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§MM MM WWrin-MWltt AiMixn T-grbl-tt. Nr. 4 Dien-tag, de« E Januar 1N14. 41. Jahrgang > IU«WNW«,M»aWMNNWWW»WNIV Ul,' > Von den im Amtsgerichtsbezirk Hohenstein-Ernstthal erscheinenden Blättern die Belesenste Zeitung in Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf, Langenchursdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, Erlbach, Kirchberg, Ursprung, Bernsdorf, Msdorf usw. DWM- Einzige Zeitung im Bezirk, die eine ständig steigende Abonuenteuziffer nachweisen kann. Epiphanias Der Sinn keines anderen kirchlichen Festes ist den Christen unsrer Tage so unklar wie der des Epiphanienfestes. Epiphanias heißt Erscheinung. In Jesus Christus ist das „Licht der Welt" erschienen, ist „die heilsame Gnade Gottes erschienen allen Menschen". Sogar Evangelische bezeichnen das Erscheinungsfest immer wieder mit dem völlig unzutreffenden Namen „Heilige drei Könige" — obwohl im E v a ngelium (Matth. 2) nur von „Weisen aus dem Morgenland" ge sprochen wird. Es waren nicht „Könige", sondern Magier, Sterndeuter, Astrologen, weite Männer aus dem asiatischen Osten. Es waren nicht „heilige", sondern (wie wir) irrende, Gott suchende, nach einem Heiland sich seh nende Menschen. Es waren auch nicht gerade „drei" an der ZaÄ, wie man wohl aus den dreierlei Geschenken (Gold, Weihrauch, Myrrhe) geschlossen hat, die diese Heiden dem Jesus kinde dargebracht haben. Längst hat die astronomisch« Wissenschaft einwandfrei berechnet und nachgewiesen, daß tatsächlich um die Zeit der Geburt Christi ein außerordentlicher Stern erster Gröhe plötzlich aus der Tiefe der Nacht am Himmel e r - schienen und nach kurzem ebenso plötzlich wieder verschwunden ist. Gibt das nicht den „modernen Heiden" unter den Christen sehr zu denken und den „Christusgweiflern" einen har ten Stoß?! lieber die Wanderung jener Weisen „aus fernem Osten Asiens — Schritt für Schritt der E r s ch e i n u n g des Sterns von Beth lehem nach — zur Krippe im Stall" kann man die Überschriften sehen: aus Sternen nacht zum Sonnenlicht; aus Ahnung zur Er- sullnng; aus Suchen zum Finden, aus Irr tum zur Wahrheit. Epiphanien'est — das Weihnachtsfest der Heiden! Schon an der Krippe zu Bethlehem, wo „der Herr der Herrlichkeit, ein König aller Königreich, ein Heiland aller Welt zugleich" seinen geschichtlichen Anfang hier auf Erden nahm, haben nicht nur jüdische Hirten vom nahen Feld, sondern auch heidni - s ch e Pilger vom fernen Osten angebetet. In der stillen, heiligen Nacht hat ja Gott sich selbst allen Menschen geoffenbart. Uns Christen läßt Gott am Epiphanienfest sagen: es soll Weihnachten werden, soweit Menschen auf Erden wohnen, auch den Heiden sott „der Stern aus Jakob", das Licht des Evange liums, das Heil in Christo, die Sonne Jesus erscheinen und scheinen. Darum ist das Epiphanienfest recht eigentlich das Fest der Heidenmission. Treu md Glauben. Tas Recht auf Ehrlichkeit. — 360 Millionen Konkurs-Verluste ui einem Jahre. — Die Armee der Manifestanten. — Schwtndelbeftellungen. Im Gesetz über den Wehrbeitrag und in den Aussührumgsbestimmungen dazu wird dem deutschen Bürger mit höchstem Nachdruck die Aufrichtigkeit gegenüber dem Reiche eingeschärst, und die Steuerhinterziehungen werden mit harter Strafe bedroht. Nach bestem Wissen und Gewissen soll der Steuerzahler seine An gaben machen. Wenn ihm solche Verpflichtun gen auferlegt werden, so liegt es nahe, daß auch er ein Recht ach Ehrlichkeit bei seinen Mitbürgern geltend macht, und er hat einen Grund dazu, denn Treu und Glauben sind in den modernen Grüudungsjahren und in den ihnen dann folgenden kritischen Zeiten bedenk lich zurückgegangen. Das ist wohl in der gan zen Welt nicht anders, aber gerade wir Deut schen empfinden das peinlich, weil in unserem Vaterlande das Wort von Treu und Glauben geprägt worden ist. Nach der letzten amtlichen deutschen Kon- -ürsstatistik betrug der Verlust eines einzigen wahres an den Zahlungseinstellungen rund 360 Millionen Mark, eine für unseren Natic- nalwohlstand sehr betrübend hohe Summe, lind sie erhöht sich noch erheblich, wenn man die Verluste hinzurechnet, die durch außerge richtliche Vergleiche entstanden sind. Das sind Schädigungen des Gewerbestandes, die vorn großen Publikum kaum beachtet werden, die aber mit berechnet werden müssen. Wenn man dazu sagt, solche Verluste können verhütet wer den, wenn nicht so viel geborgt wird, so wird dabei die Geschäftslage außer Acht gelassen, die zum Kreditieren zwingt. Wenn die Arbei ter und Gewerbegehilfen nur für bar bezahlte Arbeit beschäftigt werden sollten, sc w rden viele Tausende Hände feiern müssen. Die zahlreichen Konkurse sind ein schlimmes Leiden, ein schlimmeres stellt die Armee von Personen dar, die den Offenbarungseid ge leistet haben, die wir in Deutschland besitzen. Sie säen nicht, aber sie ernten aus dem Ver trauen ihrer Mitmenschen, denen sie verhehlen, daß sie nichts besitzen, wenn sie eine Bestel lung machen. Auch wer schon wiederholt „hin eingefallen" ist, ist doch noch nicht von solchem Mißtrauen beseelt, -atz er nun jeden neuen Kunden für einen Betrüger hält; dabei würde er ja die Freude am Leben verlieren. Und hinterher erkennt er dann wieder und wieder, daß er geschädigt ist. Es sind in Gerichtsver- andlungen Tatsachen ausgestellt worden, daß solche Manifestanten in raffinierter Weise Ge- iver.«treibende geprellt haben, und sich doch noch Gefetzesmafchen zu sichern wußten, mit deren Hilfe sie einer verdienten strengen Strafe entwischten. Das Allerschönste aber ist, daß diese In dividuen, die auf Kosten ihrer gewissenlos ge schädigten Mitmenschen ein vergnügtes Leben führen, von allen öffentlichen Lasten frei sind. Der große Wehrbeitrag läßt heute viele Leute grübeln und rechnen, die erwähnten Zeitge- nossen geben lächelnd darüber fort, sie haben nichts, also zahlen sie nicht. Wie sie trotzdem sehr behaglich leben, das ist ihr Geheimnis. Selbstverständlich gibt es dabei auch Ausnab- meu, die durch unverschuldetes Unglück in ein« fatale Lage gekommen sind, aber diese nitzen den Ossenbarungseid auch nicht zur Benach teiligung anderer aus. Von ihnen gilt also nicht, was vorhin gesagt wurde. Aber um der Rechnung mit Treu und Glauben wieder zu einem normalen Stande zu verhelfen, er scheint es in der Tat angebracht, auch auf diesem Gebiete einmal für zeitgemäße „Refor men" zu sorgen. Denn was heute passierc, ist schon oft ein direkter Unfug. Jie EiseMWatastWhe bei Metz. Eine endgültige amtliche Meldung berich tet: Bei dem Eisenbahnunfall in Woippy sind sieben Personen getötet, drei Personen schwer und vier Personen leichter verletzt. Getötet sind die Musketiere Bikers, Reinhard und Paaß der 9. Kompagnie des Infanterie-Regi ments Nr. 173, Wilke von der 8. Kompagnie des Infanterie-Regiments Nr. 145, Lohmeier und Wullner von der 10. Kompagnie des Jn- fa-nerie-Negiments Nr. 67 und Gefreiter Dahl- yoß von der 2. Kompagnie des Infanterie- Regiments Nr. 145. Schwer verletzt sind die Musketiere Kramer von der 10. Kompagnie des Infanterie-Regiments Nr. 67, Wedding und Körper von der 9. Kompagnie des In- fanterie-Negiments Nr. 173. Leichter verletzt sind die Musketiere Hackenbroich Curian, Mais und Schmitz von der 9. Kompagnie des Jn- anterie-Negiments Nr. 173. Die Schwerver letzten- sind zurzeit nicht in Lebensgefahr. Die Katastrophe erinnert lebhasi an das schtoere Eisenbahnunglück von Mülheim a. Rh. im März 1910. Auch damals war es ein Militärurlauberzug, der mit dem Hamburg— Genua-Erpreßzug- zusammenst-ieß, 21 junge blühende Menschenleben wurden vernichtet. Sie hatten den Urlaub, den fröhlichen, hinter sich, Eltern und Geschwister hatten sich ihrer blühenden Gesundheit erfreut, in froher Stim mung kehrten sie zum Dienst in ihre Garni- son zurück, und in letzter Stunde ereilte sie der Tod, jäh und furchtbar. Der bei Metz verunglückte Militärzug kam von Elberfeld-Barmen. Er brachte Urlauber von den in Metz liegenden Infanterie-Regi mentern Nr. 67, 144, 145 und 174. Die in dem vorderen Abteil sitzenden Mannschaften wurden alle getötet. An der Unfallstelle, wo die Aufräumungsarbeiten alsbald ausgenom- men wurden, sand man große Blutlachen. Pakete mit Nahrungsmitteln, die den jungen Paterlandsverteidigern im Elteruhause milge geben worden waren, lagen verstreut umher. Die unverletzt gebliebenen Urlauber be.eiligten sich sofort an den Rettungsarbeiten. Die Ge töteten sind in das Garnisonlazarett in Metz gebracht und dort aufgebahrt worden. Dort« l in sind auch die Schwerverletzten gebracht worden. Von der Direktion der Reichsländischon Eisenbahnen in Straßburg wurde sofort eine Kommission an die Unfallstelle bei Woippy zur Vornahme einer Lokalbesichtigung entsandt. Die Herren von Dieskau Original-Roman von Franz Treller. K. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.i Stitt wie immer lag der Kirchhof in Brei tenbach da. Es war herbstlich geworden. Gräser und Blätter verrieten es deutlich, daß die Natur sich zu langem Schlafe anschickte. Der Wind rauschte durch die Zweige und sandte raschelnd welkes Laub zur Erde nieder, er schüttelte rauh die spärlicken Blüten, die noch auf den Gräbern standen, sauste durch die Saiten der Harfe, die zum Spiel für ihn am Baume hing, entlockte ihr dumpfe, gei- stepa'te A'horde und trug sie weit dahin auf seinen Schwingen. In die alsterbende Natur paßte als Staf fage das alte Weib mit dem runzelvollen Ge sicht; sie saß wie fast täglich, auch heute wie der auf einem Grabstein, vor sich h-instierend oder aus Gras, welken Blättern und den letz ten Blüten des Jahres Totenkränze flechtend. Ein bochgcwachscner junger Mann betrat den Kirchhof. Langsam schritt er auf den schmalen Pfaden entlang und schaute suchend umher. Bald fiel sein Blick auf das hohe Mar morkreuz. Er ging darauf zu, stand vor ihm still und las die Jnfckrift, den Namen „Marie". In der Hand trug er einen Strauß von weißen Rosen; er legte ihn auf das Grab nieder, faltete die Häu-de und seine Lippen bewegten sich m leisem Gebet. Ernst und feierlich war der Ausdruck feines Angesichts. Er war so in sich versunken, daß er das alte Weib nickt gewabrte, das nicht weit von ihm saß und ihn mit großen Augen anstarrte, auch nicht den Herrn, der langsam zwischen den Gräbern zu ihm heranschritt. „Arme Mutter, arme Mutter, wie früh entführte Dich der Todesengel dieser Erde. Arme Eltern, die ein neidisches Geschick nach kurzem Glück so grausam trennte und so weit entfernt von einander zum letzten Schlafe bettete. Könnt ihr herniederfchauen zu dieser Stätte, ihr Temen, so sehet euren Dohn in liebe»- voller Ehrchrckt eurer gedenken! So lange ich atme, will ich eurer nicht vergessen!" So stiegen die Gedanken empor aus seiner Seele Tiefe, als er mit gefalteten Händen daftand. Weihevolle Stimmung lag über ihm. Er bemerkte auch jetzt den Herrn noch nicht, der unweit von ihm stand und ihn mit seltener Erregung beobachtete. Leise, in bebenden Tönen, doch wohl ver ständlich klang es an das Ohr des still Be tenden: „Was führt Sie zu diefem Grabe, Herr Holtau-?" Ueberrascht wandte sich dieser um und sah in das bewegte Gesicht Mr. Warthons, dessen Auge mit einem unbeschreiblichen Ausdruck von Furcht, Hoffnung und Freude an ihm haftete. „In diesem Grabe schläft meine liebe Mutter." „Ah —!" Ein Schrei — ein Ton — bebend von freudigem Schreck, aus liefster seelischer Bewegung klang von den Gräbern wieder, daß Holtaus Herz erzitterte. Nach Atem ringend, mit einem Antlitz so bleich, daß Holtau erschrak, und nur mühsam die Laute hervorstoßend, sagte Hernrann von Dieskau: „In diesem Grabe schläft mein teures Weib seit sechsundzwanzig Jahren!" S-io sahen sich an, die beiden Männer, stumm, fragend — auch Holtau zitterre — „Deine Mutter — dann — bist Du mein Sohn?" Er breitete die Arme aus, und stumm, und mit einem Gefühle unwiderstehlicher Macht warf sich Holtau an des Mannes Brust. Lange hielt der Vater den Sohn um schlungen. Keiner von ihnen sah die alte Frau, die ausgestanden war und mit geisterhatten Augen auf die beiden Männer starrte. Es verging lange Zeit, bis ihre Seelen einigermaßen Ruhe finden und bis sie den stürmischen Emp findungen Worte verleihen konnten. Dieskau mußte sich auf einen Grabstein nied-erlassen, sein Sohn setzte sich zu ihm. Er klärungen folgten nun in fast fieberhafter Eile und brachten rasche Aufklärung über die selt samen Verwicklungen ferner Vergangenheit. Erst seit wenigen Tagen weiß ich, daß in diesem Grabe meine Mutter schläft," sagte Holtau nach einer längeren Pause. Er gab Dieskau den Brief seiner Mutter. Mit Tränen in den Augen las dieser ihn, ihm dünkte, die so heiß Geliebte spräche aus dem Grabe zu ihm. Dann sagte er: „Seit ich wußte, daß die Nachricht von meines Kindes Tod eine Lüge war, suchte ich Dich mit allen Mitteln, die mir zu Gebote standen. Wie kamst Du zu dem Namen Holtau? Alle unsere Ermittlun gen stellten fest, daß die Schwester Deiner Mutter, Elisabeth Steger, einen Professor Gehrmann geheiratet habe." „Holtau war meiner Tante erster Gatte und er adoptierte das vaterlose Kind. Rasch trennte der Tod diese Ehe, ich war damals noch sehr klein, und später wurde dann Pro fessor Gehrmann mein Erzieher und mein treuer Pflegevater. Ich führte selbstverständlich den Namen, den mir Holtau verlieh." „Da war freilich all mein Bemühen und Suchen vergeblich." „Aber welchen Namen führe ich nun, nach dem ein gütiges Geschick mich in meines Va ters Arine geführt?" „Du wirst Dich entschließen müssen, fortan Hermann von Dieskau zu sein mit der An wartschaft auf das Majorat, wenn ich meine Augen schließe." Dies war eine für Holtau sehr über raschende Wendung, aber sein Vater ließ ihm keine Zeit zu Einwendungen: „Komm, mein Sohn-," sagte Dieskau, der, obwohl noch etwas schwach, doch jetzt Kraft und Leben zeigte, „laß uns zum Pfarrer gehen, er muß wissen, daß auch noch heute Wunder geschehen." Er neigte sich zu dem Grabe. „Du Teure hast uns vereint." Als sich die Männer dann wandten, stand die alte Zenner vor ihnen, die verstörten Blicke aus sie gerichtet. „Du bist ihr Mann, Du mußt es sein!" „Ja, gute Alte —" „Und das ist ihr Kind?" „Ihr und mein Sohn — Gott hat uns hier zusammengeführt." „O ja — o ja — Gott ist gut — ja — er iü gerecht." Sie schlug die Hände vors Gesicht und ging kopfschüttelnd davon. Als die beiden Herren den Kirchhof ver ließen, schaute sie ihnen nach mit stieren Augen, so lange sie konnte. Der Pfarrer empfing die Fremden sehr freundlich und war tief ergriffen von dem, was er von Dieskau erfuhr. „Und da zweifeln die Menschen noch an Gottes Fügungen!" sagte er. Noch war die Unterredung nicht zu Ende, als der Pfarrer zur alten Zenner gerufen wurde: sie läge im Sterben. Der Geistliche folgte sofort dem Ruf« und die beiden Dieskaus begleiteten ihn, Vater Dieskau hatte ja ein hohes Interesse für die arme, unglücklich« Alte. (Fortsetzung folgt. L Vie eehte beotts Emulsion nachzumachen, wird vielfach versucht. Mit welchem Erfolg, zeigt ein Vergleich des Origi nals mit irgend einem der Ersatzpräparate. Schale und äußeres Gewand trifft man wohl, aber den Kern, das, worauf es ankomnit, nie mals Dazu gehört eine Erfahrung von fast 40 Jahren, auf welche die Hersteller von Emulsion zurückblicken, dam gehört vor allem daS nur ihnen bekannte Scottsche Verfahren. Somit auch hier von klaekakmungen lvlni! gewspntl