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HoWck -GOW Anzeiger UlMÄM für Hnhenstein-^nistthal, Oberlungwitz, GerÄdoy, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Rüsdorf, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf rc. Der,Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger" crjn,eittt mit Ansnahmc der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bet freier Lieferung ins Haus Mk. t.50, bei Abholung in den Geschäfts, stellen Mk. 1.25, durch die Post bezogen (anher Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen n-hmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbriesträger entgegen. M eilage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das „Illustrierte Sonntagsblatt". — Anzeigengebühr für die ügespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15 Pfg.; im Reklameteil die Zeile 30 Pfg. Dir 2gefpaltene Zeile im amtlichen Teil sO Pfg. 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Wir stehen- aw Vor abend weltbewegender -Ereig nisse. Die Möglichkeit eines En tsch-rnssi- swen Waffenganges iin Znsamnungang mit dein drohenden Weltkrieg ist in gefährliche Nähe gerügt. Die Entscheidung über die jetzige ungewisse Lage liegt bei Rußland. Identifi ziert sich Rußland nach Mobilisierung seiner Tnippcii oder militärischen Vorkehrungen, die einer Mobilisierung gleichkommen, mit Ser bien, so ist für Oesterreich der Kriegsfall ge geben, dein Deutschland sich anschließen muß. Wir dürsen heute keinen Zweifel »lehr haben, daß Rußland die umfassendsten Kriegsvorbe- reilungen trifft. Die Mobilmachung eines gro ßen Teils der russischen Armee wird jetzt halbamtlich j» Petersburg zugegeben. Die Zu- sammenzichung größerer Truppeinnassen in den Militärbezirken Kiew, Odessa, Moskau und Kasan, die Sperrung der Grenze für jeglichen Rachrichtenverkehr, die Löschung der Leucht feuer a» den Küste» und die Aushebung der freien Handclsschiffahrt reden eine sehr ernste Spreube. Die Maßnahmen richten sich ivei sellos sowohl gegen Oesicrreich Ungar» als anch gegen Deutschland für den Fall, daß die Dinge in Serbien eine für russische Begriffe unangenehme Wendung nehmen K lten. Wie denken Sie üb r Ruß land? Oftmals schon war die,/ einem be kannten Lustspiel entnommene Fr» e im Munde aller politisch Interessierten, doch kaum je so allgemein und ernst, so alles Lustspiclhaften entkleidet, wie gestern und überhaupt in die sen Tugen. „Väterchen Zar", der sogenannte „Friedcns"zar, besser aber noch der „BIut"zar, hat heute über Krieg und Frieden — in alle Wege aber nicht über Sieg lind Niederlage — zu enischeiden. Wie denken Sic über Ruß land? Wie über Zar Nikolaus? Hat in sei nem Herzen, das einst so gern nnd freudig von goldenen Weltfriedenszeiten geträumt, der unheimliche Spuk von dem heimtückischen groß serbischen Schakal, der Rußland in seinen Kämpfen gegen das Germanentum treffliche Helsersdienste bereiten soll, schon feste Gestatt gewonnen? Wo sind denn die Germanen, die Rußland bedrohen und ihm die Waffe in die Hand drücken? Es gibt kein Ausweichen mehr. Rußland muß nun Farbe bekennen. Deutschland und Oesterreich Ungar» werden jetzt von Rußland Erklärungen fordern müsse», was es mit sei ne» Mobilmachungen bezweckt, ob es die Sache Serbiens decken will. Solche Schritte stehe», wie verlautet, bevor. Damit ist die Entschejduug in unmittelbare Nähe gerückt. Worte aus Zarcnmund, die auf solche Fragen uns Antwort geben, sind bisher noch nicht gefallen oder doch nicht an die Ocffcnllichkeit gedrungen. Aber leider sprechen für Worte bereits vereinzelte Taten. Man wird noch heute nicht ganz im allgemeine» behaupten können, daß Rnßland mobilisiere, wohl aber, daß es eine Fülle von militärischen Vorkeh- , ungen trisft, die nur zu geeignet sind, jene Zeitunterschiede zn verkürzen, die uns zugun sten zwischen einer russischen nnd deutschen Mobilisierung klaffen. Sie i« ROM. Aus Rußland l Pen jetzt nähere, amn' h bestätigte Meldungei über den Umfang d>c bisher getroffenen ..tobilnwchnngsmaßnamw i vor. Danach hat, w e schon gestern von : .s z. T. bekanntgegebe» und wie aus Pel rs- burg gemeldet wird, ein kaiserlicher Ukas fol gende Hecrestcile unter oie Fahnen berasen: 1. Die Reservisten von 23 ganzen Gouver nements und von 71 Distrikten von 14 anderen Gouvernements, 2. einen Teil der Reservisten von 9 Distrik te» und 4 Gouvernements, 3. die Reservisten der Flotte von 64 Distrik ten in 12 russischen Gonvcrncuicnts und einem finnländischen Gouvernement, 4. die beurlaubten Kosaken im Dongebiet, Kuba», Terek, Astrachan, Orenburg nnd Ural, 5. die entsprechende Anzahl von Reserveoffi zieren, Aerzten, Pferden und Wagen. Rnßland besitzt im ganzen 86 Gouverne ments: 50 im europäischen Rußland, 10 in Polen, 14 im Kaukasus, 9 in Zentralasien und 10 in Sibirien. — Die mobilisierten Gouvernements gehören den Militärbezirken Odessa, Kiew, Moskau und Kasan an. TicTruppcndlweglmgcn an d.rru fische» Grrnzr. Nach einer ans dem russischen Grenzgebiet nach Ostrowo gelangten Meldung erhielten dort die Militärbehörde» am Mittwoch nachmittags 6 Uhr die drahtliche Aüffordernng, das ge faulte militärische Aufgebot an der Grenze in Bereitschaft zu halten und vorläufig die haupt sächlichsten Brücken und die »ach Deutschland führenden Wege zu bewachen. Die Familien der Offiziere und Mannschaften packen bereits ihre Habseligkeiten nnd begeben sich in die ihnen angewiesenen Wohnsitze im Innern des Landes. Es bestätigt sich, daß die Eisenbahnbrücke bei Wirballen dnrch russisches Militär mit Minen belegt worden ist nnd daß in der Um gebung von Wirballen jetzt rnnd 60 000 Mann russisches Militär liegt. Dem Vernehmen nach ist auch für den Militärbezirk Liba» der Mo bilmachungsbefehl ergangen. Die vor Lübeck liegenden russischen Dampfer verließen den Hafen, ohne Ladung zn nehme». An Petersburg soll die Umgebung der Hauptstadt einem Heerlager gleichen. Die Truppen des Peters burger Militärbezirks, die östlich von Peters burg stationiert sind, sind bereits dort einge- kroffen. Aus Kiew wird gemeldet, daß die Mobilisierung des Kiewer Militärbezirks in »ollem Gange ist. Anläßlich der Abreise der serbischen Ofsi iere, welche die dortige Artille- rieakademic besuchten, fanden auf den Bahn höfen von Petersburg große Kundgebungen statt. Auch in Moskau fanden stürmische Ma nifestationen statt, wobei Hochrufe auf Ser bien nnd Frankreich ansgebracht wurden. In Odessa wnrden gleichfalls große Kundgebungen für Serbien, Montenegro, Frankreich nnd Eng land veranstaltet. Deptscheuwechsel zwischen Kaiser Franz Josef und dem Zaren. Authentisch wird bestätigt, daß ein Depc- schcnwechscl zwischen Kaiser Franz Josef und dem Zaren stattgefundcn hat. Abbruch der P.rtz mdlmigen zwischen Petersbuig nnd Wien? Die „Times" will wissen, daß die Unter handlungen zwischen Petersburg und Wien iKigebrochen seien. Der „Morning Post" wird aus Petersburg gemeloK, Oesterreich habe es abgelchnt, den Meinungsaustausch mit Peters burg fortzusetzen, obgleich Rnßland den Wunsch ausdrückte, damit fortzufahrcn. In Regie rungskreisen in Petersburg sei man der An sicht, die einzige Hoffnung für die Wahrung des Friedens ruhe auf der vereinigten Aktion der vier Mächte Deutschland, England, Frank reich und Italien. Jie Austastung i« Berlin. „Die Lage ist heute so gespannt, wie seit den Julitagen des Jahres 1870 nicht mehr." So faßte gestern ein erfahrener Diplomat sein Urteil über die gegenwärtige Silnation zu sammen. Dementsprechend war auch im Ber liner Answärtigen Amt, wo ebenso wie im Reichskanzlerpalais ein fortwährendes Kommen und Gehen herrscht, die Stimmung sehr ernst. Man gab offen zu, daß wir möglicherweise vor schweren Entscheidungen ste llen, wenn auch die diplomatischen Bemühun gen noch keineswegs erschöpft sind. Die Alarm Meldungen über die fieberhafte Tätigkeit der Russen sind selbstverständlich von den verant wortlichen Stellen mit größter Aufmerksamkeit ausgenommen worden nnd haben bekanntlich zu einer langen Konferenz unter dem Vorsitz des Kaisers geführt. Gestern mittag fand beim Reichskanzler eine Sitzung des preußischen Ministerinms statt, daneben meldeten sich die auswärtigen Diplomaten, nnd auch Prinz Heinrich fuhr in seinem Automobil vor. Abends folgte sodann eine weitere mehrstündige Bera tung der verantwortlichen Kreise. Soweit man hört, sind entscheFendc Beschlüsse bisher noch nicht gefußt woroen. Insbesondere war eine Bestätigung darüber nicht zu erhalten, ob be reits eine Anfrage an Rußland ergangen sei, welchen Zweck es mit seinen Rüstungen ver folge. Nur darüber herrscht wohl allgemeine Klarheit, daß von deutscher Seite etwas ge schehen nmß, um unsere Kriegsbereitschaft sicherznslellen, und zwar bald geschehen muß, wenn Rußland nicht in der Lage ist, befrie digende Erklärungen zu geben. Daneben aber gehen die diplomatischen Be- mühnngen, welche immer noch auf eine Loka lisierung des Krieges hinarbeiten, ihren Weg weiter. Der Vorschlag Sir Edward Gregs ist zunächst durch die Abweisung -Oesterreichs er ledigt, aber cs scheint, als ob von anderer Seite aus Vorschläge gemacht wordeu sind, die eher Aussicht auf Verwirklichung haben. Dahin ist die bisher nnverbindlichc Anregung zu rechnen, daß Oesterreich die offizielle Zu- sichernng geben soll, cs habe keinerlei territo riale Machterwcitcrung im Ange und es werde auch die Staatshoheit Serbiens nicht antasten. Für diese Zusicherung soll Rnßland seine Nen- tralität anssprechen nnd die Mobilmachung einstellen. Die Möglichkeit einer solchen Lösung ist ja zweifellos vorhanden. Vielleicht schwe ben auch andere Projekte, die einer Beilegung der österreichisch-russische» Differenzen dienlich sein könnten. Aber es ist nicht zn verkennen, daß all diese Verhandlungen erschwert, ja zu letzt unmöglich gemacht werden dnrch die Po litik Rußlands, die geradezu auf einen Krieg drängt. Daß schließlich die Spannung, die nun schon seit mehreren Tagen dauert, eine starke Nervosität hervorbringt, ist nur zu be greiflich. Gerade deshalb aber möge die auch von amtlicher Stelle ausqegebcne Mahnung, das rnhigc Blnt nicht zu verlieren, doppelt am Platze sein. Denn solange nicht alle Hilfs mittel der Diplomatie nnd persönlicher Be ziehungen erschöpft sind, braucht uian noch nicht sich auf den äußersten Fall cinznrichten. Falsche Gerüchte über eine Reise des Prinzen Hiinrich nach Petersburg. Am Donnerstag nachmittag war in Berlin die Nachricht verbreitet, Prinz Heinrich von Prcnßen sei ans dem Wege nach Petersburg. Diese Meldung wurde jedoch bald darauf wi derrufen. Ob ein solcher Plan überhaupt be standen hat, war bisher nicht zn erfahren. JieEutWdunghlnailsgesWen. Nach einer späteren Meldung soll die deut sche Regierung sich entschlossen haben, die llcbcrreichung einer befristeten Note in Peters burg noch ein bis zwei Tage hinauszuschie ben. Man will gerade Rußland gegenüber lein Mittel unversucht laßen, »in den Konflikt zu vermeiden. Deshalb soll zunächst noch ver sucht werden, dnrch Verhandlungen von Kabi nett zu Kabinett, vielleicht auch von Souverän zu Souverän eine befriedigende Aufklärung zu erhalten, ehe sich Deutschland zur Mobilma chung genötigt sieht. Die „Dentsche Tageszeitung" schreibt hier zu: Wir glauben, daß diese Meldung, ganz abgesehen davon, daß sie uns von ganz abso lut zuverlässiger Seite zugegangen ist, richtig ist, schon deshalb, weil sic eine ganz starke innere Wahrscheinlichkeit hat. Es ist geradezu Pflicht der deutschen Regierung, in aller Ruhe und Klarheit, in aller Freundschaft, aber auch in aller Entschiedenheit von Rußland eine dent- lichc Antwort zu verlangen darüber, was man von ihm zu erwarten hat. Ist diese Antwort befriedigend, d. h. kann Rußland erklären, daß es nicht daran denke, sich irgendwie in den österreichisch-serbischen Krieg einzumischen, so wird das für ganz Europa eine Beruhi gung sein. Kann aber oder will Rußland das nicht, so wird Demschland nunmehr ge zwungen sein, auch seinerseits die Mobilma chung erfolgen zu lassen, und zwar die Mo bilmachung nicht nur unserer Ostgrenze, son dern die Mobilmachung der gesamten deut schen Wehrmacht. Das ist umso nötiger, als von der französischen Grenze heute trotz eines Dementis der amtlichen „Agence Havas" eine ganze Reihe von Meldungen über starke Trup penbewegungen, ja auch über Mobilisierungen vorliegen. Man darf daher annehmen, daß die gleiche Anfrage auch an das französische Kabinett gerichtet worden ist. Die Lage ist heute so zugespitzt, daß wir uns auf alles ge- faßt machen müssen. Greift Rußland also die österreichische Doppelmonarchie an, so sind auch wir, so ist ganz Europa in den Weltkrieg verwickelt. Keine Mobilisierung des deutschen HeereS. Die gespannte Lage hat zu Gerüchten von einer Mobilisierung Deutschlands geführt, her vorgerufen durch ein Extrablatt des „Berl. Lok.-Anz.", das als grober Unfug gekenn zeichnet wurde. Wir haben die Nachricht be reits im größten Teil der gestrigen Auflage dementiert, doch ist es bezeichnend für den Ernst der gegenwärtigen Lage, daß ein Ber liner Abendblatt die Nachricht von der Mobi lisicrnng des 1., 5. und 17. Armeekorps wie derholte. Auch sie war falsch. Wie iviirde sich unsere Kriegslage an der russischen Grenze gestalten? Was den russischen Aufmarsch anlangt, so erfolgt derselbe im allgemeinen gegen Deutsch land hinter der durch Brückenköpfe hinreichend geschützten Niemen-Bobr-Narew-Linie, gegen Oesterreich Jvangorod -Lublin-Chomel-Kowel. Oesterreich hat demgegenüber in dem dnrch Festungen stark geschützten Galizien drei Korps, 11. (Lemberg), 10. (Przemysl), 1. (Krakau). Das 6. (Kaschan), 5. (Preßburg), 2. (Wien), 9. (Josephstadt), stehen marschbereit dahinter. Mobilisiert ist von diesen nördlichen Korps vorläufig keines, dagegen die 8 Korps in der südlichen Hälfte der Monarchie. Ans russischer Seite stehen im Militärbezirk Warschau das 15. und 28., das 6. (Bialy- stok), >9. (Brest-Litowsk), 14. (Lublin); im Militärbezirk Wilna das 3. (Wilna), 4. (Minsk), 2. (Grodno); im Militärbezirk Kiew das 9. (Kiew), 11. (Rowno), 12. (Winniza) und das in Charkow weit zurückliegende 10. Korps. Ihnen gegenüber kann das Deutsche Reich das 1. (Königsberg), 20. (Allenstein), 17. (Danzig), 5. (Posen), 6. (Breslau), 2. (Stettin) und eventuell das 3. (Berlin) und 12. (Dresden) stellen. Das sind mit den Oesterrcichern zusammen 15 Korps gegen 11 russische. Allerdings sind die russischen Trup penstärken an sich etwas höher. Immerhin ist dnrchaus keine Veranlassung, von irgendwel-