bedeu tung der iit Belgrad zu unternehmenden schritte wäre jede Uebereilung ein Verbrechen gewesen. Von dem Ernst der Lage und der Möglichkeit kriegerischer Verwicklungen zwischen Oesterreich- ilngarn und Serbien legt die Tatsache Zeug nis ab, daß der ungarische Ministerpräsident Graf Tisza schon tagelang in Wien weilt, daß der gemeinsame .Kriegsminister Ritter v. Kro- batin seinen Urlau > in Wien ver ringt, der Gencralstabschef Konrad von Hötzendorsf seinen Tiroler Sommerurlaub unterbrach, um an- dem maßgebenden Wiener Ministercate teilzunehmcn, und auch der Finanzminister und der Minister des Innern auf schnellstem Wege nach Wien rillen. Die österreichische Note soll Ser biens Antwort innerhalb 24 S t u »den verlangen In dem österreichisch-serbischen Streitfälle blei.t Italien ebenso wie Deutschland völlig neutral. Tie öffentliche Meinung Italiens fin det die Forderung Oesterreichs durchaus ge rechtfertigt, daß Serbien an dec Erforschung der Urheber des Attentats von Serajewo im Verein mit den Behörden Oesterreich-Ungarns keilnimmt. Die Peterhofer Trinksprüche haben mit ihrem Hinweis auf die der Erhaltung des Friedens gewidmete Politik in den Wiener amtlichen Kreisen einen günstigen Eindruck ge macht. Sie werden als ein Moment des Frie dens angesehen, durch das alle Ser en, die ihre Wünsche nach Petersburg berichtet hatten, stark enttäuscht sein würden. Die deutschen Börsen litten auch am Dienstag unter der internationalen Spar» nung. Die wildesten Gerüchte vom Abbruch der diplomatischen Beziehungen Oesterreichs und Serbiens und ähnlichen Dingen waren wieder ini Umlauf. Später konnten sich die Kurse etwas erholen, jedoch blieb eine Nervosität zu rück, die jeden Äugen lick neue Kursstürze her- . eis,«ihren- kann. Einige Jndustriewerte ga en sechs bis sieben Prozent nach und konnten im Verlauf des Geschäftes den Verlust nur müh sam und nicht voll ausgleichen. Tagesgeschichte. Friedrich August «immt uicht Kaiscrmanöver teil. König Friedrich August wird nicht, wie mehrfach berichtet wird, an den Kaisermanö- vern gls Gast des Kaisers teilnehmen. Er hat vielmehr die Teilnahme den Manöver» ab lehnen müssen, da ec sonst nicht in der Lage ist, den gleichzeitig mir de» Kaisermanövern stattfindenden Korps- und Divisionsmanövern der sächsischen Truppen ' eiwohne» zu können. Mu Reich-zigarettcn- und Elcktrijttät-«»n»p»l in Lacht? Der Reichstag Hut »ei seinen Ausga e- eschlüssen etwa sie zig Millionen Mark ordent licher jährlicher Ausga. e» für di.' nächsten drei Jahre, d h. bis zum Jn'rafttreten der Reichs- vermögenszuwachsslcuer ohne Deckung gelassen. Um die Mittel für diese Deckung aufzu.ringen, werden setzt im Neichsamt die entsprechenden Vorlagen an den Reichs ag vorbereitet. Unter den Vorschl gen der Neichsleitung dürfte, wie schon gestern gemeldet, das Zigaret.eiimonopol an erster Stelle slehen. Beratungen mit den inlereffierten Fach'reisen solle» bereits stat ge sunden ha en, endg ltige Enlschüdungcu a er erst im September falle», we»» ei» genaues Biltz des Cta.s Fr 1015 vorliegen wird. Tas Iigarettenn'onopol sei als ei» Fa wikations- moiwpol mit einem damit verbundenen freie» Verkaufsmonopol gedacht. Das Reich solle f mtliche Fabrike» im eigenen Betrieb; u er- nehmen, die grüßten Mariken sollen weiterke lriebe», die klc »en stillgelegt werden. Die Ab lösungssumme werde auf 500 Millionen Mark geschätzt, die im Anleihewege aufzu.ringen wä ren. Der Ertrag des Monopols werde nach de» aiigestellteii Berechnungen auf 100 bis 120 Millionen Mar jährlich veranschlagt. Die „Schlesische Volkszeitung" hält im Anschluß an die Mitteilungen ürer ein vom Reichsschatzamt vor ereitetes Zigarettenmonopol ihre Belaup tungen in vollem Umfange aufrecht, daß im Neichsschatzamt auch Vorarbeiten für ein Elek trizitttsmonopol slattsinden und fügt Hinz», daß a» diesen Vorar eüen auch noch ein an- deres Ressort leteiligt sei. Auch die Namen der Ge'eimräte, die sich mit diesen Arbeiten beschäftigen, seien dem Blatte bekannt. Bei »er Reichst«,Sersutzwuhl in Lubiau-Wehl«« wurden „ach der soeben erfolgten amtliche» Be'aimtga e l ei 20 008 Wahl erechttgten 15 480 Stimme» abgeae c». Es erhielte»: König licher Amtsrat Schrewe-Kleinhof-Tapiau (töns.) 7522, Bürgermeister Wagner-ilapiau (Vpi.) 6131, Parteisetret r Linde-Königsberg (ToZ-) 2186 Stimmen. Eine Stimme war ungültig. Es findet somit Stichwahl zwischen Schrewe und Wagner statt, die, Ivie bereits mitgeteilt, auf den 23. Juli festgesetzt ist. Eia Institut für Kohlevforschuug, das einzige der Welt, wird demnächst als Son derabteilung der Kaiser Wilhelm-Gesellfchatt äff wissenschaftliche Forschung in Mülheim a. d. Ruhr eröffnet werden. Geologische Forschungen werden hier mit Prüfungen aller bergbaulichen Probleine verein'. Das dazu notwendige Ge lände im Umfang von vier Morgen wurde non der Stadt Mülheim der Kaiser Wilhelm- Gesellfchast als Gffchcn' itterlassen. Ebenso trug die Stadt die Kosten für den Bau und seine Einrichtungen in Höhe von 700 000 Mk., während der jährliche Etat des Instituts ii» Betrage von 100 000 Mark gemeinschaftlich durch die Kaiser Wilhelm-Gesellschaft, die rhei- msclpwestfälischc Kohlc»i»dustrie und die Nie dere einische Gesellschaft für wisseuschaffliche Forschung bestritten wird Gegen -en Nedeuerwerb im Heere. Dec „Reichsanzeiger" veröffentlicht einen Erlaß des Kriegsministers, in dem erneut den Untcrw izieren und Mannschasten der Armee dienstlich verboten ivird, innerhalb ihrer eigenen oder einer Feinden Truppe oder Behörde Zi vilpersonen oder den Handwerksmeistern der Truppe und der militärischen Anstalten usw. zur Ausübung des Gewer ebetriebes Beihilfe zu lcislen, insbesondere durch Vermittlung oder Erleichterung des A schlusses von Kaufgeschüf- e», Versicherungsvertv gen und dergleichen. Aulla,tn gegen Lozial-emolrate«. In Ver indung mit der Anklage gegen Rosa Luxemburg ivird auch gegen die sozial demokratischen Führer Lede wur, Dr. Rosen- eld, Adena, Barth und die beiden Vorwärts- Nedakteure Dc. Meyer und Alfred Wielepp Anklage erhoben werden. — Die Regierung hat Haussuchungen bei Angehörigen der sozialde mokratischen Jugendorganisationen in Straß burg vornehmen lassen, um festzustellen, daß und inwieweit sich diese Organisationen poli- isch betätigen. Albinin. Auf Griechenland haben die geräuschlosen, aber unzweideutigen Maßnahmen Italiens an» scheinend den erwünschten Eindruck gemacht. Die Epiroten haben nicht nur ihren weiteren Vormarsch über Balona hinaus eingestellt, son dern sollen auch bereit sein, die zwischen ihren Führern und den Vertretern der Internationalen Kontrollkommission auf Korfu getroffene Verein barung anzunehmen Danach hätten die Epiro ten alle von ihnen neuerdings eroberten Orte Südalbaniens, die von den Großmächten dem Fürsten Wilhelm zugeßorochen waren, wieder herauszugeben. Im Widerspruch dazu steht freilich die andere Meldung, daß ein bekannter griechischer Agitator im Pricstergewande in Ko- ritza einen Festgoltesdienst abhielt, in dem er die Befreiung der Stadt vom albanischen Joche ver herrlichte. — Die Wiener „RcichSpost" meldet, montenegrinische Banden hätten die albanische Grenze überschritten, die wichtigsten strategischen Positionen besetzt und dreißig Dörfer niedergr- brannt. Im nördlichen Grenzgebiete Albaniens sei eine durch Söldlinge Montenegros heroor- gerufrnc stark montenegrinische Propaganda be merkbar. — ES ist festgkstcllt worden, daß der militärische Letter der Aufstandsbrwegung in Albanien ein tückischer Offizier ist, der unter Torgut Pascha Gcncralstabsobrrst war. Die Revolutwu auf Haiti. Nach Nachrichten aus Newyvrk griffen die Rebellen vergangene Nacht Kap Haiti an, doch gelang es den Regierungstruppen, den Angriff nach zweistündigem Gefecht unter beiderseitigen schweren Verlusten zurückzuschlagen. Mährend der Feindseligkeiten wurde das deutsche Gesandt- schaftSgebäude angegriffen. In das Innere des Gebäudes hatte sich einer der hervorragendsten Füyrer der Rebellen geflüchtet. Die Regierung verlangte seine Auslieferung, die aber verweigert wurde Ucber Porpau-Prmce wurde das Kciegs- recht verhängt. Ser Prozeß Mn Nau Caillaux. Es Ivar die erste Ue-erraschung im Carl law-Prozeß, als die Angeklagte inner trampf- astem Schluchzen ausrief: „Ich bereue es arffs Hess le, Ca-mette getötet zu Hale»! Ich bereue es mein Le.en laug! Ich hätte alles andere dem Unglück vorgezogen, das ich augerichtet ba e!" Dieser Verzweiffnugsschrei rückt uns die Angeklagte menschlich näher, gleichzeitig a er verschwindet die Pose der rächenden Frau, die in der Sorge um de» geliebte» Gatte» seine» politische» Gegner mit der Revolverkugel aus dem Wege schafft. Frau Caillaux will nichts mebr von dein stolze» Gebäude retten, das ibre allzu eifrigen Anhänger aus sandigem Grund errichtete», sie bangt jetzt nur für sich selbst und hastig tammeu die Worte, die sie entlasten und entschuldige» solle». Der logische Zwammmlang fehlt, wen» sie soeben ihrer Reue Ausdruck gi t uud gleich darauf sagt: „Ich Hal e Calmette ja garnicht erschießen wol len, ich schoß nur auf den Fußboden — ach, es ist schrecklich, diese Revolver gclM vou sel st los " Und wenn sie dabei „Helas!" stöhnt und die Arme gen Himmel wirft, so ist das eine Szene, die man dem französischen Theater lut zugute hatten muß, das überall durchbricht. Dann sprudeln die Sätze, die dartmc sol le», mi: welche» Mittel» ma» ihre» Gatte», de» Mi»ister, zu stelle» u»d zu fangen leab- sichtigte. Politische Schlagworte spricht der tlciue Mund der Frau mit den runden Vogel augen aus politisch; Programme und Ereig nisse wirst sie durcheinander, daß die ernsthaf te» Politiker eiu leises Lächeln nicht unter drücken könne». Selbst der Deutsche Kaiser muß berhalte»! Hal ma» nicht in den Sa lons erzählt, dec Teuffchc Kaiser ha e ihr zur Hochzeit mit Caillaux eine goldene Krone im Werte von 750 000 Franks geschenkt?! Ma» wollte den Verhaßte» als Deutschciffrcund ver lästern, der d'.c Rep» lik an den gefürchteten Imperator jenseits der Vogesen verraten wollte. Ihr irrer Mick fliegt über die Gesichter der Geschworenen Keine Wirkung? Mit un beweg Uchen Miene» hört ma» ihr zu. Nu» kommt sic auf das iiitime Ge icl zu sprechen. Wie geschickt Calmette die Liebe Caillaux' „zur an deren", zur ersten Frau, i» seinen politischen Britten äuge rächt hat. Wollte er sie, die rechtmäßige Gatlin, gar treffen? Das war zu viel. Und hat Jo nicht selbst unter To'cn und Fluchen gesagt: „Man muß diesem Cal inctre den Sch- del einschlagen?" Dann kam das Schlimmste: es hieß, Ea'mette wolle auch i're, Frau Caillaur', Briefe veröffentliche». Der Revolver knallte. Aber wiederum ist es typisch f r die Reue uud für die Angst der Iran: „Ich hätte doch vorgezogen, daß die Brie c veröf:entlicht worden wären als daß Sie beendet de» Satz »icht und rricht i» Schluchze» aus. Uo er de» schwerwiegenden Puntt, ob das Verbrechen mit ihrem Gatten besprochen wurde, sagt sie eiustweilen nichts. Höflich, sehr höflich tritt der Gerichtsprä sident Al anel Frau Caillaur gegenüber. „Wol len Sie mir, Madame, gestatten, eine kleine Frage an Sie zu richten" Nicht ganz mit Unrecht erklärt der „Figaro", dessen Direktor ekanntlich Calmette war, daß ein solcher Ton sei -st in Frankreich, wo auch in den Gerichts- s len der Höflichkeit ihr Recht wird, nicht ge hört ward. Der Hergang der Mord at liegt klar zu tage, es läßt sich an ihm nichts verschieben. Auch die 'Angeklagte ist, wie man gesehen hat, geständig. Nun können die Zwischenspiele vor sich gehen-. Und sie wurden auch sogleich er öffnet: Caillaux, der Gatte der Angeklagte»,, bat de» Gerichtshof, ihn sofort zu vernehmen, obwohl er erst als 42, Zeuge in der Liste steht. Und dieser Bitte wurde ftattgegeben. Die Vernehmung brachte keine neuen Moment;. Heute wird die Verhandlung fortgesetzt. Oertttche» «nd «»chstfche». * — Hu- ndstage. Am 23. Juli, an dem die Sonne auf ihren« scheinbaren Laufe in das Kalenderzeichen des Löwen tritt, neh men die Hundstage ihren Anfang. Sie wäh ren bis zum 24. August, dem Eintritt der Sonne in das Kalenderzeichen der Jungfrau, also genau einen Monat. Die Hundstage füh-- ren ihren Namen nach dem Hundsstern oder Sirius, einem Fixstern erster Größe, dein hell sten am ganzen leuchtenden Himmelsgewölbe, der am Maul des Sternbildes des Großen Hundes steht. Will man eine Vorstellung von den- ungeheuren Dimensionen im Weltall haben, so kann gerade Sirius uns einen Begriff gc ;n. Wenn die Sonne zwanzig Millionen Meilen von uns entfernt ist, so beträgt die Entfernung des Hundssternes von uns 543 000 Sonnenweiten- — wer's mag, kann's aus rechnen! — und sein Licht braucht acht Jahre, mn zu uns zu- gelangen^ Der Lichtstrahl des Sirius affo, der in diesem Augenblicke unser Auge trifft, ist im Jahre 1906 von ihm aus- gegangen. Die Hundstage beginnen mit dem Frühaufgange dieses Sternes, der nahe mit dem Eintritte der Sonne in das Sternbild des Löwen zusammenfällt. Die alten Aeg-hp- ter nannte» de» Hundsster» Sothis, die Römer canicula (Hund) und die Grieche» bezeichnete» die Hundstage mit dein Namen Opora, die durch- die große Hitze und nach dem alte» griechischen Arzte Hippo-krates durch schwere Gallenkrankhetten verhängnisvoll war. *— Witterungsaussicht für Donnerstag, den 23. Juli: Südwestwinde, wolkig, Temperaturrückgang, Gewitterneigung, kein erheb- licher Niederschlag. *— Die Hitze in den Zimmern wird namentlich während der Nachtzeit sehr lästig emp funden. Wir glauben daher unseren Lesern ei nen Dienst zu erweisen, wenn wir nachstehend zwei Methoden angeben, mit denen man die hohe Temperatur in den vier Pfählen sowohl am Tage wie auch nachts vermindern kann. Ein küb- les Zimmer erzielt man leicht durch frühzeitiges Oeffnen des ganzen Fensters, oder, wo dies an gängig, während der Nacht. Sobald es draußen warm zu werden beginnt, schließe man die Fen ster und besprenge den Fußboden mit Wasser. Die Sonne muß natürlich durch Jalousien oder Vorhänge abgehalten werden. Mit dem abend lichen Oeffnen der Fenster warte, man so lange, bis wirklich Kühle eingetreten ist. Eine rasche Abkühlung eines überwarmen Zimmers erzielt man auf folgende Weise: Ueber die weit geöffne ten Fensterflügel wird ein stark durchnäßtes, gro ßes leinenes Tuch gehängt und gleichzeitig Ge genzug durch Oeffnen aller gegenüberliegenden Türen und Fenster bewirkt. Die Temperatur des Zimmers wird sich in kurzer Zeit in bemerklicher Weise vermindern. — Besonders ist natürlich für kühle Schlafzimmer Sorge zu tragen, weil der Schlaf in heißen Räumen wenig Erquickung bietet und Frische uud Schaffenskraft des Geistes wie des Körpers für den folgenden Tag bekannter maßen stark beeinträchtigt. *— Wohlfahrts-Lotterie des König!. S ä ch s. Militär-Vereins- B u »des. Am gestrige» letzte» Ziehung-stage sind folgende größere Gewinne gezogen worden: 2000 Mk. ai:f Nr. 61810; 500 Mk. auf Nr. 36 860, 151 724 ; 200 Mk. auf Nr. 35 274, 74 949, 83 690; 100 Mk. auf- Nr. 12 296, 86 490, 93 204, 105 113, 178 125, 190 633. Die Prämie von ">000 Mk. und ei» 2 Marl- Gewinn fiele» auf Nr. 39 709. (Ohne Ge währ.) Die offizielle Ziehungsliste erscheint am 30. Juli. * Hohenstein Srnftttzal, 22. Juli. Die Brandstätte an der Limbacher Straße hat nun mehr schon ein anderes Aussehen erhalten. Dort, wo bisher 3 Wohnhäuser standen, werden nur zwei neue errichtct und zwar neben dein Ledcrerschen ein solches dcS Webers Kirste. * — F ; st g e n o m m e n wurde gestern abend von der hiesigen Polizei der Gelegen- heitsar eiter Ernst Härtel aus St. EAdien. Der schon bestrafe H. hat am Sonnabend St. Cgidien in große Aufregung versetzt. Der im vorigen Jahre mündig- gewordene H. forderte di: Herausgabe eines Erbanteils von 200 Mk-, den sein bisheriger Vormund in Verwahrung hat u-n-d der dem H. vorenthalten wird, weil er vor einigen Jahren seiner Großmutter 400 Mark und seiner Schwester verschiedene Wett gegenstände gestohlen hat. Wiederholt ist H. wegen seines Geldes vorstellig- geworden, und am Sonna end nachts kam er wieder, schlug die in der Haustür befindlicher« Fenster ein und feuerte schließlich einen Schuß nach einen« Fenster der Wohnstube zu ab. Durch die Hilfe rufe der Hausbewohner eilten die Nach ar» herbei, so daß H. schließlich verschwand, wo- ei er aber erttärte, daß er in einigen Tagen wiedeckommen wolle. Nur der Umsicht des Schutzmannes war es zu- verdanken, daß wei teres verhütet wurde. Der Verhaftete führte einen mit 2 Kugelpatrone» geladenen Revolver -ei sich-, von dem er sicher Gebrauch gemacht hätte, wenn es der Schutzmann nicht verhin dert hätte. Der gemeingefährliche Mensch äußerte, nach Verbüßung seiner in Aussicht stehenden Strafe Rache an dein Schuhmann nehmen zu wollen. * — Ziel H o 'h e n st e i n - E r n st - thal. Ueber den Besuch des Zwickauer Na-
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