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VMM M HoWkil Ernkhilkl Kifflsn Tageblatt. Är. ISA. Sonntag, den S. Juli 1V14 4t. Jahrgang Joseph Ehm-erlM f. In London starb ini Alter von 78 Jahren der frühere englische Staatsse.retär Joseph Cyaniverlaiir. Er war zweifellos einer der be- deutendsten Staatsmänner Englands, wenn er auch als entschiedener Verfechter der englischen Au-zdehnungsPoUtir als Gegner Deutschlands eingeschätzt werden mußte. Ehamberlain ivurde im Juli 1886 in Lon don georm. Nach Besuch der dortigen Uni versität trat er in das Kontor der väterlichen Fabrik in Birmingham über, bekleidete auch mehrmals städtische Aemter in Birminghanr, 1874 bis 76 war er Bürgermeister der Stadt. ''Nach dem Tode des Vaters, 1874, widmete er sich ganz der Politik; 1876 war er Mitglied des Unterhauses, 1880 berief ihn Gladstone als Präsident des Handelsamtes. Mit Glad stone überwarf er sich bald, trug auch zuin Sturz des Kabinetts Rosebery bei, am 28. Juni 18!)5 trat er in das neugebildele Mini sterium Salisbury als Kolonialminister ein. Chamberlains erste politische Großtat, fir die i! n die einen bis in den Himmel hoben, die anderen aufs schärfste verurteilten, war die Hetze gegen die Unabhängigkeit der tapferen Baren in Südafrika. Der bekannteste Verfechter seiner südafrikanischen Kolonialpläne war Cecil Rho des. Die Verantwortung für den Burenfeldzug 1897, desseir erster Teil für die Engländer be kanntlich höchst unglücklich verlief, fiel Cham- beUain allein zu. Nach der Niederwerfung der Buren verstand er es jedoch sehr gut, durch eine kluge Politik, die den Buren große Re-bte der Selbstverwaltung ließ und die Buren ver- bältnismäßig schnell zu loyalen englischen Staat.Oärgern machte, die gegnerischen Stim men zum großen Teil zu versöhnen. In Zeiten der deutsch-englischen Spannung ßand Chamberlain voll und ganz auf Sei en der Politiker, die die Einkreisung Deutschlands svstemali'ch betrieben und die König Eduard VII. an ihrer Spitze wußten. Der Niedergang der konservativen Partei Englands war auch der Niedergang ChanUcrlains, 1908 legte er das Amt des Kolonialministers nieder. Er spielte von da ab im parlamcntari'chen Le en noch immer eine Rolle, doch teilte er im Ja nuar d I. seinen Birminghamer Wählern mit, daß er nicht wieder kandidieren werde. Aeußerlich war Chamberlain die typi sche Erscheinung des englischen Edelmannes. Das bartlose Gesicht mit seinen kühlen, unbe weglichen Zügen blieb sich stets gleich, seine Kleidung Ivar stets aufs sorgfältigste gewählt und hinsichtlich seines Monoclegebranchs sagte man von ihm, er gehe mit dem Mmwcle schla fen. Wie alle Engländer von „Distmctmn" war er eiu trefflicher Tennisspieler, noch bis ins hohe Alter hinein. Im persönlichen Verkehr war er höflich und liebenswürdig, auch wurde ihm eine große Freigebigkeit nachgerühmt. s. GemeinderatssitzW ill Oberlungwitz am 3. Juli 1914. Vorsitzender: Gemeindevorstand Lieberknecht. Vom Kollegium sind einschließlich der bei den Gemeindeältesten Siegert und Friedensrich ter Vogel 25 Mitglieder anwesend; ein Mit glied fehlt. Von der Kgl. Amtshauptmanuschast Glaw chau nimmt Amtshauptmann Graf von H o l t- z e u darf an der Sitzung teil, der sein Er scheinen damit begründet, daß die Amtshaupt- mannschaft bei der Kompliziertheit der Steuer reform bei den diesbezüglichen Beratungen der einzelnen Gemeinden stets durch ein Mitglied bei der Hauptberatung rc. vertreten gewesen sei. Bei Oberlungwitz, als der größten Landge meinde des Bezirks, habe er sich selbst einge funden, um dadurch entsprechenden Einblick in die näheren Verhältnisse zu gewinnen, wodurch umständliche Nachfragen auf schriftlichem Wege sich erübrigen dürften. Der G e m e i n d e v o r st a n d geht so dann kurz aus die verschiedenen Steuern ein, die in 1- Lesuug bereits verabschiedet wurden und von denen u. a. die R e k l a m e st e u e r ;u den alten Sätzen verbleiben soll: der Ertrag ist bisher nicht befriedigend. Auch die Lust- b a v k e i t s st e u e r verbleibt in alter Höhe, Io chrend die H u n d e st e u e r von 3 auf 5 Mark erhöht wird, mit der Maßgabe, daß jeder weitere Hund mit 10 Mk. versteuert werden muß. Alljährlich soll mindestens 1 Prozent des Steuerertrags zur Bildung von Rücklagen als- Notreserve in einem besonderen Fonds ange- sammelt werden. Hinsichtlich der Einkorn- men st euer soll der Tarif der Staatscin- tommensteuer ohne Aenderung Annahme fin den, die Einschätzung selbst aber durch einen Steuerausschuß erfolgen, aus Grund dec im Gemeindesteuergesetz gegebenen Vorschriften und Befugnisse. Ohne Aussprache wird die Ordnung angenommen. — Die Grundsteuer soll im Wege gleichmäßiger Zuschläge zur Staats- grundsteuer erhoben werden und mindestens?^ Prozent betragen. Diesen Satz sieht auch der Vorschlag vor, während bisher nur 2ßz Pfg. sür die Einheit gezahlt wurden. Bei Zugrundelegung der diesjährigen Ein- schäyung und des Bedarfs ergab sich bei der Gemeindekasse, die 49,6 Prozent des gesamten Bedarfs beansprucht, ein Bedarf von 67 661 Mark. 85 Prozent davon — 57 511 Mk., sind durch Einkommensteuer und 7)^ Prozent durch Grundsteuer zu decken, d. s. 4 Pfg. pro Ein est - 5418 Mk. Der einfache Steuersatz er gibt 47 963 Mk.; 15 Prozent Zuschlag zur Einkommensteuer ----- 7194 Mk., währen- 7500 Mark durch andere Steuern aufgebracht werden müßten. Dem Gesamtbedars der Gemeindekasse mit 67 661 Mk. würden bei dieser Rechnung 68 075 Mk. zur Verfügung stehen. Zu über legen sei, ob man nicht gleich anstelle des 15- prozentigen Zuschlags 20 Prozent zur Staats- einkommensteuer erheben solle; heute brauche man sich darüber jedoch noch nicht schlüssig zu werden. An Hand einiger Musterbeispiele weist der Vorsitzende die Wirkung der neuen Steuer berechnung nach. So habe z. B. ein Arbeiter mit 1160 Mk. Einkommen, der bisher mit 16,65 Mk. zur Steuer herangezogen wurde, in Zukunft 14,83 Mk. zu zahlen. Bei 950 Mark Einkommen sei das Verhältnis wie 8 zu 20. Die Unterschieds seien zwar nicht bedeutend, doch sei eine merkliche Entlastung der unteren Steuerklassen aus Kosten der oberen sestzustellen, die 800, 500, 200, 100 Mk. -c. mehr zu ent richten hätten. Ein Lehrer, der bisher 48 Mk. zahlte, habe in Zukunft 36,98 Mk. zu bezahlen usw. Gemeinderatsmitgl. Johs. Bahner warnt davor, daß die Einkommensteuer überspannt werde; er hafte es für richtiger, daß anstelle des in Vorschlag gebrachten 20prozentigen Zu schlags zur Einkommensteuer die Grundsteuer erhöht werde, wenn auch nicht im vollen Um sange, so doch bis zu einer gewissen Höhe. Redner schlägt 8j-2 Prozent — 4^ Pfg. für die Einheit als Zuschlag zur Staatsgrundsteuer vor. — Der Amtshauptmann warnt vor einer allzu großen Belastung des Grund und Bodens. Wenn die Grundsteuer bisher nur 2^ Pfg. betragen habe, d. s. ca. 2 Pro^ zent vom Gesamtbedarf, so mußte durch die Einkommensteuer mindestens 90 Prozent des Bedarfs gedeckt werden, während jetzt nur 85 Prozent in Frage kommen. Zu berücksichtigen sei auch die mitunter schwierige Lage der klei nen Grundbesitzer, die infolge der Hypotheken not und der hohen Zinsen ost nicht rosig sei. Er bezweifele, daß der Grundbesitz die vier fache Steigerung der Grundsteuern vertrage, zu mal die letztere Steuerart keinerlei Rücksicht auf die Leistungsfähigkeit nehme. Gem.-Mitgl. Bakner hält dem entgegen, daß die oberen Vermögen doch auch ganz anders durch die Einkommensteuer herangezogen würden. In Berlin zahle man ca. 8 Prozent Staats- und Gemeindesteuern, in Oberlungwitz dagegen im Verhältnis 12 Prozent. Ein schärferes An ziehen der Steuerschraube müsse im .Hin blick aus die Einkommensteuer vermieden wer den. — Gem.-Mitgl. Ernst Müller bezwei felt, daß der Gesetzgeber mit seinen Steuervor schlägen allenthalben das Richtige getroffen habe. Auch der kleine Grundbesitzer müsse sich zu den unteren Steuerklassen zählen, die zu ent lasten man bereit sei. Der Belastung durch die Grundsteuer stehe eine Entlastung durch die Einkommensteuer gegenüber. — Gemeindeältester Vogel ist für Beibehaltung der 7^ Prozent, die den hiesigen Verhältnissen entsprächen und auch genügten. Die stärkere Heranziehung der oberen Klassen sei gerechtfertigt. — Daß der Gesetzgeber mit der Festlegung „m i n d e st e n s 7f^ Prozent durch Grundsteuern zu erheben" doch wohl das Richtige getroffen habe, erklärt Gem.-Mitgl. Katzs ch damit, daß die Ver schiedenartigkeit der Erhebung in Sachsen, die in einzelnen Ortschaften zwischen 2^ und 17 Prozent schwankt, dadurch wohl etwas besei tigt werde. — Gem.-Mitgl. Bahner be fürchtet, daß bei stärkerem Heranziehen des Einkommens die wohlhabenden Einwohner den Ort ebenso wie z. B. in Gersdorf verlassen würden-. Der Ausfall an Steuern sei dann größer als der Vorteil, den man damit erzie len wolle. Die Gem.-Mitgl. Kunze und Härtel treten nachdrücklich sür 7ßz Prozent ein, welcher Prozentsatz schließlich auch An nahme findet. Bruchteile werden abgerundet. Zur Zahlung der Grundsteuer sür vermietete oder verpachtete Grundstücke bleibt der Eigen-- tümer haftbar. Die Ne s i tz w e ch s e-l a b g a b e wurde 2». Fortsetzung. (Nachdiuck verboten). nicht geschehen! Ich sage Dir, das wird wir müssen schon sparsam ^4 Erschreckens», den Augen tat sich tief und finster, tiefsten seinen auf, so eigentlich Sie doch Das Haus am Nixensee Original-Roman von Irene v. Hellmuth. so weit treiben werde, mich um die alte Dame, die mir so viel Liebe und Güte erzeigt hat, gar nicht weiter zu bekümmern! Da irrst Du Dich, Charlotte. Die Tante wird mit uns zusammen wohnen, und wir wollen ihr einen schönen Lebensabend bereiten, sie hegen und pflegen, das hat sie wahrhaftig um mich ver dient!" in unsere Angelegenheit. Man hat nicht gefragt! Kümmern Sie sich Li-skslHerLsicksnksus OksmnilL, Leire?ost- u.KmneiEALL hineinzustecken." „Charlotte!" Es war ein Ruf Otto ausstieß. Vor plötzlich ein Abgrund daß ihn schauderte. verlangt es denn von ihr?" „Nun, wenn Du nicht bei ihr wohnen magst, so muß sie doch zu uns ziehen; das ist, denke ich, selbstverständlich." „Aber da täuschst Du Dich ganz gewaltig, mein lieber Otto, wenn Du meinst, ich werde es zugeben, daß die alte Dame zu uns zieht. Das fehlte mir gerade. Sie soll nur hübsch für sich bleiben." In Ottos Gesicht stieg eine dunkle Röte. Liese Ivar empört bis ins Innerste. Am liebsten käste sie der schönen Braut gründlich ihre Meinung gesagt. Sie biß die Zähne zu- iammen, um ikrer Empörung Herr zu werden. Auch auf Ottos Stirn lag eine finstere Wolke, als er entgegnete: „Es tut mir leid, Charlotte, wenn ich Dir nicht recht geben kann, a er eine Wohnung, wie sie Dir vorschwebt, können wir vorläufig noch nicht bezahlen. Es hängt von dem guten Willen der Tante ab, ob sie uns einen Zuschuß gewähren will oder nicht. Wenn sie es tut, steht unserer baldigen Vereinigung nichts im Wege, andernfalls müs sen wir noch jahrelang warten." „Also gut, dann warten wir eben noch!" „Charlotte!" rief er bittend, „wenn Du mich liebst, wie ich Dich, so muß es doch Dein höchster Wunsch sein, bald ein eigenes Heini i gründen zu können. Sei doch vernünftig!" „Ach, mir kift es gar nicht mit dem Hei- Mädcheu, das, errötend vor Zorn, sich heftig abwandte, indes die schöne Braut mit scharfer Stimme forstuhr: „Weshalb mischen Sie sich das kann ich wirklich nicht ertragen." „Aber die Tante wird sich von den ihr lieb- gewordencn Räumen nicht trennen wollen," warf Otto ein. Die junge Braut sah ihren Verlobten ganz erstaunt und fragend an. „Aber das soll sie doch aucb nicht, Gegenwart zn einer heftigen Szene zwischen den Verlobten. Tante Lina war gerade in der Küche beschäftigt, und Otto benützte die Ge legenheit, nochmals mit Charlotte zu sprechen. „Du hast die Tante sehr gekränkt, als Du es so entschieden ablchntest, hier im Hanse zu wohnen," sagte er, die schlanken, wohlgepflegten Hände seiner Braut streichelnd. „Ueberlege Dir die Sache, Schatz, die Tante meint es doch so gut. Es ist Raum genug für uns und die Miete würden wir ebenfalls sparen; das wäre für uns ein großer Vorteil, denn weißt Du, ivir müssen uns cinrichtcn, bis mein Gehalt Otto saß am Tisch und stützte den Kopf in die Hand. Wie war es möglich, daß in einer so schönen Hülle so häßliche Eigenschaft ten wohnten, daß sich hinter dem süßen Lä. cheln kalter Egoismus und grausame Herz losigkeit verbarg? Er heftete einen langen, traurigen Blick auf das rosige Gesicht seiner Braut. Sie mochte fühlen, daß sie zu weit gegangen war. Schmeichelnd legte sie den Arm um den Hals ihres Verlobten und bat mit I hitte nicht um Sachen, die Lie absolut nichts l angehen!" Liese wollte ebenso heftig erwidern, aber I das Gespräch wurde unterbrochen, da die Tante I soeben ins Zimmer trat. „So, Kinder," sagte sie heiter, „das Abend- I essen ist fertig, Liese, bitte, hilf mir rasch den I Tisch decken, dann kanns losgehen. Du bleibst I doch den Abend hier?" Liese schüttelte den Kopf. „Nein Tante, laß mich nach Hause gehen." Die Tante faßte das Mädchen schärfer ins I Auge. „Was hast Du, Kind? Du siehst ja so er- I regt aus!" Sie zog die leise Widerstrebende an sich, I indem sie ihr leicht über das wellige Blond- kaar strich. „Hat Dir jemand etwas zuleide getan, Liese?" Sie schüttelte heftig den Kopf und wandte das Gesicht zur Seite, uni die Tränen zu ver- s bergen, die sich nicht mehr zurückdrängen lassen wollten. „Ich mußte dem Fräulein eine kleine Lek lion erteilen, das hat sie wahrscheinlich ge kränkt," wandte Charlotte mit ironischem Lä cheln ein. „Ach so," machte Tante Lina, und wars der Braut ihres Neffen einen unfreundlichen Blick zu. „Laß es Dich nicht verdrießen, mein Kind," tröstete die Tante liebevoll, „komm, nun sage mir, was geschehen ist." Liese schüttelte stumm den Kops und fuhr sich verstohlen über die Augen. „Bitte, erzählen Sie doch alles," warf Char lotte giftig ein, „Sie tun es ja doch, und dann hinter meinem Rücken, es ist mir schon lieber, es geschieht in meiner Gegenwart!" „Fürchten Sie nichts, mein Fräulein," sagte Liese, „ich klatsche nicht. Die Tante weiß schon Bescheid, ohne daß ich etwas sage; sie weiß genau, wie sie mit mir daran ist, und was sie von mir zu halten hat, denn sie kennt mich von jüngster Kindheit an." (Fortsetzung folgt). Liese litt tausend Oualen, wenn sie sa., Ivie Otto seine reizende Braut nicht aus den Augen ließ, wie es ihü beglückte, wenn sie il n mit heißen Blicken ansah, wie er heimlich nach ihrer Hand haschte und sie verstohlen an die Lippen zog. Liess wollte es nicht bemerken und doch suchten ihre Augen immer wieder das anscheinend so glückliche Paar, das in süßem Liebesgetändel eng aneinander ge- sckmiegt saß und alles andere völlig vergessen zu- haben schien. Und doch erzählte Tante Lug, unter vielen Tränen, daß Charlotte Waller es entschieden abgelehnt habe, nach der Verheiratung mtt ilr zusammen in dem zwar netten, aber doch be scheidenen Häuschen zu bleiben- Sie wollte eine elegante, moderne Wohnung und Otto, der fühlen mochte, Ivie weh der Tante geschah, raten," beharrte sie eigensinnig, „lieber will ich noch zehn Jahre warten, als hier dein al- bat und flehte, aber die schöne Braut fügte i ten Hause wohnen. Womöglich verlangst Du sich nicht. Es kam deswegen einmal in Lieses I auch nach', daß ich mit dein altmodischen Haus- sich in der nächsten Sekunde auf die schöne I Gelächter aus. Sprecherin stürzen. I „Sich da, die barmherzige Samariterin^ ach, Otto h.tte sich rasch wieder gefaßt. I das ist rührend!" rief sie und bettachtete durch „Du denkst also, daß ich die Undankbarkeit I ihr langstieliges Lorgnon von oben herab das rat Deiner Tante zufrieden sein soll, ich müßte I süßester Stimme: „Das wird sich alles finden, mich ja vor allen meinen Bekannten schämen. I Schatz, laß uns heute noch nicht darüber strei- Sie würden witzeln und spötteln, nein, Otto, I ten. Ich sehe eben weiter als Du. Solche alle Damen mit ihren Launen und Schrullen können sehr unbequem werden. Die Tante kann sich doch eine Pflegerin nehmen, wenn sie je mand braucht. Vorläufig ist sie ja ganz ge sund und rüstig." Otto schüttelte finster den Kopf. Der Ein- wsr I druck, den er soeben gewonnen, ließ sich nicht I so rasch wieder verwischen. i I „Tante hatte stets eine Antipathie gegen > I fremde Personen, sie will niemand um sich größer wird — wir müssen schon sparsam I ist, denke ich, lelbstverstanötich." I dulden!" sein?« I „Aoer da tauschst Du Dlch ganz gewaltig, I Langer konnte Liese nicht an ßch halten. Die iunae Braut stamvfte unaeduldia mit ! wein lieber Otto, wenn Du meinst, ich werde I Sie trat neben Otto und sagte, indem sie der dein Fuße den Boden I zugeben, daß die alte Dame zu uns zieht. I jungen Braut einen verächtlichen Blick zuwarf: „Ich denke die Sache ist erledigt Otto," I Das fehlte mir gerade. Sie soll nur hübsch I „Darüber sorge Dich nicht, Otto; ich werde rief sie stirnrunzelnd Ich habe Dir gesagt, daß I für sich bleiben." I Taute Lina nicht verlassen, das gelobe ich Dir. ich nicht will, und damit basta! Deine Tante I In Ottos Gesicht stieg eine dunkle Röte. I Ich will bei ihr bleiben und sie pflegen. Ich mag es ja gut meinen, aber in solch kleinem, I Offenbar schämte er sich der Herzlosigkeit seiner I werde alles tun, was in meinen Kräften steht." unmodernem Hause kann ich nicht leben. Ich I Braut. Aber er beherrschte sich. Er warf einen I Otto reichte ihr die Hand hin. würde mich 'eine Stunde hier Wohl fühlen. I scheuen Blick auf Liese, in deren Augen es I „Ich danke Dir, Lieft, das beruhigt mich!" Ich wünsche mir hole, elegante Räume, hier I zornig sprühte. Sie sah aus, als wollte sie I Charlotte brach in ein lautes, spöttisches ist es mir zu eng, zu spießbürgerlich. Und die ' ----- Taute braucht auch nicht Gelegenheit haben, in alles, was wir tun und treiben, ihre Nase